... ich drehe noch durch

  • Tja jetzt ist es wiedermal soweit. Er geht morgen zum x-mal in die Entgiftung. Das erstemal allerdings in der neuen Heimat. Den Gang zur Agentur hat er nicht geschafft. Die Krankmeldung erstmal verlängert.

    Als er das erstemal ihn Entgiftung musste habe ich noch Rotz und Wasser mit ihm gemeinsam geheult, beim zweiten und drittenmal auch noch, danach setze schon ein irgendwie anderes Gefühl ein. Was ich heute empfinde kann ich nicht genau sagen, ich möchte es nicht als Gleichgültigkeit beschreiben, aber es berührt mich nicht mehr sonderlich. Ihm wird schließlich geholfen. Es ist allerdings das erste Mal das er die Entgiftung alleine angeleiert hat, aber auch das beindruckt mich z. Z. nicht mehr sehr. Gestern hat er mich angerufen, geweint wie so oft, gejammert wie schlecht es ihm geht, dass er ohne mich einfach nicht sein kann, wie sehr er mich liebt und was er alles kaputt gemacht hat. Danach hat er mich gefragt, ob ich ihn in die Klinik bringe. Nein, das werde ich nicht tun. Ich habe ihm gesagt er soll sich ein Taxi nehmen, er habe den Gang zum Supermarkt schließlich auch noch geschafft. Ob ich denn wenigstens seinen Arbeitgeber anrufe. Nein, auch das werde ich nicht tun. Nur die Krankmeldung würde ich zum AG schicken, wenn er sie vorliegen hat. Das war heute der Fall. Von der Arbeit aus bin ich zu ihm. Er sieht schrecklich aus, sitzt nur da, starrt vor sich hin, weint, sieht mich an und fängt noch mehr an zu weinen. Es tut mir in der Seele weh ihn so zu sehen, aber ich bin dennoch hart geblieben. Ein Taxi für morgen früh ist bestellt, die Krankmeldung bereits im Briefkasten, mehr kann und will ich z. Z. nicht für ihn tun. Ich habe ihn nochmal in den Arm genommen, er hat mich darum gebeten, aber es tut so weh, ich möchte ihn halten, spüre aber das es nicht gut für mich ist. Er wirkt so hilflos. Aber ich will doch gar keinen hilflosen Mann, ich möchte doch auch jemanden der mich mal in den Arm nimmt und mir sagt: "Alles wird gut" und ihm glauben kann.

    Gestern ging es mir so bescheiden, ich musste nur heulen. Es war so ein Tag an dem alles schief gelaufen ist, ein Tag an dem man am besten im Bett geblieben wäre. (der Internetzugang funktionierte auch nicht) Ich dachte noch bei mir, bin ich denn nicht genug bestraft. Ich weiß nicht wieviel Kraft ein einzelner Mensch aufbringen kann, aber es geht irgendwie immer weiter. Wenn ich mich im Spiegel anschaue, kommt mir das Grauen, ich sehe jetzt tatsächlich aus wie 46. Augenringe, Sorgenfalten, einfach sch...

    Er hat mich natürlich gefragt, ob ich ihn im Krankenhaus besuche. Ich habe zwar nein gesagt, aber genau hier weiß ich schon wieder nicht ob ich das durchhalte. Warum tue ich mir das an?

  • Hallo bluevelvet,

    also, ein bisschen widersprüchlich ist das, was du schreibst.
    Erst sagst du, es berührt dich nicht sonderlich und dann heulst du den ganzen Tag.

    Also, mir ist es oft so gegangen mit meinem Mann: Zuerst, wenn ich ihn mal wieder nach längerer Zeit gesehen habe, ging es. Ich kam nach Hause und dachte: Siehste, war doch gar nicht schlimm.
    Aber irgendwie hat es mich dann doch aus dem Konzept gebracht und irgendwie reingerissen.

    Das letzte Mal beispielsweise: MOnatelang kein Kontakt.
    Dann hab ich aus einem praktischen Grund und weil er nüchtern war den Kontakt gesucht. Wir haben uns getroffen und geredet, es war ganz harmonisch. Und sehr harmlos, scheinbar.
    Aber schon beim nächsten Treffen war ich so blöd, ihm Geld zu geben. Nur das eine Mal, war alles ganz plausibel, war auch nicht viel Geld...
    Hatte kein sonderlich schlechtes Gewissen.
    Dann plötzlich Anruf: Du musst sofort hierher kommen (und zwar schon einige Orte weiter), und zwar sofort, und mir xxx Euro mitbringen (schon etwas mehr).
    Ich war nicht mehr Herrin der Lage, bin sofort losgedüst, wie fremdgesteuert.

    Verstehst du, es ist für mich gefährlich, mich in irgendeiner Form wieder auf ihn einzulassen.

    Sei vorsichtig und versuche, den Abstand mal für eine gewisse Zeit aufrecht zu erhalten.
    Nur so kannst du doch merken, ob es dir dann anders geht, ob du dich besser lösen kannst.
    Er ist doch dort gut versorgt, er braucht dich da nicht. Das ist doch alles nasses Gerede. Und überhaupt: Was soll das: letzte Umarmung?
    Ihr seid getrennt.

    Schöne Grüße
    Kopf hoch
    Doro

  • Hallo Doro,
    mit dem Satz, dass es mich nicht mehr berührt, meinte ich seinen Weg in die Entgiftung. Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt. Das hat mich anfangs immer sehr mitgenommen. Aber als ich dann jedesmal miterleben musste, dass er nach ein paar Tagen schon wieder wohl auf war und er in der Klinik Hilfe bekan, während ich mit meinem Gefühlchaos auf der Strecke blieb, empfand ich auch oft ehrlich gesagt richtige Wut.
    Er berührt mich schon noch. Das es nur nasses Gerede ist, ist mir bewußt. Du hast recht, wenn Du schreibst das ich vorsichtig sein soll und das es gefährlich wird sich auf den Anderen in irgendeiner Form wieder einzulassen. Mit der Umarmung war das nur so, dass er in den Arm genommen werden wollte, dass wollte er auch sehr oft im nüchternen Zustand. Er hat sich immer beklagt, dass ich das zuwenig tun würde, ihn in den Arm nehmen.
    Eines muss ich für mich noch herausfinden und das kann ich vermutlich auch nur mit dem nötigen Abstand. Hört sich jetzt vielleicht ein bißchen seltsam an, aber er war der erste Mann der es geschafft hat meine Gefühle für ihn lebendig zu halten. Das hat kein anderer vor ihm geschafft. Meist war nach vier, fünf Jahren die Luft raus, was ja auch irgendwie normal ist, man kann nicht ständig mit Schmetterlingen im Bauch herumlaufen. Heute frage ich mich, ob es vielleicht daran liegt, dass er mir nie ganz gehört hat, dass ich ihn teilen musste, ständig um ihn gekämpft habe, weil ich nicht wahrhaben wollte das mein Gegner stärker ist. Da wurde ein ständiger Anreiz aufrechterhalten. Das ist doch krank, oder.

    Ich habe das Buch, wenn Fraunen zu sehr lieben, gelesen und habe mich da natürlich wiedergefunden und war bei manchem Abschnitt doch sehr erschrocken. Es ist tatsächlich so, man liebt die, die einen am meisten verletzten. Das trifft jedenfalls für mich zu, so wie es aussieht. Da frage ich mich doch erschrocken wie krank bin ich eigentlich. Vielleicht sollte ich die Zeit des Abstand mal intensiv für mich nutzen und einige Dinge hinterfragen, bin zu mir überhaupt nicht mehr vorgedrungen in den letzten Monaten/ Jahren.

    Verstehst du, es ist für mich gefährlich, mich in irgendeiner Form wieder auf ihn einzulassen. Ich werde diesen Satz beherzigen, danke Doro
    LG bluevelvet

  • Zitat

    Da frage ich mich doch erschrocken wie krank bin ich eigentlich. Vielleicht sollte ich die Zeit des Abstand mal intensiv für mich nutzen und einige Dinge hinterfragen, bin zu mir überhaupt nicht mehr vorgedrungen in den letzten Monaten/ Jahren.

    Hallo bluevelvet,

    nach dann mal los. Erkunde Dich, versuch raus zufinden, was Du willst, und ganz wichtig, wo Deine Grenzen sind.
    Und verteidige sie.
    Du wirst das schon schaffen, wenn Du die Energie jetzt mal auf Dich lenkst.

    :wink:
    Liebe Grüße,
    nici

  • Hallo nici,

    lieb von dir, danke. Ich habe gerade mal in deiner Geschichte gestöbert. Ich werde mir am Wochenende etwas mehr Zeit dafür nehmen. Sitze im Job oft 9 Std. vor dem PC und meist sind die Augen am Abend zu müde um noch stundenlang zu lesen. Ich finde es schön das Du heute wieder geniesen kannst, das ist so wichitg. Ich wünsche mir, dass ich da auch wieder hinkomme. Werde mir im Gegensatz zu unseren Männern Mut anlesen.
    LG bluevelvet

  • Hallo bluevelvet,

    das, was du über die Liebe schreibst, um die man kämpfen muss, da ist was dran.
    Es steigert irgendwie das Liebesgefühl.
    Oder es ist so eine falsch verstandene Form von Liebe.
    Man erfährt in so einer Beziehung sehr große INtensität oder man meint, intensiv zu lieben. Ich hab oft gemeint, nur bei diesem Mann könnte ich mich mal so richtig ausheulen. Ich dachte, er knackt da GEfühle in mir, die vorher irgendwie eingefroren waren.
    Aber es waren wohl eher Schmerzen, die ich ohne ihn nun mal nicht hatte.

    Ich hab außerhalb der Beziehung relativ selten geweint. Mit ihm konnte man fast täglich weinen.
    Und auch Freude empfinden, große Freude, wenn etwas gut lief.

    Man kann sich auch einen Nagel ins Bein schlagen, ihn wieder rausziehen und sich darüber freuen, wenn der Schmerz nachlässt. Das ist allemal intensiver, als einfach nur mit einem gesunden Bein zu leben.

    Du hast Recht, es ist krank, aber es erklärt zum Teil, wieso wir solch eine Beziehung überhaupt eingegangen sind und sie aufrecht erhalten haben.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo velvet,

    Hier sind mal die Grundbausteine für Angehörige.

    Da steht auch etwas über Kontrollsucht. Bitte schau da mal bei dir genau hin.

    Du kontrollierst was er tut, du kontrollierst seine mails, schnüffelst hinter ihm her.

    Du bist keine Sekunde bei DIR, sondern ausschließlich bei ihm. Da gibt es etwas in ihm, was du angeblich noch nicht herausgefunden hast...

    HALLO!!!!

    Wie würdest du dich fühlen, wenn jemand so mit dir umginge?

    Das ist absolut nicht in Ordnung was du da machst. Außerdem schreibst du über SEIN Privatleben hier ins öffentliche Internet sogar über seine intimsten Angelegenheiten!

    Es geht hier um DICH!

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde.
    Ich bin jetzt etwas geschockt.
    Natürlich ist das nicht in Ordnung, habe ich ja auch gesagt, dass ich seine e-mails nachgesehen habe. Als wir noch zusammen waren hat er mich sogar oft gebeten, seine e-mail zu kontrollieren, bzw. Werbemails zu löschen. Es war einfach nur eine Eingebung.
    Wir schreiben hier viele Dinge, u. a. auch sehr intime Dinge. Ich hatte nicht das Gefühl ihn mit meinen Schilderungen zu outen, ich habe mich in keinster Weise negativ ihm gegenüber geäußert. Irgendwelche Flirtlines
    gibt es Zuhauf und Geschichten wie diese tausend. WEnn es einen dann selber trifft ist es immer seltsam.

    Und wenn ich seine e-mails gecheckt habe und es meine Befürchtungen bestätigt und mir auf dem Weg in meine Freiheit verhilft, bleibt es falsch?
    Wer weiß wie lange ich seinen Aussagen von Liebe und nassen Äußeruungen
    noch Glauben geschenkt hätte. Auch das hat für mich etwas mit Selbstschutz zu tun. Ich will einfach endlich nur Klarheit für mich auch wenn ich Wege einschlage die für manchen nicht nachvollziehbar sind. Und natürlich bin ich noch bei ihm. Nach drei Wochen kann ich das nicht einfach so abstellen. Ich hatte allerdings nicht das Gefühl mich heute vernachlässigt zu haben, sondern habe mir viel Gutes getan.
    Also wenn ich irgendetwas geschrieben, oder gesagt habe was nicht in Ordnung war (abgesehen von dem e-mail check) tut es mir leid und ich entschuldige mich dafür.

  • Jetzt habe ich vergessen zu schreiben, dass er mich vor einer Stunde angerufen hat, aus der Klinik. Er ist natürlich völlig fertig, fragt ob ich denn überhaupt nicht an ihn gedacht habe.
    Zum Schluß hat er mich gebeten, ob ich ihm Zigaretten bringen könnte. In der Klinik gibt es keine zu kaufen. Hätte ich jetzt sagen sollen, dass es mir egal ist, wie er an Zigaretten kommt? Ich werde ihm genügend bringen und mich danach wieder schnellstmöglich verabschieden. Ist das jetzt verkehrt? auch Co-Abhängiges Verhalten, oft habe ich den Eindruck das ich nicht mehr weiß was richtig, bwz. falsch ist. Ich habe für mich nur einfach das Gefühl, dass ich selber bestimmen kann wieviel Kontakt ich zulasse. Ich darf mich zurückziehen in meine eigenen vier Wände. Ich bin jetzt wirklich verunsichert, auch mit dem was und wie ich hier schreibe.
    LG bluevelvet

  • Hallo bluevelvet,

    alles was du gerade schreibst hat nichts mit Selbstschutz zu tun sondern du steckst ganz tief in der CO Abhängigkeit. Du machst dir selbst was vor und baust dir weiterhin eine Mauer um dich selbst.

    Er ist in der Klinik und es wird sich um ihn gekümmert. Hilfe durch Nichthilfe ist für Ihn und für dich am besten .

    Was tust du für dich? Wo bleibst du dabei? Welche Gedanken machst du über dich ohne IHN im Hintergrund zu haben?


    Bluvelet, es ist nicht einfach alles zu verstehen, denn auch der CO Kranke hat am Anfang seiner Loslösung nasse Gedanken. Da gehört auch mal ein Vorschussvertrauen, für der weitergegebene Erfahrungen von Co-Abhängige dazu , die es schon länger geschafft haben und sie dir zur Verfügung stellen.

    Soviel mal meine Gedanken.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Liebe Bluevelvet,
    ich bin selber starker Raucher und kann mir vorstellen, wie schwer das für ihn ist.

    Aber....

    In der Klinik wird er umsorgt, da sind Fachleute, die wissen was Entzug in allen Facetten ist. Woher wollen wir wissen, ob das nicht dem dient seine Frustrationsgrenze zu finden? Woher kennen wir das "Krankenbild" welches es noch zusätzlich gibt.

    Ich denke mal, er braucht etwas und es ist seine Aufgabe sich mit dem Thema oder der Beschaffung auseinanderzusetzen. Was ist Co? Gute Frage!!! Ich denke mal, alles, was einem anderen Verantwortung abnimmt! Alles, was ein anderer Mensch "abwälzen" kann und wofür er sich dann nicht zuständig fühlt.

    Ich kann Hartmut nur bekräftigen. Auch in den ersten Monaten meiner Trennung waren die Gedanken immer beim EXXI - somit konnte ich nicht bei mir sein und meine Probleme aufarbeiten, geschweige denn mein Leben leben oder meine vorhandenen Freuden genießen.

    Irgendwann dachte ich bei mir "Halt, Du gibtst ihm heute wieder zuviel Macht über Deine Gedanken und somit Deine Zeit". Schluß aus, weg mit den Gedanken. Im Notfall bin ich zum Unkrautjäten, dann kam wenigstens noch etwas kreatives dabei raus.

    "Frei" bin ich wohl immer noch nicht ganz, und das seit 1 1/2 Jahren.... Aber "Macht" über mich habe nur noch ich selber, mein Gefühle bestimme ich und ich werde meiner teilweisen schweren Zeit keine gute hinterherwerfen....

    In diesem Sinne, gönn Dir was schönes, statt ihm seine Zigaretten, das nämlich wäre nicht egoistisch sondern "gesund" und "ihm Verantwortung wieder übergeben".

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo bluevelvet,

    natürlich kannst du ganz alleine entscheiden, wieviel Kontakt du zulässt.
    Wenn das mit dem Zigaretten-Bringen für dich kein Problem darstellt, dann ist das okay.
    Und selbst wenn es ein Problem darstellen würde, müsstest du dann eben am eigenen Leibe erfahren, dass es vielleicht schon wieder zu viel war.
    Es gibt hier niemanden, der das Recht hat, dir irgendwelche Vorschriften zu machen.
    Es geht nur, wie Hartmut schon sagt, um bestimmte Erfahrungen, die Leute versuchen weiterzugeben.
    Und ein wesentlicher Schritt ist eben anzufangen, sich nicht mehr dauernd mit dem Partner oder Ex-Partner zu beschäftigen.
    Aber vielleicht bist du einfach noch nicht so weit, doch irgendwann wär es wichtig, dass du da hin kommst, sonst kommst du nie und nimmer von ihm los, dann geht das ganze noch vierzehntausend Jahre so weiter.

    Ich hab dir ja erzählt: Ich habe monatelang noch diese sinnlosen Telefongespräche geführt. Hier im Forum sagte man mir auch: Lass das.
    Nun, ich war einfach noch nicht so weit. Ich hab das einfach irgendwie für mich so haben wollen, wollte erst ganz genau spüren, dass es wirklich keinen Sinn hat.

    Das einzige, was vielleicht wirklich ein Problem ist, ist, Infos über andere im Internet weiterzugeben. Es ist schwer für uns Cos, weil wir ja nun mal dieses Problem mit einem anderen Menschen haben, also schreiben wir auch darüber. (Die anderen COs tun dies ja auch.) Aber wir müssen dabei sehr vorsichtig sein.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo bluevelvet,

    ich finde es erstaunlich, dass Du Dich räumlich trennen konntest, obwohl Du mental noch voll bei ihm bist. Ich musste mich erst innerlich abgrenzen, um mich räumlich trennen zu können! Sonst hätte ich das nicht geschafft!

    Weisst Du, mein Ex tut mir immer noch leid, rein menschlich. Ich habe keine Ahnung, ob er jetzt trinkt oder nicht. Will ich auch gar nicht wissen! Beim Trennungsgespräch letzte Woche sagte er, dass er jetzt vielleicht eine Therapie machen will (wäre seine erste). Schön habe ich gesagt. Ich glaube aber nicht daran (habe ich gedacht).

    Du willst ihm bei allen möglichen Sachen helfen. Weisst Du, dass Du dadurch seine Leidenszeit noch mehr verlängerst? Vielleicht muss es ihm noch VIEL SCHLECHTER gehen, damit er seinen Ar... in Bewegung setzt? So richtig schlecht, weil ihm keiner hilft! Er muss sich um sich selbst kümmern, oder er landet auf der Straße! Gibt ja viele Menschen, die es so weit kommen lassen. Ist ja ihr Leben! So sehe ich das!
    Ich weiss, das klingt hart. Aber welcher Mensch lässt sich auf Dauer gefallen, dass andere ihr Leben mitbestimmen?

    Und willst Du damit DEIN LEBEN vergeuden?

    LG,
    Anesa

  • Hallo Hartmut, Dagmar und Doro.

    Ihr habt ganz sicher recht mit dem was ihr schreibt. Ich bin Co-Abhängig, dessen bin ich mir voll bewußt, wie ich damit umgehe? sicher ganz oft falsch, sonst wäre ich nicht hier um mir Hilfe und eure Ratschläge und Tips zu holen.
    Das ich ausgezogen bin, war für mich der erste Schritt, weil ich ihn und sein Trinken nicht länger ertragen konnte, weil es mich verletzt hat Tag für Tag mit ansehen zu müssen wie unsere Beziehung den Bach runter ging und er seine negativen Gedanken einfach weggetrunken hat. Der Garten war zum Schluß so ungepflegt und heruntergekommen wie unsere Beziehung.
    Nur, wir waren in 2008 schonmal getrennt. Damals habe ich ihn gebeten auszuziehen. Das hat er dann auch getan. Ich habe mich nach langen hin und her, Versprechungen und Beteuerungen etc. erneut auf ihn eingelassen und bin natürlich enttäuscht worden, obwohl ich es damals instinktiv schon wußte, dass er nicht dauerhaft trocken bleiben würde. Warum ich es dennoch getan habe, kann ich kaum beantworten. Ich wollte und konnte wohl nicht ohne ihn leben. Für mich steht heute fest, dass mir das kein zweitesmal passieren wird. Das ich so schlecht los lassen kann, hängt auch damit zusammen, dass ich großes Mitleid mit ihm habe. Es ist nicht mehr diese grenzenlose Liebe wie früher die mich alles aushalten lässt, es ist Mitleid. Ich weiß ich kann ihm nicht helfen, nicht in dieser Situation, nicht bei diesem Problem.
    Ich habe ihm heute die Zigaretten gebracht, war erschrocken als ich ihn gesehen habe, dass ist nicht mehr der Mann den ich mal so geliebt habe, es ist sehr viel Mitleid und ich war erleichtert, als ich nach 20 Minuten wieder ging. Vielleicht brauche ich einfach länger, bis ich mich völlig ablösen kann, vielleicht baue ich einfach auch ein Mauer um mich, wie Hartmut meint. Aber ich muss meinen Weg finden mit dem ich leben kann, im Anschluß, ohne mich dabei schlecht zu fühlen. Wir sind alleine hier, ohne Freunde, Verwandschaft, etc. Da ist niemand den ich anrufen könnte, einen Bruder auf den ich die Verantwortung für bürokratische Angelgenheiten abwälzen könnte. Auch das soll keine Entschuldigung für mein Verhalten sein. Aber z. B. die Krankmeldung des Krankenhauses für den Arbeitgeber. Hätte ich zu ihm sagen sollen, sieh zu wo Du Briefumschlag und Briefmarke herbekommst, das soll nicht mehr mein Problem sein.
    Die Krankheit bleibt die Gleiche, aber jede Geschichte dazu ist eine Andere. Ich muss meinen Weg irgendwie finden, ich will ihn finden irgendwie und wenn es häppchenweise ist mein Ablösungsprozess, bis ich mit gutem Gewissen losslassen kann. Sind wir nicht alle Meister gewesen im Aushalten belastender Situationen.
    LG bluevelvet


    LG bluevelvet

  • Zitat

    Hätte ich zu ihm sagen sollen, sieh zu wo Du Briefumschlag und Briefmarke herbekommst, das soll nicht mehr mein Problem sein.
    Die Krankheit bleibt die Gleiche, aber jede Geschichte dazu ist eine Andere. Ich muss meinen Weg irgendwie finden, ich will ihn finden irgendwie und wenn es häppchenweise ist mein Ablösungsprozess, bis ich mit gutem Gewissen losslassen kann

    Hallo bluevelvet,

    was machen denn die Millionen Menschen, die allein leben, und ins KKH kommen ?
    Wo bekommen die Zigaretten her, wer gibt ihre Krankmeldung ab ?
    Sei mir nicht bös, aber Du bedienst das Co.
    Warum ein schlechtes Gewissen beim Loslassen ?
    Er ist nicht dein Kind, das Du an der Hand hast.
    Du gehst nur Deinen Weg, und er Seinen. Und er hat auch noch professionelle Unterstützung.
    Und auch Du kannst Dir z.B. bei ProFamilia, oder bei Frauenvereinen Unterstützung bei manch einem Behördengang holen.

    Ich weiß, ich bin diese Wege schnell gegangen, wie manche hier meinen. muss ja auch nicht Dein Tempo sein, aber häppchen-weise ????
    Mit diesen kleinen Häppchen lässt Du Dir immer wieder ein Hintertürchen auf um ins Co zu fallen.
    Und was bringt es Dir ? Was bringt es ihm ?
    Weder Du kommst vorwärts, noch tut er einen Schritt, und beide müsst ihr es tun.
    Du für Dich :arrow: Er für sich :idea:

    Find Dein Tempo bluevelvet und geh, meinetwegen langsam, in kleinen Schritten, aber bitte in die richtige Richtung.
    Ich hab mir jeden Tag die Bausteine Co durch gelesen, um nicht vom Weg abzukommen.
    Reiss die Mauer ein, aber bau sie nicht noch auf.
    Und ich weiß, Du wirst es schaffen....als Du Dich hier angemeldet hast, wolltest Du doch was erreichen, oder :wink:

    Schönen Sonntag noch,
    nici :D

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