Mein persönlicher Albtraum

  • Guten Abend,

    habe mich heute hier angemeldet und möchte euch gerne meine Lebensgeschichte erzählen. Entsetzt und fassungslos lese ich hier im Forum die "Grundbausteine" und muss feststellen, dass ich die eigentlich Kranke bin.

    Für alle, die sich heute abend noch durch einen längeren Thread kämpfen wollen, hier meine Geschichte:

    vor 1 1/2 Jahren lernte ich meinen jetzigen Lebensgefährten kennen, er war damals noch in einer Ehe, genauso wie ich in einer Beziehung. Wir verliebten uns so heftig ineinander und trafen uns immer nur heimlich. Schon damals trank er dann bei mir, sagte mir aber, er bräuchte den Wein nur jetzt zur Beruhigung, alles sei ja jetzt so stressig, Geheimhaltung und so. Seine Ehe, die schon einige Jahre ging, war nur eine Vernunftentscheidung, keine Liebe, so eine Art Übereinkunft. Damals erfuhr ich auch, dass er schwer herzkrank war, unheilbar, dass ihm nur mit vielen Medikamenten auch nur noch ein paar Jahre blieben. All das schien mir nur als Ansporn, die Zukunft würde unsere sein. Kraft, die ihm fehlt, hätte ich schon genug für uns zwei.
    Ich tat und machte alles. Ich besorgte ihm sogar Wein, ich war so verdammt naiv, ich schäme mich so, aber ich hab mir damals nicht klargemacht, dass er Alkoholiker ist. Das kam in meinem Hirn einfach nicht an. Ich dachte, wenn wir nur erstmal unser gemeinsames Leben haben, dann wird alles wieder gut. Und er ließ mich in dem Glauben, bestätigte mich sogar darin. Aber ich weiß, der Vorwurf gebührt mir, denn ich bin offenen Auges in mein Verderben gerannt.
    Er gab für unsere gemeinsame Zukunft alles auf, seine Vernunftehe, in der er einen ruhigen Lebensabend hätte verbringen können, Haus, Garten - genau wie ich.

    Ich mietete eine gemeinsame Wohnung, in der wir jetzt leben. Dann kamen die Abstürze. Jeder hier kennt sie. Zu einer Entziehungskur hab ich ihn nur gekriegt, als ich ihm mit Verlassen drohte. Eine Anschlussheilbehandlung lehnte er aber ab, das hat er ja alles nicht nötig, schafft es auch so. Danach war er ca. ein halbes Jahr trocken. In der Zeit war er arbeitslos. ( Den Job durch den ALk verloren). Er schaffte es wieder, an einen neuen, sehr guten Job zu bekommen. Später habe ich dann herausgefunden, durch Schnüffeln , dass er mit Arbeitsantritt wieder mit dem Trinken angefangen hat. In den vergangenen Wochen, da hatte er Urlaub, trinkt er wieder sehr viel, über den Tag verteilt, abends dann so viel, dass er teilweise nur noch lallt, verbringt Tage im Bett, schwer depressiv. Für den ersten Arbeitstag, heute, hatte er sich krank gemeldet, morgen muss er aber wieder hin. Er sagt, er will selbst wieder eine Entziehungskur machen, aber erst im Sommer, jetzt geht es nicht, er ist noch in der Probezeit, das wäre dann das Ende für seine Vertragsverlängerung im Sommer. Über den Entzug sagt er aber auch, dass er nie vollkommen abstinent leben wird. Es würde ihm und mir nur mal wieder etwas Luft verschaffen - bis zum nächsten Absturz.

    Ich dachte, ich hätte die Kraft für uns - ich hab sie nicht, im Moment kaum noch für mich selbst.

    Seine Freunde raten mir, ihn zu verlassen, aber mein Problem ist, ich fühle mich so entsetzlich verantwortlich. Schließlich hat er doch für mich sein gesichertes Zuhause mit Ehefrau, die wohl mit seiner Sucht irgendwie leben konnte, verlassen. Mit allzu verständnisvollen Worten: "Ich kann dir nicht zumuten, mich länger zu ertragen. Also werde ich mir eine Wohnung suchen, das geht aber nicht von heute auf morgen, schließlich hab ich jede Menge Sachen hier und keinen Ort wo ich hinkann. Niemand will mehr was mit mir zu tun haben. Ich hatte gedacht, du wärst anders." Jede Aufregung ist außerdem Gift für sein Herz. Wenn ich die Beziehung beende ist sein Absturz vorprogrammiert.

    Danke für jeden, der sich hindurchgelesen hat und für jede Antwort.

    Kiddo

  • Hallo Kiddo,

    ich möchte dich nochmal hier im offenen Bereich ganz herzlich willkommen heißen. Ich wünsche dir eine guten Austausch.

    Du schreibst:

    Zitat

    Entsetzt und fassungslos lese ich hier im Forum die "Grundbausteine" und muss feststellen, dass ich die eigentlich Kranke bin.


    Es geht um dich Kiddo, um DICH. Es kommen viele hier an wegen ihres Partners und bleiben für SICH. Die Familienkrankheit Alkoholismus hat so viele Facetten, da gibt es viel zu begreifen.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo, liebe Kiddo,
    gut schon mal, dass Du erkennst, dass Du so nicht weiterleben willst. Gut auch, dass Du Dich austauschen willst, so erfährst Du nämlich dass es vielen geht wie Dir.

    Auch was Dein schlechtes Gewissen betrifft, welches ganz sicher nicht angebracht ist. Wenn jemand ein schwaches Herz hat und keine Aufregungen ertragen kann, dann muss der Betreffende selber daran arbeiten und sein Leben so stabil wie möglich handhaben. Das scheint mir aber so nicht der Fall zu sein.

    Auch ich habe alle meine Kraft verloren. Kurz bevor das letzte Flämmchen ausging packte ich die wenigen Zündhölzer und ein paar Blätter Papier und baute mir ein neues Lagerfeuer, weit weit weg von diesem bedrohlichen Wind, der mein schwaches Feuerchen hätte ausblasen können und dürfen. Nunmehr brennt nicht nur in meinem Holzofen eine lodernde Flamme.

    Allerdings musst Du für Dich in Erfahrung bringen was Du möchtest oder nicht möchtest. Wie Du weiterleben möchtest und was Du "aushalten" kannst. Beides ist schwer: das Leben mit einem Suchtkranken wie auch die Trennung von einem Partner. Hier genau bist Du gefordert alle Eventualitäten der Zukunft, der Gegenwart und Deiner eigenen Kraft in die Waagschale zu werfen.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Kiddo,

    schön, dass du hier schreibst.

    Es sieht für dich so aus, dass du gar nicht anders kannst, als bei ihm zu bleiben. Bist in seiner Pflicht, weil er für dich sein sicheres Heim und seine Frau verlassen hat und weil er herzkrank ist.

    So sieht es im Augenblick aus.
    Aber denk die Sache mal zuende und von Anfang an.

    Zuerst das Ende:
    Das hieße, du musst dein Leben quasi für ihn wegwerfen. Er will auf Dauer nicht abstinent bleiben, also zwingt er dich zu bleiben, egal, ob es für dich noch lebenswert ist oder nicht.

    Dann den Anfang:
    Hat er dich denn ehrlich darüber aufgeklärt, dass er alkoholkrank ist?
    Seine Ehe war sowieso schon kaputt, sagt er selbst.
    ER hat die Entscheidung getroffen, sein sicheres Heim zu verlassen für dich, und jetzt will er seinen Beitrag nicht leisten, indem er sich vom Alkohol verabschiedet.

    Abgsehen davon, bin ja keine Ärztin, aber: Ist Trinken gut fürs Herz? :shock:

    Hallo?
    Irgendwas ist da total verquer.
    Lass dir doch nichts einreden.

    Ich hoffe, du wirst hier Hilfe finden, indem du weiter schreibst und liest.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo Kiddo,

    herzlich willkommen in diesem Forum. Klasse, daß Du schon so viel gelernt hast und einsiehst, daß es nicht nur einen Kranken gibt.

    Dann weißt Du ja jetzt, daß es um Dich hier geht, nur um Dich, nur wenn Du auch sicheren Beinen stehst, wird überhaupt etwas passieren.

    Zitat von Kiddo


    Wenn ich die Beziehung beende ist sein Absturz vorprogrammiert.

    Wieso glaubst Du das denn, hast Du ihm ein Virenprogramm installiert?
    Du hast auf nichts Einfluß, nur auf Dich und Dein Bankkonto, auf beides kannst Du gut aufpassen, wenn Du willst.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Kiddo,

    schön, daß Du Dich hier noch einmal so ausführlich vorgestellt hast.

    Zitat

    Mit allzu verständnisvollen Worten: "Ich kann dir nicht zumuten, mich länger zu ertragen. Also werde ich mir eine Wohnung suchen, das geht aber nicht von heute auf morgen, schließlich hab ich jede Menge Sachen hier und keinen Ort wo ich hinkann. Niemand will mehr was mit mir zu tun haben. Ich hatte gedacht, du wärst anders." Jede Aufregung ist außerdem Gift für sein Herz. Wenn ich die Beziehung beende ist sein Absturz vorprogrammiert.

    Diese Ängste, die Du hier beschreibst, kann ich dir sehr gut nachvollziehen. Hat mich dies ja auch zu sehr und viel zu lange bei meinem Exfreund gehalten. So lange, bis ich mich vollkommen aufgab.

    Kiddo,

    wie die Anderen Dir schon schrieben, bist Du nur für Dich verantwortlich. Das Gefühl, für Deinen Freund verantwortlich zu sein, ist unter anderem eine Folge der Suchtspirale, in der wir als Co-Abhängige stecken. Die Worte, die er benutzt, regen bei Dir das Verantwortungsgefühl an: *Ich werde gebraucht, weil er ja so krank ist; ich werde gebraucht, weil er nirgendwo anders unter kommt; er will mich haben, denn nur ich habe genau die Eigenschaften, die ihn so glücklich machen; ich bin etwas wert, denn er nimmt ja sogar Rücksicht auf mich, indem er sagt, daß er es mir nicht länger zumuten will*

    Alles in Allem hört sich dies bei uns doch ganz toll an, weil wir das Gefühl haben, gebraucht zu werden. In Wirklichkeit sind dies aber ganz kranke Aussagen eines Süchtigen an einen anderen Süchtigen, um sich nicht aus diesem kranken Suchtsystem zu lösen.

    Ich habe dies leider viel zu spät erkannt, daß dies, wie wir dies hier beschreiben, die sogenannten *Co-Knöpfe* sind, die ein Alkoholiker bei uns drücken kann, damit wir nichts verändern.

    Kiddo, ich kann Dir nur den guten Tipp geben, einmal zu schauen, ob diese Schuldgefühle, die dies hervorruft, nämlich ihn nicht allein lassen zu können, positiv für Dich sind. Helfen Dir solche Aussagen, etwas Gutes für Dich zu tun? Bist Du wirklich verantwortlich für sein Leben? Hast du ihn so weit gebracht, daß er seinen Job verloren hat, depressiv wird, daß er trinkt, oder ist er es eventuell selbst, der die Flasche in die Hand nimmt? Kann nicht in Wirklichkeit nur ER dies ändern, indem er sich Hilfe holt?

    Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich Dir sagen, daß meine Trennung von meinem Ex der Anfang davon war, daß wir beide unsere Krankheit erkannten und jeder an seinen Tiefpunkt gelangte.
    Auch ich hatte große Angst, daß mein Ex dann erstrecht abstürzt, wenn ich die Trennung durchziehen würde. Aber weißt Du was? Ich wäre untergegangen, wenn ich nicht gegangen wäre, denn irgendwann kann nämlich auch die Co-Abhängigkeit tödlich enden, wenn Du Dir mal die körperlichen und psychischen Symptome ansiehst.
    Du schreibst ja selbst, daß Du noch nicht mal mehr Kraft für Dich hast.

    Ich wünsche Dir, daß Du durch das Schreiben und Lesen hier ganz viel Kraft finden kannst, für Dich wieder die Verantwortung zu übernehmen.
    Mir hat es geholfen, anhand der vielen Anregungen hier mein Leben umzukrempeln und mich wiederzufinden. Dies wünsche ich Dir, auch , wenn es ein ganz harter Weg ist.

    Liebe Grüße
    S.Käferchen

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous (28. April 2009 um 08:24)

  • Hallo Kiddo!

    Herzlich Willkommen bei uns im Forum!

    Du hast ja schon alles erkannt, dich erkannt, und deine Krankheit.
    Jetzt ist Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.
    Den Weg hast du auch gefunden, ist nur schwer zu gehen.
    Können wir hier alle nachempfinden.

    Dein Freund ist erwachsen und für sich selbst verantwortlich.
    Du brauchst dir überhaupt keine Schuld zuweisen lassen.
    Wer sagt dir denn, dass seine Ehe nicht auch schon unter dem Alk. gelitten hat?
    Ist aber auch egal.
    Sorge für dich!
    Ich weiss noch, wie meine Kraft weg war und ich nicht mehr ein und aus wusste. Zum Glück fand ich an diesem Punkt den Mut, eine entgültige Entscheidung zu treffen.

    Dir wünsche ich jetzt erst mal viel Kraft den für dich richtigen Weg zu gehen und schicke liebe grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Kiddo,

    erstmal herzlich Willkommen.

    ich selbst bin Alkoholikerin und seit ein paar Jahren Trocken.

    Du schreibst

    Wenn ich die Beziehung beende ist sein Absturz vorprogrammiert


    Mag sein aber wenn Du bleibst stürzt Du mit.
    Willst Du mit ansehen wie er sich weiter in seine Alkoholsucht eingräbt?
    Mit seiner Aussage –ohne Alkohol will ich nicht- bist Du auf verlorenem Posten.
    Aus Erfahrung weiß ich kontrolliertes Trinken funktioniert nicht (war eine bittere und
    schmerzhafte Erfahrung).

    Halt die Ohren steif

    Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • Hallo, ihr Lieben!

    Vielen herzlichen Dank an Euch alle, ich bin völlig in Tränen aufgelöst, soviel Zuspruch zu bekommen... immer ist da dieses verdammte Gefühl etwas Gutes, das mir geschieht nicht annehmen zu können, nicht zu verdienen. Eines der vielen Überbleibsel meiner Kindheit, eines "guten" Vorbilds, meiner Mutter.

    Ich habe heute einen ersten kleinen Schritt gemacht. Er brauchte neue Medikamente, also Rezept vom Hausarzt, welches ich besorgen sollte. Er sagte, er hätte keine Zeit und noch viel vorzubereiten für Konferenz morgen, und ich sollte doch bitte hinfahren und Rezept einlösen.
    Als ich kurz darauf nochmal in sein Zimmer kam, und ihn darauf hinwies, dass der Arzt noch zwei Stunden Sprechzeit hat und er locker hinfahren könnte, platzte er mit den Worten raus: "Ich hab aber jetzt keine Lust!"
    Einen Moment später korrigierte er seine Aussage und kam wieder mit der Konferenz....

    In dem Moment ließ mich das Gefühl nicht mehr los, er eher den Kontakt zum lange bekannten Hausarzt scheut, weil er ihm seinen erneuten Alkrückfall sofort ansehen würde.

    Mit vor Angst schweißnassen, geballten Händen habe ich tatsächlich abgelehnt, nein gesagt, ich hätte heute keine Zeit. Für die Wahrheit hat mein Mut allerdings nicht mehr gereicht. Nach nochmaligem Fragen ging er dann um halb acht ins Bett.
    Dann doch wieder der Rückfall in meine überbesorgtes, alles regelnde und überwachende Verhalten und ich hab ihn dann doch gefragt, ob er auch heute Abend alle Tabletten genommen hat, weil ich ja sah, dass keine verbraucht waren. Er sagte nur zu mir: Ich muss ja sparen, hab nicht mehr genug. (Dabei sind die doch lebenswichtig!!)

    Das hat mir so zugesetzt! Hätte der Arzt nicht schon zu gehabt, wäre ich jetzt glatt noch gefahren. Gott sei Dank hatte ich die Möglichkeit ja nicht mehr.

    Hoffentlich passiert jetzt nichts, denke ich immer wieder. Aber dann sage ich mir, es sind ja noch bis Donnerstag Abend ausreichend Tabletten vorhanden, er hätte sie ja nehmen können. Vielleicht nimmt er sie ja auch heute nacht, wenn ich schlafe. Und Donnerstag hat er schon nachmittags frei, dann könnte er sich auch selbst welche besorgen.

    Jetzt, wo ich das alles aufschreibe, krieg ich Angst vor meiner eigenen Courage.

    Kiddo

  • Mensch Kiddo, ich kenne dieses Gefühl so gut!!
    Diese Verantwortung, die man eigentlich gar nicht haben will, die einen nur belastet. Dieses ewige Sich-Sorgen-Machen.
    Denn es ist ewig, weil es nicht aufhört, weil er eben nicht auf eigenen Beinen stehen will.

    Aber wenn man mal drüber nachdenkt und wenn man Abstand hat (den hat man natürlich als Außenstehende viel eher), dann merkt man, wie bekloppt das ist:
    ER IST ERWACHSEN!!!!!
    Er weiß, dass er die Medikamente braucht. Es ist sein Leben, mit dem er spielt.
    Also warum schiebt er dir die Verantwortung zu?
    Du bist nicht seine Mutter, aber es wirkt so, als seist du es. (Entschuldige, ich meine das nicht so, ich war ganz genauso!)

    Bei mir und meinem Mann lief es irgendwie so:
    Zuerst war ich die Überlegene. Ich konnte ihm helfen, weil ich mein Leben im Griff hatte und er nicht. Also half ich, gerne, und er konnte sich hilflos stellen. (Denn wirklich hilflos ist kein Erwachsener. Jeder kann sich Hilfe holen und Verantwortung übernehmen, wenn er will.)
    Und irgendwann kippte es: Dann wurde er aggressiv, machte mich runter und ER bestimmte, was ich zu tun hatte. Und ich war in seinem Netz gefangen und kam nicht mehr raus.

    Im Dezember hatte er einen Rückfall nach langer Trockenheit.
    Im Januar tobte er hier herum, bedrohte mich, beschimpfte mich in übelster Weise. Ich trennte mich, weil ich es nicht aushielt.
    Jetzt, im April, versucht er es wieder andersrum zu drehen. Er ist das arme Schwein, ich hab ihn verstoßen, er braucht Hilfe und ich soll doch nicht so hartherzig sein...

    Es ist ein ganz übles Spiel.
    Ich bin leider auch noch nicht ganz immun dagegen.

    Vielleicht ist das erstmal der Weg für dich: Die Spielregeln durchschauen.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo Kiddo,

    du bist weder Krankenschwester noch Kurierdienst.

    Du bist du. Und wenn du ihm nicht pausenlos SEINE Verantwortung abnimmst, dann ist das für ihn jetzt eine echte Chance mit dickem Kopf aufzuwachen und seine Verantwortung für sich SELBST zu ergreifen, wie auch immer. Das ist SEINS.


    Mit deiner Courage kannst du dich anfreunden, sie kann dich begleiten auf DEINEM Weg. Für den DU verantwortlich bist. - Und das ist DEINE Chance!

    Was ist dein persönlicher Traum?

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde66,

    tja, mein Traum..., Teile eines Gedichtes passen so gut :

    Als meine Unerfahrenheit endlich gescheiter werden wolle
    nahm sie sich die Träume bei der Hand
    um mit ihnen die Wahrheit zu treffen
    Auf dem langen Weg durch Leben
    habe ich sie aus den Augen verloren
    ...
    Aber als meine Träume mich einmal besuchen kamen
    sahen sie so verändert aus
    so traurig und alt
    Von der Unerfahrenheit habe ich nicht mehr gehört
    auf ewig verschollen

    Mein Traum war es, einen Partner zu finden, der mich liebt, der mir seine Liebe zeigt, in Gesten, Worten, Berührungen (wichtig, weil ich es so nie erfahren habe in meiner Kindheit) und der meine Liebe annimmt.
    und Kinder....
    und 'nem Hund

    Und was hab ich?? Einen Partner, der selbst in trockenen Zeiten kaum Gefühle zeigen konnte (seine Begründung: es geht halt nur mit Alk, aber du wolltest ja, dass ich trocken werde, also bitteschön), sehr in sich selbst zurückgezogen lebt, am liebsten Tagebuch schreiben und Computer und Bücher, vor dem ich mehr als einmal stand, tränenüberströmt und ihn angebettelt hat, mich zu umarmen und mir zu sagen, dass er mich liebt. Ich würde doch alles tun..... mehr ginge doch gar nicht.... was denn noch?!?

    Den letzten Sex hatten wir noch in Saufzeiten. Da er ja jetzt wieder angefangen hat, hatte er auch einen Sexüberfall gestartet. Auf mich hat es so gewirkt, seit knapp einem 3/4 Jahr Enthaltsamkeit....
    .. und wieder hoffte ich auf Zärtlichkeit, dass er mir doch bitte bitte sagt, dass ich liebenswert bin, er mich liebt und so weiter.
    Überflüssig zu erwähnen, dass ich nicht konnte, ich kam mir so schöngesoffen vor, es war so völlig ohne Gefühl von seiner Seite, irgendwie ruppig

    Ich fühl mich so ausgelaugt.

    Danke für eure Zeit.
    Kiddo

  • Für vier Tage hab ich mir jetzt "Urlaub" genommen, bin zu meinen Eltern gefahren. Ich will Abstand von ihm! Der erste Schritt war, dass ich letztens nicht für ihn zum Arzt gefahren bin um das Rezept zu besorgen, jetzt meine Auszeit. Hätt ich mir selbst nie zugetraut.
    DANKE für dieses Forum, Danke an alle die hier ihre Lebensgeschicht erzählen und in deren Leben ich mich eingelesen hat und dabei immer nur mir selbst und meinen Verhaltensmechanismen begegne.
    Trotzdem ist es aber so schwer... immer wieder kommt der Gedanke, was er wohl macht. Ich schaue ständig aufs Handy, dessen Schweigen mir in den Ohren wehtut. Ich weiß, dass er meine Abwesenheit nur wieder zu neuen Exzessen nutzt, obwohl er das Gegenteil beteuert.
    Dieses Zweifel und Schulgefühle, die mich quälen, der Gedanke, vielleicht schafft er es doch nur mit mir an seiner Seite.

    Und dann wieder dieser große Wunsch nach Freiheit in mir. Was hab ich mich vernachlässigt! So wie ich mit mir umgegangen bin, würde ich keinen anderen Menschen behandeln, warum mach ich es dann bei mir???
    Warum schaffe ich es nicht gut zu mir zu sein, mir mit gutem Gewissen etwas gönnen zu können?
    Hat irgendjemand ein Problem auf dieser Welt, sei es nun seelisch, körperlich oder gar finanziell? Ich mache es zu meinem.... bis zur kompletten Selbstaufgabe.

    Das muss ein Ende haben! Nur wie?

    K.

    PS: Das sind einfach meine Gedanken, seelischer Müll, der sich über die Jahre angesammelt hat und den ich niemals ausgesprochen habe, bis jetzt. Ich erwarte keine Antworten!

  • Hallo Kiddo

    kriegst aber trotzdem eine!

    Du sagst: Das muss ein Ende haben. Nur wie?
    Du bist doch auf einem guten Weg, hast den Anfang gemacht. Hast an dich gedacht, bist weggefahren. Ist doch toll, mach weiter so!
    Die Zweifel und Schuldgefühle, die werden weniger. Ich bin seit Weihnachten getrennt, hab sie auch noch manchmal. Mir hilft am besten, gar keinen Kontakt zu haben, dann kann ich am besten an mich denken.
    Du hast angefangen, gut zu dir zu sein, weiter so, Schritt für Schritt!

    Schöne Grüße

    julchen

  • .. und schon ist Sonntag und meine Auszeit geht unweigerlich dem Ende zu. Sms von ihm kam heute morgen schon: Meine Liebste, bist du schon auf dem Rückweg? hab mich nicht drauf gemeldet. ... Er würde ja schon sehen, wann ich wieder bei ihm auftauchte. Dann zog er die Schlinge wieder enger: als nächstes kam dann ein Anruf. Obwohl ich nicht wollte bin ich dann doch drangegangen. Mist. Ich war aber ganz kurz ab. Er wollte wohl abklären, bis wann er die Wohnung wieder so hergerichtet hat, dass der Schein (ha ha!) mir gegenüber gewahrt bleibt. Er hat nämlich alles im Griff, für alle, die es noch nicht wussten!!! :!:

    Unsinnigerweise hatte ich irgendwo gehofft, dass sich nach den vier Tagen mein Problem in Luft auflöst. Völlig bekloppt, ich weiß :oops:

    Ich hab trotzdem große Angst wieder zurück. Meine Entschlüsse, ihn nun endgültig zu verlassen, bzw. ihn aus meiner Wohnung zu kriegen, mich zu meinem Mittelpunkt zu machen, endlich wieder glücklich werden zu können, stehen noch nicht wirklich auf festen Beinen. :(

    Sie sind zwar innerhalb der vier Tage gereift, aber ich hab so Angst es nicht zu schaffen!!

    Ich will nicht wieder umkippen, aber ich merke wie er wieder beginnt mich zu beeinflussen, wie sehr mich das zwar ankotzt, aber ich auch Angst habe, konsequent zu sein, es vielleicht wieder nicht zu können.

    Ich muss mir jetzt immer wieder sagen, dass ich nicht mehr in diese schlimme Zeit zurück will........ ... ... ... dann kommen aber auch wieder die Erinnerungen an die schönen Zeiten. .... .... nein nein nein, ... grrr :x

    Es hat mir bei meinen Eltern so gut getan, hab gemerkt, dass ich auch ohne ihn Spaß am Leben haben kann. In drei Tagen mehr, als in Monaten mit ihm als Alki. Wieso kann ich mich dann nicht einfach ausklinken, das ist echt krank. :twisted:

    K.

  • Hallo Kiddo!

    Klar ist das krank. Co-Abhängigkeit ist eine Krankheit.
    (Ich bin es auch immer noch.)

    Und wieder hast du eine Auszeit bekommen, und wieder denkst du an die schönen Zeiten, und wieder wird er dich einlullen, .....
    Das habe ich soooooooooooo lange mitgemacht.

    Gerade diese Auszeiten haben wahrscheinlich auch meinen Tiefpunkt hinausgezögert.
    Ich habe auch immer wieder ein paar "Inseln" gefunden, wo ich mich erholt hatte.
    Bis am Schluss nichts mehr geholfen hat. Und ich gar nicht mehr konnte.

    Meinem Tiefpunkt verdanke ich meine "Hoch - Zeit" jetzt.

    Ich wünsche dir , dass deine Leidenszeit nicht so lange anhält wie bei mir.
    Suche dir noch mehr Auszeiten, in Form von Beschäftigungen, Hobbies, usw., die dir Mut machen, weil sie dich stärken, dir Spaß machen.
    Und suche dir ruhig eine Selbsthilfegruppe vor Ort, wo du persönlich reden kannst.
    Das gibt Kraft zum Durchhalten und sich Verändern!

    Alles Gute für dich, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Danke, Gotti, für deine Worte.

    Tja, nun bin ich also wieder angekommen, hier in der Wohnung, die ich einmal mit soooooviel guten Gefühlen und Hoffnungen auf u n s e r e Zukunft gemietet hatte. Und jetzt?

    Ich sah schon von draußen, dass alle Vorhänge zugezogen waren. Schlechtes Zeichen, schließlich war doch Nachmittag. Dann kam ich rein und alles war verdunkelt bzw. zugezogen. Ich begrüßte ihn mit den Worten "Was ist denn hier los?" Er meinte einfach lapidar, das hätte er nun gebraucht. Er hätte ja jetzt seit Freitag nichts mehr getrunken. Aha.
    Ich hab ihm gleich angemerkt, dass er so stoisch, irgendwie apathisch war, gleichgültig. Hatte gar nicht gemerkt, dass ich eine neue Bluse anhatte. Im Kühlschrank war absolute Leere. Der Biomüll quoll über. hmmm! Dreckiges Geschirr war einfach so in den Schrank geräumt. Ich hab dann mehrere Tablettenschachteln gefunden. Hat wohl versucht die Entzugserscheinungen durch den fehlenden Alkohol (wenn ich ihm das mal glaube) mit speziellen Tabletten die ihm noch von seinem letzten Entzug bekannt waren, zu betäuben.
    Kennt jemand xxx oder xxx?

    Deswegen kam er mir auch so zugedröhnt vor. Als ich dann nur eine Bemerkung dahingehend machte, was er denn jetzt weiter machen würde, meinte er nur, es wäre doch alles ok, er hätte jetzt den keinen seit Freitag keinen Alkohol mehr getrunken, dank der Tabletten und mehr bräuchte er ja nicht. So ein ****!!!
    Aber auch davon muss er doch erstmal runter kommen!
    Wie einfach er sich das alles vorstellt. Nicht zu fassen. Aber ja, ich hatte ja vergessen,dass Entzug in einer Klinik ja totaler Quatsch ist und er das ja auch alleine zuhause in drei Tagen schaffen. Pah!!! :twisted:

    Jetzt belagert er das Wohnzimmer, schaut fern. Ich mag nicht in seiner Nähe sein, habe mich ins Schlafzimmer verzogen. Ich möchte meine Wohnung für mich!

    Trotz all dieser Wut, die ich verspüre und Abscheu vor soviel Ignoranz bezüglich seiner Krankheit bin ich im Moment nicht in der Lage ihm zu sagen, dass er sich eine neue Wohnung suchen soll. Das macht mich so wütend und so hilflos, weil ich nicht weiß, wie ich das ändern soll.
    Aber vielleicht, wenn noch einige weitere Tage und Wochen kommen, in denen er mich immer weiter stört und in seiner Lethargie nervt, dann komm ich vielleicht endlich an den Punkt, wo ich es kann. Das heißt also, es geht mir noch nicht schlecht genug. :cry: Mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken!

    Für heute war es das erstmal. Gute Nacht euch allen!

    K.

    xxx Bitte keine Medikamentennamen nennen.S.Käferchen

  • Hallo an alle,

    nach einer Auszeit letztes Wochenende bin ich nun wieder in unserer Wohnung. Gestern wieder ein großer Absturz. Er hat wieder soviel getrunken, dass er im Laufe einer Viertelstunde, die wir vor dem Fernseher saßen (ich hatte mir von ihm gewünscht, mit ihm gemeinsam den Grand Prix zu schauen) zu einem Menschen wurde, der lallte, ständig einschlief, und nach lauter Ansprache durch mich mit offenem Mund und entglittenen Gesichtszügen auf den Fernseher starrte. Ich war absolut fassungslos. :( Wieso bin ich das eigentlich noch??? Jedesmal!
    Ich hab ihn dann schlafen lassen. Nach einer Zeit bin ich ins Bett. Er schlief auf der Couch, kam dann wohl irgendwann ins Bett.

    Heute früh konnte er sich natürlich an nichts erinnern, erklärte er mir, dass er gestern nur von Tabletten, die er gegen Suchtdruck eingenommen hätte, so belämmert gewesen wäre, er hätte ja n i c h t s getrunken.
    Ich hab das nur abgenickt, weil jeder weitere Satz verschwendet gewesen wäre.
    Heute nachmittag kam er dann mit einem selbstgeschriebenen Gedicht. Tenor war, dass er mir vorwarf, ihn im Stich zu lassen. Damit hat er meinen wundesten Punkt getroffen!!! :( Er zitierte aus der Bibel, wie Jesus seinen Jüngern auf die Frage antwortet, wie sie denn gerichtet werden ..."das, was ihr meinem geringsten Bruder getan hab, dass habt ihr mir getan" . Es wäre also meine Christenpflicht, weiter zu ihm zu halten.
    Darf ich mein Lebensglück über seines stellen? Durch das jahrelange Vorleben meiner Mutter schreit alles in mir NEIN! Aber da ist auch eine kleine Stimme, die wünscht sich auch glücklich zu sein, und das kann ich nicht an der Seite dieses Mannes, der doch mal meine große Liebe war.

    K

  • Hallo Kiddo

    dreh die Frage mal rum: darfst du sein Lebensglück über deins stellen? Du bist doch in erster Linie für dich verantwortlich und er für sich.
    Du bist die Person, mit der du dein Leben lang auskommen musst, du bist es wert an dich zu denken.
    Natürlich darfst du glücklich werden, auch ohne ihn.

    Ich wünsch dir ganz viel Kraft!

    julchen

  • Hallo Julchen,

    danke für deine aufmunternden Worte. Sie zeigen die richtige Richtung für mich, aber es ist so schwer, mir selbst das Recht zuzugestehen, am Wichtigsten zu sein und zu schauen, was mir am Besten tut.
    Meine Mutter hat ihr ganzes Leben lang nur an andere gedacht, sich selbst völlig zurückgestellt. Gesagt hat sie mir zwar immer: Werde glücklicher als ich es geworden bin.
    Aber unterschwellig hat sie mir etwas ganz anderes übermittelt, nämlich dass man selbst sich nicht das Recht auf glücklich sein herausnehmen darf, immer muss man hintenan stehen.
    Ich weiß, dass ich da ausbrechen muss, aber es ist so schwer. Woher kriege ich bloß dieses Gefühl zurück oder überhaupt, dass ich für mich wertvoll und wichtig sein darf?

    K.

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