Beiträge von AufderSuche

    Hallo Jules,

    ich hab volles Verständnis dafür, dass du unsicher bist. Und es ist auch völlig im Moment, noch nicht zu wissen, was du für dich tun kannst.

    Dafür hast du ja den ersten Schritt gemacht und dir hier Hilfe gesucht.

    Zu deiner letzten Frage: Das ist eine knifflige Situation und ich kenne sie selbst gut.

    Typisch für Alkoholikerfamilien ist, dass sie den Alkoholiker decken und somit letztlich bei der Aufrechterhaltung seiner Sucht ungewollt unterstützen.

    Insofern wäre also der Rat, ihn nicht mehr zu decken, um seine Krankheit nicht länger zu unterstützen.

    Auf der anderen Seite denkt und fühlt ein Alkoholiker, der eben nicht abstinent ist, anders und ist irgendwie fürchterlich empfindlich und leicht erregbar. Ich hab das auch bei mir selbst so erlebt, als ich noch regelmäßig getrunken habe. Seit ich abstinent bin, denke ich anders, sehr ich irgendwie klarer. Du selbst hast diesen merkwürdigen Zustand bei deinem Mann erlebt, der dich dann sogar in Gegenwart deiner Kinder beleidigt.

    Ich frage mal zurück: Könnte es DICH unterstützen, mit der restlichen Familie darüber zu sprechen? Wie sind die so drauf? Schlagen die sich eher auf seine Seite und suchen womöglich noch die Schuld bei dir oder sind das mögliche Ressourcen für dich/ Unterstützer?

    Dich beschäftigt der Gedanke, ob du das gute Verhältnis zwischen deiner Großen und ihrem Vater zerstören könntest. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Einsicht in das Krankheitsbild eines Alkoholikers das gute Verhältnis zwischen Tochter und Vater ernsthaft gefährden könnte. Ich denke, dass es eher helfen kann, ein gewisses Verhalten des Vaters besser einschätzen zu können. Alkoholismus ist eine ziemlich vielschichtige Krankheit. Diesbezüglich könnte es sehr hilfreich sein, wenn du dich mehr in die Thematik einliest. Und auch in die Problematik „Co-Abhängigkeit“.

    „Schubsen“ musst du deinen Mann nicht, die Erkenntnis, dass er was tun muss, muss aus ihm kommen. Man hört in diesem Zusammenhang häufig von „persönlichem Tiefpunkt“. Meiner kam, als mir mehr und mehr klar wurde, dass ich die Kontrolle über meinen Konsum verlor. Da meldete ich mich in einem Alkoholiker-Forum an und das, was ich dort zu hören bzw. zu lesen bekam, führte mir vor Augen, worauf ich zusteuere. Da ich mich schon länger selbst beobachtet hatte, wurde mir klar, dass „kontrolliertes Trinken“ bei mir nicht funktioniert und dass es für mich keine Alternative zur dauerhaften Abstinenz gibt.

    Und nun die Frage, was du für dich tun kannst: Fang erstmal gar nicht mit was Großem an, wenn du darüber nachdenkst, sondern beginne mit etwas Kleinem. So habe ich auch mal angefangen (ich leide an Depressionen und an MS). Was tut DIR gut?

    Kleiner Tipp: Als ich angefangen habe, kam auch erstmal gar nichts und dann bei einem Spaziergang kam mir die erste Idee. Abgesehen von dem Spaziergang war das ein warmes Körnerkissen.

    Das klingt erstmal wenig, aber es geht dabei um das Bewusstsein, in sich hineinzuhorchen und zu fühlen. Weiteres ergibt sich meiner Erfahrung nach nach und nach von selbst.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Hallo Jules,

    auch von mir ein herzliches Willkommen.

    Ich selbst bin mit einem alkoholkranken Vater aufgewachsen, bei ihm war die Krankheit allerdings schon vor der Ehe bekannt und sie trat in Schüben immer mal wieder auf, als ich noch ganz klein war.

    Ich hab das als Kind schon sehr früh mitbekommen. Er starb, als ich 15 Jahre alt war, bei einem selbstverschuldeten Autounfall.

    In den ersten Jahren erlebte ich meine Mutter noch stark, so ungefähr ab meinem 10. Lebensjahr nicht mehr, das Leben an seiner Seite hat sie aufgezehrt. Er war übrigens auch der, der das Geld verdient hat. Wenn er ausfiel, gerieten wir in Existenznöte.

    Ich bekam schon früh mit, wie es meiner Mutter ging. So ungefähr im Alter deiner Kinder vertraute sie mir ihre Sorgen an und ich habe sie danach oft vor meinem Vater beschützt, wenn der unter Alkoholeinfluss gewalttätig wurde.

    Ich war auch einmal bei den Al-Anon, Al-Ateen gab es dort damals nicht.

    Dass mir letztlich beide keine Sicherheit mehr boten, hat mir selbst nicht gut getan. Irgendwann habe ich - unbewusst - angefangen, die Verantwortung für meine Eltern zu übernehmen, eine Rolle, mit der ich natürlich überfordert war.

    Sie hätte ehrlich mit mir sein müssen, aber es hätte nicht dazu kommen dürfen, dass ICH für sie (und auch für ihn) Verantwortung übernehmen musste. (Meine kleinere Schwester hat das so nicht bemerkt, die war aber auch anders als ich und zog sich zurück, wenn’s Probleme gab. Ich war die an der Front.)

    Warum erzähle ich dir das? Morgenrot hat dir etwas ganz Wichtiges geschrieben:

    Mit einem nassen Alkoholiker zusammen zu leben kostet große Kraft, und die geht dir auch für deine Krankheit verloren.

    Was könnstest du für dich tun, damit es dir besser geht?

    Wenn er keine Krankheitseinsicht hat, kannst du diesbezüglich nichts tun.

    Was du aber tun kannst, ist für DICH zu sorgen. Und das ist für dich und auch für deine Kinder immens wichtig.

    Hast du Ideen, was du für dich tun könntest, damit es dir besser geht?

    Herzliche Grüße

    AufderSuche

    Hallo Lea,

    ich kann gut nachvollziehen, was du damit „Puhhh, das ist ganz schön krass, das zu lesen und so "auseinander genommen" zu werden.“ meinst. Die direkten Antworten, die du hier bekommen hast, sind nicht ganz ohne.

    Ja, meinen Denken ist schon ziemlich verdreht und voller Ausreden.

    Nach meinem Empfinden machst du dich mit so einer Aussage klein. In ihr steckt drin, dass du irgendwie „verkehrt“ seist.

    Liege ich da richtig?

    Ich möchte dafür werben, zu lernen, dich selbst positiv zu sehen.

    Es hat seine Gründe, warum du bislang so gehandelt und gedacht hast, nun hast du neue Erkenntnisse, neues Wissen, die dazu herausfordern, anders zu denken und zu handeln.

    Und überaus positiv ist doch zu sehen, DASS du dich hier äußerst und somit Hilfe zur Selbsthilfe suchst.

    Dass du noch „Ausreden“ suchst, ist eigentlich „normal“, denn aus einer bekannten, vielleicht sogar irgendwie bequemen Situation auszubrechen, erfordert nun einmal Energie.

    Und ein Suchtmittel, ob nun für den Alkoholiker der Alkohol und für den Co-Abhängigen der Abhängige, lässt man aus bestimmten Gründen nicht einfach so los. Das Suchtmittel gibt einem ja irgendwie auch etwas. Wenn‘s nur übel wäre, wär‘s ja leichter davon zu lassen, nicht wahr?

    Dass die Ausreden hier als „Ausreden“ entlarvt werden, kann man so und so sehen. Man kann sich verletzt fühlen. Man kann aber auch die Erfahrung anderer zu diesem Thema schätzen und das, was sie einem sagen, als Chance betrachten.

    Du scheinst zu denen zu gehören, die die Chance erkennen und die Erfahrung der anderen schätzen. Ich finde das positiv, du nicht?

    Fühl dich eingeladen, dich selbst positiv zu betrachten, dich in Selbstfürsorge zu üben.

    Was macht DICH aus?

    Was macht DICH stark?

    Was tut DIR gut?

    Als ich anfangs deine „Regeln“ las, dachte ich: Gut, die grenzt sich ab, die sorgt für sich, die achtet auf IHRE Bedürfnisse.

    Und wenn er sie betrunken anrufen sollte, zieht sie ihre Konsequenzen daraus. Weist ihn in seine Schranken. Sie grenzt sich deutlich ab, gegen etwas was sie NICHT will.

    In deinem späteren Antworten schwächst du das ab. Da geht’s wieder nicht um dich, sondern dein Denken dreht sich um ihn und die Hoffnung, dass er sich wandelt.

    Mir liegt das Thema „Selbstfürsorge“ und positiv über mich Denken so am Herzen, weil ich selbst erst vor wenigen Jahren krankheitsbedingt dazu gekommen bin, das lernen zu können und zu dürfen und sich mir damit eine völlig neue Welt und Perspektive aufgetan hat, die ich inzwischen nicht mehr missen möchte.

    Hallo Lea,

    ich bin‘s nochmal.

    Natürlich verfolge ich mit, was die anderen dir antworten und was du antwortest, und auch ich mache mir so meine Gedanken, stelle Vergleiche an zu meiner eigenen Vergangenheit, zu meiner eigenen Abhängigkeit und zu dem, was ich mir am Wissen erarbeitet habe.

    Ich finde die Antworten der anderen sehr interessant, denn in ihnen findest du ganz wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse, die dich zum Nachdenken, in dich Hineinhorchen und zum Beobachten anregen können.

    Ich frage mich, wie weit du schon bei dir und deinen eigenen Bedürfnissen angekommen bist. Was tut dir selbst denn wirklich gut? Wie ehrlich bist du gegenüber dir selbst? Wie sehr vertraust du deinen eigenen Empfindungen?

    Letztlich geht es doch um DEINE Lösung, die das Beste für DICH ist.

    Jetzt käme es mir gar vor, dass ich kurz vor der großen Veränderung in seinem Leben den Absprung mache. Er sagt selbst, dass er spürt, dasss er vor einem großen Wandel steht ...

    Dieser Satz macht mich zum Beispiel nachdenklich. Ich frage mich, wo DU und deine eigenen Bedürfnisse dabei bleiben. Es klingt für mich, als ob du dich vertröstest und deine ganze Hoffnung in diesen „Wandel“ setzt.

    Ich frage mich, warum du darauf warten willst und warum du dir selbst nicht zugestehst, dass du so interessant für ihn bist, dass er sich ggf. melden darf, wenn er seinen Wandel vollzogen hat.

    Willst du ihn wirklich begleiten und ihm zusehen und hoffen, dass ein Wunder geschieht? Willst du wirklich auf der Zuschauertribune sitzen?

    Wo bleibst DU denn mit deinen Bedürfnissen?

    Ich hab da noch so meine Hoffnungen (Ausreden?), dass ...

    * er ja gar kein "schlimmer" Alkoholiker ist (2-3 Starkbier täglich oder jeden zweiten Tag)

    * ich eigentlich diejenige bin, die das alles etwas eng sieht und ich nur meine Einstellung verändern muss

    * er bald aufhören wird, da er bald etwas Geld erbt, dann finanziell stabiler und zufriedener ist (andere Jobwahl, finanzielle Spielräume etc)

    * er nochmal ins Ausland geht (teilweise mit mir zusammen) und dort intensiv sein Kampfsport Training machen wird

    Wenn er also ein weniger „schlimmer“ Alkoholiker ist, dann ist das noch ok für dich?

    Und ab wann ist das für dich nicht mehr ok?

    Du hast davon gelesen, dass es bei Alkoholikern eine Abwärtsspirale gibt, dass die Dosis sich nach und nach erhöht?

    Du hast gelesen, dass Alkoholiker ihre wahre Dosis verheimlichen, um damit nicht aufzufallen?


    Du hinterfragst dein eigenes Unbehagen, ob du seinen Konsum zu eng siehst?

    Warum nimmst du dich selbst und dein Unbehagen so wenig ernst, warum vertraust du dir so wenig?

    War er nicht letztens angetrunken am Telefon reichlich unangenehm? Musst du dir sowas wirklich antun?

    Bezüglich dieser baldigen Veränderung wegen des Erbes bin ich genau so stutzig wie alle anderen.

    Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass sich das Wesen, die Denkweise nicht verändert, nur weil mal etwas mehr Geld da ist. Wenn er jetzt nicht mit Geld umgehen kann, wird das Geld schneller ausgegeben sein, als ihm lieb ist. Warum sollte er einen besseren Job bekommen und behalten, nur weil er gerade mal ein bisschen mehr Geld hat?


    Ich kann dir nur raten, dein Leben nicht auf Versprechungen eines Alkoholikers aufzubauen.

    Er glaubt das gewiss selbst, aber ich weiß von mir selbst und von den Erfahrungen mit meinem Vater, dass Alkohol das Gehirn vernebelt. Als nüchterner, wirklich klar denkender Mensch nimmt man die Dinge anders wahr, das merke ich jetzt, da ich über acht Monate abstinent bin.

    Ich finde es gut, dass du deine Gedanken hier teilst und dich damit auch der Kritik stellst.

    Es ist eine Chance für dich.

    Ich wünsche dir, dass der Austausch hier DICH weiterbringt und du gestärkt wirst, für DICH zu sorgen.

    Herzliche Grüße

    AufderSuche

    Hallo Lea,

    ich kann dir deine Fragen nicht direkt beantworten, weil ich nicht in einer solchen Situation war oder bin, fühle mich aber dennoch angesprochen, ein paar Gedanken mit dir zu teilen.

    Wenn du für DICH klar hast, wo du gerade stehst, und das für DICH gerade ok ist, dann finde ich das in Ordnung.

    Ich halte es für immens wichtig, dass du DEINE Lösung findest und für DICH vertreten kannst, denn darauf kommt es doch letztlich an.

    Entscheidend ist meines Erachtens, dass du dir deiner eigenen „Erkrankung“, wie ich es mal nennen will, bewusst bist und wirklich für DICH sorgst.

    Wenn du dich mit deiner Co-Abhängigkeit und Liebes-/Beziehungssehnsucht ernsthaft beschäftigst, weißt du im Prinzip ja, was mit dir ist und worauf du unbedingt achten musst.

    Das wird meines Erachtens für dich spannend und deine Herausforderung werden.

    Ich denke, dass nichts dagegen spricht, DEINE Regeln auszuprobieren, wenn du dabei achtsam mit dir selbst bist.

    Vielleicht bringt deinen Partner das zum Nachdenken, vielleicht aber auch nicht. Dass er sich vielleicht nicht ändern wird, dessen solltest du dir unbedingt bewusst sein.

    Vielleicht wirst du, wenn du achtsam mit dir umgehst und auf deine Bedürfnisse achtest, feststellen, dass es so nicht funktioniert. Die Möglichkeit besteht ja auch, nicht wahr?

    Zukunftspläne wie heiraten würde ich auch erst machen, wenn er eine Abstinenz zumindest aktiv ANSTREBT. Dass das nicht so einfach ist, es Rückfälle geben kann etc ist mit klar.

    An dieser Stelle bin ich aufgrund der Erfahrungen mit meinem eigenen Vater hellhörig und, das muss ich gestehen, sehr skeptisch.

    Er hat die Abstinenz immer wieder „angestrebt“, ist aber immer wieder rückfällig geworden. Meine Mutter, meine kleine Schwester und mich hat das psychisch fertig gemacht und ich kämpfe noch heute, 33 Jahre nach seinem Tod, mit den Auswirkungen.

    Aufgrund dieser Erfahrungen kann ich dir immer wieder nur raten, achtsam mit dir umzugehen und darauf zu achten, was das Ganze mit DIR macht.

    Herzliche Grüße

    AufderSuche

    Hallo Tellerrand,

    nun möchte ich dich auch endlich in dieser Online-SHG begrüßen.

    Ich kann dir nicht sagen, wie es bei DIR wird, aber ich kann dir von meinen Erfahrungen erzählen, vielleicht macht es dir Mut.

    Ich trauere zwar dem Alkohol nach wie vor nicht nach, aber....schwer zu beschreiben....es ist als hätte ich Schleusen geöffnet. Ständig so viele Gedanken und Gefühle, die ich jahrelang gar nicht hatte.

    Als ich das bei dir gelesen habe, kam mir das ziemlich bekannt vor.

    Als ich eine Weile abstinent war, ging mir das nämlich ähnlich. Mein Arzt, der mich auch etwas therapeutisch begleitet - ich leide u.a. an Depressionen -, erklärte mir, dass mein Gehirn nun, da ich keinen Alkohol mehr trinke, wacher würde. Er meinte auch, es könne gut sein, dass mich die eine oder andere Situation - und sei sie noch so harmlos - triggern könnte. Er nahm mir damit allerdings auch die Angst davor, denn ich freute mich darüber, dass mein Gehirn wacher wird, und, was die Trigger betraf, wollte ich aufmerksamer für mich und meine Befindlichkeiten und Bedürfnisse werden.

    Vom Prinzip ist es ja nun jetzt so: Bislang haben meine Handlungen mich dahin gebracht, dass ich Alkohol als „Medizin“ brauchte, um mich zu betäuben, mir Druck zu nehmen, mich gut fühlen zu lassen. Wohin diese „Medizin“ führt und dass sie mir letztlich überhaupt nicht gut tut, hab ich ja schließlich gemerkt. Das war ja auch der Grund, warum ich dauerhaft abstinent werden wollte.

    Das neue Ziel sollte nun also lauten, so für mich zu sorgen, dass ich mich gar nicht betäuben muss, dass ich gar nicht dermaßen unter Druck gerate, dass ich mich einfach so gut fühle.

    Und so empfand ich dieses Wacher-Werden als Chance und die „Trigger“ als wichtige Signale.

    Klar hat mich das anfangs überfordert und es tat weh, teilweise ziemlich weh.

    Ich hab in der ersten Zeit auch viel gelesen und mich viel mit dem Thema beschäftigt. Auch für mich war das erstmal zu viel Input. Bei mir ist das typisch, dass ich mich in ein Thema oder eine Aufgabe sehr vertiefe, wenn ich dafür „brenne“.

    Ich lernte in dieser ganzen Zeit aber auch, mehr auf mich zu achten. Wenn’s mir nicht gut ging, tat ich für mich das, was ich gerade brauchte. Das konnte Rückzug bedeuten, Aufschreiben, was mit mir los ist, eine Meditation machen oder mit meinen Hunden spazieren gehen.

    Ist das eigentlich etwas, was vorüber geht, oder bleibt das Gefühl, etwas zu verpassen? Also weil man "für immer" sagt und einem ja bewusst wird, dass andere dieses Problem nicht haben und sich ohne Gefahr betrinken können...

    Das kann ich dir so pauschal nicht beantworten. Ich selbst habe, weil ich das vom Rauchstopp kannte, von Anfang an daran gearbeitet, bei mir nicht den Gedanken aufkommen zu lassen, ich würde etwas vermissen.

    Ich wusste, dass sich mein Suchtgedächtnis irgendwann, am besten zu einer für mich ungünstigen Zeit, melden würde, wenn ich in mir den Gedanken zulassen würde, ich würde auf etwas, das ein Teil von mir als gut empfunden hat, verzichten.

    Ich verzichte als nicht auf Alkohol, sondern ich empfinde meine Abstinenz als Freiheit von Alkohol und allem, was an Negativem dazu gehört, und als Freiheit zu einem ganz neuen Leben, in dem es so Vieles zu entdecken gibt.

    Es geht mir inzwischen so gut ohne Alkohol, dass ich einfach nur regelmäßig glücklich darüber bin. Solche Momente versuche ich mir besonders einzuprägen. Ich kann von mir wirklich sagen, zufrieden abstinent zu sein.

    Deine Frage kann ich also nur so beantworten: Es verschwindet, wenn du entsprechend an dir arbeitest.

    Alles Gute dir auf deinem weiteren Weg!

    AufderSuche

    Hallo Eismann,

    ich weiß nicht, ob man die Reaktion mit der von „militanten Ex-Rauchern“ vergleichen kann. Du gehst ja nicht „militant“ missionieren, sondern du stellst nur für dich in deinem eigenen Bereich fest, was das Thema mit DIR macht. Ich finde, dass das ein Unterschied ist.

    Ich stelle für mich nach und nach immer mehr fest, dass das Thema ernster ist, als ich es früher geglaubt habe. Ich habe selbst zwar eine fürchterliche Kindheit und Jugend erlebt, weil ich in einer Alkoholikerfamilie aufgewachsen bin, in der der Alkohol eine äusserst zerstörerische Wirkung hatte, aber als Erwachsene hatte ich da eine Trennung zwischen mir und meinem Vater gezogen. Ich war nicht wie er, meine Umgebung war nicht so wie damals, also war alles ok. Ich glaubte lange, lange Zeit, dass mein Alkoholkonsum ok sei.

    Unsere Gesellschaft führt ja überall vor, dass Alkohol dazu gehört. Keine Feier ohne Alkohol. Kein Film oder Serie im Fernsehen, in der nicht Alkohol konsumiert wird. Keine Fußball-Übertragung ohne Bier-Werbung. Und so weiter.

    Und nun beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema, begreife, was Alkohol bei mir angerichtet hat und nicht nur bei mir, und das macht natürlich etwas in mir.

    Mittlerweile fällt mir sogar auf, wie sich mein Mann und andere im Laufe eines Abends verändern, wenn sie Alkohol konsumieren, und es behagt mir nicht. Ich frage mich, ob ich mit Menschen, die gerne Alkohol trinken und deren Gespräche sich währenddessen verändern, meine Zeit verbringen möchte oder mich lieber mit Menschen umgebe, die wie ich keinen Alkohol trinken und mit denen die Gespräche gleichbleibend interessant bleiben.

    Kurz und gut, ich denke, dass dein Gehirn das Thema Alkohol nicht mehr für so harmlos hält, wie es das mal getan hat, und so reagiert dein System mit Gegenwehr auf das Programm im Fernsehen. Bei mir ist das grundsätzlich nicht viel anders.

    Ich werde deswegen jetzt nicht missionieren gehen, aber ich nehme für mich selbst sehr viel ernster, was ich möchte oder eben nicht möchte.

    Viele Grüße

    AufderSuche

    Hallo Cayenne,

    ich kann gut nachvollziehen, dass du dich auf diesem neuen Eis sehr unsicher fühlst.

    Ich möchte dir ein paar Gedanken da lassen. Vielleicht stützen sie dich.

    Ich fasse zusammen:

    Du schon so viel mit ihm erlebt, wurdest so oft enttäuscht. Nichts schien sich zu ändern und gerade bist du mit Hilfe dieses Forums an dem Punkt, nicht länger zu warten und etwas für DICH zu tun.

    Und genau JETZT macht er einen Schritt auf dich zu.

    Was sollst du davon halten?


    Ich kann es dir nicht sagen, denn ich kenne weder dich, noch ihn, noch eure Zukunft.

    Was ich kenne ist, wie stark die Sucht ist.

    Was ich kenne, ist, wie leicht Versprechen gemacht werden, aber aus verschiedenen Gründen nicht eingehalten werden können.

    Was ich sehr gut kenne, ist das ständige Lauschen und Beobachten und „dem Braten nicht trauen können“. Anlass hatte ich dafür mehr als genug.

    Raum für meine eigenen Bedürfnisse hatte ich damals herzlich wenig.

    IMMER ging es um ihn.

    Und das hat etwas mit MIR gemacht, das nicht gut für mich war.

    Ich möche ihm natürlich eine Chance geben, logisch. Aber ich bin unglaublich misstrauisch. Zum Glück konnte ich ihm das so sagen. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich das so einfach nicht glaube, ich möchte es sehen und erleben.

    Das kann ich so gut nachvollziehen!

    Ich finde es gut und wichtig, dass du für deine Bedürfnisse eingetreten bist!

    Was ich dir noch raten möchte: Lass dir keine Schuldgefühle einreden!

    Du darfst für dich sorgen!

    Und er muss für sich sorgen.

    Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass du ihn fallen lässt. Es sollte aber bedeuten, dass du ihm das, was er braucht oder möchte, nicht unbedingt hinterher trägst und wiederum deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse hintanstellst.

    (ich schreibe das, weil ich das selbst so gut kenne....)

    Immer in Angst und Sorge zu leben, tut niemandem gut und es belastet definitiv die Beziehung, sowohl von deiner Seite, als auch von seiner.

    Ich wünsche dir, dass du DEINEN Weg findest!

    Auch dir ein schönes Wochenende.

    Hallo Seeblick,

    ich fühle mich angesprochen, auf deine Frage zu antworten.

    Ich handhabe das bislang ähnlich wie du, inzwischen aber bin ich etwas nachdenklich geworden und mit dem Nachdenken auch noch nicht zuende.

    Die Frage ist meines Erachtens, was das Ganze mit DIR macht. Wie fühlst du dich, wenn in deiner Nähe, in deinem Haus Alkohol konsumiert wird und wenn anschließend die Gläser abgewaschen werden? Fühlst DU dich wohl damit?

    In meiner Umgebung wird Alkohol konsumiert, das bedeutet, das die Familie oder Freunde ein Bier oder einen Wein trinken, wenn sie uns mal besuchen, ebenso trinken die Nachbarn, wenn wir uns mal zum Grillen bei dem einen oder anderen treffen. Auch ich mag meine eigene Abstinenz anderen nicht aufdrängen.

    Mein Mann trinkt allerdings kaum noch Alkohol, er mag es nicht mehr, weil er durch meine Beschäftigung mit dem Thema nachdenklich und sensibel für das Thema geworden ist. Zuhause trinkt er außer in bestimmter Gesellschaft gar keinen Alkohol mehr.

    Ich bemerke inzwischen allerdings bei mir selbst eine Veränderung. Ich würde das nicht Triggern nennen, aber mich stört zunehmend die Veränderung, die in den Menschen vorgeht, wenn sie Alkohol konsumieren. Ich fühle mich einfach nicht wohl damit. Ich fühle mich irgendwie allein.

    Kannst du mir da folgen? Kennst du das auch?

    Mir stellt sich da die Frage, ob ich mir das weiterhin antun sollte oder ob ich einen Schritt weiter gehen sollte. Ich möchte eigentlich lieber mit Menschen zusammen sein, die sich nicht so verändern. Ich möchte mich eigentlich wohl fühlen, wenn ich Besuch bekomme oder unter Menschen gehe.

    Wenn ich irgendwo anders bin, kann ich weggehen, aber wenn die in meinem Haus sind, kann ich das nicht so einfach, schließlich bin ich ja Gastgeberin.

    Wenn andere hier erzählen, dass bei ihnen gar nicht mehr getrunken wird und sie sich in diesen Runden wohl fühlen, dann sehne ich mich danach, das auch haben zu dürfen.

    Viele Grüße

    AufderSuche

    Ich habe mich immer daran orientiert, was andere von mir erwarten (könnten) und nicht darauf geachtet, wie es mir geht. Eismann macht das. Eismann ist immer gut drauf. Eismann sagt nicht nein. Logisch, Eismann wollte ja auch gemocht werden. Das habe ich so perfektioniert, das es mir oft schwer fällt, mir über meine Bedürfnisse/ Gefühle im klaren zu sein und diese dann auch nach außen zu vertreten.

    Guten Morgen Eismann,

    ich hab über das, was du hier geschrieben hast, noch etwas nachgedacht, weil du hier etwas beschreibst, was auch bei mir immer so gewesen ist.

    Ich weiß nicht, warum es bei dir dazu gekommen ist, ob auch du so wie ich eine Kindheit und Jugend in einer dysfunktionalen Familie (z.B. Alkoholikerfamilie) durchlebt hast.

    Eine solche Erfahrung ist ja ungemein prägend und legt Strukturen in einem, die für einen selbst nicht unbedingt gesund sind.

    Doch es gibt ja auch andere Gründe, warum man so sehr in die Verantwortung für andere verfällt, dass man darüber die Selbstfürsorge verlernt oder gar nicht erst lernt.

    Was auch immer es bei dir ist, ich halte es bei dir für eine sehr gute Entwicklung, wenn du an den Punkt gekommen bist, dich selbst wichtig und ernst zu nehmen.

    Du schreibst eingangs, dass dein Trinkverhalten von Anfang an problematisch war. Weißt du inzwischen sogar schon, warum du gleich zu Anfang schon so zugelangt hast?

    Wenn ja, so ist das definitiv ein Thema, an dem du noch arbeiten solltest, denn es deutet auf Grundstrukturen bei dir hin, die schädlich für dich sind und die deine Abstinenz gefährden können.

    Ich wünsche dir hier einen guten und dich bereichernden Austausch. Ich selbst bin hochbeeindruckt von der Vielfalt, Wertschätzung und Echtheit hier und, weil ich mich in diesem neuen Forum so wohl fühle, bringe ich mich auch gerne ein. Ich habe für mich selbst den Eindruck, dass das mich selbst und auch andere weiterbringt.

    Wenn du möchtest, kannst du dich hier für den offenen Bereich bewerben. Oben im Dashboard müsste etwas dazu stehen. Freigeschaltet werden musst du von einem der Moderatoren.

    Herzliche Grüße

    AufderSuche

    Ich habe mir bewusst gemacht, was meine Lebensziele sind und festgestellt, dass manche kurzfristigen Erfolge, denen ich nachgejagt bin gar nicht dazu passen.

    In der Therapie habe ich Tai Chi für mich entdeckt. Waldbaden habe ich schon gemacht, bevor der Begriff publik war. Beides hilft mir, den Pegelstand im Stress-Fass niedrig zu halten. Außerdem durfte ich einen reizenden kleinen Kerl kennenlernen. Mein inneres Kind. Die Unterhaltungen tun uns beiden gut.

    Ich bin der Mensch, mit dem alles steht oder fällt, was ich noch so vorhabe. Und so zu so einer wichtigen Person möchte ich künftig ganz besonders lieb sein.

    Find ich gut!

    Im Alltag übe ich jetzt in verschiedenen Situationen wahrzunehmen, was in mir vorgeht, was dahinter stecken könnte und was mir dieses Gefühl eigentlich sagen möchte. Ich hoffe, das wird mal zum Automatismus.

    So mache ich das auch. Nicht immer, aber immer wieder. Die beständige Übung hat bei mir dafür gesorgt, dass ich inzwischen recht schnell erfasse, was in mir vorgeht.

    Schwierigkeiten habe ich dann, wenn mindestens zwei starke Emotionen in mir vorhanden sind, deren Handlungsimpulse nicht zugleich ausgelebt werden können. Also zum Beispiel Wut und Scham. Ich bin wütend auf jemand und gleichzeitig schäme ich mich, dass ich etwas nicht besser hingekriegt habe oder hinkriege.

    Wenn so etwas passiert, gerate ich innerlich mitunter unter ziemlichen Druck. Denn, wenn man wütend ist, möchte man sich groß machen, sein Wut rauslassen, den Gegner klein machen. Wenn man sich aber schämt, dann möchte man sich ganz klein machen und hat vielleicht noch so ein „Bitte hab mich trotzdem lieb.“ in sich. Beides zugleich geht nicht, man kann nicht groß und zugleich klein sein.

    Eine gefährliche Situation für mich, wenn ich es nicht schaffe, herauszufinden, was das primäre Gefühl ist, und diesem zuerst nachgehe. Für mich war der innere Druck bislang unerträglich.

    Ich versuche Gedanken zu äußern, die ich früher als unwichtig für mich behalten hätte.

    Das ist wichtig, sich auch auszudrücken, denn in dir steckt mehr als nur der eine innere Anführer, der dich womöglich immer nur kritisiert. Stichwort „Inneres Team“.

    Auch das hört sich wirklich gut an bei dir, dass du das ernst nimmst.

    Warum auch immer du zuvor nicht Achtsamkeit und Selbstfürsorge gelernt hast - nach meiner Beobachtung, ich bin auch fast 50, ist das erst in den letzten Jahren richtig in „Mode“ gekommen - , ist es nicht etwas Besonderes, dass du‘s JETZT kennenlernen konntest?

    Ich hatte vor sechs Jahren mal davon gehört, hab gegoogelt, was das ist. Irgendwie war mir bewusst, dass ich das lernen sollte, aber begriffen, wie das geht, habe ich nicht.

    Ich musste erst wegen Depressionen in die Klinik gehen, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie man das macht.

    Inzwischen übe ich mich täglich darin, nicht immer achte ich genug auf mich und sorge ich rechtzeitig für mich, von Kindheit an verinnerlichte, eher schädliche Strukturen lassen sich so schwer ablegen... 😉

    Mich würde interessieren, wie du dich so in Achtsamkeit und Selbstfürsorge übst. Magst du ein bisschen was darüber erzählen?

    Hallo Eismann,

    deine Vorbereitungen klingen wirklich gut für mich und vielversprechend.

    Sehr gut finde ich, dass deine Partnerin und du euer zuhause, insbesondere diese bestimmten Räume umgestaltet habt und alles, was an Alkohol erinnert, entsorgt habt! 👍

    Alles, was du über dich erzählst, klingt für mich, dass du die Sache wirklich ernst nimmst und Nägel mit Köpfen gemacht hast.

    Dass du dir Gedanken über die Rückfallstatistiken machst, halte ich für sinnvoll, denn Vorsicht ist besser als Nachsicht. In der Therapie habt ihr wahrscheinlich schon darüber gesprochen, dass Rückfälle einen gewissen Vorlauf haben. Entscheidend wird also sein, wie achtsam du mit dir umgehst.

    Wahrzunehmen, wie es mir gerade geht und was mir möglicherweise kurz-, mittel- oder auch langfristig nicht gut tut, halte ich für enorm wichtig.

    Alkohol war für mich eine „Medizin“ und ein Betäubungsmittel, das mich letztlich, solange ich mich darauf eingelassen habe, gehindert hat, mich wirklich um mich und meine Bedürfnisse zu kümmern.

    Ich gehe für mich davon aus, dass mein Suchtgedächtnis mir diese „Medizin“ immer dann aufdrängen wird, wenn ich nicht rechtzeitig für mich gesorgt habe und der Druck schließlich zu groß wird.

    Mir hilft das Lesen und Antworten in diesem Forum sehr, die Abstinenz nicht als Selbstläufer zu sehen. Je mehr über diese Sucht erfahre, desto größer wird mein Respekt davor. Das Antworten und auch das Schreiben in meinem eigenen Faden hilft mir gelegentlich, mir meiner selbst bewusster zu werden.

    Herzliche Grüße

    AufderSuche

    Hallo Eismann,

    auch von mir ein Willkommen in unserer Online-Selbsthilfegruppe.

    Ich finde, das, was zählt, ist der Blick nach vorne.

    Damit meine ich nicht, dass wir vergessen oder verdrängen sollten, was hinter uns liegt (Aufarbeitung ist sehr wichtig!), sondern dass wir uns davon nicht kaputt machen lassen. Dass wir uns eine neue Chance geben, es besser hinzukriegen, etwas für uns zu tun.

    Du hast dich deiner Erkrankung gestellt und eine meines Erachtens nach wesentliche Entdeckung gemacht. Für dich - Wie auch für mich - ist kontrolliertes Trinken keine Option mehr, weil wir in uns das starke Gefühl haben, das uns das früher oder später „vor die Wand“ fährt.

    Hast du Fragen an uns?

    Wie hast du dich auf das Nachhause-Kommen vorbereitet?

    Gibt es etwas, was dir Sorgen bereitet?

    Viele Grüße

    AufderSuche

    Hallo Seeblick,

    auch mir gefällt dein Nickname!

    Herzlich Willkommen hier!

    Deine Selbstvorstellung spricht mich an, weil ich eigene Gedanken darin wiedererkenne.

    Ein Jahr Abstinenz hört sich schon mal gut an, damit hast du die verschiedenen Trigger-Situationen, die im Laufe eines Jahres auftreten können, schon mal erfolgreich durchlaufen.

    Ich wünsche dir hier einen guten Austausch.

    Viele Grüße

    AufderSuche

    Hallo Mery,

    das hört sich gut an bei dir!

    Und es macht hoffentlich nicht nur dir, sondern auch anderen Mut.

    Bin gespannt, ob dich die Bücher auch so ansprechen wie mich.

    Wir lesen uns!?

    Wenn du den Entzug hinter dir hast und weiterhin Interesse am Austausch, kannst du beantragen, dich für den offenen Bereich freischalten zu lassen. Hast du die Informationen diesbezüglich schon gelesen?

    Herzliche Grüße

    AufderSuche

    Hallo Meri, 

    nun hab ich etwas Zeit, dir zu antworten. 


    Ich habe sehr, sehr viel darüber gelesen, hier und da, deshalb kann ich dir kein bestimmtes Buch empfehlen oder eine einzelne Website.  

    Ich schreibe dir aber trotzdem gleich ein paar Empfehlungen auf, zuvor aber meine laienhafte Zusammenfassung. Ich bitte zu beachten, dass ich keine Ärztin und keine Therapeutin bin. 


    Da du auch an Depressionen leidest: Hast du dich schon mal mit den sogenannten „Botenstoffen des Glücks“ beschäftigt?  


    Im Gehirn sorgt ein überaus komplizierter Cocktail aus Neurotransmittern, dass wir uns wohl fühlen, Antrieb haben usw. 

    Interessant sind u.a. Serotonin, Dopamin, Noradrenalin und das sogenannte Schlafhormon Melatonin. Es gibt weit mehr, auf die du in den unten angegebenen Artikeln noch stoßen wirst. 


    Hier werden die m.E. ganz gut erläutert: 

    https://www.eurapon.de/blog/4-botenstoffe-des-gluecks/


    Menschen mit Depressionen z.B. haben häufig zu wenig Serotonin. Ich z.B., deshalb nehme ich als Medikament einen sogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. 


    Der Cocktail an Botenstoffen ist hoch kompliziert, wenn’s einfach wäre, könnte man einfach eine Pille verschreiben und gut ist. Ist es leider nicht. Wer wegen Depressionen ein Medikament verschrieben bekommt, muss u.U. mehrere Medikamente ausprobieren, bis ein geeignetes gefunden wird. Manchmal hilft auch erst eine Kombination aus mehreren Medikamenten. 


    Alkohol kann die Ausschüttung dieser Neurotransmitter/ Botenstoffe ankurbeln. 

    Dann kommt es zu einer Überflutung des Gehirns mit diesen Botenstoffen und das lässt uns für den Moment glücklich fühlen. 


    Nun reagiert das Gehirn auf diese Überflutung damit, dass es mehr Rezeptoren, an denen die jeweiligen Botenstoffe andocken, bildet. Das Gehirn ist für diese Überflutung einfach nicht gemacht.  


    Die Folge ist, dass man, um das gleiche „Glück“ zu fühlen, mehr Alkohol konsumieren muss. Das wiederum führt dazu, dass mehr Rezeptoren gebildet werden.  

    So erklärt sich, warum Alkoholiker zunehmend die Dosis steigern. 


    Das Problem ist - abgesehen davon dass Alkohol ein Nervengift ist, das nicht nur im Gehirn sehr großen Schaden anrichtet -, dass der Körper selbst allmählich weniger dieser Botenstoffe produziert. Außerdem senkt sich offenbar der Spiegel dieser sogenannten Glückshormone stärker wieder ab als das normalerweise geschieht. 


    So führt das, was einen zunächst glücklich fühlen lässt, auf Dauer dazu, sich nicht mehr glücklich zu fühlen, den Antrieb zu verlieren und so weiter. 


    Auf Dauer ändert sich nicht nur die Hirnbiologie, der Alkohol richtet auch an anderen Stellen im Körper immensen Schaden an. Bis zu einem gewissen Grad kann der Körper sich erholen, wenn man abstinent wird. Ab einem bestimmten Grad nicht mehr, dann kann man nur noch dafür sorgen, dass es nicht noch schlimmer wird. 


    Ich selbst habe mit dem Trinken aufgehört, als mir klar wurde, dass ich die Kontrolle verliere, als mir klar wurde, dass ich auf dem besten Weg war, wie mein Vater zu werden. Das wollte ich auf keinen Fall. Die vielen, vielen Erfahrungsberichte anderer, Alkoholiker, Angehöriger und erwachsener Kinder von Alkoholikern haben bei mir dafür gesorgt, dass ich mir klar wurde über mich selbst. Ich erkannte mich teilweise wieder. Und ich wurde mir klar darüber, wohin ich nicht (!!!) will und wohin ich will. 


    Zufriedene Abstinenz konnte ich mir im vergangenen Oktober noch nicht vorstellen, aber mich lockte, was andere darüber erzählten.  

    Seit einigen Monaten kann ich von mir behaupten, zufrieden abstinent zu sein. Ich vermisse den Alkohol überhaupt nicht.  

    Früher habe ich geglaubt, ich bräuchte Alkohol, um besser denken zu können, weil das Chaos in meinem Kopf irgendwie zur Ruhe kam. Ich trank Alkohol, um für einen Moment zu vergessen, dass ich Depressionen habe und mich glücklich, leicht und zufrieden fühlen zu können. 

    Heute aber geht’s mir stimmungsmäßig deutlich besser und ich kann viel besser denken. Da ist irgendwie gar kein Chaos mehr. Nur manchmal, wenn ich mächtig getriggert werde, aber dann hat sich als Heilmittel herausgestellt, zwei ganz bestimmte Freunde zu kontaktieren oder aufzusuchen (sie wohnen eine halbe Stunde entfernt und einer von denen hat meistens für mich Zeit. Ich bin umgekehrt für sie da, wenn sie mich brauchen.)  

    Auch körperlich geht es mir deutlich besser. Ich hab nämlich auch noch MS.  


    Ich schreibe dir davon, um dir Mut zu machen. 

    Hartmut hat ganz Recht, wenn er bewundert, wie du die Sache anpackst. Vielleicht kannst du mit dem, was ich dir geschrieben habe, tatsächlich etwas anfangen. 


    Nun zur Lektüre: 


    Simon Borowiak, „Alk: Ein fast medizinisches Sachbuch“ 

    Teilweise humorvoll geschrieben und mit vielen interessanten Informationen. 


    Daniel Schreiber, „Nüchtern“ 

    Interessanter und meines Erachtens gut geschriebener Erfahrungsbericht. Ich habe mich teilweise darin wieder gefunden.  


    Internetseiten: 


    Edit

    Herzliche Grüße  

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