Notbremse gezogen, wie gehts jetzt weiter?

  • Hallo Bretone!

    Willkommen hier im Forum.

    Du hast doch in den letzten 1 1/2 Jahren gezeigt, dass Du trocken leben kannst. Auf dieser Erkenntnis kannst Du jetzt aufbauen. Du bist heute weiter als vor 1 1/2 Jahren.

    Ein Rückfall, der zu gegebener Zeit aufzuarbeiten ist, ist nicht der Untergang. Er passiert vielen, die sich mühsam aus der Sucht arbeiten.

    Wichtig erscheint mir, dass Du zur Ruhe kommst. Die erforderlichen Schritte hast Du ja glücklicherweise eingeleitet. Und mach Dir bloß keine Vorwürfe. Schuld trägst Du keine, nur die Verantwortung.

    Bist Du in einer realen SHG, in der Du dich zusätzlich austauschen kannst? Dort wird doch der/die eine oder andere dabei sein, die/der einen Rückfall erlitten hat. In so einer Situation tut der direkte menschlich-persönliche Austausch bestimmt gut.

    Wenn Du dich gefangen hast, kannst Du ja mal berichten, ob der Rückfall wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam oder warst Du in dem Glauben, Du könntest doch mal wieder ein Glas probieren, weil Du "geheilt" bist. Vielleicht magst Du ja, wenn Du so weit bist, mitteilen, wie die Umstände denn aussahen, die dich wieder zur Flasche haben greifen lassen.

    Nach allem was ich von Rückfällen mitbekommen habe, baut sich dieser sich häufig über einen gewissen Zeitraum auf. Man rückt die eigene Trockenheit nicht mehr in den Focus, fängt an zu glauben, man habe jetzt alles im Griff und sei infolge des Zeitablaufs wieder dort angelangt, wo man vor der Alkoholkarriere mal stand.

    Hattest Du denn tief im Innersten mal geglaubt, Du könntest irgendwann mal wieder moderat trinken?

    Sieh es auch mal so: Du hast Dir selbst bewiesen, dass z.B. das sog. "Kontrollierte Trinken" für dich ebenfalls nicht in Betracht kommt.


    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Bretone,

    Zitat

    Ich verzweifel allerdings, meine Gedanken drehen sich den ganzen Tag um diesen verdammten Rückfall. Meine Angst, dass ich nun wieder von ganz vorne anfangen muss, mit Saufdruck usw. zu kämpfen lässt mich nicht los. Ich bereue es so sehr.

    auch wenn ich noch keinen Rückfall hatte, ich verstehe was du meinst.

    Mach dich jetzt aber nicht verrückt, den Rückfall kannst du nicht ungeschehen machen.

    Schau nach vorne, du hast es doch noch mal geschafft dir recht schnell Hilfe zu holen.

    Du fängst doch nicht von vorne an, oder hast du in den 1,5 Jahren nichts gelernt :?:

    Wie kam es denn zu dem Rückfall, baute er sich auf oder kam es ganz plötzlich :?:

    LG Martin

  • Hallo Bretone,

    es ist gut, dass Du den Weg zu uns ins Forum gefunden hast. Herzlich willkommen!

    Es ist vor allem wichtig, dass man sich mit seiner Krankheit auseinandersetzt.

    Und da Du es beruflich nicht schaffst, bist Du hier zu wenigstens unter ebenfalls
    "Betroffenen", und kannst Dich austauschen!

    Der Rückfall ist nunmal passiert und nun heisst es vorwärts zu sehen.

    Und vor allem hast Du nun die Erkenntnis gewonnen, das "Trockensein" nichts halbes ist.

    Wir (trockenen) Alkoholiker sind nicht in der Lage gemässigt zu trinken, wie andere.

    Aus diesem Grund müssen wir auf jeglichen Alkohol verzichten, um die Krankheit Alkoholismus zu stoppen!

    Einfach so unbeschwert wie andere möchtest Du leben... Gehört denn der Alkoholkonsum dazu?
    Ich meine auf keinen Fall!

    Schau Dich um, und Du wirst feststellen, wieviel Menschen es gibt, die gänzlich ohne Alkohol
    zu trinken durchs Leben gehen. Sehr viele!

    Denn der Alkohol macht alles nur schwieriger und mindert enorm die Lebensfreude.

    Die Lebensfreude und die Glücksgefühle sind ungetrübt eindeutig klarer.

    Auch Tiefen des Lebens lassen sich viel besser ertragen!

    Das ist auch ein guter Grund, weiterhin mit klarem Kopf durchs Leben zugehen, meinst Du nicht auch?

    Du schaffst das!

    LG Elly

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Zitat von Bretone


    Warum der Rückfall kam, kann ich (noch?) nicht genau sagen. Mir gings weder schlecht (im Gegenteil - ich würde mich eher euphorisch gestimmt bezeichnen), noch war ich auf irgendeiner Feier oder so. Ich wurde einfach schwach und dachte mir "jetzt probierstes nochmal". Ich spielte allerdings Tage zuvor schon mit diesem Gedanken. Ich glaube, ich wollte einfach wieder so unbeschwert leben können, wie alle anderen. Ich hasse dieses "anders sein".

    Hallo!

    Dachte ich mir schon. Wenn sich im Innersten der Gedanke breit macht, irgendwann kann ich wieder "normal" trinken, wie andere auch, dann ist dies für mich der erste große Schritt in Richtung Rückfall bereits zurückgelegt. Dann gaukelt einem das blöde Suchtgedächtnis noch vor, wie toll doch der Konsum angeblich sei, und schon höhlt der stete Tropfen den Stein.

    Sobald man die eigene Abstinenz irgendwie zur Disposition stellt, ist es häufig nur eine Frage der Zeit, bis es zum Krisenfall kommt.

    Ich stehe rückhaltlos zu meiner Trockenheit. Sie steht auf meiner Prioritätenliste an Nr.1 gemeinsam mit meiner Familie. Alles andere ist dagegen minder bedeutsam. Da, wo ich mal war, möchte ich nie wieder hin.

    Diese Einstellung kann man erlernen z.B. durch regelmäßigen Austausch mit ebenfalls Kranken und der Auseinandersetzung mit unserer Krankheit insbesondere ihrer schäbigen Heimtücke.

    Ein weiterer wichtiger Schritt besteht darin, die eigene Krankheit zu akzeptieren. Du schreibst von "Hass auf das Anderssein". Das ist m.E. keine vernünftige Einstellung. Ich habe mich mit ihr prima arrangiert. Das kam bei mir nicht von jetzt auf gleich, sondern dauerte. Ich habe nun mal diese Krankheit, die ich mir nicht freiwillig ausgesucht habe. Aber ich habe meinen Frieden mit ihr gemacht. Ich werde sie nicht mehr los. Aber das ist mir mittlerweile egal. Ja und? Ich bin in einer sehr angenehmen Situation. Ich muss gegen die Krankheit keine Pillen einwerfen, mich bestrahlen lassen oder ähnliches. ich muss nur etwas unterlassen, nämlich Alkohol zuzuführen.
    So gesehen, geht es mir verdammt gut. Und wie andere mein Verhalten
    finden, das ist mir völlig wurscht. Es ist mein Leben, dass ich nach vielen Jahren wieder mit purem und ungetrübtem Leben, nämlich der Realität ausfülle.

    Ich räume ein, ich habe im Vergleich zu dir insoweit einen Vorteil. ich habe mehr Lebenserfahrung. Du bist noch sehr jung. Mir dürfte daher diese Einstellung leichter fallen.

    ich gebe dir noch einen kleinen Tipp: Schau dir mal die Triologie "Der Trocken-Doc" von Bernd Thränhardt an. Die lief mal im MDR und dürfte dort noch in der Mediathek zu finden sein.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Bretone,

    Zitat

    Ich hasse dieses "anders sein".

    das kommt darauf an was du unter "normal sein" verstehst.

    Ist es denn normal Gift zu trinken, am Morgen danach Kopfschmerzen zu haben,

    nicht mehr zu wissen was man tut ....... :?:

    Wenn ich eine Liste mit Pro und Contra trinken machen würde, auf der Proseite wäre alles leer.

    Für die Contraseite bräuchte ich viel Papier, wie sieht es bei dir aus :?:

    LG Martin

  • Hallo Bretone!
    Herzlich willkommen hier!
    Sicher ist es so, dass Dein Suchtzentrum wieder anspringen kann und Du womöglich auch wieder Saufdruck hast, was Du in Deiner trockenen Zeit nicht mehr so oft oder so stark hattest. Aber es gibt doch auch etwas, an das Du anknüpfen kannst.
    Ich hatte auch mal einen Rückfall, habe aber keinen Sinn dringesehen, mir dafür jetzt ewig die Schuld zu geben. Ich habs akzeptiert und mir angeschaut, was da passiert ist. Und hab mir gesagt: jetzt musst Du aufstehen und weitermachen. Womöglich nochmal Hilfe suchen, schauen, was mich da geritten hatten, um einen weiteren Rückfall zu verhindern. Ich will keinen Rückfall schön reden, aber es bringt auch nichts sich zu verurteilen, sondern zu schauen: was kann ich daraus jetzt lernen, um wirklich trocken zu bleiben.
    Viele Grüße
    Calida

  • Was wäre deine ersten Punkte auf der Contraseite? Würde mich bei einigen interessieren.

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