Nur nichts trinken reicht nicht??!!??

  • Hallo zusammen,

    nun bin ich seit 4 Wochen abstinent. Natürlich habe ich mir die Grundbausteine zur Nüchternheit zu Gemüte geführt und größtenteils schon umgesetzt.

    Nun beschäftigt mich aber immer wieder, was dies im alltäglichen Leben bedeutet: Nur nicht trinken, reicht nicht. :?:

    Bitte, macht mal Brainstorming und helft mir weiter. Wie legt Ihr das für Euch aus. Was bedeutet das in der Praxis?? Was könnten das noch für die Dinge sein, die ich für meine Abstinenz wissen oder ändern muss??

    Vielen Dank dafür.

    Glenny :roll:

    Gaby

    Sei dir selbst eine Insel!

  • Hallo Glenny,

    eine Antwort kriegst du von mir nicht, weil ich erst zu kurz "trocken" bin, dafür sage ich dir was ich gemacht habe, bin mir aber sicher, dass das noch nicht reicht.
    Ich hab ein bisschen was gemacht, also "trinkende" von "nicht trinkenden" Freunden getrennt (und die trinkenden erst Mal zur Seite gestellt), an früher willkommenen Festen nicht teilgenommen (2 Altstadtfeste), und zwar ohne schweren Herzens, wesentlich intensivere Gespräche mit meiner Ältesten geführt etc.
    Ansonsten das Übliche: Kleingedrucktes auf Verpackungen lesen, Diskussionen mit der Bedienung im Eiscafe anfangen und keine Dosenwurst kaufen, weil die neben dem Schnapsregal steht.
    Was mir sicher noch fehlt, ist eine gewisse innere Gelassenheit. So ist es für mich absolut undenkbar (obwohl noch etwas hin), an der Weihnachtsfeier der Firma teilzunehmen. Komme mir dabei aber ziemlich feige vor. Aber ich baue auf den Faktor "Zeit", ich denke, man kann die Situation eines langjährig trockenen nicht 1:1 mit uns "Kurzzeitabstinenzlern" vergleichen.

    Also, ich bin mir sicher, von den "alten Hasen" im Forum kriegst du (wir) noch ein paar richtige Tipps.

    Trockene Woche wünscht
    spiegel

  • Hallo,

    ich habe zu meiner nassen Zeit auch immer wieder Perioden gehabt, in denen ich nicht getrunken habe, die aber immer kürzer wurden. Mein Therapeut hat diese Phasen als "Aushalten" bewertet. Ohne etwas an unserem Denken, Handeln und Fühlen zu ändern, ist eine zufriedene Trockenheit nicht möglich.
    Da gibt es auch noch einen schlauen Spruch zu:

    Wir müssen nicht lernen, es ohne Alkohol auszuhalten, sondern wir müssen lernen, uns selbst ohne Alkohol auszuhalten.

    Schönen Tag noch

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Sorry Glenny

    Zitat

    Also, ich bin mir sicher, von den "alten Hasen" im Forum kriegst du (wir) noch ein paar richtige Tipps.

    da hab ich mich wohl getäuscht.

    Trocken bleiben
    spiegel

  • hallo, für mich ergeben sich einfach mit einer langsamen ausnüchterung, und das dauert lange, neue gedanken und neue situatuionen.
    auf der einen seite muss ich negative dinge aushalten, ohne meine nerven mit alkohol massieren zu können.
    dieser gedanke verschwindet aber immer mehr.
    auf der anderen seite ergeben sich durch permanente nüchternheit neue möglichkeiten. man wird kompromissloser, lernt sich selber besser kennen und wird irgendwie egoisitscher, d.h. man lässt nicht mehr alles mit sich machen.
    man verändert sich einfach. und das durchaus positiv. wenn du hier mal liest fangen, viele fangen an wieder sport zu treiben, entdecken alte hobbys neu. oder entwickeln neue interessen. man entwickelt sich einfach weiter.
    man lernt zu leben wie die andere, nichtsüchtige.

    aber du wirst hier keinen erleben, der nicht in irgendeiner weise stolz auf das neue ist.
    also die trockenheitsarbeit kommt einfach auf dich zu, weil du in vielen dingen nach kurzer zeit nicht mehr so weiter machen willst wie bisher.
    gruss claro

  • Hallo Glenny,

    da ich (fast) zeitgleich im erweiterten Bereich diese Frage gestellt habe, habe ich bisher nichts dazu geschrieben.

    Ich kopiere hier mal meinen Beitrag rein:

    Zitat von Mieken

    Für mich fing es damit an, mich beim Arzt vorzustellen, um dem nicht-trinken überhaupt eine Chance geben zu können.

    Der nächste Schritt war mein direktes Umfeld (meine Wohnung) trocken zu legen und Menschen, die für mich von Bedeutung sind darüber zu informieren, daß ich erkannt hatte, abhängig zu sein.

    Ich schaue auf jede Lebensmittelpackung, informiere mich wo versteckter Alkohol drin enthalten sein kann. Ich habe Kosmetika entsorgt, wo Alkohol drin enthalten ist. Mittlerweile hilft mir dort meine Nase, auch geringe Mengen zu erkennen.

    Der Austausch und das Hinterfragen meines Alltags helfen mir genauer hinzusehen, ob ich mich vom Alkohol entferne oder ob ich ihm unbewußte Hintertüren offen lasse.

    Diese Aussage nur-nichts-trinken-alleine hat mich anfangs ebenso total erschlagen. Ich konnte sie nicht greifen, weil es ein äußerst dehnbarer Begriff ist und wenn ich mal angefangen bin länger drüber nachzudenken, fing bei mir ein regelrechtes Kopfkino an, was da alles zu gehören könnte. Das hat mich mächtig unter Druck gesetzt.

    Mir wird nun nach gut 1 Jahr Trockenheit immer mehr klar, daß es nicht ein Punkteprogramm ist, was ich abzuarbeiten habe, um einen bestimmten Trockenpunkt zu erreichen. Denn mein nüchternes Leben soll ja dauerhaft anhalten (bis zu meinem Lebensende), also wird demnach diese Aussage je nach meiner Entwicklung andere Blickwinkel erhalten. Das wird nicht aufhören... denn darin liegt die Gefahr. Stehenbleiben und schlimmstenfalls in alte Verhaltensweisen zurückfallen.

    Ich sehe es nun so für mich... ich bin heute trocken mit den Erkenntnissen, die ich gestern gemacht habe. Sei es, daß ich mir nun erklären kann, warum ich ein alkoholfreies Zuhause benötige oder warum ich alkohollastige Veranstaltungen meide. Warum der Austausch für mich wichtig ist oder, daß um Hilfe bitten, keine Schwäche darstellt.

    Es ist ein kontinuierlicher Prozeß...

    Lg Mieken

  • Hallo Gleny!

    Wir alle ,die da sind arbeiten an uns selber.
    Das ist die Trockenheitsarbeit.Im Austausch lernen wir von anderen wie wir es anstellen können um weiter zu kommen,wie ich mich selber immer besser entdecke und verstehen lerne.

    Denn jeder ist einzigartig.So kannst Du tips und Erlebtes von anderen für Deine eigene Arbeit nehmen.- Und andere nehmen sich bei Dir was für sie gut ist.

    War ich verständlich für Dich?

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure Erfahrungen dazu.

    So langsam habe ich eine Vorstellung davon, was es heisst. Und sogar bei mir selbst habe ich schon gemerkt, dass ich mich verändere. Aber ich muss im Moment nicht daran "arbeiten" sondern das ergibt sich aus meiner Abstinenz. Was mir gut tut weiß ich eigentlich schon länger, aber ich habe mich oft wie in einer Sackgasse gefühlt, aus der mich nur der Alkohol retten konnte.

    Ich habe wieder mehr Kontakte mit Freunden, als Freunde bezeichne ich ja nur wenige, aber auch diese habe ich ziemlich vernachlässigt. Ich merke, wie ich mich sogar auf die Abende freue, wenn ich alleine bin. Ich lese viel mehr, telefoniere wieder, gehe wieder regelmässig dreimal pro Woche zum Sport, habe ein bisschen abgenommen und fühle mich wieder viel attraktiver und gesünder. Ich hoffe, das ist nicht nur die "Anfängereuphorie".

    Auch bei der Arbeit klappt alles wieder viel besser, ich habe den Kopf freier, da ich nicht so viel an Abstürze, Alkohol und Schuldgefühle denken muss. Ich habe einfach mehr Zeit, die ich meiner Meinung nach gut ausnütze.

    Über weitere Erfahrungen von euch zu diesem Thema würde ich mich sehr freuen, denn nur nicht trinken, reicht nicht. :!:

    Liebe Grüße von der Glenny an ihrem 43. abstinenten Tag :D

    Gaby

    Sei dir selbst eine Insel!

  • Glenny, ich versichere Dir, es wird mit dem 50. und 60. und 70. alles noch viel besser!
    Und vergiss nicht, zu schreiben, wenn es Dir mal richtig schlecht geht (gehört auch dazu)
    Gruss Claro

  • Hallo Pia, hallo Claro,

    vielen Dank für Euer "Mutmachen", das hilft schon sehr.

    Ich lobe mich aber auch oft selbst, soll auch helfen;-)

    Ich kann jeden Tag neu geniessen und erinnere mich immer genau, was ich früher aus den Situationen gemacht habe oder warum ich wegen des Alkohols anders reagiert habe.

    Es sind manchmal ganz schreckliche Erinnerungen und freue mich dann schon im nächsten Moment, dass jetzt alles anders ist. Und ich hoffe, dass ich nie mehr so weit unten lande, mich nie mehr so schlecht und ausgebrannt fühlen muss...... :twisted:

    Aber bei manchen ecke ich schon ganz schön an. Wenn ich mich jetzt besser behandle, gut für mich sorge und mir meine Ruhepausen gönne :o

    So sieht im Moment meine Trockenheitsarbeit aus.....step by step.

    Gute Nacht ihr alle....

    Glenny

    Gaby

    Sei dir selbst eine Insel!

  • Moin Glenny,

    Zitat

    Aber bei manchen ecke ich schon ganz schön an. Wenn ich mich jetzt besser behandle, gut für mich sorge und mir meine Ruhepausen gönne

    Was interessieren dich andere?

    Andere Menschen werden nicht für dich trocken!!!!

    Stelle dich und deine Trockenheit immer an erster Stelle,setze Prioritäten, alles andere findet sich.

    Gruß Andi

  • Hallo espoir,

    ich schreibe im geschützen Bereich, deshalb hast du nix Aktuelles von mir gefunden!!

    wie geht es dir??

    LG von Gaby

    Gaby

    Sei dir selbst eine Insel!

  • Hallo Glenny, hallo alle zusammen,

    nur nichts trinken reicht nicht. Für mich war und ist das fast der schwierigste Teil. Was tun? Wie ändern? Klar, man kann sich an die Grundbausteine halten. Man kann vorbeugend denken und handeln. Aber reicht das aus? Fürs Erste vielleicht. Und sie sind eine gute Orientierung. Aber dann?

    Ich denke, die wenigsten von uns sind einfach so in die Sucht abgerutscht. Einfach, weil man schon in jungen Jahren – jetzt an die Männer hier – "Männlichkeit" beweisen wollte und mittrinken "musste". Das haben viele gemacht. Und sind nicht süchtig geworden.

    Depressionen, Panikattaken, Unsicherheit, Angstgefühle, usw.? Bei jedem liegt ein tieferer Grund für seine Sucht. Oder, wie ich letzthin auf einem Vortrag von einem leitenden Arzt einer Suchtklinik hörte, liegt es, und er sprach von wieder neuen Erkenntnissen der Suchtmedizin, wirklich zu 70% an den Genen?

    Bei diesen tieferen Gründen liegt, so denke ich, auch der Schlüssel zur Veränderung. Ein guter (und ich schreibe hier wirklich GUTER!) Psychotherapeut kann da sehr viel helfen. Auch eine verantwortungsbewusst und natürlich vom Arzt verschriebene Medikamentation kann helfen. Ich weiss, dass viele von Medikamenten nicht viel halten, weil die Einnahme auch die Gefahr einer Suchtverlagerung beinhaltet. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es besser ist, sich an Therapie und Medikamente zu halten, als zu saufen.

    Davon abgesehen, und da werden mir wahrscheinlich alle Betroffenen Recht geben: Alkohol verstärkt die oben genannten Krankheitsbilder wie zb Depressionen oder Angstzustände nur. So kenne ich das zumindest von mir. Er hat kurzfristig, als "Medikament" eingesetzt, geholfen. Aber auf Dauer macht er alles nur schlimmer.

    Was ich sagen will: Mit klarem und nüchternem Kopf kann man die Probleme angehen. Man kann wieder Kapitän seines eigenen Schiffes werden, das Steuer in die Hand nehmen. Betrunken geht das nicht. Unkritisch und praktisch willenlos treibt man durchs Leben. Schenkt seine ganze Energie und Kraft dem Alkohol.

    Ich denke, dass Veränderung nicht von heute auf morgen passiert. Es ist ein Prozess. Denn auf einmal ist soviel Kraft da. Nicht nur Zeit. Sondern Energie und Kraft. Wieviel Kraft, Energie und Willen muss man aufbringen, um eine Entgiftung zu machen? Wieviel, um aufzustehen, der Kreislauf am Boden, die Hände zitternd, der erste Schluck Alkohol am Morgen trockenkotzend runterwürgend und dann noch in die Arbeit? Jemand, der soviel Kraft aufbrachte, hat sie auch im trockenen Leben. Und mit dieser Kraft lässt sich einiges machen ... Eben auch den Weg zu finden und zu gehen, der über das "Nichtstrinken" hinausgeht.

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

  • Nur nichts trinken reicht natürlich nicht!!!

    :arrow: ich hab Wochen, Monate und sogar Jahre ''geschafft'' nichts zu trinken und bin immer wieder auf die Schnauze gefallen, weil's bei mir im
    Kopp nicht Klick gemacht hat :arrow: nur dann kann ich wirklich trocken werden, wenn ich meine Trockenheit nicht als selbstverständlich ansehe und womöglich noch denke, ich kann irgendwann einfach wieder zur Tagesordnung übergehen :shock::o

    Ich muss meine Trockenheit als ein Geschenk und eine Gnade ansehen, die absolut nicht selbstverständlich ist. Ich hab jeden Tag aufs Neue die Verantwortung und Verpflichtung für meine Trockenheit zu sorgen: das fängt mit den Gedanken an, ich muss anständig mit mir selbst umgehen, mir was wert sein, meine Frusttoleranz erhöhen(nicht mehr wegen jedem Schei.. saufen)und an mir arbeiten und ganz wichtig: dabei bescheiden bleiben und nicht überheblich werden!!!

    Soweit meine Gedanken dazu :wink:

    Liebe Grüsse

    Frank

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!