Die letzten Monate habe ich mich hier im Forum aufs Lesen beschränkt, aber nun ist doch wieder viel passiert, das ich mir gerne von der Seele reden möchte.
Mir ging es die letzte Zeit ganz okay, was ich nicht zuletzt euch hier im Forum und auch der Psychotherapie zu verdanken habe. Zu meinem Vater hatte ich sporadisch Kontakt, der hauptsächlich von ihm ausging. Sein Trinkverhalten war natürlich unverändert hoch, was ich aber eher am Rande mitbekommen habe. Besorgt war ich weiterhin, aber ich hatte zumindest keine schlaflosen Nächte mehr wegen ihm.
In den letzten Wochen hat sich die Situation dann jedoch so sehr zugespitzt, dass er in der Psychiatrie gelandet ist. Ich erspare euch die Details, nur so viel: Er hatte ein Delirium und hat sich so auffällig verhalten, dass die Nachbarn die Polizei angerufen haben. Ein neuer Tiefpunkt. Aber für ihn scheinbar immer noch nicht tief genug.
Vor der Entlassung aus der Klinik fand ein Angehörigengespräch statt. Dort erklärte man ihm ausführlich, dass er an einer Alkoholabhängigkeit leidet, er unbedingt auf Alkohol verzichten sollte und dass es viele Hilfen gibt, die er in Anspruch nehmen könnte. Ich habe diese Gelegenheit genutzt, um ihm zu sagen, dass ich den Kontakt zu ihm abbrechen werde, wenn er weiter trinkt. Er zeigte jedoch nach wie vor keine Einsicht, beharrte darauf kein Alkoholproblem zu haben und meinte, dass er sich von mir nichts verbieten lässt. Wenn das den Kontaktabbruch bedeutet, dann sei das halt so.
Als er nach dem Gespräch unangemessen gut gelaunt war und mir noch eine Umarmung aufzwang, dachte ich erst, dass er wieder einmal nicht zugehört hat. Nachdem es dann aber wohl doch einige Zeit in seinem Kopf gearbeitet hat, kam später eine ellenlange Nachricht voller Vorwürfe und Selbstmitleid. Er wirft mir vor, dass ich respektlos bin, dass ich ihn nur schlecht mache, dass ich mir den Wunsch nach einem Kontaktabbruch von anderen Leuten habe einreden lassen. Und er schreibt, dass er sich von mir distanzieren will, weil ich ihm nicht gut tun würde. Das muss ich nun erst einmal verarbeiten...
Ich kenne meinen Vater, aber es erstaunt mich immer wieder wie egozentrisch, unempathisch und starrsinnig ein Mensch sein. Aber ich versuche es gerade positiv zu sehen. Die letzten Monate habe ich noch Wege und Möglichkeiten gesucht, Abstand zu schaffen oder den Kontakt ganz einzustellen. Nun ist es ausgesprochen und der Anfang gemacht. Für mich kann es nur besser werden.