Guten Abend,
habe mich heute hier angemeldet und möchte euch gerne meine Lebensgeschichte erzählen. Entsetzt und fassungslos lese ich hier im Forum die "Grundbausteine" und muss feststellen, dass ich die eigentlich Kranke bin.
Für alle, die sich heute abend noch durch einen längeren Thread kämpfen wollen, hier meine Geschichte:
vor 1 1/2 Jahren lernte ich meinen jetzigen Lebensgefährten kennen, er war damals noch in einer Ehe, genauso wie ich in einer Beziehung. Wir verliebten uns so heftig ineinander und trafen uns immer nur heimlich. Schon damals trank er dann bei mir, sagte mir aber, er bräuchte den Wein nur jetzt zur Beruhigung, alles sei ja jetzt so stressig, Geheimhaltung und so. Seine Ehe, die schon einige Jahre ging, war nur eine Vernunftentscheidung, keine Liebe, so eine Art Übereinkunft. Damals erfuhr ich auch, dass er schwer herzkrank war, unheilbar, dass ihm nur mit vielen Medikamenten auch nur noch ein paar Jahre blieben. All das schien mir nur als Ansporn, die Zukunft würde unsere sein. Kraft, die ihm fehlt, hätte ich schon genug für uns zwei.
Ich tat und machte alles. Ich besorgte ihm sogar Wein, ich war so verdammt naiv, ich schäme mich so, aber ich hab mir damals nicht klargemacht, dass er Alkoholiker ist. Das kam in meinem Hirn einfach nicht an. Ich dachte, wenn wir nur erstmal unser gemeinsames Leben haben, dann wird alles wieder gut. Und er ließ mich in dem Glauben, bestätigte mich sogar darin. Aber ich weiß, der Vorwurf gebührt mir, denn ich bin offenen Auges in mein Verderben gerannt.
Er gab für unsere gemeinsame Zukunft alles auf, seine Vernunftehe, in der er einen ruhigen Lebensabend hätte verbringen können, Haus, Garten - genau wie ich.
Ich mietete eine gemeinsame Wohnung, in der wir jetzt leben. Dann kamen die Abstürze. Jeder hier kennt sie. Zu einer Entziehungskur hab ich ihn nur gekriegt, als ich ihm mit Verlassen drohte. Eine Anschlussheilbehandlung lehnte er aber ab, das hat er ja alles nicht nötig, schafft es auch so. Danach war er ca. ein halbes Jahr trocken. In der Zeit war er arbeitslos. ( Den Job durch den ALk verloren). Er schaffte es wieder, an einen neuen, sehr guten Job zu bekommen. Später habe ich dann herausgefunden, durch Schnüffeln , dass er mit Arbeitsantritt wieder mit dem Trinken angefangen hat. In den vergangenen Wochen, da hatte er Urlaub, trinkt er wieder sehr viel, über den Tag verteilt, abends dann so viel, dass er teilweise nur noch lallt, verbringt Tage im Bett, schwer depressiv. Für den ersten Arbeitstag, heute, hatte er sich krank gemeldet, morgen muss er aber wieder hin. Er sagt, er will selbst wieder eine Entziehungskur machen, aber erst im Sommer, jetzt geht es nicht, er ist noch in der Probezeit, das wäre dann das Ende für seine Vertragsverlängerung im Sommer. Über den Entzug sagt er aber auch, dass er nie vollkommen abstinent leben wird. Es würde ihm und mir nur mal wieder etwas Luft verschaffen - bis zum nächsten Absturz.
Ich dachte, ich hätte die Kraft für uns - ich hab sie nicht, im Moment kaum noch für mich selbst.
Seine Freunde raten mir, ihn zu verlassen, aber mein Problem ist, ich fühle mich so entsetzlich verantwortlich. Schließlich hat er doch für mich sein gesichertes Zuhause mit Ehefrau, die wohl mit seiner Sucht irgendwie leben konnte, verlassen. Mit allzu verständnisvollen Worten: "Ich kann dir nicht zumuten, mich länger zu ertragen. Also werde ich mir eine Wohnung suchen, das geht aber nicht von heute auf morgen, schließlich hab ich jede Menge Sachen hier und keinen Ort wo ich hinkann. Niemand will mehr was mit mir zu tun haben. Ich hatte gedacht, du wärst anders." Jede Aufregung ist außerdem Gift für sein Herz. Wenn ich die Beziehung beende ist sein Absturz vorprogrammiert.
Danke für jeden, der sich hindurchgelesen hat und für jede Antwort.
Kiddo