Beiträge von LeaLux

    Hallo Egon,

    ich habe selbst mit depressiven Verstimmungen zu tun und empfinde phasenweise diese Sinnlosigkeit.

    Ich hab mal ein Jahr lang morgens eine Dankbarkeits Meditation gemacht, gleich nach dem Aufwachen. Hab mich einfach aufrecht hin gesetzt, Augen geschlossen und bin in das Gefühl der Dankbarkeit gegangen. Dann habe ich vor meinem inneren Auge Bilder aufsteigen lassen, von allem wofür ich dankbar bin.

    Das ging von meinem lieben Hund, bis zu der Tatsache, dass ich fließend Wasser für eine Dusche habe.

    Das war 2019 und ich hab die Meditation 365 Tage praktiziert. Ich muss sagen, dass dies eines meiner zufriedensten, ausgeglichensten Jahre überhaupt war. Obwohl es von den äußeren Faktoren her keine leichte Zeit war.

    Jetzt, da ich das hier schreibe, starte ich ab morgen wieder meine Routine!

    Ich lese sehr viel bei den Angehörigen, da ich aber aus der anderen Abteilung komme, halte ich mich hier mit Beiträgen doch sehr bedeckt. Was nicht bedeutet, dass ich mir keine Gedanken mache.


    Als Alkoholiker lese ich in diesen Zeilen das wahrscheinlich einzig richtige, was Angehörigen an Möglichkeiten bleibt.

    Ich glaube, das Schwierigtste ist für mich der Zeitpunkt des "Absprungs". Denn gerade JETZT könnte sich bei ihm eine tiefgreifende Veränderung einstellen.

    Es fühlt sich vergleichbar an mit Glücksspiel: Man hat schon so viel investiert, hängt schon soo lange drin ... jetzt endlich... just in diesem Moment...könnte der große Hauptgewinn kommen.

    Das ist - kann man nicht anders sagen - SUCHT!!!

    Ich muss es schaffen, ihm seine Verantwortung zurück zu geben, ja.

    Und mein Leben schön gestalten, ganz für mich. Wenn er trocken wird, kann ich mich ja aus der Ferne für ihn mitfreuen (falls ich das dann überhaupt mitkriege). Da mein Leben zu dem Zeitpunkt für mich vollkommen zufriedenstellend, wenn nicht sogar erfüllend, sein wird (mal so in die Zukunft projiziert), würde mich sein Leben ja nicht weiter tangieren. Wenn er glücklich trocken ist - schön. Wenn nicht, dann kann ich froh sein, dass ich da raus bin.

    Wenn ich das so schreibe merke ich, das dahinter eine große Angst steht, das Leben nicht bestehen zu können ohne ihn, bzw. ohne die beste Version von ihm, die ich in ihn hinein projiziere. So eine Art Glaubenssatz: "Ich kann nur mit DIR glücklich (lebensfähig) sein und nur dann, wenn DU trocken bist".

    Die völlige Abgabe von Verantwortung... was vielleicht für die Alkoholiker unter euch interessant sein mag. Denn ihr fragt euch doch bestimmt auch manchmal, was jemanden bewegt, den Alkohol-Zirkus so lange mitzumachen ...

    Es nützt DIR nichts, die Grundbausteine zu kennen, wenn ER trinken will.

    Hast vollkommen recht!

    Ich wollte die Grundbausteine kennen, die Zusammenhänge besser verstehen, um besser einschätzen zu können, wie realistisch eine Abstinenz bei ihm ist.

    Sein Trinkverhalten ("Zero Alkohol" ...sofern ich das aus der Ferne beurteilen kann), seinen Tagesablauf und seine Umgebung verändert er ja gerade. Aber ich glaube es scheitert an dem wichtigsten Punkt: Der EINSICHT.

    Er hält sich ja immer noch für jemanden, der kein Alkoholiker ist, sondern einfach ab und zu zu viel trinkt (so wie er vieles sehr extrem betreibt). Er meint, dass sei einfach eine Charaktereigenschaft von ihm.

    Da ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er doch irgendwann wieder ein "Bierchen" trinkt ... und wieder bei seiner alten Trinkmenge landet.

    Hallo Morgenrot,

    manche Antworten hier sind einfach sooo gut!!!

    Ich beschäftige mich in der Tat viel zu viel mit seinem Thema. Auch das hat bei mir schon fast wieder Suchtcharakter ...

    "Bei mir war es erst einmal wichtig mich von seiner Sucht zu lösen. ich kreist genau um solche Fragen, die eigentlich ihn hätten interessieren sollen."

    Danke!!!!

    Bei ihm, typisch Alkoholiker und bei dir typisch Co? Und nun? Weitere 10 Jahre? Oder was machst du mit deiner Erkenntnis CO zu sein. Dich dahinter verstecken?

    Die Erkenntnis habe ich seit ca einem Jahr. Aber noch krieg ich es nicht hin, die Konsequenzen zu ziehen.

    Weil gerade JETZT könnte der Moment sein, in dem er sich ändert.

    Er hat ja kürzlich Geld geerbt (finanziell war es die letzten Jahre immer extrem knapp bei ihm, evtl mit ein Grund für Frust und Saufdruck), kann sich jetzt für eine Weile damit frei bewegen, geht den Weg des gesunden Lebens mit Kampfsport unter der Sonne mit Palmen.. ein sehr verlockendes Bild (Fata Morgana?) für jemanden, wie mich ... da ich ja 10 Jahre auf so eine Phase gewartet habe...

    Nun stell` ihn vor die Wahl: Du oder der Alkohol. Eigentlich ganz einfach, wenn auch sehr schmerzlich. Willst Du mit ihm "untergehen"? Oder dein Leben leben - ein dazwischen (mit Alk) gibt es nicht. Vielleicht solltest du dir nochmal die div. Berichte/ Dramen der vielen Co-Abhängigen durchlesen - ... willst du das?

    Wenn ich jetzt etwas zu direkt war, bitte ich nicht, um Entschuldigung.

    Danke für deine Direktheit. Das brauche ich gerade!

    Ich weiß nur von mir, dass es nicht klappen würde, wenn jemand sagen würde "Höre JETZT mit deiner Co-Abhängigkeit auf". Ich glaub, das kriege ich erst hin, wenn sich in mir etwas dreht. Aber das kann niemand von außen erwirken.

    Im 12 Schritte Programm ist das die bedingungslose Kapitulation. Und diesen Moment kann man wohl nicht erzwingen. Seit ich in diesem Programm bin, eiere ich selbst um diesen Schritt herum und weiß, was es bedeutet...

    ALLES loslassen, andem man sich vorher krampfhaft festgehalten halt ...und erstmal FALLEN. Sucht hat ja auch ganz viel mit Kontrolle zu tun, paradoxer Weise...

    Hallo Elly,

    du hast mich dazu inspiriert, mal meine eigenen Beiträge zu lesen. Ich hätte mal schon viel länger so eine Art "Sucht-Tagebuch" führen sollen. Denn manche Sachen vergesse ich dann wie von Zauberhand ... zB dass er im September schon meinte, er würde jetzt aufhören mit Alk, alles dementsprechende aus der Wohnung verbannen und ganz viel Sport treiben. Hatte auch schon fast vergessen, dass er ein paar Flaschen hinterm Sofa gehortet hatte.

    Als ich ihn zum Flughafen gebracht hab gestern, da habe ich ich das Thema nochmal angesprochen. Seine Reaktion unter anderem:

    "Schon wieder dieses Thema...Musst du diesen letzten Moment jetzt unbedingt spoilen?"

    "Ja, ich habe die Intention etwas zu verändern und meinen Lebensstil umzustellen, ich kann und will aber nichts versprechen"

    "Irgendwie ganz schön dreist, von mir immer wieder Dinge zu verlangen, wobei du selbst nicht bereit bist, dich für die Beziehung zu verändern" (zB meine chronische Unpünktlichkeit und in seinen Augen "Nicht-Teamfähigkeit")

    "Wahrscheinlich sprichst du da schon etwas an, wo was dran ist" (Trockenheit als einzigen realistischen Ausweg)

    "Ich habe schon immer viel getrunken und habe es nie als Problem gesehen"

    Auf meine Frage, ob er beim Arzt mal seine Leberwerte überprüfen lassen hat, kam ein Nein.

    Nach einer richtigen Einsicht hört sich das irgendwie nicht an.

    Als wir vor 10 Jahren im Ausland waren, gab es ein paar relativ alkfreie Monate und dann fing er aber irgendwann wieder an.

    Auch in Thailand oder nach Thailand würde ja eine Zeit kommen, in der wir uns über Jobs Gedanken machen müssten. Bisher ist er immer wieder auf einer Baustelle gelandet, obwohl ich ihm immer wieder den roten Teppich ausgebreitet habe und er mir mir sonstwas hätte machen können (Yogastudio ... Ausbildungsleitung... Massagen ...). Ich glaub dieses Baustellen-Umfeld tut ihm einfach nicht gut.

    Irgendwie gibt es in mir aber trotz allem den Hoffnungsschimmer, dass er DIESES MAL einen anderen Weg geht. Zum Beispiel ...keine Ahnung... Kampfsportschule auf Klo Samui eröffnet oder was weiß ich...

    Emotional ... genau das ist das Problem, verzeih` meine Offenheit, doch es geht hier um Alkoholismus, nicht um eine vorübergehende kleine Krise. Co-Abhängige beschönigen, verharmlosen, hoffen usw. sind soooooo emotional. Müssen sie den wirklich erst ganz böse auf die Schnau.. fallen? Bevor sie wach werden oder selbst an Alk zerbrechen, ob wohl sie gar nicht trinken?

    Ich bin eben auch krank.

    Ich lasse mich von ihm hypnotisieren, kann man schon fast sagen. So fühlt es sich zumindest an. Wenn er nüchtern ist, dann zieht er mich regelrecht in seinen Bann mit seiner Intelligenz, seinem Witz und seinem Charme.

    Der Alkohol ist ja nicht Teil seiner Persönlichkeit. Das ist ja so verwirrend. Dass ich im Grunde zwei Menschen vor mir habe: Der eine - supertolle - nüchtern, und dann der andere unter Alkoholeinfluss.

    Obwohl ich das alles weiß und sehe, kriege ich das nicht hin, mein Muster aufzulösen. Also mich von MEINER Sucht zu befreien. Gleichzeitig erwarte ich das aber von ihm.

    In einem ganz alten Beitrag schrieb hier mal jemand "Er war regelmäßig besoffen und ich war besoffen von ihm"

    Ich bin ja parallel noch in einer 12 Schritte Gruppe für Beziehungssüchtige und da ist Step 1: Kapitulation vor der eigenen Sucht und vor allem ABSTINENZ. Also Trennung und null Kontakt - zum ausnüchtern. Da gehen manche so steil wie Substanzabhängige auf Entzug.

    Man darf die Co Abhängigkeit als Sucht nicht unterschätzen.

    Den Leuten, die hier im Vorstellungsbereich ihre Alkoholprobleme nennen, sagt ihr immer: 1. Siehst du dich als Alkoholiker " 2. Bist du bereit, eine lebenslange Abstinenz anzustreben. Und wer zu Punkt 2 nicht bereit ist, hat in dieser Gruppe erstmal nichts mehr zu suchen ... da es zwecklos ist. Nicht das ich das so will ... aber eigentlich müsstet ihr mit süchtigen Co's, die immer noch ausagieren, genauso verfahren.

    Ich stelle ja selbst fest, wie ich hier immer mal wieder schreibe, sich aber eigentlich NICHTS ändert...

    Hallo Achelias (kann man hier eigentlich direkt auf die Beiträge antworten, also direkt darunter? 🤔),

    hättest du dich nicht in deiner nassen Zeit mit solchen Ansagen wie "mindestens 1 Jahr trocken" unter Druck gesetzt gefühlt? Ich meine einen Druck, der dann nichts bewirkt bzw. das Gegenteil?

    Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass ich da bei ihm nicht eingreifen kann. Er macht es ja sowieso wie er kann/will ... ich kann nur beobachten, in mich hinein fühlen und immer wieder überprüfen ob ich das, was da grad ist, mittragen will. Und dann bleiben oder gehen.

    Irgendwelche Ultimaten oder andere Einflussnahmen haben bisher nix genützt. Und wie soll ich ein Jahr Trockenheit überprüfen?

    Hallo Peter,

    vielen Dank für deine Einschätzung. Ja, ich glaub ich brauch nochmal dieses Wachrütteln durch euch.

    Obwohl es komischer Weise in meinem Kopf immer ankommt, ich kann es nur emotional irgendwie nicht verankern. Typisch Co abhängig denke ich mal. immer mir der Hoffnung leben, mit dem potenzial, dass im anderen steckt...

    Hallo ihr Lieben,

    ich hab jetzt länger nichts mehr geschrieben, aber fast jeden Tag mitgelesen. Und viel dabei gelernt. Aber scheinbar reicht es noch nicht, um den Absprung zu finden.

    Mein (Ex? ... Schwebezustand-)Partner hat jetzt entschieden, für eine Weile nach Thailand zu gehen und hat sich für ein Marchial Arts Trainings Camp angemeldet. 2x Kampfsport täglich plus Fitnessprogramm. Und das für eine Zeit von mindestens einem Monat, evtl sogar 3 Monate oder im besten Fall ein Jahr.

    Er hatte schon einmal eine sehr sportorientierte Zeit und hat in dieser Phase nach eigener Aussage nichts getrunken. Das war 2008 für 1,5 Jahre.

    Wenn ich Trockenheit anspreche, iSv lebenslanger Abstinenz, dann weicht er aus. Er sei ja kein Alkoholiker, bei ihm wäre das anders. Er sei einfach jemand, der alles sehr extrem macht und dann kein Ende findet. Sei es Sport, extrem viel arbeiten, oder als Gegenpol dazu dann übermäßig viel rumhängen, extrem Serien gucken, extrem viel Ungesundes essen, dann extrem eine bestimmte Diät verfolgen. Oder eben viel trinken ... aber das habe dann nichts mit dem Alkohol als Stoff zutun, sondern mit seinem Hang, eben alle immer im Übermaß zu machen - egal ob gut oder schlecht, gesund oder ungesund.

    Was die Trockenheit betrifft, so will er mir nichts versprechen. Ein Scheitern sei dann noch schlimmer meinte er. Er will erstmal anfangen, seinen Lebensstil umzustellen und von da aus weitersehen.

    Ich weiß, ihr seid nun auch keine Orakel, aber wie schätzen vor allem die trockenen Alkoholiker unter euch das ein?

    Ich würde ggf mit ihm mitgehen und mein Leben hier quasi aufgeben. Das wäre schon ein krasser Step.

    Und noch eine Frage: Wenn ihr sagt "nur einfach nicht mehr trinken reicht nicht", was ist es denn dann, was fehlt? Was gehört noch zu den "must do", um die Chance auf eine erfolgreiche Abstinenz zu erhöhen?

    Ok, erstmal die Einsicht. Ggf Besuch beim Arzt. Und dann? ich lese hier oft, dass es nicht sooo viel Sinn macht Ursachenforschung zu betreiben. Zumindest reicht das wohl auch nicht aus. Aber was sind dann die Puzzleteile?

    Sein Leben, seine Umgebung wird er ja in Thailand umstellen. Wenn man nur Extremsportler um sich rum hat, Sonne und gutes Essen, dann ist das ja auch ein 180 Grad Wechsel der Umgebung (vorher Baustelle).

    Ich bin mir einfach sehr unsicher, ob ich nach 10 Jahren ups & Downs mit Alkohol da nochmal mitgehe. Wir waren bereits am Anfang unserer Beziehung 1 Jahr im warmen Ausland und haben dort als Yogalehrer und Massagetherapeuten gearbeitet (alles meine Idee und meine "Kreation"). Nach ein paar Monaten ist er aus dem Retreat Center geflogen ... ratet mal warum? Alkohol. Ein Yogalehrer mit Bierfahne kommt halt nicht so gut.

    Deshalb weiß ich echt nicht, ob ich dem Braten trauen soll.... aber vielleicht muss ich einfach ein letztes Mal auf die Fresse fliegen...

    Liebe Mery,

    falls du noch eine Selbsthilfegruppe suchst: Viele Gruppen aus dem 12 Schritte Programm von AA treffen sich seit Corona auch per Zoom. Das finde ich ganz schön, da man auch die Gesichter sehen kann (oder auch nicht, wenn man die Kamera lieber ausschaltet) und man kann live sprechen und nicht nur schreiben. Vielleicht wäre das noch ein Option als Ergänzung zu dieser Gruppe hier. Falls dir AA nicht liegt, bieten ja vielleicht andere SHGs auch online Konferenzen an.

    Liebe Grüße

    Liebe Fabienne,

    du hast genug umsonst gekämpft. Willst du noch 5, 10, oder 20 Jahre umsonst weiterkämpfen?

    Es gibt so ein psychologisches Phänomen: Wenn man sich eine Konzertkarte kauft, dann aber kränkelt (kein Corona ;)), dann würden sich die meisten Menschen trotzdem zum Konzert schleppen. Denn sie haben ja schon in die Karte investiert. Die wenigsten würden wohl zu Hause bleiben, obwohl das Geld ja eh schon ausgegeben ist.

    Viele Leute, die Aktien besitzen, trauen sich auch nicht, diese irgendwann abzustoßen ... auch wenn der Kurs fällt und fällt. Der Kurs könnte ja auch wieder steigen und man hat ja investiert.

    Das ist so ein ganz menschlicher Zug: irgendwie möchten wir das wieder raus haben, was wir reingesteckt haben - auch emotional - und vorher das Feld nicht verlassen. Denn alles andere fühlt sich wie versagen an. Zu früh aufgeben.

    Aber manchmal ist gerade "das Feld verlassen", der gewinnbringende Zug. Was man mitnimmt, sind eine Menge Erfahrungen und man hat über sich selbst gelernt, hoffentlich.

    Liebe Fabienne,

    wir haben keine Kinder. Das macht es wahrscheinlich einfacher ... trotzdem krieg Ichs nicht gebacken.

    Aus deinen Zeilen lese ich heraus, dass du ohne ihn wesentlich glücklicher und zufriedener wärst.

    Lies doch nochmal selbst:

    "Mir gehts halt einfach gar nicht gut, teilweise hatte ich Tage, da habe ich gesagt ICH HASSE MEIN LEBEN....ich hasse Wochenenden, weil alle erzählen was sie so unternommen haben, oder Besuch von Freunden hatten oder oder...Sowas gibts bei uns gar nicht..."

    Das sagt doch ALLES!

    Vermutlich wirst du eine große Erleichterung spüren, wenn du endlich in deiner eigenen Wohnung bist. Für deine Kinder ist es unterm Strich auch besser. Du kannst für sie und für dich eine liebevolle, heilsame, schöne, entspannte Umgebung kreieren. Darauf freue ich mich mit dir!

    Liebe Fabienne,

    ich habe mich noch nicht wirklich gelöst... bin zwar ausgezogen - und der Abstand Stichwort "alkoholfrei Zone" - tut echt gut.

    Aber getrennt sind wir nicht wirklich. Bin dann doch immer wieder eingeknickt und habs nicht durchgezogen.

    Als ich ihm vor fast genau einem Jahr verkündet hatte, dass ich ausziehe, war das für ihn der total Schock. Er hat selbst zugegeben, dass er dachte"Ja ja, die redet nur ... sie wird sich schon wieder einkriegen". Darauf folgte eine Phase der "weinerlichen Einsicht". Als ich weg war und er sich dann auch eine kleine eigene Wohnung gesucht hatte, machte er auf einmal jeden Tag Yoga- und Atemübungen, ging mit mir in die Paartherapie (Sein abfälliger Kommentar dazu BEVOR ich ausgezogen bin: "UND was kostet so ein unsinniger Schiedsrichter?") und trank angeblich nichts mehr. Bis ich einmal unerwartet bei ihm aufkreuzte und einige Dosen Starkbier auf seinem Wohnzimmertisch vorfand...

    In den letzten 12 Monaten schwankte er immer wieder zwischen "Ist mir doch egal was du denkst, ich mach was ich will, ich lass mich von dir nicht bevormunden" bis zu "Ich werde gesund leben, lass uns für ein paar Monate nach Teneriffa, jeden Tag Sport, regelmäßiger Tagesablauf, kein Alkohol - alles wird gut".

    Die Teneriffa-Variante hängt immer noch vor mir wie eine Karotte, der ich wie ein Häschen in Gedanken hinterherhoppel. Und ja, wir hatten nämlich auch gute Zeiten, sind viel gereist, waren so ein "Abenteurer Pärchen", haben in der Türkei an der Küste gelebt und gearbeitet u.v.m.Das möchte ich natürlich nicht verlieren, denn mit einem Partner geht ja auch immer irgendwie ein Lebensentwurf über Bord.

    Deshalb - nein - ich habe mich noch nicht gelöst. Vielleicht wird es Jahre dauern bis ich rückblickend sagen kann, dass die Trennung, die ich hoffentlich dann endgültig vollzogen habe, die richtige Entscheidung war.

    Ich denke, dass du auch noch Phasen durchlaufen wirst, in denen die Trauer um den verlorenen Lebenstraum stark hochkommt und du dich bestimmt auch noch oft fragen wirst, wie es gelaufen wäre, wenn ihr zusammen geblieben wäre. Der Schmerz und die Zweifel gehören wohl mit dazu.

    Ja das stimmt....

    Nur meine innere Stimme ist da die ständig fragt.... "Bin ich undankbar? Verlange ich zu viel? Sehe ich das alles zu eng, denn es geht ja auch schlimmer..?"

    Hallo Fabienne,

    ich schreibe hier nicht so viel gerade, lese aber täglich mit.

    Ich bin co-abhängig und auch mit einem Mann verbandelt (bin bereits ausgezogen), der "mittel viel" trinkt. Von der Menge ca. 3 halbe Liter Starkbier, 1-2 Mischgetränke aus Dosen und manchmal ein kleines Fläschchen von einem bekannten Kräuterschnaps. Das vielleicht 3-4 die Woche, obwohl ich einiges sicher nicht weiß...

    Er ist nie strunzenvoll und sein Argumente gehen und gingen immer in die Richtung "Wieso ... ich bin doch nie besoffen ... ich bewältige meinen Alltag oft besser als du ... DU hast ein Problem mit Alkohol ... Du siehst das viel zu eng ... in meiner Kultur (Nordengland) ist das ganz normal ... balablabla".

    Wir kennen uns seit 10 Jahren und ich habe mich mit seinem Alkoholkonsum immer unwohl gefühlt und dachte "Da stimmt was nicht". Gleichzeitig habe ich meine Wahrnehmung immer wieder in Frage gestellt und mich von seiner Sichtweise, und wie er sie präsentiert hat, manipulieren lassen.

    Ich glaube es ist typisch für Co-abhängige, die eigene Position und Sichtweise nicht so gut vertreten zu können. Ich bin auch in Konflikten mit anderen immer sehr emphatisch, kann immer alle Seiten verstehen, mich in jeden einfühlen ...die Sichtweise der anderen Seite irgendwie auch nachvollziehen. Das ist zwar irgendwie auch eine toller Zug und eine Stärke, ich wäre bestimmt eine gute Mediatorin bei Konflikten von anderen.

    Im eigenen Leben kann das aber auch hinderlich sein, wenn man nicht in der Lage ist, bei sich zu bleiben und die eigene Wahrnehmung immer wieder anzweifelt und hinterfragt.

    Eine sehr schlaue Freundin hat mir deshalb die Aufgabe gegeben, für eine zeitlang zu üben, ganz auf meine Sichtweise zu bestehen und nicht davon abzuweichen. In meinen Augen betreibt mein (Ex) Partner mindestens Alkoholmissbrauch, ich fühle mich damit nicht wohl und eine Zukunftsgestaltung nach meinen Maßstäben (gesund leben, Yoga üben und unterrichten, in der Partnerschaft durch einen gemeinsamen spirituellen Weg wachsen) ist auf diese Weise nicht möglich. Übung: "Das denke und fühle ICH!!! Was er dazu meint und denkt ist egal! - Jetzt bleibe ich bei dieser Haltung für die nächsten 24 Stunden". Und dann nochmal 24 und nochmal 24 ...

    Hallo Schmetterling,

    ich kenne das gut mit dem "Ooohh jetzt ändert er sich - vielleicht ist das jetzt genau der falsche Moment zu gehen, denn das ist es ja, worauf ich so lange gewartet habe". Ich falle immer wieder selbst drauf ein (aktuell wieder: Jetzt hat mein Partner mir vorgeschlagen, für ein paar Monate auf die Kanaren zu gehen und dort gesund und mit ganz viel Sport zu leben - als Einstieg in einen neuen Lifestyle ...)

    Wahrscheinlich meint der andere das in dem Moment auch so und ist gar nicht bewusst manipulativ ... er glaubt quasi selbst was er da so redet ... Aber hält er es für längere Zeit durch?

    Ich lese hier immer wieder, dass man nur für sich selbst sorgen und glücklich werden kann - ohne es vom anderen abhängig zu machen. ich würde wahrscheinlich auf den Kanaren argwöhnisch sein und die ganze Zeit beobachten: "Na hat er nicht doch ein Fläschchen Jägermeister in der Tasche..." Und meinen, nur glücklich zu sein, wenn er sein Versprechen auch erfüllt. Dann ist das ja wieder an ihn und sein Verhalten geknüpft.

    Bei dir genauso: Könntest du dich - nach allem was war - ganz entspannt zurücklehnen und dein Leben und euer Zusammensein genießen? Oder wärst du in Habacht Stellung?

    Ich glaube, es brauch da etwas mehr, um dieses Vertrauen wieder aufzubauen. So wie bei Lütte ... wahrscheinlich hat sie lange die Entwicklung ihres Mannes mit verfolgt, bzw beide haben über längere Zeit getrennt von einander an sich selbst gearbeitet.

    Aber was rede ich da, ich kriegs ja auch nicht hin :roll: Werde mich wahrscheinlich demnächst von den Kanaren melden ... ;)

    Hallo Roman,

    willkommen im Forum. Ich war eine Zeit lang bei einer 12 Schritte Gruppe online (Ich weiß nicht, wie gut du dich mit den 12 Step Programmen auskennst ... deshalb nur kurz die Erklärung, dass es sich um einen Ansatz handelt, der von den Anonymen Alkoholikern kommt, inzwischen aber weltweit auf Suchtthemen aller Art angewandt wird - bei mir ging es um was anderes als Alk). Das hat mir sehr sehr geholfen und es war toll, sich in "real time" mit Leuten auszutauschen. Vielleicht ist das eher was für dich, als in eine echte Gruppe irgendwo vor Ort zu gehen. Man konnte sogar seine Kamera ausgeschaltet lassen wenn man wollte, also totale Anonymität bei Bedarf.

    Wenn dich das anspricht, dann schau doch mal auf die AA Website oder schreib dahin, ob es online Meetings gibt. Bei mir war das während der Lockdown Zeit, da wurde ja alles online gemacht. Aber bestimmt führen manche das weiter.

    Einen Kreis von Menschen um sich herum zu haben, die emphatisch sind und durch das Gleiche gehen wie du tut sooo gut und ist sehr heilsam!

    Alles Gute auf deinem Weg!