• Hallo Zusammen,

    seit einigen Tagen lese ich mich kreuz und quer durch dieses Forum hier. Ich bin dabei vor allem hier, im Angehörigenbereich, so oft auf Zeilen gestoßen in denen ich mich ein Stück weit selbst erkannte. Schon allein das hat mir geholfen, meine Gedanken zu sortieren und etwas klarer zu werden, im Hinblick auf die nächsten Schritte. Und obwohl ich mich ehrlich gefragt habe, ob ihr es nicht schon leid seid, (so viele ähnliche Geschichten und viele wiederkehrende Verhaltensmuster) geselle ich mich nun dazu und hoffe auf Austausch.

    Ich bin in einer noch relativ frischen, aber glücklichen Beziehung zu einem Mann, den ich liebe. Jedoch sind die Mengen Alkohol, die er konsumiert für mich Neuland. Bereits von Anfang an fiel mir auf, welchen Stellenwert Alkohol in seinem Leben besitzt und dass dieser oft Begleiter war. Meist zu geselligen Anlässen, an denen es nicht mangelt. Jedes Wochenende eine Feierlichkeit, unter der Woche die gemütlichen Abende mit Freunden. Unter der Woche ein paar Bier(chen- wie ich diese Verniedlichung hasse), am Wochenende ein paar mehr Bier + härtere Sachen. Wenn wir allein sind, trinkt er nicht oder alkoholfrei. Irgendwann kam der Knall, ein ernsthaftes Gespräch folgte und ich sagte das, was ich in diesem Moment komplett ernsthaft meinte. Dass ich Angst um ihn habe und sein Trinkverhalten kritisch sehe. Aber auch, dass ich ihn verlasse wenn ich das Gefühl habe, er hat ein Alkoholproblem.
    Seit dem ist Zeit vergangen, es war eine Weile besser/weniger Alkohol. Sind wir allein, trinkt er alkoholfrei oder gar nicht.

    Ich weiß nicht, ob sich meine Toleranz verändert hat, oder der Alkohol wieder reichlicher fliesst, Fakt ist ich bin hier gelandet.
    Ich weiß auch, niemand kann mir sagen ob mein Partner ein Alkoholproblem hat oder nicht. Und dass das auch nebensächlich ist, denn wichtig ist nur, dass ich mich nicht wohl fühle damit. Ich merke selbst, dass ich Bierdeckel zähle und überlege mit wem er sich wohl heute trifft und wie viel Bier er trinken wird. Und dann erkenne ich, dass das von mir nicht gesund ist und ich vermutlich schon Co bin.
    Viele Dinge sind meinem Kopf klar, doch sie tun mir schrecklich weh und ich winde mich wie ein Aal, zweifle an meiner Wahrnehmung und an meinem Urteilsvermögen.

    Immerhin, ich habe einen Fahrplan. Ich weiß nur nicht wie gut der ist. Morgen habe ich einen Beratungstermin und danach werde ich mit ihm reden. Wenn sich nichts ändert an seinem Trinkverhalten und er sich für den Alkohol statt für mich entscheidet, muss ich mich trennen. Aber ich hoffe so sehr, dass es nicht so kommen wird.

    Schon jetzt habe ich hier unheimlich viel mitnehmen können.. Danke dafür. Und voerst einen schönen Abend wünsche ich euch!

  • Hallo Grethe,

    willkommen im Forum. Ich kann dir leider noch nicht viel Tipps geben, da ich selbst hier noch neu bin und überhaupt ganz am Anfang meiner Reise stehe. Aber ich bin mir sicher, dass dir das Schreiben hier helfen kann - und natürlich auch die Antworten, die du bekommst.

    Was für eine Beratung ist das, die du morgen bekommst?

    LG ohneleben

    ... Du betrittst die Straße, und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.

  • Guten Morgen Ohneleben,
    vielen Dank für deine Antwort! Wenn du Muße hast es aufzuschreiben oder mir sagst wo ich nachlesen kann, würde mich deine Geschichte sehr interessieren!
    Ich habe heute einen Termin bei der Suchtberatung.

    Gestern Abend hatte ich einen ordentlichen Tiefpunkt.. XY rief mich an und ich hörte schon an seiner Stimme, dass er getrunken hatte. Es war nicht stark auffällig, aber diese Nuance zu überschwänglich und liebevoll. Außerdem hatte er Besuch von Freunden, da wusste ich eigentlich auch vorher schon, worauf es hinausläuft. Und dann traf mich die Erkenntnis, dass ich möglicherweise einen Menschen den ich liebe verlassen muss, mit voller Wucht.

    Wenn ich mir die nahe Zukunft vorstelle, sehe ich zwei Wege. Der eine ist eher ein Trampelpfad, das ist der Weg, dass ein Gespräch XY zum umdenken bringt und dass der Alkohol noch keine Sucht erzeugt hat und ich wichtiger bin. Der zweite Weg ist eine Straße, diese führt über eine Besserungsphase von XY letztlich doch zur Trennung. Und es macht mich so unfassbar traurig, aber momentan habe ich solche Angst, dass wir den zweiten Weg gehen werden.
    Ich hoffe das klingt jetzt nicht völlig wirr, aber wie so vielen hier, hilft es mir einfach meine Gedanken aufzuschreiben.

    Oft bilde ich mir ein, dass in meinem Kopf vielen bereits klar ist. Zusammenhänge und Co Abhängigkeit, und wie ich mich verhalten muss. Doch in der Realität funktioniert es einfach so unzureichend.

  • Hallo Grethe,

    herzlich willkommen im Forum. Dein letzter Satz bringt es auf den Punkt. Mir war im Kopf lange vieles klar, aber mein Herz spielte einfach nicht mit. Mir hat es geholfen, den Fokus wieder auf mich und meine Bedürfnisse zu lenken. In dem Maße wie ich mir meiner selbst sicherer wurde, bekam ich Herz und Kopf in Einklang. Es war ein langer, mitunter tränenreicher Prozess, aber er hat sich gelohnt.

    Wünsche Dir viel Kraft und Geduld
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Liebe Lütte,
    Ich hab deine Geschichte bis zum letzten Eintrag gelesen. Es war eine von denen, die mich am meisten bewegten und in denen ich mich so sehr wieder erkannte. Und es tat so gut, auch mal von einer überlebenden Beziehung zu lesen.

    Noch ein paar Gedanken die mir durch den Kopf gehen. Ich versuche mehr bei mir selber zu bleiben, mehr auf mich zu achten. Aber es fällt mir so unglaublich schwer das zu trennen von XY, weil ich (vllt dummerweise) immer noch die Hoffnung habe, dass er nicht abhängig ist und den Alkohol wirklich nur aus Genuss&Geselligkeit konsumiert. Darum kreist die Frage, was ist noch normal, was ist schon abhängig. Wahrscheinlich werde ich es erst in der Zeit nach unserem ernsthaften Gespräch herausfinden. Was wichtiger ist, der Alkohol oder ich.

    Haltet ihr es für den richtigen Schritt, noch einmal mit ihm zu sprechen? Momentan weiß er nicht mal, wie sehr mich das Thema belastet, denn ich habe mich seit unserem ersten Gespräch nicht noch mal dazu geäußert. Aber wenn XY nicht weiß wie kurz nach zwölf es ist, hat er auch nicht die Wahl etwas zu ändern. Und dann bekäme ich auch niemals die Antwort auf die Frage, Alkohol oder Beziehung.

    Ich weiß das sind keine guten, vorwärtsbringenden Gedanken. Aber sie sind eben da und ich lerne erst, mich selbst langsam wichtiger zu nehmen als ihn.

  • Danke liebe Grethe,

    ja, ich bin dankbar, dass ich meinen Weg so gegangen bin. Jetzt im Nachhinein war es enorm wichtig, mich wieder zu sehen und anzunehmen.

    Zu Anfang hatte ich genau die gleichen Fragen wie Du. Ist er Alkoholiker, soll ich mit ihm reden (für mich sehr schwierig, da ich äußerst konfliktscheu und harmoniebedürftig bin). Du solltest das tun, was sich für Dich richtig anfühlt. Wenn Du dieses Gespräch brauchst, rede mit ihm. Versprich Dir nur nicht zu viel davon. Alkoholiker ticken auf Grund ihrer Sucht einfach anders. Wichtig ist doch für Dich, dass Du Dich in dieser Beziehung nicht wohlfühlst. Womit ich zur nächsten wichtigen Erfahrung aus den letzten 4 Jahren komme. Du kannst ihn nicht ändern. Als diese Erkenntnis vom Kopf in mein Herz gewandert ist, konnte ich ihn loslassen, war für mich frei. Das hat für mich bedeutet, wenn ich will, dass mein Leben sich ändert, muss ich mich ändern. Das ging nicht von heute auf morgen, aber auch in Trippelschritten funktioniert es. Womit wir wieder bei Punkt 1 wären: Ich musste rausfinden was ich wollte und das für mich umsetzen.
    Das Ganze ist natürlich ein Prozess, der seine Zeit braucht. Ich wurde oft ungeduldig mit mir selbst und hab gezweifelt. Und natürlich ist mein Mann seinen Weg gegangen und nicht den von mir favorisierten :roll: . Auch dass hat mich unsicher gemacht. Dann natürlich die Beeinflussung von seiner Seite. Es sollte ja für ihn alles bleiben wie es ist. Es war schon eine anstrengende Zeit voller Zerrissenheit, aber es hat sich gelohnt.

    Ich wünsche Dir heute eine gute Beratung, sowie viel Kraft und Geduld für Deinen Weg.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Liebe Lütte, ich erkenne mich so wieder in dem was du schreibst. Danke dass du deine Erfahrungen teilst, das hilft.

    Ich möchte kurz von meinen gestrigen Gesprächen berichten. Zuerst das Gespräch in der Suchtberatung. Durch den Austausch hier und die vielen Infos aus dem Netz, war ich (zu?) gut vorbereitet. Leider ging es in dem Gespräch ausschließlich um XY, seine Trinkmenge, Trinkmuster und was ich tun kann um ihm zu helfen. Außerdem hatte ich ständig das Gefühl, mein Berater drängt mich in diese r Beziehung auch langfristig zu bleiben. Meine Versuche das Gespräch auch auf mich zu lenken, fruchteten kaum. Auch Suchtberater sind eben nur Menschen.
    Trotzdem hat mich das Gespräch nicht dümmer gemacht.

    Am Abend Stand dann das Gespräch mit XY an. Ich habe mir da wohl zu viel erhofft und war anschließend tatsächlich etwas resigniert und geerdet. Er sieht, dass ich ein Problem habe. Er hat natürlich keins, seine Trinkmenge und das ich mich sorge, geben ihm keinen Grund sein Trinkverhalten zu überdenken. Trotzdem (o-ton) ist er zu einem Kompromiss bereit. Unter der Woche keinen Alkohol, am Wochenende wäre entweder Bier oder Schnaps okay. Aber er ist nicht bereit gar nichts mehr zu trinken. Beendet wurde das Gespräch von ihm, ob wir jetzt nicht einen Haken dahinter machen könnten.

    Was soll ich sagen. Gerade fehlt mir einfach die Kraft die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Ich bin das Thema jetzt schon müde. Wahrscheinlich folgt nun eine Phase der Besserung.. Und trotzdem werde ich versuchen mich langsam zu lösen. Ich brauche mir da nichts vormachen.. der Alkohol ist wichtiger als ich.

  • Zitat von Grethe

    und was ich tun kann um ihm zu helfen.

    Hallo Grethe,

    als Alkoholkranker Mensch kann ich dir sagen, dass es nicht deine Aufgabe als Partnerin ist, ihm zu helfen.

    Aus der Diskussion mit deinem XY geht hervor, wie wichtig ihm der ALK ist.

    Gesunde Menschen müssen keine 'Kompromisse' machen.
    Gesunde Menschen können einfach nicht trinken.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Grethe,

    Zitat

    Er sieht, dass ich ein Problem habe

    sorry, aber da musste ich echt schmunzeln. Mein Mann hat auch gesehen, dass ich ein Problem habe. Er vermutete Depression oder vielleicht ging es mir einfach zu gut. Am Alkohol und unserer verqueren Beziehung hat das auf keinen Fall gelegen. Lass Dir Dein Gefühl, Deine Wahrnehmung nicht verunsichern. Du fühlst Dich nicht wohl in dieser Beziehung. Was würdest Du Deiner besten Freundin raten, wenn die sich in ihrer Beziehung nicht mehr wohlfühlt? Vertrau Dir.

    Ich kann Dir nur raten, zu schauen was Du für Dich tun kannst, damit es Dir besser geht. Das können auch kleine Dinge sein, mal ein Spaziergang, vielleicht ein Schaumbad, ein gutes Buch, ein vielleicht vernachlässigtes Hobby. Das gibt Kraft für Veränderungen.

    Wie ginge es Dir mit dem Gedanken, sich den Alkohol als eine andere Frau vorzustellen. Wie würdest Du handeln?

    Die Fragen sollen eine Anregung sein. Wenn Du sie hier nicht beantworten magst, ist da okay.

    Wünsche Dir ein entspanntes Wochenende
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Lieber Hans,
    ich lese deine Zeilen und weiß dass du Recht hast. Mit allem. Und ich fürchte mich vor den Konsequenzen, die mein logischer Verstand daraus zieht.

    Liebe Lütte,

    Zitat

    Du kannst ihn nicht ändern.


    Das begreife ich immer mehr. Nichts was ich sage oder tue wird etwas ändern. Und auch wenn es jetzt eine Weile besser ist, verzögere ich den vorbestimmten Weg nur. Und schmunzel ruhig! Manchmal tue ich das selber, weil ich (meiner Meinung nach) eigentlich ein selbstreflektierter, gereifter Mensch bin und mich das nicht davor bewahrt hat, nun in dieser Situation zu sein. Noch vor einem halben Jahr sagte ich, dass ich gehe, wenn XY ein Alkoholproblem hat. Sieht man ja wie gut das klappt.

    Ich tue viel für mich selbst. Wir wohnen noch nicht zusammen, ich habe ein tolles Hobby und eine liebevolle Familie und Freunde. Ich werde irgendwann den richtigen Schritt tun und mich trennen.. das will ich von ganzem Herzen, denn ich will mich nicht selbst zerstören. Aber noch kann ich mich nicht lösen. Vllt tut es mir noch nicht genug weh. Gerade fühle ich mich sehr abgekapselt von allem, als würde ich die Situation von außen beobachten.

  • Guten Abend euch allen,

    ich würde gern einen kurzen Bericht vom Wochenende hier lassen, für mich selbst und falls jemand mitliest.
    Mein XY und ich waren auf einer Feier und obwohl wir gerade vor drei Tagen unser Gespräch (meinen Monolog?) hatten, trank er in gewohnter Manier seinen Schnaps. Zu späterer Stunde zog ich mich zurück, weil ich weinen musste. XY folgte mir und wollte mich in den Arm nehmen. Als ich das nicht zulies, war er sofort genervt.

    Überhaupt ist das der momentane Zustand, ich distanziere mich zunehmend und darauf reagiert XY folgendermaßen: Er ignoriert die Situation und tut als ob alles in Ordnung wäre. Oder er ist genervt. Vielleicht sollte ich dankbar sein dafür, denn gerade hilft mir sein Verhalten mich innerlich zu entfernen von ihm. Jedoch schwankt auch meine Gefühlslage zwischen Distanz und großer Traurigkeit, dass alle schönen Worte von ihm nichts wert waren und er sich ohne Not für den Alkohol entschieden hat.
    Ein bisschen Zeit werde ich wohl für mich noch brauchen, bis ich den Schritt zur Trennung schaffe. Doch wenn es so weiter geht, kommt diese wohl schneller als ich es vor kurzer Zeit noch vermutet hätte.

  • hallo Grethe,

    diese Gespräche bewirken nichts, außer das ich mir immer wieder neue Hoffnungen machte, die dann prompt zerstört wurden.

    Ich kenne auch dieses so tun als ob alles in Ordnung wäre. Das konnte mich ganz schön wütend machen. Ich fühlte mich dann nicht ernst genommen. Heute denke ich, der nasse Alkoholiker hört es zwar, aber es kommt nicht bei ihm an.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Grethe,

    Du veränderst Dich, Du nimmst sein Saufen nicht mehr hin. Das muss ihn doch nerven (Ironie aus). Solange er von sich aus an seinem Trinkverhalten nichts ändert, wird sich für Dich in dieser Beziehung auch nichts ändern. Nur Du selbst kannst Veränderungen herbei führen. Wenn wir jetzt auf Geburtstage eingeladen sind, gehen wir meist recht früh, weil es uns einfach nur nervt zuzuschauen, wie der Rest der Gäste langsam betrunken wird. Damit können wir nichts mehr anfangen.

    viel Kraft und Geduld für Dich
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Guten Morgen Grethe,

    Der nasse Alkoholiker muss seinen Schnaps trinken.
    Es geht nicht anders.
    Darüber kann nicht diskutiert und logisch argumentiert werden.

    Das musst du auch nicht verstehen.
    Das ist nicht deine Aufgabe.

    Wenn er seine Sucht erkennen kann, kann er sich Hilfe holen.
    Bei Profi's.

    Solange die Welt für ihn in Ordnung erscheint, muss er nichts ändern.
    Und du wirst ihm nicht erklären können, dass die Welt nicht in Ordnung ist.

    Solange du ihm dabei hilfst, seine Welt einigermaßen in Ordnung zu finden, weil du noch bei ihm bist und ihm bei trinken zuschaust,
    gibt es auch keinen Grund mit dem saufen aufzuhören.

    Das Ziel sollte sein: deine Welt in Ordnung zu halten.

    Liebe Grüße
    Hans

  • P.S.

    Ich wusste lange schon, dass meine Welt nicht mehr in Ordnung ist.
    Die Kommentare meiner Frau zum Thema trinken, haben mich genervt.

    Es war meine Entscheidung, mit dem Saufen aufzuhören.
    Und ich habe es für mich getan, weil ich so nicht mehr leben wollte.

    Erst heute kann ich (ein wenig) verstehen, was ich meinen Lieben angetan habe.

  • Zitat von Grethe

    Ich versuche mehr bei mir selber zu bleiben, mehr auf mich zu achten. Aber es fällt mir so unglaublich schwer das zu trennen von XY, weil ich (vllt dummerweise) immer noch die Hoffnung habe, dass er nicht abhängig ist und den Alkohol wirklich nur aus Genuss&Geselligkeit konsumiert. Darum kreist die Frage, was ist noch normal, was ist schon abhängig.


    Hallo Grethe,
    ich bin in einem sehr ähnlichen Stadium, wie Du; zwischen Hoffnung, Zorn, Selbstbeobachtung und dem Kampf um Achtsamkeit, mit mir selbst. Es ist doch vollkommen normal, dass es schwer ist, auf einmal, strikt diese Grenze zwischen dem "Partner" und sich zu ziehen! Ich empfinde es mehrmals am Tag so, dass ich mich dahin zwinge das "uns" zu trennen, in ihn und mich..aber das ist für mich nicht der Weg in einer Liebes-Beziehung. Dort gibt es das "uns", neben und mit den eigenen Bedürfnissen und denen des Partners. Dieser Schritt, ist für mich der erste auf dem Weg aus der Beziehung, und das ist schwer...
    Mein Mann macht es mir nicht leicht, denn seit 10 Tagen hat er seinen Konsum sehr stark runtergeschraubt. Er ist wieder der Mann, den ich erst vor kurzem geheiratet habe und ich kämpfe gegen die Hoffnung, traue dem Frieden nicht. Klar bin ich in Gedanken auch bei der Tatsache, dass ich mir wünsche, dass es jetzt so weiter geht und das ist ja ein Stück weit auch normal. Es erscheint mir nicht so, dass er abhängig ist, denn er ist viel ausgeglichener und besser gelaunt, als mit seinem penetrant hohen Konsum. Aber wer weiß was in einer Woche, einem Monat, einem Jahr ist?! Ich muss lernen, mich auf mich zu verlassen und mich wahrzunehmen, und das musst Du auch. Um das zu könnnen, dürfen wir unser Denken und Handeln nicht vom Alkoholkonsum, der Sucht eines anderen abhängig machen. Das ist ein langer Weg, fürchte ich! Ich wünsche Dir Kraft dabei!

    If you can`t hold me now, you will never hold me again!

  • Vielen Dank euch alles schon mal für eure Antworten! Sie sind eine echte Hilfe, ein roter Faden für meine Gedanken und ein Wegweiser.

    In den nächsten Tagen möchte ich euch ausführlicher Antworten, sobald meine Zeit es zulässt.
    Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit und vor allem Trinkula viel Kraft, es ist beruhigend nicht alleine dazustehen.

  • Liebe Morgenrot,
    mittlerweile denke ich auch, er kann es gar nicht wirklich verarbeiten was ich ihm sage. Es ist ihm nicht möglich, auf sich selbst zu schauen und sein Trinkverhalten zu reflektieren. Genau das ist doch typisch für eine (beginnende?) Sucht.

    Liebe Lütte,
    es ist ein furchtbares Wechselbad der Gefühle momentan. Irgendwo hier im Forum las ich etwas von "Nähe und Distanz Spiel". Da stecke ich mittendrin. Eigentlich bin ich enttäuscht von ihm, und will mich distanzieren. Das gelingt aber nur, solange er um meine Zuneigung kämpft. Aber sobald er mich wegstößt, setzt mein Verstand aus und der Instinkt ist nur noch: Nimm mich wieder in den Arm und mach dass alles Gut ist.
    Ich habe leider das Gefühl, für drei mühsame Schritte voran, mache ich fünf schnelle zurück.

    Lieber Hans,
    ich lese gerne Zeilen von dir. Die sind klar und deutlich, und doch ohne zu bewerten. Und außerdem triffst du den Nagel so oft auf den Kopf. Vielleicht sollte ich mir deine Text übers Bett hängen, um sie auch zu verinnerlichen.

    Liebe Trinkula,
    wie ist der aktuelle Stand bei dir? Ich ertappe mich zuweilen bei dem Wunsch, mein XY möge es mir doch bitte mit irgendeiner furchtbaren Aktion leichter machen zu gehen. Ich habe mich entschieden, bei ihm zu bleiben, so lange eine Trennung mich noch so sehr von den Füßen reißen würde. Nun warte ich im Prinzip darauf, dass er irgendwas völlig verbockt, oder dass es mich mit der Zeit so ankotzt, dass keine Liebe mehr übrig ist. Oder zumindest so wenig Gefühle, dass ich nicht schon allein beim Gedanken an Trennung heule.

    Ihr seht, es geht momentan ncht vorwärts bei mir. Eher falle ich ziemlich zurück. Und manchmal stehe ich ungläubig da und kann nicht fassen, wie meine vorher glückliche Beziehung in den letzten zwei Wochen so kippen konnte.

  • Liebe Grete,
    bei mir ist es unverändert. Er trinkt seit 14 Tagen, als hätte er kein Alkoholproblem und ich kann mich nicht entspannen, weil ich dem Frieden nicht traue. Mir ist klar, dass ich den Weg zu mir zurück nicht ohne Hilfe finde und habe am Montag endlich die Gelegenheit zu einer Selbsthilfe Gruppe, ausschließlich für Angehörige zu gehen.
    Deine Gefühle kann ich nachvollziehen. Ich denke auch manchmal, dass es einfacher wäre, wenn er sich direkt und eindeutig für den Alkohol entscheiden würde. Aber das ist nur ein Zeichen unserer inneren Zerrissenheit. Aus meiner ersten Ehe habe ich mich nach vielen Jahren einer langsamen, aber stetigen Abwärtsentwicklung gelöst. Ich hatte jeden Tag dasselbe Muster vor Augen und es gab nicht dieses Wechselbad, diese Achterbahn.. das "lustige" Nähe-Distanz Spiel ( hatte ich hier schonmal geschrieben) fehlte und ich konnte am Ende klaren Verstandes und ohne Zweifel entscheiden und gehen. Hier ist der Mann, den ich liebe noch da, im Wechsel mit einem Fremden, den ich nicht ertrage. Das ist verstörend, lässt einen am eigenen Verstand zweifeln... aber wir werden da raus finden. :!:

    If you can`t hold me now, you will never hold me again!

  • Zitat von Trinkula

    Ich denke auch manchmal, dass es einfacher wäre, wenn er sich direkt und eindeutig für den Alkohol entscheiden würde. Aber das ist nur ein Zeichen unserer inneren Zerrissenheit.

    Guten Morgen,

    Ich habe mich in meiner nassen Zeit nicht für den Alkohol 'entschieden'.
    Ich war ihm ausgeliefert.
    Was keine Entschuldigung für meine Sauferei sein soll.
    Es gibt keinen rationalen Zugang zu der Sucht, wenn ich anfange zu trinken, kann ich nicht mehr entscheiden, aufzuhören (Kontrollverlust).
    Also bleibt nur: Therapie und lebenslange Abstinenz!

    Ich alleine als Trinker habe die Chance (oder auch nicht) zu erkennen, dass ich krank bin und etwas dagegen unternehmen.
    Manchen bietet sich diese Chance, vielen nicht.
    Deshalb sterben jährlich 75.000 Menschen an den Folgen der Sauferei.
    Es ist eine gefährliche Krankheit, die professionelle Hilfe erfordert.

    Von den Angehörigen kann nur der eindeutige Hinweis ausgehen, dass das Trinkverhalten des nassen Alkoholikers nicht hingenommen wird.
    Es ist einer der wichtigen Hinweise auf eine Alkoholsucht, wenn ich von meinen Angehörigen, Freunden oder Arbeitskollegen auf mein Trinkverhalten angesprochen werde. Dann habe die Chance nachzudenken.

    Wenn alle in meiner Umwelt das Problem zudecken und mitspielen, dann muss ich ja nichts ändern.

    Liebe Grüße
    Hans

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