Jada - Mein Vater ist Alkoholiker

  • Hallo zusammen,

    nach einiger Zeit stillem Mitlesen, habe ich nun entschlossen mich anzumelden.

    Ich bin 30 Jahre alt und Tochter eines Alkoholikers. Mein Vater ist seit meiner Kindheit Quartalstrinker, wobei die abstinenten Phasen in den letzten Jahren immer kürzer geworden sind. Obwohl zunehmend körperliche und kognitive Schäden auftreten, zeigt er wenig Einsicht etwas zu verändern. Seine Wohnung ist verwahrlost, er stürzt immer öfter, war mehrfach im Krankenhaus wegen Magenblutungen und kürzlich wegen einer Polyneuropathie und dennoch ist er der festen Überzeugung, all das habe nichts mit seinem Alkoholkonsum zu tun.

    Mich belastet dieser ewige Kreislauf aus Hoffnung und Enttäuschung. Die ständige Angst, dass ihm etwas zustößt. Ich weiß nicht, wie ich mit dieser (selbst verantworteten?) Hilflosigkeit meines Vaters umgehen kann. Schon länger denke ich über einen Kontaktabbruch nach, hadere aber mit meinen Verantwortungs- und Schuldgefühlen. Ich bin die einzige, die noch Kontakt hält und sich ein bisschen kümmert. Er wird zunehmend verwirrter und vergesslicher und ich habe Sorge, dass er alleine nicht zurecht kommt.

    Mein Leben kreist nur noch um meinen alkoholkranken Vater, ich habe jetzt erst erkannt das ich längst in meiner Co-Abhängigkeit verstrickt bin. Ich weiß, dass ich Abstand gewinnen muss und erhoffe mir hier hilfreichen Austausch, um mit der Situation besser zurecht zu kommen.

  • Liebe Jada, ich sag einfach mal kurz herzlich willkommen und du bist nicht allein.

    Viele Grüße, Lea

    (EKA mit verstobenem Alkoholiker Vater und abgebrochenem Kontakt zur Mutter)

  • Hallo und willkommen in unserer Online-Selbsthilfegruppe, Jada.

    Den Kontakt zu abhängigen Eltern einzuschränken bzw abzubrechen ist immer sehr, sehr schwer. Trotz allem Ärger, Sorgen und was da noch zu einer Abhängigkeit dazugehört, ist es halt immernoch Mutter oder Vater. Und die emotionale Bindung ist nicht zu unterschätzen.

    Hier gibt es etliche EKA, Erwachsene Kinder von Alkoholikern. Wenn du dich mit ihnen und natürlich auch allen anderen austauschen möchtest, bewerbe dich hier:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Nach der Freischaltung findest du dein Thema im Bereich "Erste Schritte für EKA" .

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Cadda 18. Februar 2023 um 06:02

    Hat den Titel des Themas von „Vorstellung - Mein Vater ist Alkoholiker“ zu „Jada - Mein Vater ist Alkoholiker“ geändert.
  • Guten Morgen Jada,

    herzlich Willkommen hier bei uns :)

    Ich habe Dich für den offenen Bereich freigeschaltet und Dein Thema direkt dort hin verschoben.

    Hier geht es nun für Dich weiter.

    LG Cadda

  • Vielen lieben Dank euch!

    Es tut gerade einfach gut die Geschichten von anderen Menschen mit ähnlichen Erfahrungen zu lesen. In meinem Umfeld fällt es mir sehr schwer offen über dieses Thema zu sprechen. Ich schätze die Scham ist einfach zu groß. Zu meiner Mutter (ebenfalls Alkoholproblematik) habe ich schon seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr. Mein Partner ist der einzige der Bescheid weiß und auch das volle Ausmaß der Problematik kennt.

  • Liebe Jada, ich weiß gar nicht, ob überhaupt jemand aus meinem nahen Umfeld das komplette Ausmaß meiner Familiengeschichte kennt 🙈

    Es ist ja auch auch nicht gerade etwas, dass man in einer gemütlichen Runde mit Freundinnen oder Kollegen einfach so raus haut.

    Trotzdem habe ich es als sehr befreiend empfunden, mit ein zwei engen Freundinnen oder meinem Mann darüber zu sprechen.

    Früher bin ich innerlich zusammen gezuckt, wenn ich zum Beispiel gefragt wurde „Und was machen deine Eltern so?“ „Fahrt ihr ihn den Ferien gar nicht zu deinen Eltern?“

    Aus einem zaghaften „der Kontakt mit meinem Vater ist leider sehr selten“ oder „unser Verhältnis ist schwierg“ ist auch gerne mal ein „mein Vater ist Alkoholiker und wir haben seit Jahren keinen Kontakt mehr“ geworden.

    Mit erschrockenen Blicken oder fassungslosen Nachfragen komme ich heute ganz gut zurecht, aber das war ein langer Weg.

    Was ich hier im Forum besonders genieße, ist es einfach drauf los schreiben zu können. Es gibt ein grundsätzliches Verständnis und sehr oft gibt es auch jemanden mit einer sehr ähnlichen Geschichte. Das ist für mich traurig und tröstlich zugleich.

    Liebe Grüße, Lea

  • Uff, ja das kenne ich nur zu gut. Ich bin schon angespannt und peinlich berührt, wenn in einer Runde irgendwelche lustigen, unbeschwerten Geschichten aus der Kindheit geteilt werden. Weil meine eigenen Erfahrungen einfach so anders und "unnormal" sind.

    Dass das Unsinn ist, merke ich immer dann, wenn andere von ihren Familienproblemen erzählen. Da gibt es dann psychisch erkrankte Väter oder Geschwister, früh verstorbene Mütter, Missbrauchserfahrungen in der Kindheit... Es hat wohl jeder sein eigenes Päckchen zu tragen.

    Aus einem zaghaften „der Kontakt mit meinem Vater ist leider sehr selten“ oder „unser Verhältnis ist schwierg“ ist auch gerne mal ein „mein Vater ist Alkoholiker und wir haben seit Jahren keinen Kontakt mehr“ geworden.

    Mit erschrockenen Blicken oder fassungslosen Nachfragen komme ich heute ganz gut zurecht, aber das war ein langer Weg.

    Ich finde es toll, dass du damit mittlerweile so offen umgehen kannst! Davon bin ich noch meilenweit entfernt, aber es ist ein großer Fortschritt, dass ich mich inzwischen überhaupt mitteile und nicht mehr alles mit mir alleine ausmache.

  • ...

    Ich finde es toll, dass du damit mittlerweile so offen umgehen kannst! Davon bin ich noch meilenweit entfernt, aber es ist ein großer Fortschritt, dass ich mich inzwischen überhaupt mitteile und nicht mehr alles mit mir alleine ausmache.

    Hallo Jada,

    rede über dein Problem!

    Damit schwindet auch deine Furcht und deine Scham.

    Es geht leider sehr vielen Menschen so oder so ähnlich ... alle schämen sich, viele schweigen.

    Auch ich hatte einen saufenden Vater (mittlerweile verstorben) und brach den Kontakt gänzlich ab.

  • Ich lass einfach noch mal ein paar Gedanken hier.

    Die letzten Tage habe ich wieder fleißig im Forum gelesen und mich vor allem mit den vielen Geschichten der EKA und Angehörigen beschäftigt. Ich hatte gehofft hier Wege zu finden, wie man eine Beziehung zu einem alkoholkranken Menschen gestalten kann, ohne selbst dabei kaputt zu gehen. Aber offensichtlich läuft es in den meisten Fällen auf Kontaktabbruch oder Sterbebegleitung hinaus.

    Die Hoffnung, dass mein Vater Einsicht zeigt und abstinent wird, muss ich aufgeben. Keine ganz neue Einsicht, aber doch schwer zu akzeptieren. Nach seinem letzten Krankenhausaufenthalt, zu dem er im erbärmlichen Zustand und per Rettungswagen einfuhr, hatte ich wieder die Hoffnung, dass er endlich wach wird. Dass die Ärzte ihm den Ernst der Lage verdeutlichen und vielleicht sogar notwendige Hilfen wie einen Aufenthalt in der Psychiatrie anleiern. Leider wurde er bereits nach zwei Tagen wieder vor die Tür gesetzt. Und erst einmal zu Hause angekommen, geht es natürlich so weiter wie zuvor.

    Meine größte Sorge ist, dass er alleine und unbemerkt in seiner Wohnung stirbt. Aber ich möchte ihn nicht auf diesem selbstzerstörerischem Weg begleiten und ich möchte auch nicht diejenige sein, die ihn tot in seiner Wohnung auffindet.

    Mein Vater zieht sich in den letzten Wochen eher zurück, sodass es mir gerade nicht so schwer fällt den Kontakt zurückzufahren. Wir haben zuletzt vor mehr als einer Woche telefoniert, was mich vor einiger Zeit vielleicht schon veranlasst hätte, aus Sorge einen "Kontrollanruf" vorzunehmen, um zu schauen wie die Lage ist. Ich kann mich bislang gut zurückhalten. Aber ich habe Angst vor dem nächsten "Notruf", den er bei mir absetzt. Den Hinweis, dass er sich bei medizinischen Notfällen doch bitte direkt an den Rettungsdienst wenden soll, hat er bislang ignoriert. Aber nachdem ich mich beim letzten Mal geweigert habe zu ihm zu fahren, hat er nach nur zwei Stunden Diskussion selbst den Notruf kontaktiert.

    Es sind nur kleine Schritte, aber immerhin.

  • Hallo Jada,

    mein Vater trinkt "nur" abends. Ich habe ihn - zumindest in den letzten Jahren" nie besoffen erlebt. Er hat mich niemals angebrüllt oder ist körperlich ausfallend geworden.

    Trotzdem habe ich den Kontakt vor etwa zwei oder drei Wochen erstmal pausiert.

    Warum? Weil er mir als Mensch nicht gut tut. Ich habe ihn um diese Pause gebeten, weil ich wusste, dass er das akzeptieren würde. Wäre er da anders, hätte ich ihn blockiert.

    Ich lerne gerade, dass ich weder ein schlechtes Gewissen haben muss, noch dass ich bestimmte Gründe dafür brauche, den Kontakt auf Eis zu legen.

    Wenn es mir nicht gut tut und mich belastet, dann habe ich das Recht (ich für mich sehe es sogar als meine Pflicht an) für mich zu sorgen.

    Aber leicht gefallen ist es mir nicht. Es wird aber für mich gerade leichter, weil ich merke, dass mir der Abstand sehr gut tut.

  • Hallo Twizzler, vielen lieben Dank für deinen Beitrag.

    Mein Vater ist da leider ganz anders. Ich habe einmal nach einem Streit (der nichts mit dem Alkohol zu tun hatte) um Abstand und einige Tage Funkstille gebeten. Er hat zutiefst gekränkt reagiert, mich zur Rede gestellt und mir Vorwürfe gemacht.

    Wir sehen uns alle 6 - 8 Wochen und haben in der Zwischenzeit mal mehr und mal weniger regelmäßigen Telefonkontakt, der aber meistens von ihm ausgeht. Wenn ich im Urlaub bin, bei der Arbeit oder andere Pläne habe von denen er weiß, lässt er mich in Ruhe. Ansonsten ruft er aber auch phasenweise manchmal mehrmals täglich an und beschwert sich, wenn ich nicht erreichbar bin oder innerhalb kurzer Zeit zurückrufe.

    Da läuft so einiges falsch, wenn ich darüber nachdenke. Vermutlich wäre das auch ein Punkt, an dem ich ansetzen sollte. Öfter mal nicht erreichbar sein, Handy stummschalten oder auf Flugmodus. Für meinen Seelenfrieden wäre das sicherlich hilfreich.

  • Hallo Jada,

    mein Vater ist Alkoholiker und mittlerweile 78Jahre alt. Ich habe es bisher nicht geschafft mich zurück zu ziehen. Er sieht aber seine Sucht als Krankheit und ist zur Zeit in der Entgiftung. Ich habe immer Angst das es dann wieder los geht...ich habe nie mit jemandem darüber gesprochen außer mit meinen Mann. Irgendwann habe ich aber angefangen damit offen um zu gehen und gemerkt das Hilft!! Warum verstecken oder lügen? Warum müssen wir uns schämen, für was? Vor allem höre ich immer wieder ja mein Opa oder wer auch immer war auch Alkoholiker und es gibt so viele Menschen die auch betroffen sind. Der Austausch tut gut wir sind nicht alleine! Gut hast du dich angemeldet.Mir hilft es schon zu lesen..

  • Ich melde mich noch mal, da ich aktuell wieder nicht recht weiß, wohin mit meinen Gedanken und ich mich gefühlt nur im Kreis drehe. Es gibt gute Tage, an denen ich mein Leben lebe und die Thematik mit meinem Vater mehr oder weniger beiseite schiebe. Und dann gibt es Tage, an denen sich alles wie ein nicht enden wollender Albtraum anfühlt. Highway to hell und ich hab die Abfahrt verpasst.

    Ich hatte schon so viele gute Gründe und Gelegenheiten mit meinem Vater zu brechen. Ich wünsche mir einfach nur Ruhe und Frieden, doch eine Stimme in mir sagt, dass ich für einen Kontaktabbruch den richtigen Zeitpunkt verpasst habe. Sein körperlicher und geistiger Abbau in der letzten Zeit ist so deutlich und immer wieder drängt sich mir der Gedanke auf, dass er dieses Jahr nicht überleben wird.

    Ich vermute, dass mein Vater bleibende kognitive Schäden durch den Alkoholmissbrauch erlitten hat. Verdachtsdiagnose beim letzten Krankenhausaufenthalt war Wernicke-Enzephalopathie. Es wurde ein Aufenthalt in der Psychiatrie empfohlen, aber mein Vater weigert sich mit Händen und Füßen. Sein Psychiater scheint mehr oder weniger über die Situation informiert zu sein und hat um einen gemeinsamen Termin mit mir gebeten. Die Terminvereinbarung schiebt mein Vater natürlich auf. Eine Kontaktaufnahme durch mich an seinen Psychiater hat mein Vater mir aber ausdrücklich verboten. Ich habe darüber nachgedacht ihn trotzdem zu kontaktieren und meine Eindrücke zu schildern, habe aber dann doch gezweifelt. Ist das nicht wieder Co-Abhängigkeit, wenn ich die Sache in meine Hand nehme? Zumal nicht viel dabei rumkommen dürfte, einen Klinik-Aufenthalt wird auch der Psychiater ohne akute Selbstgefährdung nicht ohne Einwilligung erzwingen können.

    Der Zustand von meinem Vater wechselt zur Zeit sehr stark. Während ich zeitweise das Gefühl hatte, dass er klar und gut sortiert ist, war er letzte Woche völlig verwirrt. Obwohl er nüchtern wirkte, hatte er Sprachstörungen und konnte sich an die letzten Tage nicht mehr erinnern und wusste selbst nicht ob er in diesem Zeitraum getrunken hat oder nicht. Absolut gruselig. Einen Grund zum Arzt zu gehen, sah er darin nicht. Er wollte sich erstmal "sortieren" und die Sache "beobachten". Er ist absolut beratungsresistent.

    Aber ich frage mich, darf ich jemanden sich selbst überlassen, wenn der die Folgen seines Handelns womöglich gar nicht mehr richtig einschätzen kann? Ich erwarte von euch natürlich keine Absolution, aber vielleicht hat jemand Gedanken dazu oder eigene Erfahrungen.

  • Hallo Jada,

    ich fühle so mit dir... mir geht es genau so wie dir. Ich kann und möchte den Kontakt nicht abbrechen weil ich weiss das es mir damit nicht besser gehen würde. Ich glaube wenn ich keinen Kontakt hätte wäre ich auch im Gedankenkarussell. Ist deine Mutter noch bei deinem Vater oder lebt er ganz alleine? Mein Vater lebt mit meiner Mutter und hat bis jetzt noch keine Schäden aber ich warte eigentlich darauf. Er war gerade in der Entgiftung und trinkt schon wieder, es ist schlimm für mich das mit anzusehen. Ich bin in dem Sinn auch Co Abhängig da ich ja auch die Entgiftung organisiere obwohl er das letzte Mal selber angerufen hat. Ich füh

    le mich immer wieder zerrissen weiss das man gewisse Sachen nicht tun soll und mache es immer wieder:( Ich kann meinen Vater auch nicht Besuchen ohne zu kontrollieren ob er getrunken hat. Ich schaue ihn an und überlege hat er oder hat er nicht. Aus dem was du geschrieben hast lese ich das es bei dir genau so ist.

    Ich selbst arbeite auf einer Demenzstation wo wir immer wieder auch Menschen begleiten die über Jahre hin weg sehr viel Alkohol konsumiert haben. Daher wäre es sicherlich ratsam eine neurologische Abklärung bei deinem Vater in Angriff zu nehmen. Das geht über den Neurologen. Aber zwingen kann man ja niemanden...ich weiss man fühlt sich und ist Co Abhängig aber vielleicht kannst du ja nochmal mit dem behandelnden Arzt sprechen. Vielleicht weiss er Rat. Die Konsequenzen einer Nichtbehandlung trägst du ja sonst auch mit oder musst nach einer Lösung suchen.

    Ich wünsche dir viel Kraft und würde mich freuen wieder was zu hören wie es weiter gegangen ist.

  • Hallo Luna18 ,

    danke für deine Nachricht. Mein Vater lebt alleine und hat außer mir keine nennenswerten Kontakte mehr, was die Situation für mich schwieriger macht.

    Ich kontrolliere nicht mehr aktiv ob er getrunken hat, werde aber zwangsläufig immer wieder damit konfrontiert, wenn er am Telefon alkoholisiert ist oder wenn ich zu Besuch bin und die Alkoholvorräte und leeren Flaschen sehe. Mein Vater war noch nie trocken und verheimlicht seinen Konsum auch nicht, aber er bagatellisiert die Häufigkeit und die Mengen in denen er trinkt.

    Gestern Abend hat er mich noch angerufen und war plötzlich wieder ganz der alte. Klar, orientiert, keine Sprachstörung mehr oder andere Ausfallerscheinungen. Einerseits bin ich erleichtert, andererseits macht es mich wahnsinnig und ich zweifle an meinem eigenen Verstand. Gerade noch habe ich überlegt, ob er an Demenz oder einem Schlaganfall leidet und jetzt ist er schon wieder oben auf und sagt mir ich soll mich nicht so anstellen und übertreiben....

  • Liebe Jada, als man mich irgendwann anrief, weil mein Vater im Krankenhaus lag und anschließend in eine Kurzzeitpflege sollte, war er in dem Moment nicht mehr selbst zurechnungsfähig. Er war es aber vorher lange Zeit und er hatte sich bei voller Zurechnungsfähigkeit selbst in diese Situation gebracht. Ich hatte ihm weder die Flasche in die Hand gedrückt, noch irgendwie Einfluss auf seinen Weg nehmen können.

    Es waren einige sehr schwere Tage, an denen ich entscheiden musste, ob ich nun die Vormundschaft für ihn übernehmen wollte oder nicht.

    Mein Verantwortungsgefühl und auch meine Liebe als Kind, haben mich schrecklich gequält und wollten mich dazu bringen sich um ihn zu kümmern. Aber das hätte ja nichts geändert, für den Moment hätte ich entscheiden können und kurze Zeit später wäre er vermutlich in sein altes Leben zurück gegangen.

    Ich habe mich damals schweren Herzens entschieden mich komplett raus zu halten. Das war keine Entscheidung gegen ihn sondern ein Ja zu mir selbst.

    Dieses Ja zu mir selbst, habe ich nie bereut!

    Er hat noch über 15 Jahre weiter vor sich hin vegetiert. Ich habe es mir nicht weiter angesehen und darüber bin ich heute unheimlich froh.

    Es hätte mich mein eigenes Leben gekostet und glückliche Lebenszeit hatte er mir schon viel zu viel gestohlen.

    Viel Kraft und Mut und Selbstliebe wünsche ich dir, Lea

  • ...

    Ich hatte gehofft hier Wege zu finden, wie man eine Beziehung zu einem alkoholkranken Menschen gestalten kann, ohne selbst dabei kaputt zu gehen. Aber offensichtlich läuft es in den meisten Fällen auf Kontaktabbruch oder Sterbebegleitung hinaus.

    Hallo Jada,

    ich würde dir gern Hoffnung machen, doch ich kann es nicht!

    Ich hatte selbige Wahl und entschied mich für den Kontaktabbruch.

    Es war der reine Selbstschutz, nichts anderes. Ich musste alle Empathie ausschalten.

    Ca. 10 Jahre brauchte ich dazu, hoffte, machte, kümmerte mich ... ohne jeglichen Erfolg, mein Vater soff "fröhlich" weiter und ich war der Verzweiflung nahe.

    Nachdem ich den Kontakt völlig abbrach, vegetierte/ lebte er noch weitere 14 Jahre, allein, saufend.

    Es war für mich keine einfache Entscheidung, aber eine notwendige.

  • Ich habe mich damals schweren Herzens entschieden mich komplett raus zu halten. Das war keine Entscheidung gegen ihn sondern ein Ja zu mir selbst.

    Dieses Ja zu mir selbst, habe ich nie bereut!

    Er hat noch über 15 Jahre weiter vor sich hin vegetiert.

    "Dieses Ja zu dir selbst .."

    Danke für diese Zeilen,die mir beim Lesen durch Mark und Bein sind und die mein Mantra werden,da ich es auch gut brauchen kann ,meinen Selbstschutz immer wieder zu trainieren.

    Auch wenn ich kein EKA bin ,so kann ich mich in die Angehörigen sehr gut einfühlen.

    Mit einer Schwester oder mit einem Bruder ist es -denke ich -nicht ganz anders.

    Schließlich ist man auch in dieses Familiensystem hineingeboren.

    Lea

    Darf ich fragen ,wer sich letztendlich um deinem Vater gekümmert hat ?

    Du bist glücklicherweise ausgestiegen aus der Verantwortung.

    Wer ist dann "eingesprungen"?

    Ich möchte dir mit meinen Fragen nicht zu nahe treten.

    Sollte es dir zu viel sein ,dann bitte ignoriere sie einfach.

    Croissy

  • ... er hatte sich bei voller Zurechnungsfähigkeit selbst in diese Situation gebracht. Ich hatte ihm weder die Flasche in die Hand gedrückt, noch irgendwie Einfluss auf seinen Weg nehmen können.

    Danke Lea, ich denke das ist ein ganz wesentlicher Punkt, den ich Ich selbst noch verinnerlichen muss. Er hat sich seine Lebenssituation nicht ausgesucht, aber er hat sich immer und immer wieder entschieden nichts daran zu ändern und alle verfügbaren Hilfen auszuschlagen.

    Danke auch achelias für deine Sicht. Auch wenn jetzt für den Moment wieder alles gut scheint, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er wieder trinkt und die Sorgen und die Verzweiflung wieder kommen. Es ist wie ein Karussell, das sich immer weiter dreht, solange ich nicht aussteige.

    Ich weiß noch nicht, ob es ausreicht mehr Grenzen zu setzen und Distanz aufzubauen, damit mich die Situation weniger belastet, oder ob es wirklich auf den harten Schnitt hinausläuft, vor dem ich aktuell noch zurückschrecke. Ich werde mir dazu noch Gedanken machen müssen.

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