Hallo Ihr Lieben,
ich bin erst seit ein paar Tagen dabei, hatte mich aber schon vorgestellt und ein bisschen meinen Hintergrund beschrieben (Alkoholismus meines Mannes nach Ende des Arbeitslebens).
Mein Mann trinkt jetzt seit genau einer Woche ununterbrochen, das ist natürlich nicht das erste Mal, aber ich habe das Gefühl es wird jedesmal krasser. Nachdem er unsere saemtichen Schnaps- Wein- und Sektvorräte geleert hatte (kauft er immer ein in seinen "guten" Phasen, kann ich ihn leider nicht dran hindern), waren jetzt auch noch alle moegichen Liköre und irgendwelches süsse Zeug dran, was teilweise schon ewig herumstand ...
Aber seit einer Woche konnte er jetzt nicht mehr aufstehen, ausser um nachzukippen, sich zu übergeben oder auf Toilette zu gehen (was er leider heute morgen nicht geschafft hat, eine weitere traurige Premiere...) . Sonst hat er, wenn alles leer war, immer eine kalte Entgiftung gemacht (ja ich weiss, dass das gefaehrlich ist, aber er lehnt ja jegliche aerztliche Hilfe kategorisch ab, das sind fuer ihn "alles Scharlatane" und er schafft das allein ... ging bisher aber gluecklicherweise trotzdem immer gut, und danach war er auch fuer ein paar Wochen wieder auf normal (während der Zeit hat er dann den Alkoholvorrat wieder aufgestockt), bis es irgendwann dann wieder losging. An den Rückfällen habe dann auf jeden Fall immer ich schuld, weil ich irgendwas gesagt/nicht gesagt bzw getan/nicht getan oder auch nur falsch geguckt habe.
Heute hat er mich zum ersten Mal gebeten bzw befohlen, ihm neuen Schnaps zu besorgen. Ansonsten steht halt jetzt wieder ein kalter Entzug an. Den Autoschlüssel habe ich erstmal versteckt.
ich hoffe auf Eure Erfahrung mit solchen Situationen - ich weiss überhaupt nicht wie ich mich verhalten soll:
- soll ich ihm Schnaps kaufen? Das waere das erste Mal fuer mich in so einer Situation und bisher ein absolutes No-Go .. aber der kalte Entzug ist ja auch nicht gut ... was ratet ihr?
- soll ich ihm sein Leben weiter bequem machen, wie ich es die letzten 2 Jahre getan habe ... d.h. in diesen Phasen fuer ihn einkaufen und kochen - meist stelle ich einfach eine Suppe auf den Herd, da er ja wenig isst und dann zu den unmöglichsten Zeiten, gemeinsame Mahlzeiten gibt es natürlich keine- oder stelle ihm ein Sandwich ans Bett, was er dann aber oft sowieso nicht bei sich behält - ,weiter seine Wäsche waschen und generell hinter ihm herraeumen?
Oder soll ich ihn in seinem Sumpf liegen lassen? - ein bisschen schwierig, denn ich wohne ja auch hier ...
- muss ich auf Abruf immer fuer ihn da sein, wenn er etwas braucht oder von mir will, auch wenn er mich einige Minuten vorher verbal mal wieder aufs übelste beleidigt hat? oder ist es okay, wenn ich dann einfach gehe - ggf auch ueber Nacht?
Einerseits fällt es mir schwer, die ganze Atmosphäre hier zu ertragen, und ich muss manchmal raus, um nicht komplett durchzudrehen), andererseits habe ich aber auch immer Angst, das was passiert, wenn ich nicht da bin.
Wenn ich mal weg bin bei Freunden und komme nach Hause zurück, bereite ich mich innerlich immer auf alle möglichen Schreckensszenarien vor (er liegt im Bett und ist an seinem Erbrochenen erstickt/er ist einfach tot, weil das Herz nicht mehr mitgemacht hat - er hatte schon einen Herzinfarkt, aber der ist lange her/ er ist die Treppe runtergefallen und hat sich was gebrochen/er hat sich umgebracht/er steht mit dem Messer hinter der Tuer und bedroht mich/...). Was meint ihr, ist es okay, wenn ich mich auch ueber laengere Zeit räumlich zurückziehe und was mache ich mit den Schuldgefühlen, wenn dann doch was passiert ist?
-wie gehe ich damit um, wenn er mich beleidigt, was leider sehr oft vorkommt? Wie gehe ich mit meinem Gefühlschaos ihm gegenüber um, einem ständig wechselnden wilden Mix aus Mitleid, Angst, Wut und Ekel? Gibt es eine Chance, dass so etwas wie Liebe wiederkommen kann? Oder ist es eher realistisch, dass das vorbei ist?
- wie gehe ich damit um, wenn er weinerlich wird und mit Selbstmord droht? es wird ja gesagt, man soll das ernst nehmen, aber was soll ich denn konkret machen? Einen Arzt will er nicht sehen und zwangseinweisen geht ja auch erst dann, wenn schon was passiert ist ... dann ist es aber zu spät!
Es tut mir leid, dass das jetzt so ein langer Sermon geworden ist, aber diese ganzen Dinge schwirren mir im Kopf rum. ich hoffe, dass Ihr als selbst Betroffene mir raten könnt?
Vielen Dank schonmal