Erwartungshaltung beim Trockenwerden

  • Am Anfang war natürlich die Abstinenz das wichtigste inzwischen sehe ich das anderst, 1. Familie 2. Abstinenz

    Hi R/no ,

    meiner Erinnerung nach war die obige Reihenfolge bei Dir von Anfang an so. Ich erinnere mich noch daran, das Du von Anfang an schriebst, dass wenn Deine Ehe scheitern sollte Du wahrscheinlich wieder saufen würdest. Und damals wurde Dir schon geschrieben, dass dies eine gefährliche Verknüpfung ist.

    Liebe Grüße Kazik

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    abstinent seit 10.12.2024 / Heute trinke ich nicht.

  • meiner Erinnerung nach war die obige Reihenfolge bei Dir von Anfang an so.

    Ja das stimmt, nur würde ich jetzt nicht mehr saufen. Ich habe meinen Frieden mit mir gemacht und wenn die Beziehung in die Brüche geht dann ist das halt so. Dann stehen aber immer noch meine Jungs an erster Stelle.

    Ich werde später nochmal schreiben, bin noch im Dienst....

  • Wenn jemand seine Prioritäten in der Abstinenz ständig nach seinem emotionalen Zustand oder neuen Erwartungen ausrichtet, dann hat er das Prinzip nicht verstanden. Ich bin überzeugt: Dann ist der Rückfall nur eine Frage der Zeit. Und irgendwann endet das Ganze tragisch zwar mit einem guten Gewissen aber mit dem letzten Schluck. Das lese ich zwischen den Zeilen der Rückfallstatistiken.

    Die Sucht ist unheilbar, sie kann nur gestoppt werden. Sie hat weder Gefühle, noch Moral oder Gnade. Sie trifft genau da, wo ich mich selbst vernachlässige. Egal, ob ich meine Prioritäten bei Frau, Kindern, Hund, Katze oder Maus setze oder mich an meiner eigenen Überheblichkeit festklammere, es im Griff zu haben und einfach nicht mehr zu saufen.

    Die Sucht hat nur eine Antwort auf jede Situation und alles, was im Leben passiert: "Sauf"

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • Mein Vater hat getrunken, und zwar (wie man mir erzählte) jenseits von gut und böse. Wobei wir Kinder das nicht mitbekommen haben, da unsere Mutter dies gekonnt zu verheimlichen (wir hier sagen hier bei uns auch "kaschieren") wusste. Das alles hatte diverse Gründe. Anfang der 1970er Jahre hat meine Mutter meinem Vater erklärt, wenn er nicht sofort aufhört zu trinken, würde sie sich trennen. Damals wäre das hier bei uns ein ziemlicher Skandal gewesen. Und: Er hat aufgehört - von jetzt auf gleich (da war ich noch nicht einmal geboren). Er hat dann nie wieder getrunken, bis er über 50 Jahre nach seinem Entschluss, nicht mehr zu trinken, verstarb. Bei meinem Vater, das weiß ich (weil er es mir einmal sagte), war es die Liebe zu seiner Frau (nein, nicht die Ehe und damit die verbundenen Verpflichtungen) und damit verbunden auch der Wille, es sein zu lassen, die/der dann dazu geführt haben, den Alkohol ad acta zu legen.

    Auch so geht es - und so halte ich es: "Wollen" muss man es halt. Sind die Gründe dann nicht einerlei?

  • hallo R/no

    Guten Morgen Eternal/Forum, also so einfach wie du das siehst ist es nicht. Jobwechsel, Familie, Kinder. Das ist nicht einfach so austauschbar. Die Abstinenz steht klar vorne aber nicht an erster Stelle, da steht meine Familie. Wenn ich trinke geht es mir und meiner Familie nicht gut von da her ist trinken nicht gut.

    doch so einfach ist es, ob du das wahrhaben möchtest oder nicht. dass leben verläuft nicht geradlinig, gerade du/wir sollten das wissen;) und alles was du aufgezählt hast ist austauschbar. schau dich im co-bereich um wieviele mit ihrem partner/partnerin brechen wollen ja sogar müssen, weil sie sonst daran zerbrechen würden oder schon daran zerbrochen sind. es liegt auch nicht immer am alkohol das sich paare trennen, aber das thema hatten wir schon. kinder verlassen uns irgentwann und gehen ihre eigenen wege und hinterlassen eine grosse leere und vorallem stille, dass zieht vielen den boden unter den füssen weg. auch der job ist austauschbar, gerade heutzutage ist nicht mehr viel sicher in dieser hinsicht. oder auch der wechsel vom berufsleben in den ruhestand, was für viele zum problem wird. das alles sind reale szenarien mit denen wir leben müssen und weißt du wer in diesen situationen immer der selbe bleibt? ja genau, "du" selbst und deine abstinenz, niemand kann dir das abnehmen. weil was passiert denn wenn einer dieser säulen (kinder ,partner, etc.) wegbricht? du bist allein mit dir und der hoffnung das wieder alles besser wird. was aber wenn das nicht passiert? das alles sind stolperfallen beim trocken werden und auch trocken bleiben. deshalb hälst "du" allein den schlüssel für deine abstinenz in den händen:idea:wie gesagt es ist kein egoismus sondern selbsterhalt/selbstschutz!

    Wenn man seine Abstinenz über alles andere stellt führt der Weg unweigerlich wieder zur Flasche mMn...glücklich sein sieht für mich anderst aus.

    die "abstinenz" steht über allem, sie ist ein leuchtfeuer für mich, für ein selbstbestimmtes leben! für mich ist es glück und es schränkt mich nicht mehr ein, weil ich unabhängig bin von einer substanz die alles zerstört auf ihrem weg. vielleicht solltest du in dich gehen und deine eigene aussage überdenken, weil es nasses denken ist (nicht böse gemeint). ich glaube du hast noch nicht verinnerlicht in welcher relation abstinenz und glück stehen.

    Um abstinent zu werden muss man natürlich eisern sein da ist es natürlich eine Notwendigkeit sich zu schützen und alle Eventualitäten auszuschließen die wieder zur Flasche führen. Um trocken zu bleiben muss man aber glücklich sein, sonst wird das nichts oder man bleibt halt sein Leben lang ein Gefangener des Alkohols, denn eigentlich würde man ja gerne wieder trinken darf aber nicht.

    bei dir hört sich abstinenz an als wäre es der gang nach "canossa", eiserner wille etc...natürlich hast du recht wenn du von selbstschutz redest. aber zu welchem preis? die aussicht ist ein selbstbestimmtes leben zu führen und das macht dich nicht glücklich? du musst dich auch selbst annehmen können. deine selbstzweifel(so klingt es) fressen dich irgentwann auf. für den letzten satz...;)wenn ich jedes mal ein euro bekommen würde dafür wäre meine rente gesichert. wie oft hab ich den gehört? du darfst nicht mehr trinken, sry was ein bullshit... also ich darf/kann trinken wenn ich es wollen würde und das jeder zeit. der kleine unterschied ist, "ICH" will nicht mehr trinken, ich möchte es nicht und punkt.

    Um sich nicht in die Hose zu machen ist es eine Notwendigkeit aufs Klo zu gehen aber das muss ich ja auch wollen, man muss aufstehen und loslaufen wo wir wieder beim "Willen" wären. Mein Wille ist für mich mein Bewusstsein also ICH warum man sich hier so schwer tut und die Worte auf die Goldwaage legt ist mir ein Rätsel.

    ich glaube das Hartmut dazu schon mehr als genug geschrieben hat:mrgreen: gerade was den willen angeht...

    und last but not least, ich hab jetzt mal nachgeschaut auf der app. ich zähl ja eigentlich nur noch die jahre:wink:. ich bin jetzt 6072 tage trocken. glaubst du das ich diesen zeitraum bewältigt hätte ohne glücklich und zufrieden zu sein? und als trauerkloß lauf ich ganz gewiss nicht durch die gegend und zum lachen geh ich auch nicht in den keller:mrgreen: obwohl ich festgestellt habe das trockene alkis einen eigenen sinn für humor entwickeln, der auch nicht jedem schmeckt:mrgreen:

    ich denke du wirst deinen weg noch finden....

    gruss eternal

    Perfer et obdura, dolor hic tibi proderit olim.

    ("Ertrage und halte durch, dieser Schmerz wird dir einst nützen")

    (Trocken seit 26.03.2009)

  • Als ich mal eine fast vier wöchige Alkoholpause gemacht habe die eigentlich auf drei Monate angesetzt war, wurde die durch die Beerdigung eines alten Freundes klassisch beendet. Ich konnte mir damals beim besten Willen nicht vorstellen wie ich das schaffe, ohne Spaß ohne "Lebensqualität" ohne Alkohol, ich hatte ja regelrecht Angst vor einem abstinenten Leben.

    Das war auch noch am Anfang so, die ersten Wochen/Monate als alles noch frisch war. Da war die Angst groß alles zu verlieren, gesundheitlich und familiär, ich glaube sogar ich war nicht weit entfernt von einem Nervenzusammenbruch.

    Wenn ich mich nur auf die Sucht konzentriert hätte und Hund, Katz und Kind in den Hintergrund gedrängt hätte wäre ich jetzt ein griesgrämiger gebrochener Mann, vermutlich sogar noch trocken aber ganz bestimmt nicht glücklich.

    Die Sucht ist unheilbar, sie kann nur gestoppt werden. Sie hat weder Gefühle, noch Moral oder Gnade. Sie trifft genau da, wo ich mich selbst vernachlässige

    Das ist mir bewusst und ich habe es verinnerlicht nur hab ich keine Angst mehr, wieso auch ich bin jahrelang nicht mehr in Kneipen oder auf Feste gegangen und hab das jetzt auch nicht mehr vor nachzuholen aber irgendwann mal kommt man in eine Situation bei der man auch mit Alkohol konfrontiert wird, zum Beispiel im Restaurant, wenn man zufällig auf Bekannte oder Freunde trifft und sie einen an den Tisch winken, ich werde damit klar kommen, ganz sicher. Was ich aber auch ganz sich nicht machen werde, ist in eine Angststarre zu verfallen.

    Das ist keine Überheblichkeit sondern eher das zurückkehrende Selbstbewusstsein. Ich fühle mich auch nicht als wäre ich geheilt oder weißer als andere, überhaupt nicht im Gegenteil, mein Tag fängt immer noch jeden Tag mit dem Forum an und endet meistens auch mit ihm.

    Egal, ob ich meine Prioritäten bei Frau, Kindern, Hund, Katze oder Maus setze oder mich an meiner eigenen Überheblichkeit festklammere, es im Griff zu haben und einfach nicht mehr zu saufen.

    Meine Prioritäten sind definitiv bei FKHKM und meinem eigenen Wohlbefinden und das setzt ja automatisch voraus das ich abstinent bin und zwar glücklich.

    bei dir hört sich abstinenz an als wäre es der gang nach "canossa",

    Sorry das liegt aber eher an meinem literarischen Fähigkeiten, das ist es ja gerade was ich nicht mache oder will, ich habe keinen Angstporno vor Augen.

    Ich lese das jetzt mal durch was noch kam während ich schrieb und melde mich dann nochmal...

    Gruß R/no

  • Am Anfang war natürlich die Abstinenz das wichtigste inzwischen sehe ich das anderst, 1. Familie 2. Abstinenz alles andere führt jedenfalls bei mir, nicht zum Erfolg und ehrlich gesagt will ich auch kein Sklave meiner Abstinenz sein so wie ich Sklave des Alkohols war. Nein ich bin jetzt frei! Zwar Alkoholiker aber halt frei.

    Also für mich steht ganz klar an Nummer 1 die Nüchternheit ohne wenn und aber, die N.2 N.3 und so weiter da könnte ich abwägen, Kompromisse eingehen.

    Die Frage war immer: Wer ist man?
    Klar, ich sag manchmal „man macht das so“ aber nicht bei der Sucht.

    Hartmut ich hatte mal eine Deutschlehrerin in einer Fortbildung, die hat jedem eine Note schlechter gegeben, der nicht in der Lage war, das "man" mit einem anderen wort auszutauschen. Damals gab's eine unendliche Diskussion, jeder versucht auf biegen und brechen das "man" zu begründen.

  • Also für mich steht ganz klar an Nummer 1 die Nüchternheit ohne wenn und aber

    Hi Abstinenzler, bei mir doch auch, bloß mit wenn und aber. Wenn ich wieder trinken würde wäre das ja auch schlecht für meine Jungs nicht nur für mich, vielleicht bin ich halt ein Dinopapa, ich stelle nichts vor unsere Jungs. Platz 1 ist leider schon vergeben. Ich will ja das sie auch glücklich werden, was wiederum einen nüchternen Papa voraussetzt und die Abstinenz ja automatisch in den Vordergrund bringt.

    Und nein, ich bin nicht nur wegen meiner Familie trocken sondern auch mir selbst zuliebe.

    Gruß R/no

  • R/no ich bin auch Vater von zwei wunderbaren Töchtern. Trotzdem muss und bleibt es immer so, dass die Abstinenz an oberster Stelle steht.

    Meine Nüchternheit ist an erster Stelle , nicht weil ich mir der wichtigste bin, sondern nur wenn ich nüchternen bin, kann ich meine Kinder versorgen, für sie da sein, also profitieren sie von mir.

  • R/no ich bin auch Vater von zwei wunderbaren Töchtern. Trotzdem muss und bleibt es immer so, dass die Abstinenz an oberster Stelle steht.

    Warum muss man das überhaupt gegeneinander aufwiegen? Für mich bedingen sich beide Dinge gegenseitig und verstärken sich – sowohl positiv als auch negativ. Deshalb meint ihr im Kern eigentlich das Gleiche, auch wenn ihr es unterschiedlich ausdrückt. Irgendwie erschließt sich mir diese Trennung nicht so ganz. :/:)

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