Ist es für jüngere Menschen schwieriger trocken zu werden?

  • Hallo zusammen,

    als ich im Rahmen der qualifizierten Entgiftung verschiedene Selbsthilfegruppen kennenlernte, sagte der Leiter einer der Gruppen, dass ich es auf Grund meines Alters ja ganz besonders schwer haben würde nicht mehr zu trinken, da ja immer viele Parties usw. anstünden.
    Ich habe mich damals dagegen gewehrt, weil ich dieses Argument nicht verstanden habe und bis heute eigentlich auch nicht tue.
    Deswegen würde mich mal interessieren was ihr darüber denkt.

    Hat es ein 25jähriger schwerer seinen trockenen Weg zu finden, als beispielsweise ein 50jähriger?

    Viele Grüße
    Oliver

  • Hallo Oliver,

    schwerer finde ich es eigentlich nicht, nur anders. Letztendlich ist es derselbe Erwartungsdruck nur in anderer Verpackung. Der einzige Unterschied ist vielleicht, dass die Werbung eindeutig auf jüngere Menschen abzielt.

    Ansonsten, wenn ich mich zurückerinnere, sehe ich keinen Unterschied zwischen den Besäufnissen, die ich auf irgendwelchen Jungend-Parties erlebt habe und denn alljährlichen Besäufnissen, die zu den Geburtstagen meiner Eltern stattfinden. Da kreist der Kräuterlikör "hopp, noch einen!" und das Bier wird literweise aus dem Keller hochgeschafft, das alles legitimiert durch zotige Trinksprüche. Und genauso wie bei den Jugendparties wird der als arme Sau betrachtet und bemitleidet, der nicht mittrinken kann - z.B. die Nachbarin, als sie ADs genommen hat.

    Es ist imho anders nicht schwerer.

    LG
    Plejaden

  • Servus Oliver,

    den einzigen Unterschied, den ich sehen kann, ist der Mangel an Lebenserfahrung den ein junger Mensch zwangsläufig haben muss, eben durch sein niedriges Alter.

    Was aber keinesfalls im Umkehrschluss heisst, je älter desto mehr Lebenserfahrung - manch einer bleibt ja irgendwo "stehen"!

    Mit dieser mangelnden Lebenserfahrung ist es zum Teil schwierig, Situationen langfristig einschätzen zu können, es mag schwierig sein, ein gerüttelt' Maß an Selbstsicherheit zu haben, es mag sein, dass in jungen Jahren die Bereitschaft zu konsequentem Handeln noch nicht gereift ist.

    Diese Aufzählung ist noch lange nicht vollständig sondern nur ein Anriss dieses Themas.

    Wenn nun also derartige Faktoren auf einen jungen Menschen zutreffen, der Alkoholiker ist, und wenn auf der anderen Seite die "Grundbausteine" stehen (mit einer sehr rigiden, langfristigen/endgültigen Aussage, die nur schwarz/weiss zulässt), dann kann ich nachempfinden, dass es jüngeren Menschen als "schwieriger" vorkommen mag, trocken zu werden und zu bleiben.

    In einem haben sie es auf jeden Fall schwieriger: sie haben (hoffentlich!) ein längeres trockenes Leben zu leben, als jemand, der z.B. erst mit 60 Jahren trocken wird (bei gleicher Lebenserwartung).

    Diese Schwierigkeiten sehe ich jedoch als vernachlässigbar an, wenn der Betreffende dies durch den unbedingten Willen zur Trockenheit wieder "ausgleicht". Und der ist für jeden die Grundlage, ob alt oder jung.

    In diesem Sinne: uns allen eine gute und zufriedene Trockenheit!

    LG
    Spedi

  • Hi Oliver,

    Gut, ich gehoere vielleicht noch nicht zu den Aelteren, aber auch nicht mehr zu den Juengeren.
    Ich will einfach mal versuchen, wie ich das sehe.

    An den Anfang stelle ich mal ein Zitat, das meiner Meinung viel Wahrheit in sich birgt: " Es ist nicht gesagt , dass mit dem wachsen an Lebensjahren auch die Weisheit waechst.." ( oder so aehnlich).
    Will damit sagen, dass man zwar mehr Erfahrung hat, was aber nicht heisst, dass man daraus gelernt hat. Oder vielleicht auch, ich finde es manchmal sogar noch schlimmer, durch die Erfahrung weiss man was falsch ist und tut es trotzdem. Als junger Mensch ist man am Erfahrung sammeln, moechte vieles ausprobieren und geht mit einer gewissen Unschuldigkeit ins Leben.Fuer viele ist es einfach ein Versuch, koennen es wieder abstreifen, natuerlich bleiben auch manche auf der Strecke.
    Wenn ich aelter bin, hatte ich mehr Zeit, mich in falschen Verhaltensmustern festzufahren. Und umso laenger ich diese habe, umso laenger dauert es da wieder rauszukommen.
    Natuerlich ist bei Juengeren die Versuchung groesser, weil man einfach mehr unterwegs (Party, Disco, Konzerte) ist.Meist ist man auch unabhaengiger, da man noch nicht so viele Verpflichtungen, z.B.Familie hat.
    Andererseits geht es natuerlich auch,wenn ich aelter bin.Ich kann auch mehr oder weniger heimlich ganz allein zu Hause saufen.

    Ich hoffe, Du versehst, was ich versucht habe zu sagen. Ich denke, jeder hat Schwierigkeiten, aus einer Sucht herauszukommen, egal welchen Alters. Wie hier schon erwaehnt, es ist anders und fuer jeden eine ganz individeulle Sache. Natuerlich kann man vergleichen, auch viele Gemeinsamkeiten bei Suechtigen feststellen. Man kann aus den Erfahrungen andere lernen, aber ich denke, letztendlich muss man seinen eigenen Weg finden.

    Als Nachsatz, dass ist meine persoenliche Meinung, kein Rat.Ich stecke selbst noch viel zu tief mittendrin, um helfen zu koennen, ist erst mein sechster trockener Tag und bin dabei, meinen Weg zu finden. Aber Du wolltest ja wissen, wie ein jeder hier so darueber denkt

    LG Koko
    Bisher hat mir das Forum sehr dabei geholfen.

  • Danke schonmal, klingt alles sehr einleuchtend, aber ich merke schon da spielen einfach zu viele Faktoren eine Rolle um das genau erörtern zu können.

    Dieses verstehe ich allerdings nicht.

    Koko hat geschrieben:

    Zitat

    Natuerlich ist bei Juengeren die Versuchung groesser, weil man einfach mehr unterwegs (Party, Disco, Konzerte) ist.Meist ist man auch unabhaengiger, da man noch nicht so viele Verpflichtungen, z.B.Familie hat.

    Wenn ich eingesehen habe, dass ich unter einer tödlichen Krankheit leide, dann sind Parties ( auf denen gesoffen wird),Disco und Konzerte solche Winzigkeiten, auf die ich mit 100%iger Sicherheit verzichten kann, ohne das ich mich dabei schlecht fühle.
    So geht es mir auf jeden Fall momentan. Ich möchte da nicht mehr hin und deswegen ist auch die Versuchung gleich null.

    VG
    Oliver

  • Hi nochmal,

    ich habe das mehr allgemein geschrieben, wie es halt oft ist.
    Wenn bei diesen Veranstaltungen fuer Dich die Versuchung gleich null ist, dann ist das doch umso besser. Da stehst Du schon viel besser da als ich.
    Ich z.B. bin in einem Bikerclub, liebe das Motorradfahren, gehe gern auf Konzerte, weil ich die Musik mag, gehe gern auf Mittelaltermaerkte, weil ich das Flair geniesse. Aber all diese Orte sind momentan eine Gefahr fuer mich, weil dort auch Alkohol eine Rolle spielt.
    Verstehst Du jetzt, wie ich das meine?
    Ich "kann "diese Orte natuerlich gut als Alibi nutzen, aber ehrlich, ich mochte diese Atmosphaere, das Rauskommen aus dem Alltag schon frueher, da hatte das nichts mit dem Alk zu tun. Wie ich allerdings jetzt damit umgehen soll, weiss ich selbst noch nicht?
    Also sieh es positiv fuer Dich und nutze das einfach als guten Startpunkt.

    LG Koko

  • Servus Oliver,

    versuche Koko's Beitrag auch mal unter dem Gesichtspunkt von erst einer Woche Abstinenz zu lesen - diese Einstellung wird sich im Laufe der Trockenheit noch sehr verändern.

    LG
    Spedi

  • Servus Oliver!

    Ich möchte noch einen Aspekt ins Treffen führen, der mit dem Alter nicht unbedingt etwas zu tun. Meiner Meinung nach spielt auch die Dauer einer Alkoholabhängigkeit eine entscheidende Rolle. In jüngeren Jahren halten sich die körperlichen Schäden meist noch in Grenzen und bei stabiler Trockenheit ist eine völlige Wiederherstellung eines gesunden Körpers eher möglich als bei einem älteren und langjährigen Trinker wo irreperable Organschäden keine Seltenheit sind. Eins ist vor allem wichtig:

    Es ist nie früh genug mit dem Trinken aufzuhören !

    Aber auch nie zu spät. In meiner realen SHG bin ich einer der jüngsten
    ( bitte schau auf mein Alter :lol: ) und wir fragen uns oft selbst, woran es liegen mag, dass jüngere Menschen den Weg in die SHG nicht finden.
    An abhängigen Alkoholikern kann es ja nicht liegen, wenn mann unsere Gesellschaft so betrachtet. Aber egal!

    Jeder der den Weg in die zufriedene Trockenheit findet kann nur gewinnen und was andere mit Lebensqualität und Alkohol verbinden wird mir immer fremder.

    Alles Gute auf deinem weitern Weg !

    LG
    Andreas

    carpe diem

  • Hallo Oliver,

    Dies hier:

    Zitat

    … sagte der Leiter einer der Gruppen, dass ich es auf Grund meines Alters ja ganz besonders schwer haben würde nicht mehr zu trinken, da ja immer viele Parties usw. anstünden.


    sagt glaube ich mehr über den Leiter der Gruppe aus, als über die ‚Chancen’ bereits in jüngeren Jahren vom Alkohol loszukommen.

    Ich persönlich bin überhaupt kein Freund von solchen Pauschalaussagen. Wie sieht das denn mit den vielen Fußballfreunden aus? Oder mit den Handwerkern? Ich glaube, da könnte man neben dem Alter noch viele andere Attribute finden, die einen vermeintlich erschwerenden Charakter beim Erlangen einer zufriedenen Trockenheit haben.

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo Oliver,

    wenn überhaupt, dann denke ich, dass es jüngere Menschen sogar einfacher haben, trocken zu werden als Ältere.

    Ich denke es ist ein Unterschied, ob sich ein Trinkverhalten über mehrere Jahrzehnte oder eben nur über, sagen wir mal 6-10 Jahre eingeschliffen hat. Klar, Alkoholiker kann man auch innerhalb von ein paar Monaten werden, wer will da schon solche zeitlichen Grenzen ziehen?

    An mir selber habe ich beobachten können, dass es mir offensichtlich - z.B. im Vergleich zu den anderen Klienten in meiner ambulanten Therapie - leichter gefallen ist, mein Leben umzugestalten, alkoholfrei zu gestalten, Gewohnheiten abzulegen usw. Das Argument deines Gruppenleiters ("Jüngere werden durch Parties, Discos mehr zum Trinken motiviert") ist Unfug. Das sage ich so deutlich und verweise dabei auf die Gegenargumente Joe Doe's. Und das ein Alkoholiker sowieso keine Parties braucht, um seinen Trinkgewohnheiten nachzugehen, dass weiß jeder Alkoholiker selbst.

    Letztendlich denke ich, dass es auch einen biologisch/körperlichen Aspekt gibt, der berücksichtig werden sollte. Natürlich gibt es überall auch gegenteilige Ausnahmen, aber: Je länger einer trinkt, desto öfter entwickelt sich eine körperliche Abhängigkeit - wodurch die psychische Abhängigkeit auch stärker werden kann, da der Suchtdruck, das "Craving" wohl deutlich höher ist.

    Viele Grüße,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo zusammen,

    durch lesen in einem anderen thread, habe ich mich an diese Frage, die ich mir bzw. dem Forum, vor 2 Jahren stellte, erinnert.

    Nachdem ich alle Beiträge noch einmal gelesen habe, ist mir ein weiterer Gedanken gekommen:

    Ich glaube, dass jungen Menschen, die erkannt haben abhängig zu sein und "eigentlich" gerne etwas dagegen tun würden und sich dann die Frage im Threat-titel stellen, sie es sich unnötig schwer machen und wohlmöglich davon abhält etwas zu ändern.

    Denn wenn sie die Frage für sich mit "ja" beantworten würden, sind die Verzichtsgedanken wahrscheinlich vorprogrammiert. Desweiteren könnte Selbstmitleid aufkommen im Sinne von " Die Anderen haben es ja viel leichter als ich ".

    Niemand sollte glauben, dass er es auf Grund seines Alters schwerer hat ( ich ärgere mich heute noch über den Mann aus der SHG, der mir das erzählen wollte).

    Oliver

  • Hallo Oliver,

    ich sehe es so:

    jüngere alkoholkranke Menschen haben es auf der einen Seite "leichter", mit dem Trinken aufzuhören, da sie noch nicht so lange alkoholabhängig sind.
    Das hat mir auch mal ein Neurologe erzählt. Dabei sprach er vor allem die Zeitspanne an.
    Ein Mensch, der sagen wir mal 50 Jahre alt ist und von diesen 50 Jahren 30 Jahre getrunken hat, muss 30 Jahre aufarbeiten. Da die Psyche eines 50jährigen aber in der Regel schon voll entwickelt ist, ist das Verhalten (permanentes Trinken in fast allen Lebenssituationen) fest verinnerlicht.
    Der Neurologe meinte aus persönlicher Erfahrung auf Suchtstationen, dass Menschen, die über Jahrzehnte hinweg stark getrunken haben, nur sehr selten dauerhaft trocken werden können.

    Ein Mensch, der sagen wir mal 30 ist und von diesen 30 Jahren 8 Jahre stark getrunken hat, ist in der psychischen Entwicklung noch flexibler, sodass die Erfolgsaussicht, dauerhaft trocken zu werden, eher gegeben ist.
    Im Vordergrund der Erklärung des Neurologen stand auch die neurologische Veränderung des Gehirns. Demzufolge wird es immer schwieriger, trocken zu werden, je länger man trinkt.

    Auf den anderen Seite sehe ich es auch so, dass jüngere Menschen aufgrund der täglichen Reize und aufkommenden Verzichtgedanken eher geneigt sind, wieder zur Flasche zu greifen, weil sie das Gefühl entwickeln, ihr Leben ohne Spaß an sich vorbeiziehen zu lassen und alle Situationen, in denen junge Menschen Spaß haben, mit Alkohol verknüpft beziehungsweise mit alkoholisierten Menschen verbunden sind.
    Stichwort Disse, Konzert, Kneipenbesuche, beispielsweise um nur mal Darts zu spielen etc.
    Darüber hinaus sind viele jüngere Menschen eher von anderen Menschen abhängig. Sie sehen sich oft noch nicht als eigenständiges Individuum und verbinden das gesamte Leben mit Freunden und sozialen Kontakten.
    Siehe die diversen sozialen Netzwerke.
    Wenn dann "Freunde" kommen und meinen "Los, auf die alten Zeiten, nur zwei Bier oder so", dann neigen jüngere Menschen eher dazu, diesem Angebot nachzugehen.
    Oft stößt dann noch der Gedanke dazu "Hey, du bist doch noch jung und warst ja an sich nie richtiger Alki, mal zwischendurch einen trinken ist doch nicht so wild."

    Ein weiterer Aspekt sind wohl auch die Message der Werbung und das Gesamtbewusstsein der Gesellschaft.
    Immer noch findet sich in vielen Köpfen, dass vor allem junge Männer auch mal gut einen trinken müssen, um überhaupt zu einem richtigen Mann zu werden. Da junge Männer dieses Männerbild oft als zutreffend einstufen, ältere Männer aber eher wissen, was einen richtigen Mann ausmacht, sind ältere Männer solchen bescheuerten Ansichten wohl auch ein wenig immuner gegenüber.
    Junge Mädels werden durch die Werbung und prominente Beispiele manipuliert, dass die junge, selbstständige, erfolgreiche und coole Frau von heute ebenso trinken und rauchen darf wie Männer.
    Beispiele sind hier die grenzwertigen Vorbilder aus der US-Musik-Szene und US-Jungschauspieler.
    Drogentod, Alkoholentzüge und andere Aussetzer dieser Vorbilder werden dann oft sogar als cool und gut interpretiert, denn "Nur die Guten sterben ja jung".

    Mittlerwiele wird ja auch vor allem die steigende Rate von trinkenden Mädchen in der öffentlichen Diskussion hervorgehoben. Es gehört bei vielen 15jährigen Mädels mittlerweile leider dazu, mit ihren Freundinnen vor der Disse eine Flasche Wodka zu leeren, was früher, auch in meiner Schulzeit kaum denkbar war.

    Aber im Endeffekt kann das wohl auch nicht pauschal auf alle Alkoholiker bezogen werden.
    Die Grundtendenz ist meiner Meinung nach aber da.

    Grüße

  • Hallo,

    also ich seh's sehr ähnlich wie Hoppegarten und merk's auch an mir selber. Wenn ich mir so manche Geschichte hier im Forum oder auch in der SHG anhöre, bin ich doch sehr dankbar, dass ich meine Alkoholabhängigkeit sehr früh entdeckt und auch gehandelt habe. Das macht es wirklich einfach im Vergleich zu den Schwierigkeiten die ich bei Anderen sehe die schon viele Jahre länger abhängig waren.
    Ich war zwar durch mein Umfeld schon immer nah am Alkohol gebaut, aber die wirklich Sucht begann bei mir vor einem, vielleicht auch 2 Jahren, so genau lässt sich das nicht sagen, das kommt ja fliessend.

    Ich merk auch, dass ich aber noch viele Alternativen zum Trinken hatte, die ich relativ einfach reaktivieren konnte. Ich hab durch meine Trockenheit auch viel Neues entdeckt, auch an mir was mir zusätzlich hilft, was mir aber am Meissten geholfen hat war, dass meine Alkoholabhängigkeit zwar da war, ich darunter aber noch stabil war und Alkohol nicht mein einziges "Lösungsmittel" war. Ausserdem war ja auch mein Leben noch stabil. Ich hatte also Grundlagen auf die ich aufbauen konnte die ich mir noch nicht weggesoffen hatte. Ich hatte auch bisher nicht einen einzigen Tag mit Verzicht zu kämpfen.

    Sicher, ich bin gerade mal 3 Monate trocken, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich alles richtig mache und habe schon vom ersten Tag an entschieden, dass sich das Thema Alkohol ein- für allemal erledigt hat.

    Die gefahr vom sozialen Umfeld abhängig zu sein und so wieder das Trinken anzufangen besteht für mich zum Glück nicht mehr, ich habe keine Schwierigkeiten mich abzugrenzen, bin auch aus dem Alter raus, dass ich dauernde Discowochenenden oder Saufgelage bräuchte. Auch wenn ich gerne mal ausgehe, so doch nicht dauernd und ich definiere mich auch nicht mehr durch die Anzahl der Parties auf denen ich war, so wie das bei den Zwanzigern heute üblich zu sein scheint.

    Meine Trockenarbeit muss ich dennoch vielleicht ernster nehmen als manch Anderer. Dadurch, dass es mir leicht fällt, besteht immer das Risiko, dass ich irgendwann sagen könnte, ach, alles Kinderkram. Du kommst ja wieder von dem Zeug weg. Deswegen ist mir meine Trockenarbeit, das Thema Alkohol, die Vorbeugung, meine SHG enorm wichtig. Ich habe auch gemerkt wieviel ich von den alten Hasen lernen kann. Durch das was sie erlebt haben und wo ich gar nicht erst hin will. Die Horrorstorys die ich hier gelesen habe, in denen schonungslos davon berichtet wurde wo der ALkoholismus hinführt sind für mich sehr wichtig geworden. Auch das Wissen, und die Gewissheit, dass ich genau so enden würde.

    Zusammengefasst, dur die "kurze Zeit" meiner Abhängigkeit ist es für mich zum Glück leicht davon wegzukommen. Vorbeugung ist für mich dafür um so wichtiger und ich werd'n Teufel tun die zu vernachlässigen.

    Liebe Grüße

    Kaleu

  • Hallo Oliver,

    auch wenn Deine Frage eigentlich schon 2 Jahre her ist, denke ich sie wird immer wieder auch für andere aktuell sein.

    Als ich meinen ersten Entzug machte war ich (noch) 34. Von allen Seiten wurde einem eingetrichtert, daß man nun nie wieder trinken kann. Nie wieder??? :roll: Das erschien mir unvorstellbar, weil ich doch noch sooooooo viele Jahre Leben vor mir hatte und mir ein Leben ohne Alk auch noch gar nicht vorstellen konnte, zumal auch mein Geburtstag vor der Tür stand. Habe mich jahrelang unter Druck gesetzt damit und bin auch immer wieder rückfällig geworden.

    Inzwischen gehe ich anders damit um. Setze mich nicht mehr selber unter Druck und mir ist meine Trockenheit wichtiger geworden, als der Alkohol.

    Es ist sicher nicht die Frage des Alters, sondern der Bereitschaft, ob man es schafft trocken zu bleiben oder nicht. Da spielt es dann keine Rolle mehr wie jung/alt man ist.

    Gruß

    kuschelchen

  • ich glaube, daß ein Jüngerer Mensch weniger über Alkohol nachdenkt, und, weil er weniger unter den zerstörerischen Folgen von Alkohol zu leiden hat, als ein älterer, der schon lange trinkt.

    Es vergeht ja auch eine ganze Weile, oft Jahre bis Jahrzehnte bis der Druck durch die Umwelt (zerbrochene Beziehungen, Arbeitsplatzverlust, Führerscheinverlust durch Alkohol) so stark geworden ist, daß der Alkoholiker darüber nachdenkt süchtig sein zu können. Der jüngere Körper steckt auch die Exzesse besser weg. Ältere leiden schon mal unter den körperlichen Folgen des Alkohol

  • Hallo,

    ich mußte erst 56 Jahre alt werden um zu begreifen das ich schon über die Hälfte meines Lebens hinter mir habe, und ich wollte mir nicht auch noch den Rest meines Lebens mit Alkohol weiter versauen.

    Mit Mitte 30- oder 40 war ich ja noch mitten im Leben und hatte die Hoffnung das sich alles noch irgendwie von alleine zum besseren wenden würde.
    Dementsprechend kurz- oder lang waren dann auch die Trinkpausen.

    Morgen war ein neuer Tag, und ich hatte ja immer noch die Illusion jederzeit problemlos einfach aufhören zu können.

    Irgendwann sah ich das endliche der Lebenszeit ,....und der Wille trocken werden zu wollen verfestigte sich.


    Zitat

    (zerbrochene Beziehungen, Arbeitsplatzverlust, Führerscheinverlust durch Alkohol)

    Ich hatte ALLES noch !

    Es war mein eigener freier Wille mit dem trinken aufzuhören.

    Gruß, Rose

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