Verankerte Ziele oder Treten auf der Stelle???

@ all:
Möchte gerne einen neuen Thread aufmachen zum Rückblicken, Innehalten, zur Bestandesaufnahme, zum Verankern eines neuen, vielleicht noch etwas ungewohnten, Verhaltens?

Oder auch zum Klarwerden, dass man / frau nach einer gewissen Zeit immer noch auf der Stelle tritt?

Ursächlich dafür war ein Austausch mit Crevette über "Anker", also etwas, dass uns hilft, neu erlerntes Verhalten zu reflektieren und wenn wir es "gutheissen", es auch als Verhaltensmuster "verankern" zu können.

Da jeder aber sehr individuelle "Ankerhilfen" braucht, hat, als hilfreich empfindet, muss er/sie ja zuerst einmal rückblicken, innehalten, zu sich kommen, um zu schauen, was er/sie im letzten halben Jahr, in den letzten drei Monaten ober im letzten Monat erreicht hat und was ihm/ihr dabei geholfen hat.

Vielleicht kann dann diese Ankersammlung dem einen oder der anderen zu neuen Denkanstössen verhelfen oder einfach Lust machen, mal einen ganz neuen Anker auszuprobieren?

Ganz sicher wird es uns helfen, rückblickend unsere Fortschritte oder auch das "Treten auf der Stelle" zu erkennen.

Ihr seid alle eingeladen Euch zu beteiligen und ich fange einfach mal an:

Was habe ich in den letzten 6 Monaten erreicht?

eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Alkohol
eine intensive Auseinandersetzung mit dem, was ich mir wünsche
meine Wünsche zu äussern
Klarheit über das, was ich nicht mehr in meinem Leben haben will
seit April ein kompletter Rauchstop bis heute (ohne Entzug!)
eine engere Beziehung zu meiner Mutter
eine Annäherung an meine eigene innere Zufriedenheit
die Trennung von meinem Lebens(abschnitts)partner
die Distanzierung von meinem Co-Helfersyndrom

Und was hat mir dabei geholfen?

Dieses Forum hier Schreiben als Anker und verstanden werden!
mein Fellmann, der mir eine Tagesstruktur "aufzwingt", der mich raus in die Natur holt für seine täglichen Spaziergänge, der mich liebt, wie ich bin, ohne etwas zu erwarten, der mich zum Lachen bringt, auch wenn mir garnicht danach ist! Tiere als Anker!
Gespräche mit Mitmenschen, mir nahestehenden Personen! Kontakt als Anker!
Ehrlichkeit mir selbst und anderen gegenüber, vertuschendes Verhalten ablegen! Authentizität als Anker!
"lieb sein zu mir selbst", d.h. mir mind. täglich etwas Gutes tun, etwas an dem ich Freude habe! Hobbys und Interessen als Anker!
eine tröstende Umarmung, wenn ich mich untröstlich fühlte! Berührung als Anker!

Und ich bin überzeugt, da gibt es noch viel mehr! Wow, bisschen lang geworden, aber helft doch einfach mit, dass auch dieser Thread ein Anker wird!

Liebe Grüsse
Eure Skybird

Jeep, Dagmar, das stimmt - gute Tipps! Hab auch grad gemerkt, dass Musik auch so nen Anker sein kann - gepaart mit Bewegung...

...wenn ich so packend durch die Wohnung zur Musik tanze und im Rhythmus vor mich hinsinge: "Ich ruf nicht zurück", "Ich ruf nicht zurück"...da kriegste echt gute Laune dabei und vergisst völlig, dass Du Dir nächtens noch Gedanken gemacht hast, was ihm zu schreiben wäre als Antwort-SMS...

Musik und Bewegung als Anker!

LG Skybird

Danke Karl fürs Kompliment,

und jetzt lass mich mal Dich (mit Deinem grossen Erfahrungsschatz) frei interpretieren...

Sport als Anker

rischtisch? Und wenn Du mal wieder reinguckst, lass uns doch teilhaben hier an Deinem tiefgründigen Angler-Erfahrungsschatz. Dir fallen sicher noch nen paar Anker ein

LG Skybird, die Flugeselchimäre

Blödeln als Anker - das ist gut, Crevette! Lass mich ein bisschen umformulieren:

Humor als Anker

Manchmal hilft es, die "todernsten" Dinge des Lebens zu betrachten, indem ich einen Schritt zurückgehe und die Situationskomik suche. Da es ja meiner Überzeugung entspricht, dass es immer mehr als nur eine Seite gibt, muss da neben dem Ernst auch irgendne Komik sein, oder?

Wenn ich die dann gefunden hab, dann muss ich rückblickend mit noch mehr Abstand manchmal nicht nur grinsen sondern auch herzhaft lachen.

Und wer weiss? Vielleicht bin ich dann weise, wenn ich mit nur noch einem Zahn, schaukelnd im Schaukelstuhl des Altersheims sitze und meine Tagebücher der letzten Dekaden als Comics lese?

LG Skybird

Irgendwie brauche ich es momentan, dass ich für mich zusammenfasse, was ich in den letzten 8 Monaten, seit ich mich hier in diesem Forum angemeldet habe, geschafft und erlebt habe:

1.) Ich habe ihn im Urlaub zurückgelassen
2.) Ich habe klar und deutlich ihm gegenüber zum Ausdruck gebracht, dass ich so nicht weiterhin mit ihm als Partner lebe
3.) Ich habe deutlich kommuniziert, dass er sich für den Alkohol oder für mich entscheiden muss
4.) Ich habe das lebensnotwendige , aber nicht alles getan für ihn, damit er aus Italien zurücktransportiert wird
5.) Ich habe ihn danach während der Entgiftung im KH besucht
6.) Ich war ständig auf der Hut und ich bekam Angst vor ihm
7.) Ich distanzierte mich von ihm
8.) Ich forderte meinen Wohnungsschlüssel zurück und erhielt diesen
9.) Ich holte alle meine Sachen in seinem Haus ab und widerstand der Versuchung auf seine Bitten einzugehen
10.) Ich schickte ihm seine Sachen zurück, die er noch bei mir hatte
11.) Ich verliess ihn
12.) Jedoch ich lass ihn noch nicht los!

Und was erhielt ich als Reaktion:

1.) Blumen vor der Türe
2.) 2-3 knappe Sätze auf zwei Karten
3.) Diverse "Ich liebe Dich"-Mails und SMS
4.) den totalen Kontaktabbruch

Das habe ich nicht verdient! Weiter arbeiten! Ab auf Deine Baustellen Skybird! Die nächste Zusammenfassung erfolgt dann Ende 2008!
Wenn einer von Euch diesen Thread ebenfalls als Zusammenfassung nutzen will - nur zu - Herzlich Willkommen!

Was will ich erreichen?
Bis Ende 2008 werde ich ihn nicht nur verlassen sondern auch losgelassen haben!

Und das ist jetzt auch mein Anker:

zurückschauen und Erfolge und Misserfolge darstellen und mögliche Ziele daraus ableiten

LG Skybird

Zitat

Was will ich erreichen?
Bis Ende 2008 werde ich ihn nicht nur verlassen sondern auch losgelassen haben!

Zeit für eine Überprüfung.
Ok, Ziel nicht erreicht.
Ganz nüchtern gesehen.

Warum?
Weil der Zeitpunkt Ende 2008 zu nah gesetzt war.

Ok, wann dann?
Im Juli 2009 das Ziel erreicht. 1.5 Jahre dazu gebraucht.
Wie schnell und gleichzeitig langsam die Zeit doch vergeht.

Viele der hier genannten Anker haben mich vor Rückfällen bewahrt, haben mir zu mehr Gelassenheit verholfen und mir flexible Akzeptanz geschenkt.

Annahme dessen was ist und nicht krampfhaftes Erreichen wollen meiner irrealen Idealvorstellung.

Vor knapp über einem Jahr erfolgte die obige Zusammenfassung.
Was habe ich in diesem Jahr erreicht?

Meine Wut auf ihn und seine Krankheit habe ich in Energie für mich umgewandelt, habe Visionen verwirklicht und mir Herzenswünsche erfüllt.
Ich habe mich selbständig gemacht (schöner Ausdruck) und bin auch selbständiger geworden.

SELBST - STÄNDIG.

Das jedoch noch nicht so ganz erreicht. Da bin ich auf dem Weg dazu. Ständig Selbst zu sein.

Ich möchte jede/n von Euch, die hier lesen ermutigen. Vor allem die, die gerade in einer Krise, einer Trennung stecken.

Es tut weh, so eine Trennung.
Es tut weh, die eigenen Anteile anzuschauen.
Es tut weh, sich zu erinnern.
Es tut weh, die Sehnsucht nach ihm zu spüren.
Es tut weh, zu wissen, dass die Vorstellung eines gemeinsamen Altwerdens mit ihm nur eine Vorstellung bleiben wird.
Es tut weh, zu gehen.
Es zerstört, zu bleiben.

Habt den Mut, Euch für Euch einzusetzen, für Eure Bedürfnisse ohne Manipulation von aussen. Es gibt sie - diese glücklichen Momente, auch wenn ihr vorher meintet, ihr könntet nie wieder glücklich werden.

Vertraut Eurer inneren Stimme, dem Bauch, was auch immer, manche nennen es auch das Unbewusste. Ihr wisst, was richtig ist für Euch, was Ihr braucht.

Nur manchmal fehlen uns dann die Worte, machen uns starr, handlungsunfähig, lassen uns innerlich leer werden.

Vermeintlich.

Es brauchte diese Leere, damit ich wieder füllen konnte.
Es brauchte den Schmerz, damit ich erkannte.
Und es braucht die Liebe zu mir, damit ich heile.

Liebe & herzliche Grüsse und eine gute N8!
skybird

Recht hast Du Reisende - verkriechen bringt garnix...
Danke Nancy für diese schöne Rückmeldung.

Als ich damals hier aufschlug, brauchte ich genau zwei Dinge - Mut und Wahrheit.
Mut wurde mir in vielem gemacht und mit der Wahrheit wurde auch nicht gespart. Manche der Wahrheiten haben mir nicht gefallen beim lesen, umso wahrer waren sie dann.
Es war manches Mal ein Auf und Ab - ein Hin und Her der Gefühle, Angst, Liebe, Sehnsucht, Hass, Neid, Eifersucht - die ganze Palette rauf und runter.

Schwer war mir einzugestehen, dass ich mitgeholfen habe seine Sucht zu unterstützen. Ich habe ihm nie Alkohol besorgt, nicht für ihn gelogen - aber ich habe nur selektiv erzählt. Habe ihm viel abgenommen, weil er es nicht mehr konnte - und ich war ja sooooooo guuuuuut darin.

Die Bestärkung von mir als - ach so starke - Frau hat ja auch sooooooo gut getan. Je mehr Lob von aussen umso besser ging es mir und umso intensiver hielt ich meine und SEINE Abhängigkeit am laufen. Meine von ihm und seine vom Alkohol.

Nicht weil ich speziell irgendetwas tat, sondern weil ich ganz einfach blieb.
An seiner Seite.
Viel zu lange.

Es brauchte erst einen gefährlichen Vorfall, damit ich meine Augen öffnete, denn vorher war auch mein Prinzip "Augen zu und durch".

Als ich im Januar 2008 hier anfing zu schreiben war ich meilenweit von dem entfernt, zu dem ich mich heute hinentwickelt habe. Ich war schon ziemlich verwickelt und deshalb brauchte das Entwickeln etwas länger als ich geplant hatte.

Rückblickend war es gut wie es war.
Alles zum richtigen Zeitpunkt.
Etwas bleibt.
Die Momente, in denen ich geliebt habe.
Ihn geliebt habe.
Es gab sie.
GAB.

Gute N8 alle da draussen im www
LG skybird

Ihr Lieben!
Ja klar lese ich noch und bin auch noch da, aber momentan sehr reduziert hier im Forum. Die Priorität hat sich auf mein entschleunigtes Leben verlagert. Seit Beginn dieses Jahres habe ich einige Sachen verändert, die mir nun ein zufriedenes Leben ermöglichen.

Nach wie vor bin ich in meinem Prozess des Loslassens. Nicht mehr des Loslassens von meinem Alki - dies habe ich nun hinter mir. Auch Neujahrs-SMS, die immer noch kommen, bleiben unbeantwortet. Und zwar ohne, dass ich mich emotional deswegen aufrege. Er schreibt mir immer noch und bekommt keine Reaktion. Nicht meins, aber seins.

Ich lebe momentan glücklich - mit mir und meinem Fellmann alleine! Und euch allen da draussen wünsche ich das auch von Herzen!!!!!!!!

Ich hab mich gefreut über Euer Nachfragen!!!!!!

Herzliche Grüsse
skybird

Wieder mal Zeit für ein Resumee?
Keine Ahnung, aber doch schon wieder ein halbes Jahr her seit ich hier geschrieben habe. Die Zeit vergeht sehr schnell, wenn ich mich mir und meinem r/L zuwende.
Da werden Träume realisiert, Wünsche erfüllt, Bedürfnisse gelebt, die ich vor drei Jahren noch nicht einmal gewagt hätte zu äussern.
Da werden Beziehungen abgebrochen, bzw. beendet zu Menschen, die nun nicht mehr zur neuen skybird passen. Und zwar nicht hintenrum, sondern ganz direkt.

Es fühlt sich gut an, es fühlt sich authentisch an. Ich lasse nicht wieder zu, dass ein süchtiger Mensch meine Knöpfe drückt. Und ich habe hier sehr viel gelernt, dass ich auch im r/L heute noch in meiner täglichen Arbeit anwende.

Ich leide nicht mehr mit, sondern fühle höchstens mit, denn das hab ich gelernt - das mitleiden macht mich nur selbst krank.

Und diesen Punkt lasse ich ganz bewusst hinter mir.

LG skybird