Hallo Ihr Lieben,
da steht, schreib erst auf diesen Seiten, wenn Du ein Jahr trocken bist. Wollte ich, letztes Jahr, das Jubicojahr, war aber nix, dieses Jahr noch mal, trockenes Jubialkcojahr war Müll, jetzt muß ich aber mal, weil ich will, weil ich kann, denn nächstes Jahr bekomme ich vielleicht wieder ganz neue Gedanken. Manchmal schreibe ich oft zu viel, dann versteht mich keiner mehr, deshalb gehe ich heute den spedierten Weg, kurz, über mich, im Focus:
Ich bin ein unbeugsamer Gebeugter, eigentlich ein Co-abhängiger, ein Ehemann, als ich hier ankam, später wisch die Spannung aus mir und ich bog mich gerade, ich wurde biegsam, wie die Weide im Wind, aber gerader und andere Erkenntnisse flossen ein.
Auf dem Weg zur Menschlichkeit frage ich mich, was sich in den vergangenen über 2 Jahren an Veränderungen so ergeben haben und habe mal paar erfaßt (aber hallo, sie verändern sich, täglich):
- ich bin dankbar für alle Erfahrungen die ich gemacht habe, denn ich bin durch die Erkenntnisse nicht besser und nicht schlechter geworden, aber ich kann Mut zur Veränderung finden.
- ich bin coabhängig, falsch programmiert, find ich voll OK
- ich durfte erfahren, daß ich Alkoholiker bin und froh bin für die Erfahrung
- ich wurde hier trocken, meine Denke später auch
- ich erfuhr einen Weg, daß die Kippen verschwanden
- mein Gewicht ging bei jeder Aktion bis zu 15kg rauf und runter, es normalisiert sich
- meine Eßgewohnheiten veränderten sich, ich fand Freßdruck, er gibt mir Signale.
- Gedanken an meine Frau bestimmten den Tag, ich mag sie, klar, ich liebe sie, ich denke an sie, aber sie hat eine periphere gesunde Stellung eingenommen, sie ist in mir, wo sie immer hätte sein sollen, belastungsfrei..
- „Ichs“ gehören auch dazu, ich wurde egoistischer, gesund egoistischer, denn ich bin ich.
- ich habe undisziplinierte, verquerte Gedanken festgestellt, je mehr ich finde und ordne, je klarer werde ich mir. Meine Freiheit ist in mir und nicht im Reagieren auf Umstände.
- die Umstände führten zu allerlei Untersuchungen, die ich nie hätte machen lassen, mir geht es gut, besser als je zuvor.
- ich durfte lesen und schreiben lernen, meine Gedanken auszudrücken, um mich zu begreifen
- mein Körper nahm dankend Sport und Bewegung an, ich kann lange laufen, es macht Freude dabei zu genießen, teil der Natur zu sein.
- ich begann mit ganz kleinen Schritten und viel gehen und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann fange ich wieder mit ganz kleinen Schritten vorne an, immer wieder.
- mein Körper reagiert direkt auf mein Innen drin und mein Geist auf meinen Körper. Beides begann sich gesund zu formen, da harmonierte ich.
- ich lernte alleine zu sein, mit mir, bei mir, ohne Ablenkung durch andere, meine Frau, Arbeit, Telefonate, Menschen, Fernsehen, Zeitungen, Bücher, Radio, Spiele, Veranstaltungen, Musik, Job, auch der Computer, die Verbindung in die Welt steuert nicht mich, ich ihn.
- ich lernte im Heute zu leben, aus den Vollen zu schöpfen, etwas an die schönen Dinge von Gestern zu denken und etwas Kraft aus den Gedanken an Morgen zu schöpfen.
- ich erfuhr, daß ich gestern anders war, also konnte ich Dinge nicht wissen, sie waren für mich die Wahrheit, auch wenn sie anders waren und morgen eine neue Wahrheit werden.
- ich merkte, daß alles was ich las, so geschrieben wurde, wie ich mich fühlte, auch wenn der andere es anders dachte oder ich.
- noch länger dauerte es, bis etwas von mir blind gelebt wurde, dafür brauche ich noch lange.
- Gedanken der anderen sind deren, es gelingt mir immer besser sie bei ihnen zu lassen, denn es sind nicht meine, auch wenn sie scheinbar für mich formuliert wurden.
- ich bin genauer, pingeliger, kleinlicher geworden und komme immer öfter auf den Punkt, ich sehe Blockaden und Strukturen bis in unsere Konzernspitze, die so nicht stimmen. Ich kann viel anders Nutzen und spare Zeit, für mich.
- ich konnte ganz schön lieben, viel ver-lieben und schön lieben, mich übersah ich dabei, heute habe ich mich lieb.
- meine Beziehungsideale waren mir wichtig, alleine zu leben war unvorstellbar, jetzt genieße ich es alleine und kann mir derzeit keine feste Partnerin vorstellen, denn ich brauche alle Zeit und Power für mich.
- an manchen Sätzen, Texten, Seiten und einzelnen Worten, habe ich Tage gesessen, ich habe die Worte anderer nicht kapiert, manchmal meine eigenen nicht mehr verstanden, sie veränderten sich, immer schneller, meine Denke veränderte sich, immer schneller.
- ich kann, wenn ich will, wenn ich muß, aber ich muß nichts, wenn ich kann oder nicht will, weder agieren, noch antworten, noch reagieren, noch deuten, nichts. Es ist gut so.
- ich wurde selbstbewußt, mir über mich bewußt und konnte in mich zurück, eins werden
- ich war dankbar gebraucht zu werden, für andere, von anderen, sie nahmen mich und ließen mich verbraucht zurück. Heute nehme ich was mir zusteht, was ich mir wert bin, ich werde immer noch gebraucht, weil ich es wert bin und dafür fordere ich meinen Preis, wenn ich will.
- ich kann mit wenig zufrieden sein, genügsam, dazu gehören angemessen Ansprüche, die sind gestiegen.
- meine Rolle war mich zu rechtfertigen für eine Rechtfertigung, reagieren, wie ein Torhüter der nie schießt, immer abwehrt. Ich lernte zu schießen, immer präziser, immer besser.
- oft habe ich festgehalten, geklammert, mich verbissen, bis ich abgab, die Schultern zuckte, da war es gut
- ich habe mich oft so sinnlos lange ausgedrückt, bis ich in allem einen Sinn sah, auch in Sinnlosem.
- ich bin auch auf Gott gestoßen, aber nur halb, ich nannte ihn immer meinen Boss, eher so wie Halbalki oder Co-light, Bosse kann man wechseln. Was bin ich im Kreis gelaufen, Gott ist in allem, unter jedem Stein habe ich nachgesehen und gedacht: ja und bei meiner Frau bist du vorbeigelaufen. In allem, es braucht Zeit in allem nachzusehen. Du bist ein Stück von mir, sagte ich, was hat mich meine Frau ausgelacht. Bist du Jesus, hat sie mal gefragt, da bin ich ganz klein geworden, natürlich nicht, aber wenn er doch in uns ist, das Leben ist?
- ich habe aufgehört zu feilschen und bin gerader, aufgeräumter, freier geworden, es ist einfach so.
- ich bin oft fortgelaufen, wenn ich nicht mehr weiter wußte, manche Gefühle konnte ich mir nicht ansehen, da entstanden Neue, aus Verlustängsten Eifersucht, Depressionen, Suizidgedanken. Ich wurde mal Masochist genannt oder jemand sagte, das ist eine Paranoia. Ich Masochist, ich eine Paranoia, hallo, eigentlich was ganz Normales, Schönes, wenn ich mir das mal genau ansehe.
- ich lebe jetzt in Grenzen, manche sind schwarz/weiß klar und unübertretbar, andere überspringe ich mit Spaß und Freude jeden Tag, aber es sind keine Mauern, die durfte ich einreißen, turmhohe Mauern.
- ich habe neue Disziplinen, Lebensdisziplinen und je mehr ich an ihnen arbeite, es wird noch lange dauern bis zum letzten Augenblick, erlebe ich immer wieder neue wundervolle Augenblicke.
- es gibt Grundsätze, Erfahrungen, Wege, Schritte, Traditionen, ich nutze sie für mich, was für andere Gold ist, kann für mich kein Müll sein.
- ich habe es immer als schlecht empfunden zuhören und wenig zu sagen, weil die anderen so viel redeten, wenn ich dann viel redete, konnten mich viele nicht verstehen. Ich kann immer noch wenige reden, auch zuhören, auch mehr reden mit weniger, es wird besser verstanden. Manchmal aber nicht.
- ich habe auch gelernt meine Stimme zu erheben wenn alle kuschen.
- meine Konzentration wird immer besser, es strengt mich weniger an bei einer Sache in die Tiefe zu gehen, als erst tagelang den Müll zu entsorgen. Auf meinem Schreibtisch liegt oft nur ein Vorgang, früher waren es mehrere Firmen, Berge von Vorgängen, viele irgendwas und jetzt zuerst „ich“.
- vieles ist konzentrierter, tiefer geworden, für eine Zeile hier, hätte ich früher 3 Seiten gebraucht.
- oft sehe ich Dinge hinter den Dingen, es macht Spaß solche Gedanken zu sehen, das spart Energie
- mein innerer Friede, die Gelassenheit, hat sich verändert, es wurde eine neue Lebensqualität
- in Liebe loslassen, was für eine Erfahrung, wie sollte ich was in meinem Kopf los lassen? Weg, andere Wohnung, Trennung, alles klasse, aber im Kopp? Hirnspaltung?
- ich lebe mit den Menschen in diesem Forum, mit Menschen aus meiner realen Selbsthilfegruppe und führe intensive Gespräche mit meinem Therapeuten. Oft sind unscheinbare Gespräche oder Texte hier im Forum eine Brausetablette für mein Hirn oder das mehrmalige Lesen ergibt einen neuen prickelnden Sinn.
- mir ist es schwer gefallen auf all die Kleinigkeiten zu achten und sie zu einem Puzzle zusammenzusetzen.
- mir ist es noch schwerer gefallen, Paradoxes zu tun, nicht auf mein Hirn, nicht auf meine Gefühle zu hören, die Puzzle abzugeben und etwas einfach passieren zu lassen.
- ich lese täglich etwas in den Büchern (s. u.) oder hier, es tut gut, weil ich nicht alles behalten kann und immer wieder viel vergesse, es steht dann hier und mein Kopf ist frei.
- ich hatte Angst mich hier im geschlossenen Bereich anzumelden, weil dachte alles falsch gemacht zu haben, weil ich dachte, du hast so viel eingebracht und gelernt, es gibt keine Steigerung, weil ich dachte, wenn du noch tiefer rein gehst, verlierst du dich ganz, gehst du unter. Ich habe schwimmen, steuern und fliegen gelernt, von alten Hasen, erfahrenen Weggefährten und unerfahrenen, um ihr eigenes Leben Strampelnden, immer wieder hier im offenen Bereich, jetzt lerne ich damit umzugehen, das dauert ewig.
- ich lernte auch, daß wir trocken im Rausch sein können, Alkoholiker und Angehörige.
- ich mußte auch akzeptieren, daß es zwischen den Süchten keinen Unterschied gibt, wenn der Alk fort ist, bleibt das Hirn, das kann man nicht abstellen, es ist grenzenlos, immer dabei.
- ich lernte auch, daß der Alk, weshalb ich hier landete unwichtig ist, denn die Gedanken mutierten in meinem Kopf vom Schwanz bis ins Hirn, in allen erdenklichen Variationen.
- ich lernte auch was Fachspezifisches, einiges kann ich auf andere Alltagssituationen übertragen, aber es bleiben Mutationswerkzeuge meines Hirns, von A wie Reduktionsfaktor bis Z wie überflüssige Angst, denn es läßt sich fast alles auf ein: „es ist gut“ reduzieren.
- meine Ehe ging in die Brüche, wir erreichten nicht mehr eine Augenhöhe, das war schade, denn als ich hier auflief, kam ich doch wegen meine Frau, wegen dem Alk, nicht für mich, ich wollte doch was schaffen, ich war doch gesund.
- ich habe auch gelernt, daß ich alle Zeit habe die ich habe, ich muß sie nur nutzen, ihr einen Sinn geben. Hier habe ich so viel sinnvolles, endloses Material.
- ich habe auch begriffen, daß heute, vielleicht morgen, alles wieder fort sein kann, einfach so, weg, Hirn abgestellt, erledigt, alles von vorne. Dann gehört das dazu, zu mir.
- ich wurde einmal gefragt: wo steht daß ich dich lieben muß? Häh, wie habe ich gedacht, Liebe hat doch jeder, kann jeder, wenn zwei zusammen sind lieben sie sich doch, wenn sie es beide können und wollen.
- ich erhebe keine Ansprüche, auf nichts, das kann ich gut und gut gebrauchen, ich habe das als Co gelernt, es wäre vermessen nach 50 Jahren zu sagen: ich habe die Weisheit mit Löffeln gefressen, aber ich fange gelassen an Scheibchen für Scheibchen in mich aufzusaugen, mich, langsam.
- ich bin noch nicht fertig, wenn ich mich gesund schreibe, ich fange dann erst an und jeden Morgen ist meine erste Aufgabe in mich rein zu sehen, wie in den Briefkasten, aber da erst viel später.
Was- viel und lang geworden, für mich, für über 2 Jahre eigentlich wenig. Mein kürzestes Wort das ich hier erfuhr war ein „Ja“, ja zum Leben.
Was- ob und was ich genommen habe? Ja, Forumin, täglich, Sehigrupan, wöchentlich, Theralin, monatlich, sonst nur Mich, nur mich, es geht um mich.
LG gute 24h Kalli Kaltblut
Der Rest steht im Butterweichen und Steinharten, da habe ich Steine weich gekloppt und Butter hartgeschlagen, für die Harten gestreichelt. Ich bin hier nicht alleine. Viel mehr steht bei den anderen. Ich bin hier nicht alleine, alle die hier schreiben hinterlassen ein Stück ihres Lebens, jeden Tag neu, unbezahlbar, kostbar erfahren, einige zahlten mit Lebensstücken.