Von einem Tag auf den anderen war alles anders...

  • Liebe Uschi, dein und mein Hoffen auf eine ruhige Nacht hat sich für mich leider kurz vor Zwei (!) zerschlagen... Ich bekam eine SMS von meinem Mann. Mein erster Gedanke war: Was egoistisch! Ich muss früh aufstehen und arbeiten gehen! Er schrieb, dass er eben (!!!) ein Gespräch gehabt hätte, wobei man ihm gesagt haben soll, dass wir gemeinsam dort in der Klinik beraten werden könnten, wegen unseres Eheproblems! :shock: Was? Eheproblem? Wo holt er das nur wieder her? Und er hat gefragt, ob ich bereit bin, einen gemeinsamen Weg mit ihm weiter zu gehen. Erst wollte ich auf diese SMS eine saftige Antwort schreiben. Diese Idee habe ich aber ganz schnell verworfen. Habe gedacht: Nein! Keine Antwort, schon gar nicht per SMS! Nach dem Handybimmeln konnte ich nicht mehr einschlafen. Hatte auch ein wenig Angst, dass er nun, wo ich ja nicht geantwortet habe, schnell nach Hause kommt. (10 min Autofahrt, sein Auto steht vor der Klinik) Gottseidank kam er nicht. Ich hatte mir dann aber später noch überlegt, morgens in der Klinik anzurufen, von dem Vorfall zu erzählen und anzubieten, dass ich zum klärenden Gespräch in die Klinik komme. Ich dachte, unter therapeutischer Aufsicht wäre vielleicht eine gute Möglichkeit, ihm zu sagen, dass er keine weitere Chance von mir bekommt und meine Entscheidung unwiederruflich ist. Dann merkte ich aber, wie sehr mich nur die Gedanken an diese SMS und meine mögliche Reaktion darauf, aufregten, mir immer unwohler wurde mit diesem Gedanken, dass ich mich dann nach längerem Grübeln dazu entschließen konnte, gar nichts zu tun. Ich habe bisher nicht auf die SMS reagiert, werde es auch nicht tun.
    Ich habe dabei auch an euch hier gedacht. Habe mich gefragt, was würdet ihr zu meiner Reaktion sagen. Und ich war mir sicher, ihr würdet mich darin bestätigen, ihn "hängen" zu lassen, stimmts?
    Bisher habe ich auch noch keine bisschen Reue in seinen Worten oder Taten erkennen können. Und überhaupt keine Einsicht, dass sein Trinken der Auslöser für den ganzen Schlamassel ist. Nun haben wir auch schon Eheprobleme, höre ich zum ersten Mal. Seine Uneinsicht bestätigt mich nur immer wieder darin, dass es mein einzig richtiger Weg ist, mich von ihm zu trennen. Ich habe keine Hoffnung, dass er es schafft und wir eine ?te Chance bekommen.

    Uschi, du fragst wann er aus der Klinik kommt. Also, wenn er durchhält, ist er nach 14 Tagen dort wieder raus, wenn er nicht durchhält wohl eher. Ich denke, dieser Aufenthalt ist nur zum Entgiften, mit therapeutischer Begleitung. Das kann ja noch nicht alles sein. Aber ich denke für ihn schon. Länger wird er nicht seiner Arbeit fern bleiben wollen. Ich werde abwarten...

    Ich wünsche allen ein schönes Wochenende!

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • Hallo ihr Lieben,
    nun steht wieder ein Wochenende an, wovor ich mich schon ein wenig graule. Nee, nicht weil ich die Einsamkeit fürchte... Ich bin sehr gern allein. Aber am Wochenende ist die Familie so präsent, die Familie, die allesamt kein Verständnis für mich und meine Entscheidungen haben, die immer wieder versuchen mich umzustimmen. Nur mit Vorwürfen argumentieren, das größte Mitleid für ihn bekunden und denen (so ist mein Gefühl) völlig egal ist, wie es mir dabei geht. Nur zum Verständnis, ich rede von seiner Familie (die können nicht anders, weiß ich) sondern auch von meiner! Heute hat mir mein Sohn erzählt, dass eigentlich alle wussten, dass mein Mann erst Dienstag in die Klinik geht. Mein Vater hat mich bewusst nach Hause fahren lassen, obwohl er wusste, dass mein Mann da sein würde. Ich bin doch extra übers Wochenende zu meinen Eltern gegangen, weil er zu Hause war. Mein Vater hat es wohl damit begründet, dass wir ja noch gar nicht miteinander geredet hätten, mein Mann mir ja noch gar nicht erklären konnte, warum er getrunken hat! ??? Deshalb hat er mich zu ihm nach Hause fahren lassen! Ich habe das Gefühl, die haben mich bewusst ins offene Messer laufen lassen. Zu meinem Sohn habe ich gesagt, er solle erst einmal darauf vertrauen, dass seine Mutter die bestmögliche Entscheidung für sich selbst fällen wird. Das hat er verstanden. Am Sonntag bin ich bei meinen Eltern zum Essen eingeladen. Dort werde ich versuchen, das so ähnlich mit meinen Eltern zu klären. Ich habe ja nun schon mehrmals versucht ihnen zu erklären, dass ich meinem Mann nicht helfen kann und warum nicht, und warum ich nicht mehr mit ihm leben kann. Sie meinten im Nachhinein ich lasse nicht mit mir reden. Ich bin bitter enttäuscht, dass sie mir nicht vertrauen, dass ich den richtigen Weg für mich, ihre Tochter (!) finde. Jedenfalls werde ich sie bitten, nicht mehr über dieses Thema zu sprechen, nicht mehr auf mich einzureden. Ich denke, es macht keinen Sinn, es regt nur die Gemüter auf, vermittelt Enttäuschung und Schmerz.
    Wenn sie das nicht schaffen, brauche ich wohl auch eine zeitl. begrenzte Trennung von ihnen. Ich kann das nicht mehr aushalten. Es regt mich innerlich dermaßen auf und zieht mich total runter.
    Na- dann kam auch noch ein Anruf von seiner Schwester: bin ja so enttäuscht - das hätte ich nie von dir gedacht - du musst ihm doch noch eine Chance geben - ich dachte du liebst ihn - jetzt wo er doch was macht! Dann hat sie mich noch ausgelacht, wie ich ihr sagte, dass ich das Haus allein halten wollte. Und dann hat sie auch noch gedroht, wenn ich mich trennen möchte (Alle reden immer davon, ich wolle mich scheiden lassen, ich sage immer wieder, dass ich so weit noch gar nicht denke, dass mir im Moment eine Trennung wichtig ist), dann gibt’s sowieso gleich die Scheidung (seinerseits)!
    Jedenfalls habe ich mir jetzt vorgenommen, mich auf diese Gespräche nicht mehr einzulassen. Es tut mir unsagbar weh, so viel Unverständnis meiner Familie zu erfahren.

    Wünsche euch eine gute Nacht!

    Was ich nochmal schreiben wollte: Ich bin so froh, dass ihr da seid! Jeden Tag lese ich mich durch die verschiedenen Einträge. Es hilft sehr viel, zu merken, dass ich nicht allein bin. Danke euch!

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • Hallo Ossi, ich wollte Dir zum Wochenende mal ein Paket Kraft schicken. Es tut mir sehr leid, dass Deine Familie kein Verständnis hat. Bedenke bitte dabei, dass was Du mit ihm erlebt hast, die
    Vertrauensbrüche, Lügen ect. die Dir jetzt im Nachhinein bewußt werden, haben Deine Angehörigen in diesem Ausmaß nicht erlebt. Sie sehen Euch wahrscheinlich als ganz normales Paar mit "ein paar Schwierigkeiten" und können somit Deinen Trennungswillen nicht verstehen. Und nun macht er ja auch die stationäre Entgiftung!!! Das das nicht reicht, verstehen sie nicht. Und Dein Mann ist natürlich in einer "tollen" Position. Anscheinend hat er Deine Eltern schön "eingewickelt". Ich kann mir vorstellen, wie schwer das für Dich ist. Denn von seiner Familie erhofft man sich doch Rückenstärkung. Also wenn Du sie nicht von ihnen bekommst. Hier bekommst Du sie. Ich lese ja schon länger in diesem Forum und so konsequent wie durch das angehst ist bewundernswsert und kommt nicht so häufig vor. Wie anderen "eiern" doch immer ziemlich lange rum. Was seine Familie betrifft - wenn seine Schwester sagt "eine Trennung gibt es nicht - dann gibts gleich die Scheidung" - das ist auch wieder so ein Co-Knopf der gedrückt wird. M.E. haben sie Angst, dass sie sich dann mit ihm auseinandersetzen müssen. Und wenn Dein Mann auf eine Trennung gleich seinen Scheidungswillen bekundet, dann ist das halt so. Lass Dich davon nicht verängstigen und klein machen. (Obwohl ich glaube, da besteht gar keine Gefahr bei Dir.).
    Vielleicht druckst Du mal ein paar Infos zum Thema Alkoholismus aus I-Net aus und nimmst das am Sonntag mit zu Deiner Familie. Manchmal könnte das ja etwas bewirken.

    Mit meiner Familie habe ich sehr viel Glück. Sie verstehen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist. Auch wenn ihnen vielleicht einige Entscheidungen meinerseits nicht gefallen, sie unterstützen mich in allem. Unser Familienprinzip wird so gelebt - jeder trifft seine Entscheidungen für sich und für sein Leben und das wird so aktzeptiert und da gibt es dann kein Druck o.ä. sondern zum Glück ganz viel Verständnis und Liebe.

    Übrigens meine Trennung von meinem Mann (inclusive räumliche Trennung) ist jetzt auch 1 Jahr her.

    Und besonders nachdem die räumliche Trennung vollzogen war, konnte ich wieder etwas durchatmen. Und jetzt geht es mir eigentlich schon ganz gut und ich lebe mein Leben für mich. Nachdem ich meinem Mann die entgültige Verantwortung für seines zurückgegeben habe, hatte er noch diverse Rückfälle. Die mich aber kaum belastet haben, weil ich meinen eigenen Wohnraum habe und mein Mann mich auch nie telef. oder ähnlich kontaktiert wenn ich das nicht möchte.
    Jetzt ist er in einer Therapie die mindestens 6 Monate dauert. Aber was er daraus macht, macht er für sich, nicht für uns.

    Scheidung ist für mich auch noch kein Thema, das ist aber nichts womit ich mich beschäftigen muß. Getrennt lebend läuft bei uns gut und wir haben eine Phase erreicht in der wir uns beide wieder respektieren können. Was ich noch nicht kann - Vertrauen. Da geht es mir so wie Dir. Da ist in mir etwas kaputt gegangen. Ich vertraue meiner Familie und einigen wenigen sehr guten langjährigen Freunden. Das war es dann aber schon.

    Ossi, Kopf hoch, Du bist eine taffe Frau.
    edit keine Zitate einfügen danke hartmut
    Ganz liebe Grüße Malinca.

  • Hallo Ossi,

    ich kann mich Malinca nur anschließen und sagen, dass ich es auch extrem bewundernswert finde, wie konsequent Du eure Trennung angehst!!!
    Du machst auf mich den Eindruck als hättest du ein gesundes Selbstbewusstsein!
    Da es trotz deiner Überzeugtheit eine schmerzliche Situation ist, wünsche ich Dir viel Kraft.

    Habe mich selber vor einem Monat von meinem Partner getrennt, heute zieht er aus, aber an Dinge wie ,,endgültig" will ich noch gar nicht denken. Ich habe das Glück von einigen lieben Menschen sehr viel Verständnis zu bekommen und will mir gar nicht vorstellen, wie kraftraubend Rechtfertigungen gegenüber der eigenen Familie und Schwiegerfamilie seien müssen.

    Die Idee mit den Informationen über Alkoholismus (und über Co-Abhänigkeit!) finde ich gar nicht so schlecht. Ich glaube, Sucht ist nicht verständlich, wenn man nicht selber irgendwie mit drin steckt, aber die meisten Infobroschüren sprechen ja eine eindeutige Sprache.

    Die Eltern meines Freundes verstehen unsere Trennung, glaub ich, auch noch nicht so ganz, vielleicht sehen sie mich als die ,,Schuldige", denn sie haben ja auch nur mitgekriegt, wie drastisch er seinen Konsum beschränkt hat und dann trenn ich mich, aber andere Dinge wie z.B. völlig abhandengekommenes Vertrauen und damit verbundenes Kopfkino können sie sicher nicht nachvollziehen.
    Ein krasses Gegenbeispiel für Unverständnis ist meine Mutter, sie hat sich so massiv mit dem Thema Sucht auseinandergesetzt, dass sie irgendwie schon fast co-co-abhänig ist, was für mich auch immer sehr belastent war. Ich habe eigentlich nie für meinen Freund gelogen, nur vor meiner Mutter habe ich oft beschönigt, aber auch nur damit sie sich nicht alzu große Sorgen macht.

    Es freut mich zu hören, dass auch Du liebe Menschen kennst die Dich verstehen und wünsch Dir noch ein erholsames Restwochenende!!!

    Liebe Grüße
    Elli

  • Danke ihr Lieben! Danke für euren Zuspruch!

    Ja, ich hoffe, ich habe ein gesundes Selbstbewusstsein. Im Sinne von: Ich bin mir selbst bewusst. Ich habe in meinem Leben schon so oft die Erfahrung gemacht, dass in schwierigen Situationen, wenn´s an´s Eingemachte geht, nur ich selbst mir helfen kann. Ich musste schon in der Kindheit auf mich selbst aufpassen, damit ich nicht untergehe. Niemals in meinem Leben habe ich die Verantwortung für mein Leben in andere Hände gegeben, habe nie mich selbst vergessen. Das ist für ein Kind sehr anstrengend, aber ich war allein, ich musste für mich kämpfen. Ich bin eine Kämpferin! Und ich werde mich nicht vergessen. Nur ich allein weiß, was mir gut tut und was mir schadet. So sehe ich das jedenfalls. Und ich habe es so lernen müssen.

    Ok, die "Endgültigkeit" meiner Entscheidung muss ich bestimmt auch nochmal überdenken. Hier zu Hause reden alle davon, dass ich mich scheiden lassen möchte. Dabei sage ich immer wieder, dass ich mich von ihm trennen möchte, nicht mehr mit ihm unter einem Dach leben kann. Das ist meine momentane Empfindung. Ehrlich gesagt, glaube ich auch nicht daran, dass er es in nächster Zeit schafft. Alles, was ich von ihm höre, spricht dagegen. Aber auch wenn ich momentan gar keine Hoffnung habe, dass wir noch einmal zusammen finden werden, so denke ich noch nicht an Scheidung. Aber ich weiß ja nicht, was in einem oder fünf Jahren so passiert ist. Es liegt an ihm. Aber ich habe inzwischen schon gehört, dass er sich schon nach einem guten Familienanwalt umhört. :?

    Heute war mein Sohn wieder bei mir. Wir haben uns noch einmal lange über das Thema Suchtkrankheit unterhalten. Er war sehr interessiert, hat viel nachgefragt und sagte dann, dass er mich jetzt verstehen würde.

    Micha : Du schreibst, dass deine Familie dir hilft, seit dem du deine Alkoholkrankheit erkannt und akzeptiert hast. Ich denke genau das ist der entscheidende Punkt. Mein Mann macht immer noch alle anderen dafür verantwortlich, dass er trinkt. Manchmal glaube ich sogar, er sucht nach Argumenten für seine Sucht. Und so lange er nicht erkennt, dass er trinkt, weil er suchtkrank ist, werde ich ihm jegliche Unterstützung verweigern. Wie ich schon geschrieben habe, erwartet man ja von mir, dass ich als seine Frau, ihm bei seiner jetzt begonnenen Therapie helfe. Ich glaube (nein ich weiß) aber, dass er nur eine Chance hat, wenn ich ihm nicht helfe! Ich habe auch den Eindruck, nach dem was mir so erzählt wird, dass es ihm richtig gut geht. Er wird bemitleidet dafür, dass er so eine "eiskalte" Frau hat. Und ja Malinca, er lullt alle mit seinem Charme, den er immer noch hat ein. Alle kennen ihn nur als charmanten, rücksichtsvollen, zuvorkommenden Mann. Keiner kennt ihn so wie ich. Und keiner hat sich in den letzten Jahren so viel Sorgen um einen Rückfall gemacht, wie ich. Die Ängste, die ich ausgestanden habe, kennen sie nicht.

    Schlaft schön!

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • Zitat

    Er wird bemitleidet dafür, dass er so eine "eiskalte" Frau hat. Und ja Malinca, er lullt alle mit seinem Charme, den er immer noch hat ein. Alle kennen ihn nur als charmanten, rücksichtsvollen, zuvorkommenden Mann. Keiner kennt ihn so wie ich.


    Ohhhhhhhhhh, wie ich das kenne :wink:
    Die Geschichten und Ansichten gleichen sich enorm. Das gleiche wurde/wird auch bei uns gesagt. Irgendetwas ist ja auch an unseren Partnern dran, sonst hätten wir uns ihn nicht ausgesucht.
    Mein Vater trank auch und hatte diesen Charme und Schalk im Nacken. Ich habe ihn geliebt, wirklich, und meine Mutter gahasst, dass SIE nichts an der Situation änderte; paradox!!!
    Unbewusst habe ich mir meinen Mann nach diesem "Muster" ausgesucht und heute ???????
    Lass' dich mal drücken, wenn du magst. Ich verstehe dich so gut.
    Rosita

  • Hallo Micha,
    sag mal, hast du auch "nur" eine (nein zwei) Entgiftungen gemacht? Keine weitere Therapie?
    Sorry, dass ich frage, hast du bestimmt schon geschrieben. :oops:

    LG ossi2

    ... ich möchte ja eigentlich meinen Namen schreiben, traue mich aber nicht. Mein Mann und viele andere in meinem Umfeld kennen sich auch gut aus im Internet. Ich möchte irgendwie nicht, dass man mich hier findet. Vielleicht bin ich einfach noch nicht so weit, offen damit umzugehen. :?

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • Hallo Rosita!

    So eine Umarmung, ist sie auch nur virtuell, tut mir natürlich sehr gut, wie bestimmt jedem anderen hier. Wenn du möchtest kannst du dich gern „zurück geknuddelt“ fühlen. :)

    Ich habe es bisher noch nicht geschrieben…

    Mein Vater ist auch Alkoholiker, seit 14 Tagen trocken.
    Meine Mutter hat meinen Vater nicht verlassen, stand ihm die ganze Zeit bei. Sie hat alles getan, damit niemand bemerkt, dass mein Vater trinkt. Auch ich habe es erst nicht gewusst.

    Mein Vater hat irgendwann, von einem Tag auf den anderen (die Gründe kenne ich, sind aber erst einmal unwichtig) sich entschlossen, sich zu Tode zu trinken. Er schüttete literweise Alkohol in sich hinein, aß nichts, war nur damit beschäftigt, sowie er wieder einigermaßen laufen konnte, sich neuen Sprit zu besorgen. Diese Exzesse (es passierte zweimal) dauerten „nur“ wenige Wochen, waren aber sehr extrem. Nach einiger Zeit hat er dann doch seinen Lebenswillen wieder gefunden und ist allein in eine Klinik zum Entgiften gegangen. Er hat nie eine Therapie gemacht. Er sagt heute, er hatte Todesangst, die er bis heute nicht vergessen hat und die ihm bis heute hilft, Abstand vom Alkohol zu halten.

    Die Alkohol-Geschichte meines Vaters ist so ganz anders, als die meines Mannes. Mir ist nun klar, dass meine Eltern mich und meine Verhalten durch ihre eigene Geschichte gar nicht verstehen können.

    Heute war ich zum Mittagessen bei ihnen. Ich hatte solchen Schiss vor weiteren Diskussionen. Aber nix… es war entspannt und schön.
    Ich weiß, dass meine Eltern inzwischen mit meiner Schwägerin, die sich mit dem Thema auskennt und mir gleich nach dem erneuten Zusammenbruch meines Mannes riet, ihn „fallen zu lassen“, gesprochen haben. Vielleicht können sie mich jetzt etwas besser verstehen.

    LG ossi2

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • Mann Micha,
    das klingt ja doch ganz anders...

    Ich weiß, die Sucht ist immer da. Hab ich, glaube ich, bei dir auch so gelesen.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Stärke für deinen Klinikaufenthalt!!!

    ... und ich (und bestimmt auch alle anderen hier) freue mich auf ein Wiedersehen- hören- lesen hier!

    Liebe Grüße!
    ossi2

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • Hallo zusammen,

    wisst ihr was? Ich bin gerade richtig stolz auf mich...

    Warum?

    Ich habe mir eben zum ersten Mal den Kamin angemacht.
    Nicht das ich das nicht schon vorher konnte. Aber ich habe es mir nie gegönnt, habe mich nicht getraut, diese Atmosphäre und Wärme so allein, nur für mich, zu genießen.

    Mein Mann kam ja nur am Wochenende nach Hause, dann war der Kamin natürlich häufig an.

    Aber heute ist Dienstag - und der Kamin ist trotzdem an! Und ich finde das soooo schööööön!

    Wünsche euch allen auch einen gemütlichen Abend!

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • Hallo!

    Gleich als erstes: Der Kamin ist schon wieder an! :D

    Was ich eigentlich schreiben wollte: Ich denke, ich habe zwei weitere "Co-Knöpfe" oder auch Zeichen meiner Co-Abhängigkeit gefunden.

    Zum Ersten:
    Seit ich meinen Mann vor 5 Jahren kennen gelernt habe, haben wir uns nie gestritten! Ich war bisher sehr stolz darauf...
    Seit dem Tage X (als sein Lügengerüst zusammenbrach) habe ich sehr viel über unsere Beziehung, seine Alkoholsucht und meine mögliche Co-Abhängigkeit nachgedacht. Und ich sehe diese Tatsache nun in einem ganz anderen Licht. Ich weiß, ich habe von Anfang an bei Meinungsverschiedenheiten klein beigegeben. Warum? Hmm... Am Anfang vielleicht aus purem Mitleid. Als wir uns kennen lernten, wirkte er so zerbrechlich, traumatisiert von der Scheidung von seiner 1.Frau. Ich wollte ihm nichts entgegen setzen, wollte ihn zur Ruhe kommen lassen, Vertrauen fassen lassen.
    Ich muss dazu sagen, eigentlich diskutiere ich gern und viel. Mag es eigentlich gar nicht, wenn jemand nicht seine Meinung sagt, nur um sich nicht mit einem Contra auseinander setzen zu müssen.
    Ich weiß nicht, wann ich begann zu allem Ja und Amen zu sagen, und in seinem Sinne zu handeln, nur um ihm keinen Grund zum Trinken zu geben. Der Übergang muss fließend gewesen sein.

    Es gab da einen bezeichnenden Vorfall vor ca. einem Jahr: An einem Wochenende (er ist ja nur am Wochenende zu Hause), beim Frühstück hatten wir eine kleine Meinungsverschiedenheit (ich wusste kurze Zeit später gar nicht mehr, worum es ging, war wirklich banal). Ich weiß nur noch, dass ich erstmal nichts gesagt habe.
    Naja, kurz beschrieben: Gegen Mittag merkte ich, dass er samt seiner Sachen für die Woche zu seiner Wohnung an seinem Arbeitsort (ca. 170km) abgehauen ist. Mir tat die ganze Sache so Leid, ist er doch so selten zu Hause. Ich setzte mich in meine Auto und fuhr ihm hinterher. Der Schock, als ich bei ihm ankam: Er war sturzbetrunken!!! :shock: Und machte mich auch noch an! Ich habe mich auf dem Absatz umgedreht und fuhr so wieder nach Hause. Hab die ganze Fahrt Rotzblasen geheult. Danach vergingen drei Tage, an denen ich nichts von ihm hörte. Wie er dann wieder anrief, tat er so, als wäre nichts gewesen. Und ich habe es so gelassen. Habe nie mehr etwas dazu gesagt oder gefragt.
    Ich glaube seit dem hatte ich keine eigene Meinung mehr, ihm gegenüber. Hielt mich total zurück, wenn ich etwas anders sah, als er.

    Was meint ihr? Co total, oder?

    Meinen zweiten Co-Knopf werde ich doch erst morgen beschreiben…

    Bis dann…
    Schönen Samstagabend euch allen!
    Ossi2

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • Liebe Ossi,

    Zitat

    Ich glaube seit dem hatte ich keine eigene Meinung mehr, ihm gegenüber. Hielt mich total zurück, wenn ich etwas anders sah, als er.
    Was meint ihr? Co total, oder?

    Ach, oh weh..., so wie du das beschreibst, echt das kenne ich nur zu gut.
    Das ist einfach nur verletzend. Jetzt erinnere ich wieder total an einige ähnliche Gegebenheiten und die unfähige Art des Partners, der das nicht sieht oder nicht sehen will.
    ER längst die Grenze des Vertrauens überschreitet.
    Aber wie können wir uns schützen?

    Ich habe bemerkt, das ist wohl auch ein Zeichen der Erkrankung, dass der Alkoholiker im angetrunkenen Zustand in die Ichbezogenheit und in die Selbstgefälligkeit abrutscht und wir (Co-Abhängig) als der Sündenbock dargestellt werden.
    Oft sind wir der Situation total unvorbereitet ausgeliefert.
    Doch ich nehme endlich die Schuldgefühle nicht mehr an.

    Zitat

    Der Kamin ist schon wieder an! :D

    Ich freue mich für Dich, das schön langsam die Wärme wieder einziehen darf. Das ist ein gutes Zeichen.
    Herzliche Grüße
    von Emma
    ]

  • Hallo....
    ich bin völlig fertig, weiß nicht, was ich machen soll. Ich zittere am ganzen Körper, mir ist speiübel...

    Heute kam mein Mann ja nun aus der Klinik von der Entgiftung.
    Den Brief, den ich ihm geschrieben habe, indem ich all meine Empfindungen aufgeschrieben habe und dass ich mich von ihm trennen möchte, ihm nicht mehr vertrauen kann, den habe ich auf den Küchentresen gelegt, damit er ihn gleich findet, wenn er nach Hause kommt. Er stand gegen Mittag dann vor meiner Arbeit, meine Chefin hat ihm gesagt, dass ich jetzt nicht raus kommen könnte. Als ich um 14:00 Uhr Feierabend hatte, fuhr ich voller Anspannung nach Hause... aber er war weg. Ich habe gesehen, dass er seine Sachen für seine Arbeit alle eingepackt hat, deshalb wusste ich, wo er hingefahren war, in seine Wohnung. Er hat mir noch einen Zettel hingelegt mit einer Entschuldigung und einer Bitte um eine Chance.

    Heute Abend rief mich meine Schwägerin an, die war sehr besorgt, sie hatte mit ihm kurz vorher telefoniert. Kurz: Sie meinte, er wolle sich was antun, sagte Dinge, wie: Das Leben hätte keinen Sinn mehr für ihn und Ähnliches. Sie hat mir auch erzählt, dass er ihr meinen Brief vorgelesen hat, und sie überrascht war, weil das alles so endgültig klingt.

    Dann telefonierte ich mit meinen Eltern. Die erzählten mir auch, dass er mit meinem Brief bei ihnen war...
    "Ihr müsst doch miteinander reden!", "Du kannst doch nicht so einen Brief schreiben!", "Das kommt doch so überraschend!" Nachdem ich versucht habe, dass dies meine einzige Möglichkeit war, also schreiben anstatt reden, und ich gesagt habe, dass ich die ganze Zeit davon gesprochen habe, dass ich nicht mehr mit ihm leben möchte, kam nur noch ein "Mach doch was du willst!"

    Vorher sagten sie mir noch, dass auch mein Schwiegervater überall anruft, weil mein Mann nicht an sein Handy geht.

    Nun bin ich fix und fertig... Zum Einen, weil man nun von mir erwartet, dass ich irgendwas unternehme gegen seine Selbstmordäußerungen. Und zum Anderen, weil wirklich alle so überrascht sind, dass ich wirklich nicht mehr mit ihm leben will und kann.

    WAS SOLL ICH MACHEN???

    Bitte helft mir!

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • WAS SOLL ICH MACHEN???

    Bitte helft mir!

    Hallo Ossi,

    Wie geht es dir heute?
    Vielleicht hast du einen "Psychosozialen Dienst" irgendwo in deiner Nähe, denen du die Probleme schildern kannst.

    Ich habe selbst zu wenig Erfahrung um dir hier einen Ratschlag zu geben, und ich möchte dich nicht noch mehr verwirren, wer weiß wie dein Mann reagiert.
    Hast du mit ihm nochmal gesprochen? Jetzt nach der Entgiftung, könnte es doch sein, das es ihm schon besser geht?

    Er hat dir geantwortet: Er möchte nochmal eine Chance bekommen?
    Was macht dieser Gedanke mit dir?

    Nimm Dir alle Unterstützung, die du brauchst, denn
    damit solltest du nicht alleine fertig werden müssen.

    Alles Liebe und gute Besserung,
    ....Emma

  • Liebe Ossi, ich hoffe, es geht Dir einigermaßen. Du darfst Dir von seinem Verhalten nichts annehmen auch nicht von dem was die eltern sagen dazu. das ist es ja, man verheimlicht alles, man schämt sich und die angehörigen verstehen dann die welt nicht mehr......ich wünsch dir alles alles liebe und gute lg uschi

  • Danke Emma für deine Antwort!

    Wie´s mir geht? Nachdem ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte, bin ich als Nervenbündel zur Arbeit, hatte dort dann, nachdem ich gefragt wurde, wie´s mir geht einen Zusammenbruch und meine Chefin hat mich eindringlich gebeten mir Hilfe zu holen. Ich habe ihr erzählt, dass ich die Anschrift und Tel.nummer von der nächsten Suchtberatung schon habe und auch schon daran gedacht habe, zu meinem Hausarzt zu gehen. Bis gestern habe ich mich aber noch davor gescheut, auch weil ich ganztags arbeite und einen Hund zu Hause habe, den ich nicht noch länger allein lassen möchte.
    Aber gestern Abend bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich gemerkt habe, ich schaffe das nicht alleine. Aber heute habe ich auch noch niemanden angerufen. Ich habe auch ein bisschen Angst, dass Dinge von früher, die ich offensichtlich auch noch nicht verarbeitet habe, dann wieder hoch kommen. Sie krabbeln gerade ganz langsam an die Oberfläche.

    Ich habe gestern spät abends noch einmal mit meiner Schwägerin telefoniert, nachdem ich über das, was sie mir erzählt hat, nachgedacht habe und über das Thema Suizid hier nochmal nachlesen konnte. Wir waren dann beide der Meinung, dass das nur eine ganz gemeine Drohung von ihm war. Und wir haben uns gegenseitig darauf aufmerksam gemacht, das er auch Einiges getan hat und gesagt hat, das eindeutig wiederlegt, dass er sich was antun würde. Ich war dann richtig sauer, dass er allen solche Angst macht.

    Die Bitte um eine weitere Chance, die habe ich schon oft von ihm gehört und in den letzten Tagen auch von anderen. Ich denke auch jedesmal darüber nach, aber ich habe absolut keine Hoffnung, dass wir noch eine Chance haben.

    Ja Emma, ich muss unbedingt was für mich tun. Danke für deinen Zuspruch!

    ossi2

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • Hallo Uschi,

    ich habe ja hier im Forum schon ganz viel gelesen, auch zum Thema der Androhung eines Suizids. Da ich überhaupt nicht wußte und weiß, wie er reagiert, ich ihm aber wirklich alles zutraue, habe ich mich auch darüber belesen.

    Es war aber eine total besch.... Situation, dass ich nun alle anderen bruhigen musste, mit Worten, wie: "Wer sich umbringen will, der tut das auch, der redet nicht davon." und Ähnliches. Ich habe mich wirklich nicht wohl gefühlt dabei, und trotz des Wissens war ich doch sehr beunruhigt.

    Also, mit meinen Eltern habe ich mich heute ausgesprochen...
    Jetzt kann ich sie ein wenig verstehen und sie mich auch.
    Sie meinten, sie hätten von all dem, was ich ihnen nun erzählt habe, was in den letzten zwei Jahren bei uns los war, nichts gemerkt oder geahnt. So ist es wohl bei uns Co-Abhängigen, nach außen immer heile Welt vorspielen. Sie sagen, sie waren regelrecht geschockt, dass ich nun von einem Tag auf dem anderen mich von meinem Mann trennen wollte.
    Sie haben mich nun eindringlich gebeten, eher was zu sagen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Ich sehe nun ein, dass sie auch ganz hilflos der Situation gegenüber stehen.
    Ich habe ihnen auch gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass sie gar nicht merken, oder sie nicht interessiert, dass es mir, ihrer Tochter, so schlecht ginge. Sie haben mich in die Arme genommen, (das war sehr schön) und mir gesagt, dass das so nicht ist, dass sie mich nur nicht verstanden habe und deshalb so "abblitzen" lassen haben.
    Ich denke, wir können jetzt verständnisvoller miteinander umgehen.

    Liebe Uschi, ich verfolge auch deine Geschichte ganz intensiv und wünsche dir ganz viel Geduld und Kraft und dass dein Mann einer von den 5% ist, die es ohne therapeutische Hilfe schaffen!

    Liebe Grüße!
    ossi2

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • Hallo Ossi!

    Obwohl wir im gleichen Haus leben, täglichen Umgang haben, war/ ist es für meine Eltern noch ein Problem, mit der Trinkerei meines Mannes umzugehen. Sie können sich so viel überhaupt nicht vorstellen, sich nicht hineinfühlen, was es heisst, Angst zu haben, weil er trinkt, dass er vlt. wieder trinken könnte, Suchtgedächtnis???
    Bei meinen Eltern ist es sicher auch ein Altersproblem, aber mit dem gegenseitigen Verständnis ist es genauso wie bei dir. Sie bemühen sich.

    Ich finde deinen Entschluss sehr gut und wünsche dir ganz, ganz viel Kraft und sofortige! Hilfe, damit du alles durchstehen kannst. Lass dich von niemanden verunsichern. Wenn dein Mann sich ändern will, kann er das ohne dich auch und dann wird die Zeit zeigen, ob ihr wieder zusammenfinden könnt.
    Aber jetzt hast du für dich eine Entscheidung getroffen, die dir Abstand und Ruhe geben wird. Ruhe, um zu dir zu finden, heilen zu können.

    Es hat mich auch damals sehr viel Mut gekostet, mit meiner Ärztin über unser Problem zu reden. Obwohl wir uns schon so lange kannten. Aber ich kann dir nur sagen, dass es hinterher eine RIESENERLEICHTERUNG war, und ich auf Wolken heimwärts schwebte. Denn dann hatte ich auch den Mut mit dem Krankenschein eine Therapeutin zu suchen, und reale Hilfe zu finden und anzunehmen.

    Also! Trau dich! Du schaffst das genau wie ich!

    Alles Gute, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • :) liebe ossi, dank dir für die wünsche; ich glaube auch, es ist teil unseres co-wesens, erst mal alles zu verdecken, niemandem was zu erzählen usw., ich habe auch lang gebraucht, um mama alles zu erzählen, aber nun bin ich sehr froh, mit ihr darüber reden zu können und viel verständnis von ihr zu erfahren, das erleichtert. 8) ich wünsch dir einen schönen tag mit guten gedanken für dich lg uschi

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!