Beiträge von 9Leben

    Ich lernte meinen Freund vor 7 Jahren kennen und wusste eigentlich schon das er ein Alkoholproblem hatte.

    Liebe Luna,

    bei Deinen Schilderungen ist mir nochmal aufgefallen:

    Sieben weitere Jahre sind zu einer scheinbar schon suchtbelasteten Zeit davor hinzugekommen.

    Dann beobachtest Du nach seiner Absichtserklärung das:

    Er hat sich aber bis Dato nicht darum gekümmert.

    Wie würdest Du es denn einschätzen:

    Kann er sich nicht mehr selbst in Hilfe begeben, obwohl er es will?

    Oder will er im Grunde gar nicht weg von der Alkoholproblematik und tut deshalb nichts?

    Wäre es im erzielbaren Ergebnis ein Unterschied für Dich?

    Hat jemand von Euch das schon erlebt, das der Partner doch noch die Kurve bekommen hat?

    ich hab aus meiner Ehe leider eher die Beobachtung/Erfahrung, dass bei weiterer Dauer der Sucht ein point of no return erreicht wird, weil das Zellgift bis dahin zu viel vom kognitiven Hirnleistungsvermögen, Fähigkeit zu konsequentem Handeln und Persönlichkeit zerstört hat, um aus sich heraus die Kurve überhaupt noch kriegen zu können, auch wenn doch noch ein gewisser Wille mobilisiert wird.

    Lea und Cadda ,

    richtig, ich habe egoistisch gehandelt. Richtig, meine Kinder hätten bessere Lebensumstände verdient gehabt. Jedes Kind verdient die besten Lebensumstände für seine Entwicklung.

    Leider war es mir nicht möglich, es anders zu machen als ich es getan habe. Gekonnt hätte ich es damals nur mit dem Wissen und dem Verarbeitungsstand von heute.

    Natürlich sehe ich es auch so, dass Kindern ein Aufwachsen mit suchtbelasteten Elternteilen erspart bleiben oder eine solche Zeit so gering wie möglich gehalten werden sollte.

    PittheBull ,

    ich wünsche Dir für Dich und Deine Familie passende Entscheidungen und viel Kraft.

    Motorradfahren stelle ich mir als schöne Möglichkeit eines Freiheitsgefühlserlebnisses vor- zumindest bei schönem Wetter.

    Vielleicht findet Du ja noch mehr Möglichkeiten zum Krafttanken.

    Wäre es dann nicht irgendwie leichter, wenn man für sich akzeptiert, dass der andere sich zu Tode säuft und es keinen Ausweg gibt?

    Leicht ist in so einer Situation ja relativ, aber ja, damit war es für mich leichter. Damit fiel bei mir auch dieses Ohnmachts- und Schuldgefühl im Sinne von "zu blöd, den richtigen Hilfeansatz zu finden", weg.

    Deine Situation gleicht sehr dem, was bei mir war.

    Hilfsansatzmöglichkeiten alle erfolglos ausgeschöpft. Es blieb nur die Wiederholung mit absehbarem Ergebnis (= Entgiftung im Krankenhaus, Weitertrinken nach Rückkehr ins häusliche Umfeld).

    Mit Festhalten an meinen, Deinen sehr ähnlichen Werten wollte ich meinen Mann auch nicht verlassen. Ich hätte dagegen keine Einwände gehabt, wenn er mich verlassen hätte, aber ich wollte nicht "die Böse" sein, die alles hinschmeißt.

    Daraus folgte das Bleiben mit einer Mischung aus Resignation und irrationalem Hoffen, dass quasi ein Wunder eintritt. Aus meiner heutigen Sicht war es eine Art Gesellschaft leisten bis - in Kenntnis der bestehenden Diagnostik- zum absehbaren Ende.

    meine Frau zerstört sich jetzt seit Jahren mit Alkohol, bis zu tagelangen Deliriumphasen

    Hallo PittheBull,

    wie betrachtest Du die Situation, in der Du stehst? Welche Ansätze siehst Du denn nach mehrjährigen gleichförmigen Erlebnissen für eine Wende um 180 Grad, wenn Du das bisherige Ergebnis selbst als "es ist alles - durch Therapieversuche- schlimmer geworden" zusammengefasst hast?

    Hast Du in Euren Räumlichkeiten die Möglichkeit, auf Abstand gehen zu können? Hast Du einen Weg für Dich, auch innerlich auf Abstand gehen zu können?

    Ansonsten ist mir Familie, Ehre und Gewissen sehr wichtig, aufgeben ist keine Option!

    Wie Du habe ich auch an meinen persönlichen Werten festgehalten....mein Mann hat an meiner und unserer Kinder Seite sein Ding (=Alkoholabhängigkeit) fortgesetzt, bis zum dann eben unausweichlichen Ende, seinem Tod. Bis dahin war es zunehmend kräftezehrend. ich war zunehmend froh über meine Vollzeitberufstätigkeit, um das häusliche Elend gerade nicht ständig um mich zu haben.

    Woher nimmst Du Dir denn Deine Regenerationszeiten bei behindertem, erwachsenen Kind u n d suchtkranker Frau?

    Wann hast Du das Gefühl, dass Du Dir etwas Gutes tun kannst? Erlaubst Du Dir, Dir nur für Dich etwas Gutes zu tun?

    …..ich würde so gerne wissen wie ich mich stark genug machen oder halten kann das mit ihr durchzustehen

    Hallo PittheBull,

    wie hast Du denn bisher die Energie für Deine Hilfsanstrengungen Deiner Frau zuliebe aufgebracht?

    Woraus konntest Du kraft schöpfen und was ist passiert, dass Du nun etwas zusätzlich oder etwas anderes brauchst, um Dich stark genug zu machen?

    Diese in den Raum gestellte Fragen z.B., an wen richtest du die?

    Hera ,

    an die, die dazu antworten mögen.

    Aber benutze dafür nicht andere Menschen.

    @Linde,

    Deine Interpretation ist nicht meine Intention.


    Ich habe zwischenzeitlich für mich noch mehr Neues ausprobiert bzw. alte Genüsse wiederbelebt. Früher hatte ich so gut wie keine eigenen aushäusigen Freizeitaktivitäten. Meine "Freizeitgestaltung" stand ja quasi immer schon fest.

    Zuletzt war ich vor über 30 Jahren im Ballett oder Theater. So schön, wieder Kultur live genießen zu können und mit einer Freundin das gerade Gesehene/Gespielte Revue passieren zu lassen!

    Bis vorletzte Woche hatte ich massive Frühjahrsmüdigkeit. Die ist nun wie weggeblasen, das freut mich auch gerade!

    Aber heute bin ich gefallen. Ganz Tief. 2 Monate ist es her das er gegangen ist.

    Liebe Sie,

    glaub mir, ich weiß, was bei Dir gefühlsmäßig gerade los ist. Lass mich Dich zum Trost etwas spoilern: Das gibt sich wieder.

    Es werden weitere Situationen kommen, die auch wieder Wellen auslösen können. Aber je größer der zeitliche Abstand wird, desto weniger hauen sie einen komplett um.

    Du wirst da durch kommen und Dich auch wieder besser fühlen, vertrau auf Dich und die Zeit!

    Das Leben ist nicht "Warum?" - das Leben ist "Trotzdem!"....

    Alles Gute - Du kannst das!

    Bisher sagen sie, sie hätten damals nichts gemerkt, da sie ja immer die ganze Zeit miteinander gespielt haben. (Vor unseren Kindern hat mein Mann auch nie Alkohol getrunken.)

    Hallo maibisJuni,

    meinst Du, dass Deine Kinder ihre Aussage Dir gegenüber auf der Basis verzerrter Wahrnehmung machen?

    Ist es für Dich schlimm bzw. unglaubwürdig, wenn sie Dir sagen, dass sie sich nicht geschädigt fühlen, weil in ihrer Kindheit bestimmte Dinge wie gemeinsame Ausflüge nicht stattfanden?

    Liebe Linde,

    wann, wie und worüber ich schreibe, entscheide ich wie jeder andere User hier selbst.

    Es wäre mir als Forumsregel auch neu, dass ich meine persönliche Aufarbeitung meiner Geschichte nach Erwartungshaltungen anderer Forenteilnehmern oder Euch Moderatoren gestalten muss, damit es mich weiterbringt. Was befähigt Euch statt meiner zu bestimmen, was mir persönlich hilft und was nicht?

    Was ist am Entwickeln einer anderen Sicht auf die Dinge falsch, um diese anders bewerten und in Zukunft Fehler der Vergangenheit vermeiden zu können?

    ich habe keine Erwartungshaltung, dass sich jemand pausenlos mit mir und meinen Fragen beschäftigen muss. Das entscheidet doch jeder für sich.

    Zu meiner Geschichte habe ich rückblickend festgestellt, dass ich in der Beziehung zu meinem Mann über Jahre und Jahrzehnte sehr wenig nach Kopf und sehr viel nach Gefühl gegangen bin. Zuletzt türmte sich Traurigkeit, die mich sehr gelähmt hat und die Lähmung wiederum zog mich zusätzlich runter.

    ich habe mir lange gesagt, Du durchläufst den Trauerprozess, hakst es damit ab und dann wird es besser. Ich spüre aber, da wabert immer noch etwas und möchte nun versuchen, mich dazu auch über Kopf/Verstand anzunähern, damit nicht wieder eine Lähmung entsteht. Bisher funktioniert es ganz gut.

    Hartmut ,

    auch vielen Dank für die ergänzenden Anmerkungen.


    Das sind doch sehr langsame und schleichende Prozesse. Was auch jedem zugestanden wird.


    Nur bis dahin müssen Kinder, was sie nicht verstehen, ertragen. Es ist doch nicht so, dass bei jedem Haushalt physische Gewalt im Spiel ist, aber was ist mit der psychischen dann?

    Das ist eine Schwierigkeit, dass einerseits jeder Leidenstag von Kindern einer zuviel ist, andererseits ohne Erkenntnisprozess der verantwortlichen Eltern keine Veränderung zum Besseren möglich ist.

    In diesem Zusammenhang verstehe ich auch sehr gut die Wichtigkeit klarer Botschaften im Sinne von "Wenn...., dann...." oder "Das eine geht....das andere nicht!".