• Hallo allerseits. Ich möchte mich kurz vorstellen. Ich habe zirka 20 Jahre lang getrunken, die meisten Jahre nur am Abend. Die letzten 3 Jahre bin ich aber immer tiefer abgestürzt und war öfter betrunken als nüchtern. Ich war oft die halbe Woche von früh bis Abends betrunken und es ging mir wirklich nicht mehr gut. Vor 3 Wochen kam plötzlich der Moment wo ich begriffen habe, dass meine Versuche "kontrolliert" zu Trinken einfach nicht funktionieren, ganz im Gegenteil. Ich habe zum ersten Mal im Leben erkannt, dass mir das Trinken keine Vorteile bringt sondern mich unfrei gemacht hat. Und habe an diesem Tag die letzte Weinflasche ausgetrunken.
    Ich hatte, da ich Gott sei Dank noch nicht körperlich abhängig war, nicht die geringsten Entzugserscheinungen und auch keinen Saufdruck mehr, da ich plötzlich vor mir selber Angst bekommen hatte und es ganz klar wurde, dass es so nicht weiter gehen kann, da ich die Kontrolle verloren hatte. Es geht mir derzeit wunderbar. Aber ich habe Bedenken wegen den Weihnachtsfeiern und besonders wegen der Sylvesterfeier, zu der ich eingeladen bin. Die Weihnachtsfeier bei der Familie ist Pflicht und natürlich nicht alkoholfrei. Es wird schwierig. Die Sylvesterfeier sollte ich vielleicht lieber auslassen.
    Daher möchte ich mich hier im Forum austauschen.

  • Hallo Unvergoren

    Daher möchte ich mich hier im Forum austauschen.

    ich finde es gut, sein Trinkverhalten zu überprüfen und etwas gegen das Saufen zu tun. Ob nun körperlich oder psychisch abhängig, ist egal. Irgendwas treibt dich ja immer wieder zum Alkohol hin.

    Hier handelt sich es um ein Alkoholiker Forum. Deswegen erstmal paar direkte Fragen für den weiteren Austausch hier. Siehst du dich als Alkoholiker und strebst du eine lebenslange Abstinenz an?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich sehe mich als Alkoholikerin und kann mir lebenslange Abstinenz auf jeden Fall vorstellen. Ich habe heuer schon mehrmals 1 Woche "aufgehört" aber dann bei einer Feier wieder ein Gläschen getrunken und im nu kam wieder der Kontrollverlust. Jetzt sehe ich ein dass es einfach gar nicht geht. Allerdings kommen jetzt einige vorweihnachtliche Treffen, bei denen ich auf keine Fall trinken darf. Immerhin habe ich schon den Weihnachtsmarkt mit Kinderpunsch überstanden ohne zu leiden. Der Wunsch frei und gesund zu sein ist derzeit viel viel größer als der Wunsch nach einem Glühwein. Mein Ziel ist Abstinenz!!!

  • Ich möchte dazu noch sagen dass die unerträgliche Angststörung, gegen die ich getrunken habe, tatsächlich durch den Alkohol und den Dauerkater ausgelöst wurde. Denn sie ist nun plötzlich weg... Der Grund warum ich mich hier austauschen will ist: mich daran zu erinnern wie schlimm es war. Ich darf das niemals vergessen. So, nun habe ich es hier verewigt und kann es immer wieder nachlesen. Das ist schon einmal ein Anfang. Nie vergessen in welche panischen Zustände der exzessive Weinkonsum mich gebracht hatte und wie viel besser ich mich jetzt fühle.

  • Hallo unvergoren,

    erstmal willkommen. Angstzustände und auch Depressionen gehen oft mit einer Alkoholabhängigkeit einher.

    Übrigens sind Ängste auch Teil der Entzugserscheinungen, wie auch Unruhe, Schwitzen, Schlafstörungen.

    Am Anfang deiner Abstinenz solltest du Veranstaltungen meiden. Auch im nachhinein kann es zu Suchtdruck kommen.

    Um abstinent zu bleiben muss man einiges im Leben ändern. Es heißt immer "nur nicht trinken reicht nicht". Hast du schon Ideen, wie du den Suchtgedanken vorbeugen kannst oder was du tun kannst, wenn es doch akut wird (Notfallkoffer).

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Ja, ich weiss, es wird hier geraten den Freundeskreis zu wechseln aber da kann ich gleich sagen dass das nicht gehen wird. Ich lebe in Österreich, hier herrscht die Weinkultur. Es gibt hier kaum Erwachsene, die nicht für den grünen Veltliner, den Welschriesling oder den Zweigelt schwärmen. Das heißt nicht dass die alle Alkoholprobleme haben. Die sitzen 1 Stunde bei einem Achterl. Die Alkoholikerin in meinem Freundeskreis bin einzig und allein ich. (so viel ich weiss....)

  • Falls ein Suchtdruck kommt, so ist meine Hoffnung dass die Erinnerung an mein peinliches Alkie Leben diesen vertreiben wird. Ich gehe z.B, im Supermarkt jetzt immer zum Weinregal, schaue es mir ein paar Minuten an und erinnere mich an die vielen Flaschen, die ich dauernd entsorgen musste, schaue mir den billigen Fusel an den ich völlig unwürdig direkt aus der Flasche getrunken habe, manchmal sogar zum Frühstück. Das turnt mich total ab. Igitt. Diese Person will ich auf keinen Fall mehr sein.

  • Hallo Unvergoren,

    bevor wir uns im Austausch verlieren, der ist erst nach der Freischaltung. Hier ist noch der Vorstellungsbereich, um die ersten Schritte aufzuzeigen. Wie du schreibst, hast du vor drei Wochen das letzte Mal getrunken? Ist das noch richtig?

    Wenn ja, dann kannst du dich für den offen Bereich und den weiteren Austausch kurz bewerben. Dann schalte ich oder ein anderer Moderator dich frei.

    Bewerbung - Alkoholiker Forum (alkoholiker-forum.de)

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Super, Danke!
    Ich habe übrigens ein Lager mit alten Rotweinen im Keller, die mein Vater gesammelt hat. Die kann ich jetzt auch nicht auf die schnelle los werden, da sie ja einen gewissen Sammlerwert haben und nicht von heute auf morgen verkauft werden können. Bis jetzt ist es mir nicht in den Sinn gekommen einen aufzumachen. Immerhin ein gutes Zeichen dass ich nicht schwach werde. Also derzeit habe ich alles gut im Griff. Trotz Wein im Keller.

  • derzeit

    Hallo Unvergoren, erst mal willkommen hier.

    Genau "derzeit" hast Du es im Griff. Es wird nicht jeder Tag gleich sein. Und die Anfangseuphorie lässt leider auch irgendwann nach. Mit einem Weinkeller wird es auf Dauer schlecht aussehen. Überlege doch mal, wie sich das schon anhört "Ich bin Alkoholikerin und habe einen Weinkeller".

    Ich gehe z.B, im Supermarkt jetzt immer zum Weinregal, schaue es mir ein paar Minuten an

    DAS wäre genau der Ort im Supermarkt, wo ich gar nicht hin gehe. Das Suchthirn arbeitet ja auch unbewusst. Und das Unterbewusstsein kennt keine Verneinung. Das Bild von den Flaschen nimmst Du mit nachhause. Wenn es Dich zu dem Regal zieht (aus welchen Gründen auch immer) gibts Du dem Alkohol Macht. Das Ziel ist, dass er aus Deinem Leben verschwindet. Er ist uninteressant. Also, schau Dir das an, was interessant für Dich ist.

    Anfangs habe ich erst mal festgestellt, was es nicht noch alles, alkoholfreies, zu trinken gibt. Kannte ja nur mein Bier. Es war sehr schön, mal alles durchzuprobieren.

  • Ja das mit dem Weinlager klingt natürlich skurril. aber dieser Wein ist uralt, aus den 80er und 70er Jahren. Ich habe schon die Hälfte davon auf Ebay verkauft und werde das nun wieder ankurbeln. Dieser alte Wein hat mich nie gereizt. Er schmeckt wirklich ALT und ist absolut nicht meins. Also davon geht wenig Gefahr aus, Es gibt ja in jedem Supermarkt und bei jeder Tankstelle billigen Wein zu kaufen der mir besser schmeckt, also... Ich brauch ja nicht erst mühsam einen dealer suchen. Wozu sollte ich den gruseligen alten Wein trinken, denn ich ja mit Gewinn an Sammler verkaufen kann.

    Die größte Gefahr ist die permanente Gehirnwäsche hier. Diese "Weinkultur" die dauern penetrant beworben wird. Das Wiener Herz schlägt nicht ohne Wein, sollte man glauben. Naja, aber ehrlich gesagt war meine Hauptrinkerei nicht in Gesellschaft sondern allein zu Hause aus Einsamkeit und Angst. Für jedes Achterl in Gesellschaft habe ich 1 Liter allein zu Hause runtergespült, Aber dennoch hat mir der Weinkultur-Kult hier immer wieder Rückfälle beschert, Diese Gehirnwäsche muss man ablegen. Es ist kein Getränk, es ist eine Droge. Mittlerweile sind die Preise für die kleinen Achterln und für den Zuckerpunsch am Weihnachstmarkt schon dermaßen unverschämt dass es gar nicht mehr so schwer fällt es bleiben zu lassen.

  • Anfangs habe ich erst mal festgestellt, was es nicht noch alles, alkoholfreies, zu trinken gibt. Kannte ja nur mein Bier. Es war sehr schön, mal alles durchzuprobieren.

    Also die Auswahl in den Lokalen hier hält sich sehr in Grenzen. Cola, Fanta, Almdudler, Mineral... Also für mich nur Mineral. Fad. Zu Hause trink ich nichts gezuckertes, nur Wasser und Tee. alkoholfreies Bier geht leider auch nicht, darauf werde ich auch leicht lustig, Voller Placebo Effekt. Und das hält dann die Sucht aufrecht....

  • absolut nicht meins

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich, wenn der Druck da war, getrunken habe was da war. Ohne nachzudenken. Wie fremdgesteuert. Und im Keller bist Du schneller, als wenn Du erst aus dem Haus musst. Da gehört auch mehr "Hirn" dazu, erst weg zu müssen.

    Habe jetzt überlegt. Mir ist eine Idee gekommen. Hast Du vorerst zumindest die Möglichkeit den Keller abzuschließen und den Schlüssel jemandem zu geben, der Bescheid weiß? Wenn Du weißt, dass Du nicht dran kommst, müsste er eigentlich soweit aus dem Kopf sein.

    Es ist gut, dass Du Dir gerade so sicher bist. Aber Du musst das ganze immer auf lange Sicht sehen.

  • alkoholfreies Bier geht leider auch nicht

    Allerdings. Das wäre nasses Verhalten. Stärkt das Suchthirn. Der Griff zum Richtigen ist dann nicht mehr weit. Kenne jemandem, bei dem war es so. Weil es dann gerade kein alkoholfreies gab. Und er wird sicher nicht der Einzige sein. Außerdem ist in vielem "alkoholfreiem" Bier noch Restalkohol. Soweit ich weiß bis zu 0,5 %.

  • Ich hoffe dass es nicht soweit kommen muss dass ich den Oldie Wein wegsperren muss. Aber beim ersten Gelüste danach werde ich das tun. Sylvester bleibe ich nun wohl zu Hause. Die Gastgeber posten schon auf what´s app Fotos von den vielen Weinflaschen, die sie fürs Fest gekauft haben. Ich muss mich fernhalten. Eine Wohnung voller offenen Weinflaschen wird auch meinen jetzt noch so starken Willen brechen. Also nein.

  • Mein kompletter Absturz nach 20 Jahren nur am Abend trinken war übrigens nicht ohne Grund. Es war der plötzliche Tod meiner Mutter. Ich habe 3 Jahre nur getrauert und alles im Wein ertränkt. Davor habe ich nie tagelange durchgetrunken. Ich hatte keinen Lebenswillen mehr. Aber er ist zurück gekommen. Meine Mutter hätte nicht gewollt dass ihr Kind sich zu Tode säuft. Ich hoffe es gibt eine Chance für mich, dass das nun vorbei ist.

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