Beiträge von AufderSuche

    Hallo Helena,

    ich freue mich, dass du mit meinen Worten etwas anfangen konntest und etwas für dich Hilfreiches daraus herausziehen konntest.

    Du klingst sehr reflektiert. Das ist mir bei deinem Schreiben ganz besonders aufgefallen und ich denke, dass dir das für dich eine große Hilfe ist und sein wird.

    Ich weiß von mir selbst, wie schwer es mir lange Zeit gefallen ist, überhaupt erstmal mich und meine eigenen Bedürfnisse zu sehen. Das konnte ich eine sehr, sehr lange Zeit nicht wirklich und das hatte bei mir mit den Mustern und Prägungen zu tun, die ich mehr oder minder von klein auf in meiner Familie erworben hatte.

    Auch bei uns war nicht ALLES schlecht, aber Geborgenheit und Sicherheit fühlte ich äußerst selten und schließlich gar nicht mehr. Das ist für mich nicht ohne Folgen geblieben.

    Tatsächlich hat es sich in meiner Kindheit manchmal anmaßend/überheblich angefühlt wie sehr ich die Elternrolle übernommen habe auch gegenüber meiner Schwester, weil ich mich ab einem bestimmten Alter meinen Eltern überlegen gefühlt habe.

    Das ist ein sehr interessanter Satz! Als ich das las, erinnerte ich mich, dass ich etwas Ähnliches gefühlt habe. Nicht so bewusst, wie du das hier schreibst, aber so eine merkwürdige Mischung aus Stolz und Unbehagen mehr oder minder zugleich.

    Vom Verstand her habe ich als Erwachsene Vieles begriffen, aber für mich sorgen konnte ICH dennoch lange, lange Zeit nicht. Das ergab sich bei mir eigentlich erst, als mir krankheitsbedingt gar keine andere Wahl blieb, als mich endlich um MEINE Bedürfnisse zu kümmern.

    Wenn du das schaffst, nun noch mehr für dich selbst zu sorgen, freut mich das aufrichtig für dich.

    Aber das ist nicht mein Problem. Ich will tatsächlich auch dazu gerade nichts mehr von meiner Mama hören. Ich merke durch deinen Stubs langsam, dass ich viel zu lange ihre Probleme zu meinen gemacht habe.

    Allein DAS zu erkennen, dass es nicht DEIN Problem ist, ist schon ein großer Schritt. Und der nächste große - nicht ganz so einfache - Schritt ist dann tatsächlich, es nicht zum eigenen Problem werden zulassen, sondern sich innerlich abzugrenzen und womöglich auch noch eigener Wege zu gehen.

    Ich darf dir meine Bewunderung aussprechen, wenn du auch den zweiten großen Schritt machst. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das alles andere als leicht ist, besonders dann, wenn man sich bislang immer verantwortlich für andere gefühlt hat.

    Ich habe dir das von mir nicht ohne Grund geschrieben. Dieser Satz hat mich drauf gebracht:

    Ich dachte eigentlich ich hätte für mich gesorgt, scheinbar ist mir noch nicht ganz gelungen mir selbst einzugestehen, was ich wirklich MÖCHTE und das ist eine Auszeit.

    Sollte sich ein leichter Vorwurf gegen dich darin verbergen, dass du doch noch nicht genug für dich gesorgt hast, - ich weiß nicht, ob das bei dir der Fall ist - , darfst du ihn fallen lassen. Es dauert mitunter sehr lange, siehe mein Beispiel, bis Innen drin tatsächlich angekommen ist, dass du ganz und gar für DICH sorgen DARFST.


    Dein Vater hat seinen Weg gewählt, dein Onkel hat seinen Weg gewählt. Gut, dass dein Vater bereits eine gesetzliche Betreuung hat, denn daran hatte ich auch gedacht, als ich von der Entwicklung deines Vaters gelesen habe. Wie es mit ihm weiter geht, wird sich erweisen. Entlastet bist du gewiss auch dadurch, dass die gesetzliche Betreuung, die auch gewisse rechtliche Kenntnisse haben dürfte, ein Auge auf ihn haben wird.

    Dass du so etwas wie Erlösung fühlst, weil deine Mutter endlich eine Therapie begonnen hat, kann ich nachvollziehen. So ähnlich ging’s mir mit meiner Mutter mitunter auch, als sie wegen ihrer Depressionen in eine Klinik ging. Ich hab‘s erst in den späteren Jahren erreicht, mich nicht mehr soooo verantwortlich für sie zu fühlen und ihr die Verantwortung für ihr Leben selbst zu überlassen.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Hallo Helena,

    auch von mir ein herzliches Willkommen in diesem Forum.

    Da du schon seit etwa einem Jahr hier mitliest, dürften die dir verschiedenen offenen Bereiche unserer Online-Selbsthilfegruppe vertraut sein. Nun bist du gerade für den offenen Bereich der Erwachsenen Kinder aus alkoholkranker Familie (EKA) freigeschaltet worden. Willkommen in diesem Bereich.

    Es ist wahrlich nicht leicht, was hinter dir liegt und es ist wahrlich nicht leicht, was du derzeit durchmachen musst. Ich wünsche dir, dass du hier bei uns findest, was du suchst und was du brauchst.

    So, wie du es von dir erzählt hast, hast du in der Vergangenheit sehr verantwortungsvoll gehandelt und entschieden. Du hast für deine Eltern eine Verantwortung übernommen, die sie, wie es aussieht, nicht selbst übernommen haben. Das ist etwas, was typisch für uns EKAs ist.

    Wenn du’s noch nicht getan hast, empfehle ich dir, den Faden „Merkmale eines EKA“ zu lesen. Mir, selbst EKA, hat es geholfen, mich in dem einen oder anderen Merkmal bzw. in der einen oder anderen Beschreibung wiederzufinden. Ich fühlte mich dadurch irgendwie weniger allein.

    Es gibt zu diesem Thema inzwischen auch einen Artikel.

    Wahrscheinlich ist es das, was ich am meisten hier suche und die Möglichkeit meinen zweifelnden Gedanken und den Gedanken meinen Vater im Stich zu lassen einen Raum zu geben und nicht alles mit mir selbst auszumachen. Ich weiß eigentlich in meinem Kopf, dass ich meinen Vater nicht im Stich lasse indem ich mich von ihm abwende, sondern eher das Gegenteil. Mein Herz sagt mir aber je mehr Zeit vergangen ist, seitdem ich den Kontakt abgebrochen habe (das war Ende Oktober 2021), dass ich ihn doch nicht einfach so aufgeben kann. Mich abwende und ihn kampflos seinem Schicksal überlasse. Bleibt dieser Zwiespalt oder wird die Stimme aus dem Herz irgendwann leiser beziehungsweise gleichen sich die Stimmen an?

    Von außen möchte ich dir dazu antworten, dass nicht DU es bist, die deinen Vater im Stich lässt. Sondern dein Vater selbst trifft eine Wahl. Ich gehe davon aus, dass du dich für deinen Vater verantwortlich fühlst. Das ist nämlich etwas, was irgendwie typisch für uns ist. Einige von uns sind von klein auf in diese Rolle hineingewachsen sozusagen Eltern für unsere Eltern zu sein. Dass das eine Rolle ist, die wir gar nicht übernehmen sollten und mit der wir völlig überfordert sind, konnten wir nicht erkennen, als wir da hineingewachsen sind, deshalb prägt uns das auch so stark.

    Dein Vater und deine Mutter aber sind eigentlich erwachsene mündige Menschen, die ihre eigenen Entscheidungen getroffen haben und die im Grunde ganz allein die Verantwortung für sich haben.

    Mit deiner Hilfe ist dein Vater im letzten Jahr schließlich mehrfach ins Krankenhaus gegangen, deine Mutter ist ausgezogen und hat eine Therapie begonnen. Damit hast du sehr, sehr viel getan. An deinem Vater wäre es nun gewesen, für sich zu sorgen. Wenn er das nicht tut, hat er wiederum eine Wahl getroffen. Für deine Mutter gilt Ähnliches.

    Vom Kopf her weißt du, dass du deinen Vater nicht im Stich lässt und das tust du auch nicht. Wenn jemand, jemanden im Stich lässt, ist es, so traurig das ist, eigentlich dein Vater. Er lässt DICH im Stich.

    Die Wut, die du gegenüber seinem/ deinem Umfeld verspürst, hat, so vermute ich mal, damit zu tun, dass sein/ dein Umfeld DICH ebenfalls im Stich lässt. Du nimmst wahr, worauf das bei deinem Vater hinausläuft, aber du erhältst nicht die nötige Unterstützung, das abzuwenden. Du schreibst ja auch, dass du dich allein fühlst. So etwas zu erleben tut unglaublich weh und es zeigt dir letztlich auch, dass die Energie, die du investiert hast, irgendwie verloren war/ ist. Das dürfte auch der Grund sein, warum du morgens immer schwerer aufstehen kannst.

    An dieser Stelle darfst du dich fragen, wie du für DICH sorgen kannst, denn im Grunde hast du eigentlich nur eine Verantwortung und zwar die für DICH.

    Du fragst:

    Sollte ich mich auch mehr von meiner Mama distanzieren oder Grenzen aufzeigen

    Die Antwort auf die Frage ergibt sich aus der Antwort auf die Frage, ob DIR mehr Distanz zu deiner Mutter und das Aufzeigen gewisser Grenzen gut tun würde, ob das sozusagen besser für DICH wäre.

    Wie meine Antwort auf die Frage lauten würde, wirst du nach dem, was ich dir geschrieben habe, ahnen können. Ob das auch DEINE Antwort ist, musst du für dich selbst herausfinden, das kann dir niemand abnehmen.

    Ich wünsche dir hier ein gutes Ankommen und einen guten und hilfreichen Austausch.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Hallo Savia,

    gut, dass du ärztlich so gut betreut wirst!

    Soweit mir das bekannt ist, verändert sich im Laufe der Abstinenz wieder etwas in der Biochemie des Gehirns, was sich durch vermehrten Alkoholkonsum verändert hatte. Gefühlsschwankungen lassen sich für mich damit recht gut erklären.

    Mir selbst hat dieses Wissen geholfen.

    Hilfreich kann auch sein, die einzelnen Gefühle mit ihren passenden Namen zu benennen und die Stellen im Körper zu lokalisieren, an denen diese Gefühle zu spüren sind.

    Diesen einzelnen Gefühlen kannst du dich auch stellen, in dem du dich fragst, was dir jetzt gerade gut tun würde. Ich zum Beispiel schnappe mir zu bestimmten Gelegenheiten ein warmes Körnerkissen oder kuschle mich unter meine Bettdecke oder ich kuschle mit meinen Hunden. Manchmal gucke ich mir eine ganz bestimmte Serie im Fernsehen an.

    Dass Tränen fließen ist ja grundsätzlich erstmal nichts Schlechtes, wenn dir nach weinen ist, darfst du doch weinen. Und du darfst dir selbst natürlich auch tröstende Worte sagen.

    Alkohol wird im Körper zu Zucker umgewandelt. Da du jetzt keinen Alkohol mehr zu dir nimmst, kann es durchaus sein, dass dein Zuckerhaushalt gerade etwas durcheinander ist.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Bei mir ist es ähnlich wie bei Dir. Alkohol gab es auch eine Zeit bei mir, dann Cannabis. Oder eben Essstörung, Selbstverletzung. Immer irgendwas. Jetzt nicht mehr. Ich hab es geschafft (ausser Zigaretten).

    Oha, dann hast du selbst ja auch schon einiges hinter dir…

    Ich kann dich nur beglückwünschen, dass du den Weg da raus gefunden hast… Selbstverständlich ist es nicht.

    Chapeau! 🎩

    Aber er ist eine tickende Zeitbombe.

    Umso wichtiger ist für dich, dass du erkannt hast, dass du für DICH sorgen musst.

    AufderSuche hallo zurück!

    Ich meine das hilft mir besser damit umzugehen, bei mir selbst hat es sehr geholfen. Ich komme auch aus dem Gesundheitswesen, wollte es aber nicht richtig wahrhaben. Es hilft bei der Wut. Ich bin allgemein ein sehr wissbegieriger Mensch.

    Aah, ok, das kann ich nachvollziehen. Ich ticke da ganz ähnlich wie du.

    Woran ich bei meiner Frage gedacht habe, war, dass es von Außen kaum nachvollziehbar ist, wie ein Alkoholiker tickt.

    Du musst wissen, dass ich selbst „trockene“ Alkoholikerin bin, erwachsene Tochter aus einer Alkoholikerfamilie und an der Krankheit „Depressionen“ erkrankt bin.

    Ich weiß, wie ich in die Abhängigkeit hineingerutscht bin und dass ich den Alkohol als „Medizin“ missbraucht habe, aber selbst ich könnte dir nicht sagen, wie dein Partner tickt.

    Fliehen vor sich selbst geht nicht. Habe ich auch versucht, klappt nicht. Ich denke das Grundproblem sind seine Traumata/Depression, der Alkohol eben der Betäuber. Wenn er nüchtern ist, ist er aggressiv, nervös, demütigend uvm.

    Er ist wie ein 12jähriger. Kinder können aber keine „Erwachsenen“ Kämpfe bestreiten.

    Hallo Kiki,

    erstmal ein Hallo von mir. 🙋‍♀️

    Du hast für dich etwas Wichtiges erkannt, er aber offenbar nicht.

    Darf ich dir eine Frage stellen? - Versuchst du ihn zu verstehen, wenn du beschreibst, was sein Grundproblem sein könnte?

    Und wenn ja, glaubst du, dass dir selbst das weiterhilft?

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Hallo Savia,

    willkommen in dieser Online-Selbsthilfegruppe, schön, dass du zu uns gefunden hast.

    Lass dir bitte ein paar Fragen gefallen, damit wir dich näher kennen lernen können.

    Dir ist bewusst, dass das hier ein Forum für bekennende Alkoholiker, die abstinent leben möchten, und für deren Angehörige ist?

    Wenn ja, siehst du dich selbst denn als Alkoholiker*in?

    Und wie stehst du zu der Vorstellung, den Rest deines Lebens abstinent bleiben zu wollen?

    Viele Grüße

    AufderSuche

    Zu dem Punkt habe ich tatsächlich noch keine "gute" Antwort. Aber ich denke, dass ich das schlicht damit verbunden habe, dass das Verheimlichen ein Zeichen von zu ihm halten ist. Frei dem Thema "Ich schütze ihn vor Stress durch Famiie /Freunde, um ihm die Zeit zu geben, die er braucht." .... ist natürlich Schwachsin, aber ich glaube das beschreibt zumindest den Grund für die ersten paar Jahre. Später kam auch schlichtweg etwas Scham dazu; wer gibt diese Problematik schon gerne zu bzw. sorgt durch das Offenlegen im Familien / Freundeskreis für einen Stempel auf seiner Stirn...

    ...perfekter Teufelskreis aus schämen, verheimlichen/lügen und Schuldgefühle..

    Hallo Tannebaum,

    du musst jetzt gerade auch noch keine „gute“ Antwort haben. Lass dir für dich ruhig die Zeit, die du brauchst, um dich zu sortieren.

    Allein, dass du für dich selbst klar hast, dass es für dich so nicht weitergehen kann, ist schon soooo viel wert!

    Ein solcher Schritt ist alles andere als leicht und es dauert mitunter eine nicht geringe Zeit, bis man sich dazu durchringen kann. Es hängt für einen ja u.U. auch nicht gerade wenig dran.

    Du verwendest den Ausdruck „Schwachsinn“ und ich vermute einfach mal, dass du einen gewissen Zorn und eine gewisse Wut auch auf dich brauchst, um aus dem bisherigen Teufelskreislauf ausbrechen zu können, weil er dir die zusätzliche nötige Energie gibt.

    Ich möchte aber dafür werben, dass du gut zu dir bist und gerecht mit dir. Du hattest eine Weile deine Gründe, warum du geschwiegen und das „Theater“ mitgemacht hast. In dieser Zeit galten dir diese Gründe als wichtig oder zumindest wichtiger als etwas anderes. Dass du inzwischen zu einem anderen Ergebnis gekommen bist, ist von außen aus der Distanz betrachtet, richtig und wichtig für dich, aber sei bitte nicht ungerecht zu dir. Du hattest deine Gründe, du hast ihm Chancen eingeräumt, die er hätte nutzen können und sollen. Und genau das, meine ich, ist auch wichtig für dich, um dich zu stärken, um dir selbst keine Vorwürfe machen zu müssen, du hättest etwas unversucht gelassen.

    Niemand kann dir sagen, wie es gelaufen wäre, wenn du früher etwas gesagt oder unternommen hättest. „Alkoholismus“ hat, so jedenfalls meine eigene Erfahrung, seine eigenen Spielregeln. Dein Freund hätte den Schuss vor den Bug als deutliches Zeichen bemerken müssen, hat er aber offenbar leider nicht. Damit geht es ihm letztlich ähnlich wie vielen, vielen anderen Alkoholikern. Lieber scheint er sich weiter etwas vorzumachen, und auch darin ist er leider vielen, vielen anderen Alkoholikern sehr ähnlich.

    Bei so etwas zu zusehen und das Spiel auch noch mitzuspielen, tut unglaublich weh und auf Dauer macht es, dessen bist du dir klar geworden, den Angehörigen auch kaputt.

    Dass du dich geschämt hast und vielleicht auch jetzt in Anbetracht des anstehenden Gesprächs noch immer schämst, ist verständlich und nachvollziehbar. Übrigens ist das etwas, was du ins Gespräch mit einfließen lassen kannst. Wenn das verständnisvolle Menschen sind, mit denen du da sprichst, werden sie es verstehen oder zumindest nachvollziehen können.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Hallo zurück, :)

    Ich bin mir relativ sicher, dass sie mir keine Vorwürfe machen; höchstens, warum ich nicht eher etwas gesagt habe. Ich glaube dass sogar das ein oder andere für die drei danach mehr Sinn ergibt.

    ich hoffe, du machst dir selbst deswegen nicht allzu große Vorwürfe. Es hat sooooo viele verschiedene Gründe, warum man nicht eher etwas sagt.

    Und es dauert eben seine Weile, bis man tatsächlich durchschaut, was da passiert. Ich vermute auch mal, dass du ihm Chancen einräumen wolltest, dass du gehofft hast, dass er die Kurve kriegt.

    Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, was du ihnen auf diesen möglichen Vorwurf antworten könntest?

    Es kann gut sein, dass er sich fürchterlich schämt, wenn er wieder heimlich trinkt und/ oder wenn du ihn erwischst. Möglicherweise ist ihm sogar schon klar, dass das, was er da tut, nicht mehr „im Rahmen“ ist, aber er scheint ja bislang vom Alkohol nicht lassen zu wollen, vermutlich weil der ihm etwas gibt, auf das er meint, nicht verzichten zu können. Und damit er weniger Stress hat, macht er‘s heimlich.

    Solange es bei ihm nicht „Klick“ macht, kannst du dir den Mund fusselig reden, es wird ihn nicht „trocken“ machen. Lange genug darauf gewartet und genug Chancen eingeräumt hast du jedenfalls.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Hallo Tannebaum,

    ich hab den Eindruck, du hast das für dich schon gut durchdacht.

    Wenn du dir auch noch darum Gedanken machst, dass sie die Schuld bei dir suchen könnten, könnte ein Offenlegen zusätzlich eine Entlastung sein.

    Hast du einen guten Draht zu ihnen?

    Dir ist bewusst, warum er dir das Versprechen abgenommen hat, dass es niemand erfährt, oder?


    Dieses heimlich Trinken und Lügen ist leider ziemlich typisch. Ich kenne das gut von meinem Vater, der ebenfalls alkoholabhängig war. Ein Alkoholiker tut das in der Regel, um Stress mit Angehörigen zu vermeiden bzw. damit die Menge seines Konsums, den er selbst lange Zeit für völlig „im Rahmen“ empfindet, nicht auffällt.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Hallo Tannebaum,

    auch von mir ein herzliches Willkommen in dieser Online-Selbsthilfegruppe.

    Da liegt echt eine heftige Achterbahn-Fahrt hinter dir. Hut ab von mir, wie klar du für dich vor Augen hast, welche Konsequenzen sich für dich daraus ergeben und dass du gewillt bist, sie durchzuziehen.

    Es ist für einen Ausstehenden kaum nachvollziehbar, was im Kopf eines „nassen“ Alkoholikers abgeht. Traurig und schade, dass dein Freund den überaus heftigen Warnschuss nicht zum Umlenken genutzt hat.

    Zu deinem konkreten Anliegen:

    Es wird es dir leichter machen, aus einer gewissen Verantwortung, die du für ihn empfindest bzw. von der du das Gefühl hast, dass sie dir auferlegt ist, herauszukommen, wenn du dein Wissen mit seinen Angehörigen teilst, oder?

    Wenn es DIR das leichter macht, halte ich persönlich das für eine sinnvolle Entscheidung.

    Grundsätzlich liegt es ansonsten, so schwer sich das für dich anfühlen mag, in seiner eigenen Entscheidung, was er mit seinem Leben anstellt. Seine Familie dürfte, sofern ein ausreichend guter Kontakt vorhanden ist, über kurz oder lang selbst bemerken, was mit ihm los ist, wenn er nicht die Kurve kriegt.

    Viele Grüße

    AufderSuche

    Ist doch irgendwie unfassbar

    Das geht mir heutzutage mitunter auch durch den Kopf, ist aber eben auch Zeichen meines eigenen inneren Wandels. Früher war das Trinken-DÜRFEN für mich ja auch sehr wichtig und ich hab, obwohl sich die Anzeichen, dass mein Konsum nicht mehr „harmlos“ war, mehrten, daran festgehalten, es weiterhin zu „dürfen“, bis es dann eben „Klick“ bei mir gemacht hat.

    In unserer Gesellschaft ist das Trinken sowas von selbstverständlich, wie in Film und Fernsehen, Werbung, gesellschaftlichen Ereignissen und so weiter deutlich wird. Rauchen ist es hingegen anders als früher - erstaunlicher- und glücklicherweise - nicht mehr. - Gratuliere dir, Fee , dass du rauchfrei geworden bist! -

    Letztens zum Beispiel sagte mein Schwiegervater in einer Runde, in der die Familie zusammen war und die Erwachsenen außer meinem Mann und mir ihren Wein tranken, zu meiner 12-jährigen Nichte, sie dürfe ja auch bald Wein trinken. Ich vermute, er dachte dabei an ihre Konfirmation. Mich hat’s innerlich geschüttelt, als ich das hörte, und ich konnte und wollte mir einen entsprechenden Kommentar nicht verkneifen. Ob meine Botschaft angekommen ist? - Ich wage es zu bezweifeln, denn Großeltern und Eltern des Mädchens sind einem „edlen Tröpfchen“ nicht abgeneigt. 🤷‍♀️

    Viele Grüße

    AufderSuche

    Guten Morgen, Anja,

    Und ich weiß nicht, ob das jemand versteht, als ob ich mich gerade noch selbst bestrafen will - für was eigentlich? :/

    wenn du wüsstest, wie gut ich das verstehe…

    Im Moment geht es dir nicht besonders gut, du bist quasi wieder an einem Tiefpunkt angelangt, obwohl du doch soooo gekämpft hattest. Das muss auch erstmal verkraftet werden.

    Ich kenne das jedenfalls von mir so, dass es mich regelrecht fertig gemacht hat, wenn ich trotz aller meiner Bemühungen wieder in ein Tief abgerutscht bin. Mitunter geht’s mir auch heute für die Dauer eines Tages so. In solchen Momenten sehe ich nur mein „Versagen“, wirkt es auf mich so, als wenn ich diese Tiefs habe, weil ich mich eben nicht genug angestrengt habe, und dass alles sozusagen umsonst war. Zweifellos macht das meine Tiefs aber noch tiefer.

    Inzwischen bin ich diesbezüglich einen Schritt weitergekommen, da ich begriffen habe, dass die Lösung für mich eigentlich nur darin liegen kann, Druck von mir zu nehmen. Es liegt nicht daran, dass ich mich nicht genug bemüht hätte, sondern die Tiefs, die ich auch heute noch ab und zu habe, haben eigentlich immer bestimmte Auslöser, die bei mir teils im Unbewussten liegen. Nach und nach lerne ich diese inzwischen zu identifizieren.

    Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, hinzunehmen, wenn’s wieder passiert und dann entsprechend für mich zu sorgen. Ich gehe übrigens in diesem Jahr auf die 50 zu.

    Oh Mann, da hast du ja auch einiges hinter dir! Hut ab für deinen Mut und deine Stärke,

    So ähnlich denke ich übrigens über dich… Dabei habe ich nicht den Punkt im Blick, an dem du jetzt gerade stehst, sondern das, was du nach 2015 geschafft und erreicht hast. Du magst das jetzt gerade nicht sehen können, aber aus eigener Erfahrung habe ich eine Ahnung davon, was du da geleistet hast.

    Und auch der Schritt, den du jetzt gegangen bist, zeugt, auch wenn du das vielleicht gerade nicht erkennen kannst, von Mut und Stärke. Dass es dazu eines Tiefpunktes bedurft hat, ist leider Teil der Alkoholkrankheit, in die du hineingerutscht bist.

    Ja, ich habe einen Faden hier im offenen EKA-Bereich, aber dort habe ich schon eine Weile nicht mehr geschrieben. Mehr über mich dürftest du wohl in meinen verschiedenen Beiträgen hier im Forum erfahren. Mutmach-Geschichten findest du übrigens auch in diversen anderen Fäden im Alkoholiker-Bereich.

    Was bedeutet das für dich? Das definiert natürlich jeder für sich anders, aber ich weiß z.B., dass mir mein Beruf und die Anerkennung dadurch immer extrem wichtig war. Vielleicht erlernte Muster seit der Kindheit, ich wurde für das gemocht, was ich leiste, nicht für das, was ich bin. Und mir wurde immer vorgelebt, dass man sich durch die Meinung anderer definiert. Das soll keine "Entschuldigung" sein oder Schieben auf die Kindheit, nur eine Erklärung dafür, das diese Muster in mir so tief verankert sind.

    Ich hatte ebenfalls gelernt, mich über Leistung zu definieren und natürlich hat mir das berufliche und gewissermaßen körperliche AUS im Herbst 2018 einen ordentlichen Knacks verpasst, doch es waren schon vorher Denkprozesse in Gang gesetzt worden, die diese Definition infrage stellten. Seit meinem Zusammenbruch 2015 war ich gewissermaßen schon auf der Suche nach mir selbst und auf dem Weg, mich selbst genau so annehmen und akzeptieren zu können, wie ich bin. Unter anderem deswegen habe ich für mich auch den Nickname „AufderSuche“ gewählt. 😉

    Rückblickend hatte ich immer wieder zum rechten Zeitpunkt die richtigen Eingebungen, mich für mich und das Überleben zu entscheiden.

    Ich muss da nix schaffen, ich sollte einfach SEIN und mich darüber freuen, dass ich BIN. Jeden Tag meines Lebens. Es gibt sicher Menschen, die das schaffen und so LEBEN. Aber die meisten laufen doch irgendwie in ihrem Hamsterrad, teils selbst geschaffen, teils von außen so hingestellt, und erfüllen Erwartungen anderer.


    Ich weiß nur, dass ich im Moment, wäre dies mein letzter Tag, sagen würde, ich habe nicht gelebt.. :(

    Ich sehe ebenfalls den Sinn des Lebens darin, einfach zu SEIN und möglichst das zu tun, was mich interessiert und mir u.U. sogar Freude bereitet.

    Es hat eine Weile gedauert, bis ich darauf gekommen bin.

    Es gelingt mir auch nicht jeden Tag meines Lebens, aber ich arbeite daran, dass es mir immer öfter gelingt.

    Du kannst das auch schaffen, hab nur ein bisschen mehr Mut und Geduld. Unterwegs bist du doch schon.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Hallo M.D.,

    ich habe mich gerade durch deinen Faden gelesen, bin aber nicht recht schlau geworden, was du eigentlich anstrebst.

    Habe ich das richtig verstanden:

    Die Liebe zu deinem Partner ist erkaltet, mitunter verachtest du ihn.

    Zwischendurch hast du etwas Hoffnung, dass er‘s doch noch checkt.

    Du bleibst aus einer gewissen Bequemlichkeit bei ihm und weil es dich derzeit in gewisse Bedrängnis bringen würde, dir eine eigene günstige Wohnung zu nehmen.

    Stufe 2, d.h. eine Woche ohne ihn Urlaub machen, dient u.a. dem Zweck, nichts unversucht zu lassen, d.h. ihn zum Umdenken zu bewegen?

    Viele Grüße

    AufderSuche

    Nur so ein paar Ideen:

    Als mir klar war, dass ich nicht mehr würde arbeiten können, habe ich mir einen zweiten Hund zugelegt. Ebenso wie die erste Hündin, eine Hündin, die „notgedrungen“ abgegeben werden musste. Ich hab‘s definitiv nicht bereut und empfinde diese beiden als ungeheure Bereicherung für mein Leben. Die beiden wiederum scheinen mich als Bereicherung in ihrem Leben zu empfinden, jedenfalls deute ich das so aus ihrem Umgang mit mir… 😊

    Magst du handwerklich tätig sein? - Ich zum Beispiel gucke gerne in den elektronischen Kleinanzeigen, was es da in meiner Gegend so zu verschenken gibt. Hier bei uns sind mitunter recht interessante Sachen dabei, die sich mit etwas handwerklichem Geschick auf- oder umarbeiten lassen.

    Kreativ handwerklich tätig zu sein, ist zum Beispiel etwas, was mich interessiert und mir Freude bereitet.

    Der Vorteil dieser Tätigkeit ist, dass ich machen kann, wann und wie ICH will und kann, und von niemandem abhängig bin.

    Manches meiner „Werkstücke“ hab ich selbst behalten, anderes hab ich verkauft und damit meine Spardose aufgefüllt. Bislang bin ich alles, was ich wieder loswerden wollte, losgeworden.

    Was mir dabei auch gut gefällt, ist, dass ich damit auch etwas gegen diesen gegenwärtigen, fürchterlichen Trend der Wegwerf-Kultur tue.

    Wo liegen denn grundsätzlich deine Interessen? Vielleicht findest du hier ja die eine oder andere Anregung…

    Mir auch - kommt das bekannt vor.

    Wenn wir Mal ehrlich sind, gibt es "diesen Sinn" überhaupt? Würde es Sinn machen, etwas zu tun, zu schaffen was vergänglich ist? Macht es Sinn, wenn wir uns ein Leben lang abrackern und versuchen sinnvolles zu tun, wenn am Ende doch nur der Bestatter kommt und das meiste unserer ach so geliebten Dinge nach der Wohnungsräumung im großen Sperrmüllcontainer landen? Unseren Kindern ähnliches widerfährt.

    Ist es nicht vernünftig, zu tun was einem Freude bereitet (ohne Anderen zu schaden! )?

    Man könnte es auch anders sehen.

    Was meinst du mit „Man könnte es auch anders sehen.“?

    In negativer Perspektive habe ich das selbst durchaus nicht selten bedacht…. Wenn ich nicht gerade wieder in einer dieser tiefen Phasen stecke, gefällt mir die negative Antwort allerdings nicht besonders und wird abgelehnt….

    Interessant und irgendwie aufschlussreich war für mich ein Gedanke, der mir angesichts meiner Mutter kam, als diese nach einem Schlaganfall, der sie halbseitig lähmte, zum Pflegefall wurde. Sie empfand sich nämlich nur noch als ein Stück Fleisch, das regelmäßig in seinem Bett gewendet werden musste, und sie sah keinen Sinn mehr in ihrem Leben. Für mich hingegen zählte nur, dass sie da war. Natürlich bedeutete mir auch viel, dass sie noch klar denken und sprechen konnte.

    Besteht der Sinn des Lebens womöglich darin, einfach da zu sein und möglichst das zu tun, was einen interessiert und vielleicht sogar Freude macht?

    Mir auch - kommt das bekannt vor.

    Wenn wir Mal ehrlich sind, gibt es "diesen Sinn" überhaupt? Würde es Sinn machen, etwas zu tun, zu schaffen was vergänglich ist? Macht es Sinn, wenn wir uns ein Leben lang abrackern und versuchen sinnvolles zu tun, wenn am Ende doch nur der Bestatter kommt und das meiste unserer ach so geliebten Dinge nach der Wohnungsräumung im großen Sperrmüllcontainer landen? Unseren Kindern ähnliches widerfährt.

    Ist es nicht vernünftig, zu tun was einem Freude bereitet (ohne Anderen zu schaden! )?

    Man könnte es auch anders sehen.

    Ich mag dir darauf lieber in deinem Faden antworten…