Hallo zusammen,
die/der ein oder andere kennt mich ja bereits aus dem Vorstellungsbereich. Möchte mich nun auch hier kurz vorstellen.
Ich bin 31 Jahre alt und seit meiner Jugend trank ich regelmäßig Alkohol.
Seit ca. fünf Jahren trank ich mehr und mehr Alkohol (seit ca. einen Jahr heimlich). Meine Frau mit der ich seit ca. 1,5 Jahren verheiratet bin, wusste bis letzte Woche Dienstag nichts davon.
Bis letzte Woche Montag war ich bei durchschnittlich 2-3 Litern Bier pro Abend (auch mal Wein oder Schnaps). Gerne aber auch mal ein Totalabsturz zwischendurch (an den Wochenenden mit Kumpels). Nüchtern schaffte ich vielleicht drei Tage mit Schwitzen, Schlafproblemen und Ängsten. Letzten Samstag (14.6) war wieder ein Totalabsturz. Mit sehr peinlichem Ausgang. Dies war mein persönlicher Tiefpunkt. So konnte es nicht weiter gehen. Hab den Tag drauf nur geheult.
Vorher hatte ich schon oft versucht weniger zu trinken. Erfolglos.
Letzten Dienstag habe ich mich endlich vor meiner Frau geoutet (Mittwoch bei meinen Eltern). Sie ist aus allen Wolken gefallen und wir beide haben lange geweint und uns gehalten. Aber sie steht so toll zu mir und ich habe mich wieder neu ins sie verliebt!!
Letzten Mittwoch erst noch zur Arbeit (Termin von 9 bis 10) und dann zu Arzt. Auf gut Glück einen tollen Arzt gefunden! Sehr einfühlsam und freundlich! Hatte ja keinen Termin und bin Kassenpatient , er hat sich trotzdem sehr viel Zeit genommen.
Habe ihm ausführlich berichtet, auch, dass ich am nächsten Tag (letzten Donnerstag) ein Beratungsgespräch habe.
Er hat mir dann zu meinen Schritten gratuliert. Er meinte (aufgrund meines Verhaltens und meiner ehrlichen Beschreibung des Trinkverhaltens), dass eine stationäre Entgiftung wahrscheinlich nicht notwendig sei, ich aber sofort zu ihm kommen soll, sobald es mir schlechter geht. Für den Notfall hat er mir ein Medikament mitgegeben. Für mich war aber klar, dass ich zur Entgiftung gehe, sobald ich das Gefühl habe, ich müsste eine Tablette nehmen/bzw. falls ich eine nehme.
Der Arzt hat mir auch noch ein Buch empfohlen. Kennt das jemand von euch: Melody Beattie (Kraft zum Loslassen). Ich habe es mir gekauft und mir hilft es sehr. Kleine Hilfestellungen für jeden Tag. Auch hat er mir die Nummer von der Kassenärztlichen Vereinigung gegeben um nach freien Therapieplätzen zu fragen.
Die Tage danach gings mir eigentlich ganz gut. Unglaubliches Gefühlschaos in mir. Auch eine Unruhe spürte ich. Die Nächte habe ich auch unruhig geschlafen und auch leicht geschwitzt. Aber eigentlich im Rahmen. Hatte nur Angst, dass es schlimmer wird. Wurde es aber nicht. Heute geht’s mir körperlich und auch psychisch gut.
Schlecht geht’s mir immer dann, wenn ich an das verzweifelte, verheulte Gesicht meiner Frau denke. Aber das ist Motivation für mich weiter zu machen!!
Ich schaffe das!! Auch dank meiner Frau, die einfach super ist!! (Und übrigens gar keinen Alkohol trinkt). Wir reden wieder unheimlich viel (über alles) und haben ausgemacht, dass wir zumindest jeden Abend auch ein paar Minuten über meine Sucht sprechen (dauerhaft).
Ich fahre jetzt jeden Tag ein paar Meter mehr zur S-Bahn (meide das Kiosk). Schmier mir wieder selber Brote (hatte ich die letzten Monate keine Lust mehr zu). Statt der Hamburger Morgenpost lese ich jetzt morgens über meine Krankheit. Ich mache unheimlich viel Sport und nehme bei der Arbeit die Treppen. Schwer könnte es werden, wenn ich abends ganz alleine bin. Aber da habe ich ja zum Glück meine Frau!!
Fußball/Konzerte/Feiern sind erst mal gestrichen. Nächste Woche kauf ich mir ein Trekkingrad, so dass ich jeden Abend laufen oder radeln werde. Bewegung tut mir sehr gut!
Letzten Donnerstag war ich dann zur Beratung beim Blauen Kreuz in Hamburg.
Habe natürlich wieder geheult. Und wieder gings mir ein wenig besser. Werde zunächst jede Woche zur Beratung gehen (Blaues Kreuz) und mich einer Selbsthilfegruppe anschließen. Gucke mir zwei in Frage kommende an und werde dann dauerhaft die besuchen, bei der ich mich einfach besser aufgehoben fühle!! Eine ist in der Nähe von der Arbeit, die andere in der Nähe der Wohnung. Morgen (Montag) geht’s mit der ersten los. Bin so aufgeregt....
Der Berater hat gesagt, er würde mit einer Therapie zunächst noch ein wenig warten, bis ich mich gefestigt habe. Seht ihr das auch so?
Außerdem sagte er, ich solle die vom Arzt bekommenen Tabletten besser nicht nehmen. Aber die brauche ich (glaube ich) sowieso nicht mehr.
War ein gutes Gespräch.
Oh man, ich hoffe, ich packe das.
Freitag hat mein Bruder angerufen (meine Mama hats ihm erzählt). Wieder ein tolles Gespräch. So viel Unterstützung von allen Seiten! Und den Anstoß habt Ihr im Vorstellungsbereich gegeben!!
Vielen Dank!!
Ganz liebe Grüße
Ery