Alkoholismus des Partners akzeptieren?

  • hallo markus,

    ich denke, dass muss jede(r) co für sich entscheiden. es gibt welche, die können auf dem pulverfass leben, finden sich damit ab, die alternative der trennung scheint ihnen noch schlimmer als das ertragen... kann man hier alles nachlesen.

    die frage ist ja auch, ob man die krankheit bei dem trockenen partner akzeptiert, oder das trinken des nassen partners. mit ersterem könnte ich leben, mit letzterem nie. dabei würde ich mich verraten und daran zu grunde gehen. das ist mir kein mensch der welt wert.

    lavendel

  • Hallo Markus,

    als ich hier her kam, wusste ich nichts über die Krankheit meines Mannes.

    Ja, ich wusste nicht einmal, daß er krank ist.

    Ich wusste, er trinkt zuviel und ich wollte nicht jeden Abend einen besoffenen Mann neben mir auf dem Sofa haben.

    Das war alles!

    Als alle mir geraten haben, trenne Dich von ihm - er wird nicht aufhören, solange Du bei ihm bist, konnte ich es nicht verstehen.

    Ich dachte, ich liebe ihn doch und er liebt mich..... es muss doch einen Weg geben.

    Aber es gab keinen Weg und je länger ich hier gelernt habe, desto weniger konnte ich mit seinem Alkoholkonsum umgehen.

    Mittlerweile wusste ich, daß ich ihn ja unbewusst sogar noch bestärke zu trinken.

    Warum sollte er etwas ändern, wenn ich doch da war und ihm den Rücken freigehalten halte.

    Es wurde ein ewiges rumgeeire, auf beiden Seiten, bis ich mich tatsächlich dazu durchgerungen habe, ihn zu verlassen.

    Ich wusste zu dem Zeitpunkt, sollte er sich wirklich totsaufen, hätte ich zumindest eine Mitschuld. Das wollte ich nicht!!!

    Heute weiß ich, daß mein Mann krank ist. Auch wenn er jetzt nüchtern ist, so trägt er doch diese Krankheit sein Leben lang mit sich und ich habe es akzepitiert.

    Aber es war ein sehr, sehr langer Weg dahin!

    Heute würde ich alles tun, ihn in seiner Nüchternheit zu unterstützen, aber ich würde nicht bei ihm bleiben, wenn er wieder trinken würde.

    Keine Ahnung, ob meine Gedanken jetzt am Thema vorbei gehen, aber das ist mir jetzt dazu eingefallen.

    Lieben Gruß
    Speedy

  • Hallo Ihr alle! Also, ich glaube, dass es genau andersherum ist als normalerweise beim Begriff "Akzeptieren": Wenn man beim alkoholkranken Partner und/oder Mutter/Vater bleibt, dann akzeptiert man diese Krankheit eben gerade NICHT. Im Gegenteil: Man schiebt sie weg, redet sich ein, "es ist ja alles gar nicht so schlimm, weil .... " oder man sucht nach Gründen für das Trinken, in der Regel bei sich. Das kann man gerade bei uns "Kindern" wahnsinnig oft nachlesen. Auf jeden Fall vertuscht man nach außen das Trinken, stützt den Trinker damit in seiner Sucht, tut also eigentlich alles, damit alles so bleibt wies immer war. :cry:

    Und ich denke, das ist nicht der Sinn davon, eine Krankheit "zu akzeptieren". Wenn ein unheilbar Kranker seine Krankheit annimmt, heißt das doch nicht, dass er aufgibt, oder? Das heißt doch dann eher: "Ich habe meinen Frieden damit gemacht, nütze die Zeit, die mir noch bleibt, lebe intensiver, usw." Das heißt, auch hier hilft sich ein Kranker im Endeffekt dann selber. Und auch erst dann kann man als Mitbetroffener helfen, indem man einfach da ist. Aber genau das tut man doch als Co-Abhängiger gerade nicht, wenn man den Alki in seiner Sucht stützt. Man übernimmt ja praktisch seine Sucht.

    Ich bin der Meinung, dass die Erkenntnis, dass Alkoholismus eine selbstbestimmt Krankheit ist, dabei hilft, zu akzeptieren, dass man als Co eben nichts tun kann. Und genau das macht es ja so schwer. Man kann dem Süchtigen nicht helfen, SOLANGE sie sich nicht selber helfen wollen!!!

    Das versteh ich mittlerweile unter Akzeptieren. Ist das verdreht?

    tini

    Kleine Schritte sind besser als gar keine!

  • Niemals würde ich es akzeptieren, dass er seiner Sucht weiter frönen kann.

    Selbst wenn ich damit klarkomme, mich abgrenze und dieses Thema dann "tabu" ist.

    Warum ? Ganz einfach, die Spirale dreht sich ja weiter. Der trinkende Part fühlt sich wieder angenommen, sicher und langsam aber stetig wird sich auch die Alkoholmenge dabei erhöhen. Und irgendwann kann man dann auch nicht mehr darüber stehen und es stillschweigend weiter akezptieren.

    Das wäre ja nur eine weitere Täuschung und auch Verlängerung des Leidensweges beim trinkenden Part.

    Ich habe dies 2 Jahre mit durchgestanden - mit Trinkpausen, mit WG-Therapien, eine Entwöhnungstherapie; ich habe mich zurückgenommen, ich habe Gelassenheit gelebt - ich habe das alles durch !

    Schlussendlich fruchtet nur Konsequenz. Konsequenz die am Anfang weh tut, die aber dazu führt, das der trinkende Part wenigstens ans Denken kommt, sich mit sich selber auseinander setzen muss um dann zu entscheiden, was für ihn wichtiger ist. Partnerin, Familie oder der Alk.

    Und diese Entscheidung muss er ganz allein treffen.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Hallo und guten Morgen,Ihr lieben!

    Hierzu kann ich als Alkoholiker nur sagen,wenn Ihr bleibt,verlängert Ihr nur eure Leidenszeit,und die des trinkenden Partner's ebenso!!

    Denkt an euch,auch wenn es schwer fällt,lasst los,und beobachtet ob der trinkende Partner zu Veränderungen bereit ist,denn auch Ihr,habt nur das eine Leben!!!!

    Lieben Gruß,Andi

  • Hallo,

    also ich akzeptiere das mein Mann trinkt, er ist krank und will sich nicht helfen lassen.

    Aber dadurch ist für mich auch klar das ich nicht mit ihm leben kann und will. Genauso kann er seine Kinder dadurch nicht sehen.

    Ich habe für mich akzeptiert das ich mein Leben allein leben werde und mich nicht weiter krank machen lasse.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hier ein paar meiner Gedanken zur Krankheit.


    Zitat

    Vielleicht liegt im Annehmen der Krankheit des Partners auch ein Stueck Kraft, ihn besser loslassen zu koennen?

    Das bringt es meiner Meinung nach auf den Punkt Currlinger, das ist unumgängliche Voraussetzung dazu.

    Dazu gehörte für mich auch folgendes:

    Ich habe mich hier umfassend über die Krankheit Alkoholismus informiert.
    Dabei habe ich erkannt das ich absolut machtlos dem Alkohol gegenüber bin und es keine Abstufungen von süchtig sein gibt (ich hatte z.b. die naive Vorstellung ein Junkie sei süchtiger als ein Alkoholiker weil die körperliche Abhängigkeit schneller und stärker ist).

    In vergangenen Jahren bin ich immer wenn es mir schlecht ging mal zu Al-Anon gegangen. Das mein Partner krank ist hatte ich schon verstanden, aber das ich auch krank bin nicht, ebenso wenig wie ich vor dem Alkohol kapitulierte. Das gehört ganz wesentlich auch dazu - nicht nur der Partner ist dem Alkohol gegenüber machtlos sondern ich auch.


    Ich erkannte das die Sucht eine unpersönliche Krankheit ist und hörte auf mir Fragen zu stellen über:

    Warum tut er das wenn er mich doch angeblich liebt.

    ....also verstand ich, dass die Sucht stärker ist als die Liebe und das sein Reden und Handeln vollkommen suchtgesteuert waren.

    Man könnte meinen, ich würde ihn damit nicht mehr für voll genommen haben, aber das Gegenteil war der Fall. Endlich akzeptierte und respektierte(!!!) ich die Krankheit meines Partners.

    Das versetzte mich in die Lage mich mir selber zuzuwenden, eine mögliche Fortführung der Beziehung zu einem späteren Zeitpunkt (eine Beendigung auf immer erschien mir wie vielen hier zu schmerzhaft) gelassen in Aussicht zu nehmen und mich endlich als eigenständige Person wahrzunehmen die das Leben an der Seite eines nassen Alkoholikers für sich ausschliesst.

    Ich halte es inzwischen für anmassend und aussichtslos einem Alkoholiker das Trinken verbieten oder ausreden zu wollen.

    Andererseits habe ich endlich von mir beriffen, dass ich mir einen Partner unterbewusst auch unter dem Aspekt gesucht hatte, weil er als nasser Alki nicht wirklich für eine Beziehung zur Verfügung stand und mir auch nicht überlegen sein konnte. Ich hatte panische Angst vor echter Nähe und ich war der Kontroller in der Beziehung.

    Also meine eigenen kranken Anteile haben mich jahrelang in einer Beziehung bleiben lassen die mir und den Kindern nicht gut tat, weil ich es unbewusst so wollte (und natürlich auch die 'Sicherheit' des Bekannten hatte - co-sein von der Pike auf gelernt). Das hat mit Liebe nix zu tun, das ist genauso krank wie saufen, nur das man es nüchtern erleben muss.

    Mein Partner war besoffen vom Alkohol und ich war besoffen von ihm.

    Zweimal ist er in eine LZ gegangen weil ich sagte: Der Alkohol oder ich.

    Das ist wieder so ein Bumerang, es funktioniert nicht.

    Hier habe ich gelernt die Krankheit meines Partners wirklich zu akzeptieren und nicht nur zu konstatieren das er krank ist. Jede Aktion die ich danach gestartet habe, tat ich um meiner Selbst willen. Er konnte mit mir über nichts mehr verhandeln - was hiess - in einer Wohnung nur noch wenn er trocken ist und bleibt.
    Indem ich meine seelische und geistige Gesundheit an die erste Stelle setzte, übernahm ich endlich Verantwortung für mich und gab ihm die seine wieder.

    Ich konnte so auch distanzierter und wieder freundlicher sein - alles kann, nichts muss. Was ich früher unter dem Deckmäntelchen der Liebe mit ihm gemacht habe, war alles Hilflosigkeit, Wahnsinn und meine Sucht.

    Als er dann ankam und mich bat ihn ins Krhs. zu bringen, konnte ich das gerne tun.

    Den Anfang schaffte ich durch die Kinder, hatte ich auch keine Ahnung von Eigenverantwortung, so wenigstens noch einen Schimmer das es für sie eine Zumutung war (wie sich das für ein Kind anfühlt wusste ich ja ansatzweise - es macht Angst. Ansatzweise deshalb, weil bei uns zuhause das offensichtliche zu 100% totgeschwiegen wurde.).


    Wenn also beide solchermaassen trockengelegt sind, der eine vom Alkohol und der andere von seiner Beziehungssucht, dann kann man überhaupt mal über Liebe reden. Das ist Arbeit - ich darf das gerade erleben.

    Sich gleichzeitig um die eigenen und die Gefühle des Partners zu kümmern geht nicht. Das schliesst sich gegenseitig aus.


    Zum Loslassen gehört - die Krankheit zu akzeptieren und durchaus auch zu Lieben, aber ohne die Qualen der Verstrickung.
    Weil ich meinem Partner sein Seilende zuwarf und ihm damit ermöglichte seinen Schlamassel selbst auszubaden und die Folgen zu tragen.


    Ich wusste schon lange das mein Partner krank ist, aber nichts wirklich reeles was Sucht wirklich bedeutet.
    Es machte mir Mut hier zu sehen wie man erst anders handelt, dann sein Denken und Fühlen verändert. Zuvor hatte ich es immer in der anderen Reihenfolge versucht und bin regelmässig daran gescheitert.

    Vor Augen selbst zugrunde zu gehen (und das ganz unpersönlich durch eine unpersönliche Krankheit) kam ich an meinem Tiefpunkt auf der Suche nach Hilfe hierher und hier durfte ich im Turbotempo ein paar wesentliche Vorraussetzungen und Bausteine für mein 'trockenes' Leben lernen. Dafür bin ich sehr dankbar.


    Liebe Grüsse smilla

    ---------------------------

  • Hallo,

    irgendwann in den letzten Jahren wurde es für mich klarer und klarer, dass mein Mann ein Alkoholproblem hat, irgendwann dachte ich, er ist Alkoholiker. Er hat das damals natürlich nicht zugegeben. Ich wusste nichts über diese Krankheit, über Entstehung, Auswirkung, was im Körper oder im Kopf desjenigen so abgeht. Ich dachte damals, er ist zu schwach zum Aufhören, er hat keinen Willen dazu, er erachtet mich und unsere Familie als wertlos usw. Irgendwann wurde mir immer mehr klar, dass ich so nicht weiterleben wollte und konne. Da fing ich an, mich zu informieren, fand dann auch dieses Forum - was für ein Glück für mich!

    Ich lernte, dass Alkoholsucht eine Krankheit ist, genauso wie meine Co-Abhängigkeit. Ich begriff, was in meinem Mann teilweise vorging und ich erkannte, dass ich nicht dafür verantwortlich bin! Ich begann, anzunehmen, zu akzeptieren, dass ich nicht meinen Mann ändern kann, dass es seine eigene Entscheidung ist, wie er sein Leben leben möchte! Ich entschied für mich, dass mein Leben anders aussehen sollte, als an der Seite eines stinkenden, benebelten und zunehmend unberechenbaren Mannes! Ich konnte endlich loslassen, mein Leben in die Hand nehmen. Ich habe mich räumlich getrennt, mein Mann hat dann eine Entgiftung gemacht, eine Therapie und ist nun seit fast 8 Monaten trocken.

    Inwischen können wir gut miteinander auskommen. Ich habe großen Respekt vor seiner Krankheit und freue mich für ihn, dass er sie zum Stillstand bringen konnte. Ich habe es akzeptiert, dass er diese Krankheit hat. Und dass es nie eine Garantie dafür gibt, dass sie ihn wieder überrollt. Aber ich weiß, dass es seine Entscheidung sein wird. Meine Entscheidung heißt dann, dass ich den Kontakt zu ihm einstellen werde!

    So, und nun werde ich gleich mal zu einem schönen Spaziergang aufbrechen. Ich habe mich vorhin mit meinem Mann dazu verabredet. Wir wollen gemeinsam dieses schöne Sonnenwetter genießen, was endlich hier mal ist. Heute....

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Zitat von currlinger

    Hallo Diandra,

    erlaube mir etwas Haarspalterei. Du schreibst:


    Und ich wollte fragen, ob Du "akzeptieren" nicht mit "tolerieren" verwechselst. Wenn Du geschrieben haettest: Niemals ich wuerde ich es gut finden, dass er seiner Sucht weiter froenen kann.", wuerdest Du Dich weigern, seine Sucht zu tolerieren. Ich denke, das ist auch in Ordnung so. Du schreibst aber, dass Du seine Sucht niemals akzeptieren wirst. Das klingt fuer mich so, als wuerdest Du schreiben: "Niemals werde/will ich verstehen, warum er seiner Sucht weiter froenen muss."

    Markus

    Hallo Markus,

    Du hast recht hab mal wieder schneller weitergedacht als geschrieben :roll:

    Eigentlich meinte ich, dass ich es nie wieder akzeptieren würde dass er trinkt, wenn er mit uns zusammenlebt. Das könnte ich einfach nicht mehr tolerieren.

    Natürlich weiß ich, was Sucht bedeutet und das er da weiter trinken muss, wenn er sich nicht Hilfe sucht und von sich aus aufhören will zu trinken.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Hallo Markus !!!

    Ist eine prima Idee das Thema mal zur Diskussion zu stellen.

    Was ziehst Du daraus an neuen Erkenntnissen für Dich ??

    Lieber Markus, bitte schreib keine mail an F. mit den Worten, du könntest mit Ihrer Alkoholabhängigkeit zwar nicht leben, sie aber akzeptieren.

    Tu Dir das nicht an !!

    Liebe Grüße


    Emma

    In every heart, there ist room - A sanctuary safe and strong
    To heal the wounds of lovers past - Until a new one comes along

    (Billy Joel)

  • Hallo Markus, schon interessantes Thema.
    Ich glaube, das man in einer Partnerschaft mit einem Alkoholiker unwillkürlich früher oder später akzeptieren 'muß', dass er abhängig ist.
    Und hat man das erstmal akzeptiert muß man auch 'erkennen', dass ein nasser Alkoholiker auch garnicht beziehungsfähig ist.
    Es werden hier im Forum ja schon alle Gründe dafür genannt: Der Alkohol steht für ihn immer an allererster Stelle. Nasse Alkoholiker tuen Dinge, die dem Partner/ der Familie weh tun: Lügen, Betrügen, Unzuverlässigkeit, Beschimpfungen, Schuldzuweisungen, Streitereien, Gewalt, Aggression, Desinteresse, Unlust, Geldverschwendung...
    Das sind ja ziemlich schlechte Voraussetzungen für ein funktionierende Beziehung. Es sei denn man ist außerordentlich tolerant. Scheint hier aber niemand zu sein. Warum auch, wer will schon ein Leben lang den Mülleimer für den Partner spielen.
    Akzeptieren heißt für mich ja erstmal erkennen, dass es so ist. Erst wenn man es akzeptiert hat und nciht mehr darüber diskutieren muß, ob und wie stark süchtig der Partner ist kann man überlegen was zu tun ist.
    Tatsache und ebenfalls zu akzeptieren ist dann ja auch, dass der Betroffene selber entscheiden muß an seiner Sucht zu arbeiten, also seinen persönlichen Tiefpunkt erreichen muß.
    Ich glaube, dass dies eigentlich der schwierigste Punkt für den Coabhängigen ist, der zu akzeptieren gilt. Denn der Coabhängige strebt danach diesen Zustand so schnell wie möglich zuereichen und die Abhängigkeit damit zu beenden, damit er wieder einen normal funktionierenden Partner hat und auch das eigene Leid beendet ist. Der Abhängige dagegen will das erstmal überhaupt nicht. Erst dann, wenn er unter sich selbst anfängt zu leiden. Da hilft der Alkohol ja erstmal kräftig dies zu vermeiden. Logisch ist dann ja , dass der Partner/ Coabhängige in der Regel zuerst leidet, es sei denn das der Abhängige schon durch Verlsut von Arbeitsplatz , Geld usw seinen Tiefpunkt erreicht hat. Nun kann durch eine Trennung auch der Leidensweg des Abhängigen hervorgerufen werden. Das ist ja wohl die größte Hoffnung, die wohl aber auch leider nicht immer klappt. Oftmals ist die Liebe zum Alkohol noch immer größer. Daher finde ich, ist es auch wichtig zu erkennen, dass man diesen Schritt nicht deshalb tut, um den Partner in die Trockenheit 'zu erpressen' und ihn damit unter Druck zu setzen, sondern man diesen Schritt deshalb tut, um sich aus seinem eigenen Leid zu befreien.
    Denn wenn man diesen Schritt mit so großen Erwartungen koppelt und hinterher doch enttäuscht wird erfährt man ja wieder neues Leid.
    Daher finde ich es auch nicht so passend, wenn man einem Coabhängigen immer sagt, dass er damit die Abhängigkeit des Partners noch unterstützt, auf der anderen Seite aber gesagt wird, dass der Abhängige selber für seine Krankheit verantwortlich ist. Ich finde es ist eine ganz schöne Belastung, wenn man das auch noch aufgebürdet bekommt.
    In einigen Fällen ist vielleicht auch eine Trennung garnicht notwendig, weil der Partner selber schon eingesehen hat, dass er Schritte unternhemen will und man kann ihn darin unterstützen.
    Ich sehe es in einigen Fällen zwar ein, dass eine Trennung die beste Lösung ist, aber ich finde es ist auch nicht immer das Patentrezept.
    In erster Linie würde ich zu einer Trennung raten, wenn der coabhängige Partner so sehr leidet, dass er mit den Tücken des Alkoholikers nicht umgehn kann, wenn er mit ihm zusammen wohnt oder auch wenn Kinder mit ihm Spiel sind, weil es für sie eine furchtbare Zumutung ist und sie dem ganzen unfreiwillig ausgesetzt sind.
    Ich finde, das sind die wesentlichsten Dinge, die man im Zusammenhang mit einem Alkoholabhängigen akzeptieren sollte.

  • Hallo Markus,

    Zitat

    Warum fehlt die Einsicht bei Alkoholkranken, dass sie krank sind so stark? Warum verheimlichen, verharmlosen und verdraengen sie ihre Krankheit? Neben anderen wichtigen Faktoren, erklaere ich mir die Weigerung aufzuhoeren mit der Angst des Alkoholkranken vor der Resignation, vor dem Nicht-Aufhoeren-Koennen. Das klingt paradox und absurd: aus Angst nicht aufhoeren zu koennen weiterzutrinken. Aber mal vom alkohol abgesehen ist das doch ein typisch menschliches Verhalten, was jeder von uns bestimmt schonmal durchlebt hat, um sich am Schluss an den Kopf zu fassen. "Schnaps ist ehrlich" heisst es immer wieder und ich denke, dass ein Alkoholkranker, der diesen doofen Spruch fuer sich als richtig empfindet, es als "ehrlicher" empfindet sich zu Tode zu saufen, als sich staendig dem Karusell aus Enttaeuschung und "falschen" Hoffnungen auszusetzen.

    Jemand der alkoholabhängig ist, der denkt nicht so wie Du oder ich. Ich war oftmals schockiert über die Gedanken und das Verhalten meines Mannes während seiner nassen Zeit. Ich konnte das nicht nachvollziehen, auch nicht wenn ich mich noch so sehr bemühte ihn zu verstehen. Bei meinem Mann trat das sehr deutlich hervor das er in einer "anderen Welt" als ich lebte. Das kann man sich so gar nicht vorstellen, außer man erlebt es unmittelbar mit. Für mich ist Alkoholismus eine sehr schreckliche Erkrankung und ich habe für mich verstanden das ich einen Kampf gegen den Alkohol nur verlieren kann, das ich mich nur selbst in Sicherheit bringen kann um nicht in der "anderen Welt" verrückt zu werden. Der Alkoholkranke zieht einen mit in "seine Welt", in eine Welt in der nur noch der Alkohol wichtig ist und über allem steht, alles andere ist lästig und unwichtig.

    Ich versuche nicht mehr zu verstehen warum mein Mann so und so war als er noch getrunken hatte, weil ich das nie verstehen kann als Angehörige, weil es nicht zu verstehen ist. Um verstehen zu können müsste ich selbst Betroffene sein und wäre ich Betroffene dann würde ich vieles von meinem Verhalten nicht mal ansatzweise mitbekommen, eben weil ich in einer "anderen Welt" wäre!

    Ich kann nur jedem von Euch hier wünschen das ihr rechtzeitig genug die Kurve bekommt, bevor ihr Live- Einblicke in die Welt des Alkoholismus erhaltet. Denn diese Einblicke werden Euch an Eure Grenzen bringen.

    Viele Grüße von
    Ingane

  • Hallo Markus,

    Beiträge hier im Forum, ob nun von trockenen Alkoholikern oder Angehörigen sind nicht das gleiche als wenn Du es selbst erlebt hast! Berichte darüber zu lesen ist nicht das gleiche als wenn der Betroffene mit Dir alleine "beschäftigt" ist!
    Vielleicht ist es Dir möglich Dich in diese Welt zu versetzen, nur was willst Du dort? Dir dann auch selbst alles schön reden können? Nicht mehr so richtig mitbekommen wie Du Dich verhältst?
    Ich finde keinen wirklich passenden Begriff für das was sich in den ganzen Jahren zwischen mir und meinem trinkenden Mann abgespielt hat. Ich weiß nicht was es war, es war unfassbar, unglaublich.
    Ich hatte in den Jahren einige Nervenzusammenbrüche weil es für mich nicht auszuhalten war.
    Natürlich kannst Du Dir jetzt denken das ich dann wohl nicht viel aushalten kann, denn sooo schrecklich ist es doch nicht......
    Denk wie Du meinst Markus, das muss jeder für sich selbst entscheiden, aber ich bleibe bei meiner Meinung das Alkoholismus nicht zu verstehen ist. Die körperliche Abhängigkeit meine ich damit nicht, ich meine die psychischen Folgen! Der Eingriff des Alkohols auf die Psyche des Betroffenen, das ist weder nachvollziehbar noch zu verstehen!
    Mir liegt auch absolut nichts daran, jetzt im nachhinein zu versuchen zu verstehen, ich bin einfach nur von einer wahnsinnigen Last befreit seitdem es vorbei ist, ich da nicht mehr tagtäglich drin stecke! Und das genieße ich jeden Tag wieder neu für mich! Endlich kann ich wieder leben!!!!

    Viele Grüße von
    Ingane

  • hi!
    eine garantie gibt es nie, nicht, dass er rückfällig wird, nicht, dass man nicht selbst mal in die situation kommt, nicht, dass man die decke auf den kopf bekommt, den partner nicht mehr liebt,.... wenn wir nach garantien fragen bevor wir uns auf andere einlassen - und auf uns selbst können wir gleich aufhören zu atmen. ein bisschen vertrauen muss sein, du hast recht. ist ja kindisch, garantien zu velangen - deshalb hab ich auch nicht geheiratet - " bis das der tod euch scheidet" das kann ich niemandem versprechen...
    und zum thema akzeptanz: ich hab da mal nen thread geschrieben "wenn er eine andere krankheit hätte..." ich glaub das triffts ziemlich gut.

    ps: seit er nicht mehr bei uns wohnt, taucht er nur noch nüchtern und voranmeldung auf. 2 x roch er nach einem abendlichen exzess (und da meine ich nicht 2-3 bier, wie hier jemand geschrieben hat, das wäre ja schon der himmel für mich gewesen ;-)) 2x roch er gar nicht... na vielleicht hilft die trennung ja doch irgendwie.
    lg reva

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