Nachlässigkeit der Trockenheitsarbeit!

  • Hallo zusammen,

    wenn ich mir das Posten einiger trocken werdender Forenmitglieder ansehe, erkenne ich das sich nach einer gewissen Zeit Kompromisse einschleichen ,was die Trockeheitsarbeit betrifft! Besonders fällt mir das bei denjenigen auf ,die 6 Monate oder länger schon trocken sein wollen!

    Besuchen von Kneipen, Dulden das der Partner/Freund oder andere Person wieder beim Beisammensein trinkt!usw......


    Warum ist das so?
    Erkennt man/ich/ihr das eine lebenslange Abstinenz doch länger dauert als nur ein paar Monate?
    Ist da ein Stillstand oder hat das Suchtgedächtnis nur auf so eine Situation gewartet!?

    Diese Frage bezieht sich auf diejenigen , die den Grundbausteinen gefolgt sind und nicht schon von Anfang an sie außer Acht ließen!

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    ich weiß nicht, ob Du mich jetzt auch konkret ansprichst, aber ich gehöre auf jeden Fall zur Generation 6Monate+ und daher antworte ich einfach einmal :wink:

    Wenn ich mich so durch die Grundbausteine lese, dann sehe ich prinzipiell auch, dass sich dort auch Interpretationsspielraum befindet, bzw. dass individuelle Aspekte eben auch die Umsetzung dieser Grundbausteine beeinflussen.

    Dabei ist vollkommen klar, dass man sich natürlich ziemlich bescheuert verhält, wenn man z.B. folgende Meinung vertritt:

    Nur weil ich nix mehr trinke, bin ich immer noch Fußballfan, lass mir den Spaß auch nicht verderben und feiere weiter mit meinen Jungs in der Kneipe!

    Auf der anderen Seite beinhalten die Grundbausteine aber auch Passagen, deren Umsetzung im Einzelfall etwas schwierig werden. Ein Beispiel von mir:

    Zitat von Grundbausteine

    Letztlich gehört auch zu diesem neuen alkoholfreien Umfeld, jene Plätze zu meiden, an denen man Alkohol getrunken hat, diese Orte mit dem Konsum von Alkohol verbindet.


    In meinem Falle hieße das primär, das Wohnzimmer und meinen Arbeitsplatz am Computer zu meiden. In Kneipen habe ich mich nie aufgehalten und in Gaststätten zwar auch etwas getrunken, mich aber nie betrunken. Wo ist es jetzt gefährlicher für mich, wenn ich mit netten Leuten, die keinen Alkohol trinken, in ein Lokal gehen könnte? In der Gaststätte, wo ich mich damit konfrontiert sehe, dass an Nebentischen Alkohol konsumiert wird, oder allein zu Hause (also meiner eigentlichen Trinkumgebung) mit dem Gedanken, einen netten Abend zu verpassen? (Bitte nicht antworten, ich kenne die Lösung :wink:)

    Ich kann mir also vorstellen, dass manche am Anfang sehr konsequent diese Bausteine beachten, nach einiger Zeit aber immer sorgloser durch den Alltag schreiten und dabei sicher auch leichtsinnig werden können. Vielleicht steht da auch der Wunsch, es doch noch einmal probieren zu wollen, im Hintergrund. Aber das ist natürlich auch nur Spekulationen.

    Letztendlich ist ja doch jeder ganz allein für sich verantwortlich und muss wissen, was der eigenen Abstinenz gut und was ihr eben nicht so gut tut.

    Aber auch nur so meine Gedanken :wink:

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Zitat

    ...dass individuelle Aspekte eben auch die Umsetzung [...] beeinflussen.

    Und da ist sie wieder, die viel beschworene Individualität.

    Die muss manchen Menschen ja schon wahnsinnig viel Wert sein, wenn da so oft so ein "Trara" darum gemacht wird...

    Ich werd' doch mal einen eigenen Thread eröfnen...nur für das Thema "Individualität in der Sucht".

    LG
    Spedi

  • Über die Sucht-Individualität mache ich mir bis heute abend mal Gedanken...

    Hallo Hartmut,

    vielleicht stecken Erfahrungen mit anderen Krankheiten dahinter. Man ist es ja gewohnt, bei einer Krankheit eine gewisse Therapie zu erhalten und danach "geheilt" zu sein. Man nimmt ein paar Wochen lang ein Medikament, geht für einige Zeit ins Krankenhaus, zur Kur oder sonstwohin und danach ist der Körper wiederhergestellt und es kann weitergehen wie vorher.*

    Ich kann mir vorstelle, dass dasselbe Prinzip auch auf die Alkoholkrankheit angewendet wird - ich halte mich ein paar Monate an die Grundbausteine, verbanne den Alkohol aus meinem Leben, und dann bin ich stabil ("geheilt"?) und kann wieder alten Beschäftigungen nachgehen und alte Orte aufsuchen. Stabil und trocken, wie ich bin.

    Eine Bekannte hat interessanterweise eine ähnliche Entwicklung durchlaufen: Sie hat während der Pubertät eine Lebensmittelallergie entwickelt und hat die "verbotene Speise" einige zeitlang verbannt. Nach einigen Monaten dachte sie, "jetzt müsste es ja wieder gehen". Ging natürlich nicht. Sie malträtiert soweit ich weiß ihren Körper bis heute mit Versuchen, das "Verbotene" dennoch verspeisen zu können.
    Auch hier scheint ein ähnlicher Mechanismus am Werk zu sein - Verzicht.

    Ich persönliche habe mit meiner Angsterkrankung eine weitere chronische Krankheit, mit der ich mich ein Leben lang auseinandersetzen muss. Niemand kann meine schlechten Erfahrungen mit Menschen, mein Gedächtnis einfach löschen, so dass ich in bestimmten Situationen naiv, unbedarft und unbelastet reagieren kann. Genausowenig kann mein Suchtgedächtnis gelöscht werden. Durch Beides hatte ich die Möglichkeit erhalten, mich besser kennen zu lernen und es war ein Anstoß mir ein neues Leben zu schaffen.

    Wenn ich mir Menschen in meinem Umfeld ansehe, die unter ihren mehr oder weniger starken psychischen Problemen leiden und sich dessen überhaupt nicht bewusst sind, einfach jeden Tag weiterleiden und denken "das ist so und damit basta"... Ich bin dankbar.

    *Auch das ist natürlich eine bestenfalls fragwürdige Einstellung.

  • Hallo Spedi,

    ich würde drum bitten!
    Jede Krankheit verläuft nach einem Grundmuster, auch eine Suchtkrankheit.
    Trotzdem gibt es bei jeder Krankheit, weil sie unter anderem an ein Individium gebunden ist, einen individuellen Verlauf.
    Sag es mir bitte wenn ich an der Stelle in der Thera nicht aufgepasst habe und jetzt etwas falsches schreibe.
    Ich bin dieser Frage kein Verfechter des Individuellen aber ich lasse mir äußerst ungern ein Fehlverhalten einreden.

    Jeder hat hier seine eigene Suchtgeschichte und seinen eigenen Krankheitsverlauf. Denke da sind wir uns wohl einig.
    Ich muß mich nicht dafür entschuldigen das ich keine Fettleber habe, keine entzündete Bauchspeicheldrüse und andere körperliche Schäden durch das Trinken.
    Ich habe auch nicht meinen Führerschein verloren durch den Suff.

    Die Erfahrungen anderer Mitglieder, besonders die der LZTs, sind wertvoll und nicht von der Hand zu weisen.

    Zum gleichen Thema habe ich im geschütztem Bereich schon geantwortet und ich werde nachfolgend diese Antwort gekürzt hier veröffentlichen.

    Hallo,

    auch ich will mich zum Thema melden.
    Mein erster Gedanke, meine erste Reaktion auf das gelesene war das ich [...] bin.
    Mir wird unterstellt irgendwas zu vernachlässigen und ich etwas durch Kompromisse aufweiche.
    Ich fühle mich in die Rechtfertigungsecke gedrängt und es wird mit Fingern auf mich gezeigt weil ich angeblich nicht den Weg [...] befolge und deshalb früher oder später scheitern werde.

    [...]

    Um es noch mal klar und deutlich [...] zu sagen: Ich habe zu 90% in meinen eigenen vier Wänden gesoffen!!!!!
    Sollte ich, [...], bitteschön das erste Jahr auf der Straße leben? Lautet doch eine Maxime in der ersten Zeit die Orte zu meiden an denen ich vorzugsweise Alkohol konsumiert habe.

    Das wenn ich Arbeitsmäßig unterwegs war und bin und das die ganze Woche muß ich irgendwo etwas essen! Wo bitte bekomme ich essbares her?
    Ich muß in Hotels wohnen! Da gibt es Bars und Restaurants. Da gehe ich nicht rein aber es gibt sie.
    Ich habe nicht darüber Buch geführt (vielleicht ein Fehler) wann ich trocken das erste Mal wieder im Kino war. Halbes, dreiviertel Jahr? Weiß nicht mehr. Vielleicht zu schnell für den Einen.
    [...]

    Da könnte ich jetzt noch so einiges andere Aufzählen.

    Vielleicht „vergaß“ ich zu erwähnen als ich mich letzten Dienstag [...] als Abschluß noch einen Kaffee trinken wollten wir logischerweise in ein Café gegangen sind. Wohlgemerkt Café und nicht Kneipe.

    - Für mich verbindet sich nämlich mit dem Wort Kneipe der verräucherte, nach Alkohol und sonst was riechende Absturzschuppen an der Ecke und nicht ein Café, Bistro oder Restaurant. Differenzierung kommt offensichtlich [...] nicht vor. -

    Bei der suche nach freien Plätzen habe ich schon geschaut was trinken die Leute am Tisch wo was frei ist und was trinken die Leute daneben…..
    Ich habe durchaus Plätze gefunden in deren unmittelbarer Nähe kein Alkohol getrunken wurde, allerdings erst im dritten Café.
    Das war und ist mir eine Selbstverständlichkeit und deshalb war es mir auch nicht erwähnenswert.

    Weil inzwischen schon einiges in mir drin ist und es Automatismen sind welche ich schon gar nicht mehr bewusst wahrnehme.

    Genauso handhabte ich gestern als ich mir in einem Straßencafé und nicht in einer Kneipe! einen Milchkaffee gönnte.
    Offensichtlich reicht das aber[...] nicht aus, denn da wäre ja noch der Alk aus zweiter Hand!
    [..]

    Ich möchte eins, nämlich so normal wie möglich leben, mit meiner Krankheit leben und mich nicht von meiner Krankheit beherrschen lassen.
    Etwas Lebensfreude ist doch wohl erlaubt oder?
    Wobei alles was zur Risokominierung beiträgt schon beachtet wird.

    Alternativ kann ich auch auf eine einsame Insel ziehen ohne Kontakt zur Außenwelt und als Eremit leben. Vielleicht gelingt mir da eine vorbildliche Abgrenzung zu allem.

    [...]

    Gruß

    Hinweis für diejenigen die hier lesen und erst kurze Zeit trocken sind oder auf dem Weg dahin

    Der von mir geschilderte Sachverhalt basiert auf einer schon längeren Trockenheit.
    War Anfang 2006 zur Entgiftung, habe dann eine ambulante Therapie gemacht und gehe neben dem Forum hier auch regelmäßig zur SHG.
    Auf das Forum bin ich erst gestoßen als ich für mich durch die angesprochenen Wechseltätigkeit, etwas suchte auf das ich für die Trockenheitsarbeit von jedem beliebigen Ort zugreifen kann.
    Es ist mein Weg und es ist mein Leben welches ich mir gestalte durch die Anwendung der genannten Grundbausteine und eines gesunden Egoismus. Dazu gehören auch Prinzipien; könnten auch schwarz/weiß Denken genannt werden.
    In Grundfragen der Trockenheit gibt es nur ein ja/nein, entweder/oder...
    Jedes 'vielleicht', 'eventuell', 'ich könnte doch', weichen diese Grundfragen auf.

    Es sind Grundbausteine! Wie und was ich darauf aufbaue kann sich etwas von dem Unterscheiden was zum Beispiel Spedi baut. Wir benutzen aber die gleichen Dinge, Regeln, Prinzipien für das Fundament.
    Das ist in meinen Augen wichtig und das sollte auch Neuen hier vermittelt werden und ich als etwas länger Trockener sollte ab und zu mal schauen wie ich es mit den Grundbausteinen halte.

    Gruß
    Mannberlin

  • Hallo Hartmut,

    verstehe ich jetzt nicht, meinst Du Leichtsinn oder ob es realistisch sein kann, daß nur mein Mittelfinger stoffabhängige Suchttendenzen oder coabhängige Verhaltensmuster aufzeigt?

    Die Rückfallquote liegt ja nicht umsonst in astronomischen Bereich, von den Co Rückfällen ganz zu schweigen.

    Es beginnt doch mit dem erreichten Tiefpunkt, der Kapitulation, mit dem Frieden im Kopf.

    Danach folgt Aufbauarbeit, radikal und akkurat ausgerichtet, Grundbaustein auf Grundbaustein.

    Irgendwann traue ich mich wieder über die Mauer zu sehen.

    Je häufiger ich gucke, je weniger macht es mir was aus.
    Mein heilender Kopf wird sagen, wann ich ihn einziehen soll, muß oder nicht.
    Wenn der Kopf wieder anfängt zu kämpfen fallen irgendwann auch die Mauern, Stein für Stein.

    Da muß ich mich in Sicherheit bringen und die Ursachen finden, einen neuen Friedensvertrag mit mir schließen.

    Was nützt es mir mich wegzuschließen oder meterdick einzumauern. Mit der Zeit wird mich was packen und dann explodiert es, in mir.
    Da hilft doch nur entschärfen, meinen Kopf, nicht meine Umwelt.

    Wenn ich mit zittrigen Händen am Zünder rum fummele, rieseln meine Grundbausteine durch die Sanduhr.
    Meine Grundbausteine können mich beruhigen, aber den Vertrag, den muß ich unterzeichnen, mit ruhiger Hand, mit mir.

    Es gehört zu meinem Leben, daß ich mir keinen Trendkrams reinziehe, nicht ausgetrocknet, mit offenem Mund vor ein Glas Dingbums setze und mir irgendwas wegdenke,
    da habe ich schneller einen weg als ich laufen kann. Ich halte an Altbewährtem fest.
    Tiefpunkt, Kapitulation und Friedensvertrag beinhalten weder Partisanenkampf, noch Terror, aber Freiheiten. Die zu erleben, dafür lerne ich. Mein Leben ist mir das wert.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Servus Mannberlin,

    Zitat von Mannberlin

    ...Ich bin dieser Frage kein Verfechter des Individuellen aber ich lasse mir äußerst ungern ein Fehlverhalten einreden.
    ...[...]...Jeder hat hier seine eigene Suchtgeschichte und seinen eigenen Krankheitsverlauf. Denke da sind wir uns wohl einig...

    Davon habe ich auch nie gesprochen: Ich habe nie auf irgendein "Fehlverhalten" abgezielt. Jede(r) muss sein Leben so gestalten, wie er/sie damit zurecht kommt. Ich masse mir auch nicht an, über ein "richtig" oder "falsch" zu urteilen: ich stelle nur fest, ob sich etwas mit meinen Erfahrungen deckt oder davon abweicht - ohne jegliche Wertung!

    Genauso geht es mir nicht um die Suchtgeschichte. Dass die individuell ist, steht ausser Frage. Die steht für meine Trockenheitsarbeit aber auch erst an nachrangiger Stelle. Warum? Nun, die Verganenheit (=Suchtgeschichte) kann ich nicht mehr ändern. Wenn ich also trocken werden und bleiben will, muss ich etwas grundlegendes in meinem Leben verändern. Will ich das in letzter Konsequenz, dann spielen auch soziale Aspekte (Beruf, Familie) nur eine untergeordnete Rolle beim Erreichen dieses Zieles. Sie werden mich nicht daran hindern, mein Ziel zu verfolgen und zu erreichen.

    Will ich hingegen vorrangig "eine Fassade aufrecht erhalten", habe ich damit natürlich Probleme weil sich nichts grundlegendes verändert hat.
    Aber das führt alles an Hartmuts Thread vorbei, vielleicht sollten wir das in einem anderen Thread weiterdiskutieren.

    BTT? Danke. :)

    LG
    Spedi

  • Hallo ,

    da ich diesen Thread prallel laufen habe (geschützten und offenen),möchte ich auch hier meine ersten Eindrücke da lassen!

    Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo
    Kaltblut und Mannberlin sprechen mir aus dem Herzen.Die Entscheidung,wie ich mein Leben lebe,kann nur ich treffen.Ich allein in meinem Kopf.Der Vergleich mit der Mauer kann treffender nicht sein.
    Natürlich muß ich mich erst einmal in Sicherheit bringen vor mir selbst und vor meinem alten Umfeld.Mein altes Umfeld ist inzwischen keins mehr für mich.Ich schaffe mir ein neues.Ich habe auch Fehler gemacht,oder Erfahrungen selber machen müssen,die ich bei Einhaltung der Grundbausteine vermeiden hätte können.Aber vlt. ist das auch der springende Punkt.Vlt. lerne ich aus eigenen Erfahrungen mehr für mich.Wie hoch das Risiko für jeden einzelnen ist,weiss auch nur jeder einzelne.Wer es nicht weiss,wie ich ganz am Anfang,der muß sich ganz einfach an die Grundbausteine halten.
    Für mich klingen Spedi's Worte sehr nach Wertung.
    Aber ich glaube nicht,dass der induviduelle Suchtverlauf eine Rolle spielt,beim Umgang mit unserer Sucht.Keiner ist besser oder schlechter dran ,wie der andere Alkoholiker.Solange dass wiederum im Kopf des Einzelnen nicht klar ist,solange werden auch diese Grundbausteine vernachlässigt werden.Mit allen negativen Konsequenzen.

    Lütze

    Trocken seit 2.11.2007

  • Hallo zusammen,

    ich hole mal wieder diesen Thread nach oben . Da nun bald Weihnachten ist und ich in einigen Posten schon gelesen habe das Kompromisse geschlossen werden .

    Da wird , auch nach einer gewissen Stabilität, Weihnachtsmärkte , Weihnachtsfeiern und sonstiges besucht , weil es mehr oder weniger von anderen gewollt wird. Es wird fremdbestimmt und um nicht aufzufallen das man nicht dabei ist , sich dem Gruppenzwang unterworfen.

    ich habe gerade wieder 2 Weihnachtsessen abgesagt wo gesoffen wird. Auch nach 19 Monate Trockenheit ist mir mein Leben wichtiger als das Denken der anderen. Und das ohne Verzicht.

    Frohe Weihnachten

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

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  • Servus Hartmut,

    ich möchte mich nicht an Plätzen aufhalten, an denen getrunken wird.

    Ich trinke nicht mehr, was sollte ich also da noch wollen?

    Die von dir beschriebenen Dinge beobachte ich auch schon länger, nur mache ich mir keine Gedanken mehr über die Menschen, die das so für sich handhaben.

    Wer dauerhaft trocken leben will, wird Wege finden, um trocken leben zu dürfen. Aus diesem Personenkreis finde ich niemand, der Plätze des Alkoholkonsums aufsucht.

    Und diejenigen, die "Risiko spielen" wollen, sind in meinen Augen nicht bewusst/konsequent in ihrer Abstinenz.

    Karsten schreibst dann immer, sie wollen ohne Veränderung leben.

    LG
    Spedi

  • Hallo,

    Zufall ?,.....schlechtes Gewissen ?,.....oder/und wachgerüttelt durch einen Rückfall/Trinkpause innerhalb der Familie gestern abend.....

    stach mir dieser Thread geradezu in`s Auge !

    Bei MIR läuft`s supergut und ich dachte das Thema Alkohol ist doch nun schon soooo weit weg,......und nun kämpfe ich im Moment um meine Abgrenzung.

    So fern eigentlich,.....und doch wieder so nah,..... das ich bekennender Weise zu meiner etwas vernachlässigten Trockenheitsarbeit zurückkehre....

    Lieben Gruß, Rose

  • Hallo,

    bei diesem Thema stellt sich für mich persönlich die Frage was muss ich und was muss ich nicht.
    Für mich steht ja fest ich muss einkaufen, es gibt mit Sicherheit auch irgendwo Geschäfte wo auch kein Alkohol steht bei mir in der Umgebung nicht, und am Anfang meiner Trockenheit war einkaufen für mich eine Qual heute nicht.
    Für mich persönlich ist das ja dann die Notwendigkeit die ich in Kauf genommen habe.
    Wenn jemand dann schreibt „wieso dann einkaufen dürfte ich ja auch nicht weil überall Alkohol steht“ sehe ich da ein Unterschied zwischen Notwendigkeit und dem Willen sich mit Absicht den Gefahren auszusetzen.
    Für mich persönlich ist Alkohol ein Suchtmittel, eine giftige Substanz, auch wenn es vielleicht Menschen gibt die es eben auch Genießen können.
    Ich brauche mir aber nur noch die Nachrichten anzuhören, was Alkohol schon alleine mit denn vielen jungen Menschen macht die ja Erwachsene eigentlich schützen sollten, und nicht noch unterstützen mit dem Satz „wieso es wird ja überall getrunken und ich muss das akzeptieren“ und das muss ich persönlich eben nicht und mach ich auch nicht.
    Ich gehe weiterhin nicht da wo Alkohol im Vordergrund steht, mein Zuhause ist Alkoholfrei und in meiner Gegenwart trinkt auch niemand aus meinem Umfeld Alkohol.

    LG Maria

  • Hallo,
    ich habe oft das Gefühl, das mancher seine "Trockenheit" ausreizen
    möchte, bis an die Grenze des machbaren gehen will. Ich denke diese
    Leute stecken immer noch in ihren nassen Gedanken fest, sehen die
    Trockenheit als etwas auferzwungenes an.

    Das man "überall" mit Alkohl "konfrontiert", das sehe ich anders.
    Wenn mich Verzichtsgedanken plagen, dann kann kann durchaus eine
    Konfrontation stattfinden, wenn es mir aber gelingt mich auch
    geistig vom Alkohol zu distanzieren, dann ergibt sich daraus ein
    Automatismus der Desinteresse. Das soll nicht heissen, das ich mich
    nun gefahrlos in Alk. geschwängerte Millieaus begebe, - das muß ohne
    Abstriche klar sein- aber wer im Supermarkt feuchte Hände bekommt,
    wenn er das Alk. Regal sieht, oder wer traurig ist weil er den
    Weihnachtsmarkt nicht besuchen kann, der steckt entweder
    noch in den Fesseln seiner Sucht, oder hat nicht verstanden worum
    es bei der Trockenarbeit geht.

    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

  • Hallo,

    für mich gibt es keine Komprisse, was die Grenzen meiner Sucht angeht - es ist doch mein Leben.

    Wenn mir eine Situation nicht gut tut - dann beende ich diese Situation - auch ohne Rücksicht zu nehmen.

    kawi

  • Hallo,

    Zitat

    Die geistige Distanzierung zum Alkohol ist ein sehr langer Prozeß, aber eben darum sollte jeder auf länger trockene Alkoholiker hören und von ihnen lernen.

    Das ist für mich die überhaupt wichtigste Erkenntnis und Erfahrung, die ich grad selber wieder mache.

    Die geistige Distanzierung und Loslösung vom Alkohol

    "Nur" nicht trinken, ein alkoholfreies Zuhause und Umfeld ohne ein Gefühl des Bedauerns oder Verzichts fällt mir relativ leicht, .....die geistige Loslösung und triggern des Suchtgedächtnisses ist dann doch nochmal eine andere Ebene,.....vielleicht die erweiterte Form von Trockenarbeit.

    An labilen Tagen reicht schon eine Etikettierung eines Produkts mit der Aufschrift "Rotwein-Creme" um eine Gedankenlawine bei mir auszulösen.
    Oder die Farbe ROT im allgemeinen verbindet mein Gehirn mit Alkohol. :roll:

    Wie kann man sich da gedanklich "umpolen" ?

    Lieben Gruß, Rose

  • Hallo Rose,

    Zitat

    Wie kann man sich da gedanklich "umpolen" ?


    Eine allumfassende, für alle anwendbare Methode wirds da wohl
    nicht geben.

    Ich habe ja "nur Bier gesoffen". Da liegen die Verknüpfungspunkte
    evtl. auf einem anderen Level. Ich habe für mich (im Nachhinein)
    erkannt, das meine Sauferei nun überhaupt nichts mit Genuss oder
    mit einem gepflegtem Lebensstil zu tun hatte.
    Es war ein reines Mittel zum Zweck. Ich wollte der Realität entfliehen.

    Vielleicht, ich sage vielleicht, verknüpft Du die "angenehmen" Teile
    Deiner Vergangenheit immer noch mit Alkohol.
    Die gesamte nasse Vergangenheit sollte eigentlich ad Akta gelegt werden.
    Schlussstrich drunter und fertig. (hört sich leichter an als es ist, aber wem
    sage ich das?).

    Jedenfalls wühle ich nicht mehr mit einem wehmütigen Blick
    in meinem vergangenen Leben, versuche nicht mir irgendwelche
    "Rosinen rauszupicken". Wenn ich überhaupt nach hinten schaue,
    dann mit der Erkenntnis der verschenkten Jahre des Suffs.

    Aber das alles würde sich bestimmt ändern, wenn ich mich nicht
    permanent mit dem Thema Alkoholismus beschäftigen würde.
    Das Vergessen ist tödlich.


    LG
    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

  • Hi Paolo,

    Zitat

    Es war ein reines Mittel zum Zweck. Ich wollte der Realität entfliehen.

    Dto.,.... nichts anderes war es bei mir.

    Zitat

    Vielleicht, ich sage vielleicht, verknüpft Du die "angenehmen" Teile
    Deiner Vergangenheit immer noch mit Alkohol.

    Mein Bewußtsein tut das sicherlich nicht !

    Mein Unterbewußtsein und mein Suchtgedächtnis "sagen" aber wohl was anderes.

    Zitat

    Jedenfalls wühle ich nicht mehr mit einem wehmütigen Blick
    in meinem vergangenen Leben, versuche nicht mir irgendwelche
    "Rosinen rauszupicken". Wenn ich überhaupt nach hinten schaue,
    dann mit der Erkenntnis der verschenkten Jahre des Suffs.

    dto.,.....meine nassen Jahre waren auch nur verschenkte Jahre.

    Weißt Du, ich bekomme es nicht zusammen, da bin ich froh und dankbar endlich wieder die Kontrolle über mein Leben zu haben, aber mein Unterbewußtsein und Suchtgedächnis entzieht sich dieser Kontrolle.

    Zitat

    ....wenn ich mich nicht
    permanent mit dem Thema Alkoholismus beschäftigen würde.
    Das Vergessen ist tödlich.

    Deshalb bin ich ja wieder hier......

    Lieben Gruß, Rose

  • Hallo,

    ich habe den Thread hervorgeholt , weil es wichtig für mich ist, sich immer wieder selbst zu überprüfen, damit die Trockenarbeit nicht einschläft und somit Nachlässigkeiten einschleichen.

    Wenn ich hier die Antworten lese die überwiegend von den "typischen Schwarz-Weiß-Denker " kamen , decken sie sich überwiegend auch mit meinen Erfahrungen und Ansichten. Das mag vlt. auch daran liegen das ich von Anfang an , mich an den Langzeittrockene orientiert hatte.
    Dafür bedanke ich mich mal. :wink:

    leider haben sich hier in diesem Thread noch nicht andersdenkende zu dem Thema geäußert.

    was noch nicht ist kann ja noch werden :)

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat

    ich habe den Thread hervorgeholt , weil es wichtig für mich ist, sich immer wieder selbst zu überprüfen


    Hallo Hartmut,

    ich stelle für mich immer wieder feste, das es Threads gibt, zu denen ich
    mich früher hätte garnicht äussern können. Mangels Wissen oder
    Erfahrung. Deshalb finde ich es gut, das ab und an diese Threads
    wieder hervorgeholt werden.

    Danke
    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

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