Tja jetzt ist es wiedermal soweit. Er geht morgen zum x-mal in die Entgiftung. Das erstemal allerdings in der neuen Heimat. Den Gang zur Agentur hat er nicht geschafft. Die Krankmeldung erstmal verlängert.
Als er das erstemal ihn Entgiftung musste habe ich noch Rotz und Wasser mit ihm gemeinsam geheult, beim zweiten und drittenmal auch noch, danach setze schon ein irgendwie anderes Gefühl ein. Was ich heute empfinde kann ich nicht genau sagen, ich möchte es nicht als Gleichgültigkeit beschreiben, aber es berührt mich nicht mehr sonderlich. Ihm wird schließlich geholfen. Es ist allerdings das erste Mal das er die Entgiftung alleine angeleiert hat, aber auch das beindruckt mich z. Z. nicht mehr sehr. Gestern hat er mich angerufen, geweint wie so oft, gejammert wie schlecht es ihm geht, dass er ohne mich einfach nicht sein kann, wie sehr er mich liebt und was er alles kaputt gemacht hat. Danach hat er mich gefragt, ob ich ihn in die Klinik bringe. Nein, das werde ich nicht tun. Ich habe ihm gesagt er soll sich ein Taxi nehmen, er habe den Gang zum Supermarkt schließlich auch noch geschafft. Ob ich denn wenigstens seinen Arbeitgeber anrufe. Nein, auch das werde ich nicht tun. Nur die Krankmeldung würde ich zum AG schicken, wenn er sie vorliegen hat. Das war heute der Fall. Von der Arbeit aus bin ich zu ihm. Er sieht schrecklich aus, sitzt nur da, starrt vor sich hin, weint, sieht mich an und fängt noch mehr an zu weinen. Es tut mir in der Seele weh ihn so zu sehen, aber ich bin dennoch hart geblieben. Ein Taxi für morgen früh ist bestellt, die Krankmeldung bereits im Briefkasten, mehr kann und will ich z. Z. nicht für ihn tun. Ich habe ihn nochmal in den Arm genommen, er hat mich darum gebeten, aber es tut so weh, ich möchte ihn halten, spüre aber das es nicht gut für mich ist. Er wirkt so hilflos. Aber ich will doch gar keinen hilflosen Mann, ich möchte doch auch jemanden der mich mal in den Arm nimmt und mir sagt: "Alles wird gut" und ihm glauben kann.
Gestern ging es mir so bescheiden, ich musste nur heulen. Es war so ein Tag an dem alles schief gelaufen ist, ein Tag an dem man am besten im Bett geblieben wäre. (der Internetzugang funktionierte auch nicht) Ich dachte noch bei mir, bin ich denn nicht genug bestraft. Ich weiß nicht wieviel Kraft ein einzelner Mensch aufbringen kann, aber es geht irgendwie immer weiter. Wenn ich mich im Spiegel anschaue, kommt mir das Grauen, ich sehe jetzt tatsächlich aus wie 46. Augenringe, Sorgenfalten, einfach sch...
Er hat mich natürlich gefragt, ob ich ihn im Krankenhaus besuche. Ich habe zwar nein gesagt, aber genau hier weiß ich schon wieder nicht ob ich das durchhalte. Warum tue ich mir das an?