Hallo,
ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen: M, Mitte Vierzig, verheiratet und ein 5 jähriges Kind.
Meine Frau ist seit vielen Jahren alkoholabhängig, mal mehr mal weniger stark ausgeprägt. 2 absolvierte Langzeittherapien, leider nur kurzfristige Besserungen. Komplexe psychische Erkrankungen erschweren Ihre Eigenmotivation, was an der Situation zu ändern. Ich bin leider seit Jahren im Sog der Co-Abhängigkeit gefangen und habe bisweilen versucht meine Frau die bestmögliche Unterstützung zu bieten die mir möglich ist. Wie ihr euch denken könnt waren meine Bemühungen nicht unbedingt von Erfolg gekrönt.
Eher im Gegenteil, ich bin psychisch komplett ausgebrannt, permanent erschöpft und musste letztes Jahr beruflich für ein paar Monate die Reißleine ziehen. Vor ein paar Tagen hat irgendwas im meinem Kopf "klick" gemacht. Die Erkenntnis, dass ich mit der bisherigen Art und Weise meiner Hilfe genau nicht das erreichen kann was man sich im Stillen erhofft hat. Die ständige Unterstützung, das permante Hoffen auf Besserung der Situation, über Jahre hinweg, das macht einen kaputt. Die ständige verantwortung für 3 Menschen zu haben bzw. zu meinen, die Verantwortung haben zu müssen weil es der Partner nicht tun kann.
Kurzer Einblick in meinen Alltag: Morgens um 7 aufstehen, Kind anziehen, Frühstück zubereiten, in die Kita bringen, dann 8h Arbeit, nach Feierabend Kind bespaßen oder zum Sport bringen, Abends um 7 das Kind bettfertig machen, danach diverse Dinge zu Hause erledigen, mit Glück ab halb 9 Feierabend.
Frau kippt sich dann ab 7 Uhr abends (wenigstens nicht vor dem Kind) 2 Flaschen Wein in den Kopf. Sobald Sie das trinken anfängt gehen wir getrennte Wege, ich ziehe mich dann zurück. Morgens kann Sie das Kind nicht fertig machen weil Sie noch betrunken ist und das Bett nicht verlässt. Aufstehen tut Sie dann so gegen die Mittagszeit.
Am Wochenende steht Sie in der Regel auch nicht vor Mittags auf, die Kinderbetreuung fällt dann komplett auf mich. Zusätzlich gibt es dann diverse Hausarbeiten zu erledigen die in der Woche nicht gemacht wurden. Zeit für mich? Fehlanzeige! Meine Frau ist nach relativ kurzer Zeit mit unserem Kind schon überfordert. Also heißt es wieder Verantwortung übernehmen, das Kind soll ja unter keinen Umständen unter der Situation leiden.
Was das mit einem über mehrere macht habe ich ja weiter oben schon angedeutet. Trennung ist, warum auch immer, aktuell kein ernsthafter Gedanke bei mir.
Allerdings hat es nach dem Klick im Kopf die Erkenntnis gegeben, das ich mein Verhalten radikal ändern muss. Ich komme jetzt langsam auf den Kern, warum ich mich gerne an dieses Forum wenden möchte. Wie gesagt habe ich jetzt die Erkenntnis, das ich mein Verhalten radikal ändern muss, Theoretisch weiß ich auch, was ich ändern muss. Was mir fehlt ist das "wie mache ich das, wie kann ich mich von den über Jahren antrainierten Mustern lösen?".
Wie komme ich an den Punkt, mit voller Überzeugung und ohne dieses schlechte Gewissen im Hintergrund, Verantwortung dort zu lassen wo Sie hingehört?
Meine Frau ist seit der Geburt zu Hause und geht keiner festen Arbeit nach. Eigentlich wäre es ja selbstverständlich, dass Sie morgens mit aufsteht, das Kind in die Kita bringt und normale tägliche Aufgaben im Haus übernimmt.
Durch Ihre psychischen Erkrankungen ist meine Frau sehr oft in depressiven Phasen und es fällt ihr sehr schwer, Dinge des täglichen Lebens zu übernehmen. Mitgefühl, Verantwortungsbewusstsein etc. haben mich immer wieder dazu gebracht, Sie in Ihren Trott sein zu lassen und ihr alles mögliche an Aufgaben abzunehmen. Wie dumm von mir, wie Verantwortungslos mir selbst gegenüber!
Hilfe durch Nichthife wäre doch der viel bessere Weg! So sagt es der Kopf, aber der Bauch ist da leider noch nicht so weit. Allerdings würde mein Kind die Kita nur noch selten von innen sehen, vor der Glotze verblöden, mein Gewissen würde mich quälen. Oder würde sich meine Frau schütteln, sich abends mit einer Flasche begnügen und nach einer kurzen Zeit selber morgens wieder ausfstehen? Würde das Haus zumüllen und im Dreck versinken wenn ich nichts mehr mache? Oder würde meine Frau die Zeit die sie tagsüber hat nutzen, um die alltäglichen Aufagben zu erledigen?
Diese Fragen wird mir vermutlich keiner beantworten können, aber ich hoffe hier Angehörige zu treffen, die sich auch mit diesen Fragen beschäftigt haben. Habt Ihr Hilfe durch Nichthilfe erfolgreich anwenden können? Auf was kann ich mich einstellen? Habt Ihr es geschafft, euch wieder um euch selbst zu kümmern und nicht nur für den alkoholkranken Partner zu funktionieren?