Guten Abend an Alle!
da ich im Moment etwas verzweifelt bin, möchte ich mir so einiges von der Seele schreiben. Mein Mann hat seit 22 Jahren ein Alkoholproblem. Dies hat ihn schon einige Male ins Krankenhaus gebracht und vor 9 Jahren sogar auf eine Intensivstation, auf der er 10 Tage um sein Leben gekämpft hat. Gelernt hat er daraus nicht wirklich etwas. Er war danach zwar erst einmal 6 Jahre trocken, vor 3 Jahren hat er mit dem Trinken jedoch wieder angefangen. Da mich diese Situation mittlerweile selbst gesundheitlich sehr mitgenommen hat und ich so ein Leben auf keinen Fall noch länger weiterführen möchte, habe ich ihn vor 2 Wochen vor die Wahl gestellt, entweder eine Entgiftung zu machen oder eine Trennung wäre unausweichlich. Ich weiß, dass eine Entgiftung ohne anschließende Therapie nicht wirklich etwas bringt, aber da er sich in der Vergangenheit immer gegen jegliche Form von professioneller Hilfe gewehrt hat, war mir jedes Mittel recht, ihn wenigstens irgendwie in die Hände von Fachleuten zu bringen. Wer weiß, was die bewirken können. Nach langer Gegenwehr hat er dann schließlich zugestimmt und den Hausarzt beauftragt, einen Platz für nächste Woche zu finden.
Eigentlich müsste ich nun richtig happy sein. Bin ich aber nicht. Natürlich freue ich mich für ihn, weil ich denke, dass er damit genau das Richtige für seine Gesundheit tut und ich wünsche ihm von ganzem Herzen, dass diese Entgiftung sein Denken und Handeln verändert wird. Meine Zweifel habe ich jedoch schon, da er nicht aus Eigenantrieb, sondern nur wegen Druck von mir dahin geht. Zudem frage ich mich, was mit uns nach dem Klinikaufenthalt passiert. Das Leben mit meinem Mann war für mich die letzten Wochen und Monate wirklich fast unerträglich. Ich konnte mich kaum mit ihm im gleichen Raum aufhalten, da ich ihn und seine Art mit mir umzugehen einfach nicht mehr ertragen konnte. All diese Verletzungen, Enttäuschungen, das verlorene Vertrauen der letzten Jahre sind doch nach dem Klinikaufenthalt nicht ausradiert, sondern immer noch da.
Am liebsten wäre mir, er würde nicht nur einige Tage, sondern gleich für mehre Wochen in der Klinik bleiben. Zum einen, damit er endlich eine Einsicht für seine Krankheit erhält und zum anderen, damit auch ich einfach einmal Luft holen und Abstand gewinnen kann. Doch mehr als eine Entgiftung wird er definitiv nicht machen. Das hat er mir schon mehrfach versichert. Alternativ könnte ich mir danach auch eine Trennung auf Zeit vorstellen, aber darauf geht er überhaupt nicht ein, sondern droht mir nur damit, in so einem Fall dann sofort wieder rückfällig zu werden. Das möchte ich natürlich auch nicht riskieren. Ich bin so hin und her gerissen. Auf der einen Seite möchte ich ihn auf seinem Weg nun unterstützen, wo immer ich kann und ihm das Gefühl geben, dass ich hinter ihm stehe. Auf der anderen Seite kann ich mir zumindest im Moment ein weiteres Leben mit ihm eigentlich überhaupt nicht mehr vorstellen. Ist so ein Gefühlschaos normal und wie habt ihr das erlebt?
Liebe Grüße
Amy