Hallo ihr Lieben,
der eine oder andere kennt mich bzw. meinen Nick schon von den Alkoholikern, heute mag ich aber eindeutig hier schreiben, weil ich als EKA eine ganz spezielle Frage habe, die mir eigentlich nur EKAs beantworten können... glaube ich zumindest...
Ich bin Alkoholikerin, seit 16 Monaten trocken, und merke nun mit fortschreitender Abstinenz, dass in meiner Ehe zunehmend Störungen auftreten, die ganz eindeutig mit meiner Vergangenheit zu tun haben. Ich hatte heute Morgen mit meinem Mann ein gutes, ruhiges Gespräch, in dem wir zumindest feststellen konnten, was eigentlich schief läuft. Aber ich bin ziemlich ratlos, wie wir an die Sache rangehen können.
Ich ertappe mich dabei, dass ich auf bestimmte Verhaltensweisen meines Mannes anspringe wie auf Knopfdruck und unverhältnismäßig heftig reagiere. Ich möchte euch keine konkreten Beispiele nennen, zum einen, weil es unfair ihm gegenüber wäre (er kann hier schließlich nicht Stellung nehmen), zum anderen, weil es mir in gewissen Grenzen schlicht und ergreifend peinlich ist.
Aber es ist eben so, dass ich mit Verhaltensweisen konfrontiert werde, die mich schlagartig an meinen Vater im angetrunkenen Zustand erinnern. Also selbst harmlose Dinge lösen bei mir heftigste Abwehrreaktionen aus. Die ganzen letzten Wochen, als ich in meinem Thread bei den Alkoholikern darüber sinniert habe, wie ich mich vor den Kopf gestoßen und auch irgendwie mit meinen Bedürfnissen ignoriert fühle, dachte ich immer, es hätte was mit meinem Selbstwertgefühl zu tun. Ich dachte, er würde mich missachten, ich sei es wohl nicht wert, be- und ge-achtet zu werden. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher.
Inzwischen glaube ich eher, dass ich mich nicht in meinem Selbstwert geschmälert fühle, sondern dass ich mich an meinen Vater erinnert fühle, wie es damals war, als Kind bzw. Jungendliche, und ich hatte jeden elenden Abend diese Szenen zu Hause und es hat nie was gebracht, mit meinem Vater zu reden. Wenn er getrunken hatte, war ja sowieso kein vernünftiges Gespräch möglich, und wenn er nüchtern war, war ja angeblich alles gar nicht so schlimm.
Und jetzt erlebe ich das wieder.
Als Kind war ich hilflos, da konnte ich nichts ausrichten und musste mir auch gefallen lassen, dass meine Wahrnehmung angezweifelt wurde. Als ich noch getrunken habe, war mir sowieso alles egal. Im Gegenteil - das war die Zeit, in der ich allen Ernstes gelobt wurde, ich sei "recht umgänglich" geworden... Aber nun, wo ich trocken bin, bei klarem Verstand, und quasi "alles sehe und höre", mir entgeht praktisch nichts, da fällt mir einfach auf, dass ich anfange, darunter zu leiden. Und ich erfahre erneut die Missachtung meiner Meinung.
Wie geht ihr damit um?
Wer von euch kennt das und kann mir seine Erfahrungen schildern?
Gibt es überhaupt jemanden hier, der in seiner erwachsenen Partnerschaft auf derartige Kommunikationsprobleme stößt, die nachweislich mit seiner EKA-Vergangenheit zu tun haben?
Liebe Grüße
espoir