Erste Schritte geschafft, aber ...

  • Hallo zusammen. Ein halbes Jahr ist es her, seitdem ich das letzte mal hier geschrieben habe .

    Es ist viel passiert in dieser Zeit: mein Mann besucht viermal die Woche eine ambulante Therapie und Istanbul seit 6 Monaten trocken.
    Er hat 15 kg abgenommen, macht viel Sport und hat sich auch sonst sehr positiv verändert.

    Im Moment beschäftigt er sich in der Therapie mit möglichen Rückfällen und Bewältigungsstrategien dazu.

    Kurz zu mir: ich kontrolliere ihn nicht, habe wieder Hoffnung auf ein besseres Leben und versuche die Krankheit nicht mein Leben beherrschen zu lassen .

    Nur stoßen mir nun diese Rückfallgedanken ganz sauer auf: ich reagiere extrem feindselig und ablehnend sobald er davon anfängt: ich kann einfach keinerlei Verständnis aufbringen und mich überhaupt nicht zusammenreißen. Ich will einfach keinen Rückfall: ich kann nicht mehr!

    Ich stemme seitdem er in Therapie ist alles alleine:
    Er arbeitet extrem viel und geht danach zur Therapie. Es gibt also unter der Woche weder Familienleben noch Zweisamkeit. Am Wochenende muss ich dann leider selbst oft arbeiten. Ich bin mit 3 Kindern und Haus und Hund an meiner absoluten Belastungsgrenze angekommen. Ich kann ihm einfach nicht zusichern das noch länger mitzumachen. Weil ich einfach nicht mehr will! Ich ziehe diese Therapie mit ihm durch, trinke nicht mehr (in seiner Gegenwart oder zuhause), habe alle haushaltsaufgaben komplett übernommen (nicht weil ich sie nicht abgeben will, sondern weil er schlichtweg nur noch von 22:00- 5:00 morgens zuhause ist und sie nicht erledigen kann) und versuche mein Leben ganz normal zu leben. Ich habe totales Vertrauen in ihn, nicht zu trinken.

    Aber mich belastet das Thema Rückfall plötzlich extrem : ich habe auch ein schlechtes Gewissen, und will es gar nicht aussprechen: aber ich glaube ich würde ihn verlassen. Ich will dann einfach nicht mehr. Ich habe doch auch ein Recht auf mein Leben ? Ich habe ihm gesagt ich wäre im Falle eines Rückfalls für ihn da, würde ihn unterstützen die Therapie weiter zu führen, aber ich kann ihm nicht versprechen dass meine Liebe oder ich selbst stark genug sind sowas noch weiter durchhalten zu können. Dann bin ich lieber allein mit den Kindern. Ich bin ich hart und herzlos ? Seine Therapeutin Ist wohl dieser Meinung: sie meint ich habe die Krankheit nicht verstanden ( habe ich sicher irgndwie auch nicht) und würde ja wohl meinen Mann auch nicht verlassen wenn er Krebs oder einen Bandscheibenvorfall hat? Ich weiß einfach nicht mehr was ich dazu sagen soll ? Ich weiss noch nicht mal was ich mir jetzt hier erwarte, aber ich bin gerade so gefrustet und muss das einfach mal nieder schreiben..Danke einfach mal fürs lesen

  • Mira...ich kann jetzt nicht auf deine ganze Geschichte eingehen ( weil sich mir da alles zusammenzieht ), aber auf die Therapeutin: ich habe meinem Mann verboten, unser Kind mit nach Hause zu nehmen, wenn seine neue Liebe ( seit Kurzem trockene Alkoholikerin ) auf seinem Sofa hockt. Ich habe schon kaum Vertrauen zu ihm....dann schon gar nicht zu einer fremden Säuferin. Ich weiß nicht, was er seiner Therapeutin erzählt hat, aber sie meinte, ich würde aus Rache ihn und sein Kind auseinander bringen wollen....also das erzählte er mir. Am Liebsten wäre ich dieser werten Dame mal gehörig auf´s Dach gestiegen... Ich erzählte das meiner Beraterin vom roten Kreuz und sie beruhigte mich damit, daß eine Therapeutin sowas nie sagen würde und die Wahrnehmungen eines Alkoholikers ( egal ob trocken oder nicht ) oft gestört sind. Diese Anekdote fiel mir zu deiner Geschichte ein. Was dein Mann denkt / fühlt ist sicherlich für ihn real...entspricht aber vielleicht nicht immer ganz der Realität.

    Nur so ein Gedanke...ich wünnsche dir viel Kraft

  • Vielen dank für deine Antwort. Ich glaube ihm ehrlich gesagt die Antwort der Therapeutin. Denn ich war auch schon mit in Gesprächen und sie brachte den Vergleich mit Krebs auch da schon. Mein Mann ist sehr bemüht trocken zu bleiben. Ich merke auch das es ihm gut geht damit. Uns fehlt einfach durch die Therapie auch gemeinsame Zeit. Mit 3 Kindern auch ohne Therapie schon fast ein Ding der Unmöglichkeit. Und so leben wir halt extrem aneinander vorbei. Ich will mich ein einziges Mal auf die Therapie einlassen. Ich will positiv denken können und ich kann einfach keine Strategien entwickeln wie ich im Falle eines Rückfalls reagieren soll oder würde. Denn ich bin ein Mensch mit Gefühlen und ich kann nicht sagen was ich genau machen würde: mein erster Gedanke ist : hau ab und leb dein Leben! Ich habe nur dieses leben und und ich werde es ganz sicher nicht von einem Rückfall zum nächsten verbringen! Ich bin nicht Mutter Theresa . Er hat eine Chance: er darf sie nutzen. Ich würde auch von niemandem verlangen sein Leben für mich mit wegzuwerfen . Dann fühle ich mich aber wieder grenzenlos egoistisch wenn ich sowas denke oder gar sage. Aber es ist kein Krebs ! Und auch kein Bandscheiben Vorfall !!! Denn beides verändert nicht die Persönlichkeit . Und mit seiner trinkenden Persönlichkeit werde ich keine Minute meines Lebens mehr verschwenden. Ich will schon gar nicht mehr mit zu diesen paargesprächen! Ich glaube die Therapeuten halten mich für das größte egoistischste Frauchen auf diesem Planeten. Aber die haben keinen Alkoholiker zuhause

  • Nur eine kurze Nachfrage: dein Mann ist trocken und hat eine seit kurzem trockene neue liebe? Das klingt nach einer sehr explosiven Mischung 🙈. Ich hätte auch schwere Bedenken mein Kind abzugeben. Ich kann dich da sehr gut verstehen. Aber vielleicht schaffen sie es ja auch gemeinsam stark zu bleiben.....

  • Mira...ehrlich gesagt ist es mir völlig egal was die beiden tun. Als er noch gesoffen hat war ich gut genug alles für ihn zu regeln...jetzt ist er trocken und hat sich eine gesucht, die 18 Jahre älter ist als ich...weil sie ihn*versteht*. Nach dem, was er uns angetan hat wünsche ich ihm nur die Rechnung dafür. Trotz Allem darf er sein Kind sehen, es darf auch bei ihm schlafen...vorrausgesetzt er präsentiert ihm nicht seine Neue und macht einen großen Bogen um seine Suff-Familie. Hält er das ein, ist alles gut....deswegen weiß ich auch, daß er seinen Sohn nicht aufwachsen sehen wird, denn er hat all die Menschen um sich gescharrt, die dem Alkohol frönen...er ist charakterschwach und wird sich dem nicht ewig entziehen können....er hat immer Gründe gefunden, um sich die Birne zu zuknallen.

    Meine Geschichte ähnelt deiner ( zumindest was die Zeit danach angeht ) leider nicht....gerne hätte ich meinen Mann im trockenen Zustand kennen gelernt, aber ich habe meine Schuldigkeit getan und durfte weg treten. Ich hoffe, daß es dir nicht auch so ergeht...das wünsche ich wirklich niemandem.

  • das Hört sich wirklich ziemlich übel an. Aber würdes du ihn denn noch haben wollen? Ich persönlich wäre ehrlich an deiner Stelle froh ihn los zu sein . Wer mich nicht will hat mich schließlich auch nicht verdient. Schmeiß den Frust über Board und suche Dir ein neues Glück! Für dich !!!!! Nein mein Mann hat mich nie betrogen, sehr wohl belogen wegen dem Alkohol und das nagt schon sehr an mir.

  • Ich wollte noch anmerken: wo sollte man denn einen Schlussstrich machen? Nach einem Rückfall , nach zwei oder drei? Wer garantiert dass es nicht 20 werden? Da geht man doch zwangsläufig mit kaputt ? Bleibt man ist man co, geht man ist man eine gefühllos und lässt einen Menschen mit einer Krankheit im Stich ? Man kann doch nichts richtig machen als Angehöriger?

  • Hallo Mira,
    es ist deine Entscheidung, wann für dich Schluss ist. Es ist dein Leben, das du lebst. Niemand ist deinen Weg gegangen. Niemand hat über deine Entscheidungen zu urteilen.
    Co sein hat auch nicht unbedingt etwas damit zu tun, ob du bleibst oder nicht. Das sind Wesenszüge und antrainierte Gewohnheiten von "uns" cos. Um das "loszuwerden" gehört mehr dazu, als sich einfach zu trennen.
    LG Eule89

  • ich weiß nicht ob ich eine co bin oder nicht. Eigentlich ist das ja auch total egal. Ich will einfach nur ein schönes Leben mit meinen liebsten haben. Und ich will das er es schafft! Unbedingt sogar. Nur leider steht das nicht in meiner Macht. Und es macht mich gerade wahnsinnig nicht in die Zukunft sehen zu können...

  • Hallo Mira,

    Folgender Satz ist mir ins Auge gesprungen: Ich stemme seit er in Therapie ist alles alleine!

    Und ich könnte mir auch vorstellen, das Du Dir das anders vorgestellt hast. Kinder, Haus, Hund... das ist eine große Aufgabe. Wenn ein Partner nass ist, dreht sich meistens alles um ihn, jetzt ist er trocken und im Grunde geht das jetzt weiter. Man muss sich selbst wieder mal zurück nehmen, denn im Moment ist es am wichtigsten seine Trockenheit aufzubauen und stabil zu halten. Du stehst hinten an.

    Ist es denn wirklich das Thema Rückfall das Dich so belastet, oder vielleicht, das es Dir einfach reicht, auch jetzt weiterhin Dein Leben hinten an zu stellen?

  • Liebe Mira,

    meiner Ansicht nach ist jemand, der jahrelang mit einem Alkoholiker zusammenlebt ein Co. Wie sich das auswirkt und was jeder dazu beiträgt ist individuell. Eins aber haben alle Co´s gemeinsam: sie leiden!
    Ich bin das beste Beispiel dafür, daß es mit einer Trennung nicht getan ist. Es entsteht eine große Lücke und wohin mit den alten Gewohnheiten? Ich mache auch noch einen Entzug durch und erwische mich bei dem Gedanken, daß ich lieber mein altes Leben zurück hätte, als weiter diese unerträglichen Schmerzen aushalten zu müssen. Irgendwas bewirft mich schon den ganzen Tag mit schönen Erinnerungen an meine große Liebe...egal wo ich bin, ich bin nur am heulen gewesen heute. Morgen habe ich vielleicht einen Wuttag...oder ich kann alles wieder sehen wie es ist...nämlich besser so. Was auch immer mich morgen erwartet...es ist ein Entzug mit immer wieder kehrenden Rückfallgedanken oder aber Euphorie ob meines neugewonnenen Lebens. Im Gegensatz zum Alkoholentzug aber habe ich keinen Zugriff mehr auf das Mittel der Begierde, so muss ich mich weiterhin den Entzugserscheinungen hingeben.

    ...und wenn es gar nicht mehr geht ruft meine Mama an und wäscht mir gehörig den Kopf...dann gehts auch wieder eine Weile

  • Sunny...als mein Mann noch soff, drehte sich alles nur um seine Animositäten...ich war mit dem Meisten ganz alleine. Während der Therapie drehte sich alles um...niemanden interessierte, wie es mir und den Kindern ging ( Familie natürlich schon ). Als er wieder zurück war, war er der Held...also in seinen Kreisen...es gab gewiss Lorbeeren für die Trennung von seiner nervigen Ehefrau. Und auch jetzt geht es immer nur darum, was er will und braucht...bloß nicht zu harsch ansprechen...und immernoch interessiert es weder ihn noch irgendwen aus seiner SHG, was er seiner Familie angetan hat. Es dreht sich immer nur alles um den Alkoholiker. Ehrlich...ich kann´s nicht mehr hören. Klar gibts Hilfsangebote für die Angehörigen....aber die kannste an einer Hand abzählen.

    Ach ich rege mich schon wieder auf...das ist nicht gut für die Verdauung :(

  • Hallo Mira,

    erst einmal finde ich es toll, dass Dein Mann es angeht und er eine Therapie macht. Ich würde ihm eine Chance geben. Es gibt genügend Menschen, für die man leider auf immer und ewig ein Säufer bleibt, der Wahrnehmungsstörungen hat, ob trocken oder nicht. Zum Glück denken nicht alle so, sondern wissen, dass es genügend Alkoholiker gibt, die es schaffen, ein trockenes Leben zu führen. Dass Dein Mann sich mit einem eventuellen Rückfall auseinander setzt, ist sogar sehr positiv. Wenn er es nicht tun würde, wäre die Gefahr viel größer, dass ihm ein Rückfall passiert. Es ist wichtig, die Gefahren zu erkennen und entsprechend gegenzusteuern. Damit setzt sich Dein Mann auseinander und das ist auch gut so. Es KANN ein Rückfall passieren. Aber MUSS ja nicht sein. Ich würde mir auch nicht vorher Gedanken darüber machen, was wäre WENN und wie oft Du so etwas durchgehen lassen würdest. Das sind ungelegte Eier über die Du Dir da Gedankek machst. WENN es passieren sollte, kannst Du ganz nach der Situation und vor allem nach DEINEM Gefühl entscheiden, was Du tust.

    Ich kann verstehen, dass das Rückfall-Thema unangenehm auf Dich wirkt. Aber es ist wirklich absolut positiv, dass er das nicht verdrängt und sich mit den Gefahren auseinander setzt.

    Dass Du alles allein stemmen musst, ist sicherlich ein anderes Thema. Da würde ich unabhängig von der Alkoholsituation mehr Hilfe erbitten. Dass er zur Zeit sehr mit sich beschäftigt ist, finde ich gut. Aber allein gelassen solltest Du Dich dabei nicht fühlen.

    Jedenfalls freut es mich, dass Dein Mann es konsequent angegangen ist und die Beziehung offensichtlich gern erhalten möchte. Warte einfach die Zeit ab. Dein Gefühl wird Dir schon sagen, wohin der Weg Dich führt.

    LG Cadda

  • Hallo Mira,

    ich finde, ich finde Cadda hat es schon sehr gut ausgedrückt und möchte dies noch unterstreichen.
    Es ist unglaublich, was für eine Veränderung dein Mann durchmacht. Die intensive Therapie, das viele Arbeiten, der Sport, das ist bewundernswert.
    Das sein Heilungsprozess jegliche Energie in Anspruch nimmt, kann ich gut verstehen. Ich finde auch, dass Krebs ein guter Vergleich ist. Denn niemand kann etwas dafür und die Leute können in dieser Zeit leider nicht so viel tragen wie gesunde Menschen. Zu dem ändert sich bei Krebspatienten auch oft die Persönlichkeit, da man durch solche Krankheiten oft große Veränderungen durchmachen. Viele werden depressiv, frustriert und lassen es an die Angehörigen aus. Was ich damit sagen will, es ist schwer für die ganze Familie.

    Du klingst sehr belastet. Ich fühle mich in meinem Leben schon sehr belastet und das Maß an Verpflichtungen kommt deiner Beschreibung nicht einmal nahe. Ich sehe es wie Cadda, ihr braucht eine Form der Hilfe die mit dem Alkohol nichts zutun. Jemand der euch entlasten kann bezüglich Kinder, Hund und Haus. Vielleicht eine Betreuerin, Hundesitterin, Haushaltshilfe was auch immer. Vielleicht ist es auch möglich die Arbeitsstunden zu kürzen? Ich denke, du brauchst Zeit für dich.
    Und ihr braucht Zeit für euch als Paar, damit ihr eure Bindung wieder stärkt.

    Ich denke der Rückfall steht für etwas anderes.
    Du schreibst du hast vollstes Vertrauen zu ihm, dass er nicht mehr trinkt. Er beschäfitgt sich anscheinend in der Therapie damit und auch mit Bewältigungsstrategien. Klingt wunderbar, wenn du mich fragst. Ich sehe keine akute Gefahr.
    Ob du ihn verlassen würdest, wenn soundso eintreten würde... Das ist doch egal, nicht? Wen interessiert schon, wie was passieren würde, wenn dies und das wäre. Es ist nicht so, dann braucht es dich nicht zu kümmern. Und zu gehen, weil man nicht mehr kann, macht niemanden zu einem schlechten Menschen. Wenn es nicht mehr geht, ist das leider so, du bist kein Übermensch. Aber ich denke, dass es völlig egal ist, wann die Grenze ist, ich würde mich damit befassen, sobald der Fall eintritt, auch wenn du dich dafür entscheidest, dich zu trennen. Unter gewissen Umständen würde ich mich auch von meinem Partner trennen, da mag es noch so ein tragisches Schicksal sein.
    Eine Krankheit kann viele in die Knie zwingen, es ist nicht selbstverständlich, dass man bis zum Ende sein Leben damit beschwert, nur aus einem Verpflichtungsgefühl heraus.
    Aber wie gesagt, ich sehe keine reale Gefahr, es klingt alles gut.
    Kann es sein, dass Dinge von deinem Mann, als er noch nass war, noch an dir nagen? Hast du auch eine Therapeutin oder jemanden anderen, an dem du dich ab und zu stützen kannst?

    Auf mich wirkt es so, als wäre das im Moment das wichtigste.

    Alles Liebe,
    sorra

  • Ich habe gerade gelesen, dass du deine Therapeutin hast. Ist mir wohl kurz entfallen, entschuldige.
    Beim nochmaligen Lesen denke ich, zwei Dinge:
    1. Du brauchst eine Entlastung. Am Besten eine bezahlte Hilfe, die dir was von Kinder, Hund oder/und Haushalt abnehmen kann.
    2. Du reagierst auf das Rückfallthema deshalb so extrem, weil eure Beziehung komplett vernachlässigt wird. Da fühlt man sich dem anderen natürlich auch nicht nahe und man hat keine Kraft mehr. Ich würde das ansprechen und versuchen, euch beide einen schönen Abend o.ä. freizuschaufeln.

    Ich würde mich nicht wegen eventuellen Trennungen fertig machen. Es ist vollkommen normal und menschlich, dass einem irgendwann die Kraft ausgeht und man nicht mehr weitermachen kann. Dann muss man einen anderen Weg gehen. Das macht aber niemanden zu einem schlechten Menschen.
    Nochmals möchte ich aber erwähnen, dass das alles nur mögliche Szenarien von einer Zukunftsvision, einem (Horror)Film in deinem Kopf sind, den du dir selber ausgedacht hast und vorspielst und danach Panik bekommst. Die Realität sieht momentan sehr anders aus und um die geht es.

    Alles Liebe,
    sorra

  • Vielen, vielen Dank für eure Antworten. Das hat mir wirklich sehr geholfen.
    Ich war gestern einfach so frustriert und ja ich glaube das Thema hat sich wirklich als Horrorszenario in meinem Kopf abgespielt. Ich habe die letzten Monate nie ernsthaft daran gedacht das mein Mann wieder rückfällig werden könnte. Wir haben unser Leben sehr auf den Kopf gestellt und viel verändert. Die gemeinsame Zeit bleibt wirklich sehr auf der Strecke, aber wir finden dafür einfach keine Lösung: meine Eltern können nicht auf die Kinder aufpassen, und zu seinen Eltern haben wir kaum Kontakt. Weniger arbeiten oder bezahlte Hilfen können wir uns im Moment einfach nicht leisten. Wir zahlen unser Haus ab . Ich leiste mir aber alle 2 Wochen eine Putzhilfe. Das ist aber irgendwie nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
    Mir fehlt mein Mann! Ich verbringe gern Zeit mit ihm. Wenn wir uns selten sehen, streiten wir deutlich mehr. Das frustriert mich und ich lasse es dann gerne auch an ihm aus.

    Ich denke normal jeden Tag positiv, wir nutzen den freien Tag am Wochenende immer um mit den Kindern was zu unternehmen, aber es ist eben kein Ersatz für die zeit zu zweit.

    Ich habe manchmal einfach Gefühlseinbrüche, in denen kann ich nicht mehr positiv sehen, bekomme Panik, Angst vor der Zukunft, bin streitlustig und zugegebenermaßen wohl auch meine Tage. 🙈

    Ich habe meinen Mann nicht lange im nassen Zustand erlebt. Es hat bei ihm sehr schleichend angefangen und war dann ein halbes Jahr ganz schrecklich. Daraufhin habe ich ihn damals vor die Tür gesetzt.
    Er hat umgedacht , er will diese Therapie, er will gegen die Krankheit kämpfen und darüber bin ich sehr froh.
    Ich würde ihn niemals verlassen, solange er dabei bleibt.

    Die Vergangenheit habe ich ganz sicher noch nicht aufgearbeitet, ich spreche mit Freunden viel darüber, aber ich habe keinen eigenen Therapeuten. Ich gehe nur manchmal zu paargespräche in seine Therapiegruppe mit.

    Ich könnte dort auch eine angehörigen Gruppe besuchen. Dafür bräuchte ich aber immer einen Babysitter.
    Ich habe mich dann aber entschieden meine freie Zeit lieber mit Dingen zu verbringen die mir Spaß machen. Ich habe mich bis auf gestern gar nicht mehr mit der Krankenheit meines Mannes auseinandergesetzt. Natürlich habe ich mich informiert, viel darüber gelesen, und achte darauf keinen Alkohol im Haus zu haben etc. , aber es hat mich nicht belastet: ich war einfach zufrieden dass er er etwas ändert und wir weiter leben können.

    Ich wollte mich nicht von alleine mit dem Thema Rückfall beschäftigen. Ich habe meinem Mann gesagt, ich kann nichts versprechen bevor ich nicht in der Situation bin . Nur fanden er und die Therapeutin das wohl nicht gut so ....

  • Liebe Mira,

    ob dein Mann und seine Therapeutin nun gut finden wie du denkst oder fühlst sollte dir egal sein! Du bist ja ein mündiger Mensch. Ich finde das auch ehrlich gesagt von der Therapeutin jetzt nicht gerade sehr professionell, wenn sie so redet...

    Es sollte dir egal sein - ist es ja aber nicht, verstehe ich seeehr gut. Da ist ja eine "Professionelle" und wenn die das schon sagt...

    Das ist etwas, was auch ein Lernprozess ist. Du darfst zu deinen Empfindungen stehen und hast ein Recht darauf! Keiner hat da das Recht zu sagen, du bist falsch deswegen. Sinnvoll wäre es eher darüber zu reden, warum du so empfindest und dann zu einer Lösung zu kommen.

    Zitat

    Ich habe manchmal einfach Gefühlseinbrüche, in denen kann ich nicht mehr positiv sehen, bekomme Panik, Angst vor der Zukunft, bin streitlustig und zugegebenermaßen wohl auch meine Tage. 🙈

    Na und? Du bist doch ein Mensch und Menschen fühlen eben so. Da ist doch nicht immer eitel Sonnenschein! Und du leistest echt ja auch eine Menge! Da kommst du auch mal einfach an deine Grenzen. Das ist so. Du hast auch ein Recht darauf, streitlustig, mürrisch, traurig und zickig zu sein. Wenn das kein Dauerzustand ist :wink: . Damit muss dein Mann auch lernen umzugehen. Du kannst doch für ihn kein Schlaraffenland aufbauen, das ist doch illusorisch und realitätsfremd. Das Leben ist kein Schlaraffenland...

    Zitat

    Ich könnte dort auch eine angehörigen Gruppe besuchen. Dafür bräuchte ich aber immer einen Babysitter.


    Du bist ja hier in einer Angehörigen-Gruppe! Du kannst jederzeit herkommen und brauchst keinen Babysitter! Unser Austausch hier hat mindestens die Qualität einer realen Gruppe, das Einzige was fehlt ist das "Auge in Auge" Gespräch. Du kannst auch überlegen ob du in den geschlossenen Bereich wechselst, da geht es noch mal offener und direkter zu als hier im offenen Bereich, wo die ganze Welt mitlesen kann. Das kostet einen monatlichen Beitrag - aber ein Besuch einer realen Gruppe ist auch nicht überall kostenlos. Ein Klingelbeutel geht meistens rum...

    Zitat

    Ich habe mich dann aber entschieden meine freie Zeit lieber mit Dingen zu verbringen die mir Spaß machen.

    Super :D ! Da bist du auf einem sehr guten Weg! Das ist sooo wichtig. Ich habe Jahre dafür gebraucht um wieder dahin zu kommen, ich hab es bis heute nicht vollständig geschafft, leider.

    Zitat

    Ich habe mich bis auf gestern gar nicht mehr mit der Krankenheit meines Mannes auseinandergesetzt. Natürlich habe ich mich informiert, viel darüber gelesen, und achte darauf keinen Alkohol im Haus zu haben etc. , aber es hat mich nicht belastet: ich war einfach zufrieden dass er er etwas ändert und wir weiter leben können.

    Du musst dich doch auch gar nicht ständig mit seiner Krankheit auseinander setzen. Mein 2. Mann jetzt ist auch Alkoholiker, trocken seit 12 Jahren. Ich kenne ihn auch nur trocken. Ich setze mich da nicht ständig mit ihm und seiner Krankheit auseinander sondern mit meinen eigenen Anteilen, die mich haben coabhängig werden lassen. Grundsätzlich aber leben wir und lieben uns! Wir meistern unseren Alltag genau so, wie auch andere Menschen das machen, die keine Alkoholproblematik haben. Wir haben unsere Krankheiten, ich bin zum Beispiel durch alles, was so hinter mir liegt, chronisch depressiv geworden und inzwischen berentet. Trotzdem denken wir nicht dauernd daran sondern genießen unsere gemeinsame Zeit.

    Und das ist es eben - gemeinsame Zeit. Mit kleinen Kindern schwierig, meine waren ja auch mal klein. Ich weiß das. Die Großeltern fallen weg, das ist schade aber eben Fakt. Vielleicht findet ihr ja die Möglichkeit, einmal im Monat einen Abend oder Tag nur für euch frei zu schaufeln. Es gibt Babysitter, Leih-Omas... Kannst du dir vorstellen, so etwas in Anspruch zu nehmen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben? Du gibst ja die Kinder nicht weg sondern ihr seid ja auch Mann und Frau. Und in dieser freien Zeit für euch wird ein Fundament ja auch gelegt, auf dem auch die Kinder sicher und glücklich laufen können. Denn zufriedene Eltern sind angenehmer als mürrische. Sag ich mal so ganz lapidar...

    Puh, jetzt hab ich mich ja hier ausgelassen, sorry.

    Ich wünsche dir ein gutes Wochenende
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Aurora , du hast einfach nur recht 👍🏽 Und es spiegelt meine Meinung sowas von wieder. Ich habe einerseits natürlich auch Verständnis das mein Mann nach einem 10 Stunden Arbeitstag mit anschließend 3 Stunde. Therapie einfach keinen weiteren Bedarf auf Unternehmungen hat, aber ich muss mich jetzt wirklich zwingend mal um einen Babysitter für einen Abend im Monat kümmern. Oder ich brumme es ihm auf: der soll ja nicht denken ich würde mich auf ewig um alles kümmern

  • Ich habe mich heute tatsächlich wieder „im Griff“ wir haben nochmal über alles gesprochen. Wir brauchen definitiv mehr Zeit miteinander und das wird jetzt angegangen! Ich bin wirklich stolz auf ihn wie er das alles meistert.. ich danke euch sehr für eure Antworten. Manchmal braucht man einfach andere die einem die Scheinwerfer wieder anschalten wenn man nichts mehr sehen kann. Wir sind auf einem guten Weg und werden das packen!
    Auch wenn es sicher auch mal wieder tiefen gibt. Aber so ist das Leben wohl ....

  • Hallo Mira!

    Das klingt wunderbar, ich freue mich für euch! Ich hoffe, ihr findet die Zeit für euch, die ihr braucht.

    Ich wünsche weiterhin alles Gute,
    sorra

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