Kriterien der Freundes-/Partnerwahl

  • Da fiel mir doch gerade etwas auf/ein, was ich für mich persönlich alles andere als schmeichelhaft empfinde, aber dennoch beleuchten möchte.

    Auswahlkriterien, die ich nicht immer hatte - die irgendwann einmal da waren und mir damals noch nicht einmal aufgefallen waren.

    Es gab einige Männer, die in mein Leben traten, die als potentielle Partner in Frage kamen. Während ich bei für mich ungesunden Personen gleich Feuer und Flamme war und mir keinerlei Gedanken über deren Hintergrund wie Familie, Wohnform ect. machte und recht schnell eine Beziehung einging, so habe ich ausgerechnet bei den Menschen, die "normaler" waren genau diese Gedanken/Fragen des Hintergrundes durchgespielt, recherchiert und letztendlich durch alle diese Informationen über den Kopf entschieden "das kann nicht gut gehen".

    So - genial - habe ich mich also selber um Kopf, Kragen und Psyche gebracht. Nun ist aber die Frage, die sich mir derzeit stellt ob ich "ungesunde" Partner gewählt habe weil ich der Meinung war "ihnen gewachsen zu sein und ihnen niemals verfallen sein zu können" oder habe ich mir gesündere Partner selber schlecht geredet oder hatte ich Angst vor einer wirklichen zweiseitigen Beziehung, die bei einem "normaleren Partner" der Fall sein könnte.

    Himmel, das schockt mich gerade ziemlich und bringt mich so ein kleines bischen in Unsicherheit. Habe ich etwa diejenigen selber weggeschubst, die beziehungsfähig"er" gewesen wären.

    Wenn dem so ist, habe ich dann tatsächlich schon im Vorfeld erkennen können, wer meine Seele erspüren konnte und diese Menschen dann aufgrund von Gefahrensignal "abgelehnt".

    Oder waren sie so normal, dass Komplexe mir von vorneherein eine Flucht nahegelegt haben, mich als minderwertig eingestuft und sodurch meine Argumente gesucht wurden?

    Wie ich darauf komme? Weil genau dieser Mechanismus ausgebrochen ist: Informationen zu bündeln um feststellen zu wollen, lieber gar kein kennenlernen, weil nichtmal eine platonische Beziehung bestehen könnte..... Dafür fand ich dann ganz viele Gründe - eingebildete - Gründe die ich meinte voraussetzen zu dürfen, die aber teilweise bewiesenermaßen falsch sind...

    Ein bischen wirr, was ich hier beschrieben habe, ist es aber für mich auch noch. Ich frage mich nämlich ernsthaft ob ich genau die Menschen gewählt habe, die aufgrund von Psyche/Krankheit gar nicht in die Tiefe gehen können während ich diejenigen, die das können und wollen angsterfüllt durch tausend Argumente schlecht geredet habe.

    Oder gibt es eine andere Erklärung für dieses eigenartige Verhalten?

    Lieben Gruß von Dagmar

  • hallo dagmar,

    manchmal stimmt der satz,frauen stehen auf männerschweine,sorry.
    die lieben guten sind zu langweilig.
    ich weiss auch nicht,ich fühlte mich immer von denen angezogen die auffällig waren in ihre ganzen art,solche stimmungskanonen.
    die lieben,mit denen man auch mal vernünftige gespräch führen konnte,das war irgendwie was für die seele,fürs verstanden werden,aber für ne beziehung?nee.
    momentan wird ich sage ich bin beziehungsunfähig,weil ich mich selber ziemlich schwierig einschätze,aber eben weil ich gebranntmarkt bin.bevor ich dahingehend suche,will ich rst mal etwas gesunden und dann mal sehen.
    ich würde ansonsten wieder in die sch....greifen.
    kommt zeit kommt rat.

    glg kathrin

  • Hallo Dagmar!
    Schönes Thema und gute Gedanken von dir dazu!!
    Ich würde das ganze so sehen...
    Der Mensch begibt sich im laufe seines lebens auf seinen Weg. Manchmal macht der Weg eben Abzweigungen.. und wenn man gemerkt hat das es hier nicht weiter geht schaut man eben wieder schnell zum geraden Weg zu kommen...
    Soll heissen.. Die Seele jedes MENSCHEN will lernen und wachsen.
    Ich denke das man sich einen ungesunden Partner gesucht hat .. um lernen zu können.. nämlich für sich selbst.. so gesehen machen die "kranken" Beziehungen schon einen Sinn zunächst mal.. Denn DU konntest hier wachsen und hast ja auch da zu gelernt.. für DICH, über deine Person, etwa wie sich selbst wahr nehmen, ernst nehmen, auf sich vertrauen und hören. Ich denke das ganze ist ein Reifungsprozess in sich selbst..und wenn man für eine "gesunde" Beziehung bereit ist, wird man auch eine "gesunde" Beziehung eingehen.. (können)...oder einen"gesunden Partner attraktiv finden!
    Man selbst war (ist) ja auch "Krank"!
    In diesem Sinne..mal meine Gedanken dazu...

    LG Chanell

  • hallo ihr lieben,

    mir ging es jahrelang gleich. ich bin dauernd an diese männer geraten, die mir nicht gut getan haben. komisch. ich wusste es sogar und bin trotzdem wieder und wieder an das gleiche muster geraten. männer die alkoholprobleme hatten. was ich daraus gelernt habe, war acht zu geben auf mich. wenn ich merkte der mann tut mir nicht gut bin ich gegangen.so hab ich denke ich viel zu viel männer im leben gehabt. aber egal, die werd ich alle irgenwie gebraucht haben.

    ich frage mich auch, welches männerbild hab ich eigendlich mitbekommen. in der entwicklung als mädchen zur frau spielt die vaterrolle ja eine ganz wichtige. welches mädchen will nicht irgendwann den vater heiraten. ich war stolz einen so tollen papa zu haben. er hat sich so stark gemacht für andere, hat sich immer eingesetzt. das lebe ich heute selber.ich frage mich, was da passiert ist, mein vater ist ja nicht alkoholiker sondern die mutter. aber er ist co, warscheinlich hab ich genau das mitbekommen.

    mein vater ist ein sehr starkes vorbild für mich.er hat intelligenz, er ist einfach und bescheiden, auch wenn er so grossen erfolg hatte, auf mitmenschlicher ebene, hat er immer bodenhaftung behalten.trotz dem er seine frau hatte.

    ich sehe das eben so, das ich wohl nicht den blick habe zu sehen was tut mir gut was nicht. erst wenn ich es fühle und dann steck ich meisst schon drin.ich hab mir irgendwann eine grenze gesetzt. die rosarote brillen zeit.in der zeit spielen meine gefühle eher verrückt, weil die hormone spinnen. nach drei monaten bin ich meisst aus der rosaroten zeit draussen. da hab ich die grenze angesetzt. bemerk ich nach den drei monaten dann, da ist alkohol im spiel, oder der mann übernimmt keinerlei verantwortung oder irgend etwas stört mich an ihm, es muss noch nicht mal wichtig sein, es muss nur stören, schiess ich ihn ab.damit hab ich mich geschützt.damit hab ich aber auch die möglichkeit zu leben, auch beziehung zu leben.
    heut hab ich die beziehung. seit zwei jahren. ich eier als co da sicher manchmal rum. doch bei ihm stört mich nichts. er trinkt nicht. ich merke lediglich die fluchtreaktion hat sich automatisiert. daran schaff ich gerade.ansonnsten geht es mir unglaublich gut damit, lebe diese beziehung mit der nötigen distance, aber sehr glücklich.ich merke jeh mer vertrauen ich aufbauen kann, desto weniger ängste habe ich. dazu kommt, ich will mich nicht unter druck setzen, ich habe so viel zeit mit ihm, da will ich einfach nur geniessen.

    lg melanie

  • Ja die lieben Beziehungen. Da sucht Mensch sich das Muster was er kennt. Bin ich auch grade dran das aufzuschlüsseln. Und so wie es aussieht war ich sehr oft sehr griffsicher und habe ähnliche Typen wie mein Vater einer für mich war rausgesucht. Was ziemlich schlecht für mich war. So konnte ich kein gesundes Beziehungsmuster entwickeln.
    Und steh nun als Erwachsene Frau da und weiß nicht wie eine "normale" Partnerschaft aussieht.
    Durch mein relativ geringes Selbstbewußtsein habe ich mir meistens auch "unterlegene" Partner gesucht. Für die tollen habe ich mich viel zu klein gefühlt. So hatte ich die Beziehung dann auch meistens bis zu einem gewissen Grad unter Kontrolle....

    Da les ich übrigens auch grad ein interessantes Buch von Sigrid Steinbrecher. Wie die Väter die Gefühle der Töchter beeinflußen.... für Beziehungen ist der Vater anscheinend wichtiger als die Mutter. Auch was Freunde angeht hat der VAter einen großen Einfluß.

    Wenn Mensch sich dessen bewußt ist kann es eigentlich nur noch besser werden. Dann erkenne ich die Muster und kann mich anders verhalten, bzw. gar nicht erst wieder in diesen Zug einsteigen.

    Gruß Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo Dagmar,

    macht es denn Sinn über einen Partner nachzudenken, sich einen im Regal auszusuchen oder zu backen, so lange ich mich nicht selbst kenne? Solange ich von einem unbekannten Beuteschema geleitet werde und mein Unterbewußtsein durch eine Fülle tiefer Informationen beeinflußt wird, ist es für mich ziemlich aussichtslos mich auf ein reales Verständnis zu verlassen, wahrscheinlich bin ich dann eh verlassen, also ist vieles bedeutungslos.

    Gründe suchen und grundloses Tun, vielleicht brauche ich einfach nur eine gesunde ausgleichende Waage. Je mehr ich mich mit dem Partner beschäftige, je mehr vergesse ich mich dabei, dann habe ich mich auch wieder verlassen.

    Als ich hungrig und reif war, stellte ich schnell fest, daß eine Beziehung nicht möglich war, denn so lange ich nicht mit mir in Beziehung stehe, komme ich nicht ins Gleichgewicht.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Dagmar,
    ein sehr gutes Thema, danke! So wie du stelle ich mir diese Frage schon seit Jahren. Mich reizte immer anscheinend die Herausforderung, diesen Menschen zu"bekommen". Je spröder dieser war je mehr hat mich dieser Mensch interessiert. Ein Mensch,der mich auf Distanz hielt, den fand ich super anziehend und ich wollte das mich dieser wahrnimmt und mich mag. Instinktiv wusste ich das ich damit nicht glücklich werde. Ich lief aber zur Hochform auf-Co! Liebessüchtig! Menschen die "normaler" waren kamen/kommen gar nicht in Betracht, da langweilig. Ich denke das das mein Krankheitsbild ist und ich deßhalb soviele Blender, Alks ect., sprich Menschen die mir nicht gut tun um mich herum habe. Eine große Aufgabe endlich das zu Erkennen und gegen zu steuern.
    Das sind eigentlich die Wurzeln des Co`s. Dein Leben hat viele Elemente von meinem. Ich denke man muß es jetzt lernen sich mit normalen Partnern einzulassen. Auch wenn man Angst hat als gleichberechtigt behandelt zu werden, denn dies wollen wir ja schließlich. Ich weiß nur noch nicht wie man es endlich hinbekommt sich so zu öffnen.
    Liebe Dagmar wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft und alles was ich von dir gelesen habe hat mich wachgerüttelt. Du bist ganz schön stark! Klasse!
    Glg Nancy

  • Ja Ihr Lieben,
    Kaltblut sprach was interessantes an, die Partnerbeziehung. Wobei ich noch gar nicht so tiefsinnig denken kann.

    Mir fiel auf das bereits ganz wenige Fakten dafür sorgten dass ich für einen Menschen eine Schublade aufmache. Ich habe die Schublade sogar "nur" über einen Gegenstand aufgemacht und nicht einmal den Menschen betrachtet. Das erschreckt mich sehr. Ich selber möchte nämlich auch nicht vorverurteilt werden.

    Ich glaube Nancy, ich bin da nämlich tatsächlich mal in meine tiefsten dunklen Kammern gerutscht. Ich war nämlich dabei einen recht normalen Menschen in von mir ausgedachte Schubladen zu stecken.

    Klasse einfach. Denn nun weiß ich was mir schadet, also habe ich das gleich mal auf den Menschen projeziert.
    Wie früher aber habe gleich tausend Grüne gesucht warum dieser Mensch als Kontakt (nicht als Partner) nicht gut ist. Ach, fiel mir viel an Gründen ein.

    Eines aber hatte ich übersehen, das tat später weh, als es mir auffiel: da war ein Mensch der mit mir in Kontakt treten wollte - ganz normal wie früher eben die Menschen, die ich ablehnte - und ich wollte wieder ebenso reagieren wie damals. Damit ich einen noch besseren Schutz habe wurde er gleich in Schubladen gepackt.

    Ich habe mir also einen Schutzmechanismus gebaut, der einfacher ist als einen Menschen so zu nehmen wie er ist. Ich habe meine Sicht projeziert und keinesfalls das, was war.

    Genau das "Beuteschema" welches Kaltblut anspricht finde ich ja so schlimm, welches ich hatte und drohte wieder anzuwenden. Nur jetzt noch um Nuancen gesteigert mit dem Wissen der letzten Beziehung.

    Ich bin mit mir selber und meiner Vorveruteilung ziemlich ins Grübeln gekommen. Ich finde es unschön, einen Menschen schlecht zu reden, der nur positive Züge an den Tag gelegt hat. Genau wie vor zig Jahren viele anderen Menschen auch. Ich frage mich nämlich ob ich so was wie Panik bekomme wenn mir jemand "nah kommt" oder einfach versucht mehr als Small-Talk zu betreiben.

    Denn es war wohl tatsächlich so, dass nur Bluffer in der Lage waren mir Aufmerksamkeit abzuverlangen und nicht normal redende Menschen.

    Es hat für mich den Anschein, als ob ich das große Glück habe, meine alten Muster im Kontakt mit einem Menschen zu erkennen, der stabiler ist als ich selber bzw. meine Expartner oder auch nur Kumpels. Mit dem Gefühl falsch reagiert zu haben (egal auf was) war ich schon in meinem Teufelskreis angekommen es nun besser und richtiger zu machen.

    Jetzt aber mit diesem Bewußtsein war es möglich ohne Fehler wieder "auszumerzen" einfach die Basis zu erweitern. Früher meinte ich immer wieder eine "neue" schaffen zu müssen, weil ich zuvor etwas "falsch" gemacht habe.

    Egal, ob es Partner oder eine gewisse Art von Kumpels war, immer hatten diese Kontakte von Anfang an unheilbringend angefangen, wie eine Art von Besitz-/Machtkontakten die ein loslassen nicht mehr ermöglichen. Da ist der Nachbar, der beständig anruft oder vor meiner Türe steht das Beste Beispiel. Ich sage ich will alleine sein, und zwar für die nächste längere Zeit und genau nach zwei Tagen wird bereits wieder x-mal am Abend angerufen.

    Ich bin sehr dankbar für diese Aha-Momente, die mich ganz schön Turbulenzen haben erkleben lassen. Auf der einen Seite ein Mensch, der klammert und mich überrennt, auch wenn es nur als Kumpel ist.
    Auf der anderen Seite ein Neukontakt wo sehr wohl Kontakt, loslassen, wiedertreffen, erweitern möglich ist.

    Zweimal also die nahezu identische Situation:
    zwei Menschen suchen den Kontakt - ich reagiere mit Vorsicht. Während einer dieser Menschen fair regaiert, mir den Abstand belässt und einfach aufbaut bin ich sofort bereit Schubladen zu öffnen und mich zurückzuziehen, den Kontakt abzubrechen.

    Während ich im anderen Fall ein halbes Jahr gebraucht habe um endlich überdeutlich zu werden daß ich diese ständige Nähe nicht sondern alleine sein möchte. Zwar kam auch diese Deutlichkeit nicht an und der nächst Schritt wäre wirklich die Unhöflichkeit, aber nun gut, wenn es sein muss, dann auch das.....

    Ich war also schon wieder auf dem Besten Wege in alte Muster zu fallen. Und hier ging es nur um nichtsexuelle Kontakte. In einer Sache wo es um neue Partnerschaften ginge wäre der Verlauf identisch gewesen!

    So aber hat dieser schmerzhafte Aha-Moment mich ziemlich durcheinander gewirbelt. Aber ich war in der Lage auf mein Bauchgefühl zu hören und klar zu bemerken wert mir gut tut und wer nicht.

    Gibt es Zufälle oder gibt es keine, beide Geschenisse waren zeitgleich. Ich konnte/musste also sofort spüren wie es ist wenn jemand meine Grenze übertritt und wie es ist, wenn diese geachtet wird. Zeitgleich wohlgemerkt. Per Bauch zu spüren wie sich "Einengung" anfühlt, aber auch wie das "losgelassen und wiedertreffen".

    Für mich ist so etwas krasser nicht denkbar, als in der gerade erlebten Form. Zu bemerken, wie ich mich von Kontakten, in denen ich mich nicht wohl fühle, schwer distanzieren kann, während ich andere, die mir gut tun, leichtfertig abschütteln möchte.

    Es ist schön, liebe Nancy, wenn das eine oder andere von mir erlebte Dir helfen kann besser in Dich selber hineinzusehen. Vieles ist so unerklärlich und so von Mustern gesteuert, dass es fast zum heulen ist.

    Übrigens konnte ich auch klar erkennen, dass egal ob Partnerschaft oder Kumpanei - die Konsequenz muss dabei sein. Nachbar und Expartner konnten mich immer irgendwann erweichen (dadurch dass wieder und erneut meine Grenzen verletzt wurden). Erst dann, wenn ich dem Gegenüber nicht mehr erlaube in meine Grenzzone zu kommen, kann ich missgefälliges abstellen.

    Ich habe den Eindruck Nancy, nach meinen Turbulenzen, dass eine solche Öffnung tatsächlich von alleine kommt, stückchenweise. Ich habe gemerkt Schubladendenken - falsche Schublade - wertvollen Menschen abgekanzelt nun liegt es an mir zu zeigen, dass ich diesen Menschen als wertvoll empfinde.

    Es geht bei mir nur um einen losen Kontakt, hat also absolut nichts mit Partnerschaft zu tun. Aber da dürfte man/frau doch am Besten lernen können.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Dagmar,
    wow, stimmt alles genau und du hast vollkommen recht bei losen Kontakten kann man am besten lernen.
    Ich wünsche dir ein super schönes Wochenende.
    Glg Nancy

  • Hallo Dagmar,

    Dein Beitrag spricht mich gerade sehr an.

    In meinem Familiensystem durchläuft das Thema Sucht und Abhängigkeit mehrere Generationen. Nicht nur Vater und Großväter, sondern auch Urgroßväter waren suchtabhängig.

    Ich frage mich seit geraumer Zeit, wie es mir immer wieder passieren konnte, dass ich um Liebe dort kämpfe, wo sie nicht erreichbar ist. Zwar gehe ich in meine Gruppe und habe vieles über die Thematik gelesen, doch das Wissen allein reicht nicht aus, wenn es mir nicht bewusst ist.

    Ich gehe davon aus, dass ich vor einem gesunden Mann insofern Angst habe, als dass er entdecken könnte, wie krank ich bin. Folglich wehrt mein Unterbewusstsein solche Annäherungen als "langweilig" ab, gar nicht erst darauf einlassen, viel zu unsicher und unbekannt. In dem kranken System habe ich mich sicher und zu Hause gefühlt.

    Wie komme ich mit mir selbst in Beziehung? Wer bin ich, wie möchte ich leben, was kann ich zulassen, inwieweit kann ich mich abgrenzen, Nähe und Distanz leben. Welche Charaktereigenschaften sollte ein möglicher Partner haben, um zu den meinigen zu passen. Wie möchte ich den Alltag und den Urlaub verbringen. Wie wichtig ist für mich finanzielle Sicherheit und Treue. Kann ich einen Menschen bedingungslos lieben und annehemen. All diesen Fragen habe ich mich früher nicht gestellt, sondern bin blind von gegenseitiger chemischer Abhängigkeit einfach so hineingerutscht. Ob ich es in losen Beziehungen herausfinden kann, wo ich mich wiederum nicht völlig einlasse, da bin ich mir nicht sicher.

    Ich glaube, dass ich mich erst dann auf eine Beziehung ganz einlassen kann, wenn ich mich zuvor der Aufgabe stelle, mich vorerst auf mich einzulassen mit allen Licht- und Schattenseiten, um mich kennen- und lieben zu lernen. Dann könnte ein Partner zu einer liebevollen Ergänzung werden.

    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Weißt Du, liebe Laurina,
    mir ist innerhalb dieser zeitgleichen Begegnungen aufgefallen, dass meine schädlichen Beziehungen immer sofort ganz eng und verschlingend waren. Ob ich nun besessen wurde oder selber das Gefühl hatte, den anderen fest um mich herum zu haben ist ja egal. Eigentlich sofort alle freie Zeit miteinander verbringen.

    Hier nun ist mir erstmalig aufgefallen, dass es für mich ungewöhnlich ist sich zu nähern und dann einfach Pause zu lassen. Einfach Ruhe und Abstand - egal wie lange. Ist doch egal, denn wenn es echtes menschliches Intresse ist, dann ist es auch in vier Wochen noch da.

    Innerhalb meiner anfälligen Zeiten war das nicht so - vielleicht Verlustängste? Mangelndes Vertrauen betreffend der eigenen Fasziniation, die ein anderer vielleicht morgen schon nicht mehr haben könnte?

    Haben wir Angst als "fehlerhaft" erkannt zu werden? Hm.... früher denke ich hatte ich das mal. Ich spüre derzeit etwas anderes, aber erst seit kurzer Zeit, wohlgemerkt - seit ich also an mir und dem Beziehungsgeflecht arbeite.

    Was mir auch stark auffällt, dass ich jetzt scheinbar auch in der Lage bin selbstlose Zuneigung zu empfinden (ich weiß nicht ob das früher der Fall war, ich befürchte eher nicht). Zumindest habe ich mich niemals dabei entdeckt, wie ich an einen Menschen denke und mir denke "einen schönen Tag wünsche ich Dir, wo auch immer Du bist, mit wem auch immer Du ihn verbringt und bleib gesund." Ich befürchte früher hätte mich eine Neugier zerfressen, wo Menschen die ich mag nun sind.

    Ich habe den Eindruck Laurina, wenn mir uns mit Nähe und Abstand beschäftigen, dann kommen (wie bei mir) die Aha-Momente von alleine weil wir aufmerksam sind. Zudem haben wir gelernt etwas in uns zu hören und sind uns gegenüber aufgeschlossner geworden.

    Laurina, ich habe mal unbewußt über einen abgelehnten Verehrer gesagt "er ist zu gut für mich". Es war eine liebevolle, verständnisvolle Seele..... Erst jetzt, 20 Jahre später wird mir die Bedeutung meiner Worte klar.

    Auch ich wäre nicht in der Lage eine Partnerschaft zu führen. Das muss ich auch nicht. Ich bin schon sehr froh, einfach Menschen ihrer selbst zu mögen. Ich freue mich über sehr viel schönes aus dem Kollegenkreis und habe das Gefühl nicht nur ich sehe Menschen anders, sondern auch ich sehe dadurch anders aus. Die Worte meiner Freundin "Du siehst gut aus" ohne Vorbehalt ohne irgendwas - genau in der Zeit, als ich einen Menschen wegschickte der mir nicht gut tut und zu einem, der mich wohl achtet "hallo" sagte.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Dagmar,

    ich sitze in Hamburg :lol: , mir sagt man auch schon mal, dass ich gut aussehe und einen anderen Mann verdient habe. Früher lernte ich einen ruhigen Philosophie Studenten kennen, als er mir Freiheit und Freizeit ganz selbstverständlich zugestand, nicht mal abends zur Kontrolle anrief, hielt ich das damals für Desinteresse und mangelnder Eifersucht, aufgestachelt von den Lebensansichten meiner Mutter. Oh je, das sehe ich heute aber ganz anders. Nun diese Chance habe ich vertan, er ist nunmehr seit zwanzig Jahren glücklich mit einer anderen Partnerin. Ich habe mich damals weit aus mehr für einen unnahbaren Stadtteilcasanova interessiert, den ich mir erkämpfen wollte. Immer dieser Frauentyp, den andere Co.`s auch wollten! Deshalb auch gleich diese Enge und möglichst verschmelzen, damit eine Andere ihn mir nicht wegschnappte. Weil ich mich an der Seite dieser Männer nie sicher fühlte, hatte ich immer gut zu tun und habe mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln eingebracht. Wenn ich darüber nachdenke, kommt mir ein mildes Lächeln über die Lippen. Heute habe ich keine Angst mehr, etwas zu versäumen und kann in aller Ruhe zu Hause bleiben mit dem Wissen, dass alles zur rechten Zeit geschieht, habe nämlich nichts mehr zu kontrollieren und die Dinge nehmen dennoch ihren Lauf. Es gibt schon ein paar Interessierte an mir, doch mich reizt momentan nichts, das erste Mal in meinem Leben lasse ich mir bewusst Zeit und brauche nicht dringend das Gefühl, dass Jemand mich mag und bestätigt. Früher fühlte ich mich ohne Partner gegenstandslos. Vielmehr könnte ich derzeit einen guten Freund brauchen, um auch mal die Dinge des Lebens aus männlicher Sicht zu besprechen. Ziehe aber derzeit Jene an, die Torschlußpanik haben. Ich erfreue mich gerade an meinem Leben, meinen Büchern, den nahe kommenden Frühling und dem Zwitschern der Vögel. Alles scheint möglich und ist offen - und ich fühle mich wohl mit meiner Anwesenheit, das alles fühlt sich schon ein wenig gesünder an. Vor allem kann ich nun in Ruhe auch mal am Wochenende ein Seminar besuchen ohne Angst, dass sich mein Partner betrinken oder verlaufen wird. Über meine letzte Beziehung habe ich alles aufgeschrieben, was mir in den Sinn kam, alles an Gefühlen, dabei getobt, gewütet und geweint. Als ich das Gefühl hatte, dass alles notiert war, habe ich es noch mal durchgelesen und anschließend als erledigt zerrissen. Sagte zu mir, nein das will ich nicht mehr, was gibt es noch zu sagen oder klären, das musste ich ohnehin allein machen. Habe auch Wut, Groll und Verletzungen zum Fenster hinausgeschickt, ihn innerlich gesegnet und ihm ein gutes Leben gewünscht. In Bezug auf eine neue Partnerschaft erwarte ich gerade gar nichts, dafür habe ich ganz viel mit mir zu klären und erledigen. Es gibt viele vage Vorstellungen, wie ein neuer Partner sein könnte, dieses Wissen ist aber aus Büchern, das bin noch nicht ich oder ich möchte es so ausdrücken, ich fühle mich dafür noch nicht reif. Meine Saat ist noch nicht zur Blüte gereift. Werde mich als Pfläzchen weiter hegen und pflegen. Neuerdings kann ich offen sein für den Augenblick und bin nicht mehr im Grübeln verhaftet, dieses neue Gefühl fühlt sich gut an.
    Wo immer Du bist, wünsche Dir angenehme und positive Abendstunden.

    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • hi dagmar007,
    wurde neugierig und wollte wissen wer da im yours threat geantwortet
    hatte.So landete ich hier und hoffe ,dass es Dir nicht unangenehm ist!!
    Beim Studium dieser Beitraege fiel mir eine Gemeinsamkeit auf,
    naemlich die Angst vor Naehe,die wiederum eine Grundvorraussetzung
    fuer Verbindlichkeit ist.
    Die Ursachen dafuer koennen vielschichtig sein.Oft ist es das Vorleben
    im Elternhaus,welches insbesondere in der fortgeschrittenen Pubertaet
    oft auf Unverstaendnis bei den Heranwachsenden stoesst.
    Ihr Wunsch nach anderen Lebensmassstaeben verfuehrt sie allzuleicht
    zu Fehlbeurteilungen der Situation.Dies kann sich im weiteren Erwachsenendasein manifestieren.
    Wirkliche inhaltliche seelische (nicht sexuelle)Naehe zulassen zu koennen
    setzt in erster Linie die eigene Souverenitaet voraus und ist somit ein
    persoenlicher Zugewinn.
    Jede Beziehung sollte ein persoenlicher Zugewinn sein,der freudig aber
    nicht aengstlich stimmt.Bin ich nicht klar,kann kein Partner es recht ma-
    chen.Ueberhoehte Anforderungen hoehlt eine Beziehung aus und laesst
    sie zerbrechen.
    Hoert sich alles so trocken an-et is aba so!!
    Liebe Dagmar007 eine Beziehung besteht immer aus mindestens Partnern.
    Daher ist es wichtig,sich ueber die Wirkungsweise seiner eigenen
    Signale im Klaren zu sein.
    Ich muss zugestehen,dass ich als Alki ein vorzuegliches Schauspieler-
    talent hatte.Witterte ich also irgendwo eine 'Eroberungschance",so war
    ich ganz schnell in der Lage,mein Verhalten den entsprechenden Signalen
    anzupassen.Oft hatte ich mit dieser Masche Erfolg.
    Wieder einmal im siebten Himmel,bis wieder alles zerbrach,denn lange
    konnte ich mich nicht verstellen.
    Die anfaengliche Veliebtheit sollte uns nicht den Sinn fuer die Realitaeten
    vernebeln.Ich sag mal kontrolliertes Hochgefuehl und Wachsamkeit koennen uns vor manchem Unheil bewahren.
    Dir einen schoenen Tag, mustasch

  • Hallo Mustasch,
    ich freue mich über Deine Beteiligung.

    Ja, diese Angst vor Nähe ist etwas komisches, wie ich es empfinde, weil ich früher wohl eher Partner mit meiner Nähe erdrückte und das gar nicht so spürte.

    Einfach weil Nähe (Offenheit) etwas anderes ist als Nähe (den anderen nicht loszulassen um ihn keinesfalls zu "verlieren"). Wer aber nicht frei gehen kann, der kann auch nicht aus freien Stücken wieder kommen.

    Aber das alles sind Dinge, die ich erst jetzt spüre - auch am eigenen Laibe - und umsetzen kann. Erst jetzt bin ich in der Lage dieses "wieder kommen" wert zu schätzen. Jetzt bin ich in der Lage einen Gesprächspartner los zu lassen auch wenn der Stand des Gespräches unterschiedlicher ist als er nicht hätte sein können. Soll es ein, dann wird wieder angeknpft, wenn nicht, dann passt es nicht.

    Situationen, die ich früher nicht kannte, weil meine Partner als auch ich immer ein Ergebnis haben wollten. Abwarten, mal darüber schlafen gab es nicht.

    Erst jetzt kann ich wertschätzen, wie schön es ist - gerade nach Trotzaktionen oder ähnlichem - wieder an den Endpunkt zurück zu kehren. Auch das Gefühl, wenn ein "kleiner Trotzkopf", der mich noch gestern stehen ließ weil ihm meine Aussage nicht behagte, heute freudestrahlend auf mich zukommt und versucht wieder eine Basis aufzubauen.

    Heute ist das kein Problem. Er ist trotzig - darf es sein - schätze ich ihn, dann ist es vergessen. Und das heisst dann auch vergessen, nicht wie früher ewig mit Groll im Magen an das denken, was ich mir als "angetan" empfand.

    So, und da sind wir wieder bei der Nähe (die ich noch nicht komplett aufbauen kann). Nur durchs gehen und wieder kommen Und da sind wir wieder bei der "Isolation" über die Du so toll geschrieben hast.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • liebe dagmar !

    auch dir möchte ich einen lieben gruss dalassen und dir schöne feiertage wünschen...

    lass es dir gut ergehen und gestalte dir ein schönes ostern...

    auch wenn noch nicht alles okay ist, ist es doch recht okay so wie es ist, was ich bei dir herauslesen tu...

    du gehst deinen (lebens)weg toll, was ich lesen darf...

    eine ganz tolle entwicklung....ganz ehrlich....

    mach weiter so !!

    lg
    fuego

  • hab mir hierzu mal einige gedanken gemacht.

    vor zwei jahren verliebte ich mich in einen mann, der weder alkohol trinkt, noch es gerne sieht, wenn das andere tun. er ist ein ganz einfacher mensch, wenig bildung aber ein gutaussehender typ. ich hab mich entschieden mit ihm zusammenzukommen. damals war es mir recht, das er nicht so viel wissen in sich trägt, das verhinderte endlosdiskussionen. nun hab ich das ende eingeleitet in dieser beziehung. auf körperlicher ebene gibt es kaum was auszusetzen, doch mir genügt das innerhalb einer richtigen partnerschaft nicht. jeh länger wir zusammen sind und jeh mehr er erwartet, das wir ein paar werden, desto weniger lust bekomme ich darauf. bisher war ich nicht sonderlich darauf bedacht, mehr als nur eine fernbeziehung zu leben und spass zu haben. aber für eine richtige partnerschaft und beziehung kann er mir nicht genug bieten, mir langt das leider nicht.was ich für mich entdeckt habe ist, das wenn ich mit einem menschen zusammenlebe es eben noch mehr braucht als körperliche anziehungskraft und die dadurch entstandenen gefühle. ich brauche vielmehr ansprache, wünsche mir gute tiefe gespräche, einen menschen der mich versteht, jemand der für mich da ist. nicht jemand der liebe nur körperlich deffiniert und meint, wenn ich krankheitsbedingt keine lust habe ihn nicht mehr zu mögen. leider hatte der hir nicht im ansatz die fähiglkeit mir das zu bieten. leider.

    lg melanie

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