Auf der Suche nach dem verlorenen Ich...

  • Ein freundliches Hallo an Alle,

    irgendwie ist es blöde hier den Text aus meiner Vorstellung zu wiederholen, aber ich möchte einerseits mein Fädchen hier erstellen und anderseits wegen möglicher Rückschlüsse auf meine Person nicht all zuviele Informationen preisgeben.
    Das darf dann gerne im erweiterten Bereich erfolgen, den ich beantragt habe.

    Fürs erste daher nochmals meine Vorstellung:

    Seit einiger Zeit verfolge ich nun hier schon die Beiträge. Zuerst anonym, nun habe ich mich angemeldet in der Hoffnung hier Denkanstöße, Rückhalt und Unterstützung zu finden.
    Zu meiner Person:
    Ich bin 56 (weiblich) und habe nach 26 Jahren (mehr oder weniger) die Beziehung mit meinem Partner vor einigen Monaten beendet.
    Räumlich leben wir bereits seit einigen Jahren getrennt.

    Vor einigen Jahren habe ich mich erstmals mit dem Thema Alkoholkonsum/-mißbrauch meines Partners auseinandergesetzt, da ich das vage Gefühl hatte, dass dies mit meinen psychischen Problemen in Zusammenhang steht.
    Wie so viele Co-Abhängige habe ich den Aussagen meines Partners vertraut, dass sein Trinkverhalten normal ist.
    Ich habe mich daher mit meinen "Schwächen" und Problemen auseinander gesetzt und konnte Dank einer Therapie und einiger Eigenarbeit auch meine Depressionen großteils bewältigen.

    Wie ich Euch denken könnt, hat sich dadurch unsere Beziehung eher weiter verschlechtert.
    Aber da ich von mehreren Menschen als eigenwillig, - ok auch stur - und bisweilen schwierig bezeichnet werde/wurde, bin ich davon ausgegangen, dass ich mehr an mir arbeiten muss. (Das tue ich regelmäßig und es bringt mir auch viele neue und positive Erkenntnisse).
    Mein Beziehungsproblem hat es jedoch nicht gelöst sondern verschlimmert. selbst sachliche Gespräche waren kaum noch möglich. Ich war/bin voll von Aggressionen und anderen negativen Emotionen, die auch körperliche Beschwerden nach sich zogen.

    Da einer der Angriffspunkte meines Partners meine Nikotinsucht ist, die ich auch selbst gern in den Griff bekommen würde, habe ich vor einiger Zeit wieder angefangen mit dem Thema Sucht und Abhängigkeit auseinander zu setzen.
    Und irgendwie kam dann langsam die Erkenntnis, dass ich nicht nur Nikotinsüchtig sondern auch Beziehungsabhängig von meinem trinkenden Partner bin..
    So bin ich dann hier gelandet und hoffe nun mit Eurer Hilfe die Suche nach dem verlorenen Ich fortzusetzen.

  • Hallo und herzlich willkommen....

    .....du erinnerst mich stark an mich selbst. Ich bin / war selbst Co-Abhängige und mein Mann schmiss mich/ unsere kleine Familie nach der Therapie einfach weg, um mit einer Alkoholikerin neu anzufangen. Unnötig zu erwähnen, wie der Hass mich drohte aufzufressen. Letzendlich kann man nichts weiter tun, als ganz weit weg zu laufen. Wie schwer das ist erlebe ich selbst jeden Tag. Kopf und Herz sind sich spinnefeind und man fechtet jeden Tag aufs Neue einen inneren Krieg aus, der unendlich und ausweglos scheint. Jeder sagt einem, daß die Zeit die Wunde heilt. Der Kopf stimmt dem zu...das Herz hört nicht hin. Wenn es ganz schlimm ist ( so wars bei mir ) äussert sich der Kummer sogar körperlich. Ich hatte im wahrsten Sinne des Wortes Herzschmerzen und kann nicht essen.
    Ich kann dich gut verstehen, zumal der Verursacher deines Kummers sich warscheinlich trotzdem gut fühlt, während du leidest.

    Ich kann dir leider nichts raten, da ich selbst noch in einer akuten Phase bin. Heultage wechseln sich mit Wuttagen ab, ich bin totunglücklich und fühle mich einsam. Meine Hassgefühle werden schwächer, weil viele Menschen auf mich einreden...also Menschen denen ich wichtig bin. Leider ist es immer noch so, daß meine Gemütsverfassung davon abhängt, wie er sich verhält. Wochenende ist schlimm, da hat er seine Neue da...ausserdem haben wir ein Kind ...Kontakt ganz abbrechen wäre für mich besser, aber für´s Kind nicht. Es ist alles verkorkst und verheddert, aber die Zeit wirds zeigen...das war immer so.

    Ich wünsche dir viel Kraft für deinen Weg...er ist gut und richtig

    LG Yvonne

  • Hallo Einhorn ! Herzliches Willkommen im Forum! :!:
    Gut, dass du hierher gefunden hast, und dich austauschst. Das ist wichtig, denn im "eigenen Saft" brüten nützt keinem was. Schon gleich gar nicht deiner "Sturheit" oder sonstwelchen "Marotten", die wir alle haben! Läger alleine leben bringt das sowieso mit sich. Ich kenne mich da aus. :roll:
    Meine beste Hilfe, mich zu finden, war die Reha, die ich vor zwei Jahren, in der für mich besten Klinik, fünf Wochen lang durchzog!
    Ziehen musste ich damals wirklich viel! Erst mal mich dorthin, weil soooo weit von zuhause, dann gleich fünf Wochen, dann viel Sport und Gymnastik (körperliches Ziehen), dann ziehen an den Nerven, weil teilweise anstrengende Therapien und Mitpatienten, und zuletzt ziehen, weil Heimreise und Auszug aus dem gewohnten Leben! Und das zog ich dann durch, trotz Gebirge im Weg in Form von vielen persönlichen Schwierigkeiten zuhause, auf der Arbeit.... Meine Freundinnen stärken mich auch heute noch, indem sie mir zusagen, wie stolz sie auf mich sind, und ich mich selbst fühlen darf.
    Zum Thema: Suchtbekämpfung - ich habe eine gute Zeit lang sehr viel mit meinem Mann mitgetrunken. Ich finde, viel. Aber ich habe es ehrgeizmäßig in den Griff bekommen. Ich wollte ihm beweisen, dass es geht. Viele Jahre lebte ich völlig abstinent. Um ihm zu helfen. Aber dazu hätte er erst mal eine richtige Therapie gebraucht.
    Ich hatte jahrelang Therapie, und für MICH gelernt, dass ich mein Leben ganz alleine in den Griff bekommen kann und es jetzt jeden Tag tue. Es gibt auch Momente, wo ich mich alleine fühle, einsam.. die halte ich aus!,... , aber dann gibt es auch wieder Menschen, die ich anrufen kann, besuchen kann, die mich besuchen kommen, ich kann rausgehen .... Ich wage immer wieder Neues und tue mir immer wieder Gutes, denn dann vergehen ganz schnell die Sorgen! Meine neuestes "Projekt" wird ein altes Projekt - Fitnesstraining. Gezielte Übungen für meinen altersschwachen Rücken usw. In meinem Thread ( Ganz am Anfang, und doch mittendrin ) kannst du meine Geschichte von Anfang an lesen.
    Für heute habe ich dich aber genug zugeschwatzt. :roll::) Ich wünsche dir noch viele gute Posts und Hilfen, um deinen neuen Weg zu finden. Wichtig ist auch, Hinfallen ist normal, nur liegenbleiben nützt keinem was!
    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo und guten Morgen Yvonne78,
    Danke für Deine Worte. Inwiefern erinnere ich Dich an Dich selbst?

    Du schreibst, Deine Hassgefühle werden weniger weil so viele Menschen auf Dich einreden...?
    Da sehe ich die Gefahr, sich wieder von anderen beeinflussen zu lassen.
    Hass ich ein mächtiges Wort. Wut und Zorn ok, die gibts auch bei mir noch hin und wieder: Aber deutlich weniger.

    Mir persönlich hilft es wenn ich mich als Soforthilfe erstmal vor dem Auslöser in Sicherheit bringe.
    Maßnahme Nr. 2 ist dann tief und bewußt atmen und dann nehm ich mir falls es grad möglich ist meine Entspannungsmusik und versuche von 180 zumindest auf 120 runter zu kommen, so dass ich wieder halbwegs klar denken kann.
    Hilft nicht immer, aber immer öfter.

    Für mich ist es aber wichtig sich danach damit auseinander zu setzen. Sich zu fragen welche Situation hat die Wut ausgelöst? Warum bin ich wütend? Meistens muss ich mir dann eingestehen, dass ich entweder Erwartungen hatte, die enttäuscht wurden, oder neidisch bin weil andere etwas bekommen was ich selbst gerne hätte. Insofern kann die Wut helfen eigene Bedürfnisse zu erkennen.
    Wenn ich mir dann über meine unerfüllten Bedürfnisse klar werde, schlägt die Wut dann oft in Traurigkeit um. Manchmal auch in Verzweiflung und Selbstmitleid.
    Nicht unbedingt weil mein XY diese Bedürfnisse nicht mehr stillen kann, sondern weil ich keine Ahnung habe wie ich bestimmte Bedürfnisse selbst stillen kann. Dann fühle ich mich einsam und neige dazu mich zu verkriechen.

  • Hallo Einhorn,

    herzlich Willkommen bei uns, in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    Zitat

    sondern weil ich keine Ahnung habe wie ich bestimmte Bedürfnisse selbst stillen kann.


    das ist eine Entwicklung, und dafür solltest du dir die Zeit nehmen, die du brauchst, und dich nicht entmutigen lassen, wenn es immer wieder mal schief geht.
    Ich bin seit 10 Jahren hier, und hab da auch immer wieder Probleme.

    Es ist wichtig, sich Wut und durchaus auch Hassgefühle einzugestehen, die hatte ich auch. Noch viel wichtiger ist es aber, da heraus zu kommen, denn diese Gefühle lähmen auch sehr stark, und führen mitten ins Selbstmitleid.
    Wobei wir uns das auch manchmal zugestehen dürfen.
    Es ist aber wichtig, sich auch die eigenen Anteile anzusehen, das heißt aber in keiner Weise, das ich in irgendeiner Form schuld bin am Trinken eines anderen.
    Ich unterstütze es aber unbewußt in vielen Dingen.
    Mit einem nassen Alkoholiker ist kein sinnvolles Gespräch möglich, das hast du bestimmt schon bemerkt.
    Das er dich auf deine Nikotinsucht hinweist ist seine Taktik.
    Er möchte in Ruhe trinken und haut dir Themen um die Ohren, wo du erst einmal knabberst, und dich hinterfragst. Schon ist das Thema Alkohol in den Hintergrund gedrängt, und er kann weitermachen.
    Versuche dir nicht von anderen einreden zu lassen, wie du bist oder sein solltest, sondern fang an, dich um dich zu kümmern, damit es dir besser geht.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Gotti
    Danke für Deine Worte
    Ja das brüten im eigenen Saft, dass kenne ich. Meistens bin ich ja gerne alleine und denke über Gott und die Welt nach.
    Wenn es mir allerdings schlecht geht, hab ich oft Schwierigkeiten da alleine wieder rauszufinden.
    Mit Freunden ist das so eine Sache, ich hab mich selbst ja sehr isoliert. An dieser Baustelle gibt es noch viel zu arbeiten.
    Aber das setzt Vertrauen in andere Menschen und auch in sich selbst voraus, Daran hapert es auch.
    Es fällt mir auch schwer, andere so zu akzeptieren wie Sie sind. Meistens ziehe ich mich dann zurück weil ich mich unverstanden fühle.
    Manche Verhaltensweisen sind für mich so deutlich, dass ich immer denke andere müssten das doch auch erkennen und zumindest so ähnlich sehen wie ich.
    Das sind wohl Symtome der Co-Abhängigkeit.
    Mein XY hat mir z.B. immer gesagt, unsere Beziehung wäre doch in Ordnung. Es sei doch normal das irgendwann alles weniger wird und einschläft. Das man nebeneinander herlebt und sich nichts mehr zu sagen hat. Man kennt sich eben. "Beziehungsarbeit" ist nicht nötig. Entweder es passt oder es passt eben nicht. Meine Vorstellungen von Beziehung seien einfach falsch, unrealistisch und zu "romantisch" und ich würde ohnehin alles tot diskutieren wollen. Ok vielleicht hat er Recht.
    Aber da ist dann das kleine Teufelchen in mir, welches sagt schau Dich um. Es gibt so viele Paare in langjährigen Beziehungen da läuft es irgendwie anders. Oder hat zumindest den Anschein.
    Meine Vorstellungen sind es nicht, nebeneinander auf dem Sofa zu sitzen, Klatsch und Tratsch auszutauschen, sich von der Glotze verblöden zu lassen und als Highlight mal zusammen essen zu gehen und sich Nachts gegenseitig was vorzuschnarchen. Dafür fühl ich mich viel zu jung.
    Ich hab es trotzdem mitgemacht weil er es so wollte. Im Lauf der Jahre wurde ich immer unzufriedener. Bier und Glotze und schon stieg mein Aggressionsspiegel. Klatsch und Tratsch? Hallo? Haben wir nicht genug Dreck vor unserer eigenen Tür? Essen gehen? Im Prinzip nicht schlecht, aber immer nur Konsum und immer mit Alkohol.


    Sorry, ist schon wieder ein langer Post geworden. Ich schweife oft ab und kann nicht auf den Punkt kommen

  • :?: Frage an alle weil mich ein Thema gerade ziemlich beschäftigt. :?:

    Ich habe meinem XY gegenüber nie klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, Warum ich mich entziehe.
    Hab zwar gemeckert wegen Alkohol, ihm auch seinen Konsum vorgeworfen, aber nie ein Ultimatum gestellt oder so etwas in der Art,
    Ich hatte und habe immer noch Angst, ich weiß ja wie er reagiert wenn ich das A.. Wort auch nur anspreche.

    Ausgezogen bin ich eher unter einem Vorwand und die ganzen Jahre hab ich ja mehr auf dem Thema Beziehung rumgehackt weil ich dachte das wäre unser Problem. Ich habe ihm nur mitgeteilt, dass unsre Beziehung beendet ist. Ohne weitere Erklärung.

    Andererseits weiß ich wie blöd das ist, wenn sich jemand einfach so ohne Feedback zurückzieht. Es nimmt einem die Möglichkeit damit auseinander zu setzen. Und es wirft viele Fragen auf. Vielleicht sogar bei einem Alkoholiker?

    Da ich über gemeinsame Bekannte gehört habe, dass er gar keine Ahnung hat warum ich so komisch bin und mich von ihm distanziere, bin ich am überlegen, dass ich ihn wenigstens über die Gründe aufklären sollte.

    Was ist Eure Meinung?
    Und wie könnte man das sachlich darstellen?

  • Hallo Einhorn, ich kann da nur als trockene Alkoholikerin antworten...

    Zitat

    Ich habe meinem XY gegenüber nie klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, Warum ich mich entziehe.
    Hab zwar gemeckert wegen Alkohol, ihm auch seinen Konsum vorgeworfen, aber nie ein Ultimatum gestellt oder so etwas in der Art,
    Ich hatte und habe immer noch Angst, ich weiß ja wie er reagiert wenn ich das A.. Wort auch nur anspreche.

    Ja, verstehe ich. Man möchte ja nicht dauernd Stress zuhause haben, außerdem sind meiner Erfahrung nach CO`s auch oft geradezu harmoniesüchtig.
    Dann spricht man natürlich dieses problematische Thema auch nicht gern an, denn es wird dann höchstwahrscheinlich zu unschönen Konfrontationen kommen.
    Ein Ultimatum zu stellen kann helfen, aber ich denke, das sollte man eher für sich selbst stellen und nicht für den Säufer. :wink:
    Denn ich denke, beim nassen Alkie bewirkt es eher selten etwas. Eine minimale Chance will ich aber auch nicht völlig ausschließen.
    Nur bin ich persönlich nicht der Typ, der sich an minimale Chancen klammern möchte.

    Zitat

    Andererseits weiß ich wie blöd das ist, wenn sich jemand einfach so ohne Feedback zurückzieht.
    Es nimmt einem die Möglichkeit damit auseinander zu setzen. Und es wirft viele Fragen auf. Vielleicht sogar bei einem Alkoholiker?

    Ich habe das Gefühl, das hauptsächlich Frauen meinen, sich immer erklären zu müssen, insbesondere CO`s auch nochmal ganz verschärft.
    Das dient oft aber auch nur dazu, immer wieder Kontakt zum eigenen "Suchtmittel" herzustellen und so weiterhin kontrollieren zu können, was der tut oder zumindest darüber unterrrichtet zu sein.
    Ich muss Dir sagen, das ich bisher eigentlich kaum mal erlebt habe, das ein Mann nach der Beendigung einer Beziehung noch groß drüber reden wollte. Völlig unabhängig von der Suchtproblematik jetzt mal.
    Sind halt so meine persönlichen Erfahrungen, die natürlich kein Anrecht auf Allgemeingültigkeit haben :wink:

    Beim nassen Alkie bewirken solche Gespräche eher kaum etwas. Denn wir wollen doch selbst nicht wahrhaben, das wir längst abhängig saufen.
    Da wird solange alles schön geredet, wie es nur geht.
    Und wenn es nicht mehr geht, dann fängt man an, Zugeständnisse zu machen, um den CO oder andere Angehörige ruhig zu halten.
    Die man aber üblicherweise nicht einhält, gar nicht einhalten kann.
    Es kann sich wohl kaum einer vorstellen, der nicht selbst betroffen ist oder war, wie schlimm Entzugssymptome werden können.
    Das geht hin bis zu Panikanfällen und Vernichtungsgefühlen, man denkt, man kann so nicht mehr weiter auch nur den Tag überstehen, nicht mal die nächsten Stunden.
    Also trinkt man wieder, weil man dem dann einfach nicht mehr standhalten kann. Und ein kalter Entuzug wäre außerdem auch lebensgefährlich, aber das nur mal am Rande...

    Kurzum, ich denke nicht, das mit einem nassen und uneinischtigen Alkie ein sinnvolles Gespräch bezüglich seiner Sucht oder auch der Beziehung möglich ist.
    EIn Säufer will vor allem Saufen .... und sonst nichts.

    Zitat

    Da ich über gemeinsame Bekannte gehört habe, dass er gar keine Ahnung hat warum ich so komisch bin und mich von ihm distanziere, bin ich am überlegen, dass ich ihn wenigstens über die Gründe aufklären sollte.

    Hm, wenns Dich glücklich macht, kannst du es ihm ja schriftlich mitteilen.
    Erwarte Dir nur nichts davon....
    Und so ahnungslos wird er schon nicht sein :wink: nur kann er das wohl schlecht vor anderen zugeben.
    Hätte ich übrigens auch nicht getan.
    Also sagt man lieber, ach ich weiß gar nicht, warum der andere gegangen ist... so ist es am angenehmsten und einfachsten.
    Hauptsache, keiner erwähnt die abhängige Sauferei ! Und solange das keiner tut, ist für den Säufer auch alles in Ordnung.

    Zitat

    Was ist Eure Meinung?
    Und wie könnte man das sachlich darstellen?


    Meine Meinung steht da ja schon. :wink:
    Und sachlich darlegen?
    Wie wäre es mit: Ich habe das Gefühl, das Du abhängig säufst und ich wollte mich dem nicht weiter aussetzen.
    Und aus die Maus.

    So, und nun last but not least:
    Schön, das Du hergefunden hast. :)
    Und Du bist auch schon weiter als so manche andere hier, denn Du bist bereits gegangen und willst wieder Dein eigenes Leben in die Hände nehmen.
    Bist ja schon mittendrin.
    Sicher tut eine Trennung weh, besonders, wenn sie eigentlich nicht mal freiwillig erfolgte.
    Und da ist auch verständlicherweise Wut, Trauer und Hilflosigkeit... ganz klar.
    Nur sollte man nicht in Hass und Wut stecken bleiben, denn das hindert einen nur daran, weiter zu gehen und das eigene Leben wieder in die Hände zu nehmen
    und kostet außerdem unheimlich viel Kraft.
    Die sollte man besser in sich selbst und dem Aufbau des neuen Lebens stecken, das ist zumindest meine Meinung.

    LG Sunshine

  • @Sunshine

    also ich stecke zur Zeit immernoch in dem Sumpf aus Trauer, Verzweiflung, Wut und auch Hass...nie alles gleichzeitig...es wechselt auch manchmal innerhalb eine Tages. So paddle ich nun in dieser trüben Soße umher und tue mir auch selbst leid. Die Frage nach dem * Warum * sitzt mir im Nacken und es gibt gerade keine Möglichkeit, mich selbst aus dem Schlamassel zu befreien. Will sagen: man kann diese starken Gefühle nicht einfach * nicht mehr haben *. Ich selbst habe jetzt keine Lust mehr, mir Tag für Tag vorzulügen, daß das Leben schön ist. Jetzt gerade ist es das nicht und damit finde ich mich ab. Ich will wütend sein und traurig....ich habe das Recht. ABER: ich kenne mich seit 40 Jahren und ich vertraue darauf, daß der Knoten bald platzt und dann scheint auch mir wieder die Sonne aus allen Ritzen.

    Wut und Hass lähmen...aber manchmal muss man eben auch mal inne halten und sich frei poltern :)

    LG Yvonne

  • @ Danke Sunshine

    Es tut ganz schön gut sich mit anderen auszutauschen. Mit beiden Seiten :D
    und ich hoffe auf viele - kritische - Inputs und Denkanstöße. Freunde/Bekannte sind da ja leider oft bisschen zu einseitig befangen, Literatur zu abstrakt.
    Ich finde es prima wenn Du als Trockene den Co's Deine Sichtweise schilderst. Dinge über die ich sonst wahrscheinlich nicht nachdenken würde.

    Ja ich denke so äußerlich schaff ich es schon mein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
    Mir ist aber auch wichtig mich selbst zu reflektieren. Die Ursachen zu finden. Es wäre zu einfach die Schuld nur dem XY und dem Alkohol zu geben. Ich bin ziemlich sicher, das Co-Dasein reicht bis in meine Kindheit zurück. Verhaltensmuster die so tief verwurzelt sind, dass ich mein "Beuteschema" immer wieder daran ausrichte. Einige der Schwierigkeiten merke ich ja auch in meinem noch verbliebenen familiären Umfeld, wenngleich ich da auch fast keinen Kontakt mehr habe.

    Zitat

    Das dient oft aber auch nur dazu, immer wieder Kontakt zum eigenen "Suchtmittel" herzustellen und so weiterhin kontrollieren zu können, was der tut oder zumindest darüber unterrrichtet zu sein.


    Das trifft eher nicht zu, Meistens ist er derjenige der Kontakt aufnimmt. Oft (wie ich glaube als Vorwand) um organisatorische/familiäre Fragen zu klären. Wir kommunizieren weitestgehend schriftlich.

    Zitat

    Ich muss Dir sagen, das ich bisher eigentlich kaum mal erlebt habe, das ein Mann nach der Beendigung einer Beziehung noch groß drüber reden wollte. Völlig unabhängig von der Suchtproblematik jetzt mal.


    Ich wollte auch keinen Dialog, sondern ihm nur meine wahren Gründe nennen, da ich ja jahrelang alles auf die Beziehungsprobleme geschoben habe. Was er damit anfängt ist sein Problem.

    Sich komplett aus dem Weg zu gehen und gar keinen Kontakt zu haben ist in einem winzigen Dorf ohnehin nicht möglich.

  • @ Yvonne78
    Nur so als Denkanstoss..

    Zitat

    ich vertraue darauf, daß der Knoten bald platzt und dann scheint auch mir wieder die Sonne aus allen Ritzen.


    Die Zeit, die Du mit warten verbringst leidest Du :(
    Wäre es nicht sinnvoller diese Zeit besser zu nutzen? Vielleicht sogar so, dass Du zumindest ein paar schöne Augenblicke hast?

    Meiner Überzeugung nach muss man selbst etwas dazu beitragen. Ursache und Wirkung.
    Da gab mal einen sehr interessanten Vortrag von Vera F. Birkenbihl dazu
    Ich hab das mal probiert als ich voll Scheiße drauf war. Lächeln (still heimlich und nur für Dich) mehrmals 10 Sekunden lang. Immer wieder. Der Druck auf die Muskeln soll dem Gehirn suggerieren Du würdest wirklich lächeln und setzt entsprechende Botenstoffe frei.
    Bei mir hat es was bewirkt. Nicht beim ersten Mal, aber irgendwann. :lol:


  • Lächeln (still heimlich und nur für Dich) mehrmals 10 Sekunden lang. Immer wieder. Der Druck auf die Muskeln soll dem Gehirn suggerieren Du würdest wirklich lächeln und setzt entsprechende Botenstoffe frei.
    Bei mir hat es was bewirkt. Nicht beim ersten Mal, aber irgendwann. :lol:

    Vielleicht hilfts...wie es aussieht ist egal...in meinem Versteck sieht mich ja keiner ;)

  • Zitat

    Ja ich denke so äußerlich schaff ich es schon mein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
    Mir ist aber auch wichtig mich selbst zu reflektieren. Die Ursachen zu finden. Es wäre zu einfach die Schuld nur dem XY und dem Alkohol zu geben. Ich bin ziemlich sicher, das Co-Dasein reicht bis in meine Kindheit zurück. Verhaltensmuster die so tief verwurzelt sind, dass ich mein "Beuteschema" immer wieder daran ausrichte. Einige der Schwierigkeiten merke ich ja auch in meinem noch verbliebenen familiären Umfeld, wenngleich ich da auch fast keinen Kontakt mehr habe.

    Ja Einhorn, Du kommst hier auch recht reflektiert rüber. Und das ist doch schon mal ne gute Sache!
    Und Ja, es ist zu einfach, dem Alk und der anderen Person alles in die Schuhe zu schieben.
    Eine CO-Beziehung funktioniert ja nur, wenn da BEIDE mitspielen.

    CO-Abhängigkeit ist ja auch sehr oft schon tief in der Kindheit verwurzelt. Da spielt meiner Meinung nach auch schon die unterschiedliche
    Erziehung von Jungen und Mädchen eine Rolle.
    Viele von uns wurden doch geradezu als Mädchen darauf getrimmt, zu helfen.
    Meine Eltern taten das glücklicherweise nicht, aber bei Eltern von Freundinnen habe ich das sehr wohl miterleben müssen.
    Es gibt immer noch sehr viel mehr Frauen in helfenden Berufen als Männer (und dann wirds auch noch unter aller Kanone bezahlt :evil: )
    Und wer bleibt denn meist zuhause, wenn das Kind krank ist? Die Mama oder der Papa?
    So zieht sich das doch mitunter durchs ganze Leben.
    Und so kann man auch in eine CO-Abhängigkeits-Beziehung hineinrutschen, man muss doch dem Partner helfen, man hats doch sogar versprochen,
    "in guten wie in schlechten Zeiten".
    Es ist doch kein Zufall, das die CO-Abhängigkeit viel häufiger Frauen trifft.

    Zitat

    Ich wollte auch keinen Dialog, sondern ihm nur meine wahren Gründe nennen, da ich ja jahrelang alles auf die Beziehungsprobleme geschoben habe. Was er damit anfängt ist sein Problem.

    Dann mache es doch so, dann ist die Sache auch geklärt. Was er dann damit anfängt, ist wirklich seine Sache.
    Wenn es Dich bedrückt, es nicht gesagt zu haben, was wirklich der Trennungsgrund war, dann teile es ihm halt mit.
    Es wäre nur fatal, daran irgendwelche Hoffnungen zu knüpfen.

    Und Einhorn, selbst wenn ER trocken werden sollte und die Beziehung wieder aufgenommen würde... DEINE Probleme wären damit trotzdem noch nicht gelöst.
    Denn Deine CO-Abhängigkeit ist ja dann nicht auch automatisch weg.
    Und ein trocken werdender Alkoholiker wird in der Regel auch sein Leben wieder selbst in die Hand nehmen wollen und sich nicht weiterhin be-CO`n lassen wollen.
    Da würde also das ganze Beziehungs- Gefüge von Grund auf schon nicht mehr stimmen und die weitere Beziehung stünde unter einem denkbar schlechten Stern.
    Sowas kann nur gelingen, wenn BEIDE an sich arbeiten. Aber selbst dann ist das alles keine einfache Sache, denke ich.

    Ich halte es für wichtig, an seiner CO-Abhängigkeit zu arbeiten, um nicht wieder in so eine leidvolle Beziehung zu rutschen.
    Also um Deiner selbst Willen.
    Du schreibst ja selbst vom "Beuteschema". Das ist auch so.
    Und das muss auch nicht zwingend ein Alkoholiker sein, jeder andere vermeintlich hilfsbedürftige Mensch "eignet" sich ebenso, um die eigene CO-Abhängigkeit auszuleben.

    LG Sunshine

  • Ja,ja, ja, - ich kann Sunshine nur zustimmen! Sie spricht mir aus der Seele, die so lange verletzt war, sich verletzen hat lassen, bevor sie von MIR selbst gerettet wurde, als ich ausgezogen bin. Als ich mein altes Leben hinter mich gelassen habe, und aufgehört habe, Ursachen usw. zu suchen. Schluss. Einfach Schluss damit.
    Einhorn, du hast dich und deine Ursachen für dein Verhalten sehr gut erkannt, und lange genug "festgehalten". Jetzt ist Zeit Loszulassen! Es ist keine Verdrängung, wenn man endlich aufhört, sich Gedanken über den Alki und die Probleme mit ihm zu machen. Nein, es ist DEIN Blick in deine Zukunft! Was war ist vorbei. Die Zukunft können wir ändern. Nichts sonst.
    Das Leben ist viel zu schön um es mit traurigen Stunden, Tagen zu verblödeln. Und es sind immer wieder die kleinen Dinge, die mir dann auch immer wieder die Lebensfreude geben, jetzt alleine zu leben - wie schön ist das!!! z.B. ich schlafe ohne stinkende Fahne neben mir, ohne Schnarchen, das mich wachhält und mir dunkle Gedanken provoziert, mir Kraft und Freude stiehlt. Heimkommen, ohne Unruhe: wie ist er heute drauf? Was erwartet mich?.... Mein Leben nur für mich zu gestalten ! Das ist jetzt nach fast zwei Jahren immer noch mein Highlight! :D Und ich habe ganz viel Altes und Neues entdeckt, das mir Spaß macht. Langeweile habe ich ganz selten! Und auch die kann man aushalten!
    Schönen Sonntag dir!

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • @Danke Gotti für Deine Worte
    Ja es stimmt, die Freiheiten sind schon gut, die habe ich ja schon paar Jahre. Und Langeweile ? Was ist das? :lol:

    @Sunshine
    Ich bin ja eine Leseratte und brauch viel Input um die, für mich passenden Schlüsse zu ziehen. Vielleich komm ich dir deswegen so reflektiert vor :lol:

    @Alle
    Hast Du - oder vielleicht jemand der aus dem Co-Bereich kommt ein paar Literaturtipps um das Thema anzugehen?

    Das 12 Schritte Programm halte ich vom Ansatz her für gut, allerdings ist es mir etwas zu religiös.
    Aktuell beschäftige ich mich mit "Ich lasse Deins bei Dir" und dem 12 Schritte Programm von Melody Beatty.
    Ich würde das Thema auch gerne mal von der Kindheitsseite her angehen. Mittlerweile bin ich glaube ich stabil genug mich dieser Zeit zu stellen.
    Was mir auch seit langem gut hilft, sind geführte Meditationen, die ich mir zum Einschlafen anhören kann.
    Ich hab für mich festgestellt, dass mein Unterbewußtsein mir Nachts viel Denkarbeit abnehmen kann . :wink:
    Ich habe allerdings nicht die Zeit stundenlang zu suchen und auch nicht die Mittel wahllos zu kaufen.

    Deswegen würde ich mich freuen, wenn Ihr mir ein bisschen Gedankenfutter empfehlen könntet

  • Hallo Einhorn,

    auch ich bin eine Leseratte, bevorzuge aber Hörbucher.
    Ich möchte dir gerne ein Buch empfehlen es heißt: Das Kind in dir muss Heimat finden von Stefanie Stahl.Hier geht es ans eingemachte und dieses Buch (mit Übungen) hat mir persönlich weitergeholfen. Ich höre bestimmte Kapitel (Helfersyndrom) immer wider mal. Lies dir einfach bei Amazon die Bewertungen durch.

    LG Ziele

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