Eismann, 46, Alkoholiker

  • Hallo ich bin der Eismann. Alkohol begleitet mich seit gut 30 Jahren durch das Leben. Mein Trinkverhalten war von Anfang an problematisch. Seit mindestens 13 Jahren würde ich mich als abhängig bezeichnen. Zunächst eher so exessiver Partytrinker entdeckte ich irgendwann Alk als eine bequeme und schnelle Möglichkeit, Probleme auszublenden. Und weil das so gut funktionierte hab ich mir über andere Strategien nie Gedanken gemacht. Als mein Konsum meiner Partnerin unheimlich wurde und sie anfing unbequeme Fragen zu stellen bin ich halt in den Untergrund gegangen und hab heimlich weiter getrunken. Für gelegentliche Funktionseinschränkungen hatte ich so meine Ausreden. Mein System lief- wenigstens für mich. Allerdings habe ich mich nicht mehr wohl gefühlt. Den Ausweg habe trotzdem lange nicht gefunden. Relativieren, Trinkpausen, Versuch des kontrollierten Trinkens... Ich stand mir da selbst im Weg, trank immer mehr und öfter, meine Beziehung stand vor dem Aus, Hobbys habe ich vernachlässigt und meine Persönlichkeit war dabei, sich aufzulösen. Dann ist mein Vorratslager aufgeflogen. Es folgte ein Teileingeständnis meiner Partnerin gegenüber. Ja, da ist ein Problem und man müsste mal... Zwei Tage später habe ich mich komplett abgeschossen und landete mit 2,8 Prom. im Krankenhaus. In der qualifizierten Entgiftung habe ich mich ziemlich schnell zur LZT entschlossen. Diese geht nächste Woche zu Ende. Für meine Abstinenz möchte ich unbedingt am Thema Sucht dranbleiben und dazu gehört für mich u.a. der Austausch in realen und virtuellen Selbsthilfegruppen. So weit für den Anfang.

    Eismann

  • Hallo Eismann,

    willkommen in unserer online SHG Gruppe,

    ich finde es gut, dass du nach deiner Therapie gleich etwas suchst, wo dich weiter austauschen kannst. Gerade nach dem Schutz der "Käseglocke" (Therapie Aufenthalt.) ist es wichtig weiter dran zu bleiben. Das Alltagsleben kommt und das theoretisch Erlernte muss ins praktische Leben umgesetzt werden.

    Wie lange bist du nun schon ohne Alkohol?

    Hier tauschen sich bekennende trockene Alkoholiker aus, die eine lebenslange Abstinenz anstreben. Ist es bei dir auch so?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    ich weiß, das die erste Zeit in "freier Wildbahn" die gefährlichste ist. Zwischen Entgiftung und LZT konnte ich zwar schon mal vier Wochen üben aber ja, jetzt geht das echte Leben wieder los. Keine morgendliche Gruppe, kein täglicher Therapieplan und als sicherer Raum nur meine Wohnung. Deshalb bin ich froh über die Möglichkeit, hier in den Austausch treten zu können.

    Mein letzter Trinktag war der 16.02. Das soll auch so bleiben. Mit meinem bisherigen Trinkverhalten würde ich eher früher als später vor die Wand fahren und ein anderes ist mir durch meine Abhängigkeit nicht möglich, hab's probiert. Deshalb ist lebenslange Abstinenz auch mein Ziel.

    Einmal editiert, zuletzt von Eismann (22. Juni 2021 um 15:50)

  • Hallo Eismann,

    auch von mir ein Willkommen in unserer Online-Selbsthilfegruppe.

    Ich finde, das, was zählt, ist der Blick nach vorne.

    Damit meine ich nicht, dass wir vergessen oder verdrängen sollten, was hinter uns liegt (Aufarbeitung ist sehr wichtig!), sondern dass wir uns davon nicht kaputt machen lassen. Dass wir uns eine neue Chance geben, es besser hinzukriegen, etwas für uns zu tun.

    Du hast dich deiner Erkrankung gestellt und eine meines Erachtens nach wesentliche Entdeckung gemacht. Für dich - Wie auch für mich - ist kontrolliertes Trinken keine Option mehr, weil wir in uns das starke Gefühl haben, das uns das früher oder später „vor die Wand“ fährt.

    Hast du Fragen an uns?

    Wie hast du dich auf das Nachhause-Kommen vorbereitet?

    Gibt es etwas, was dir Sorgen bereitet?

    Viele Grüße

    AufderSuche

  • Hallo AufderSuche,

    mein Zuhause haben meine Partnerin und ich schon nach der Entgiftung verändert. Alk ist komplett raus, mein Vorrats- und Trinkraum ist umgestaltet und meine über Jahre zusammengetragene Sammlung von Bier-Reklameschildern ist von der Wand und verschenkt.

    Freunde, gute Bekannte und die Familie wissen Bescheid. Mein Notfall-Koffer ist gepackt und mit meiner Partnerin besprochen. Eine ambulante Nachsorge habe ich beantragt. Erster Termin bei einer SHG ist direkt am Tag nach meiner Entlassung- muss nur noch die Chemie stimmen. Ein Erstgespräch beim Psychologen steht Ende September an. In die Arbeit steige ich mit Hamburger Modell ein und wechsel auch den Arbeitsbereich da ich bisher eher Einzelkämpfer war. Unser Betriebspsychologe will mich jetzt auch regelmäßig sehen.

    Hier in der Therapie haben wir verschiedene Szenarien intensiv durchgesprochen und ich hoffe, dass ich das praktisch alles umsetzen kann wenn es drauf ankommt.

    Was macht mir Sorgen? Zunächst mal die Rückfallstatistiken. Vor mir waren schon viele voller Optimismus und gut vorbereitet am Start. Ich habe auch Bedenken, dass ich nach einer gewissen Zeit der Abstinenz diese als Selbstläufer ansehe und sorglos im Umgang mit meiner Krankheit werde. Zu guter Letzt habe ich ja lange heimlich getrunken. In der Vergangenheit habe ich eigene Fehler auch gerne vertuscht. Da ist die Sorge nicht weit hergeholt, bei einem Rückfall auch wieder in diese Heimlichtuerei zu verfallen.

    Da hab ich schon noch ein paar dicke Bretter zu bohren. Allerdings kenne ich einige schon langjährig abstinente Alkoholiker. Diese Beispiele machen mir unglaublich Mut.

  • Hallo Eismann,

    deine Vorbereitungen klingen wirklich gut für mich und vielversprechend.

    Sehr gut finde ich, dass deine Partnerin und du euer zuhause, insbesondere diese bestimmten Räume umgestaltet habt und alles, was an Alkohol erinnert, entsorgt habt! 👍

    Alles, was du über dich erzählst, klingt für mich, dass du die Sache wirklich ernst nimmst und Nägel mit Köpfen gemacht hast.

    Dass du dir Gedanken über die Rückfallstatistiken machst, halte ich für sinnvoll, denn Vorsicht ist besser als Nachsicht. In der Therapie habt ihr wahrscheinlich schon darüber gesprochen, dass Rückfälle einen gewissen Vorlauf haben. Entscheidend wird also sein, wie achtsam du mit dir umgehst.

    Wahrzunehmen, wie es mir gerade geht und was mir möglicherweise kurz-, mittel- oder auch langfristig nicht gut tut, halte ich für enorm wichtig.

    Alkohol war für mich eine „Medizin“ und ein Betäubungsmittel, das mich letztlich, solange ich mich darauf eingelassen habe, gehindert hat, mich wirklich um mich und meine Bedürfnisse zu kümmern.

    Ich gehe für mich davon aus, dass mein Suchtgedächtnis mir diese „Medizin“ immer dann aufdrängen wird, wenn ich nicht rechtzeitig für mich gesorgt habe und der Druck schließlich zu groß wird.

    Mir hilft das Lesen und Antworten in diesem Forum sehr, die Abstinenz nicht als Selbstläufer zu sehen. Je mehr über diese Sucht erfahre, desto größer wird mein Respekt davor. Das Antworten und auch das Schreiben in meinem eigenen Faden hilft mir gelegentlich, mir meiner selbst bewusster zu werden.

    Herzliche Grüße

    AufderSuche

  • Ja, Achtsamkeit und Selbstfürsorge. Darüber lerne ich gerade viel. Eigentlich traurig, dass ich dafür fast 50 Jahre alt werden musste. Es sind kleine Veränderungen, die ich nicht mehr missen möchte. Zum Beispiel bei der Frage "Wie geht's dir?" erstmal kurz in mich reinzuhören bevor ich antworte.

  • Auch das hört sich wirklich gut an bei dir, dass du das ernst nimmst.

    Warum auch immer du zuvor nicht Achtsamkeit und Selbstfürsorge gelernt hast - nach meiner Beobachtung, ich bin auch fast 50, ist das erst in den letzten Jahren richtig in „Mode“ gekommen - , ist es nicht etwas Besonderes, dass du‘s JETZT kennenlernen konntest?

    Ich hatte vor sechs Jahren mal davon gehört, hab gegoogelt, was das ist. Irgendwie war mir bewusst, dass ich das lernen sollte, aber begriffen, wie das geht, habe ich nicht.

    Ich musste erst wegen Depressionen in die Klinik gehen, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie man das macht.

    Inzwischen übe ich mich täglich darin, nicht immer achte ich genug auf mich und sorge ich rechtzeitig für mich, von Kindheit an verinnerlichte, eher schädliche Strukturen lassen sich so schwer ablegen... 😉

    Mich würde interessieren, wie du dich so in Achtsamkeit und Selbstfürsorge übst. Magst du ein bisschen was darüber erzählen?

  • Noch so ein Weg, wo ich am Anfang stehe. Ich habe mich immer daran orientiert, was andere von mir erwarten (könnten) und nicht darauf geachtet, wie es mir geht. Eismann macht das. Eismann ist immer gut drauf. Eismann sagt nicht nein. Logisch, Eismann wollte ja auch gemocht werden. Das habe ich so perfektioniert, das es mir oft schwer fällt, mir über meine Bedürfnisse/ Gefühle im klaren zu sein und diese dann auch nach außen zu vertreten.

    Im Alltag übe ich jetzt in verschiedenen Situationen wahrzunehmen, was in mir vorgeht, was dahinter stecken könnte und was mir dieses Gefühl eigentlich sagen möchte. Ich hoffe, das wird mal zum Automatismus. Ich versuche Gedanken zu äußern, die ich früher als unwichtig für mich behalten hätte. Ich habe mir bewusst gemacht, was meine Lebensziele sind und festgestellt, dass manche kurzfristigen Erfolge, denen ich nachgejagt bin gar nicht dazu passen.

    In der Therapie habe ich Tai Chi für mich entdeckt. Waldbaden habe ich schon gemacht, bevor der Begriff publik war. Beides hilft mir, den Pegelstand im Stress-Fass niedrig zu halten. Außerdem durfte ich einen reizenden kleinen Kerl kennenlernen. Mein inneres Kind. Die Unterhaltungen tun uns beiden gut.

    Ich bin der Mensch, mit dem alles steht oder fällt, was ich noch so vorhabe. Und so zu so einer wichtigen Person möchte ich künftig ganz besonders lieb sein.

  • Im Alltag übe ich jetzt in verschiedenen Situationen wahrzunehmen, was in mir vorgeht, was dahinter stecken könnte und was mir dieses Gefühl eigentlich sagen möchte. Ich hoffe, das wird mal zum Automatismus.

    So mache ich das auch. Nicht immer, aber immer wieder. Die beständige Übung hat bei mir dafür gesorgt, dass ich inzwischen recht schnell erfasse, was in mir vorgeht.

    Schwierigkeiten habe ich dann, wenn mindestens zwei starke Emotionen in mir vorhanden sind, deren Handlungsimpulse nicht zugleich ausgelebt werden können. Also zum Beispiel Wut und Scham. Ich bin wütend auf jemand und gleichzeitig schäme ich mich, dass ich etwas nicht besser hingekriegt habe oder hinkriege.

    Wenn so etwas passiert, gerate ich innerlich mitunter unter ziemlichen Druck. Denn, wenn man wütend ist, möchte man sich groß machen, sein Wut rauslassen, den Gegner klein machen. Wenn man sich aber schämt, dann möchte man sich ganz klein machen und hat vielleicht noch so ein „Bitte hab mich trotzdem lieb.“ in sich. Beides zugleich geht nicht, man kann nicht groß und zugleich klein sein.

    Eine gefährliche Situation für mich, wenn ich es nicht schaffe, herauszufinden, was das primäre Gefühl ist, und diesem zuerst nachgehe. Für mich war der innere Druck bislang unerträglich.

    Ich versuche Gedanken zu äußern, die ich früher als unwichtig für mich behalten hätte.

    Das ist wichtig, sich auch auszudrücken, denn in dir steckt mehr als nur der eine innere Anführer, der dich womöglich immer nur kritisiert. Stichwort „Inneres Team“.

  • Ich habe mir bewusst gemacht, was meine Lebensziele sind und festgestellt, dass manche kurzfristigen Erfolge, denen ich nachgejagt bin gar nicht dazu passen.

    In der Therapie habe ich Tai Chi für mich entdeckt. Waldbaden habe ich schon gemacht, bevor der Begriff publik war. Beides hilft mir, den Pegelstand im Stress-Fass niedrig zu halten. Außerdem durfte ich einen reizenden kleinen Kerl kennenlernen. Mein inneres Kind. Die Unterhaltungen tun uns beiden gut.

    Ich bin der Mensch, mit dem alles steht oder fällt, was ich noch so vorhabe. Und so zu so einer wichtigen Person möchte ich künftig ganz besonders lieb sein.

    Find ich gut!

  • Ich habe mich immer daran orientiert, was andere von mir erwarten (könnten) und nicht darauf geachtet, wie es mir geht. Eismann macht das. Eismann ist immer gut drauf. Eismann sagt nicht nein. Logisch, Eismann wollte ja auch gemocht werden. Das habe ich so perfektioniert, das es mir oft schwer fällt, mir über meine Bedürfnisse/ Gefühle im klaren zu sein und diese dann auch nach außen zu vertreten.

    Guten Morgen Eismann,

    ich hab über das, was du hier geschrieben hast, noch etwas nachgedacht, weil du hier etwas beschreibst, was auch bei mir immer so gewesen ist.

    Ich weiß nicht, warum es bei dir dazu gekommen ist, ob auch du so wie ich eine Kindheit und Jugend in einer dysfunktionalen Familie (z.B. Alkoholikerfamilie) durchlebt hast.

    Eine solche Erfahrung ist ja ungemein prägend und legt Strukturen in einem, die für einen selbst nicht unbedingt gesund sind.

    Doch es gibt ja auch andere Gründe, warum man so sehr in die Verantwortung für andere verfällt, dass man darüber die Selbstfürsorge verlernt oder gar nicht erst lernt.

    Was auch immer es bei dir ist, ich halte es bei dir für eine sehr gute Entwicklung, wenn du an den Punkt gekommen bist, dich selbst wichtig und ernst zu nehmen.

    Du schreibst eingangs, dass dein Trinkverhalten von Anfang an problematisch war. Weißt du inzwischen sogar schon, warum du gleich zu Anfang schon so zugelangt hast?

    Wenn ja, so ist das definitiv ein Thema, an dem du noch arbeiten solltest, denn es deutet auf Grundstrukturen bei dir hin, die schädlich für dich sind und die deine Abstinenz gefährden können.

    Ich wünsche dir hier einen guten und dich bereichernden Austausch. Ich selbst bin hochbeeindruckt von der Vielfalt, Wertschätzung und Echtheit hier und, weil ich mich in diesem neuen Forum so wohl fühle, bringe ich mich auch gerne ein. Ich habe für mich selbst den Eindruck, dass das mich selbst und auch andere weiterbringt.

    Wenn du möchtest, kannst du dich hier für den offenen Bereich bewerben. Oben im Dashboard müsste etwas dazu stehen. Freigeschaltet werden musst du von einem der Moderatoren.

    Herzliche Grüße

    AufderSuche

  • Hallo AufderSuche,

    danke für den Hinweis mit dem frühen Trinkverhalten. Das hatte ich noch nicht auf dem Schirm und werde versuchen, es zu beleuchten.

    Die Freischaltung beantrage ich :thumbup:

    Viele Grüße

    Eismann

  • Hallo Eismann,

    es ist gut, auch nach der Therapie den Austausch zu suchen. Der Alltag muss nun ohne Alkohol bewältigt werden und das Erlernte muss man auch anwenden. Was mache ich, wenn dich der Alkohol „anspringt“? Welche Strategien habe ich mir zurechtgelegt, um mit Problemen und Gefühlen umzugehen?

    In der Therapie lernt man ja so einiges und nicht alles passt für einen selbst. Einige können spazieren gehen, meditieren oder Tagebuch schreiben und andere powern sich beim Sport aus. Toll, dass du schon so viel ausprobiert hast und für dich schon was passendes finden konntest. Das darfst du im Alltag nur nicht vergessen. In der Therapie hat man viel Zeit dafür, „zurück“ muss man sich manchmal daran erinnern. So ging (und geht) es mir jedenfalls.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Seeblick,

    vielen Dank. Du hast Recht. Hier in der Therapie (übrigens mit Seeblick) werden einem die Freiräume eingeräumt, sich auszuprobieren bzw. etwas nur für sich zu tun. In Kürze werden wieder andere Themen in den Vordergrund treten und am Zeitkontigent knabbern. Bei allen berechtigten Anforderungen die das Leben an mich stellt wird es wichtig, mir weiterhin dies "ICH- Zeit" zu organisieren. Sicher nicht immer einfach und ich muss aushalten, Erwartungen auch mal nicht zu erfüllen. Auf der anderen Seite hat mein Tag ohne Alkohol plötzlich wieder 24 Stunden :)

    Viele Grüße

    Eismann

  • Was ich dir noch sagen wollte,

    es ist eigentlich nicht meine Art per Brief Schluss zu machen aber für mich ist es einfach besser, wenn wir beide Abstand halten.

    Wir haben uns früh kennengelernt und wir hatten ne Menge Spaß miteinander. Die schönen Nachmittage am Strand, legendäre Tanzeinlagen oder die Hand, die unterm Tisch zum Mädchen nebenan gewandert ist- du warst immer dabei.

    Später in der Ausbildung. Was haben wir gelacht. Und wenn ich früh leicht verstrahlt zum Unterricht gegangen bin und wildfremde Menschen mich freundlich mit 'Hi Eismann' gegrüßt haben, ja da musste ich grinsen und wußte, wir zwei haben wieder zugeschlagen und uns gut amüsiert.

    Party Hard war irgendwann vorbei und der Ernst des Lebens begann. Auch da konnte ich mich auf dich verlassen. Du warst da, wenn ich dich brauchte und so hätte es bleiben können.

    Leider hat sich unser Verhältnis irgendwann verändert. Die Leichtigkeit war weg. Gelegentliche Dates waren dir plötzlich nicht mehr genug. Mir übrigens auch nicht. Vor allen anderen habe ich unsere Beziehung geheim gehalten. Brauchte ja keiner wissen, dass ich was mit dir hab. Ich habe für uns einen kleinen Freiraum geschaffenen, wo ich dich immer wieder heimlich besuchen konnte. Da warst du mir schon manchmal unheimlich.

    Aber was soll's. Lief ja alles. Familie, Job, Hobbys- alles kein Problem dachte ich. Man war ich verpeilt- oder besser fremdbestimmt. Meine Freizeit habe ich um dich herum organisiert. Wenn ich morgens lieber nicht mit dem Auto auf Arbeit fahren wollte ließ ich mich schon mal krankschreiben. Sogar meine Ehe stand auf der Kippe weil ich zwei Beziehungen nicht mehr unter einen Hut bekommen habe. Meine Persönlichkeit begann zu verschwimmen und ich habe mich vor mir selbst geekelt wenn ich mal wieder heimlich zu dir geschlichen bin oder wenn ich morgens in den Spiegel sah und mir außer 'Ach du Sch...ße!' nicht mehr viel einfiel.

    Du merkst selbst- klingt alles nicht mehr nach einer Beziehung auf Augenhöhe. Du kannst dir nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, als unser Verhältnis aufgeflogen ist. Keine Lügen, kein Versteckspiel mehr. Wieder frei atmen.

    Seit wir Abstand haben geht es mir besser. Mein Tag hat wieder 24 Stunden. Ich wache morgens auf, bin fit und weiß, wie ich abends ins Bett gekommen bin. Ich kann mich wieder um mich kümmern, um mein Leben und um die, die ich wirklich liebe. Auf einmal gibt es wieder so viele Sachen auf die ich mich freue und in meinen Plänen spielst du keine Rolle mehr.

    Ich bin dir nicht böse. Klingt vielleicht blöd aber ich hab es ja so gewollt. Ich werde auch keine Kämpfe mit dir führen. Bist eh stärker. Ich hätte keine Chance. Nein, unsere Wege trennen sich einfach hier. Das mit uns hat keine Zukunft. Ich weiß, das du dir damit schwer tun wirst und du kannst hartnäckig sein. Ich werde deshalb aus sicherer Entfernung ein wachsames Auge auf dich haben. Such dir jemanden, der mit dir klarkommt.

    It' s all ober now, baby blue...

  • Hallo,

    gestern habe ich gelesen und weil mein Mitbewohner vergessen hatte auszuschalten lief nebenbei TV. Bedeutende Erfindungen. Irgendwann ging es um Bier. Nach kurzer Zeit, in der gefühlt in jedem zweiten Satz der Begriff 'Bier' fiel war ich derart genervt, das ich ausgeschalten habe. War dann wieder gut.

    Abgesehen davon, wie meine Wahrnehmung auf Alkohol anspringt- von den Beiträgen davor habe ich eigentlich nichts mitbekommen- fand ich meine aufkommende Aggression bemerkenswert. Sollte mir doch eigentlich egal sein, ob bei den alten Sumerern mal Getreidebrei vergoren wurde. Ich empfand das aber als Angriff auf meine Abstinenz.

    So ging es mir bisher weder im Restaurant noch bei Alkoholwerbung. Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Was sagt es euch?

    Euch allen einen schönen Sonntag

    Eismann

  • Hallo Eismann, vielleicht war die Sendung irgendwie so geschichtlich aufbereitet und wenn du gern Bier getrunken hast, kann das ja irgendwie " Appetit" machen. Wenn du frisch trocken bist, kann es ja schon triggern. Ich habe früher viel Wein getrunken und hätte mir, als ich gerade aufgehört habe, auch keine Reportage über den besonders edlen Tropfen aus dem Anbaugebiet xy angeschaut. Ich habe auch seitdem ich trocken bin verschiedene Filmformate abgeschrieben: Tatort oder 20.15 Uhr Filme, in denen trockene Alkoholiker ab und zu alkoholfreies Bier etc. trinken oder sich wirklich selten! EIN Bier gönnen. Schau ich nicht mehr, weil es Schwachsinn ist und mich nervt. Auch so Filme, in denen ein trinkendes Wrack durch den Kontakt mit seinem plötzlich Waise gewordenen Neffen durch die Welt zieht und zum Schluss beide etwas voneinander lernen. Schau ich nicht. Oder "lustige" Filme, in denen die Oma oder irgendwelche Deppen aus Kleinhintersdorf in ihrem Keller Drogen kochen oder anbauen und dann irgendwie verticken. Schau ich auch nicht, kann ich nicht mehr drüber lachen. Vor kurzem habe ich eine spannende Serie mit Kate Winslet " Mare of..." gesehen, wo sie aber alle auch ständig Bier etc. getrunken haben, vielleicht denken die Drehbuchschreiber, das macht Charaktere irgendwie " menschlicher". Wenn dich solche Sendungen nerven, was ich verstehen kann, dann guck sie doch nicht.

    Lg Hana

  • Hey Hana,

    schon klar, Augen auf bei der Programmwahl. Ich schau eh kaum fern.

    Mich hat nur meine aggressive Reaktion gewundert, bin sonst eigentlich nicht so. Ist wohl ähnlich wie bei militanten Ex- Rauchern. Bin neu in Sachen Abstinenz und kannte das so nicht.

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