Merkmale für ein EKA

  • Hallo Ihr!

    Das ist wirklich super interessant, was ihr zur Definition eines EKAs schreibt.

    Trifft fast alles auch auf mich zu. Man hatte sich dem Alkohol unterzuordnen, immer das Gefühl, erst kommt der Schnaps und dann alles andere. Ständig war man in Hab-Acht-Stellung, weil man nie wusste, was im nächsten Moment passieren kann. Bei mir ist es heute noch so, dass ich sehr unruhig bin, beim erzählen von einem Thema zum nächsten springe und mich schon gar nicht mehr auf die Antwort des anderen konzentrieren kann. Ich habe auch wenig Geduld, alles muss immer schnell schnell gehen.

    Dann fehlt mir und sicher vielen von euch ein gesundes Selbstvertrauen. Meins ist irgendwo im Keller, da ja man ja vermittelt bekommen hat, das man nicht wichtig ist.

    LG

  • Hallo,

    auch ich lese mich hier so durch die Definitionen und Erklärungsversuche - bin noch ganz neu bei Euch - und erkenne mich sehr oft in Euren Aufzählungen wieder.

    Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob mir wirklich vermittelt wurde, ich sei nicht wichtig. In der Folge bestimmt, aber die Art der Vermittlung war doch viel subtiler. Ich war sogar sehr wichtig: Mein Zimmer musste immer picobello aussehen, die Noten in der Schule mussten immer sehr gut sein, die Pflichten im Haushalt sollten erfüllt sein und zwar gründlich und nicht nur irgendwie. Kurz: ich durfte einfach nur nichts wollen, was irgendwie Ärger machen könnte. (z.B. Freunde einladen, allein in die nächste Stadt in eine Theateraufführung fahren - mit 15, das regt mich heute noch auf).

    Eines meiner größten und schwierigsten Erbstücke aus meiner Kindheit ist die Kommunikation: Wenn Du Dich ärgerst, sag es keinem. Wenn Du wütend auf Deine Eltern bist, sag es bloß nicht. Du würdest gern über die Familiengeschichte sprechen - besser nicht. Es geht Dir nicht gut? Behalts für Dich. Das wurde so natürlich nie explizit gesagt, schwang aber doch immer irgendwie mit. Noch heute bin ich überrascht, was vermeintlich einfache Telefonate für familiäre Kommunikationskrisen auslösen können.

    Schönen Tag und LG
    Auf dem Weg

  • Hallo Auf dem Weg!

    Bei mir was es so, dass meine Mutter irgendwann so fertig war, dass Sie sich gar nicht mehr angemessen um mich kümmern konnte. ZB für saubere Kleidung sorgen, überhaupt für ausreichend Kleidung sorgen, sich für die schulischen Belange interessieren, die Wohnung sauber halten. Das gab es alles nicht mehr. Es gab auch keine vernünftigen Gespräche mehr, ich war nur noch auf Abwehr.

    Was mir aufgefallen ist an meinem Verhalten ist, dass ich total harmonisüchtig bin. Ich möchte mich immer mit allen gutstellen, allen gefallen, und nie anecken oder auffallen. Ich versuche, es immer allen recht zu machen, was man natürlich nicht schafft. Dann suche ich zuerst Schuld und Fehler bei mir. Sich da ein anderes Verhalten anzutrainieren ist schwer.

    LG

  • Hallo Sonnenblume,

    so war es bei uns nicht. Zum Glück hat meiner Mutter immer nach bestem Wissen für uns sorgen können und solche Dinge wie essen, saubere Kleidung, ein Auge darauf, was in der Schule los ist, hatte sie immer. Allerdings ist sie irgendwann sehr krank geworden und Gott sei Dank, haben wir sie immer noch. Sie hat immer super tapfer gekämpft und ihre Kinder waren oft die Motivation dafür, durchzuhalten. Sicher ist es natürlich nicht, aber es ist nicht auszuschließen, dass der Stress mit ihrem Mann dazu beigetragen hat.

    Dadurch dass mein Vater eher ein unauffälliger Trinker ist (Bier, Wein, Wein, Bier, Tee mit Rum nach Feierabend) waren auch die Bedrohungen eher latent, aber da.

    Harmoniesucht kenne ich von mir auch. Einerseits bin ich total harmoniesüchtig. Andererseits schlägt es manchmal um und ich werde total streitlustig. Gut, mein Partner ist wohl noch viel harmoniesüchtiger als ich und dadurch habe ich ihm dann oft Vorwürfe gemacht, wenn ich unsere Situation nicht mehr aushalten konnte. (siehe Thread EKAs in Paarbeziehungen) Jetzt versuche ich immer genau auf mich zu schauen, ob ich Streit um der Sache willen will oder Harmonie um der Sache willen oder um meinetwillen. Diese eeeewige Unsicherheit, was ich schon an Zeit mit Nachdenken über mich verbracht habe. Manchmal wäre ich gern total ungestüm und bedenkenlos.

    LG
    Auf dem Weg

  • Hallo Sonnenblume,

    was Du geschrieben hast, kenne ich auch nur allzu gut. Gut sein in der Schule und möglichst fleißig und unauffällig sein - und blooooß niiiiemals aggressiv, das ist sowas von tief eingeprägt!! Das macht mir heute noch viele Probleme - denn im Zweifel bekomme ich Angst, wenn ich meine Interessen vertreten möchte. Dann möchte ich das Thema, um das es mir eigentlich geht, am liebsten unter 10 Teppiche kehren...
    Gut in der Schule sein ist so eine Anforderung meiner Alki-Mutter gewesen, die sie ja selbst nie erfüllen konnte. Also hat sie das gerade so an mich weitergegeben. Ohne sich jedoch auch nur einmal drum kümmern zu wollen. Das musste ich alles alleine machen. Ich wüsste nicht, dass sie mir mal bei den Hausaufgaben geholfen hätte. Immerhin war sie zu hause und hatte Hilfe im Haushalt von unserer Oma. Aber es war ihr alles zu viel. Sie ist dann lieber zu ihrem Typ gefahren, den sie jahrelang nebenher hatte. Ich hab mich immer gewundert, wo sie wohl ist. Einfach nicht da. Und meine Probleme hatte ich selbst zu lösen. Egal wie. Und wehe, es hat was nicht geklappt. Dann ging's ab... Nun - man soll hier ja nicht über andere schreiben. Schwierig bei solchen Themen, wie ich finde. Es ist eben alles miteinander verquickt in so einem Familienwirrwarr...

    Ciao,
    lavandula

  • Hallo!

    Vielleicht noch ein Merkmal eines EK: Misstrauen anderen Menschen gegenüber, sogar Vertrauten oder Verwandten. Ich kann nur wenigen Menschen wirklich vertrauen. Bei den meisten denke ich, sie spielen mir Sympathie nur vor und lauere förmlich auf Anzeichen für meine Annahme. Und gehe dann hinterher in Gedanken immer wieder so eine Begegnung durch. Ich hasse das selbst, aber warum sollte MICH jemand mögen? Ich finde mein Verhalten selbst völlig irrational.

    LG Sonnenblume

  • Hallo Sonnenblume,

    hihi, Lavendel (=botanisch Lavandula) an Sonnenblume, das ist doch schön ;)

    Ja, das ist auch irrational, aber macht nix! Selbstannahme ist das, was da hilft. Immer ein Stückchen mehr. Und sich selbst vielleicht heute schon ein bisschen weniger seltsam zu finden. Was soll denn rauskommen bei einem solchen emotionalen Umfeld, in dem wir hier alle aufgewachsen sind?? Es gab nunmal keine Beständigkeit und Annahme, wie es im besten Falle in Familien gegenüber ihren Kindern gelebt wird. Wir kennen diesen Zustand quasi nicht. Und können ihn aber erlernen. Davon bin ich fest überzeugt!

    LG,
    Lavandula

  • Hallo,

    mir sind noch mehr Regeln, nach denen ich zu leben dressiert werden sollte, eingefallen:

    . sei nicht!
    . sei auf jeden Fall anders als Du bist
    . gestern zählt nicht
    . morgen ist egal
    . heute ist auch scheisse....!!
    . der Alki ist egal, was da komme, der Nabel der Welt, der Herrscher meiner Welt, der Welt an sich und ohnehin einfach gottgleich, keine Frage!
    . reagiere so wie Du denkst, dass es dem Alki möglichst angenehm ist - wie auch immer das sein mag und was für einen Knoten das auch immer in Dich hineinwindet.
    . Du bist verantwortlich für alles, was passiert.
    . überleg Dir endlich mal was Neues!

    So - das trifft in etwa eine emotionale Ecke, in der ich gerade heute mal etwas aufgeräumt habe.

    LG,
    Lavandula

  • Auch mir ist noch etwas dazu eingefallen:

    Was andere Familien machen ist egal, bei uns ist es so und damit hast Du Dich abzufinden.

    Das hat mir und meinen Geschwistern immer Probleme gemacht, weil wir keine Chance hatten, auch nur darüber zu reden, wie das Leben unserer Freunde ist oder wie man sein Leben auch gestalten kann.

    Wahrscheinlich hatten meine Eltern zu viel Angst, wir könnten Ihr ganzes Eltern-Sein in Frage stellen, obwohl wir manchmal wirklich nur Kleinigkeiten wollten, z.B. Freunde besuchen oder einladen, Ausflüge machen...

    LG
    Auf dem Weg

  • Hallo Ihr Alle,
    vor Kurzem konnte ich in Gedanken ganz gut in Worte fassen, was ich unter anderen als Anzeichen bei mir beobachte. Gestört hat´s mich schon öfter, jetzt ist es mir richtig bewußt geworden.

    Ich habe das Gefühl, mich von meinem Gegenüber nahezu hypnotisieren zu lassen,... des Anderen Ansichten teilen zu müssen. Gut finden, was der Andere gut findet, sich (mit) lustig machen über Sachen, die ich nicht lächerlich sondern sogar gut finde, das Lebensgefühl des Anderen nachempfinden und mitmachen. Richtig stressig wird diese "Disziplin", wenn da unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Einstellungen sind, dann switche ich innerlich in einem Affentempo hin und her.:x Wenn es meinen Einstellungen wiederspricht, bekomm ich Bauchschmerzen, weil ich mich von meinen Ansichten verabschiede, dem Anderen, der Harmonie zuliebe. Wie sterben oder besser vernichtet werden... Und das Alles total unbewußt. Inzwischen versuch ich so bewußt zu bleiben, daß ich es zumindest merke, wenn ich mich so verhalte. Es ist jedes Mal wirklich so, als hätte ich total vergessen, daß ich existiere, es gibt nur das Reagieren auf den Anderen. Immer öfter schaffe ich es nicht nur gedanklich sondern auch wirklich daraus aus zu brechen, mich selbst zu fühlen und wahr zu nehmen.Ich bin dann total aufgeregt, weil ich mich gegen die unsichtbaren, alten Regeln benehme, denn das droht mir immer schlimmste Folgen an. Nur, daß die dann nicht stattfinden. Sehr verwirrend.:roll:

    Also, das ist so ein EKA Aspekt an mir, den ich vor Kurzem in aller Klarheit angucken konnte.

  • Hallo Ninus,

    ja, das ich kenne ich auch. Zu dem, was ein anderer sagt, ja sagen, obwohl ich eigentlich anderer Meinung bin, nur um zu gefallen und weil ich mir meiner Meinung dann auch plötzlich nicht mehr sicher bin. Manchmal ist es unbewusst, dann denke ich hinterher, was hast du hier für einen Quatsch gesagt; manchmal aber auch bewusst.

    Ich habe mich aber auch schon getraut, meine wahre Meinung zu sagen, weil ich doch auch wer bin. Und eigentlich habe ich auch keine schlechten Erfahrungen damit gemacht. Es ist so eine innere Blockade, bloß nichts falsch zu machen und nichts falsches zu sagen.

    LG Sonnenblume

  • Hallo Sonnenblume und Ninus,

    das kann ich auch nur bestätigen... Habe schon viel daran gearbeitet, aber ein Rest an Unsicherheit, ob es wohl o.k. sein könnte, eine eigene Meinung zu haben ist immer noch übrig geblieben.
    Ein umso seltsameres Konstrukt, da ich eigentlich eine willensstarke Person bin. Aber kein Wunder, wenn man Jahrzehnte lang sein SEIN in den Dienst eines anderen gestellt hat...
    Das ist mehr wie innere Sklaverei.

    LG,
    Lavandula

  • Hallo,

    mir sind noch weitere Dinge eingefallen:

    Die Regeln des Lebens werden einem in der Alk.Familie nicht vermittelt - sie werden ausgehebelt und despotisch-tyrannisch nach Gutdünken des Alk.Kranken verändert, damit er seine Bedürfnisse befriedigen kann.

    Alles, was der Aufklärung, dem Lernen und dem Weiterkommen eines EKAs zugute kommt, wird abgelehnt aus Angst vor dem Aufdecken des Familiengeheimnisses.

    Schweigen als Druckmittel - ach, natürlich überhaupt psychische Druckmittel in jeder Form werden nach Gutdünken vom Alk.Kranken eingesetzt.

    Klar - die andern haben immer Schuld.

    LG,
    Lavandula

  • .ein EKA hat bedingungslos loyal zu sein, sonst stirbt es
    ...................................................
    .das EKA muss gläsern sein
    ...................................................
    .das EKA ist jederzeit für Ungeheuer da, die es zähmt und besänftigt - mit Todesangst, unter Schmerzen, ohne Rücksicht auf eigene Belange - manchmal lassen sich die Ungeheuer auch nicht auf das Zähmen ein
    ...................................................
    .ein EKA lebt im Krieg, es ist Verhandlungsmeister, Diplomat und Krisenmanager - 24 Studen am Tag, 7 Tage die Woche.
    ...................................................
    .und hellsehen muss es natürlich auch.

    LG,
    Lavandula

  • Hallo an alle,

    ich bin auch neu hier und ganz fasziniert von diesem Thread, weil ich mich fast überall wiederfinden kann und es so gut tut, zu wissen, dass man damit nicht alleine ist.

    Liebe Lavendula, bedingungslos loyal sein, sonst stirbt man! Das hab ich auch erlebt und erlebe es auch heute noch - meist in Form von Ängsten und schlechtem Gewissen, wenn ich mich der Aufarbeitung meiner Geschichte widme. Wenn ich z.B. meiner Therapeutin davon erzähle, fühle ich mich oft wie eine Verräterin.

    Ich kenne auch die Unsicherheit, seine eigene Meinung zu verteten, oder überhaupt eine zu haben! Das war gefährlich als Kind und bedeutete noch mehr Liebesentzug.
    Also stelle ich heute oft mein ganzen Verhalten in den Dienst meiner Suche nach Anerkennung und Zuneigung. Und wo bleibe ich dabei?

    Noch so eine Botschaft aus meiner Suchtfamilie:
    "Wir brauchen dich, aber sei bloß nicht zu anstrengend"

    "Funktioniere perfekt, sonst bist du schuld an der nächsten Katastrophe"

    Liebe Grüße
    Belinda

  • Hallo zusammen,

    hier mein Beitrag:

    1. Das Gefühl mich andauernd zu erklären zu müssen.
    2. Das Gefühl keine Fehler machen zu dürfen aus Angst vor Bestrafung oder Ablehnung, weil mein Gegenüber mich nicht versteht.
    3. Drüber nachzugrübeln, was ich tun kann (Verstellung), um der Beurteilung zu entgehen.
    4. Mich fast nur als angenehm zu empfinden, wenn mich andere positiv spiegeln und dann aber nicht damit umgehen zu können, z. B. bei Komplimenten (Optik, Leistung etc.).
    5. Andere Meinungen gelten zu lassen, ohne mich abgelehnt zu fühlen.
    6. Dinge nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern den Drang nach dem letzten Wort zu haben als sauberen Abschluss.
    7. Nicht erkennen zu können, wenn ein anderer meine Grenzen überschreitet und schon viel zu weit geht
    8. Nicht für andere zu denken und zu handeln, sondern ganz einfach abgrenzend aufzuzeigen, dass ist Deine Sache.
    9. Alles hinterfragen und analysieren
    10. Mich im Vertrauen fallen zu lassen und unbeschwert sein
    11. Glauben zu können, dass nach einem glücklichen Moment ein nächster erfolgt ohne dieses beschleichende Gefühl "Dauer-Lauer"

    In meiner Suchtfamilie wurde ich als liebes Mädchen betitelt, weil ich so anspruchslos, kaum wahrnehmbar, da sehr schüchtern oder eher eingeschüchtert und manipulierbar durch Zuneigung, Kuscheln, Angstmechanismen etc.

    Soweit erstmal - liebe Grüße Kopfmensch

  • Liebe Kopfmensch,

    All diese Punkte sprechen mich an und ich finde mich in jedem einzelnen Punkt wieder!!
    Wie oft versuche ich herauszufinden, was der andere erwartet, um es bestmöglichst zu erfüllen - egal, wie es mir dabei geht, was ichwirklich will oder denke! Oft ist mein handeln nur darauf ausgerichtet, dem anderen zu gefallen. Kritik kann ich kaum aushalten.
    Auch die "Dauer-Lauer" ist mir sehr vertraut! Woher kann ich wissen, dass es im nächsten Moment noch genauso ist, wie zuvor?
    "Sei ständig in hab-acht-Stellung, es könnte dir das Leben retten!" oder umgekehrt, wenn du es nicht bist, könnte es dich das Leben kosten!!

    Liebe Grüße an alle
    Belinda

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