"Co-Abhängigkeit" Modewort und Erklärung für alles

  • Hallo Hartmut,

    Alkoholiker ist man auch durch und durch, aber wie ist es mit der Co-Abhängigkeit ?
    Zu einem normalen sozialen Verhalten gehören manche Eigenschaften einfach dazu, was bei einem Co als Krankheitssyntom dasteht.
    So ist es eben verdammt schwer, da die genaue Grenze zu ziehn.

    Gerade die die nicht krank sind, verwässern auch die Ernsthaftigkeit des CO-Kranken

    Genau das will ich nicht tun, darum find ich diese Diskussion auch wichtig, und ich tausch mich hier aus.

    Liebe Grüße,
    nici

  • Nun, liebe Nici,
    nach heutigem Stand ist für mich sehr einfach zu unterscheiden wo die Grenzen liegen: nämlich genau da, wo irgendeine Aktion, vermeintliches Mitleid, Hilfe ect., für mich "schädlich" ist, ab dem Moment verhalte ich mich krank.

    Auch sozial hat es noch nie einem Menschen geholfen ihm seine Probleme abzunehmen - damit bleibt er/sie nämlich handlungsunfähig, unmündig und immer auf Helfer angewiesen. Auch hier gilt - und galt schon früher: Hilfe zur Selbsthilfe.

    Will jemand einen Rat - und das war schon mit 20 so - sagte ich : höre in Dich rein wie es Dir bei der und der Vorstellung geht. Zuvor, als Teeny war die die Problemtante, die anderen sagte was sie doch machen könnten/würden/sollten. Diese Menschen taten nicht was sie fühlten sondern was ich sagte. Ging etwas in die Hose, so war es ja meine Entscheidung und ich die "Schuldige".

    Nein, "eigentlich" ist es nicht schwer zu unterscheiden... sage ich heute - verstand ich früher nicht wo und wie ich unterscheide.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Kaleu,

    Zitat

    bezogen auf den Alkoholismus sehe ich das wie Du. Denn es handelt sich um eine Krankheit die ich auch nie wieder los werde. Ich kann sie ja nur stoppen. Was immer zurück bleibt ist, dass ich nie wieder gesund mit Alkohol umgehen kann. Da beisst die maus kein Faden ab.


    und

    Zitat

    Was das Co-Verhalten angeht, sehe ich das zumindest für mich selbst aber völlig anders.

    genau darauf wollte ich heraus. Es sind eigenständige Krankheiten. Das bei dir beides zutrifft ist ja nicht die Norm. :wink:

    natürlich kann ich mir hier im CO-Bereich auch Gedanken machen ob ich wirklich erkrankt bin . Das kann aber auch nur ein "Schutz" sein ,nichts zu Hause ändern zu müssen. Ich bin kein CO und bin auch kein Fachmann was dieses betrifft. Jedoch weiß ich das hinter jedem Austausch, einen Sinn steckt ,der nur durch anschließenden Handeln, seine Lage verbessert.

    Zum jammern hat sich hier ja wohl keiner angemeldet.

    Aber nun halte ich mich mal zurück und überlasse den CO die Plattform. :lol:

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Forum,

    ich will mal noch einen anderen Begriff einbringen, der mir wichtig ist:
    Kapitulation.

    Ich kann mit "Kapitulation" mehr anfangen als mit "Krankheitseinsicht". Ich muss zugeben: Ich hab da was nicht im Griff und kann es auch nicht in den Griff bekommen.
    Ich werde demütig und lasse los. Die Scherben bleiben liegen. Punkt.
    Darin liegt für mich die Befreiung. Viel mehr Befreiung, als darin zu sagen: Ich bin krank, also muss ich jetzt diese oder jene Therapie oder sonstwas machen.
    Ich muss vielleicht erstmal gar nichts machen, wie wärs denn mal damit?
    COs machen sowieso schon ziemlich viel, bloß an der falschen Stelle.

    Schöne Grüße
    Doro

  • Guten Abend,

    es freut mich, dass hier gerade ein reger Austausch stattfindet :)

    Also erst einmal möchte ich sagen, wir haben uns hier in einem Angehörigen- und Alkoholforum angemeldet, weil wir mit dieser Thematik irgendwie behaftet sind. Somit lieber Silberkralle kann ich mit Deinem Einwurf grad nicht viel anfangen. Klar, essen und trinken muss ich - aber selbst da kann und sollte ich entscheiden, was mir gut tut und was nicht !

    Eric, ich bin auch nie in einer SHG oder in therapeutischer Behandlung gewesen. Dieses Forum hat mir genug Wege aufgezeigt wo es für mich langgehen kann. Hier muss aber jeder für sich selber schauen welche Hilfen er schlussendlich doch braucht.

    Ich will hier auch nichts vermischen, sondern nur beide Seiten gegenüberstellen.

    Wir wissen, was von einem Alkoholiker verlangt wird um den trockenen Weg gehen zu können.
    Die Bereitschaft selber aber auch gezielt solch einen Weg zu gehen wird oft mit dem Deckmäntelchen "Liebe", "Leid" und "Schmerz" zugedeckt.

    Ich bin der Meinung, dass das Wort "Co-Abhängig" hier viel zu oft benützt wird. Ich meine, wir sind uns ja einig, dass es eine Co-Abhängigkeit gibt - das wird gar nicht in Frage gestellt. Es geht hier auch nicht um den Schweregrad oder die Abstufungen einer Co-Abhängigkeit. Hilfe zur Selbsthilfe ist hier gefragt.
    Das Besinnen auf sich selber - auf die eigenen Bedürfnisse - und auf das Ausloten was tut mir gut - was schadet mir !

    Es gibt die Co's, die die ideale Basis haben in Bezug auf eigene Wohnung, Arbeit, Kinder die derweilen in Obhut sind und es trotzdem nicht schaffen sich erst einmal gründlich abzugrenzen. Die, die ununterbrochen sagen: Ihr habt ja Recht ... aber :shock:

    Es gibt hier viele ältere Threads wo man die Ja-Aber-Sätze nachlesen kann, die aber auch aufzeigen, wo der Weg schlussendlich dann doch hinführt. Oder die Co's welche ganz gezielt und konsequent den Ratschlägen derer gefolgt sind, die das Drama schon hinter sich hatten. Erstaunlicherweise sind diese Paare oft auch heute noch zusammen. Es hat also etwas gebracht.

    Schaut doch bitte einfach mal nur auf Euch selber. Auf Eure Gefühle, auf das was ihr von Eurem Leben tatsächlich erwartet. Seid ehrlich zu Euch selber und handelt dann dementsprechend.

    Co-Abhängigkeit ist ein Begriff und sollte nicht ständig als Entschuldigung für die eigenen Unzulänglichkeiten dienen. Das hilft niemandem ! Ich fühl mich doch nicht besser, nur weil das Kind nun einen Namen hat.

    Wir erwarten von unseren Alkoholikern das sie aufhören sollen zu trinken. Wir wissen welche Wege sie gehen sollen - und wie sieht es bei den Co's aus ? Wir wissen ... aber ??

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Ich finde nicht, dass die Co-Fraktion allzusehr auf das pathologische Siegel bestehen sollte.
    Natürlich ist so manche Hingabe an andere Menschen krankhaft, keine Frage. Aber zu einer solchen krankhaften Hingabe bedarf es keines Alkoholikers. Die weitaus meisten Fälle der Co-Abhängigkeit, wie wir sie hier diskutieren, sind sozio-psychodynamischer Natur & von daher keineswegs immer krankhaft.

    Wieviele von "unseren Co's" sind ins Forum gekommen, um allgemeine Hilfe zur Situationsbewältigung zu finden?
    Wieviele sind hergekommen, weil sie ursprünglich ihren Partnern helfen wollten?
    Wieviele sind gekommen, weil sie von vornherein Hilfe für sich suchten?

    So manche hat nur eine fundierte Begründung gesucht, um sich von ihrem Partner zu trennen. Andere sind mit vielen Fragen gekommen. Wieder bei anderen ist ein zwanghafter Drang herauszulesen, es jedem & allen recht zu machen, immer kombiniert mit einem sehr schwachen Selbstwertgefühl.
    Nur bei letztgenannter Gruppe gibt es Coabhängige im pathologischen Sinn. (Jedoch längst nicht bei allen!)

    Das alles ist aber völlig unerheblich. Wichtig ist doch, dass Austausch stattfindet, Erfahrungen weitergegeben werden, die dann angenommen werden oder eben nicht, oder die modifiziert werden, mit recht unterschiedlichen Ergebnissen, wie ich finde.
    Einige von den hier schon lange oder länger schreibenden Co's haben ihre Probleme überwunden, indem sie den betreffenden Alk-Partner zum Mond schossen.
    Bei einigen stellte sich nach & nach ein recht komplexes Abhängigkeitsverhältnis nicht nur in Bezug auf ihren Partner heraus.
    Einige haben noch ihren Partner. Bei einem Teil davon ist der Partner sogar noch aktiv süchtig.

    Nein, das Etikett "alle krank, weil co" passt nicht.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Lieber Dante,

    Danke für diese Zeilen und besonders den Begriff der Sozio-Psychodynamik in diesem Thread.

    Ich persönlich für mich hatte es am schwersten damit, mich überhaupt aus der Dynamik zu lösen da ich die verantwortung für die gesamte Dynamik auf mich nahm. Vor meiner Therapie und meinen Erkenntnissen unbewusst, da ich die Verantwortung für alle ihre Probleme übernahm, dieses Verhalten änderte sich späte aber nur bedingt, zwar übernahm ich nicht mehr die Verantwortung für ihre Probleme, aber die häufig mir gegenüber gemachten Aussagen wie "bist doch selber schuld und trägst doch dazu bei" führten dazu, dass ich die gesamte Verantwortung für die Probleme in der Beziehung übernahm. Das erschwerte es mir extrem mich selbst abzugrenzen.

    Es war so schon hart genug, da der Partner für seinen Anteil und sich überhaupt keine Verantwortung übernahm. Wenn dann von aussen noch Kommentare kommen die in die Richtung "Du bist doch selber Schuld" gehen, führte das bei mir dazu, dass es noch schwerer wurde damit zurecht zu kommen und in der Folge sich aus dem destruktiven Kreislauf zu lösen.

    Mir hat es viel mehr geholfen, wenn mich immer und immer wieder Jemand darauf hinwies, dass mein Fehler nicht ist, dass ich verantwortung übernehme sondern, dass ich verantwortung übernehme die nicht meine ist und auch, dass mich immer wieder Jemand darauf hinwies, dass meine Partnerin für ihre Hälfte keine Verantwortung übernimmt.

    Wenn ich nämlich 100% Verantwortung für die Beziehung übenehme bilde ich mir auch ein, diese alleine gesunden lassen zu können. Für mich war das Wichtigste zu verstehen, dass ich nur 50% der Verantwortung für die Beziehungsdynamik trage. Das war nicht nur erleichternd, es führte auch dazu, dass ich gesünder damit umgehen konnte.

    Alle "Du bist krank weil Du daran festhälst", "Du bist selbst Schuld" Aussagen führten bei mir nur dazu, dass ich mich mit noch mehr Verantwortung und Schuld belastete was letzten Endes dazu führte, dass ich unverändert weiter gemacht habe.

    Liebe Grüße

    Kaleu

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