Maria1989 - Neuanfang?

  • Liebes Forum,

    ich möchte mich hier gerne als bisherige Lebensgefährtin eines Alkoholikers vorstellen. Wir sind seit 10 Jahren zusammen- zunächst habe ich die Krankheit gar nicht als solche Krankheit erkannt...Wir gingen zusammen feiern etc., gingen mit Freunden aus und organisierten Grillabende. Alles war völlig normal - wir waren schließlich Mitte 20. Als wir dann zusammenzogen merkte ich nach und nach, dass der Bierkonsum immer mehr wurde. Ich sprach Ihn ständig darauf an aber er verharmloste und trank heimlich immer mehr. Irgendwann kam das große Geständnis, er machte einen Entzug und war danach wie ausgewechselt. Er achtete auf eine gesunde Ernährung und machte Sport, zeigte in vielen Bereichen des Lebens enorm viel Engagement. Wir erfüllten uns den Traum vom Eigenheim. Dann traten einige Schicksalsschläge in seinem Leben auf und seit ca. 1,5 Jahren geht das Ganze in eine sehr schlimme Richtung. Alkohol, Versteckspiele und Lügen sind an der Tagesordnung. Die letzten Wochen/Monate haben nur noch aus Klinikaufenthalten bestanden. Dann war er 2 Tage zu Hause und das gleiche ging von vorne los. Ich habe viele schlaflose Nächte hinter mir. Vor 2 Wochen kam es zu Vorfällen, die mich dazu gebracht haben die Reißleine zu ziehen. Es sind immerhin keine Kinder im Spiel, aber dennoch habe ich große Sorge, wie die Zukunft aussieht und wie es weitergehen soll.

  • Hallo Maria,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe! Deine Geschichte gleicht leider derer vieler

    Angehörigen bei uns im Forum. Hast Du Dich da schon ein wenig eingelesen?

    Wenn Du Dich mit den anderen Angehörigen austauschen möchtest, klicke den Bewerbungslink

    an und schreibe ganz kurz etwas dazu.

    Hier ist der Bewerbungslink für Dich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema in den entsprechenden

    Bereich verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Elly 28. März 2023 um 13:00

    Hat den Titel des Themas von „Neuanfang?“ zu „Maria1989 - Neuanfang?“ geändert.
  • Deine Bewerbung ist eingegangen und Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet, Maria.

    Hier geht es jetzt für Dich weiter.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ich möchte noch ein wenig näher auf meine/unsere Geschichte eingehen. Seit etwa zwei Jahren geht es leider wieder stetig bergab. Wir hatten diese Problematik bereits vor 3-4 Jahren...wo er unglaublich viel Bier getrunken hat...erst fing es mit einem Feierabend-Bier am Tag an, dann wurden es 2.,3....er hat sich dann jedoch selbst reflektiert und sich wieder gefangen und nur noch ab und an am Wochenende was getrunken.

    Nachdem dann vor 2 Jahren körperliche Beeinträchtigungen auftraten und er erstmal krank geschrieben war, hatte ich schon immer das Gefühl es geht wieder in eine ganz andere Richtung. Seit dem Vorfall vor 3-4 Jahren gab es bei uns keinen Alkohol mehr zu Hause und ich merkte, dass er Alkohol in seinem Kofferraum versteckte und heimlich in der Garage trank. Dann vor 1,5 Jahren der Schlag: er wurde gelb. Er kam ins Krankenhaus und ihm wurde klar gesagt, dass er die Finger vom Alkohol lassen muss. Er hat das dann irgendwie einigermaßen unter Kontrolle bekommen. Einsehen, dass er Alkoholiker ist, wollte er aber dennoch nicht. Dann kamen letztes Jahr zwei weitere Schicksalsschläge im familiären Bereich und seitdem ist nichts mehr wie es war. Seitdem sind Lügen, Alkoholverstecke etc. an der Tagesordnung. Ich habe die wildesten Alkoholverstecke gefunden. Aufgrund der familiären Schicksalsschläge habe ich bis bis zuletzt immer zu ihm gehalten und gedacht wir schaffen das und kommen da wieder raus.

    Zwar ist nach diversen Klinikaufenthalten eine Langzeittherapie beantragt, aber dennoch hat er meiner Meinung den Ernst der Lage nicht verstanden. Erst als ich sein Alkoholversteck wieder einmal gefunden habe, wollte er mit der Sprache rausrücken und sich helfen lassen. Es war quasi erst ein Beweis nötig, damit er mit der Wahrheit rausrückt.

    Die letzten 6 Wochen war er wirklich nur noch ein Wrack und eine Hülle seiner selbst (auch durch zusätzliche Medikamente gegen innere Unruhe) in Kombination mit Alkohol verursacht). Letzte Woche hat er dann den Vogel abgeschossen und in dem Zustand einen Unfall verursacht (Gott sei Dank ohne Personenschaden). Das hat bei mir irgendwie etwas ausgelöst: denn es ist eine Sache wenn er sich selbst zerstört, aber wenn ich mir vorstelle, was hätte alles passieren können...Seitdem ist er wieder in der Klinik. Ich habe jetzt meine wichtigsten Sachen aus dem Haus geholt und bin zu meinen Eltern gezogen. Jetzt habe ich ehrlich gesagt Angst vor der Zukunft, dass er beispielsweise meine Entscheidung nicht akzeptiert und da langfristig noch ganz schön was auf mich zu rollen wird (Eigenheim, Hund...).

    Gleichzeitig mache ich mir aber auch Sorgen um ihn. Er ist in keiner guten körperlichen Verfassung und ich frage mich wie Ernst seine Lage wirklich ist. Ich habe mittlerweile zwar verstanden, dass dieser Schritt für mich genau der einzig Richtige ist. Irgendwo habe ich gelesen, dass ich Ihn ja quasi durch mein "Mitleid" und mein gutes Herz in seiner Sucht auch noch unterstützt habe und ihn immer einen sicheren Hafen geboten habe. Und es ist auch definitiv der Zeitpunkt gekommen, wo ich wieder an mich denken muss. Aber das ist ja alles leichter gesagt als getan. Ich habe momentan bewusst keinen Kontakt zu ihm , aber auch von dem Rest der Welt schottet er sich gerade komplett ab. Deshalb habe ich auch irgendwo Angst, dass er sich etwas tun könnte.

  • Deine Gefühle verstehe ich sehr gut! Mein Ex-Freund hat auch immer wieder angefangen zu trinken und es macht mich noch immer sehr traurig, zu wissen, dass er sich mit dem Scheiss-Alk kaputt macht. Aber du solltest Dir selbst nochmal und immer wieder klar machen, dass Du nicht für ihn „verantwortlich“ bist. Mit dem Alkohol tut er sich ja bereits etwas an. Und du hast keine Möglichkeit das zu ändern. Er hat ein Recht darauf, sich tot zu saufen o.ä. und er hat die Möglichkeit professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und wieder Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Und Du hast ein Recht darauf, Dein Leben so zu Leben, wie Du das möchtest. Das hast du absolut richtig erkannt. Ich finde es gut, dass du erstmal keinen Kontakt mehr willst. Richtig für euch beide! Halt das durch. Bleib bei Dir! Ich wünsche Dir ganz viel Kraft.

  • Aber du solltest Dir selbst nochmal und immer wieder klar machen, dass Du nicht für ihn „verantwortlich“ bist. ...Und du hast keine Möglichkeit das zu ändern. Er hat ein Recht darauf, sich tot zu saufen ...

    Hallo Maria1989,

    ja, leider ist das so.

    Du hast (eigentlich) nur zwei Möglichkeiten, entweder machst du den "ganzen Zauber" bis zum bitteren Ende mit oder du steigst völlig aus, mit allen Konsequenzen.

    Bei mir war's der Vater, der sich völlig in den Ruin soff und letztendlich daran verstarb.

    Zum Glück, wenn ich das so sagen darf, hatten wir keine materiellen Verbindungen, Wohnung o.ä. , da ist es relativ leicht sich zu distanzieren, sieht man Mal von der emotionalen Bindung ab.

    Trennung ist immer keine leichte Entscheidung, zu mindest war es für mich ein langer Weg, bis ich mich dazu entschied.

    Doch ich konnte es nicht mehr ertragen!!!

    Ich wusste was passiert, wie es enden würde.

    Genau so kam es dann auch. Nur hätte ich nie gedacht, dass der menschliche Körper so widerstandsfähig sein kann. Mein Vater soff dann noch 14 Jahre weiter, mind. 1 Flasche Wodka od. Korn/Tag, begleitet von vielen Stürzen, Verletzungen (volltrunkend), sogar einen Hausbrand (selbst verursacht) überlebte er glimpflich und soff danach weiter.

    Seine letzten ~6 Wochen konnte er nicht mehr gehen, ganz langsam versagte auch die Leber, das Lymphsystem brach zusammen - das war's!

    Ein Sterben was man niemanden wünscht.

    So traurig das auch alles ist/war, heute 10 Jahre nach seinem Tod, war es für mich die richtige Entscheidung, den Kontakt völlig abzubrechen.

    Für mich stand der Selbschutz (irgendwann) an erster Stelle, bei mir hat es sehr lange gedauert, bis ich mir meiner Machtlosigkeit bewusst wurde, bis ich bemerkte, dass mein Helfen-wollen nichts anderes als vergebene Liebesmüh war.

    Ein Punkt an den wohl jeder Angehöriger früher oder später ankommt.

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