Mehr als verzweifelt - könnt ihr mir helfen

  • Hallo hope,

    herzlich willkommen bei uns im Forum. Du hast einen schönen Nick, und ich würde dir wünschen das du beides für dich wieder wahrnehmen könntest, die Hoffnung und die Sonne.

    In einer Ehe oder Partnerschaft mit einem nassen Alkoholiker gibt es wenig bis gar nichts davon.
    Es ist so typisch was du beschreibst, immer wieder die Versuche einen nassen Alkoholiker zum umdenken und zur Abstinenz zu motivieren.
    Das schafft niemand von uns, das muß vom Alkoholiker selbst kommen.
    Wir, die Angehörigen gehen daran kaputt und werden selbst krank.

    Einem nassen Alkoholiker ist nichts wichtiger als der Alkohol, weder Ehefrau noch Tochter zählen da. Ich wurde benutzt, als die Schuldige, und versuchte immer weiter mich zu verbiegen, und was tat er, er trank in Ruhe weiter.
    Wichtig ist für dich, das du erst einmal nur das ankündigst, was du auch wirklich durchziehen kannst, also konsquentes Handeln, denn ansonsten nimmt er dich nicht ernst.
    Du kannst ihm nicht helfen, aber tue etwas für dich. Lass du dich beraten, wie es im Falle einer Trennung aussehen würde, du wirst nicht mittellos dastehen.
    Dazu brauchst du aber Sicherheit, die dir dann auch wieder den Rücken stärken kann, dich in eine andere Position ihm gegenüber bringt.

    Dein Kind, so klein es auch sein mag, spürt genau, das etwas nicht stimmt. Als mir meine Kinder später erzählten, wann sie es zum ersten Mal gespürt haben, war ich entsetzt, weil ich auch immer der Meinung war, ich hätte von ihnen alles fernhalten können.

    Für mich konnte sich erst etwas ändern, als ich etwas geändert habe, ich habe nicht mehr geschwiegen. Ich habe die Dinge beim Namen genannt, und habe nicht mehr still vor mich hin gelitten und alles vertuscht.

    Gut, das du dir mal vieles von der Seele geschrieben hast. Ich kann jedes Wort nachvollziehen und wünsche dir hier einen guten Austausch, und das du möglichst bald etwas für dich tun kannst.
    Denn du bist der Mensch dem du helfen kannst.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • hallo Hope,

    Es ist wirklich wichtig, dass du dich nicht einschüchtern lässt.
    Alkohol ist ein Nervengift, und die Wahrnehmung nasser Alkoholiker ist mehr als verzerrt. Da sind alle anderen schuld, und sie trinken ja angeblich gar nicht.
    Such du dir alle Hilfe, die du bekommen kannst, auch du kannst polizeiliche Hilfe anfordern, auch die Polizei hat Beratungsbeamte mit denen kannst du sicher Kontakt aufnehmen.

    Mein xy und ich leben unter einem Dach, quasi wie eine WG.
    Ich habe mir mein eigenes Leben aufgebaut, und mein Ding gemacht. Ich habe nichts mehr für ihn getan.
    Dann ist Ende letzten Jahres so einiges passiert, Arbeitsplatzverlust und ein schwerer Sturz im betrunkenen Zustand.
    Dies alles scheint etwas "verrückt" zu haben, jedenfalls hat er noch im Krankenhaus um Hilfe gebeten.
    Hat dann entgiftet und ist im Februar zur Langzeit.
    Damit ist es jetzt zuhause wesentlich entspannter, aber noch lange nicht gut. Vielleicht nähern wir uns an, aber momentan ist es eher ein vorsichtiges "abtasten".
    Meine Kinder sind erwachsen, Tochter über 30 und Sohn gerade 30 geworden, sie leben beide nicht in meiner Nähe, so das ich auch meine Enkelkinder viel zu selten sehe.
    Auch da ist etwas von Annäherung zu spüren, aber ich denke wir haben alle noch Bedenken, nach Jahrzehnten der Trinkerei, ob denn wirklich eine dauerhafte Trockenheit daraus entsteht. Wir wissen aber alle drei, das Alkoholismus eine Rückfallerkrankung ist, das Rückfälle passieren können, für die wir aber nicht verantwortlich sind.

    Ich kann dir nur empfehlen, dir Menschen mit ins Boot zu holen, die für dich da sind.
    Als ich das erste Mal darüber gesprochen habe, wie meine "heile Welt " aussieht, da wußten es alle. Jeder wußte, das er tagsüber schon nach Alkohol roch usw. Es wollte mich niemand verletzen.
    Als ich hier ins Forum kam, sollte dies der letzte Versuch sein, ihn vom trinken abzuhalten.
    Für mich ging es damals um Leben und Tod, ich wollte so einfach nicht weitermachen. Dann habe ich hier gelesen und gespürt, das ich verstanden wurde. Das hat mir wieder Mut gemacht und langsam kam auch meine Lebensfreude wieder zurück.
    Die möchte ich behalten, für mich.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Hope und Willkommen im Forum.

    Glaubst Du, das eine Abstinenz eine gravierende Verhaltsveränderung bei Deinem XY bewirken würde?
    Du schiebst ja sein krankhaftes Verhalten zum größten Teil auf die Trinkerei.
    Ich hingegen denke, das Alkohol das Wesen zwar verändert, aber nicht um 180° einen Menschen verdrehen kann.
    Sprich, auch wenn er trocken leben würde, heißt das noch lange nicht, das er sich dann liebevoll, partnerschaftlich
    und verantwortungsbewußt verhalten wird.
    Du klammerst Dich hier also wahrscheinlich an einen Strohhalm, der nicht mal einer ist.
    Ich persönlich denke, das da noch viel mehr im Argen ist außer dem Alk bei Deinem XY.
    Und das eine Abstinenz nicht seine (und auch Deine) Probleme löst.

    Zitat


    Heute nacht und heute morgen war noch mal ganz schlimm. Ich hatte ja schon geschrieben, das es immer schlimmer mit ihm wird. Immer wenn ich eigentlich dachte das es keine Steigerung mehr geben kann dann passierte es doch.

    Heute nacht hat er mich noch sehr lange mit bösen Nachrichten bombadiert, mir zum hundersten Mal Sachen vorgeworfen, das ich unsere Beziehung kaputt machen würde und immer wieder böse Nachrichten und Beleidigungen. Irgendwann habe ich nicht mehr geantwortet. Ich dachte dann ist erst mal Ruhe. Aber nein, heute morgen nach dem er seinen Rausch ausgeschlafen hatte ging es weiter.

    Nachdem ich ihn ja wie gesagt die letzte Zeit immer wieder Druck gemacht habe das es nur weitergeht wenn er eine Therapie macht, hat er heute morgen immer wieder darauf gepocht das er sich trennt und das er mit so einem Menschen wie mir nicht mehr zusammen sein möchte.

    Möchtest Du, das es so weiter geht in Deinem Leben, bis Du ein psychisches Wrack bist ?
    Und so auch Dein Kind immer weiter mitleiden muss?
    Denn das tut es !

    Und glaubst Du wirklich, das sich dieses krasse Verhalten dadurch ändert, wenn er ne Langzeittherapie macht?
    Sorry, aber ich glaube da nicht dran.
    Bei mir hat der Alk auch mein Wesen verändert, das streite ich nicht ab.
    Aber nicht derart, wie Du es hier beschreibst.
    Und auch durch die Trockenheit habe ich mich nicht komplett (zum "Guten") verändert.
    Ich bin nicht eine komplett neue Sunshine geworden, nöööö... in mir ist auch immer noch ein großer Teil der alten
    Sunshine, so wie ich immer war.
    Ich habe immer noch Schwächen, mache Fehler, verhalte mich nicht immer gerecht, wenn ich unter großen Stress gerate etc.pp.
    Aber ich trinke nicht mehr und kann mit meinen Schwächen besser umgehen, glaube ich zumindest :wink:
    Kurzum, ich glaube nicht an die große Veränderung vom Saulus zum Paulus, nur weil jemand nicht mehr säuft.
    Und ich kenne einige trockene Alkoholiker, die sich fast noch genau so "unmöglich" aufführen wie zu Saufzeiten.
    Man kann also auch trocken beziehungsunfähig und zerstörend wirken und vieles mehr...

    Zitat


    Ich habe langsam richtig Angst vor ihm und wozu er noch fähig ist.
    Manchmal habe ich echt das Gefühl, das mit ihm irgendwas nicht stimmt. Er haut so komische Sachen aus voller Überzeugung raus.


    Tja, das denke ich auch, nach Deinen Erzählungen hier.
    Das da eben im Oberstübchen noch viel mehr komplett daneben läuft, und das hat nicht nur mit der Sauferei zu tun.

    Zitat


    Er hat mich wieder total einschüchtern und fertig machen wollen, hat mir geschrieben das ich mir schon mal überlegen soll wie ich jeden Euro zwei Mal umdrehen muss.
    Er weiß, das ich hier an dem Haus hänge und dann schrieb er mir das ich mich schon mal auf eine kleine Wohnung freuen soll und und und.
    Die ganze Zeit ging es wieder nur darum was ich angeblich falsch mache.

    Ja und, dann drehst Du eben jeden Euro 2x um und hast ne kleine Wohnung !
    Was meinst Du denn, was wichtiger ist im Leben? Deine psychische Gesundheit oder Geld und n schickes Haus??
    Häng Dich doch bitte nicht an finanzielles und materielles, das ist die eigene Gesundheit NIEMALS wert !
    Denn Gesundheit kannst Du Dir nicht erkaufen !
    Und dauerhaftes Verharren in so schlimmen CO-Abhängigkeitsbeziehungen wird Dich über kurz oder lang krank manchen.
    Psychosomatische Erkrankungen sind beispielsweise typisch für CO-Abhängige Menschen.
    Und dann ist da auch das Kind, was ebenso leiden muss wie Du unter dem alkoholkranken Vater.
    Überlege mal bitte, was Du da Deinem Kind antust ! Denn es kann sich noch nicht allein schützen und gehen, es muss
    ausharren und ist komplett von Dir und Deinen Entscheidungen abhängig.
    Du trägst hier die Verantwortung !! Denn der Vater ist offensichtlich viel zu krank, um das überhaupt auch nur ansatzweise zu können.

    Hope, vieles von dem, was ich hier lese, ist typisch für alkoholkranke Menschen, beispielsweise, anderen für alles die Schuld zuzuschieben.
    Und auch, das er Dich in der CO-Rolle halten will, ist typisch.
    Vieles ist aber auch nicht typisch für alkoholkranke Menschen... das ist zumindest meine Meinung, auch aufgrund eigener Erfahrungen.
    Ich denke, es ist ein bisschen zu einfach und auch zu naiv gedacht, das alles "gut" würde, wenn er nur nicht mehr saufen würde.

    Und schau, er will doch gar nicht aufhören. Also wird sich gar nichts ändern, nicht mal ein bisschen.
    Wenn jemand wirklich aufhören wollte, wird er das tun und dafür dann auch alles dafür nötige tun.
    Derjenige gehört dann in eine professionelle Entgiftung, benötigt ärtzliche Hilfe und danach auch weitere Hilfe in Form
    einer Langzeittherapie oder einigen reicht auch eine SHG.
    Allein kommt man aus der Sache fast nie wieder raus, lasse Dir das gesagt sein.

    Das alles müßte er dann auch ohne Dich angehen, aber ich denke nicht, das er überhaupt mit dem Saufen aufhören will.
    Macht auf mich jedenfalls nicth den Eindruck. Da wird eher noch Jahre bis Jahrzehntelang weiter gesoffen.
    Und warum auch nicht? Scheint doch noch alles einigermaßen zu laufen und Du funzt als CO auch einwandfrei.
    Du hast bisher nur Drohungen ausgesprochen, aber keine Konsequenzen gezogen.
    Was meinst Du wohl, wie ernst Dich Dein XY noch nimmt?
    (Falls Du nicht allein drauf kommst: der nimmt Dich kein Stück mehr ernst und denkt höchstens, ach lass die Alte ma labern...)
    Und ein guter Fussabtreter bist Du ebenfalls für ihn.
    Und natürlich auch an allem schuld, denn so ist es für ihn doch am einfachsten.
    Denn so muss er keinerlei Verantwortung für sein Tun übernehmen.

    Zitat

    Ich werde mir diese Woche versuchen einen Plan zu recht zu legen wie ich weitermachen kann. Beratung zur finanziellen Situation habe ich mir bereits geholt aber einige Infos benötige ich noch. Ja, das ist natürlich was mir Angst macht. Wie soll ich das alles alleine stämmen. Damit hat er mich zur Zeit (leider) in der Hand. Aber Dein Tipp Morgenrot sich Informationen zu beschaffen ist sehr gut, denn je mehr ich weiß umso weniger Angst muß ich vor der Zukunft haben. Ich will wirklich was ändern.

    Sich von Fachleuten beraten zu lassen ist der wichtigste Tipp überhaupt in so einer Situation, denke ich.
    Beispielsweise zum zu Anwalt gehen, die Gesamtlage schildern und Möglichkeiten des weiteren Vorgehens zu beratschlagen kann und wird
    sehr hilfreich sein auf dem weiteren Weg.
    Allein schon das Gefühl, dem allen keinesfalls hilflos ausgeliefert zu sein, kann unheimlich helfen und stärken.
    Und Du hast dann auch jemand an Deiner Seite, stehst nicht so allein da und auch das wird weiter helfen.
    Ich kann Dir nur dringend raten, aus dieser Beziehung so schnell wie möglich auszusteigen, ehe es noch schlimmer wird.
    Denn schlimmer geht immer, glaubs mir !
    Bringe Dich und Dein Kind bitte JETZT in Sicherheit... warte bitte nicht mehr länger...und lass Dir jetzt auch selbst helfen.
    Hier wirst Du auch Beistand finden, ganz besonders bei Menschen, die ähnliches erlebt haben.

    LG Sunshine
    (Alkoholikerin, trocken)

  • Hallo Hope,

    deine Geschichte hat mich zutiefst erschüttert, obwohl sie genau das Gleiche erzählt wie viele andere auch.
    Ich weiß, daß es nichts ändert, wenn man dir rät, deinen Freund zu verlassen. Es ist genauso wenig wirksam, als einem Alkoholiker zu raten, das saufen zu lassen.
    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß man alles erträgt bis zu diesem einen Punkt. Das kann ein Schlag sein...das aufdecken einer massiven Lüge...Betrug...egal was es ist, deinen Punkt hat er offensichtlich noch nicht erreicht.
    Deine Hoffnung auf die Langzeit kann ich verstehen. Mein Mann hat sie auch gemacht und ich muss ehrlich sagen...was da wieder kam war wie ein trockener Kuchen ohne Sahnehäubchen. Das wahre Wesen kommt zum Vorschein und selbst angenehme Eigenschaften aus Suffzeiten sind dann verschwunden. Klar ist es für seine Gesundheit besser, trocken zu sein...unsere Ehe aber war damit am Ende. Ich muss dazu sagen, daß er danach nur noch zur Selbsthilfegruppe ging, sich aber weigerte, etwas gegen seine offensichtliche Depression zu tun.
    Und selbst wenn dein Freund die Terapie macht...all die Demütigungen und Verletzungen sitzen bei dir tief und werden dich nicht mehr loslassen...und er wird sich nie ehrlich dafür entschuldigen...können...die meisten Alki´s haben kein Schuldbewusstsein.
    Wir haben übrigens auch ein Kind ( 4 ) und wenn mein Mann besoffen nach Hause kam, war ihm sogar mal danach, mit ihm zu spielen ( was er so selten bis nie machte ). Unser Sohn war dann stets freudig erregt und fing an, den Papa zu vergöttern....das war gruselig . Ein Grund mehr, die Kinder von solchen Menschen wie meinem Mann und deinem Freund fern zu halten :(

    Ich wünsche dir die Kraft, das Richtige zu tun....Yvonne

  • Liebe Yvonne,
    hierzu möchte ich mal was anmerken:

    Zitat

    Deine Hoffnung auf die Langzeit kann ich verstehen. Mein Mann hat sie auch gemacht und ich muss ehrlich sagen...was da wieder kam war wie ein trockener Kuchen ohne Sahnehäubchen.
    Das wahre Wesen kommt zum Vorschein und selbst angenehme Eigenschaften aus Suffzeiten sind dann verschwunden.
    Klar ist es für seine Gesundheit besser, trocken zu sein...unsere Ehe aber war damit am Ende.
    Ich muss dazu sagen, daß er danach nur noch zur Selbsthilfegruppe ging, sich aber weigerte, etwas gegen seine offensichtliche Depression zu tun.

    Und genau das ist eine der Gefahren, wenn ein trockener Alkoholiker mit seinem aktiven CO zusammen bleibt.
    Das kann für ihn nämlich brandgefährlich werden, wenn der CO feststellt, das der trocken werdende Alkoholiker nüchtern dann doch
    nicht mehr so gut gefällt.
    Denn nass sind Alkoholiker für einen CO irgendwie doch besser händelbar und auch auf eine Art berechenbarer.
    Vielleicht erscheint der trockene Alkoholiker nun auch langweiliger, weil er nicht mehr für die nötige Aufregung sorgt, die mancher CO ja auch so gern hat. :wink:
    Ein CO kann mit dieser Erkenntnis, das der Alkie nass doch angenehmer (und vielleicht auch aufregender) war, einen Rückfall begünstigen.
    Es kommt auch oft noch hinzu, das der aktive CO sich nun nutzlos fühlt, weil der trocken werdende Alkoholiker sein Leben normalerweise wieder
    selbst in die Hanz zu nehmen versucht.
    Auch das macht nix Gutes.
    Wird also nur der Alkoholiker trocken, und der CO bleibt weiterhin aktiv und ändert nicht auch sein Verhalten, steht so eine Beziehung unter keinem guten Stern.

    Zitat

    all die Demütigungen und Verletzungen sitzen bei dir tief und werden dich nicht mehr loslassen...und er wird sich nie ehrlich dafür entschuldigen...können...die meisten Alki´s haben kein Schuldbewusstsein.

    So eine Pauschalisierung der Alkoholkrankheit halte ich für nicht okay.
    Ich habe auch im Suff niemanden vorsätzlich gedemütigt, weil mir das nicht liegt. Aber ich war aggressiver mit Worten, das mag wohl sein.
    Und ich habe sehr wohl ein Schuldbewußtsein gehabt, auch während der Saufzeit!
    Als ich trocken wurde, habe ich mich bei den Menschen entschuldigt, die ich durch Unzuverlässigkeit, verbale Aggressionen und anderes unangenehmes Verhalten verletzt habe.
    Und habe das auch ganz EHRLICH gemeint, ansonsten hätte ich es erst gar nicht getan.
    Und mein Mann konnte mir sehr wohl mein Fehlverhalten während meiner Saufzeit verzeihen.
    Ich habe ihn damals nämlich gefragt, ob er mir denn überhaupt noch verzeihen könne?
    Er hat daraufhin nur gesagt, "das habe ich schon an dem Tag getan, als Du in die Entgiftung gegangen bist"
    Er hat nämlich ab diesem Zeitpunkt wirklich verstanden, das ich eine KRANKHEIT habe, und nicht willensschwach oder ein boshafter Mensch bin.
    Ich bin bis heute trocken geblieben und wir sind immer noch zusammen.
    Manchmal gibt es auch ein Happy End.
    Ich muss dazu sagen, das mein Mann nicht mein CO war, er hart sich dazu nie machen lassen.
    Wenn ich aggressiv wurde mit Worten, ist er gegangen, oder hat sich im Schlafzimmer eingeschlossen, er hat sich dem also gar nicht erst ausgesetzt.
    Und auch sonst hat er mein Verhalten nie gedeckt, ich mußte die Konsequenzen meines Tun immer selbst tragen.

    Es wird hier oft CO`s geraten, sich ebenso zu verhalten, um sich den Agressionen eines nassen Alkies gar nicht erst auszusetzen.
    Das halte ich auch für richtig. Aus Selbstschutzgründen.
    Besser wäre noch, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, sondern zu gehen, ehe man psychischen Schaden nimmt oder gar Kinder sowas auch noch miterleben müssen.

    Ich halte es allerdings für eine Illusion, wenn man denkt, so etwas beim abhängigen Trinker erreichen zu können.
    Sucht ist stärker als alles andere. Das funzt nur in den seltensten Fällen und darauf würde ich persönlich nicht bauen wollen.
    Der Selbstschutz dienst also eher wirklich nur dem Selbstschutz, und das wars. Ist aber auch wichtig !!

    Ich konnte erst aufhören mit dem Suff, als ich körperlich am Ende war und Hilfe von außen bekam.
    Sprich, ich kam in eine professionelle Entgiftung, mir halfen die Ärzte und das Personal im KH und später hatte ich meine Hausärztin an meiner Seite.
    Zudem gab es eine Suchtberatungsstelle bei meinem Arbeitgeber, wo ich auch Unterstützung bekam.
    Und irgendwann fand ich auch hier her, und in einer Realen SHG war ich auch mal.
    Mir war klar, das ich selbst für mich und meine Krankheit verantwortlich bin und so holte ich mir entsprechende Hilfe und Unterstützung.
    Aber auch meine Familie unterstützte mich ganz stark, das war auch sehr schön und auch wichtig für mich.

    LG Sunshine

  • hallo Hope,

    liebe Yvonne, ich will auch noch mal auf deine Worte eingehen.

    Zitat

    all die Demütigungen und Verletzungen sitzen bei dir tief und werden dich nicht mehr loslassen...und er wird sich nie ehrlich dafür entschuldigen...können...die meisten Alki´s haben kein Schuldbewusstsein.


    das kann ich bestätigen und das wird auch nicht unter den Teppich gekehrt. Kam schon beim Angehörigenseminar auf den Tisch.
    Mir hat neulich ein trockener Alkoholiker, das ich dem trocken werdenden Menschen Zeit lassen muß. Gerade im ersten Jahr ist er voll und ganz mit sich beschäftigt.
    Die Auseinandersetzung mit dem Verhalten anderen gegenüber in Sauftagen, das kommt erst später.
    Ich rede nicht gerne von Schuld, aber ich bin davon überzeugt, das die meisten wissen, das sie in der nassen Phase teilwise Riesenmist gebaut haben.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Sunshine,

    danke für deinen offenen Worte.
    Ich wollte mit meinen Pauschalisierungen niemanden angreifen...aber ich habe ja da meine ganz eigenen Ertfahrungen gemacht. Ich stand stets einer Alkoholikerfamilie gegenüber, die böse und feindselig sind und bis heute nicht begreifen, weshalb ich mich und die Kinder entfernt habe...also Kontakt gleich null. Da kamen so viele Lügen und Verleumdungen mir gegenüber...und bis zu diesem Moment hat sich noch nie jemand bei mir entschuldigt oder sein Fehlverhalten eingeräumt. Mein Mann ist wieder zurück in den Schoß seiner Familie geflüchtet, weil ich( alles andere als Co-Alkoholiker-Ehefrau) ihn noch zum Psychologen schicken wollte...dieses Vorhaben stand ausser Diskussion. Seine *Suff-Sippe* versteht ihn natürlich und warscheinlich stecken die ihr Köppe zusammen, um sich über meine Schuld am Dilemma meines Mannes auszutauschen.
    Will damit sagen, daß ich keine Co-Alkoholikerin mehr war als er zurück kam. Ich hatte einen Mehr-als-Vollzeitjob, er hatte Zeit für sich und seine....na was auch immer...und es waren ja mal UNSERE Pläne...aber die hat er in der Klinik gelassen. Es gab nie eine Entschuldigung oder Danke...und deshalb weiß ich, daß die meisten Alkoholiker kein Unrechtsbewusstsein haben.

    Eins noch: es nervt mich abgrundtief, daß, weil Alkoholismus ja als Krankheit gesehen wird, dieser als Entschuldigung und Freifahrtschein für so ziemlich alles genommen wird. Der*Kranke* wird bepudert und terapiert...wenn nötig auch 10 oder 20 mal. Die Angehörigen bleiben auf der Strecke.
    Ich hoffe, daß wenigstens das Gericht ( wenn es mal soweit ist ) meinen Mann mit aller Härte zur Rechenschaft zieht .In den Selbsthilfegruppen werden die Untaten ja so gut wie nicht geahndet....da wird sich nur gegenseitig bemitleidet. Auch was der * Kranke * seiner Familie angetan hat ( und das hat JEDER Alkoholiker ) wird NIE gewertet...der alkoholkranke Mensch zerstört Leben und wird dann im Kreise der Mitleidenden gebauchpinselt. Ich habs gesehen....

    Naja...es regt mich immernoch auf....mein Mann regt mich auf und die Selbstgefälligkeit, mit der er uns ( seine Familie ) in den Dreck getreten hat...mein Mitleid mit ihm und seiner Krankheit beläuft sich inzwischen auf Null.

    Yvonne

  • Eins noch: es nervt mich abgrundtief, daß, weil Alkoholismus ja als Krankheit gesehen wird, dieser als Entschuldigung und Freifahrtschein für so ziemlich alles genommen wird.
    Der*Kranke* wird bepudert und terapiert...wenn nötig auch 10 oder 20 mal. Die Angehörigen bleiben auf der Strecke.

    Yvonne, das kenne ich echt nicht so.
    Normalerweise übernehmen trockene Alkoholiker wieder die Verantwortung für ihr Leben, und auch für ihre Krankheit.
    Ich habe nie meine Krankheit als Freifahrtsschein für nur irgendwas benutzt und ich möchte auch nicht anders behandelt werden
    als andere Menschen auch.
    Und ich kenne auch viele andere trockene Alkoholiker, die ihre Krankheit nicht benutzen.
    Und ich wurde weder bepudert noch therapiert, im KH wurden mir ganz ehrliche, klare Worte gesagt, was passieren wird,
    wenn ich wieder zur Flasche greife.
    Nämlich das ich mir dann die Radieschen von unten anschauen kann.
    Eine Therapie hatte ich nie.

    Die Angehörigen müssen auch nicht auf der Strecke bleiben. In meiner ehemaligen SHG waren sie jederzeit willkommen, sie gehörten
    ebenso zur Gruppe wie die Alkoholiker.
    Außerdem gab es explizite Hilfsangebote, beispielsweise Wochenendseminare für Co-Abhängige.
    Die wurden gern angenommen und von den Teilnehmern habe ich nur gutes berichtet gehört.
    Desweiteren können sich ja auch CO-Abhängige psychotherapeutische Hilfe suchen, es gibt Therapeuten, die sich auch damit auskennen.
    Ich denke allerdings, dann muss man schon etwas genauer suchen, das mag wohl sein.
    Und es gibt psychosomatische REHA-Maßnahmen, denn psychosomatische Erkrankungen sind ja sehr oft die Folge der CO-Abhängigkeit.

    Ich kann Deine Wut und Enttäuschung verstehen. Aber trotzdem mag ich es nicht, wenn so pauschal über
    nasse sowie trockene Alkoholiker geschrieben wird.

    Mitleid ist eigentlich auch völlig unangebracht. Denn ich leide ja überhaupt nicht, solange ich trocken bin.
    Sondern es geht mir sehr gut damit.

    Zitat


    Auch was der * Kranke * seiner Familie angetan hat ( und das hat JEDER Alkoholiker ) wird NIE gewertet...der alkoholkranke Mensch zerstört Leben und wird dann im Kreise der Mitleidenden gebauchpinselt. Ich habs gesehen....

    Dann sind das Deine persönlichen Erfahrungen.
    Meine sind da anders.
    Ich habe viel mit meiner Tochter und meinem Mann über meine Krankheit gesprochen, auch über die nasse Zeit.
    Und habe ihnen auch mitgeteilt, wo auch sie sich Hilfe suchen könnten, wenn sie meinen, das sie welche benötigen.
    Beide hielten das bis heute nicht für nötig, sie meinten, so schlimm war es nu auch wieder nich für sie.
    Ich habe ihr Leben also nicht zerstört. Aber meines beinahe...
    Ich habe ihnen sicher mit einigem weh getan (obwohl sie auch das nicht so sehen, wie sie sagen) aber ich kann es nun auch nicht mehr ändern.
    Ich kann aber JETZT ein trockenes Leben führen, indem sowas nicht mehr vorkommt.
    Eines ist aber nicht passiert, ich bin nun kein neuer Mensch geworden, der alles perfekt kann, ohne Fehl und Tadel ist und pipapo.
    Sowas erwarte ich allerdings auch von keinem anderen Menschen.

    Ich wünsche Dir von Herzen, das Du Deine Wut irgendwann loslassen kannst.
    Denn sie bindet so viel Energien, die man besser verwenden könnte. Beispielsweise um alles dafür zu tun, um selbst wieder ganz glücklich zu werden.
    Lass ihn doch sein Leben leben, und Du lebst Deins.
    Inwieweit das mit den Kindern gelingt, weiß ich nicht, aber ich weiß, das das auch eine schwierige Situation ist, ich kenne
    das leider auch aus dem engeren Familienkreis, auch wenn da kein Alk im Spiel ist.
    Tut aber nix zur Sache.
    Ich weiß nicht, welche Einigungen ihr da finden konntet, aber auch damit wird man nicht allein gelassen.
    Auch hier gibt es Hilfsangebote.

    LG Sunshine

  • Hallo Yvonne,

    ich gebe dir schon Recht, dass es für Alkoholiker viel mehr Hilfsangebote gibt als für die Angehörigen. Professionelle Angebote. Das ist auch meine Erfahrung!

    Darum finde ich unsere Online-Selbsthilfegruppe so wertvoll! Hier geht es nämlich gut zur Sache und das kann sehr hilfreich für die Angehörigen sein.
    Ich hatte damals mal ein Gespräch bei einer Suchtberatung, leider hatte die Dame da keine eigenen Erfahrungen. Sie hat mir zugehört, das war schon mal ganz gut, und sie hat mir ein Buch empfohlen, aber so richtig Verständnis hatte ich da nicht. Ich war auch mal bei einer Sprechstunde bei einer kleinen Selbsthilfevereinigung hier in Berlin, da hatte ich ein kurzes Gespräch mit einer trockenen Alkoholikerin, auch das war nicht wirklich hilfreich. Dort gab es auch eine Gruppe für die Angehörigen, allerdings nur 1 Mal im Monat... zu diesem Zetpunkt hätte ich tagtäglich darüber reden wollen, über meine Gefühle und den immensen Druck, den ich in mir hatte. Und die Schuldgefühle.

    Ich war bei einem Psychiater, der hatte Null Durchblick, was Co-Abhängigkeit bedeutet...

    Und in der realen Gruppe, in der ich später einige Jahre war, da gab es auch eine Angehörigengruppe. Da war ich mal und war schockiert. Da saßen die Cos unter sich und bauchpinselten sich in ihrem Leid... das ist auch nicht hilfreich. Echt. Ich hatte in unserer Gruppe damals einen Co-Bereich aufgebaut, das war gar nicht selbstverständlich. Und wurde von den Alteingesessenen auch argwöhnisch beobachtet. Leider konnte ich das nicht weiter ausbauen, da kam ein schlimmer Schicksalsschlag und ich war erst mal zu nichts mehr in der Lage.

    Also sag ich mal ganz frech, dass du hier echt gut gelandet bist! Für mich war es damals eine Offenbarung und ein riesen Glück! Leider wird der Bereich in meinen Augen viel zu wenig genutzt von den Cos.

    Ich kann deine Wut und Aufregung gut verstehen. Als mein Exmann damals nüchtern wurde ging es mir auch so. Ich dachte, dass wir nun endlich wieder reden könnten und auch was klären könnten zwischen uns. Aber das wollte er nicht. Ich hatte auch gedacht dass es toll gewesen wäre, er hätte mal ein "Danke" oder so gesagt... es kamen aber nur die üblichen Schuldzuweisungen und so, ähnlich wie im nassen Zustand. Und das war er auch im Kopf damals, nass, nur sein Körper war alkoholfrei. Aber egal.

    Damals steckte ich noch sehr in meinem alten Co-Leben. Ich sah mich als Frau, die sich lange Jahre aufgeopfert hatte, die alles am Laufen gehalten hatte, die Kinder alleine groß gezogen hatte und so weiter. Da sollte er, verdammt noch mal, endlich dankbar sein... Das wollte und konnte er aber nicht. Und im Laufe meiner Entwicklung wurde mir auch klar, dass es ja all die Jahre meine eigene Entscheidung gewesen war, das zu machen. Er hatte nie darum gebeten. Ich habe alles freiwillig gemacht, ebenso hätte ich ja auch gehen können, viel eher schon. Wir waren aber miteinander umklammert, er in seiner Sucht, ich in meinem Verhalten. Denn das Co-Leben hatte mich ja auch ausgefüllt.

    Es hatte mir ein Gefühl von Wichtigkeit gegeben. Ich habe Mitleid von Außen bekommen, Aufmerksamkeit, das fand ich gut. Ich wurde als "Die Starke" angesehen. Das war gut für mein Selbstbewusstsein, von dem hatte ich nämlich nichts. Und dieses "Danke", das nie kam, das wäre für mich so die Krönung gewesen für mein Opfer, was ich ihm viele, viele Jahre gebracht hatte.

    Ich denke, es ist erst mal nicht unnormal, dass du dich so fühlst, es so empfindest. Das wird sich ändern, je mehr du dich entwickelst und Dinge erkennen kannst. Und dann wird es nicht mehr wichtig sein für dich.

    Er ist nun im Schoße seiner saufenden Sippe, na da kennt er sich doch bestens aus. Leider. Sei froh, dass du das hinter dir hast!

    Jetzt beginnt dein Leben!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Aurora,


    Und das war er auch im Kopf damals, nass, nur sein Körper war alkoholfrei. Aber egal.

    Also dass war für mich eine Erleuchtung. Dieser Satz erklärt so Einiges. Er wird mir helfen, endlich damit aufzuhören meinen Mann verstehen zu wollen.
    Alles...also wirklich alles, was er nach der Terapie getan hat war eigentlich nur * dämlich * und ich hab nicht kapiert wieso. Und alles was ihm heute gelingt ( Jocenter, Wohnung suchen ) gelingt auch nur deshalb, weil er einen direkten Draht zu den Tränendrüsen der anderen hat...er hat auch den Blick drauf, kein Witz.
    Das mit der Beratung habe ich auch erfahren. Meine Beraterin war echt knorke und taff und hat schon so Einiges gesehen. Wir haben oft und lange geredet und ich fühlte mich danach stets etwas besser...zumindest was die Basisinformationen angeht. Letzlich aber war es doch eher Theorie, aber ich werde wohl nochmal zu ihr gehen...was Besseres hab ich hier nicht.

    Was habe ich sonst noch gelernt? Man darf seine Wut dem Alkoholiker gegenüber nicht kund tun...es könnte seinen Genesungsprozess beeinträchtigen. Wie jemand hier anmerkte, mann könne diesen Menschen ein Jahr später mit seinen Missetaten konfrontieren...also ich hoffe, daß ich in einem Jahr kein Bedürfnis mehr danach habe. Und selbst wenn...das Gedächtnis von vielen ( mein Mann auch ) hat so große Filmrisse und Gedächtnislücken...was für eine Einsicht ist nach so langer Zeit zu erwarten und was hat die zerstörte Familie...das geschädigte Unfallopfer etc davon?

    Bitte entschuldigt, aber ich habe einfach langsam keine Lust mehr darauf, den Alkoholiker nur als Opfer zu sehen. Opfer sind andere.

  • Hallo Yvonne,

    wir schreiben uns zwar in dem Fädchen von hope sun, aber egal... ich schreibe jetzt hier einfach mal weiter. Wenn du magst kann ich das gerne mal in deinen eigenen thread übertragen. Denn ich finde deine Reaktionen und das, was du schreibst, sehr wichtig!

    Denn es zeigt deine Gefühle! Und ich kenne solche Gefühle auch. Von sehr vielen Cos. Von mir natürlich auch, bin ja auch "so eine" :wink: .

    Du darfst deine Wut allen zeigen, auch dem Alkoholiker, was spricht dagegen? Du darfst ja auch deine Freude allen zeigen, das alles sind doch Gefühle, die du in dir hast. Diese riesige Enttäuschung, wenn er endlich nüchtern ist und trotzdem alles auseinander fällt und sich im Prinzip nichts geändert hat. Du darfst das alles zeigen!

    Das andere Ding ist nur, was du erwarten kannst von ihm. Was er in der Lage ist zu geben. Alkoholiker und Cos haben sehr viel aufzuarbeiten, wenn sie nüchtern, trocken werden. Ja, auch Cos werden ja gewissermaßen dann mit trocken. Bestenfalls. Beide Seiten müssen sich in einem neuen Leben zurecht finden. Der Co muss lernen, dem Alkoholiker seine Selbstbestimmung zu überlassen, nach und nach. Er, also Alki, braucht jetzt kein Tutsitutsi mehr sondern Realität. Natürlich auch Verständnis, denn das ist schon sehr schwer alles, so ohne den Stoff Dinge wieder bewältigen und aushalten zu müssen.

    Und der Co muss lernen, los zu lassen. Verantwortung wieder dahin zu geben, wo sie hingehört. Das eigene Leben wieder entdecken, Hobbies, Spaß, Freunde. Cos müssen auch lernen, wieder angstfrei auszugehen. Ihr eigenes Leben zu genießen, ihn einfach sein zu lassen.

    Und das alles ist sehr schwer. Es braucht sehr viel Toleranz und Verständnis auf beiden Seiten. Viele Gespräche und Offenheit. Wenn jetzt einer der Partner dazu nicht bereit ist, warum auch immer, kann das nichts werden. So habe ich das selbst erfahren. Mein Ex war gar nicht bereit, irgend etwas zu verändern. Er wollte einfach weiter machen wie vorher, nur eben ohne zu saufen. Und das wollte ich nicht... Denn ich hing da nach wie vor in der Co-Rolle fest und es war sehr schwer, da raus zu kommen. Seine Muster waren noch immer die nassen Muster, vielleicht oder auch ganz bestimmt waren es einfach seine Lebensmuster, seine Persönlichkeit. Und solch einen Partner wollte ich einfach nicht mehr...

    So wie du es beschreibst erscheint es mir mit deinem Partner ähnlich zu sein. Auch mein Ex hat sich im Schoß seiner Familie verkrochen, die allerdings jetzt nicht abhängig waren. Das hat mich sehr verletzt denn es hat mich so unglaublich wertlos fühlen lassen. Ich war doch immer da gewesen und nun war ich an allem Schuld... Oh ja, ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen.

    Zitat

    Bitte entschuldigt, aber ich habe einfach langsam keine Lust mehr darauf, den Alkoholiker nur als Opfer zu sehen. Opfer sind andere.

    Opfer und Täter, das ist sehr schwer das auseinander zu halten. Im Grunde sind alle Opfer... Opfer der Sucht. So sehe ich das. Wenn du das so sehen könntest würde es vieles für dich leichter machen. Ich denke, du wirst das auch sehen können aber momentan ist bei dir einfach noch zu viel Wut und Enttäuschung. Und wie gesagt, das ist auch okay so. Wichtig finde ich dabei nur, dass du trotzdem weiter gehst. Nicht in diesen Gefühlen stecken bleibst. Denn dann wärst du genau so unfrei wie vorher mit deinem Partner.

    Ich hoffe, du hast für das Wochenende etwas Schönes für dich geplant. Das Wetter wird ja wieder super, da kannst du was draus machen. Ich schicke dir viele Päckchen an Kraft und Mut und Sonne, Lust wieder in's Leben zu sehen, in dein Leben, und spüren zu können, dass es für dich weitergehen wird. Anders als geplant, aber gut, das Leben ist manchmal so...

    Ach, und wenn diese Gedanken an ihn und all den Mist da kommen, versuche einfach sie mal zu vertagen. Wenn du lebst dann solltest du das ohne ihn im Kopf genießen. Dafür schicke ich dir ein paar von meinen "Stopp-Schildern". Immer wenn solch Gedanke kommt sag: " :arrow: da geht es lang und tschüss. Ich denke über dich später nach, jetzt habe ich keine Zeit. Ich muss nämlich mein Leben genießen!"

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Yvonne!

    Zitat

    Was habe ich sonst noch gelernt? Man darf seine Wut dem Alkoholiker gegenüber nicht kund tun...es könnte seinen Genesungsprozess beeinträchtigen. Wie jemand hier anmerkte, mann könne diesen Menschen ein Jahr später mit seinen Missetaten konfrontieren...also ich hoffe, daß ich in einem Jahr kein Bedürfnis mehr danach habe. Und selbst wenn...das Gedächtnis von vielen ( mein Mann auch ) hat so große Filmrisse und Gedächtnislücken...was für eine Einsicht ist nach so langer Zeit zu erwarten und was hat die zerstörte Familie...das geschädigte Unfallopfer etc davon?

    Man darf schon schliesslich sind es keine Kleinigkeiten die da vorgefallen sind. Aber was würde es denn bringen, er hat Vieles von dem was er getan hat schon vergessen (Filmrisse). Wenn es bereits zur Trennung gekommen ist muss sich jeder alleine weiterentwickeln, du kannst aber nur für dein eigenes Wohlbefinden sorgen.

    Ich war lange Zeit furchtbar wütend auf meinen Mann und konnte nicht verstehen dass die Sucht so mächtig ist dass letztendlich alles den Bach runtergeht. Was ich manchmal Böses gedacht habe da waren sogar Mordgelüste drunter :oops: Dann hat sich meine Einstellung aber geändert denn meine Chance war grösser als seine da ich ja nicht süchtig war.

    Die letzten Jahre habe ich nur noch Mitleid mit ihm empfunden da er von seiner Sucht nicht loskam. Ich hatte ja noch Kontakt zu ihm habe mich aber vollkommen rausgehalten was seine Sucht betraf. Mit ihm ging es immer weiter bergab die Sucht hat mit seinem Tod geendet es war schrecklich das zu sehen. Verstehen kann und muss ich aber nicht es ist ja nicht meine Krankheit. Das hört sich vielleicht schrecklich egoistisch an ist aber einfach Selbstschutz.

    Versuche dein Leben zu geniessen, irgendwann tut es auch nicht mehr weh da dir dein neues Leben wichtiger sein wird.

    LG Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Vielen lieben Danke für eure aufmunternden Worte.

    Speranza, du hast Recht...wir sind schon getrennt, was rege ich mich eigentlich noch auf. Die Wut und die Dermütigung wird mich bestimmt noch lange begleiten, aber ich richte den Blick nach vorn...wie sagt man so schön * dann fallen die Schatten hinter mich *.
    Ich habe jahrelang versucht, Verständnis zu haben, aber damit ist jetzt Schluss. Klar ist das eine Krankheit, aber wieso muss ich mich damit belasten? Er hat mich so verletzt und seine Familie in den Dreck getreten....sowas macht man nicht, egal wie krank.Soll er woanders krank sein...da ist es praktisch für ihn, daß sonst niemand dies als Krankheit sieht....der Rückfall ist somit vorprogrammiert. Er hat über 30 Jahre lang getrunken...bei einem Rückfall könnte es ihm so ergehen wie deinem Mann. Das ist nicht schön, aber oft die logische Konsequenz dieser tödlichen Krankheit. Schade wäre es nur für mein Kind, aber wir haben es nicht in der Hand. Deine Mordgelüste verstehe ich...das Klappmesser ging regelmäßig in der Tasche auf und zu...auf und zu...aber jetzt bleibt es zu, ich beruhige mich gerade.

    Liebe Auroa, deine Päckchen sind angekommen :) wir haben nur Schönes geplant am WE. Gestern bin ich meinem Mann begegnet, wir mussten reden über Ämterzeug und so. Sein ( entschuldige ) Gehirnschiss macht uns sooooo extrem viele Probleme...ich war wieder kurz davor auf ihn einzuhacken, aber dann kam unser Kleiner um die Ecke...ich hatte mich im Griff. Als er weg war, war wieder Frieden in meinem tiefsten Inneren...ich bin auf einem guten Weg. Er tut mir sogar ein wenig leid...es ist nichts schön in seinem Leben....in meinem schon :) Er hat jetzt unseren Hund...ich wollte das so... sie tut ihm gut und umgekehrt, er hat ja die Zeit. Auch sonst wünsche ihm jetzt nicht mehr Pest an den Hals.
    Ich hab mir für nächste Woche ein*pikantes*Date angelacht mit einem alten Bekannten...das wird mir sicher helfen, mein Selbstbewusstsein wieder auf zu frischen und meine große Liebe endgültig ab zu haken. Das Loslassen fällt immernoch ziemlich schwer...ich muss also Maßnahmen ergreifen um diesen Prozess zu beschleunigen...ich ertrage den Schmerz nicht mehr....es muss jetzt enden.

    Aber jetzt wird sich erstmal aufs Wochenende vorbereitet...es gibt viel zu tun.

  • Hallo Yvonne,

    es wurde hier in letzter Zeit öfter diskutiert, ob "Alkoholismus" eine wirkliche Krankheit ist und welche Verhaltensweisen zu dieser Krankheit gehören. Ein "kranker" Hund, der Menschen verletzt, wird z. B. mit Recht eingeschläfert. In einer konsequenten Gesellschaft würde auch keine Rücksicht auf eine vermeintliche "Krankheit" genommen werden, ganz egal, ob dies Mitleid erzeugt oder nicht. Es hilt dem Opfer nicht im Geringsten, wenn der Täter in einer krankhaften Wahrnehmung handelte.

    Grüße

  • Hallo Hull,

    es beruhigt mich etwas, daß ich nicht die Einzigste bin, die das so sieht.

    Ein wenig mehr Strenge und Konsequenz könnte letzlich auch Leben retten...nicht nur das von Alkoholikern, sondern auch von potentiellen Opfern.

    Daß es eine Krankheit ist, ist mir klar, aber der alkoholkranke Mensch sollte trotzdem für sein Handeln die vollen Konsequenzen tragen. Anderenfalls könnte man ja auch sagen, daß...so er z.Bsp. unzurechnungsfähig ist beim Autounfall, man ihm gleichfalls die Geschäftsfähigkeit entziehen könnte...denn Unzurechnungsfähigeit zöge sich ja dann durch sein gesamtes Leben. Das aber widerum verstößt dann eher gegen sein Persönlichkeitsrecht ( oder gegen was auch immer ).

    Wie auch immer...Normalo´s wie mir will das Verstehen nicht so gelingen und ich muss es hinnehmen wie es andere bestimmen.

  • Liebe Yvonne,

    willkommen hier!

    Zunächst vorneweg: Ich bin nicht der Meinung, dass Alkoholiker nicht die Verantwortung für ihr Handeln tragen. Ich erlebe Alkoholiker, die sich für Alkoholiker und damit krank halten und durchaus die Verantwortung für ihr Tun übernehmen. Andererseits kenne ich Menschen, die sich für gesund halten und dennoch ziemlich schwer damit tun, Verantwortung zu übernehmen.
    Die Frage nach Alkoholismus als Krankheit ist für mich etwas Anderes, als die nach der Übernahme der Verantwortung für sein eigenes Tun.

    Die Ahndung von Straftaten führt in den seltendsten Fällen dazu, dass ein Opfer Genugtuung oder gar Heilung erfährt.
    Das ist vollkommen unabhängig davon, ob ein Täter Alkoholiker, also krank, oder nicht ist und deshalb ein ganz eigenes Problem.
    In den vergangenen Jahren wurde beim Opferschutz nachgebessert. Allerdings noch nicht genug, da gebe ich dir vollkommen Recht.

    Eine andere Frage ist, ob es im Interesse deines Wohlergehens jetzt Sinn macht, sich dieser allgemeinen Ungerechtigkeit zu widmen und große Kriege gegen gesellschaftliche Zustände zu führen oder ob du einen Weg findest, der dir ermöglicht, wieder einen unbeschwerten Alltag zu erleben.
    Ich halte sehr viel davon, eine Haltung zu haben. Wenn diese Haltung dann aber dazu führt, verbittert und zerknautscht vor Wut durch die Welt zu laufen, finde ich sie kontraproduktiv.

    Zitat

    Ich hab mir für nächste Woche ein*pikantes*Date angelacht mit einem alten Bekannten...das wird mir sicher helfen, mein Selbstbewusstsein wieder auf zu frischen und meine große Liebe endgültig ab zu haken.


    Viel Glück dafür!

    Grüße, Penta

  • Guten Morgen Penta,

    genau deshalb habe ich mich hier angemeldet. Viele verschiedene Horizonte, die mir helfen, meinen zu finden.
    Natürlich bin ich nach wie vor zerknirscht über den misslichen Umstand, daß bislang nur ich die Konsequenzen tragen musste. Natürlich war ich ein Co, aber man darf nicht verwechseln, daß der Alkoholiker auch in das Leben der Familie...und in meins eingreift und ich demzufolge viele Karren aus dem Dreck ziehen musste, um nicht selbst unterzugehen. Und ja, das zerknirscht mich immernoch, denn mein Mann muss sich nur um sich selbst kümmern. Alles Andere ist ihm rille. Nur aus diesem Grund wünsche ich ihm ein verhältnismäßig hartes Gerichtsurteil und nicht all zu viel Verständnis. Denn: wieso müssen nur die Anderen alles ausbaden...die, die nicht gesoffen haben ???
    Und auch wenn ich kein direktes Opfer bin ( so wie seine Unfallopfer ), so würde es mir doch Genugtuung verschaffen, wenn er mal einen ordentlichen Ordungsgong erfährt. Schliesslich lebt er in der Blase eines Minderjährigen, der für seine Taten nicht verantwortlich gemacht werden kann...weil er ja soooo krank ist. Merke...mein Verständnis ist am Ende...dem geht aber eine schier endlose Zeit von Verständnis, helfen wollen und Enttäuschungen voraus. Der Alkohol hat mich sozusagen dazu gebracht, so zu denken. Ich habe mal...2 oder 3 Tage meine Gedanken aufgeschrieben:

    Der übermächtige Feind!
    Er ist immer da....du kannst ihn sehen, ihn riechen...fühlen. Er ist ein Formwandler und hat einzig den Schaden im Sinn. Er zerstört Familien, Leben...Liebe. Es ist völlig egal was du dagegen zu tun versuchst, er wird gewinnen....immer...denn er ist ausser Konkurrenz. Kein Mensch kann ihm als Glücklichmacher das Wasser reichen. Er lässt lügen und betrügen, macht Gesundheit zu Krankheit....Liebe zu Hass...und tarnt sich doch als Freund in der Not. Wann und wie auch immer er dir begegnet...lass dich nicht blenden von seinem tröstenden Charme, sondern laufe....laufe bis du nicht mehr kannst...und dann laufe weiter bis du deine innere Stärke gefunden hast um laut * NEIN * zu schreien...NEIN zur Blendung NEIN zur Vernichtung NEIN zum Untergang

    scheiss Alkohol

    Das macht Alkohol mit Co´s !

    LG Yvonne

  • Liebe Yvonne,
    Natürlich darfst du wem auch immer alles wünschen, was du möchtest. Ich gehe jedoch davon aus, dass deine Wünsche wohl nicht erhört werden.

    Du schreibst, dass du ein Co warst. Also bist du heute keiner mehr?

    Grüße Penta

  • Penta : nein...NEIN :)
    Iwar mit meinem Mann 6 Jahre zusammen und zweieinhalb verheiratet. Das Ausmaß seiner Krankheit kam erst heraus, als er im letzten Sommer einen epileptischen Entzugs-Anfall hatte. Er war auch schon vorher mehrmals die Woche hacke...aber ich wollte es als Unart sehen und es gab oft Streit. Seitdem hat er unter Alkoholeinfluss soviel Mist gebaut, wärend ich hinter ihm aufräumte ( nicht nur um seine, sondern auch meine Haut zu retten ). Er hat mein Unternehmen ruiniert , Straftaten im Strassenverkehr begangen, darauf hin eine Langzeit gemacht. Ich freute mich auf den Neuanfang mit meinem nüchternden Mann...er aber hatte einen anderen Anfang im Sinn. Er belog mich, nutzte mich aus, wissentlich er die Familie mit mir nicht aufrecht erhalten wollte, machte mit einer Alkoholikerin rum ( weil die ihn ja so gut versteht ) und trat unser Leben in den Dreck.

    Von diesem Moment an wußte ich, daß uns nichts mehr verbindet ( ausser das Kind ) und demzufolge bin ich auch keine Co mehr. Klar, ein wenig Entzug war schon da...aber ich hab viel zu viel vor, als daß ich mich noch weiter in dieser Rolle befinden kann / möchte !

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