Hallo zusammen! (:
Ich bin neu hier, habe mich vor einigen angemeldet und wurde auch ganz schnell freigeschaltet. Bevor ich selbst ein Thema eröffne, wollte ich aber erst ein bisschen mehr im Forum lesen. Mir sind auch ein paar Themen aufgefallen, die Gedanken und Probleme besprechen, die meinen recht ähnlich sind. Trotzdem glaube ich, dass es wohl ganz hilfreich sein kann, wenn ich ein eigenes Thema anfange, um meine Gedanken aufzuschreiben.
Erstmal ist es wohl ganz gut sich nochmal vorzustellen, also, auf geht's.
ZitatIch bin auf dieses Forum bzw. das Unterforum für erwachsene Kinder von Alkoholikern gestoßen, als ich vor kurzem angefangen habe mich mehr mit dem Thema auseinander zu setzen.
Letztes Jahr ging meine erste Beziehung nach 8 Jahren in die Brüche; eine Beziehung in der es mir sehr schlecht ging da mein Ex-Freund emotional manipulativ und missbräuchlich war. Was mich im Endeffekt über einen kleinen Umweg (narzisstische Persönlichkeitsstörung, dysfunktionale Familien etc.) dazu brachte, den Begriff der "erwachsenen Kinder" zu recherchieren und mich detailliert mit meiner Kindheit auseinander zu setzen.Ich bin jetzt 22 und ich bin 16 Jahre lang in einem Haushalt mit meinem alkoholkranken Vater, meiner Mutter und zwei jüngeren Geschwistern aufgewachsen. Bis er uns dann in einem Anfall von Eifersucht übernacht rausgeworfen hat.
Für mindestens 8 Jahre habe ich ihn nicht einen Tag lang nüchtern erlebt und leider fing meine Mutter (bei der meine Geschwister und ich bis heute leben) nach einer Weile auch an zu trinken; laut ihr um ihn aushalten zu können.
Der Umstand dass sie nun immernoch trinkt und das dadurch bedingte Verhalten verstärkt bei mir jetzt sehr die Probleme die ich habe; Angstzustände, Flashbacks, Unsicherheit darüber in welche Richtung mein Leben gehen soll usw.
Vielleicht ist das aber auch gar nicht so schlecht, denn das hat mich irgendwo dazu gezwungen zu aktzeptieren dass sie ebenfalls ein Alkoholproblem hat, was ich jahrelang gar nicht sehen wollte.
Hab ich mal aus meiner Vorstellung kopiert. (:
Das sind so die Dinge um die es mir momentan hauptsächlich geht. Das Alkoholproblem meiner Mutter und wie es mich beeinflusst bzw. wie ich es schaffen kann diesen Einfluss los zu werden.
Zu meinem Vater besteht kein Kontakt mehr, schon seit 6 Jahren nicht mehr. Am Anfang war das sehr furchtbar, da er den Kontaktabbruch nicht respektieren und aktzeptieren wollte, ständig wegen Belanglosigkeiten vorbei kam. Dazu hatte er erstmal unsere neue Adresse rausfinden müssen . . . zwei Mal sogar. Diese Besuche und Dinge wie ungewollte Geburtstagsgeschenke hörten aber auf, nachdem meine Mutter ihn an der Tür mehr oder minder angeschrien hatte dass wir mit ihm nichts zu tun haben wollten.
Meine Mutter trinkt schon seit Jahren inzwischen, zunehmend mehr, besonders dann wenn sie viel Stress hat. Arbeiten geht sie, sie kümmert sich auch um Einkäufe und den Haushalt, wobei sie damit immer mehr Probleme hat.
Meine Geschwister und ich haben lange einfach ignoriert dass sie auch angefangen hatte zu trinken. Es kam schleichend, sie hat anfangs nur dann zum Alkohol gegriffen wenn sie sich mit unserem Vater gestritten hat, dann wurde es langsam mehr. Wir haben darüber kaum gesprochen . . . nur ab und zu, wenn es mal deutlich mehr war als normaler Weise, wenn wir anfingen uns Sorgen zu machen, weil sie doch irgendwo hin fahren mussten usw. oder es ihr gesundheitlich nicht gut ging.
Mit meiner Schwester habe ich sie dann vor ein paar Jahren mal darauf angesprochen, ihr gesagt dass wir uns Sorgen machen weil wir sehen wie viel sie trinkt und das gefährlich ist. Dass wir uns wünschen würden sie würde damit aufhören, dass wir Angst haben um sie und auch um uns. Wir sind alle sehr auf sie bezogen und geprägt dadurch, dass sie uns regelrecht vor unserem Vater beschützt hat teilweise. Verlustängste sind ja sowieso normal wenn man in so einer Situation aufwächst, aber umso stärker ist natürlich auch die Angst dass sie so wird wie er, uns vernachlässigt, weh tut, sich selbst zerstört usw.
Mir ist aber in den letzten Wochen sehr bewusst geworden, dass sie schon an dem Punkt angekommen ist, an dem die Sucht deutliche Spuren hinterlässt. Wie gesagt, sie hat Probleme ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, sitzt oft nur rum, kann sich nicht aufraffen, dazu kommen Gedächtnisprobleme und ganz typische Stimmungsschwankungen, Ausbrüche, Bemerkungen die keinen Sinn ergeben für jemanden der normal und logisch denkt.
Und dann arbeiten bei mir natürlich genau diese Verlustängste. Ich habe glaube ich angefangen um meine Mutter zu trauern, weil ich auf einmal gemerkt habe, sie ist nicht mehr der Mensch der sie war. Aus diesem Gespräch das wir mit ihr geführt hatten ging auch deutlich hervor, dass sie nicht aufhören will oder kann. Alles was sie uns an Antworten gegeben hat war "das ist nicht so einfach", "es ist eine Sucht", "ihr wollt gar nicht dass ich einfach aufhöre, ich weiß wie ich dann bin". Auch andere Gespräche die ich mit ihr alleine geführt habe, in denen ich vorsichtig das Thema anschnitt haben so geendet. Es lief immer darauf hinaus dass sie meinte das wäre (zu?) schwer und wir würden sie sowieso nicht auf Entzug erleben wollen. Manchmal versuchte sie gegenüber mir auch die Sucht zu "begründen"; so nach dem Motto "ich musste ja trinken, anders war euer Vater nicht zu ertragen" oder "ich brauche das um schlafen zu können, anders werde ich meiner Gedanken nicht Herr". Solche Dinge.
Ich weiß dass ich ihr nicht helfen kann, das muss sie selbst tun. Deshalb gab es auch nie viele dieser Gespräche, nur ab und zu mal wieder. Sozusagen um nachzuforschen ob sie immer noch keine Hilfe will. Der Leidensdruck auf meiner Seite ist ja doch recht groß . . . und ich war schon immer diejenige mit der sie am meisten über Dinge, auch Probleme, gesprochen hat.
Da liegt aber ein anderes Problem. Ich fühle mich dadurch in eine Übernahme von Verantwortung gedrängt, die nicht gut für mich ist und die ich auch entschieden gar nicht (mehr) will. Das sind ihre Probleme und ich bin als ihr Kind für viele Dinge der falsche Ansprechpartner. Aber Kontakt zu Freunden hat sie keinen.
Bevor das hier zu sehr ausufert, weil ich grade in einem recht langen Gedankenstrang bin: generell weiß ich dass ich mit meinen Problemen erst richtig umgehen lernen kann, wenn ich Abstand nehme. Vor allem emotional. Aber das ist leider leichter gesagt als getan . . . und alles was ich momentan will ist von zuhause ausziehen. Einfach weil ich gemerkt hab mir tut es gut wenn ich sie nicht jeden Tag um mich haben muss (ich bin momentan für einige Wochen bei meinem Freund, der gute 1.000km entfernt wohnt). Denn so kann ich mich stückweise mit den Problemen konfrontieren und in einem Tempo, das sich komplett nach mir richtet.
Das ist jedenfalls jetzt gerade einfacher und für mein Gefühl besser, als in einer Situation zu sein in der ich keine Ahnung hab was als nächstes passiert. Das verursacht bei mir momentan leider extreme Angstzustände, die es mir fast unmöglich machen mein eigenes Leben irgendwie auf die Reihe zu bekommen.
Was dringend nötig ist, nach einem versauten und einem abgebrochenen Studium (aus finanziellen Gründen). Ich sollte und will mir auch im Moment eine Ausbildung suchen, evtl. einen Nebenjob bis zum Start, aber das ständige hin und her, die Zusammenbrüche usw. machen mir das ziemlich unmöglich. Ich bin durch die Dinge die meine Mutter sagt und tut, wie sie in mein Leben eingreift verunsichert was ich eigentlich will und was sie will das ich tue. Weil sie mir permanent sagt dies und jenes wäre schlecht für mich oder keine gute Idee und eigentlich wollte ich doch immer das und das. Bisher war ich aber auch unfähig ihr zu sagen dass sie sich da raushalten soll.
Alles in mir sträubt sich gegen den Gedanken weiter dort wohnen zu bleiben. Aber ab und an kommen dann doch wieder Schuldgefühle hoch, Gedanken daran dass ich sie und / oder meine Geschwister im Stich lasse, dass es nicht fair von mir ist den Kontakt zumindest bis zu einem gewissen Grad abbrechen zu wollen usw.
Wie man sieht, bin ich sehr hin und her gerissen. Eigentlich weiß ich was gut für mich wäre, hab aber gleichzeitig Angst davor es durchzuziehen. Ach mensch.
Ich belasse es für jetzt mal dabei.
LG,
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