Hallo Eismann,
ich weiß nicht, ob man die Reaktion mit der von „militanten Ex-Rauchern“ vergleichen kann. Du gehst ja nicht „militant“ missionieren, sondern du stellst nur für dich in deinem eigenen Bereich fest, was das Thema mit DIR macht. Ich finde, dass das ein Unterschied ist.
Ich stelle für mich nach und nach immer mehr fest, dass das Thema ernster ist, als ich es früher geglaubt habe. Ich habe selbst zwar eine fürchterliche Kindheit und Jugend erlebt, weil ich in einer Alkoholikerfamilie aufgewachsen bin, in der der Alkohol eine äusserst zerstörerische Wirkung hatte, aber als Erwachsene hatte ich da eine Trennung zwischen mir und meinem Vater gezogen. Ich war nicht wie er, meine Umgebung war nicht so wie damals, also war alles ok. Ich glaubte lange, lange Zeit, dass mein Alkoholkonsum ok sei.
Unsere Gesellschaft führt ja überall vor, dass Alkohol dazu gehört. Keine Feier ohne Alkohol. Kein Film oder Serie im Fernsehen, in der nicht Alkohol konsumiert wird. Keine Fußball-Übertragung ohne Bier-Werbung. Und so weiter.
Und nun beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema, begreife, was Alkohol bei mir angerichtet hat und nicht nur bei mir, und das macht natürlich etwas in mir.
Mittlerweile fällt mir sogar auf, wie sich mein Mann und andere im Laufe eines Abends verändern, wenn sie Alkohol konsumieren, und es behagt mir nicht. Ich frage mich, ob ich mit Menschen, die gerne Alkohol trinken und deren Gespräche sich währenddessen verändern, meine Zeit verbringen möchte oder mich lieber mit Menschen umgebe, die wie ich keinen Alkohol trinken und mit denen die Gespräche gleichbleibend interessant bleiben.
Kurz und gut, ich denke, dass dein Gehirn das Thema Alkohol nicht mehr für so harmlos hält, wie es das mal getan hat, und so reagiert dein System mit Gegenwehr auf das Programm im Fernsehen. Bei mir ist das grundsätzlich nicht viel anders.
Ich werde deswegen jetzt nicht missionieren gehen, aber ich nehme für mich selbst sehr viel ernster, was ich möchte oder eben nicht möchte.
Viele Grüße
AufderSuche