Beiträge von Nayouk24

    Hallo,

    das "Thema" ist ja in vielen Threads zum Thema geworden: "Macht es Sinn die Umstände des eigenen Trinkens und damit der daraus resultierenden Sucht mehr zu ergründen?"
    Ich denke es ist eine Frage der Haltung: Verstehe ich die Suche nach den Umständen als eine Suche nach Entschuldigungen mit denen ich mich von der von mir verursachten Trinkerei quasi freisprechen möchte, dann wird es gefärlich. Dann sitzt das Suchthirn schon auf dem Beifahrersitz und wartet nur darauf, wie es mich bestmöglich wieder zum Trinken verleiten kann. Dieses Risiko muss mir bewusst sein und es muss klar sein, dass , egal welche Umstände dazu geführt haben, ich für mein eigenes Tun verantwortlich war und bin.Ich habe getrunken, ich bin abhängig geworden, ich bin Alkoholiker. Leite ich aber daraus Entschuldigungen/rechtfertigungen ab, würden diese zu Selbstblokade führen und mein Streben nach Stabilisierung der Abstinenz gefährden. Damit ist die Haltung, nicht in der Vergangenheit nach Umständen zu suchen ein Selbstschutz, um gar nicht erst in diese Falle zu laufen.

    Entsorgen von Saufpartner und die freien Zeiten nutzen, sich fern des Alkohols neue Freunde, neue Hobby anzueignen. Vordergründig sich schützen, was mich in Gefahr brachte. Nicht mit Willen, sondern mit Überzeugung das Richtige zu tun.

    Das Aufarbeiten der psychischen Störungen löst man nicht auf. Aber das hat ja Zeit, oder?

    Wenn eine Stabilität eingetreten ist, kann man sich alles widmen, was einem belastet. Aber bis dahin empfehle ich erstmal das Grundgerüst aufzubauen.

    Nach Hartmut 's Post ist mir diese Haltung verständlich geworden und sie ist für mich absolut nachvollziehbar und richtig.

    1.) Habe ich eine "Primärmeise" (Buch "Alk"), soll heissen: gibt es eine psychische Belastung aus meiner Vergangenheit (Kindheit/Jugend etc.) die den Weg in den Alkoholismus zumindest geebnet hat. Wenn dem so ist, wüsste ich schon gerne, mit was ich es zu tun habe und was das für mich heute ohne Alkohol und in Zukunft bedeutet. Es gibt da ein paar Verdachtsmomente.

    Um es klar zu sagen: Ich bin in meiner Kindheit weder geschlagen noch misshandelt worden.

    Für meinen Ansatz in der oben zitierten Bemerkung von mir (Nayouk) möchte ich ein Beispiel nennen:
    Es gibt kaum eine Branche die nach einem Flugzeugunglück so akribisch nach den Ursachen und Umständen sucht, wie die Luftfahrtbranche selbst,
    natürlich durch Gesetze und Behörden dazu gezwungen.
    Dies wird massgeblich zu einem einzigen Zweck getan,nämlich um die Zusammenhänge zu verstehen , die zur Katastrophe geführt haben, mit dem Ziel, Flugzeugentwicklungen und alle Prozeduren, die vor, während und nach einem Flug definiert sind, dahingehen zu verbessern, zu korrigieren um genau so ein
    Absturzszenario für die Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit zu verhindern. Hierbei geht es nicht um Entschuldigungen oder Rechtfertigungen. Das übernehmen dann schon Manager, die etwas zu befürchten haben.
    Genau das soll mein Ansatz bedeuten, übertragen auf meine Alkoholabhängigkeit und die Absicherung meiner Abstinenz.

    Aber so wie Hartmut meint, es hat noch Zeit. Vielleicht komme ich ja auch mit der Zeit zu der Erkenntnis, dass da nix war und ich mir den ganzen Aufwand sparen kann.
    So jetzt habe ich Euch hoffentlich nicht schon wieder überstrapaziert. Danke, dass Ihr bis zum Schluss mit Lesen durchgehalten habt :wink:

    Viele Grüße

    Nayouk

    Jetzt habe ich doch kurzfristig an meinem Verstand gezweifelt. Der Beitrag von Rennschnecke in meinem Thema war weg, einfach weg!
    Habe ihn dann in Rennschnecke’s Thema durch Benachrichtigung wieder entdeckt.
    Schade, aber sei es drum, ich kann mir den Grund hierfür denken. Für mich war der Beitrag von Rennschnecke hilfreich.

    Aber zunächst erstmal Danke für Eure Beiträge zu dem jüngsten Thema.
    *Rina* , wie schon gesagt, das Wort „Primärmeise“ stammt nicht von mir. Eine Primärmeise war vor dem Alkohol da, der Alkohol war nur vermeintliches Lösungsmittel. Im Gegensatz dazu soll es noch die „Sekundärmeise“ geben. Sie entsteht durch den Alkoholmissbrauch und kommt erst danach. Rennschnecke hat das, was ich verstanden wissen wollte, gut ausgedrückt.
    Natürlich sitze ich nicht stunden- oder tagelang da und hirne ob es da in meiner Vergangenheit was gibt. Das wäre auch nicht zielführend und mitunter sogar kontraproduktiv.
    Ein Gedankenspiel: Gesetzt den Fall, dass es wirklich eine psychische Störung bei mir gibt, welche ich bisher in Alkohol ertränkt habe, dann ist sie ja nicht mit ihren negativen Begleiterscheinungen einfach verschwunden, nur weil ich jetzt abstinenter Alkoholiker bin. Klar kann ich sagen, was war das ist und ich kann es nicht mehr ändern. Das ist auch richtig. Mein Punkt ist: wenn diese, nennen wir es kurz "Störung", immer noch unbewusst vorhanden ist, könnte sie meinen Weg der langfristigen Abstinenz negativ beeinflussen und die bisher erarbeiteten Mittel für und aus der Achtsamkeit reichen nicht. Dann könnte eine zufriedene Abstinenz auch zu einen Anstrengenden werden, ja sogar zu einem Kampf um die bleibende Abstinenz. Wie gesagt ein Gedankenspiel.
    Ich will hier wirklich nichts konstruieren oder heraufbeschwören. Ich lege hier meine Gedanken dar, um auch mit anderen Meinungen eine Entscheidung von mir zu bekommen, so wie es Cadda geschrieben hat.
    Hartmut , Du hast für Dich einen stringenten Weg gefunden. Dieser ist auch nicht einfach so entstanden, aber er funktioniert für Dich.
    Ich fühle mich momentan unsicher, das Ganze nur auf die rationale Willensbildung zu beschränken, nämlich nie wieder Alkohol trinken zu wollen, natürlich mit allem was dazu gehört. Die rationale Willensbildung hat mich schon mehrmals ziemlich im Stich gelassen, was den Alkoholkonsum angeht. Ich denke auch nicht, dass es von Gott oder einer übermenschlichen Macht gegeben ist, dass ich Alkoholiker geworden bin. Die Tatsache, das ich es bin, steht ausser Zweifel.

    Ich bin da sehr kritisch, bei nachträglichen Diagnosen. Lässt sich für mich nicht mehr zweifellos klären. Zudem, was ´war denn dann zuerst da? Alkoholismus oder die Diagnose?

    Hartmut Wenn Du mit Diagnose die Diagnose einer Störung meinst, dann war sie als Primärmeise zuerst da:)

    Ich konnte bei jeden Rausch mich in eine Lethargie oder Jammerzustand saufen. Durch das Trinken, aber nicht, weil irgendwas schon vorhanden war.

    Ich meine, dass das Trinken die Wirkung ist, aber mich beschäftigt die dazugehörige Ursache.

    Unabhängig davon bin ich davon abgekommen etwas vorzuschieben, was mich süchtig werden ließ. Wäre für mich eine Entschuldigung, erkrankt zu sein. Nein, mein Alkoholismus hat für mich ein Alleinstellungswert. Natürlich und unbenommen gibt es begleitende Umstände, die den Weg in die Sucht begünstigen.

    Damit sagst Du, dass die Suche nach Ursachen vorgeschobenen Entschuldigungen dient.
    Ich bekenne mich zu meiner Alkoholsucht um daraus heute den weiteren Weg zubestimmen und möchte wissen ob "begleitende Umstände", die mir nicht bewusst waren und sind, meinen neuen Weg beeinflussen. Ob ich das herausfinde weiss ich heute auch nicht, aber ein Versuch wäre es mir wert.
    Wenn ich ohne Ergebnis ende, dann gilt ab dem Punkt 0 (Beginn der Abstinenz) nur nach vorne zu schauen und das Beste draus zu machen und zu lernen, wie es noch besser im Sinne von "Absicherung der Abstinenz" gehen kann.

    Viele Grüße
    Nayouk

    Hallo Rennschnecke,

    da sprichst Du was Wahres an. Die körperlichen Mechanismen des Alkoholkonsums habe ich verstanden. Bei den psychischen stehe ich noch am Anfang.
    Depressionen, Angstzustände, das waren Begriffe unter denen ich mir nichts vorstellen konnte. Seit der Reha weiss ich, dass sie es auch bei mir gab,
    nur habe ich sie nicht als solche erkannt. Beide hatten mit dem Alkoholkonsum zu tun. Die Psyche entwickelt sich nach dem "letzten" Glas weiter. Das ist, was mich betrifft, momentan für mich noch schwer greifbar. Momentan überlege ich, ob ich mich in eine weitere Therapie als Teil der Nachsorge begebe. Damit meine ich, dass ich mir einen Therapeuten suche. Aber wofür ? Mit welchem Ziel ? Das werde ich gefragt werden. Wenn ich das Ziel definieren sollte, währe es momentan folgendes:

    1.) Habe ich eine "Primärmeise" (Buch "Alk"), soll heissen: gibt es eine psychische Belastung aus meiner Vergangenheit (Kindheit/Jugend etc.) die den Weg in den Alkoholismus zumindest geebnet hat. Wenn dem so ist, wüsste ich schon gerne, mit was ich es zu tun habe und was das für mich heute ohne Alkohol und in Zukunft bedeutet. Es gibt da ein paar Verdachtsmomente.

    2. Rückfallprävention. Wobei das Ergebnis aus 1.) ein Teil hiervon sein kann.

    Rennschnecke , da hast Du mit Deinem Post meine Gedanken wieder vorgeholt. Danke.

    Viele Grüße

    Nayouk

    Hallo Zusammen,

    danke der Nachfrage Paul_dry . Bis auf die Tatsache, dass ich heute beim Zahnarzt war geht's mir gut und das meine ich so und ist nicht nur so dahin gesagt.
    Ich lese hier momentan viel. Das THEMA, unser aller Thema, begleitet mich jeden Tag mal mehr mal weniger intensiv. Es ist viel Selbstreflektion dabei aber mit nach vorne gerichtetem Blick. Bei vielen lese ich hier und das geht/ging mir auch so, dass man das "neue" Leben erfährt und genießt aber da ist viel Ungeduld und Unruhe dabei.
    Ich für meinen Teil habe die diffuse Erwartungshaltung ggü. dem "neuen" Leben dahingehend verändert, dass ich jeden Tag bewusst froh bin, dass ich nicht mehr trinken muss, dass ich keine Entzugserscheinungen habe, dass ich wieder ganz ordentlich schlafe, dass die körperliche Energie langsam wieder zurück kommt, dass ich 5kg abgenommen habe, dass ich viel Zeit und Energie für alte und neue Dinge habe, dass der Kopf auch noch nach 18 Uhr klar ist, dass ich mich wieder auf Dinge fokussieren kann, dass Alltagsprobleme sich nicht zu unüberwindbaren Hürden aufbauen, dass ich nicht mehr lügen oder verheimlichen muss, dass meine Frau noch bei mir ist, trotz all dem was war, dass unsere Beziehung wieder harmonischer und erlebnisreicher wird.......Ich finde dann, dass es schon ganz schön viel ist, was sich verändert hat und was ich jeden Tag auf ein Neues erleben kann und dass es deshalb keinen Grund gibt um ungeduldig oder unruhig zu werde. All die positiven Veränderungen will ich als wachsendes fruchtbares Land sehen, worauf noch mehr gedeien kann, aber eben nicht gleich heute und auch nicht gleich morgen.

    Viele Grüße
    Nayouk

    Guten Abend Forum,

    Ich brauche ein Zahnimplantat und war zum Kostenvoranschlag und Vorbesprechung bei meinem Zahnarzt.

    Ja dein Zahnarzt. Einfach offen mit ihm sprechen .

    Das habe ich fast getan. Ich sagte ihm, beim Eingriff keine alkoholischen Substanzen.
    Er fragte warum. Ich sagte „ naja, da gibt es nur einen Grund“. Er: „ okay, verstehe“.

    Er hat das sehr gut gehandhabt und erzählte mir, dass es bei ihm im engeren Familienkreis auch einen Alkoholiker gibt, der auch abstinent ist, heißt, er ist bestens über die Krankheit informiert, also nicht nur aus zahnärztlicher Sicht. Er erwies mir seinen Respekt für meinen Schritt in die Abstinenz.

    Nachher habe ich mich geärgert, dass ich nicht klar heraus gesagt habe, dass ich Alkoholiker bin und so rumgeeiert habe. Das muss ich gegenüber Dritten noch lernen.

    Viele Grüsse

    Nayouk

    Hallo Paul,

    Glückwunsch zu 6 Monaten Abstinenz vom Alkohol👍

    dadurch ist mein leben nicht einfacher oder leichter. nicht mehr zu trinken heißt nicht automatisch, dass jetzt alles gut ist.

    Das sehe ich auch so. Das Leben geht weiter und die Probleme sind noch da, außer denen, die unmittelbar mit der Trinkerei zu tun hatten. Ich finde, dass es schon leichter, ist die Probleme anzugehen und zu lösen, nämlich mit klarem Kopf. Manchmal habe ich die Lösung vor lauter Problemen nicht gesehen. Kleinste Dinge wurden zum Problem oder gar Überforderung. Aufschieben, Wegtrinken war die vermeintliche Lösung und danach war es u.U. noch schlimmer, weil sich nun mal bestimmte Dinge nicht ewig aufschieben lassen. Dann kam auch noch der dadurch entstandene Zeitdruck dazu. Noch ein Problem mehr.
    Rückblickend betrachtet fällt mir nur ein, wie dämlich war das den. Aber es gab keinen anderen Weg, außer mit dem Alkohol aufzuhören. Alleine der Gedanke daran hat schon wieder zig Probleme mit sich gebracht.
    Heute haben wir den Schritt hinter uns. Viel Zeit, Energie ist plötzlich wieder vorhanden. Viele Aufgaben werden mit links erledigt. Ich empfinde es als unglaublich befreiend, die wiedergewonnene Freiheit.
    Das Hinterstübchen arbeitet, oder besser: verarbeitet. Ich sehe es als notwendig und hilfreich an, wenn es auch manchmal anstrengend und lästig ist. Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit🤓 DerSpruch kommt zwar aus einem anderen Kontext, passt aber hier auch, wie ich finde.

    Viele Grüsse

    Nayouk

    Hallo zusammen,

    Was mehr als froh und zufrieden zu sein sind denn deine Erwartungen?


    Wenn ich drüber nachdenke, bin ich froh und zufrieden. Trotzdem nervt die innere Stimme immer mal wieder, wie oben beschrieben. Glücklicherweise bin ich in der Lage mir die Zeit zu nehmen und die Abstinenz zu genießen. Es drängt mich keiner mehr, außer die innere Stimme und dann werde ich unruhig und fange an zu überlegen was alles getan werden kann.

    Antwort an Stern
    Froh und zufrieden zu sein ohne die innere Stimme, diesen nervigen Antreiber im Ohr, den ich von früher noch kenne.

    Hört sich irgendwie komisch an aber ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll.

    Man könnte auch sagen, mir fehlt die Gelassenheit, froh und zufrieden die jetzige Zeit zu genießen und abzuwarten, wie es sich entwickelt. Aber vlt. stellt sie sich mit der Zeit ein.

    Viele Grüsse Nayouk

    Hallo Stern,

    Wie ist denn deine Erwartung, wie sich das anfühlen sollte? 🤔

    Da stellst Du die richtige Frage, so ähnlich wie Hartmut.
    Ehrlich gesagt kann ich sie nicht beantworten. Ich fürchte aber, dass es eine Erwartungshaltung wie in meinem früheren Leben ist. D.h. Ich selbst hatte einen Anspruch an mich selbst, der mich immer an die Grenzen gebracht hat.Man kann auch sagen, mein Umfeld hat mir sicherlich Stress gemacht, aber den größten Stress habe ich mir selbst gemacht. Warum sage ich „….ich fürchte…“, weil es genau die Erwartungshaltung ist, die es mit befördert hat, dass ich heute Alkoholiker bin. Das ist nicht gut.

    Danke für die Frage.

    Viele Grüsse

    Nayouk

    Guten Abend,

    Seit 2,5 Monaten bin ich nun abstinent. Es fühlt sich gut an, wenn da nicht immer die innere Stimme wäre: „ … Du kannst doch nicht immer nur da sitzen und im Forum lesen. Was ist mit deiner ToDo Liste. Die Fortschritte sind bescheiden… !“
    Dabei mach ich ja einiges. Ich gehe mit einem Hund spazieren ( leider nicht mein Hund), bin im Fitnesstudio, früher ein NoGo, bin heute bei dem frühlingshaften Wetter 40km Rad gefahren. Warum kommt diese innere Stimme ? Meine ToDo Liste enthält kleinere Projekte z.B. am Haus, die ich die letzten 12 Monate gemieden habe und wenn ich etwas gemacht habe, habe ich mich mehrmals mit Alkohol dabei belohnt. Es liegt wohl an der Verbindung der Projekte zum Alkohol. Ich denke ich muss einfach mal anfangen, dann werde ich merken, dass es mir viel leichter von der Hand geht und wenn es geschafft ist, dann sollte es ja auch ein befriedigendes Gefühl sein. Ich merke aber auch, dass ich die Zeit hier brauche. Ja nichts verschleifen lassen und unachtsam werden, dann lieber ein Projekt auf später verschieben, in der Hoffnung, dass die innere Stimme dies auch akzeptiert.
    Ich habe wirklich allen Grund über meine Abstinenz und der wiedergewonnenen Freiheit froh und zufrieden zu sein. Aber die Erwartung, wie es sich anfühlen sollte, stimmt mit der Wahrnehmung, wie es sich anfühlt, nicht überein und das macht unzufrieden. Es ist wohl Teil des Trocknungsprozesses und wenn dem so ist, will ich es aushalten. Aber wie lange ? Wann bin ich so trocken, damit es im Einklang ist.

    Gruß Nayouk

    Hallo viholi,

    Bin ich denn entzügig, wenn ich einen Rückfall hatte? Also ich denke körperlich nicht, psychisch vermutlich schon weil ich die Sucht habe durchkommen lassen?

    Ich bin kein Arzt und verstehe aber auch Deine Differenzierung zwischen körperlich und psychisch nicht.

    2020 machte ich eine ambulante Reha wegen Alkoholabhängigkeit, die mir auch gut geholfen hatte. Ich erlangte 2022 meinen Führerschein wieder

    Ich nehme mal an, das war 2020 ein Entzug wegen Alkoholabhängigkeit, also Entgiftung, Entwöhnung. Die Sucht ist aber immer noch da, nur wurde sie zum Stillstand gebracht. Trinkt der Alkoholiker wieder, geht die Suchtspirale weiter. Schon einige Male habe ich hier gelesen, dass es dann u.U. noch schlimmer wird. Du hast Dein Körper erneut mit dem Suchtmittel versorgt und entziehst ihm jetzt wieder den Alkohol und darauf reagiert er körperlich und psychisch. Wie Seeblick schreibt: mach Dir keinen Stress. Bleibe auf Deinem Weg und gib Dir Zeit.
    Ich hatte noch keinen Rückfall, ist aber nach 2 1/2 Monaten auch nicht sonderlich toll. Ich weiß nur, dass es zu heute keine Alternative gibt. Wieder als selbstbestimmter Mensch zufrieden leben oder dem Tode entgegengehen. Damit ist für mich die Entscheidung klar und für Dich ja auch wie ich meine herausgelesen zu haben.

    Viele Grüsse

    Nayouk

    Hallo Viholi,

    Für den Körper und die Psyche ist der Entzug von Alkohol max. Stress.
    Es gibt den Begriff der Suchtverlagerung.

    Bei mir in der Reha, ich rauche selbst (noch), habe ich festgestellt, dass ich eher weniger rauche.
    Die Zigaretten haben immer nur richtig mit Alkohol geschmeckt. Geraucht habe ich aber noch und ich wollte mich keinem doppeltem Entzug aussetzen, wofür die Ärzte auch Verständnis hatten.
    Es wurde aber berichtet, dass viele 2-5fache rauchen ggü. vorher. Allerdings war es eine Suchtklinik in der auch Patienten mit Drogen- und Tablettensucht waren.

    Bei mir kam sehr schnell der Appetit zurück und ich konnte ordentlich essen. Bei ständigem Bier Konsum auch tagsüber hatte ich keinen Appetit. Essen war eher lästig. Auch mein derzeitiger Konsum von diesen kleinen Schokoladenriegeln ist bemerkenswert. Da kommt es auch fast zu Kontrollverlust🙄Vorher habe ich so gut wie keine Süßigkeiten zu mir genommen. Ich versuche beides zu kontrollieren und zu reduzieren was bisher auch ganz gut gelungen ist, aber anstrengend. Aber das kenne ich ja schon.
    Saufdruck hatte ich vor der Reha, wenn ich meinen Alkoholpegel durch Umstände nicht halten konnte und Entzugserscheinungen hatte.

    Viele Grüsse Nayouk

    Aber ich trinke Einschlaftee aus der Drogerie und nehme Baldrian.

    Genau das meinte ich damit. Ich bin auch gegen 21 Uhr ins Bett gegangen, aber nur weil ich an dem Tag nicht mehr trinken konnte und wollte. Wenn es bei Dir ohne Alkohol auch so ist, dann könnte es sein, dass Du Dir den Tag über zuviel zumutest. Ich gehe heute zw. 23 und 0 Uhr ins Bett und komme damit bis in den frühen Morgen.
    Vlt. findest Du einen Weg, ein zwei Gänge runterzuschalten und dafür später ins Bett zu gehen. Dann passt der Schlafrythmus auch besser zum Tag- Nachtrythmus.

    Habe gelernt, auch negative Gefühle mal auszuhalten. Sie steigern sich nicht ins Unermessliche, sondern flachen nach einer Zeit der Wahrnehmung von selbst wieder ab.

    Bei mir war es die Auseinandersetzung mit dem "was war", dem Jetzt und was kommt auf mich zu und was kann ich jetzt schon tun um mich darauf vorzubereiten. Manchmal kam ich auch nicht weiter und habe mich lang im Kreis gedreht. Am nächsten Tag sah es manchmal schon viel besser aus. Es hat sich aber gelohnt, auch wenn es mühsam war und immer noch ist, es ist notwendig. Da fällt mir der alte Spruch ein: "Ich habe keine Zeit die Säge zu schärfen, ich muss Bäume fällen".

    Du schreibst, dass Du selbstständig bist und vieles aufarbeiten musst. Das kann ich gut verstehen. In meiner Zeit des Trinkens war ich aber unglaublich ineffektiv. Jetzt merke ich mit der Zeit, dass viel Zeit und Energie zurück kommt aber eben nicht von heut auf morgen. Einen Teil der Zeit widme ich dem Gedankenkarusell damit es irgendwann sich nicht mehr so schnell dreht.

    Viele Grüsse Nayouk

    Hallo Happy,
    in der Reha, Entgiftung war schon durch, die unterstützenden Medikamente waren schon fast ausgeschlichen, hatte ich massive Schlafprobleme.
    Meine Ärztin meinte dann, kein Schlaf geht gar nicht, es ist eine wichtige Komponente der Erholung gerade jetzt. Darauf hin bekam ich Tropfen für den Schlaf.
    Als ich mit einem "Mithäftling" ;) über die Tropfen sprach, meinte er: "Geht bei mir gar nicht, da zerlege ich nachts mein Zimmer". Ich habe es trotzdem ausprobiert.
    Mein Zimmer stand zwar noch, aber ich hatte schlimme Alpträume, Thema immer Alkohol. Nach zwei Nächten wieder abgesetzt. Es wurde besser, Träume hatte ich aber noch.

    Meine Erkenntnis dazu war aber auch, dass ich in der Reha sehr viele Eindrücke und Themen täglich verarbeitet habe/musste und ich habe mich bewusst in den 4 Wochen Reha oft mit mir selbst beschäftigt. Ich hatte keine Lust auf TV oder Radio oder sonst etwas. Die jüngeren haben abends Video- und Spieleabende gemacht. Das war mir alles zuviel. Ich habe viel geschrieben und drüber nachgedacht und zwischendurch Spaziergänge gemacht.
    Die Psyche wird durch den Entzug und die Therapien ziemlich angefasst und eine weitere Verarbeitung findet nachts im Schlaf statt. Ich habe dann auf sanftere Schlafhilfen zurückgegriffen, mit denen ich bis heute gut klar komme. Träume sind jetzt eher selten. Jetzt ist diese Forum mein Medium für die Auseinandersetzung und ich bin froh, dass es existiert. Es ist eine tägliche Gewohnheit hier zu sein und dadurch findet meine Auseinandersetzung mit dem Thema Alkoholsucht permanent statt.

    Viele Grüsse

    Nayouk

    Guten Morgen Maerchenfee ,

    So geht es mir im Moment auch. Ich finde das merkwürdig. Jetzt, wo ich mich gesund ernähre, regelmäßig Fahrrad fahre und mich bewege, habe ich das Gefühl, dass es körperlich schlechter wird, als vor dem Alkoholentzug. Genauso wie bei dir machen wir die Muskeln und Verspannungen und Steifheit arge Probleme.

    Ja genau so. Ich mache Walking, fahre Fahrrad, gehe sogar das erste mal in meinem Leben ins Fitnesscenter und die Zipperlein kommen über Nacht. Geistig, ich habe einen Gedanken, dass ich etwas tun sollte, stehe auf, gehe woanders hin und frage mich dann was ich eigentlich hier wollte. Hierfür hab ich mal gelesen, man soll wieder zurück an den Ort des Gedankens und dann fällt es einem wieder ein. Funktioniert tatsächlich.

    Hier habe ich schon öfter gelesen, dass es ein Jahr dauert, bis man wieder auf allen Ebenen fit ist. So wie Elly es in Deinem Fädchen beschreibt, es braucht seine Zeit. Nach jahrelangem Alkohol Stress und eine Gewöhnung daran braucht es wohl mehr als nur ein paar Wochen, damit Seele, Geist und Körper wieder ins Lot kommen. die Zellen des Körpers haben ja heftig reagiert wenn sie keinen Stoff mehr bekommen haben. An diesen Dauerzustand müssen sie sich erst gewöhnen und sich umstellen. Ich versuche dran zu bleiben. Wenn ich jetzt mit dem Hund zwei Minuten leicht joggen kann ist das schon toll.

    Hallo Hartmut ,

    ich schätze Deine Haltung und Kommentare sehr. Momentan kann ich sie für mich leider(!) nicht vorbehaltlos übernehmen.
    Ja, man muss nicht gleich hinterm Steuer oder hinterm Knüppel sitzen und Personen befördern.
    Es gibt Berufe in denen man eine Zulassung erlangen muss und Teil der Zulassung ist ein personenbezogener Fragebogen
    und da wird sowas Ähnliches gefragt wie: "Hatten/Haben Sie einen problematischen Umgang mit Alkohol ?". Man muss die Frage nicht beantworten,
    sollte es aber tun, wenn man das Zertifikat haben möchte. Weiter möchte ich hier nicht gehen. Vlt. ein Thema für den geschlossenen
    Bereich.

    VG Nayouk

    …..ich bin alkoholiker-punkt, scheue ich mich auch noch, und das ärgert mich ganz gewaltig. und zeigt mir auf der einen seite, wie tief dieses gesellschaftliche klischee in mir drin steckt und wie wie ich mich andererseits damit schwer tue, meine krankheit öffentlich zu machen.

    Es geht mir ganz genauso.
    Aber es ist für mich nicht nur eine Frage konsequenter Haltung , wie es Hartmut propagiert, sondern es muss auch zur persönlichen Situation passen. Z.B. es gibt nun mal Berufe, da ist ein Alkoholiker ein NoGo und obwohl er trocken ist wird er anders bewertet, z.B. Kraftfahrer, Zugführer und Piloten. Dies kann berufliche Konsequenzen haben. Es gibt bestimmte Bereiche bei mir, da möchte ich es nicht kund tun , z.B. das berufliche Umfeld. Oute ich mich aber in anderen Bereichen, z.B. Freundeskreis um das Rotweinsossen-Problem erst gar nicht zu bekommen, dann muss ich damit rechnen, dass es auch im beruflichen Umfeld bekannt wird, wo ich es genau dort nicht haben wollte. Das ist die Krux.

    ich finde, essenseinladungen sind der gute test, wo man gerade steht. lässt du die rotweinsauce einfach weg oder sagst du's vorher, dass du die nicht willst. ich sag's mittlerweile, aber ich begründe es nicht.


    Wenn das Wildgulasch schon fertig in der Soße schwimmt, wird’s mit dem Weglassen auch schwierig.

    Liebe Grüsse Nayouk