Kapitulation hilft gegen Sucht?

  • Ich bin hier im Forum sehr oft über das so genannte Zauberwort "Kapitulation" gestolpert. Laut Wikipedia heißt Kapitulation: Einseitige Unterwerfungserklärung, … keine Widerstand mehr leisten zu wollen.

    Sowohl den Alki wie auch uns COs soll angeblich die Kapitulation weiter bringen. Verstehe ich nicht. Ich soll mich meinem Schicksal ergeben? Hinnehmen, wie ich bin? Damit abfinden? Und dann? Was passiert dann?
    Ich bin dann glücklich und zufrieden, wenn alles so bleibt wie es ist?
    Kann doch nicht sein… ist bestimmt anders gemeint – oder doch nicht?

    Bitte um Erklärung und was das Ziel der Kapitulation sein soll.

    Liebe Grüße
    Ettena

  • Wieso kann oder will mir keiner erklären, was hier im Forum mit Kapitulation gemeint ist? Ich sehe gerade, wie mehr und mehr meinen Thread lesen – aber keiner antwortet… ?????

    LG
    Ettena
    ( da habe ich mir selbst geschrieben, damit wenigstens eine antwortet :cry: )

  • Ich glaube liebe Ettena, so lebe ich es für mich, dass ich nicht mehr gegen Windmühlen ankämpfe. Ich versuche auf mein Ziel zuzuarbeiten und es nicht aus den Augen zu verlieren - aber auch nichts mehr zu erzwingen.

    Früher war das anders: ein Ziel, direkt drauf los und ackern ackern ackern - und oftmals bin ich vor dem Ziel ohne Puste liegen geblieben.

    Seit ich anders an die Dinge gehe und auch in Erwägung ziehe dass es länger dauert oder plötzlich das Ziel ein anderes wird oder sich verschiebt, ist mehr Ruhe und Gelassenheit eingekehrt, das widerum kostet mich weniger Kraft als zuvor.

    Ich akzeptiere - und dadurch kapituliere ich - dass die Beziehung gescheitert ist. Ich nehme es hin, akzeptiere es und versuche nicht mehr gegen diese Windmühle anzukämpfen.

    Früher hätte ich es brachial versucht: entweder der Alkohol oder es ist aus. Hätte gegen den Alk gekämpft, kontrolliert und wäre nicht weiter gekommen.

    Hätte es eine Chance und Krankheitseinsicht gegeben, dann hätte ich mit Kapitaluation wohl einen Schritt zurück gemacht, hätte versucht auf etwas hinzuarbeiten, es aber nicht zu erzwingen.

    Sorry, mir fällt gerade kein passenderes Beispiel als der Alk ein. Aber auch ich lasse mir gerne andere Erklärungen gefallen.

    Ich denke einfach, wir sollen akzeptieren was wir sind, das hindert uns nicht daran gut und gesund damit umzugehen oder das zu lernen. Kapitulieren heisst nicht, so glaube ich, aufgeben sondern "annehmen wie es ist".

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hi Dagmar,

    ich weiß auch nicht, was los ist mit mir. Ich habe heute das Gefühl, dass ich durch drehe und alle Informationen und Gedanken nicht mehr richtig sortieren kann. Ich habe seit ein paar Tagen zu viel gelesen und geschrieben und bin durch den Wind. Kennst Du das?

    Und dann immer das Gefühl, ich habe etwas falsch verstanden und liege auf dem "Holzweg".

    Vielleicht liegt es auch daran, dass ich zur Zeit in meiner Verhaltenstherapie bezgl. dieses Themas auch noch mal Informationen bekomme… und… jetzt alles sortieren muss… Aufgaben, Aufgeben, Aufmachen (Auflaufen?) u.s.w.

    …Und ich habe ihn noch nicht verdaut :cry:, obwohl es schon sechs Monate her ist und ich nie wieder Kontakt hatte… und ich endlich möchte, dass sein Bild aus meinem Kopf verschwindet…

    Danke.
    Ettena

  • Hallo Ettena,

    was Kapitulation im Sinne eines Alkoholikers betrifft, möchte ich hier lieber mal einem Betroffenem selbst überlassen, aber als Co-Abhängige, also in meinem Fall süchtig nach meinem Mittel, mein Ex, kann ich Dir eine Antwort geben, was es für mich bedeutet.

    Kapitulieren heißt, daß ich anerkenne und annehme, daß ich abhängig bin, daß ich mit dieser Form von Beziehung nicht in einem vernünftigen und gesunden Maße umgehen kann.
    Weiter gebe ich den Kampf auf, alle möglichen Ausreden zu finden, um noch eine Verbindung zu meinem Suchtmittel zu haben, zu suchen(..versuche es... :wink: ). Ausreden, wie:*ja, aber er ist ja so liebevoll, wenn er nüchtern ist*, *eigentlich kann er ja meine Bedürfnisse befriedigen, wenn da nicht...wäre...etc*. Ausreden bedeutet weiterhin in der Sucht verweilen.

    Kapitulieren heißt also für mich ganz klar, daß ich mein Suchtmittel aus meinem Leben vollends verbanne, ohne Verzichtsgedanken. Es geschieht aus der Einsicht heraus, daß es um mein Leben geht, daß es mich zerstört, wenn ich so weiter lebe, in der Abhängigkeit meines Suchtmittels.

    Ich erkenne an, daß ich keine Chance habe, diesen Kampf zu gewinnen, denn wenn ich kämpfe, verbringe ich meine Zeit immer noch in der Sucht!
    Ich ändere mein Leben vollständig, arbeite an der Veränderung meiner Verhaltens- und Denkmuster. Ich konzentriere mich auf mein Leben, nicht mehr auf das meines Suchtmittels.

    Das dies ein harter Weg ist, muß ich wohl nicht beschreiben....

    Ich hoffe, ich konnte Dir meine Gedanken verständlich rüberbringen. Dies sind, wohlgemerkt meine Gedanken. Und die sind erst der Anfang, denn danach beginnt es ja eigentlich erst...

    Lieben Gruß

    S.Käferchen

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous (2. Februar 2009 um 10:05)

  • Bei mir ist es gerade so, dass ich das Gefühl habe, je mehr ich mich mit Co-Abhängigkeit beschäftige, je kränker fühle ich mich. Und das schwächt.
    Was mache ich falsch?

    LG, Ettena

  • Hallo Ettena, setzt dich weiterhin mit dir selbst auseinander, und irgendwann erkennst du, was du falsch machst und wie du dich besser verhalten könntest... dein fehler war mit sicherheit bisher, dich nicht mit dir auseinanderzusetzen sondern mit dem Alkoholabhängigen und seiner Krankheit. Das ist allerdings seine eigene Baustelle, und deine beginnt ausschließlich bei dir selbst! LG, Ayki.

  • Ja, liebe Leute, ein schweres Thema, schon im Lesen, dann im Begreifen und letztendlich dann am Umsetzen.

    Ja, liebe Ettena, und wie gut ich das kenne: man beginnt etwas umzusetzen, immer wieder kommt etwas hinzu und plötzlich erscheint alles wirr, weil vielleicht zuviel. Geht mir oftmals nicht anders: dieser hallo-wach-Moment, wo ich dann Querverbindungen begreife und irgendwann wird es zuviel.

    Für mich waren "Kapitulation" und "Loslassen" so und so ganz, ganz schwere Kost. Überhaupt zu begreifen, wie und was es sein sollte um dann auch noch auf den Weg der Umsetzung zu gehen. Einfach etwas versuchen umzusetzen, was so entgegen dem ursprünglich gelebten war. Egoismus und Selbstbezogenheit zu lernen - das, was andere schon als selbstverständlich besitzen erscheint mir falsch und fühlt sich "falsch" an.

    Harter Weg und für mich noch ein langer ....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Ettena,

    vor kurzem schieb mir jemand: schmerz/trauer lähmt. Evt. ist es der Schmerz und die Trauer die Dich lähmen und Dich krank fühlen lassen. Du beschäftigst Dich so sehr mit dem warum, wieso und weshalb ... setze den Focus jetzt auf: wie wird es mir besser gehen? was muß/sollte ich machen das es mir besser geht?
    Irgendwann wird einem die ganze Info auch mal zuviel... da bleibt der Computer dann hängen... fahr mal runter, starte neu und fragmentiere... sortiere... und such Dir ein Schutzprogrammm

    LG
    Andrea

  • Ich konzentriere mich schon länger nicht mehr auf sein Leben – aber wahrscheinlich immer noch zu wenig auf meines. Und vielleicht geht es mir auch so, weil gerade kein Suchtmittel in greifbarer Nähe ist?
    Schon allein die Tatsache, dass ich lieber hier im Forum schreibe, als meine Steuererklärung zu machen – sozusagen flüchte… o Schitt!!! Ich weiß doch genau, wie ich ticke…
    Ich muss aufhören, mir Ersatz oder Flucht zu suchen…
    Das schwächt mich.

    Ich arbeite zu hause und bin deshalb oft 24h alleine. Manches mal ist das wie Einzelhaft. Ich bin dann immer froh, wenn ich unter Menschen komme. Aber geht nicht immer – wie gerade, wo ich so viel zu tun habe.

    Lg, Ettena

  • hallo ettena!

    auch ich habe erstmal nur gelesen bei dir und mir dann meine gedanken dazu gemacht...

    dies ist meine ansicht für MICH und meine person was die kapitulation in MEINEM leben bedeutet

    es gab eine zeit(welche nochgarnicht so lang her ist) da sah ich gott als meinen gegner.ich lag in ständigem kampf mit ihm und ich dachte nicht daran mein schutzschild fallen zu lassen.du kannst dir sicher vorstellenwie schnell mich meine einstellung an den seelischen tiefpunkt brachte!ich ging in meine shg und es widerstrebte mir meine machtlosigkeit zuzugeben.zwar wusste ich damals(letztes jahr)das es zutraf...es war mir offensichtlich NICHT gelungen den alkoholismus zu besiegen...aber ich wollte meinem "feind"nicht unterliegen.durch die hilfe meiner shg lernte ich zu kapitulieren!ja es dauerte lange aber schliesslich erkannte ich das kapitulation nicht gleichbedeutend ist mit unterwerfung.sie bedeutet vielmehr meine bereitschaft nicht gegen tatsachen anzukämpfen und "gottes rolle"spielen zu wollen...nein sie bedeutet mich auf MICH zu konzentrieren.
    wenn ich eine blume pflücke oder ein naturwunder bestaune verliere ich doch auch nicht mein gesicht wenn ich zugebe das ich auf diese dinge keinen einfluss habe.so ist es mit allem im leben.ich habe herrausgefunden das ich dann den besten zugang zur gelassenheit finde wenn ich anerkenne das die "schöpfung"in guten händen ist.

    heute bin ich dankbar das sie die welt weiterdreht...auch ohne mein dazutun.ich bin frei mein eigenes leben zu leben und ich bin sicher das sich gott(mein glaube) um die schöpfung,um meine lieben und auch um mich selst kümmert.

    ich bereite mich sozusagen auf ein neues leben vor welches ich nur erreichen kann wenn ich von allem ablasse was ich nicht beeinflussen kann!und wenn ich einen tag nach dem anderen die gewaltige aufgabe angehe MEINE welt durch eine änderung meines denkens in ordnung zu bringen.

    liebe grüsse caro

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Geht mir ähnlich, liebe Ettena. Aber es wird besser. Ich merke so Stück für Stück, wenn ich mal etwas für die letzten Jahre ungewöhnliches tue, dass sich etwas ändert.

    Zwar immer noch festgehalten von Erinnerungen, so verblasst das Bild der Person, langsam auch Leid und Kummer und Anspannung. Liegt wohl daran, dass vorhin provisorisch mein Beistellherd zum heizen gestellt wurde :) da wird es einem wärmer ums Herz :)

    Für mich selber wurde es besser als ich begriff, ich bin noch viel zu viel beim anderen. Aber ich bin traurig und ich darf das - ich benötige meine Zeit und die gebe ich mir auch. Komischerweise war mit diesem Friedensvertrag mir gegenüber etwas anders geworden.

    Mir geht es ähnlich wie Dir Ettene, ich suche gerade einen Job und arbeite in der Zwischenzeit an Texten, das ist zuweilen als wäre man mit sich selber gefangen. Wo lebst Du in welcher Region?

    Ich musste auch flüchten, ich musste begreifen, verstehen, umsetzen warum ich mir Dinge antat, die mir nicht gut tun, ich musste erstmal ganz krass auf den Fußboden knallen um zu erfahren, hier ist eine wohl unheilbare Krankheit am Werk - alles was ich dachte was wichtig wäre war unwichtig. Wichtig wäre eigentlich ich, was ich viele Jahre nicht mehr gelebt habe.... Umlernen ist schwer!!!

    Aber wir kriegen das hin - Gebe Dir die Zeit, die Du brauchst und die Chance für Dich - glaub mir, es kommt - auch ich arbeite noch herzhaft daran!!!

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo, ich habe da auch so meine Probleme mit der Kapitulation, die da heißt: annehmen und akzeptieren. Es ist tatsächlich ein aussichtsloser Kampf gegen den Alkoholismus oder jede andere Sucht den man führt. Ich habe 7Jahre mit mehreren Süchten und 2LZP für meinen Alkoholkranken-Partner gekämpft, den ich immer wieder verloren habe. Ich habe für ihn und nicht für mich gekämpft. Mein Sohn und ich sind auf der Strecke geblieben und der Alkoholiker auch. Ich bin auch noch nicht soooo weit das ich sagen kann : "Ich gebe alles an eine "höhere Macht ab", jeder hat seine Eigene,Ich habe bedingt durch die ganzen Jahre der Co-Abhängigkeit Probleme mit dem "Loslassen und Gott überlassen". Aber ich bin auf dem guten Weg und jeder Tag bringt mich ein Stück weiter voran, wenn ich lese wie vielen es doch hier ähnlich geht wie mir und das wir uns nur selber helfen können, jeder für sich, auch der Alkoholiker, der auch seinen Tiefpunkt erreichen muß wie wir Co´s auch.
    liebe Grüße an euch

  • Liebe Dagmar… und alle anderen…

    mir macht ein Satz meiner Therapeutin zu schaffen: “Manche trauern sogar ihr ganzes Leben einem Partner hinterher”.
    Diese Vorstellung macht mich fertig!

    Aber dagegen ankämpfen bringt ja nichts. Sondern so gut als möglich alles raus lassen an Gefühlen. Erst jetzt – ein halbes Jahr danach kann ich wirklich trauern und wieder weinen.
    Vorher habe ich mich mit Härte versucht zu konditionieren. Je zwanghafter ich es versuchte, mir gerecht zu werden, um so mehr bäumte sich mein inneres Kind dagegen auf. Aber ich merke auch, dass alleine das Kapitulieren auch nicht reicht.
    Ich bin halt auch noch nicht vollends angekommen in dem Stadium: Ich finde mich klasse und bin zufrieden mit mir.
    Ab und zu ist es da – aber dann rutscht es plötzlich ohne Grund wieder weg…

    …das heißt – nein – nicht ohne Grund: Immer, wenn ich wieder an seine Demütigungen denke.

    Diese sitzen wie ein Stempel auf meiner Haut und wie ein Stachel in meiner Seele und bohren und bohren weiter und ich hoffe, das ich es irgendwann weg bekomme. Das ist meine schwerste Arbeit!!

    Lieben Gruß zurück
    Ettena

  • Hallo Ettena,

    ich kriege immer Angst wenn ich lese, daran muss ich noch "arbeiten". Neben der Arbeit noch arbeiten :shock: An mir, an anderen, in meiner Wohnung - arbeit arbeit arbeit. Und wann darf ich leben :? ?

    Du zerrst Dein "Leid" immer wieder ans Tageslicht, betrachtest es von allen Seiten, versuchst zu verstehen, willst Erklärungen, willst Diskussionen - willst das fachlich beleuchten lassen. Du drehst und wendest es, polierst es bis es glänzt, beweinst es bis es sich nass und kalt anfühlt, wärmst es wieder und belebst es erneut um es kurz wegzulegen.

    Gibt es gar nichts in Deinem Leben was wichtiger werden könnte ? Du sagst Du magst Dich - bist mit Dir zufrieden ? Wirklich ? Warum versuchst Du dann krampfhaft etwas zu ergründen, zu verstehen und in Nano-Teilchen zu zerlegen anstatt den Kopf zu heben, die Schultern zu straffen und Dein Leben jetzt so einzurichten, dass Du Dich darin richtig wohlfühlst ?

    Ich verstehe Deine tiefe tiefe Tiefgründigkeit nicht - wie lange befasst Du Dich damit schon ? Was hat es Dir persönlich an Gutem gebracht ? Was hast Du mit Deinem Wissen für Dich schon umsetzen können ?

    Du klingst nicht zufrieden - Du klingst verbittert und wütend. Immer noch.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • hi ettena

    ich gehe hier auf deine pn zum thema kapitulation ein, auch wenn ich zugebenermaßen etwas verwundert war :wink: hast zwar schon einige antworten erhalten, unbeantwortet will ich sie aber doch nicht lassen...

    ich kanns dir nur aus meiner sicht als eka schreiben, bei mir trinkt ja meine mutter.
    ich hab ewig probiert mit ihr zu reden, sie irgendwie zur einsicht zu bringen, gebettelt, geheult, einschmeichelnd und auch härtere geschütze aufgefahren, gebracht hat das alles nichts.
    warum?
    weil ich gegen den gegner alkohol machtlos bin, ich kann kämpfen was ich mag, meine kraft verbrauchen bis zum geht nicht mehr - ich werde verlieren, das ist so sicher wie das amen in der kirche!

    erst als ich kapiert hab das ich absolut nichts machen kann, nicht nur im kopf sondern auch mit dem herzen - erst da konnte ich mich mit meinen baustellen beschäftigen, davor hab ich mich noch lieber auf der hauptbaustelle meiner mutter aufgehalten, eben ihrem alkoholproblem.

    liebe grüße -Summer-

  • Zitat von Ettena


    mir macht ein Satz meiner Therapeutin zu schaffen: “Manche trauern sogar ihr ganzes Leben einem Partner hinterher”.
    Diese Vorstellung macht mich fertig!

    Guten Morgen Ettena,

    ja, soche Menschen gibt es. Meine Oma war so einer. Nachdem mein Opa gestorben war, wurde sie nie mehr froh bis sie 12 Jahre später selbst starb. Alle guten Ratschläge, wie sie wieder mehr am Leben um sich herum teilnehmen konnte, blieben ungehört. Sie WOLLTE trauern und sich nicht verändern. Und jemand anderer konnte dies nicht für sie tun.

    Was die Kapitualtion betrifft, nun, wie Dia schon schreibt, wir können unseren Kummer immer wieder aufpolieren, neu hervorkramen, uns im Kreis um ihn drehen und ihm diesen Platz in unserem Leben lassen. Weiter bringt es uns nicht. Lebensfroh macht es uns auch nicht. Anerkennen, dass das, was geschehen ist, nicht mehr änderbar ist. Akzeptieren, dass ein Mensch aufgrund seiner Erkrankung so mit uns umgegangen ist, wie er es tat. Und kapitulieren, sprich den Kampf aufgeben, selbst etwas an diesem Verhalten, an seiner Krankheit verändern zu können. Denn die Kraft, die wir in den aussichtlosen Kampf stecken und in das aufrechterhalten der Trauer und des Kummers, die fehlt uns, wenn es gilt, unser Leben neu zu "sortieren". Wie willst du an einem zufriedenen Leben für dich arbeiten (und Dia: zu anfang ist es Arbeit, weil wir es nicht gewohnt sind), wenn du deine Energie darin erschöpfst, dich in den schlechten Gefühlen aus der Vergangenheit zu drehen?

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo,

    die Frage für mich sollte eigentlich heißen:

    Wieso Kapitulation vor dem Alkohol?dem Alkohol gegenüber machtlos zu sein?

    Nun, als ich noch nass war, gab es keinen einzigen Menschen der mich davon
    abgehalten hätte zu saufen, wenn ich loszog. Wenn ich mich dann auch noch
    bedrängt gefühlt habe, habe ich erst recht gesoffen.

    Demzufolge ist es doch nur logisch, das ein Angehöriger diesen Mechanismen gegenüber nur kapitulieren kann....

    Gruß Hermann

  • Guten Morgen Ettena,

    heut morgen ist mir zu der Überschrift deines Threads noch etwas eingefallen. Kapitulation hilft nicht gegen Sucht. Aber sie half mir, meine Aufmerksamkeit auf MICH und meine eigene Entwicklung zu richten. Als ich vor der Alkoholsucht meines Freundes kapitulierte, sprich akzeptiert habe, dass ich sie nicht verändern kann, hatte ich die Energie frei, die ich für die Schaffung meiner eigenen Zufriedenheit brauchte, egal, ob er trinkt oder nicht.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Vor allen Dingen würde die Kapitulation, wenn ich sie einmal richtig leben würde - was noch eine Sache von Zeit ist - dafür sorgen dass ich mich auf mein Leben konzentriere und auf Dinge, die ich verändern und bewegen kann.

    Denn nur die Kapitulation vor dem "anderen, stärkeren" sorgt dafür dass meine Energien und eigene Kräfte bei mir bleiben. Es gelingt mir noch nicht so wie ich es will. Aber ich spüre immer mehr den Abstand und das Bearbeiten von Dingen, die immer weiter zurück liegen. Vieles habe ich verdrängt weil es wohl zuviel Schmerz bereitet hat. Je mehr Abstand ich habe und keinen Kontakt, desto eher kommen viele Dinge an den Tag, die ich neutral betrachten kann und feststellen kann - so vieles war absehbar, aber die Warnzeichen wollte ich nicht hören ...

    Lieben Gruß von Dagmar

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