" Fliegender Stern s Geschichte "

  • Guten Abend euch allen ....

    Es bewegt sich etwas in mir. Seit gestern, seit meiner letzten Therapiestunde und ich möchte es gerne aufschreiben....euch davon erzählen.

    ICh habe bei mir festgestellt, dass ich in der Vergangenheit, oftmals aus Wut,Verzweiflung, Enttäuschung.... über xy geurteilt habe, bezüglich des Alkohols. ( ich beziehe mich jetzt lediglich auf den Alkohol und nicht auf seine zusätzlichen miesen, auch im trockenen Zustand auftretenden Charakterzüge :evil: )
    Wahrscheinlich auch aus Unwissenheit über diese Krankheit.

    Auch erinnere ich mich, dass mich HArtmuts Thread über die Co Abhängigkeit aufgewühlt und verletzt hat, weil ich mich persönlich angesprocen gefühlt habe.

    Ich gebe es zu,ich dachte, es ist verdammt nochmal ein Unterschied, ob ich mir im Supermarkt mein Stoff kaufe,ihn trinke und mich ins Nirvana schieß....

    oder, ob ich als Co an meinen unberechenbaren Gefühlen leide, Dinge tue, die mir wissentlich nicht gut tuen, sie aber dennoch mache,aus Liebe,Hoffnung...was auch immer.....

    Um es auf den Punkt zu bringen:

    Ich maß es mir an, den Konsum von Alkohol, eher als selbstverschuldet zu sehen...

    Meine Sucht, die Sucht helfen, gefallen, geliebt werden zu wollen, bereit zu sein alles, wirklich alles dafür zu tun, sah ich
    hingegen als Resultat seiner Sucht.... Kurz ich sah mich als Opfer !!!!!!!!!!

    dOCH DAS ist, und jetzt seit ihr gefragt :lol: ein Irrtum .....sofern man mir folgen kann :lol:

    MEine Therapeutin meinte, ein nasser Alkoholiker kann nicht entscheiden, kaufe ich jetzt Alk oder nicht? Trinke ich oder trinke ich nicht?

    Er macht es, weil er es machen muß!!!!!!!! Er ist süchtig!!!

    Dazu ich:
    Nein, da schreit alles in mir auf. Werde wütend, verstehe es nicht!
    Wenn er doch genau weiß, was es mit ihm anrichtet, wie es ihn kaputt macht, wie seine Partnerin darunter leidet...warum, warum macht er das???
    Es liegt doch in seiner Hand, es zu lassen, aufzuhören.....!!!! Ich verstehe das nicht!!!!

    Sie:
    Nein, es liegt eben nicht mehr in seiner HAnd. Wenn er nasser Alk ist, überlegt er nicht, er macht, er trinkt, es ist ihm alles, wirklich alles egal,nur um seine Sucht befriedigen zu können .....

    Ich ( fast weinend ):
    tut mir leid, aber dass kann ich nicht nachvollziehen. Wie kann ich mich absichtlich so fertig machen, alles zerstören, was mir wichtig ist? Bereit sein alles zu verlieren, nur um diesen Scheiß Alk zu trinken. Tut mir leid, mein böses, wütendes Urteil : Selber schuld!!!!!

    Sie:
    Das ist eine Krankheit meine Liebe ! GEnauso, wie sie krank geworden sind.

    Ich :
    Allerdings bin ich krank geworden, aber durch meine Gefühle, die mich fehlgeleitet haben, durch falsche Hoffnungen, Illusionen..... ICH HABE MIR KEINE FLASCHE AN DEN HALS GESETZT !!!

    Sie:
    Ja stimmt, dass haben sie nicht.....Aber warum sind sie dann hier?
    warum haben sie nicht früher die Notbremse gezogen?
    Warum haben sie sich erniedrigen lassen?
    Sich selbst verloren, wie Sie immer so schön treffend sagen????
    Warum haben Sie das mitgemacht, warum haben Sie ihre Intuition,ihr Bauchgefühl komplett ignoriert?

    Warum haben Sie nicht auf die Ratschläge Ihrer Freundinnen gehört?

    Sich selbst und andere vernachlässigt?
    Ihre eigenen Bedürfnisse unterdrückt?
    Nur für ihn gelebt????

    ICh ( weinend) : Ich konnte nicht, ICh weiß es nicht!

    Sie:
    Die Antwort liegt auf der HAnd: Weil sie krank sind ( waren ).
    So wie er süchtig nach seinem Stoff ist, waren sie süchtig nach ihm !!

    Sie haben lange Zeit viel mitgemacht,viel erduldet,konnten, wollten es nicht ändern.
    Ihr persönlicher Tiefpunkt war noch nicht erreicht...obwohl Sie, wenn Sie ganz, ganz ehrlich zu sich sind wußten, dass es falsch ist, was sie da machen !

    Und das dürfen sie eins zu eins mit einem nassen Alkoholiker vergleichen. ( mit dem einzigen Unterschied, dass ich mir kein Rauschmittel zuführe..)

    Sie waren zu dem damaligen Zeitpunkt NICHT IN DER LAGE; DIE BEZIEHUNG ZU BEENDEN. Erst als Sie gemerkt, gespürt haben, dass sie so nicht mehr weiterleben wollen, haben Sie endlich die kranke Beziehung beendet, weil sie nicht mehr konnten, Ihr Tiefpunkt erreicht haben!
    Was danach kommt ist in der Tat vergleichbar mit einem Entzug, deswegen sind Sie hier!

    GEnauso wenig ist ein nasser Alkoholiker dazu in der LAge, ewas zu ändern, wenn er seinen persönlichen Tiefpunkt noch nicht erreicht hat!
    Das ist keine Schuldfrage.

    Oder was die schlimmere Abhängigkeit ist: Co oder Alk !


    Das war das Therapiegespräch ....und ich senke ein wenig mein Haupt und stimme ihr zu....

    Ich gebe zu, dass ich das so noch nie gesehen habe ....
    Ich gebe zu, dass mich das ein wenig entlastet....mir auch ein wenig die Wut nimmt...

    Wut auf ihn, wegen dem Trinken....
    Wut auf mich, wegen der Scham ....

    ICh verstehe diese Sucht Problematik besser, bei ihm und bei mir ...

    ES ist bzw war eine ganz unglückliche Kombination ....,
    Und somit hat sich meine frage nach dem Warum ein wenig verflüchtigt

    ICh kann mir vielleicht besser verzeihen ( und ihm )

    Puuuuuuuuuuuuhhhhh !!! Kann man mir einigermaßen folgen? HAb so viel in mir, was nach draußen drängt .
    Dafür dass ich vor einer Woche hier schon fast den Abschied angekündigt habe, schreibe ich zur Zeit ja sehr viel :lol:

    Euer Fliegender Stern

  • Wie oft wollte ich ( und habe ihn zum Schluß auch :evil: ) beschimpfen, beschuldigen, verurteilen über das ganze Desaster, dass er sich und mir da antut !!! Oh ja, zum Ende bin ich zur Furie geworden, bin ab wie ne RAkete !!!

    Aber genau die gleichen Fragen und Beschuldigen, hätte ich damals in der Beziehung,in meiner Co Abh MIR stellen können....und mir die gleichen Antworten geben können !!

    Nämlich, dass ich nicht aufhören KONNTE !! Zu dem damaligen Zeitpunkt !! Ich sah noch keine Notwendigkeit. ODer anders : Ich habe alle Warungen von mir u und von meiner Umwelt in den Wind geschlagen!

    Etwa so:
    Mir doch egal, was die von mir denken. Die verstehen unsre Beziehung nicht.Ich liebe ihn doch. Er hat ja auch gute Seiten. Ich schaff das schon. Ich bin stark...usw

    Das waren meine Sprüche!!!

    Ich war genauso auf dem falschen Dampfer !

    Nur mit dem Unterschied, dass ich jetzt das Schiff und den Kurs gewechselt habe ....

    Er nicht, aber das ist seine Sache. Nicht meine.

  • So jetzt kommt der dritte Beitrag hintereinander von mir :lol:

    Ich wollte nochmal klarstellen, dass ich mit meinem Post nicht sein Verhalten entschuldigen oder beschönigen möchte!!
    Nein,bloß nicht !!!

    Es sollte dabei um MICh gehen, um meine Anteile,um meine Abhängigkeit zu ihm.
    Um meine Aufarbeitung des Ganzen ....

    ICh hoffe, dass ist rüber gekommen ....

    HErzlichst
    Euer Fs

  • glück auf fs

    wow - da hats ja richtig geknallt bei dir im kopf < gratulation (darfst dir n apfel nehmen vom baum der erkenntnis) - hast du dir schon überlegt was du jetzt an deinem verhalten (für dich) ändern willst?

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Liebe FliStern,

    ich finde das super interessant was Du schreibst. Danke dass Du das hier einstellst.

    Ja, das Landen in der Realität ist ein ganz wichtiger Punkt und die Zusammenhänge zu erkennen und zu begreifen und dann kann man weiter gehen, Stück für Stück, mit Schlumpfschuhen '8)'

    Schön, dass Du das Schiff gewechselt hast. Ich hoffe Du bist nun auf Deinem eigenen Schiff gelandet und wenn Du genau weisst, wie Dein Dampfer funktioniert, darfst Du auch mal andere rauf lassen, doch pass auf, dass es keine Meuterei gibt :lol:
    Ganz liebe Grüße, Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Hallo ihr!

    Danke für euer Feedback :)

    JA Silberkralle, was mache ich jetzt damit? Gute Frage ....

    HAbe ich wirklich viel erkannt?
    Ich glaube, es ist nur erst ein kleiner Schritt, dennoch fühlt es sich schon so an, wie wenn irgendwie ein Knoten bei mir geplatzt ist....

    Wisst ihr, dass war ein Aha Erlebnis und meine Therapeutin, die Gute hat das wirklich clever gemacht..

    Sie hat das Pferd praktisch von hinten aufgesattelt...

    GErade als ich ihr so mit Nachdruck den Unterschied zwischen meiner und seiner Sucht erklären wollte....gerade als ich so richtig böse über ihn war,mit all meiner Traurigkeit und Unverständnis für die Alk Sucht.....bohrt sie weiter und fragt, was es in mir ausgelöst hat:
    seine ständigen Rückfälle,
    Beschuldigungen,
    Entschuldigungen danach usw...

    ich geriet noch mehr in Rage und schimpfte auf ihn, dass er schwach ist, charakterlos, unfähig etwas zu ändern, verantwortungslos usw...ich konnte garnicht mehr aufhören .....

    und plötzlich ihre Frage :

    Und Sie? Warum haben Sie nicht aufgehört ?

    ICh ( mit Kinnlade unten ):
    Wieso ich ? ICh hab doch nicht getrunken ????
    Mit was hätte ich denn bitte schön aufhören sollen ?

    Sie : Damit sich selbst aufzugeben,ihm helfen zu wollen, verantwortlich fühlen ....usw.

    ICh ( ihr fast an den Hals springend ):
    Das ist doch was ganz anderes !!!!!

    Sie : Eben nicht !!!!! Sie können ihm nicht zum Vorwurf machen, was sie selbst lange Zeit nicht konnten oder wollten...
    Also hören Sie auf, sich ständig die Frage nach dem Warum zu stellen. Das bringt nicht weiter, sondern blockiert die weitere Entwicklung. Sie waren krank, genauso wie er !!! Und das müssen Sie annehmen, Schuld und Scham bringen Sie da nicht weiter ...

    Das noch als kleiner NAchtrag zu gestern :)


    NAtürlich weiß sie, wie schlecht es mir ging mit ihm und sie möchte die Alk Sucht und die Eignenverantwortlichkeit auch gar nicht außen vor lassen, schon klar....
    NAtürlich ist das alles eine Tragödie...

    ICh glaub, sie hat mich deshalb richtig " hart angepackt " ( und so war die Stunde auch, glaubt mir ), um mir bissl die Augen zu öffnen über MEINE SUCHT !!!!!!
    Und das hat sie geschafft.

    Es war wirklich manchmAL anmaßend von mir; WIE SCHNELL ICH geurteilt und geschimppft habe und dabei SELBST unfähig war, etwas an dieser unlebbaren Situation zu ändern.

    Das war mir, ganz ehrlich, nie so klar, aber es gibt eindeutig Parallelen.....in beiden Süchten ....

    Was das für meine Zukunft bedeutet ?
    ICh hab zum ersten MAl was tiefgreifendes kapiert, es ist in meinem wirren Kopf angekommen...
    Wie schlimm und kompliztiert Süchte sind und was für Auswirkungen sie auf Menschen haben...

    Wie ich es umsetzten kann....? Hhmmm,muß es erst mal wirken lassen....

    Bis später...
    Euer schlumpffarbener
    ( Martha, ich durfte wieder lachen danke :) )
    Fliegender Stern

  • Hallo Fliegender Stern,

    ich danke dir, dass du uns so detailiert an deinen Therapiegesprächen teilhaben lässt. Aus eigener Erfahrung kann ich die Fragen und das Empfinden, das sie auslösen, gut nachvollziehen.

    Als ich dann meine eigene Abhängigkeit akzeptiert hatte, konnte ich handeln - für mich. Ich wünsche dir, dass es dir genauso hilft, aus dem Hamsterrad Abhängigkeit heraus zu kommen. Achtgeben müssen wir dann, wie ein Alkoholiker, trotzdem unser Leben lang auf uns.

    Vielleicht können deine Postings noch ein paar andere SchreiberInnen wachrütteln.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Liebe Ette.

    Auch dir danke für dein Feedback....

    es tut mir gut nochmal detailiert über meine Therapiegespräche zu schreiben, dass ist nochmal wie ne Wiederholung :)

    ( hab in der Schule auch schon immer bissl länger gebraucht :) )

    Ne Spaß beiseite....ich würde mich auch sehr freuen, wenn andere Betroffene hier etwas davon mitnehmen können,für sich ...

    Auch wenn wir natürlich alle Individien bleiben, mit anderen Hintergründen.

    Aber ich glaube, dass wissen wir hier alle, es ist ein Erfahrungsaustausch !!!

    Für mich kam als FAzit dieser Stunde etwas Wichtiges raus :

    Es gibt Menschen, die eine Veranlagung zu Süchten, der unterschiedlichsten Art haben. Spielsucht,Esssucht, Sexsucht ... und eben Alkoholsucht.

    Für die Eigenschaften einer Sucht,spielt es eigentlich keine Rolle, welche Sucht es ist. Von ihrer Dynamik her verlaufen sie alle fast gleich...

    NAtürlich wird sich bei der Alk Sucht ein RAuschmittel zugeführt,das zusätzlich den Körper und Geist zerstört.

    Ich neige zur Beziehungssucht,mit dem Drang, nur für ihn zu leben, alles andere auszublenden, helfen und retten zu wollen, um dafür Liebe zu erhalten. .... UNd da,genau da muß ich hinschauen für die Zukunft.

    Auch ich habe, so schwer es mir fällt dies zuzugeben, nicht mehr eigenverantwortlich gehandelt.
    Auch ich war in meiner akuten Zeit der Sucht, nicht in der LAge aus diesem Horror KArussell auszusteigen ...war genauso handlungsunfähig wie ein Alk.

    Das ist die nackte Wahrheit.
    Deshalb geht es nicht um Schuld, sondern um eine ernstzunehmende Krankheit...

    Natürlich darf man nicht außer acht lassen, dass einem nassen Alk alle Mittel und Wege recht sind, um sein Ziel zuerreichen. Er schreckt vor nix zurück.

    Wir wissen alle unter welchen MAnipulationen, Erniedrigungen...wir gelitten haben. Unter ihm.

    Aber, er braucht auch ein Gegenüber, dass war ich :( der dieses grausige Spiel mitmacht.

    Eigentlich ist das alles sehr traurig,finde ich.

    Deswegen braucht auch ein Co seinen absoluten Tiefpunkt um auszusteigen....da kommt er nicht herum und da können auch andere wahrscheinlich wenig tun, außer die winzigen,kleinen Schritte, die so schwer sind, zu unterstützen.

    Und dafür ist dieses Forum einer der besten Wege...

    Die Einsicht, muß aber von alleine Kommen.
    GEnauso wie bei allen anderen Suchtkranken auch ...

    Euer Fliegender Stern

  • Hallo Fliegender Stern!

    Warst du etwa bei der gleichen Therapeutin wie ich???
    :lol:
    Nein, Spaß beiseite, aber genau zu diesem Punkt müssen erst alle Co - kranken kommen, damit sie aufwachen und für sich einstehen.
    Da hilft alles Rumeiern und Aushalten, und Ach- manchmal ist es doch noch so schön - Gezerre überhaupt nichts.
    Wir Cos müssen selbst sehen, dass wir uns ändern, dass wir gesund werden.

    Ich wünsche dir noch viele solche guten Stunden und Gespräche und ein baldiges Heilen deiner/ unserer Krankheit!

    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Fliegender Stern,

    das war interessant zu lesen...

    Darf ich mal einen weiteren GEdanken äußern, der mich bei dieser ganzen Sache mit der Wut beschäftigt?:
    Ich glaube für mich sagen zu können, dass ich ansatzweise das schon lange weiß, dass er eben krank ist, und deshalb hab ich auch keine so große Wut.

    Und dass ich bei mir selbst ansetzen muss, weiß ich auch.

    Aber genau an der Stelle mit der fehlenden Wut auf ihn bekomme ich dann auch wieder Probleme, denn die Wut hilft mir auch wieder, auf Abstand zu gehen.
    Allzuoft denke und sage ich: Er ist krank, er kann ja nichts dafür, er muss so und so handeln.
    Und dann hab ich schon wieder Mitleid und schon bin ich wieder in Co-Gefühlen.

    Ich hab manchmal den EIndruck, als ob das auch schon wieder Co ist, wenn man überhaupt so sehr das Gegenüber zu verstehen versucht. Warum er so handelt usw. (Das tue ich nämlich ganz gerne.)
    Ich meine: Wäre eine gesunde Reaktion nicht eher so: Dieser Armleuchter hat mir dies und das angetan und deshalb: Ab in die Wüste und für mich biste gestorben.
    (Ich bewundere immer die Frauen in Filmen, die wutentbrannt Klamotten in Koffer schmeißen und den Typen vor die Tür setzen. :lol: )

    Und dann allerdings: Raus aus der Opferrolle und bei sich selbst gucken. Das auf jeden Fall! Das wollt ich damit auf keinen Fall relativieren.

    Liebe Grüße
    Doro

  • glück auf

    Zitat von Doro

    Er ist krank, er kann ja nichts dafür, er muss so und so handeln.

    das stimmt so ^ und das stimmt so auch wieder nich

    er is krank + für die krankheit kanner nischt > aber er kann was dagegen tun > krankheitseinsicht + trocken werden < dafür kanner was < dafür darfst du auch wut haben wenners nich tut

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Liebe schlumpffarbene Flistern,

    na da hat ja Deine Therapeutin richtig Klartext mit Dir gesprochen, was ich persönlich sehr mag. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir oft nur kleine Gedankenansätze mit auf den Weg gegeben wurden und ich bin auf all diese Dinge so nach und nach gekommen.

    Diese Erkenntnisse haben mir natürlich gar nicht geschmeckt und ich habe auch lange gebraucht um sie anzunehmen und immer wieder kommt auch heute noch eine Stimme in mir hoch, das kann nicht sein, das ist ganz anders ;-), die spinnen alle....

    Ich finde es ganz großartig von Dir, dass Du uns so offen von dem Gespräch erzählst, es kann für viele hier sehr hilfreich sein, Dank Dir.

    @ Liebe Doro

    Deine Gedanken, dass ich auf die empathische Ebene mit meinem XY gehe, kenne ich auch nur all zu gut, statt einfach die Wut in mir, die ja völlig berechtigt ist erst mal zuzulassen (nicht unbedingt an dem anderen auslassen). Was passiert hier gerade mit mir? Wenn heute wieder diese Gedanken kommen, dass der andere ja nichts dafür kann etc. lade ich diese Gedanken ein, schmunzel für mich und versuche wieder die Schleife zu mir zu drehen. Was macht sein Verhalten mit mir? Es ist anfangs nicht einfach, doch kann man sich darin üben und es wird immer besser.

    Verspürst Du gar keine Wut, Doro?


    Ja mein lieber Fliegender Stern, nun wünsche ich Dir, dass Du mit diesen Erkenntnissen es schaffst, DEINEN Weg in DEINE Freihit zu gehen.

    Ganz liebe Grüße Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • HAllo ihr alle....

    Silberkralle spricht vom Baum der Erkenntnis,Gotti von guten Stunden, MArtha von der realität ....

    Tja meine Lieben, ich habe euch detailiert von meiner Stunde erzählt, sie wiedergegeben.

    Will nicht aber nicht heißen, dass ich das jetzt so annehmen bzw umsetzen kann.
    Es ist jetzt nicht so, wie wenn ich endlich ne MAtheaufgabe verstanden hätte und sie in Zukunft nie wieder falsch rechne ....

    Und ich bin grundehrlich ....es hat mir nicht unbedingt geschmeckt, was mein Kopf da begriffen hat ...
    Da finde ich mich gut in Doro s Beitrag wieder ....

    Und ich ertappe mich dabei, wie ich in die Verteidigung möchte, schreien möchte :

    Aber halt stopp, ganz so ist es doch nicht !
    Ich möchte behaupten, dass ich vor dieser Beziehung nicht so war. Es ist schon so, dass mich die BEgegnung mit dieser schrecklichen Droge in Kombination mit Xy auch so extrem hat werden lassen bzw reagieren lassen....

    Das heißt vielleicht auch, dass diese Droge und er, dass Dunkelste in mir hervor geholt haben.

    Und ich finde es nach wie vor einen Unterschied,ob ich mir wie der Alk eine Droge in den Körper führe und dadurch nicht mehr eigenverantwortlich sondern süchtig werde....

    oder ob ich als Co darauf " reagiere ", zwar auch nicht mehr eigenverantwortlich bin, aber denn noch aus einem Gefühl der Liebe und Hoffnung heraus so handle...

    Und ich finde seine Sch..Aktionen im besoffenen und nüchternen Zustand nach wie vor absolut no go !!!!
    Sucht hin oder her , da bleibe ich hart ....
    ICh entschuldige, beschönige nichts mehr!
    Da bleib ich knallhart !!

    Denn auch wenn ich süchtig war, habe ich immer aus Liebe gehandelt.
    ICh wage sogar zu behaupten, nein: Ich behaupte ihn nicht verletzt zu haben, nie so mit ihm umgegangen zu sein, wie er mit mir!!!!

    Ich rechne trotzdem mit ihm ab, Sucht hin oder her !!!
    ICh bleibe auch noch eine Frau, neben meiner Therapie !!!!!!!!!!!!!
    Versteht ihr, wie ich es meine ?

    Also ihr merkt, soleicht annehmen und vor allen Dingen akzeptieren kann ich das alles auch nicht ...
    Aber es war ein guter Anfang und fürmich wirklich eine ganz, ganz neue Betrachtungsweise dieses Dramas .

    MArtha, auch bei mir ist es so ähnlich ...ich bekomme Impulse, sei es von euch oder Therapie und es dauert einige Stunden, TAge bis ich einen Sinn darin sehe ...( hoffentlich keine JAhre :) )

    ICh finde meine Therapeutin auch so klasse. Sie schafft es wirklich immer mir so gezielte Fragen zu stellen, anstrengende Fragen...
    Und sie läßt mit meiner Antwort auch nicht locker, da gibt s kein Winden und Drehen...:-)

    Euer Fliegender Stern

  • Hallo Martha, will dir kurz antworten:

    Zitat

    Verspürst Du gar keine Wut, Doro?

    manchmal schon, aber wenn, dann war das meistens in einer akuten Situation, wenn ich ihm nochmal begegnet bin und er auf mich eingeschimpft hat.
    Wenn ich mich ihm ausgeliefert fühlte, dann konnte ich ihm ein Messer in den Rücken rammen. Hatte sehr große Aggressionen damals.
    Aber zum Glück muss ich solche Situationen nicht mehr erleben, da wir getrennt sind und ich alle Möglichkeiten habe, mich vor Kontakt zu schützen.
    Und solange ich meine Ruhe habe, bin ich auch selten wütend auf ihn.
    Nur ganz selten, wenn ich überfordert bin mit meiner Situation als Alleinerziehende, dann denk ich manchmal: Der Saukerl hat mir das eingebrockt.

    Aber es vermischt leider so sehr: Er ist einerseits "Täter", d.h. er hat ganz viel zerstört, andererseits macht man sich ja auch Sorgen, was nur aus ihm wird. (Also nicht nur ich tue das, auch viele meiner Verwandten und Bekannten.) Ich komm schon klar, er überhaupt nicht. Er ist nur noch ein fluchendes Häufchen Elend mit massiven Problemen in allen Bereichen.
    Und an dem Punkt muss ich eben immer wieder neu sagen: HEy, Stopp, erzählt mir, was ihr wollt. ICH bin nicht diejenige, die ihn jetzt auch noch bedauern muss, das können andere übernehmen.
    Aber das muss ich mir ganz bewusst sagen, sonst bin ich emotional ganz schnell wieder mittendrin.

    Schöne Grüße
    Doro

  • Hallo Fliegender Stern,
    auch ich danke dir für deine Ausführungen von deiner Therapie.
    Ich denke, dass viele hier wenn sie dies lesen anfangen richtig nachzudenken...mich eingeschlossen...grins.

    Man fängt durch deine Berichte an die Sache mit anderen Augen zu sehen.

    Es wäre total schön, wenn du uns weiter daran teilhaben lässt...natürlich nur wenn du es möchtest.

    Liebe Grüße
    Monty

    Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie anderswo zu suchen

  • Freut mich, dass das so gut ankommt und ihr auch etwas " davon mitehmen " könnt...

    Ich möchte auch in Zukunft darüber schreiben, weil es ja auch mich nochmal durch eure Feedbacks weiterbringt :)

    Deswegen sind wir ja hier :)

    ICh hoffe, bei dir ist soweit alles ruhig.
    Ich wünsch es dir.
    Fs

  • Hallo ihr

    ICh möchte heute mal wieder schreiben.
    Weil ich weiß bzw hoffe, dass es mir danach besser geht.
    Bisher hatte mir das Schreiben immer geholfen.

    Meine GEdanken sind zur Zeit wieder viel zu oft in der Vergangenheit.
    Bei ihm. Ich fühle mich meinen Gedanken und Erinnerungen machtlos ausgeliefert.

    Ich träume von ihm.
    Nichts Gutes, sondern Bedrohliches.

    Ich spüre wieder die alte,vertaute Verzweiflung.
    Einerseits das BEdürfniss nach Verbundenheit, die ich teilweise, kurzzeitig mit ihm hatte.
    Andererseits diese unbändige Wut.
    Durch hier im Forum lesen wurde ich an etwas erinnert, dass ich schon verdrängt hatte.

    Nämlich, wie er mir während seinem ersten Rückfall die Schuld dafür gab.
    Schuld, dass er wieder getrunken hat.
    Weil ich ja eh immer damit gerechnet hätte unterbewußt......
    Und weil ich so einen imensen druck auf ihn aufgebaut hätte, dem konnte er irgendwann nicht mehr standhalten .....folglich mußte er trinken.

    Zu der damalige Zeit war ich leider noch nicht im Forum.
    Zu der damaligen Zeit wußte ich noch vielzu wenig über Alkoholiker und deren Taktiken .....

    Denn ich glaubte ihm.Ich gab ihm recht. Wieder mal, wie so viel zu oft ...
    Ich bekam Gewissenbisse und Schuldgefühle ...

    Und wenn ich jetzt, heute daran denke, werde ich so unsaglich wütend.
    Wütend und traurig zugleich ....

    Traurig über das Leben.Über mein LEben.

    ICh fühle mich momentan so zerbrechlich, so labil.
    Überfordert.

    Auch gab es in meinem Freundeskreis Unstimmigkeiten ...
    Details sind jetzt hier unwichtig und für euch uninteressant...

    Es gab riesen Diskussionen, Rechtfertigungen usw ....
    Der Grund des GAnzen war in meinen Augen eine LApalie und wurde total aufgebauscht.
    Was ich damit sagen möchte ist, dass ich gemerkt habe, wie ich von dem GAnzen überfordert war.
    Das meine ich mit zerbrechlich. ICh bin solchen Situationen nicht gewachsen, sie überfordern mich.

    Und ich habe mich wieder dabei ertappt, wie ich in einem Streitgespräch mit einer Freundin total in die VErteidigungshaltung bin und mich um Kopf und Kragen geredet habe,nur um den Streit zu schlichten.
    Dabei hatte ich mir nichts vorzuwerfen.
    Sie machte mir zum Vorwurf, dass ich mich zurückziehen würde, nicht mehr so oft zum KAffee käme usw....

    Ich hatte wieder mal das dringende Gefühl mich erklären zu müssen .

    Danach ging es mir nur mieser. Weil ich wieder das Gefühl hatte, nix gelernt zu haben.
    Ich bin so mit mir beschäftigt, dass mich solche Unstimmigkeiten aus der BAhn werfen.

    Ich fühle mich zur Zeit so sensibel und der Welt da draußen eigentlich gar nicht gewachsen .....

    ICh fühle mich auch so naiv und gutgläubig, weil ich nie davon ausgehe, dass ein Mensch mir etwas absichtlich Böses tun könnte....

    Ist aber leider nicht so. Auch das macht mich traurig.

    Ach, ich finde gar keinen richtigen Worte heute, mein Kopf ist so wirr ....

    Ich muß ständig mit den Tränen kämpfen. Die kleinsten Sachen bringen mich zum Weinen.
    Heute mittag war ich im Kino. der Film über die Ozeane. Auch da mußte ich weinen. Über die Gleichgültigkeit der Menschen ...

    Herzlichst
    Euer Fliegender Stern

  • Lieber fliegender Stern,
    auch ich fühle mich oft überfordert oder überlastet. Ich habe noch ein Auto zum verschrotten, die Steuer ect. pp. Alles in einer kalten Bude, in der sich die Steuer nicht bearbeiten lässt. Zuweilen denke ich "mensch, ich schaff das nie". Fühle mich unfähig, schwach ect. pp.

    Aber dürfen wir uns denn nicht schwach fühlen? Dürfen wir nicht das Gefühl haben, wir sind überfordert? Ich denke ja! Solange wir es dann doch noch - eventuell später - auf die Reihe bekommen.

    Für mich war eines ganz wichtig: ja, ich fühle mich schwach - ja, ich schaffe das jetzt nicht und NEIN - deshalb wünsche ich mir nicht den Ex zurück oder suche mir einen "Neuen" damit ich die Last nicht alleine tragen kann.

    Auch meine Gedanken sind oft in der Vergangenheit - jedoch nicht mehr beängstigend sondern erkennend und bereinigend. Ich kann 10 Jahre nicht wegwischen und vergessen, es gab vieles, was passiert ist was dramenmässig lief und mich beschäftigt. Besser, es beschäftigt mich und ich ver- und bearbeite als ich verdränge und es überholt mich dann doch - dann aber zum falschen Zeitpunkt.

    Mein Leben? Nun, ganz ehrlich: das wird erst jetzt ein Leben - auch wenn ich nur noch einen Bruchteil vor mir und das meiste hinter mir habe....

    Erklären ... das wird weniger, wenn Du erkannt hast Du willst das nicht mehr, dann wird es später mal in Mark und Bein fließen und Du wirst Dich nicht mehr erklären .... nur noch vor Dir selber, falls nötig....

    Erlauben wir uns doch Tränen, Traurigkeit und Zerbrechlichkeit, denn nur wo diese Gefühle sind können auch Freude, Glück und Stärke zu finden sein (meiner unmassgeblichen Meinung nach....)

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Liebe Dagmar.

    danke für deine worte und deine mir maßgebenden Meinung :) Mir hilft sie.

    Es fällt mir schwer, Schwäche einzugestehen.
    Besonders vor anderen und auch vor mir ....

    Zurück haben wollte ich ihn auf gar keinen FAll !!!!!!!!
    Darin bin ich mir ausnahmsweise sicher .

    Die Vergangenheit zu berarbeiten fällt mir zur Zeit auch schwer .... manchmal hab ich das Gefühl mir platzt der Kopf und mir wird die eigene HAut zu eng vor lauter Nachdenken....

    Ich bin froh, hier schreiben zu können. MAnchmal sortiert mich das schon ein wenig ....

  • Ach fliegender Stern,
    Schwäche macht uns stark.... Es ist doch Stärke wenn wir "Schwäche" gestehen können. Dadurch können wir Hilfestellungen zulassen oder aber einfach nur eine Leistung/Entscheidung auf einen Zeitpunkt setzen, zu dem wir stärker oder entscheidungssicherer sind.

    Diese Vergangenheit könnte auch deshalb schwer sein (so geht es mir), dass ich jetzt so vieles anders deute und einfach wahnsinnig war die Augen so lange wie ein Vogel Strauß zu verschließen. Das kommt immer wieder hoch - quasi die Dinge jetzt mit "normalen" Augen sehen zu können um festzustellen, "Mädel - also ich - Du warst blind, taub und gehbehindert gleichzeitig".

    Aber diese Behinderung hat mich weiter gebracht. Denn es ist tatsächlich so, dass mein Leben als kleine Wühlmaus (Kirchenmäuse wären reicher ;) erstmals auch ein Leben mit vielen Freudens- und Friedensmomenten darstellt.

    Vieles ist schwer, zuweilen ein Existenzkampf pur - und dennoch: ich nehme meine Existenz war und erfreue mich an ihr .... früher funktionierte ich nur.

    Keine Angst, lieber fliegender Stern,
    auch Deine Schwingen kannst Du bald ausbreiten ;) oder soll ich sagen Engelsflügel ;)

    Lieben Gruß von Dagmar

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