Anonymi29 - Angehörige eines Alkoholikers

  • Guten Abend ich grüße euch..

    Nachdem ich ein wenig Zeit hier verbrachte und mich bisschen durchgefuxt habe, dachte ich mir melde ich mich mal an..

    Mein Bruder war oder ist starker Alkoholiker (ruhiger) nach einiger Zeit kam es zu heftigen gesundheitlichen Problemen wie zb starken epileptischen Krampfanfällen usw.
    Klinik rein.. Klinik raus.. wie im Teufelskreis. Er wurde immer wieder entlassen weil die Ärzte ihn als zurechnungsfähig usw beschrieben, dabei versuchten wir Ihnen immer wieder zu erklären das er das im Alltag NICHT ist das er langsam unter anderem auch unter Demenz leidet..

    Trotz Vollmacht konnten wir ihn nie zwangsweise in den Kliniken unterbringen. Auf Fragen wie zb was wir (Mama und ich) tun können folgten immer nur Aussagen: Da kann man nichts tun wenn er immer wieder gehen möchte!

    Seit Monaten geht es ihm ganz ganz schlecht (Leberzirrhose Nierenversagen) alles was dazu gehört..

    Letzte Woche wurde er wiederholt einfach entlassen und wieder einfach nur das selbe er ist zurechnungsfähig usw..

    JETZT ist er wieder in der Klinik weil es eigentlich so gut wie schon zu Ende geht!
    Und JETZT waren die Worte der Ärztin an uns: Ihr hättet schon früher gerichtlich vorgehen sollen! (Sie haben nun alles in die Schritte geleitet gerichtliche Zwangseinweisung.)
    Nach diesem Satz war ich so perplex und wusste nicht was ich dazu noch sagen sollte! Die selbe Ärztin hatte ihn 1 Woche vorher entlassen und jetzt wo es zu spät ist hat Sie all das in die Wege geleitet?! Ich verstehe das alles nicht! Sie hat seinen Zustand schon letzte Woche gesehen! Wir haben all die Jahre und vor allem die letzten Monate gekämpft und bei jedem Oberarzt (auch Betreuer waren an unserer Seite aber diese waren auch zum Teil einfach nur überfragt)uns informiert bezüglich zwangseinweisen usw… und es folgte jedes Mal das selbe: Es ist sein freier Wille gegen den ärztlichen Rat entlassen zu werden.

    Ich weiß nicht genau ob das so alles der Norm entspricht.. gefühlt 100 Ärzte aufgesucht und irgendwie doch keine Hilfe bekommen.. Hatte noch jemand solch Ereignis?
    LG

  • Hallo Anonymi,

    Du wirst sicher bald von den ModeratorInnen offiziell begrüsst. Inzwischen von mir (EKA) ein herzliches Willkommen.

    Ich möchte Dich am liebsten in den Arm nehmen und fest drücken. Ich kenne solche widersprüchlichen Aussagen von Ärzten und Pflegern auch, gerade wenn es um die Einschätzung des gesundheitlichen Zustands geht. Da steckt ja niemand wirklich drin und eine Verschlechterung kann sehr plötzlich massiv eintreten, eventuell auch für das Gesundheits- und Pflegepersonal unerwartet.

    Lass Dir bitte kein schlechtes Gewissen einreden. Aus der Ärztin spricht womöglich auch ein gewisses Mass an eigener Überforderung. Die Ärzte im KH stehen ja unter enormem Druck.

    Du und Deine Mutter, ihr habt gekämpft und sicher alles versucht.

    Die Hürden jemanden zwangseinzuweisen sind vom Gesetzgeber sehr hoch angesetzt. Deshalb sind die Ärzte diesbezüglich sehr zurückhaltend. Erst die Feststellung eines geistigen Gebrechens, das die Willensbildung verunmöglicht, würde eine Zwangseinweisung möglich machen. Die Folgen der Alkoholsucht allein reichen hierzu nicht aus, auch wenn die Sucht bereits kognitive Einschränkungen und starke körperliche Symptome zur Folge hat. Bei einer unmittelbar lebensbedrohlichen Situation ist das dann anders. Das ist schwer nachvollziehbar und für mich als Angehörige ist es auch nicht leicht zu akzeptieren, dass es nicht in meiner Macht steht, meine Mutter in ein Pflegeheim einzuweisen, so dass ihr die nötige Fürsorge zukommt. Es ist unendlich traurig mitansehen zu müssen, wie ein vertrauter Mensch diesen Weg nimmt.

    Ihr tragt keinerlei Schuld an der Situation! Das möchte ich Dir hier lassen.

    Dir und Deiner Mutter viel Kraft.

    Liebe Grüße Siri

  • Sein geistiges Denkvermögen sowie auch die Entscheidungsfähigkeit war schon seit Monaten so gut wie nicht mehr vorhanden.. nur die Ärzte stellten einfach solch Fragen wie Name Geburtsdatum Tag und zogen aus solch Fragen dann den Entschluss ihn zurechnungsfähig darzustellen.. Ihm war nicht einmal bewusst wann er das letzte mal etwas trank oder die Toilette besuchte oder was man vor 5 Minuten sagte..in den letzten Monaten waren es immer lebensbedrohliche Situationen (schon Komaliegend weil das Hirn die Leber Niere schon am Versagen waren) All das ist für mich/ uns einfach unverständlich.. Soviel Auseinandersetzungen meiner Seite die zum Teil auch schon echt eskalierten weil die Ärzte uns immer wieder sagten, ob uns der Ernst der Lage bewusst sei und gleichzeitig diese sind wo wir Rat suchen und von Ihnen einfach im NICHTS stehen gelassen wurden..jetzt wo das Leben schon im Grunde das Ende nimmt unternehmen die all das worum wir vorher schon gefühlt bettelten und wir hören den Satz der Ärztin: Sie hätten die Zwangseinweisung schon früher in die Wege leiten sollen..!

    das ist einfach so krass… Mein Herz ist in diesem Moment einfach nur stehen geblieben.. Alles wofür wir kämpften um Rat und Tat um die Hilfe von denen, wurde einfach bewusst ausradiert..


    Ich danke dir für die lieben Worte diese kann ich nur zurück geben! Viel Viel Kraft!
    ♥️
    LG

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymi29 (1. März 2024 um 22:25)

  • Hallo Anonymi,

    herzlich Willkommen hier bei uns.

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    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet, Anonymi!

    Und Du kannst überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den
    neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Liebe Anonymi,

    Dein Bericht ist erschütternd und ich verstehe Deine Verzweiflung.

    Es ist die Sucht, die den Alkohol an die erste Stelle setzt, und das unbedingte Verlangen weiterzutrinken mit allen Konsequenzen, die das hat. Mir hat eine Suchtberatung für Angehörige, die ich über mehrere Monate in Anspruch nehmen konnte (Krisenintervention) geholfen, das zu erfassen. Es ist unendlich traurig, dass es so ist und sehr schwer akzeptieren zu lernen, dass es ausserhalb der eigenen Macht steht, den Angehörigen vor der Sucht und vor sich selbst zu retten. Auch die Ärzte vermögen das nicht ohne Einsicht und gegen den Willen des Patienten, auch wenn sie in der jetzigen Situation sicher alles für Deinen Bruder tun.

    Aus Deinen Zeilen lese ich eine tiefe Verbundenheit mit Deinem Bruder. Ich denke, dass er Deine Präsenz sicher spüren wird.

    Alles alles Gute,

    Siri

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