Geduld und andere Grausamkeiten

  • hi there,
    alles zu seiner Zeit-Diesen Spruch musste ich in meiner anfaenglichen
    Trockenheit mir immer wieder auf die Fahne schreiben.Ist es doch so
    schwer die Euphorie erster positiver Trockenheitserlebnisse zu bremsen
    um sein seelisches Gleichgewicht zu finden.
    In den ersten zwei Jahren meiner Trockenheit fuehlte ich mich so sicher,
    dass ich ganze Strassenzuege trockenlegen wollte.Schnell wurde mir in
    einer Sh-Gruppe mein Fehlverhalten klar gemacht,was bei mir in voelliges
    Unverstaendnis muendete,kratzte solche Kritik doch zusehr an meinem
    Ego.Das die alten Hasen mich kritisierten liess mein gestoertes Autoritaets
    empfinden gewaltig entflammen.
    Heute weiss ich,wie nass ich damals doch dachte.
    Ein weiteres Jahr verging und noch ein Jahr und staendig konnte ich eine
    Veraenderung meiner Betrachtungsweisen und Lebenseinstellungen bei
    mir feststellen.Und nicht nur ich,sondern auch Andere.Insbesondere aber
    die alten Hasen aus der Sh-Gruppe.
    Allmaehlich entpuppte ich mich als einer von Ihnen.
    Ich blicke nun auf neun Jahre Trockenheit zurueck und moechte keines
    missen,sonst waere ich nicht da wo ich jetzt bin.
    ich habe 30 Jahre mein Leben weggesoffen und werde wahrscheinlich
    hoffentlich ebensolange Trockenheit zum punkt null benoetigen.Da kommt
    es nicht auf ein paar Jahre,Monate oder gar Wochen an.Wie sich doch
    ein Leben aendern kann-Frueher konnte ich keine 8 Stunden ohne Alk
    ueberstehen,heute zaehle ich meine Trockenheit in Jahre.Fuer diese
    Entwicklung brauchte ich Geduld und Gelassenheit,die wuensche ich
    allen forumsmitgliedern Gruss

  • Hallo Mustasch,

    na unter dem Strich ist das doch eine Bilanz auf die Du wie ich finde zu Recht stolz sein kannst. Warst Du komplett rückfallrei oder hast Du den ein oder anderen Ausrutscher einfach nicht erwähnt. ? Wenn ja wäre es schön wenn Du da ein paar Zeilen zu schreiben könntest.

    Was mich an Deinem Bericht ein wenig beruhigt ist, dass Du am Anfang alles und jeden „Trockenlegen“ wolltest. Das war/ist bei mir zwar nicht der Fall, allerdings zeigt das, dass Du dich zumindest in der Anfangsphase noch bei trinkenden Menschen aufgehalten hast. Wenn man nur von Nichttrinkern umgeben ist braucht man ja nix trockenlegen :wink:

    Das macht mir etwas Mut, dass doch nicht alles falsch ist was ich so mache. :roll:

    Ansonsten von mir einfach mal ein „Willkommen im Forum“ von mir.

    Gruss Vaan

  • hi vaan,
    schoen das Du geantwortet hast.
    Nein ich hatte keinen Rueckfall.Mit dem Trockenlegen ist die Arbeit in der
    Suchtkrankenhilfe gemeint.Ich war die erste Zeit dort mehr als aktiv
    und hatte mich nach dem Ganz oder Garnicht Prinzip des oefteren verannt
    Gruss

  • Hallo Mustasch und herzlich willkommen hier !

    Ich freue mich, dass Du uns an Deinen Erfahrungen teilhaben lassen möchtest. Da gibt es sicher viele interessante Dinge, die Du zu berichten hast.

    Wie ist es z.B. mit einem alkoholfreiem Umfeld ? Wie hast Du Dir das aufgebaut ? Hat das lange gedauert ? Und wie ist es jetzt nach 9 Jahren ?

    Gruß
    Biene

  • Hallo Mustasch !

    willkommen hier im Forum und danke für deinen Bericht.
    Schreibst du aus Edmonton/Kanada ?
    Dann must du ja bald ins Bett. Spass beiseite.
    Kann dein Erlebtes gut verstehen, wollte auch am anfang meiner abstinenz für alle und jeden da sein und habe mich oftmals dabei vergessen, das Leben ist halt ein ewiges lernen.

    viele grüsse von Bernd G

    Trocken seit dem 06.12.1993 und das bleibt auch so !!!

  • hi Biene,
    Danke fuer den freundlichen Empfang!
    In den ersten Jahren meiner Trockenheit war mein Freundes-und Be-
    kanntenkreis auf die Mitglieder der SH-Gruppe beschraenkt.Zu dieser
    Zeit verbrachte ich gut dreiviertel meiner Freizeit mit der Suchtkranken-
    hilfe.Dieser Umstand beschied mir in dieser Phase ein hohes Mass an
    Sicherheit.Ich war von der Thematik Sucht so faziniert,dass mir Normalos
    gaenzlich uninteressant erschienen.Aber bitte,meine Vorgehensweise
    sollte nicht unbedingt Nachahmungscharakter haben!!
    Ich kann diese Welt nicht aendern.Auf Grund dieser Erkenntnis und meiner
    relativen Sicherheit ist es mir heute egal,ob jemand neben mir trinkt oder
    nicht.Nur ich provoziere solche Gelegenheiten nicht unbedingt.Manchmal
    laesst sich ein Contact bei Feiern,Festen nicht vermeiden.OK Ich lebe
    nicht alleine auf der Welt-Nur der Gestank widert mich an.
    Gruss

  • Hallo Mustasch,

    ich freue mich über ein weiteres Mitglied des Forums, das auf lange Erfahrung über Trockenheit verfügt.

    Weißt du warum du abhängig wurdest, bzw. spielt die Antwort darauf für dich überhaupt eine Rolle?

    VG
    Oliver

  • Hallo Mustasch,

    Danke für Deinen Beitrag. Hab ja schon mal erwähnt, dass ich erst seit dem 1.2. d.J. keinen Alkohol mehr anrühre. Deswegen sind für uns "Anfänger" solche Erfahrungen wie Deine (also von alten Hasen) sehr wichtig.

    LG nach Kanada (BTW - Du bist mir zeitlich nur eine Stunde voraus ... :) )

    Starfish

  • hello Oliver,
    schoen Dich unbekannter Weise kennenzulernen!
    Die Frage nach den Urspruengen meiner Krankheit beschaeftigte mich
    in der ersten Trockenheitsphase enorm.
    Die Aufarbeitung meines ersten Lebens liess mich erkennen wer ich
    ueberhaupt bin.Es war eine teilweise erschreckende Feststellung zu
    entdecken,mit wie vielen geistigen und seelischen Defiziten mein frueher-
    es Leben einher ging.Oft stiess ich bei der Reise zu mir selbst auf Ent
    deckungen,die moegliche Ausloeser meiner Alkoholsucht gewesen sein
    koennten.Aber den absoluten Ausloesungspunkt konnte ich nicht finden.
    Ich nehme an,dass bei mir eine Anhauefung seelischer Dezifite moeglicher
    Weise Ausloeser meiner Sucht war.
    Irgendwann habe ich aufgehoert nach Gruenden zu forschen.Es machte
    keinen Sinn,belastete mich nur,weil ich nicht weiter kam im Ergebnis.
    Ich habe fuer mich akzeptiert,dass es so ist-Diese Akzeptanz blockiert
    mich nicht weiter und erleichtert die Behandlung meiner Krankheit unge-
    mein.Zumal irgendwann im Laufe meiner nassen Laufbahn derAlkohol
    in meinem Leben eine Eigendynamik entwickelt hatte.
    Ich moechte aber auch ein Positivum aufzeigen-Ohne meinen Alkoholismus wuesste ich bis heute nicht wer ich bin.

    hi there,starfish,
    Als 69er Ableger traueme ich noch heute von einem Frisco-Trip
    Alte Hasen und neue Huepfer sitzen alle in einem Boot,umgeben von
    einem Meer aus Alk.Jeder sollte jedem helfen,so ist es auch fuer einen
    alten Hasen wichtig seinen Part zu ubernehmen um nicht unterzugehen
    und abzusaufen.
    Gruss

  • Hallo Mustasch,

    schönen Dank für Deine aufschlussreiche Antwort.
    Ich denke auch das es zwar darum geht die seelischen Defizite aufzuarbeiten um zu einer zufriedenen Trockenheit zu gelangen, gleichzeitig kann ich diese Defizite aber nicht für meinen Alkoholismus verantwortlich machen.

    VG
    Oliver

  • Hallo Mustasch,
    Willkommen.

    Wenn einer schon so lange trocken ist wie Du, dann hat er bestimmt auch
    schon einige "Schlüsselerlebnisse", bzw. Situationen erlebt, in denen
    sich das Suchtgedächtnis zurück meldete.

    Kannst Du etwas dazu sagen, was Du in solchen Augenblicken gedacht,
    bezw. getan hast um nicht Rückfällig zu werden?

    Gruß
    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

  • hi Paolo,
    Dein Willkommensgruss tat gut!
    Schluesselerlebnisse hatte und habe ich beinahe jeden Tag.Damit meine
    ich die alltaegliche Auseinandersetzung mit mir und meinem Leben.
    Bei der Recherche meines ersten Lebens konnte ich keine eklatanten
    Vorkommnisse entdecken,die mich atock in die Sucht getrieben haetten.
    Vielmehr war es ein Sammelsurium aus Negativeigenschaften wie
    mangelnde Selbstsicherheit und Selbstvertrauen um nur einige zu nennen.
    Vieles konnte ich zu dieser Zeit wegtrinken,ohne auch nur im Ansatz
    irgend etwas zu veraendern und zu merken,dass ich immer weiter ab-
    rutschte.Die letzten fuenf Jahre meiner nassen Laufbahn hatte der Alk
    mich so im Griff,dass es mir beim Saufen gar nicht mehr um die Beseitig-
    ung meiner seelischen Defizite ging,sondern nur noch um die reine
    Alkoholwirkung als solche.
    Natuerlich habe ich Verhaltensstrategien entwickelt,um mich vor einem
    Rueckfall zu schuetzen.So versuche ich einen geregelten Tagesablauf
    zu planen und auch durchzufuehren.Ich achte in besonderer Weise auf
    meine Gesundheit seelisch aber auch koerperlich,schliesslich geht es ja
    um mich und was ist wichtiger auf dieser Welt!!!
    Ganz wichtig ist auch der rege Gedankenaustausch mit meiner SH-Gruppe
    der schon oft mein Denken bestaetigt aber auch korrigiert hat
    Schwere Schicksalsschlaege sind mir Gott-lob bislang erspart geblieben
    Wenn es aber dennoch einmal dazu kommen sollte,hoffe ich schnellst
    moeglich einen Gesprarchspartner zu finden.Dazu habe ich eine Telefon
    liste bereit.
    Gruss

  • Das persönliche Empfinden, was Geduld bedeutet, muss sich entwickeln. Klar, die *alten Hasen* versuchen einem das zu erklären, nur begreifen was das wirklich ist, das tut man eben erst viel später. Wie soll sich jemand der Jahrzehnte gesoffen hat vorstellen, wie lange 1 Jahr Trockenheit dauert? Das kennt man ja gar nicht, ein Jahr nix zu saufen. Aber eben wenn man *Geduld* hatte, können Jahre der Trockenheit wie im Fluge vergangen sein. Eines muss man sich aber immer bewusst sein, es gibt kein Ziel zu erreichen, die gelebte Abstinenz endet erst mit dem Tod. Um auch das zu begreifen, muss man lernen *Geduld* zu üben. Ich kenne ein paar Leute, die wegen Führerscheinentzug den Alkohol sein lassen mussten, denen fiel es nicht schwer dies zu tun, wussten sie doch, wann es vorbei sein würde. Für mich gilt dies nicht, bei mir ist es erst am Ende meines Lebens geschafft. Ich hoffe, ich habe die Geduld dies abzuwarten. Vielleicht sitze ich ja eines Tages im Himmel und kann sagen: Du hast es geschafft. Bis dahin aber die drei großen G, Geduld Geduld Geduld. Gruß Ronald B

  • hello Ronald B,
    Wieder einmal schlage ich mir die Nacht um die Ohren.Hoffe nur,dass
    dieses Forum mich nicht suechtig macht!!
    Geduld oder Beherrschung kann man ueben.Sich in Geduld zu fassen
    kann grausam sein.Manchen Entwicklungen kann man nicht durch puren
    Aktivismus vorgreifen.
    Saeht man eine Pflanze,so hat man zu warten bis die ersten Triebe
    ausschlagen.Egal was man auch tut,man aendert nichts an der Tatsache
    das alles seine Zeit braucht.
    Es ist fuer viele Alkoholiker moeglich fuer einen bestimmten begrenzten
    Zeitraum moeglich abstinent zu leben,um ein bestimmtes Ziel zu er
    reichen.Ist das Ziel erreicht,geht die Sauferei oft von vorne los.Es sei
    denn,der Betroffene arbeitet an sich
    Grundlage meiner Trockenheit war die bedingungslose Kapitulation vor
    dem Alkohol.Ich konnte nicht mehr.Ich habe eingesehen,dass er viel
    staerker ist als ich.Also bitte-warum sollte ich dann noch einmal anfangen
    zu saufen.Ich renn doch auch nicht gegen eine Strassenbahn -oder!!
    Ich habe meinen eigenen Frieden geschlossen.ich muss nicht mehr
    kaempfen und bin frei.Ein Gefuehl,dass mich eher befluegelt als belastet!!
    Gruss

  • Sät man eine Pflanze.....
    Wenn keiner mit der Heckenschere kommt, klappt das auch, mit dem Wachstum.

    Also bitte-warum sollte ich dann noch einmal anfangen
    zu saufen.Ich renn doch auch nicht gegen eine Strassenbahn -oder!!

    Es gibt keinen Grund zu saufen, es sei denn, man will es. Nur genügt ein kurzer Moment und schon ist alles hin. An anderer Stelle hatte ich schon geschrieben, dass es mich nach 18 Jahren Abstinenz doch erwischte. Ich bin mir absolut sicher, dass ich nie wieder trinken will, ich bin mir aber nicht absolut sicher, dass ich es auch schaffe. Ich HOFFE es, tue alles mir Mögliche, um es zu schaffen. Das Einzige das ich weiß ist, dass ich nichts weiß. Rückfälle gehören zum Krankheitsbild der Alkoholiker, damit muss man einfach leben, nur erstrebenswert sind diese nicht und ich möchte auch nicht eben dieses Krankheitsbild als Rechtfertigung für einen Rückfall missbrauchen. Ausreden hatte ich genügend, aber um saufen zu können, nicht um trocken zu bleiben. Gruß RonaldB

  • Hallo Mutasch,


    ... ja das kann ich auch so unterschreiben.
    Naja, von der realen "Parkbank" war ich schon noch ein gutes Stück
    entfernt, aber in meinem Inneren war ich doch nur noch ein
    kleines Häuflein Elend. Nicht mehr in der Lage Entscheidungen für
    mich zu treffen, geschweige denn Verantwortung zu tragen.
    Die Flucht in den Alkohol, war so einfach und verlockend, das
    alles andere bei mir auf der Strecke liegen blieb.

    Nun bin ich seit Januar 2007 trocken und kann nur sagen,
    das es seitdem wieder Spaß macht zu leben. Bisher habe
    ich auch keine größeren Probleme bekommen, hoffe aber,
    -genau wie Du- von größeren Schicksalschlägen verschont zu bleiben.
    Geholfen hat mir auch eine gewisse Demut dem Leben gegenüber,
    die Zeiten in denen ich nach 3 Wochen "Alkohol-Verzicht" mit
    stolz geschwellter Brust durch die Gegend lief und meinte
    nun alles im Griff zu haben, sind Vergangenheit, waren nur Trinkpausen.
    Erst die Kapitualtion, gegenüber dem Alk. und das eigene Anerkennen
    der Krankheit machte den Weg in die Trockenheit frei.
    Nicht zu vergessen die hervorragende Hilfe, die ich hier bekam.


    Wünsch Dir noch ein
    sehr schönes Wochenende.

    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

  • hi Robert B,
    Verstehe mich hier bitte richtig.Ich versuche mich verstaendlich auszu
    druecken und meine was ich sage.Ausserdem bin ich weiss Gott kein
    Moralapostel-doch ich entdecke in Deiner Schilderung eine Verbitterung.
    Es tut einerseits Leid,was Dir widerfahren ist,andererseits finde ich eine
    Bestaetigung meiner Lebenseinstellung.Die boese "Heckenschere" war
    Schuld am Scheitern Deiner Trockenheit?Ist das nach 18 Jahren Abstinenz
    wirklich Dein Ernst?Egal was diese "Heckenschere auch verkoerpert,fuer
    mich hoert sich das nach klassischer Verschiebung von Verantwortlich-
    keiten an.Auch ich bin mir bewusst,dass eine langjaehrige Trockenheit
    alleine keine Garantie dafuer ist,keinen Rueckfall zu bauen.Es bedarf
    der kontinuirlichen Auseinandersetzung mit sich selbst.Daher sind Rueck-
    fallgruende nach langer Trockenheit allenfalls Vorfaelle die die mangelnde
    Auseinandersetzung mit sich selbst dokumentieren.
    Ich kann das Blatt drehen wie ich will,ich komme immer wieder zum
    gleichen Ergebnis!
    Auch ich bin nicht gefeit vor einem Rueckfall.Rechtfertigungen fuer einen
    solchen haben immer einen nassen Beigeschmack.
    Die in unserem Krankheitsbild beschriebene Ohnmaechtigkeit,das heisst
    nicht mit absoluter Sicherheit einen Rueckfall ausschliessen koennen,
    erleichtert uns unsere Kapitulation vor dem Alkohol.Wir brauchen uns
    nicht unter Stress zu stellen,um ein Ziel zu erreichen,weil wir die Moeglich-
    keit menschlichen Versagenes und Vergessens in unsere Ueberlegungen
    eingebaut haben.Missbraucht man allerdings dieses Instrument der
    Selbstberuhigung so wirkt das entgegengesetzt.
    Ronald B,Schade ist,dass Deine Erfolgsserie von 18 Trockenjahren un
    wideruflich unterbrochen wurde.Doch in dieser Erfahrung liegen bestimmt
    auch neue Chancen.
    Ich wuensche Dir weiterhin Trockenheit und bald einsetzende Zufrieden
    heit!!
    Gruss

  • Hallo mustasch,

    auch von mir ein herzliches Willkommen.

    Mit großem Interesse verfolge ich hier Deinen Thread und die Beiträge der anderen Schicksalsbetroffenen. Dafür erstmal Danke!

    Kurz zu mir:
    Ich bin 50 Jahre alt, geschieden, allein lebend, einen 25 jährigen Sohn und stehe ohne Unterbrechung seit 25 Jahren im Berufsleben. Meine Arbeit macht mir viel Spass. Achja, ich bin Alkoholikerin, seit 17 Monaten trocken.
    Meine Alkoholsucht konnte ich lange sehr gut verbergen, auch vor mir. Beruflich bin ich nie aufgefallen und auch von der Strasse wurde ich nicht aufgelesen. Die Gründe des Trinkens will ich hier mal außer acht lassen, das ist Schnee von vorgestern. Im Jahr 2007, genau gesagt bis zum 09.10.2007 lief ich auf mein persönliches Tief zu, so dass auch meine Familie erkannte, dass mein Trinkverhalten nicht mehr normal ist. Allerdings wurde es mehr als eine schwierige Phase gesehen, da unser aller Leben in Aufruhr war.
    Wie auch immer, in einer Nacht und Nebel-Aktion liess ich mich in die Entgiftung einweisen, ich hatte null Ahnung, was mit mir passiert und was diese Krankheit überhaupt bedeutet. Nach drei elendigen Tagen hörte ich das erste Mal von "Rückfall gehört zum Krankheitsbild dazu". Es war für mich damals ein richtiger Schlag ins Gesicht. Die anderen Patienten auf der Station wunderten sich über meine Naivität, gruseligerweise kannten sie sich alle mehr oder weniger aus etlichen anderen Entgiftungen und es war immer ein fröhliches Hallo-Gerufe, wenn ein "neuer" alter Bekannter eingeliefert wurde.
    Dieses für mich damals unerträgliche Gefühl des mit Einbeziehens eines Rückfalles hat mich sehr stark verunsichert, aber es hat mir auch den Weg gezeigt, die Notwendigkeit zu erkennen, mehr über diese Krankheit zu erfahren und endlich anzufangen, sich selber in den Vordergrund zu stellen.
    Ich schreibe deswegen so ausführlich, weil mich Deine nachfolgend zitierten Zeilen sehr beeindrucken. Das hast Du toll formuliert.

    Diese Selbstberuhigung "Rückfall gehört zum Krankheitsbild" habe ich natürlich auch mit meinem Sohn besprochen, der natürlich auch völlig überrascht war vom Ausmaß meiner Krankheit und er mich fragte, was denn für mich der Supergau sei, wieder trinken zu wollen. Ich sagte spontan, wenn ihm etwas passieren würde. Dann sei er tot, sagte er, wozu wolle ich dann langsam verrecken? Er nahm mir das Versprechen ab, seinen Tod nicht als Grund zu nehmen, gerade dann für ihn stark zu bleiben, denn er könne somit auch danach für mich präsent sein. Vielleicht klingt das kitschig, aber ich habe ihm dieses Versprechen mit voller Überzeugung gegeben und nicht nur mal eben so gesagt. In dem Moment und auch jetzt glaube ich stark daran.
    Korrigiere mich bitte konstruktiv, wenn sich das zu ungeheuerlich anhört, aber andere Gründe, als diesen sehe ich nicht, mit dem Wissen um diese Krankheit und der Erkenntnis meines seit nunmehr 17 Monaten neuen Lebens, welches ich in dieser Form noch nie gelebt habe. Wenn ich es richtig sehe, dann lebe ich erst jetzt für mich meine Persönlichkeit aus.

    Die Möglichkeit des Rückfalls aus mir im Moment nicht nachvollziehbaren Gründen lässt mich aber wachsam sein und gibt mir die Berechtigung, mich mit einer gesunden Portion Egoismus in den Vordergrund zu stellen, was mir normalerweise gar nicht liegt. "Persönlichkeitsentwicklung" und Möglichkeiten der inneren Erneuerung für sich selbst, egal ob Sport, faulenzen oder Weiterbildung, alleine nur das gute Gefühl für sich selbst ist mein Weg der zufriedenen Trockenheit! Würdest Du mit Deiner Erfahrung das auch so sehen können oder hast Du noch andere Gedankenansätze für mich?

    Liebe grüße

    Lobanshee

    PS: Sorry für den langen Beitrag!

  • Hallo Mutasch,

    ich denke auch das ein Rückfall nicht über nacht kommt, sondern weil ich im Vorfeld vergessen habe für mich zu sorgen.

    Gründe zum Trinken, die hatte ich ne Menge, aber ich bin heute dabei meinen Weg zu gehen.
    Ich habe auch vieles in den letzten Jahren erlebt - aber es war für mich kein Grund zum Trinken, eher zu nicht trinken.

    Was kann mir das Trinken bieten?
    Meinen Selbstmord auf Raten, meine Selbstaufgabe?
    Glück, Zufriedenheit und Geborgenheit, Selbstvertrauen sicher nicht.

    VG die kawi

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!