Holt mich meine Vergangenheit ein?

  • Hallo ihr Lieben,

    der eine oder andere kennt mich bzw. meinen Nick schon von den Alkoholikern, heute mag ich aber eindeutig hier schreiben, weil ich als EKA eine ganz spezielle Frage habe, die mir eigentlich nur EKAs beantworten können... glaube ich zumindest... :roll:

    Ich bin Alkoholikerin, seit 16 Monaten trocken, und merke nun mit fortschreitender Abstinenz, dass in meiner Ehe zunehmend Störungen auftreten, die ganz eindeutig mit meiner Vergangenheit zu tun haben. Ich hatte heute Morgen mit meinem Mann ein gutes, ruhiges Gespräch, in dem wir zumindest feststellen konnten, was eigentlich schief läuft. Aber ich bin ziemlich ratlos, wie wir an die Sache rangehen können.
    Ich ertappe mich dabei, dass ich auf bestimmte Verhaltensweisen meines Mannes anspringe wie auf Knopfdruck und unverhältnismäßig heftig reagiere. Ich möchte euch keine konkreten Beispiele nennen, zum einen, weil es unfair ihm gegenüber wäre (er kann hier schließlich nicht Stellung nehmen), zum anderen, weil es mir in gewissen Grenzen schlicht und ergreifend peinlich ist.

    Aber es ist eben so, dass ich mit Verhaltensweisen konfrontiert werde, die mich schlagartig an meinen Vater im angetrunkenen Zustand erinnern. Also selbst harmlose Dinge lösen bei mir heftigste Abwehrreaktionen aus. Die ganzen letzten Wochen, als ich in meinem Thread bei den Alkoholikern darüber sinniert habe, wie ich mich vor den Kopf gestoßen und auch irgendwie mit meinen Bedürfnissen ignoriert fühle, dachte ich immer, es hätte was mit meinem Selbstwertgefühl zu tun. Ich dachte, er würde mich missachten, ich sei es wohl nicht wert, be- und ge-achtet zu werden. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher.
    Inzwischen glaube ich eher, dass ich mich nicht in meinem Selbstwert geschmälert fühle, sondern dass ich mich an meinen Vater erinnert fühle, wie es damals war, als Kind bzw. Jungendliche, und ich hatte jeden elenden Abend diese Szenen zu Hause und es hat nie was gebracht, mit meinem Vater zu reden. Wenn er getrunken hatte, war ja sowieso kein vernünftiges Gespräch möglich, und wenn er nüchtern war, war ja angeblich alles gar nicht so schlimm. :roll:

    Und jetzt erlebe ich das wieder.
    Als Kind war ich hilflos, da konnte ich nichts ausrichten und musste mir auch gefallen lassen, dass meine Wahrnehmung angezweifelt wurde. Als ich noch getrunken habe, war mir sowieso alles egal. Im Gegenteil - das war die Zeit, in der ich allen Ernstes gelobt wurde, ich sei "recht umgänglich" geworden... :roll: Aber nun, wo ich trocken bin, bei klarem Verstand, und quasi "alles sehe und höre", mir entgeht praktisch nichts, da fällt mir einfach auf, dass ich anfange, darunter zu leiden. Und ich erfahre erneut die Missachtung meiner Meinung.

    Wie geht ihr damit um?
    Wer von euch kennt das und kann mir seine Erfahrungen schildern?
    Gibt es überhaupt jemanden hier, der in seiner erwachsenen Partnerschaft auf derartige Kommunikationsprobleme stößt, die nachweislich mit seiner EKA-Vergangenheit zu tun haben?

    Liebe Grüße
    espoir

  • Hallo espoir,

    herzlich Willkommen bei uns EK's. :wink:

    Zitat

    Als Kind war ich hilflos, da konnte ich nichts ausrichten und musste mir auch gefallen lassen, dass meine Wahrnehmung angezweifelt wurde.


    So war das bei mir damals auch und der erste Schritt da heraus war, mit dem Sortieren zu beginnen: was ist das ALTE Gefühl und was sind die heutigen Trigger (Auslöser). Da bist du ja gerade dabei...

    Mir ging es so, daß ich auf heutige Auslösesituationen mit den Gefühlen antwortete, die ich DAMALS schon hatte. Im Unterschied zu früher, konnte ich heute ja handeln. Und ich handelte und agierte unverhältnismäßig heftig, das beschreibst du ja auch. Es kommt die Reaktion auf das ALTE gekoppelt mit der Reaktion auf das AKTUELLE, kein Wunder, daß das dann manchmal unverhältnismäßig ausfällt.

    Hinschauen und sortieren, dann löst es sich auf...

    Heute kann ich angemessen reagieren und wenn ich das mal nicht tue, dann frag ich mich: kann das ein ALTES Gefühl sein, und wenn ja, worum ging es damals?

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Linde,

    vielen Dank für dein Feedback!
    Hmmm... verstehe ich dich richtig, du hast also in dem Sinne eigentlich nichts gemacht, sondern eher im Nachhinein analysiert, warum dich bestimmte Dinge so anpieksen, richtig?
    Also ich habe heute Morgen nach dem Gespräch tatsächlich so etwas wie Erleichterung verspürt, als ich es endlich SAGEN konnte: "Weißt du was? Wenn du so und so bist oder das und das tust, erinnert mich das wahnsinnig an meinen Vater..."
    Allein, es mal ausgesprochen zu haben, fühlte sich richtig gut an.
    Aber kann denn die Erkenntnis von heute Morgen schon ausreichen, um bei der nächsten Gelegenheit dann tatsächlich etwas gelassener zu reagieren?
    In der Theorie bin ich oft spitze, aber in der Praxis... :(

    LG
    espoir

  • Hallo espoir,

    ich wüßte nicht, daß ich explicit etwas "getan" hätte... Einfach immer wieder hingeschaut habe ich und da ich ja irgendwann diesen Mechanismus erkannt hatte - also diese 'Fehlkoppelung' - da fiel mir das Sortieren immer leichter.

    Mit der Zeit gelang es mir immer besser, in der Ist-Zeit zu bleiben und angemessen zu handeln bzw. zu reagieren.

    Und jedesmal, wenn ich seltsam heftig reagiere, dann frag ich mich heute noch, ob ich da etwas Altes assoziiere und schaue mir das dann an. So löse ich nebenbei die alten Knoten auf...


    Weißt du, die anderen dürfen alle so sein wie sie sind, auch dein Mann. Es ist ja DEINE ganz individuelle Reaktion auf sein Verhalten, die in deiner Biographie begründet liegt. Er ist einfach so wie er ist...

    Schön, daß ihr reden könnt und wenn er weiß, daß es bei dir auch um Altes geht, dann nimmt das vielleicht den Druck aus der Situation. Man kann halt nicht erwarten, daß die Mitmenschen sich HEUTE verhalten, wie man es DAMALS gerne gehabt hätte. :wink:

    Schlaf gut, bis denn,

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Zitat von Linde66

    Man kann halt nicht erwarten, daß die Mitmenschen sich HEUTE verhalten, wie man es DAMALS gerne gehabt hätte. :wink:

    Danke, Linde!
    Und den Satz da oben, den merk' ich mir! :wink:
    Dir auch eine gute Nacht!

    espoir

  • Hallo zusammen,

    ich sitze schon eine Weile hier und habe darüber nachgegrübelt, wie ich meine Gedanken am treffsichersten formulieren könnte, da fiel mir plötzlich ein, dass ich mich wegen meiner Vergangenheit als Kind eines Trinkers schon einmal an dieser Stelle geäußert hatte. Ich wollte "bloß mal nachlesen, was ich damals geschrieben hatte"... und bin nun unangenehm überrascht, dass es exakt das gleiche Problem ist, welches ich nun formulieren wollte. :roll:

    Es hat sich also nicht viel verändert.
    Die Verhaltensweisen meines Mannes, die mich immer wieder mal zur Verzweiflung treiben, waren ja nun nicht konstant an der Tagesordnung, sonst hätte ich vermutlich schon viel früher mit einem Nervenzusammenbruch oder der Scheidung reagiert :wink: . Aber es scheint sich wieder eine Phase anzubahnen, in der bestimmte Dinge wieder stärker in den Vordergrund rücken. Erst gestern Morgen hatten wir wieder ein Gespräch wie dasjenige, welches ich euch im Eingangsposting geschildert habe. Und wieder wurde ruhig gesprochen, wieder gab es Entschuldigungen... und vermutlich wird sich wieder nicht ändern.

    Nun weiß ich, dass ich damals über Lindes Beiträge lange nachgedacht habe (nochmals danke, Linde!), aber irgendwie komme ich nicht weiter. Wie ich damals schon befürchtet habe, ist es für mich zwar schon ein guter Anfang gewesen, wenigstens herauszufinden, woran meine heftigen Reaktionen überhaupt liegen. Aber in der Praxis sieht eben anders aus...

    Mittlerweile reagiere ich nicht mehr heftig, nur noch genervt oder resigniert.
    Wie kann ich jemanden dazu bringen, dieses oder jenes eben nicht mehr zu tun, zu unterlassen, gerade wenn er doch weiß, dass mich das wahnsinnig macht? Ich weiß nicht, wie ich ihn von der Ernsthaftigkeit meiner Bitte überzeugen kann, wenn doch selbst Tränen nichts bewirken. Er weiß, dass ich keine dauernörgelnde Xanthippe bin, und das es keine Krokodilstränen zu Manipulationszwecken, sondern Ausdruck meiner Hilflosigkeit sind.

    Gibt es denn niemanden sonst hier, den mangelhafte Tischmanieren, unhygienischer Zustand der Toilette oder lahmarschige Reaktionen auf irgendetwas wahnsinnig machen?
    Und nein - ich rede nicht von herumliegenden Socken oder der Zahnpastatube... :roll:

    LG
    espoir

  • Hallo espoir,
    ich fühle in gewisser Weise sehr mit dir mit! Ich bin zwar nicht verheiratet, aber mein Freund bringt mich auch regelmäßig so richtig auf die Palme, obwohl ich ihm schon öfter erklärt habe, was mich stört und warum.

    Leider habe ich noch keine Lösung zu diesem Problem gefunden. Es ist aber wohl so, wie Linde schon (so ähnlich) gesagt hat, dass man niemanden zwingen kann, sich in einer bestimmten Weise zu verhalten. Für mich ist es auch unverständlich, wie man nicht darauf achten kann, ein bestimmtes Verhalten "dem Partner zuliebe" zu ändern, denn für mich selbst wäre das, in gewissen Grenzen natürlich, selbstverständlich.

    Meine persönliche "Lösung" ist nun, dass ich mir selbst ein Datum gesetzt habe, an dem ich mich entscheiden werde, ob ich wirklich mit meinem Partner zusammenbleiben will/kann. Natürlich werde ich vorher noch einmal ansprechen, was mich stört, und bis zum "Tag X" beobachten, inwiefern sich etwas ändert. Aber ich werde ihm nicht mitteilen, dass dies seine letzte Chance ist. Ob das wirklich eine gute Idee ist, weiß ich noch nicht. Aber ich denke, ich sollte nicht in einer Beziehung bleiben, die mir nicht guttut.

  • Ich bin auch immer unschlüssig, wieviel Rücksicht und Veränderung ich denn von meinen Mitmenschen (meinem Partner) überhaupt erwarten kann?
    So viel, wie ich selbst bereit wäre zu verändern oder weniger? Oder überhaupt irgendwas?
    Man soll ja eigentlich nicht versuchen, andere Menschen zu ändern. Aber wann ist das soweit?

  • Hallo Espoir!

    Mich würde so ein Verhalten auch wahnsinnig machen!!!
    Ganz egal, wie klein solche stetigen Ärgernisse wären, eben das Wiederholte nervt.
    Zum Glück hat sich mein Mann das "Lahmarschige" seit der Trockenheit etwas abgewöhnt. Es kann zwar noch vorkommen, aber sehr oft überrascht er mich immer noch durch Spontanität.
    Diese Veränderungen hat unsere Ehe auch dringend gebraucht, denn ich war echt sehr nah an der Scheidung.

    Liebe Espoir, so unglücklich wie du scheinbar bist, musst du gut auf dich aufpassen, dass du nicht abdriftest. Such dir vlt. noch Hilfe auf realem Weg. Vlt. ne Freundin, mit der du gut reden kannst, oder jemanden vom Fach.
    Lass dich nicht von deinem Mann wieder runterziehen.

    Schicke dir mal einen festen Drücker und ein wenig Kraft gegen deine Hilflosigkeit.
    Liebe Grüße von Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Zitat von Schneekugel


    Man soll ja eigentlich nicht versuchen, andere Menschen zu ändern.

    Liebe Schneekugel,
    das ist ja gerade die Krux an der Sache.
    Ich fühle mich in so einem Spannungsfeld zwischen Rücksichtnahme auf die Eigenheiten meines Mannes einerseits und meinen Bedürfnissen andererseits.
    Weißt du, ich will ihn ja gar nicht groß verändern, da hast du völlig Recht, das ist meistens nicht nur sinnlos, sondern auch unfair. Jeder Mensch hat das Recht, so geliebt zu werden, wie er nun einmal ist. Wenn mein Mann sich erst verbiegen müsste, um mir zu gefallen, dann müsste er sich fragen, ob er nicht vielleicht ein Idiot ist, und ich müsste mich fragen, ob ich noch ganz dicht bin, dass ich so etwas erwarte.
    Aber es geht ja nicht um die ganz große "Gehirnwäsche", echt nicht, ich liebe meinen Mann und bin seit 16 Jahren mit ihm zusammen, eben weil er so ist, wie er nun einmal ist. Sondern es geht um Nachlässigkeiten und Verhaltensweisen, wie ich sie z.B. einem männlichen Single Mitte 20 in einer 40m²-Klitsche zubilligen würde, nicht aber einem Mittvierziger in einer Partnerschaft.
    Und wenn dieses, na sagen wir mal ungezwungene Verhalten bei mir darüber hinaus auch noch hässliche Erinnerungen an meinen stets betrunkenen Vater auslöst, also dann frage ich mich natürlich schon, ob ich nicht eine Verhaltensänderung einfordern darf. Es geht um Verhalten, wohlgemerkt, nicht um Eigenschaften.

    Was deine eigene Partnerschaft angeht, liebe Schneekugel, da kann ich ja nun so gar nichts dazu sagen, denn ich weiß nicht, wie lange du schon mit ihm zusammenlebst, ob er sich mit deiner Vergangenheit auskennt, wie er selber zum Alkohol steht und von daher Verständnis für dich hat oder eben auch nicht...
    Aber damit:

    Zitat

    Aber ich denke, ich sollte nicht in einer Beziehung bleiben, die mir nicht guttut.


    hast du auf jeden Fall Recht, egal ob du ein EKA bist oder nicht. Das gilt für alle Menschen in Partnerschaften!

    Nochmals danke für deinen Beitrag!
    Liebe Grüße
    espoir

  • Zitat von Gotti

    Ganz egal, wie klein solche stetigen Ärgernisse wären, eben das Wiederholte nervt.

    Liebe Gotti,

    auch an dich ein dickes Dankeschön, dass du meine Sorgen nicht als Kinkerlitzchen abtust, sondern dir Gedanken machst!
    Du bist Erzieherin, gell, und von daher weißt du am besten, dass es eigentlich tödlich ist, einem Kind hundert Mal dasselbe zu sagen. Ein paar Mal, okay, aber dann muss es auch funktionieren. Weil sich das Kind sonst an die Ermahnungen gewöhnt und kaum noch reagiert.

    Genauso fühle ich mich momentan.
    Dabei habe ich gar kein Kind. :shock:

    Sage ich was, habe ich Angst, wie seine Mutter/Lehrerin zu klingen. Sage ich nichts, könnte ich vor lauter unterdrücktem Ärger kotzen. Deshalb schrieb ich heute was von Resignation: Ich nehme es zur Kenntnis, zwinge mich aber, nicht reagieren. Das ist ganz schön anstrengend, und außerdem habe ich festgestellt, dass diese unterdrückten Reaktionen zu einer unterschwelligen Aggression ihm gegenüber führen. Und das wiederum kann natürlich auch Suchtdruck auslösen, und das wiederum...

    Ach Menno!
    Gott sei Dank habe ich kommenden Donnerstag mal wieder ein Gespräch mit meinem Therapeuten, den habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen (Anfang Januar oder so), also im Einzelgespräch meine ich. Mal schauen, was der dazu sagt. :?

    Auch dir ganz lieben Dank, Gotti, und noch einen schönen Abend bzw. eine gute Nacht (falls du jetzt schon in der Heia sein solltest :wink: )

    Liebe Grüße
    espoir

  • glück auf espoir

    ich bin kein EKA [nich erwachsen(da weiger ich mich - wie viele xy) - kein kind(meine eltern sind tot) + keine alk-eltern gehabt]

    will hierzu ne frage stelln

    Zitat von espoir

    Und wenn dieses, na sagen wir mal ungezwungene Verhalten bei mir darüber hinaus auch noch hässliche Erinnerungen an meinen stets betrunkenen Vater auslöst, also dann frage ich mich natürlich schon, ob ich nicht eine Verhaltensänderung einfordern darf. Es geht um Verhalten, wohlgemerkt, nicht um Eigenschaften.

    kannst du ihm ganz genau+klar sagen - welche verhaltensweisen bei dir welche knöpfe drücken + warum?
    kannst du über deine gefühle dabei reden?

    schönen mittwoch

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • @Matthias: Guggst du hier :wink: :

    Zitat von espoir

    Erst gestern Morgen hatten wir wieder ein Gespräch wie dasjenige, welches ich euch im Eingangsposting geschildert habe. Und wieder wurde ruhig gesprochen, wieder gab es Entschuldigungen... und vermutlich wird sich wieder nicht ändern.

    @kaffeebuch:
    Jetzt musste ich aber auch lachen! :D
    Vielleicht sollte ich das Ganze mit Humor nehmen und mich jetzt schon an den Gedanken gewöhnen, dass mein Mann und ich eines Tages (so mit 80 oder so) eingehängt die Straße entlang wackeln, sie nörgelnd und er vor sich hingrummelnd... trotzdem wissend, dass der jeweils andere the one and only ist! :D:D:D

    LG
    espoir

  • Zitat von espoir

    Hallo zusammen,

    Gibt es denn niemanden sonst hier, den mangelhafte Tischmanieren, unhygienischer Zustand der Toilette oder lahmarschige Reaktionen auf irgendetwas wahnsinnig machen?
    Und nein - ich rede nicht von herumliegenden Socken oder der Zahnpastatube... :roll:

    LG
    espoir

    doch... ich ärgere mich darüber, nur habe ich ein paar Massnahmen getroffen, z.b. schäme ich mich nicht mehr für ihm, wenn er sich am Tisch schlecht benimmt, und Leuten sind dabei, habe ich mich früher immer geschämt und entschuldigt, jetzt nicht mehr...wenn mich jemand dabei anguckt sage ich höchstens ICH WAR ES NICHT.

    Unhygienischer Zustand der Toilette... kenne ich... und das ärgert mich, da ich mich vorkomme, wie die Klofrau, letztens habe ich aber reagiert, und nachdem er ins Bett war ein ganz Glas voll Wasser rundherum am WC geworfen, ich wusste, wenn ich ins Bett gehe, steht er im Dunkel auf und geht barfuss zu den Toiletten und so ist es auch passiert, er ist barfuss im Wasser gelaufen und hat gemeint, ER hätte so ein Malheur hinterlassen... eine Zeitlang hatte ich Ruhe, denn es war für ihm wahrscheinlich nicht angenehm... ich weiss, man nennt es vielleicht Manipulation .. ich nenne das Nacherziehung!

    Lahmarschige Reaktionen kenne ich auch... mal hat er gesagt, wenn er Lust hat auf Malen, hat er keine Lust auf Zaun flicken und ich habe gedacht...okay.. gucken wir mal, was mich einfällt, ca eine Woche später habe ich nicht gekocht und als er sich ärgerte war meine Antwort: wenn ich Lust habe Haushalt zu machen, habe ich keine Lust zu kochen... Lustig, aber auch der Wink hat er verstanden....

  • glück auf espoir

    Zitat von espoir

    Ich hatte heute Morgen mit meinem Mann ein gutes, ruhiges Gespräch, in dem wir zumindest feststellen konnten, was eigentlich schief läuft.

    habt ihr festgestellt was im einzelnen? - am beispiel? - im vergleich zu deinen "knöpfen"?

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo espoir,

    mal ganz ehrlich: Glaubst du, es gibt da draußen einen besseren Mann als deinen? Ehrlich, ich bin mal jeden Mann durchgegangen, den ich wirklich kenne, es ist nicht einer dabei, der nicht etwas an sich hat, das mich so sehr stört, dass es eine Beziehung unmöglich macht. Mein Freund T. zieht sich zwar gepflegter an, aber sein Hobby...:roll: Das geht gar nicht.

    Mein Freund hat Macken ohne Ende. Ich weiß noch, ich beschwerte mich mal bei meiner Oma, wie häufig er doch am PC sitzen würde, ich sähe ihn nur noch von hinten usw. Ich schimpfte, wie ein Rohrspatz über ihn.
    Da sagte Oma "Meine Güte noch mal! Sei doch froh! Wenn er nicht am Computer sitzen würde, würde er vielleicht in eine Bar gehen und sich nach anderen Frauen umsehen!"

    Auch Dr. Eckart von Hirschhausen schreibt in seinem Buch, dass wir oft meinen, immer noch was Besseres zu finden und wenn wir an alte Beziehungen denken oder die Beziehungen anderer sehen, dann denken wir nur an die schönen Zeiten bzw. sehen bei Freunden/Familie usw. nur die harmonischen Momente, denn streiten usw. tun die meisten wohl ohne Zuschauer. Dann trennen wir uns, lernen jemand Neues kennen, alles ist wunderbar, bis die Macken des Neuen hervortreten und dann denken wir, wären wir doch bei dem Ex geblieben, so schlimm war es doch gar nicht, dass er....(bitte selber ausfüllen mit den jeweiligen Macken der Männer).

    Solange du noch sagen kannst, dass du deinen Mann liebst, wirst du meiner Überzeugung nach keinen besseren finden.
    Vielleicht würde ein Anderer seine Ralleystreifen im Klo beseitigen und sich täglich statt wöchentlich rasieren. Dafür mag er dann nachm Sex nicht kuscheln und mag dein Essen nicht. Vielleicht bügelt ein anderer seine Hemden selber und schenkt dir regelmäßig Blumen - dafür schenkt er einer Anderen vielleicht Schmuck und bügelt nur, damit er für sie gut aussieht. Dein Mann ist vielleicht lahmarschig, ein anderer braucht dafür vielleicht immer Action und verbringt seine Wochenenden mit Bungeejumping oder hat Vogelspinnen als Haustier und geht jedes Wochenende in die Disco.

    Ihr könnt noch ruhige Gespräche führen, du liebst ihn noch, er schlägt dich nicht und tut auch sonst wohl nichts, was wirklich von Bedeutung ist.
    Das, was er tut, hat nur für DICH Bedeutung, weil es DICH an DEINE Vergangenheit erinnert. Dabei ist es unwichtig, ob dein Vater getrunken hat, ein Schläger war oder sonst was. Es ist DEINE Vergangenheit, die schlecht war. Aber meine Meinung ist: Das ist DEIN Problem.
    Dein Mann ist nur derjenige, der es abkriegt, weil er gerade da ist. Dein Vater ist ja nicht da, der kann es nicht abkriegen. Aber letztlich sehe ich es jetzt so, dass du es einfach nicht verarbeitet hast. Dafür kann aber dein Mann nichts und ich finde nicht, dass du einfordern kannst, dass er dies oder das ändert, weil es dich an deinen Vater erinnert.

    Mich hat es auch soooo wütend gemacht, als ich mitbekam, dass mein Freund heimlich hinter der Kühlschranktür aus der Falsche trankt. ZACK war der Schalter umgelegt, ich sah meinen Stiefvater und ich sah rot. Mein Freund bekam den Eimer Shice übern Kopf ausgekippt und ging auf Abwehr. Wir zofften wie die Verrückten. Irgendwann sagte ich ihm dann mal im Ruhigen, wie schlimm das für mich ist, wenn er heimlich und aus der Flasche trinkt. Warum er sich nicht was ins Glas gießt und das dann auch genießt und vor allem warum er es heimlich macht.
    Er meinte, ich reagiere immer komisch, wenn er mal trinkt und er mache es heimlich, weil er keine Lust auf ne Standpauke hätte.
    Nun ja, ich sagte ihm, wie es in mir aussieht. Er versprach, in Zukunft öfter mal ein Glas zu nehmen und ich musste versprechen, ihn trinken zu lassen, wie er will. Ich erkannte, dass ICH mich ändern musste.
    Ich machte mir klar, dass mein Stiefvater nicht mehr "da" ist. Ich lebe nicht mit ihm zusammen, ich muss ihn nicht mal sehen, wenn ich es nicht mehr will. Ich bin in keinster Weise von ihm abhängig und kann ihn sofort komplett aus meinem Leben rausschmeißen.
    Ich bin JETZT hier, was mich so verrückt machte, war ein Geist aus der VERGANGENHEIT. Ich sage mir, ich bin selbst verantwortlich, wie viel Gegenwart ich der Vergangenheit noch zugestehe.

    Bei vielem kann ich das nicht. Ich werd das Schweigen nicht los und was weiß ich was noch alles.

    Aber hier bin ich mir ganz klar geworden, dass nicht mein Freund das Problem war, sondern ich. Sein Handeln erinnerte mich, aber das war ganz allein mein Problem und so seh ich das bei dir auch. Ich hoffe, du reißt mir nicht den Kopf ab für meine Sichtweise :oops:

    LG
    Riona

  • @Matthias:
    Ich verstehe deine Fragen nicht. :?
    Ich habe doch nun schon mehrfach geschrieben, dass wir das Punkt für Punkt durchgegangen sind, dass ich ihm gesagt habe, was das bei mir auslöst, dass er sich daraufhin entschuldigt hat, Besserung gelobt hat... und ich nun aber befürchte, dass es eventuell ein Weilchen gut geht und er dann wieder in den alten Schlendrian zurückfällt.

    Deine Fragen empfinde ich - ehrlich gesagt - nicht als Anteilnahme oder gar Hilfestellung, sondern einfach nur als nervig. Das mag jetzt hart klingen, ist aber so.

    Gegenfrage: Worauf willst du denn mit deinen Fragen überhaupt hinaus? Was meinst du denn mir entlocken zu können, was ich nicht ohnehin schon geschrieben hätte?

    :?:

  • Ooops, Riona, entschuldige, ich habe gar nicht gesehen, dass du zwischenzeitlich geantwortet hast, jetzt lese ich erstmal in Ruhe, was du mir geschrieben hast! :oops:

  • glüc auf nochmal

    Zitat von espoir

    ... Punkt für Punkt durchgegangen

    das hab ich wohl überlesen ^

    Zitat von espoir

    ... ich nun aber befürchte, dass es eventuell ein Weilchen gut geht und er dann wieder in den alten Schlendrian zurückfällt.

    kannst du n signal vereinbaren sone art weckruf - wenn sich die störenden verhaltensweisen wieder einschleichen?

    will dir nich auf die nerfen gehn - mag dich doch - bin weg

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Liebe Riona,
    jetzt habe ich deinen Beitrag erst einmal in aller Ruhe gelesen...

    Zitat von Riona79

    Das, was er tut, hat nur für DICH Bedeutung, weil es DICH an DEINE Vergangenheit erinnert. Dabei ist es unwichtig, ob dein Vater getrunken hat, ein Schläger war oder sonst was. Es ist DEINE Vergangenheit, die schlecht war. Aber meine Meinung ist: Das ist DEIN Problem.
    [...]
    Ich sage mir, ich bin selbst verantwortlich, wie viel Gegenwart ich der Vergangenheit noch zugestehe.

    Du siehst mich ratlos.
    Deine Zeilen treffen Punkt für Punkt ins Schwarze (und keinesfalls würde ich dir den Kopf dafür abreißen :wink: ) und ich befürchte, dass Linde damals genau das Gleiche meinte. Die Vergangenheit loslassen. Hm.

    Genau damit tue ich mich so schwer.
    Wie kann ich das aufarbeiten?
    Wie erlange ich die Fähigkeit, mit meinem Vater abzuschließen?
    Und z.B. befremdliche Verhaltensweisen als solche einfach hinzunehmen, anstatt innerlich zu verkrampfen und zu denken: "Bäh, is' ja übel, so war mein Vater auch drauf!"

    Für mich war es schon ein Riesenschritt, überhaupt erst einmal zu erkennen, dass meine Reaktion mit meinem Vater zu tun hat, dass ich ihn förmlich vor mir sehe, wenn mein Mann sich so benimmt. Und jetzt fällt es mir so unendlich schwer, das vermeintliche Fehlverhalten meines Mannes entspannt zu tolerieren.

    Auch quäle ich mich mit der Frage, ob er denn schon immer so war und ich das bloß in den Jahren, als ich selber noch getrunken habe, nicht gemerkt habe, oder ob das neue Erscheinungen sind. Ich bilde mir ein, dass das früher nicht so war, aber wer weiß? Ich bin's ja förmlich gewohnt, meiner Wahrnehmung nicht zu trauen.
    Aber vielleicht ist das ja auch gar nicht wichtig. :(

    Mein Therapeut hat mal sinngemäß zu mir gesagt, dass ich die Probleme, die ich mit meinem jetzigen Partner habe, mit einem anderen möglicherweise nicht hätte. Aber dafür hätte ich andere Probleme. Da entspricht ja dem, was du mir auch geschrieben hast. Von daher trage ich mich auch nicht mit dem Gedanken, meinen Mann zu verlassen. Seine schönen Seiten überwiegen bei Weitem.

    Warum nur schieße ich mich so auf das Negative ein???

    Manchmal habe ich den Verdacht, dass ich zuwenige Sozialkontakte habe, dass ich zuwenig mit Freundinnen zusammensitze und ein bisschen Klönschnack halte, um dann festzustellen, dass überall nur mit Wasser gekocht wird. Ein bisschen weiß ich ja über die Männer meiner Freundinnen, da ist einer aus einem anderen Kulturkreis und das bringt zumindest hin und wieder Probleme mit sich, ein anderer macht mich dank seiner mangelnden Allgemeinbildung wahnsinnig, ein weiterer behandelt die betreffende Freundin förmlich von oben herab, das würde ich mir nie bieten lassen.
    Und wenn ich dann nach Hause komme - oder das Telefonat beendet habe, je nachdem - bin ich immer sooo dankbar, dass ich so einen tollen Mann habe. Aber einige Zeit später habe ich das dann wieder vergessen und sehe nur diese eine einzige, möglicherweise ja wirklich völlig unbedeutende Kleinigkeit. :(

    Ich schick' das jetzt mal ab, ich merke, dass ich mich im Kreise bewege und meine Gedanken immer noch reichlich unsortiert sind, obwohl ich ja schon länger darüber nachdenke.
    Nochmals danke, Riona, für deine Sichtweise!

    Liebe Grüße
    espoir

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