IhaveConfidence - Alle um mich herum trinken

  • Hallo,

    Ich bin neu in dieser Gruppe und möchte meine Situation kurz beschreiben.

    Ich bin Ehefrau und Mutter von 2 wundervollen Töchtern (6 und 12 Jahre)

    Mein Mann ist ein toller Partner und Vater, doch leider schaut er regelmäßig zu tief in seine Bierflasche. Und wenn er trinkt, dann kann es auch schon mal ein halber Kasten sein, der dabei drauf geht.

    Jeder in seiner Familie trinkt und es ist ein Riesen Thema. Es gibt kein Verständnis dafür, wenn ich zum Essen keinen Wein möchte. Auch der Hinweis „ich muss noch fahren“ wird kleingeredet, denn „ein glas geht schon“.

    Ich habe keine Lust mehr, dieses selbstzerstörerische Verhalten mit anzusehen. Und vor allem habe ich keine Kraft mehr immer die Verantwortung für vier Personen zu tragen (für meine Kinder, meinen trinkenden Mann und mich).

    Ich möchte einen Weg da raus finden und vor allem wieder zu mir selbst.

    Ich bin eine starke Frau und möchte das auch endlich wieder nach außen zeigen.

    Liebe Grüße von der, die Zuversicht hat :)

  • Hallo ihaveConfidence,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe.

    Mit Deinem Problem bist Du bedauerlicherweise nicht allein. Hier im Forum findest du viele Angehörige die dein Problem teilen.

    Für den Austausch mit den anderen Teilnehmern klicke folgenden Link an:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben. Dann wirst Du freigeschaltet und Dein Thema in den Bereich "Erste Schritte für Angehörige" verschoben.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet, IhaveConfidence.

    Und Du kannst überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich. (Erkennbar an den orangeroten Namen)

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • ich hab jetzt mal ein bisschen herumgestöbert und hab nun ein paar Fragezeichen im Kopf:

    - Ist die Trennung denn der einzige Weg aus einer Co-Abhängigkeit heraus?

    - Gibt es Erfahrungsberichte über einen erfolgreichen "gemeinsamen Weg"?

    - Muss ein Abhängiger immer komplett abstinent leben oder kann er auch kontrolliertes Trinken "lernen"?

    Ich glaube an Veränderung und vor allem daran, dass sich das ganze Familiensystem anders verhält, wenn auch nur einer darin auf einmal ein anderes, unerwartetes Verhalten zeigt. Ich weiß natürlich auch, dass ich Veränderung in erstes Linie nur bei mir bewirken kann. Und jeder muss sich selbst im Klaren sein, was bzw. ob etwas verändert werden soll.

    Leider hatte ich gerade den Eindruck, als gäbe es nur Schwarz (=bleiben und leiden) oder Weiß (=gehen und alles neu sortieren). Mir fehlen die Nuancen, ich sehe so viele Grautöne.

    Vielleicht hat jemand hier Antworten auf meine Fragen, ich wäre super dankbar.

    LG

  • Ich glaube an Veränderung und vor allem daran, dass sich das ganze Familiensystem anders verhält, wenn auch nur einer darin auf einmal ein anderes, unerwartetes Verhalten zeigt.

    Daran glaube ich auch … aber ob das am Ende ausreicht, um deinen Mann „trocken zu bekommen“ wird die Zeit zeigen. Hier habe ich das bislang sehr selten gelesen. Ich kann Dir allerdings sagen das ich das folgende fast immer lese:

    Mein Mann ist ein toller Partner und Vater, doch leider schaut er regelmäßig zu tief in seine Bierflasche.

    Und da sage ich Dir als Tochter eines Alkoholikers und Frau, die mit einem nassen Alkoholiker zusammen war ganz klar: ein nasser Alkoholiker ist kein toller Partner und Vater. Kann er gar nicht sein.

    Ich wünsche Dir einen hilfreichen Austausch hier und die Offenheit auch unangenehme Wahrheiten an Dich heran zu lassen. Lies Dich erstmal in Ruhe ein. Herzlich willkommen!

  • Hallo IhaveConfidence!

    Herzlich willkommen hier in unserem Forum. Ich bin auch eine Angehörige und schon lange hier. Ich versuche mal auf deine Fragen einzugehen:

    - Ist die Trennung denn der einzige Weg aus einer Co-Abhängigkeit heraus?

    Wenn der Partner keine Einsicht zeigt und sich nicht um eine Trockenheit bemüht ist das oft der einzige Weg. Denn auf Dauer hält es kein Mensch aus neben so einem Partner zu leben ohne an seine Grenzen zu kommen und keinen Schaden zu nehmen. Du schreibst ja selber daß du keine Kraft mehr hast für alle die Verantwortung zu tragen was ich vollkommen verstehen kann.

    Wenn dein Mann nicht von sich aus den Hebel umsetzt und aufhört zu trinken wird sich an der Situation nichts ändern. Du kannst nur für dich etwas ändern damit es dir wieder besser geht aber du wirst es nicht schaffen "ihn trocken zu legen" wenn er das nicht will, oft ist die Sucht einfach stärker.

    - Gibt es Erfahrungsberichte über einen erfolgreichen "gemeinsamen Weg"?

    Ja das gibt es, leider sehr selten. Wie gesagt es geht nur wenn er trocken wird und wenn beide gemeinsam an der Beziehung arbeiten.

    - Muss ein Abhängiger immer komplett abstinent leben oder kann er auch kontrolliertes Trinken "lernen"?

    Er muß immer abstinent leben, für einen Abhängigen gibt es kein kontrolliertes Trinken, man kann die Sucht nur stoppen aber nicht heilen.

    Leider hatte ich gerade den Eindruck, als gäbe es nur Schwarz (=bleiben und leiden) oder Weiß (=gehen und alles neu sortieren).

    Ja meistens ist das so, sehr viele Beziehungen gehen in die Brüche, es ist oft die einzige Möglichkeit eine Verbesserung der eigenen Lebensumstände zu erreichen.

    Ich bin auch nach vielen Jahren ausgestiegen, mich hat die Beziehung regelrecht krank gemacht, und jegliche Mühe ihn dazu zu bewegen daß er aufhört war vergeblich.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo und herzlich Willkommen!

    Du kannst niemanden überreden oder gar zwingen nüchtern zu werden, das ist das große Problem. Auch wenn du nur das Beste willst, muss der Trinker selbst eine Verbesserung anstreben und von sich aus alles in die Wege leiten. Solange der Alkohol positiv betrachtet und immer gerne, als Standard konsumiert wird, ist es unmöglich da als Co-abhängige Person gegen zu steuern ohne in endlose Diskussionen zu gelangen, die zu nichts führen und einen sehr unglücklich machen können.

    Du musst für dich entscheiden, wo ist deine Grenze, welches Verhalten willst du akzeptieren und tolerieren - wenn du anfängst gegen den Konsum deines Partners zu kämpfen, wirst du verlieren, außer er kommt selbst zu der Einsicht das er zu viel konsumiert und dauerhaft etwas an seinem Lebensstil ändert. Wenn er einsichtig ist und sein Problem angeht, sind die Chancen besser, das sich etwas verändert. Aber uneinsichtig wird das leider nichts.

    Und nein, kontrolliert Trinken sollte nach einer Sucht und Abhängigkeit nicht angestrebt werden, da es schnell wieder zu Rückfällen in alte Muster kommt.

    Liebe Grüße

  • Vielen Herzlichen Dank für eure Gedanken und Antworten.

    Seit 14 Jahren ist der Alkohol und die Folgen daraus unser Dauerstreitthema. Trotzdem habe ich die Feststellung gemacht, dass wir viel an den Stellrädchen drehen können, wenn wir in Kommunikation bleiben. D.h. wenn ich viel Energie habe auch schon Kleinigkeiten anzusprechen, dann erreiche ich ihn besser, als wenn ich alles überkochen lassen und ich explodiere. Dann folgen Anschuldigungen und ich habe das Gefühl gegen eine Wand zu reden.

    Sein Trinkverhalten hat sich über die Jahre, je nach Lebenssituation, von "Er trinkt jeden Tag und allein, bis er teilweise die Treppen ins Schlafzimmer nicht mehr schafft und auf dem Sofa schläft" bis hin zu "er trinkt nur in Gesellschaft, nicht bis zum Kontrollverlust und vor allem auch mal mit wochenlangen Pausen". Aktuell sind wir bei letzterem und ich wäre damit auch wirklich fein. Und trotzdem weiß ich, dass es sich wieder ändern kann und diesen Punkt kann ich nicht nocheinmal mit ihm erreichen.

    Wie gehe ich damit um?

  • Hallo IhaveConfidence!

    Seit 14 Jahren ist der Alkohol und die Folgen daraus unser Dauerstreitthema. Trotzdem habe ich die Feststellung gemacht, dass wir viel an den Stellrädchen drehen können, wenn wir in Kommunikation bleiben.

    Aber ist so ein Leben nicht sehr mühsam? So beeinflusst der Alkohol ja das ganze Leben und die Gedanken. Ich konnte mich gar nicht mehr entspannen weil ich immer daran gedacht habe:"Hoffentlich trinkt er nicht wieder soviel, wie wird er dann wieder drauf sein, kommt er betrunken nach Hause usw. Ich war oft schon deprimiert wenn wir eingeladen waren weil mir seine Trinkerei peinlich war.

    Bei mir in der Ehe war es so, er war am Anfang Quartalstrinker und hatte durchaus Trinkpausen aber wenn er betrunken war fand ich das total schrecklich. Natürlich habe ich es nicht wortlos hingenommen aber sich immer deswegen zu streiten war sehr anstrengend weil er ja keine Einsicht zeigte und oft versuchte mir die Schuld für sein Trinken zu geben.

    Im Laufe der Jahre hat er dann in immer kürzeren Abständen und immer mehr getrunken das ist oft der normale Verlauf wenn die Sucht nicht gestoppt wird. Da wurde es dann ganz unerträglich. Ich konnte und wollte so nicht mehr leben, irgendwann hatte ich keine positiven Gefühle mehr für ihn, ganz im Gegenteil.

    Nun ist ja jeder Mensch anders und mein Mann ist nicht dein Mann, aber Sucht verläuft oft ähnlich wie du hier schon nachlesen konntest.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • bis hin zu "er trinkt nur in Gesellschaft, nicht bis zum Kontrollverlust und vor allem auch mal mit wochenlangen Pausen".

    Ich bin Alkoholikerin. Diese Phasen wie oben gab es bei mir auch immer mal kurz. Habe teilweise wochenlang gar nicht getrunken. In Gesellschaft versucht mäßig zu trinken- wobei- es kam auf die Gesellschaft an! Das kostete mich größte Kraftanstrengung, aber ich wollte mir beweisen dass ich das kann. Nach solchen Phasen ging es aber richtig los- total Ausfälle, Filmrisse, Verletzungen.

    Ich war auch nüchtern eine liebe Mama. Besoffen aber einfach nicht vorhanden. Mit Kater auch nicht- also quasi die meiste Zeit.

    Bis ich kapiert habe, dass es nur ganz ohne geht, brauchte ich ein paar Runden. Mein Umfeld war auch sehr nass. Aber inzwischen lebe ich trocken und das ganz ohne die ständige Kraftanstrengung!

  • Ich glaube wichtig ist zu sagen, dass das Thema Alkohol in einer Beziehung kein Thema darstellt, wenn es nicht ein Problem ist.

    Das heißt, hätte dein Mann kein Alkoholproblem würdest du nicht immer wieder das Gespräch suchen. Ich denke bei einem normalen Verhältnis zu Alkohol kann es mal zu einem Abend kommen, an dem zu viel getrunken wurde und der dann auch thematisiert wird. Aber das war es auch schon.

    Bei uns wurde der Konsum immer schlimmer. Von nur Bier am Abend zu Bier und Schnaps und Wein ab der Corona Zeit. Es war aber immer ein Thema und es war mühsig darüber zu reden. Immer und immer wieder. Am Ende war ich energielos und getrunken wurde trotzdem.

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