Hallo Helena,
ich freue mich, dass du mit meinen Worten etwas anfangen konntest und etwas für dich Hilfreiches daraus herausziehen konntest.
Du klingst sehr reflektiert. Das ist mir bei deinem Schreiben ganz besonders aufgefallen und ich denke, dass dir das für dich eine große Hilfe ist und sein wird.
Ich weiß von mir selbst, wie schwer es mir lange Zeit gefallen ist, überhaupt erstmal mich und meine eigenen Bedürfnisse zu sehen. Das konnte ich eine sehr, sehr lange Zeit nicht wirklich und das hatte bei mir mit den Mustern und Prägungen zu tun, die ich mehr oder minder von klein auf in meiner Familie erworben hatte.
Auch bei uns war nicht ALLES schlecht, aber Geborgenheit und Sicherheit fühlte ich äußerst selten und schließlich gar nicht mehr. Das ist für mich nicht ohne Folgen geblieben.
Tatsächlich hat es sich in meiner Kindheit manchmal anmaßend/überheblich angefühlt wie sehr ich die Elternrolle übernommen habe auch gegenüber meiner Schwester, weil ich mich ab einem bestimmten Alter meinen Eltern überlegen gefühlt habe.
Das ist ein sehr interessanter Satz! Als ich das las, erinnerte ich mich, dass ich etwas Ähnliches gefühlt habe. Nicht so bewusst, wie du das hier schreibst, aber so eine merkwürdige Mischung aus Stolz und Unbehagen mehr oder minder zugleich.
Vom Verstand her habe ich als Erwachsene Vieles begriffen, aber für mich sorgen konnte ICH dennoch lange, lange Zeit nicht. Das ergab sich bei mir eigentlich erst, als mir krankheitsbedingt gar keine andere Wahl blieb, als mich endlich um MEINE Bedürfnisse zu kümmern.
Wenn du das schaffst, nun noch mehr für dich selbst zu sorgen, freut mich das aufrichtig für dich.
Aber das ist nicht mein Problem. Ich will tatsächlich auch dazu gerade nichts mehr von meiner Mama hören. Ich merke durch deinen Stubs langsam, dass ich viel zu lange ihre Probleme zu meinen gemacht habe.
Allein DAS zu erkennen, dass es nicht DEIN Problem ist, ist schon ein großer Schritt. Und der nächste große - nicht ganz so einfache - Schritt ist dann tatsächlich, es nicht zum eigenen Problem werden zulassen, sondern sich innerlich abzugrenzen und womöglich auch noch eigener Wege zu gehen.
Ich darf dir meine Bewunderung aussprechen, wenn du auch den zweiten großen Schritt machst. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das alles andere als leicht ist, besonders dann, wenn man sich bislang immer verantwortlich für andere gefühlt hat.
Ich habe dir das von mir nicht ohne Grund geschrieben. Dieser Satz hat mich drauf gebracht:
Ich dachte eigentlich ich hätte für mich gesorgt, scheinbar ist mir noch nicht ganz gelungen mir selbst einzugestehen, was ich wirklich MÖCHTE und das ist eine Auszeit.
Sollte sich ein leichter Vorwurf gegen dich darin verbergen, dass du doch noch nicht genug für dich gesorgt hast, - ich weiß nicht, ob das bei dir der Fall ist - , darfst du ihn fallen lassen. Es dauert mitunter sehr lange, siehe mein Beispiel, bis Innen drin tatsächlich angekommen ist, dass du ganz und gar für DICH sorgen DARFST.
Dein Vater hat seinen Weg gewählt, dein Onkel hat seinen Weg gewählt. Gut, dass dein Vater bereits eine gesetzliche Betreuung hat, denn daran hatte ich auch gedacht, als ich von der Entwicklung deines Vaters gelesen habe. Wie es mit ihm weiter geht, wird sich erweisen. Entlastet bist du gewiss auch dadurch, dass die gesetzliche Betreuung, die auch gewisse rechtliche Kenntnisse haben dürfte, ein Auge auf ihn haben wird.
Dass du so etwas wie Erlösung fühlst, weil deine Mutter endlich eine Therapie begonnen hat, kann ich nachvollziehen. So ähnlich ging’s mir mit meiner Mutter mitunter auch, als sie wegen ihrer Depressionen in eine Klinik ging. Ich hab‘s erst in den späteren Jahren erreicht, mich nicht mehr soooo verantwortlich für sie zu fühlen und ihr die Verantwortung für ihr Leben selbst zu überlassen.
Liebe Grüße
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