Nie mehr trinken, oder noch besser: trocken leben.

  • Hallo zusammen,

    Es tut gut, im Forum zu lesen und zu sehen, dass es so viele andere gibt, die auch ein Alkoholproblem hatten/haben und jetzt trocken leben.

    Seit 2 Wochen trinke ich nichts mehr. Sage bewusst: trinke nichts mehr. Denn von: "ich lebe trocken" bin ich noch weit entfernt. Viel zu sehr ist alles noch darauf ausgerichtet, Situationen zu meiden, die eine Gefahr sein könnten, mich zu beobachten, wann sich der Alk-Wunsch meldet, etc. Wenn ich daran denke, wieviel ich vor allem in den letzten 4 Jahren getrunken habe, wird mir ganz übel. Es macht mich traurig, wütend auf mich selbst, dass ich so gelebt habe.

    Das schönste Gefühl zur Zeit ist: ich wache morgens auf, fühle mich erholt (jetzt seit 3 Tagen schlafe ich wieder richtig) und denke: Wow, kein morgendlicher Selbsthass und -ekel, dass ich es wieder nicht geschafft habe am Abend zuvor. Ich habe keine Angst mehr, man könnte bei der Arbeit (m)eine Fahne riechen.

    So, werde nun wieder zu anderen Berichten gehen und weiterlesen.

    Liebe Grüsse und bis bald!
    Savina

  • Hallo savina!

    Schön von dir zu lesen. Bist genauso ein Newcomer hier wie ich, oder?
    Mir geht es ähnlich wie dir. Ich habe bei manchen Situationen auch Angst. Etwa wenn jemand mit mir weggehen will, der aber nicht weiß, dass ich keinen Alk mehr trinke.

  • Hallo Gavris

    Ja, bin auch Newcomerin. Seit wann trinkst Du nicht mehr?

    Habe gestern einen Beitrag im Forum gelesen zum Thema, ob man sich outen soll/muss. Auf Dauer wäre es sicher leichter, als ständig neue Ausreden bringen zu müssen, warum man jetzt nicht mehr trinkt.
    "Ach komm, ein Gläschen zum Anstossen kann doch nicht schaden..."
    Doch, genau das schadet mir, weil es das erste Glas von den nächsten 10 oder mehr sein wird, weil vielleicht wieder ein Blackout am nächsten Tag da sein wird.

    Eigentlich ist es überhaupt strange, dass man in einer Geselleschaft/Freundeskreis begründen muss, warum man nicht mittrinkt. Sollte das nicht "auch" normal sein?

    Wem hast Du es erzählt, dass Du nichts mehr trinkst?

    Liebe Grüsse und einen schönen Tag wünscht Savina

  • Hey Savina!

    Bin auch ein Newcomer!
    Ich trink jetzt seit 2 Monaten nichts mehr...
    Bei mir wars auch so, ein, zwei Gläser - draus sind zehn oder ich weiß nicht wie viel geworden und dann die Gedächtnislücken und Filmrisse :(
    Grauenhaft der nächste Tag und generell die darauffolgende Zeit...

    Wegen dem Freundeskreis: ich habs halt relativ radikal durchgezogen. Hab mich nur bei zwei meiner besten Freunde geoutet, wobei mir einer immer noch versichern will dass ich das alles dramatisiere. Zu anderen hab ich gar nichts gesagt. Wenn mir jemand Alkohol anbietet sage ich "nein danke" und das wars. Wenns jemanden nichts passt, dann hau ich ab.
    Tja leider ist es nicht normal das man nichts trinkt. Irgendwie auch logisch, man war ja lange Zeit selbst involviert in der ganzen Spirale!

    LG der Brad

  • Hallo,

    Zitat von savina

    Das schönste Gefühl zur Zeit ist: ich wache morgens auf, fühle mich erholt (jetzt seit 3 Tagen schlafe ich wieder richtig) und denke: Wow, kein morgendlicher Selbsthass und -ekel, dass ich es wieder nicht geschafft habe am Abend zuvor. Ich habe keine Angst mehr, man könnte bei der Arbeit (m)eine Fahne riechen.


    Ich habe bis heute versucht mir dieses Gefühl zu erhalten oder mich mindestens gut daran zu erinnern. Wenn es beginnt in den Hintergrund zu treten, dann hat das Suchtgedächtnis leichtes Spiel und kann wieder die Oberhand gewinnen. So nach dem Motto: "War doch alles nicht so schlimm.".

    Zitat von brad

    Tja leider ist es nicht normal das man nichts trinkt.


    So habe ich früher auch gedacht und gefühlt, weil ich nur Leute kannte, die getrunken haben. Die anderen habe ich gar nicht bemerkt. Aber um so mehr sich mein soziales Umfeld geändert habe, um so mehr ist mir aufgefallen, dass es eigentlich genau umgekehrt ist.

    Schönen Tag

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Einen wunderschönen guten Morgen savina,
    herzlich Willkommen im Forum.
    Du hast den Anfang gemacht, toll. Bist du denn auch in einer SHG oder bei einem Therapeuten? Hast du dir schon überlegt eine LZT zu machen?
    Du hast deinen Blick darauf fokussiert, alle Gefahrenzonen zu meiden. Das ist prinzipiell gut, aber hast du dir auch einen Ausgleich geschaffen? Neue Hobbies, einen neuen Bekanntenkreis?
    Ich weiss, es ist nicht leicht, nicht zu trinken und gleichzeitig darüber nachzudenken was man denn mit der "geschenkten Zeit" sinnvolles anstellen soll.
    Ich wünsch dir ganz ganz viel Erfolg und weiterhin die Stärke das du deinen neuen Weg konsequent weiter gehst.

    GLG Chaosimleben

    Es war ein Donnerstag und ich habe entschieden: Mein Leben muss sich ändern!

  • glück auf "Newcomer"

    schön das ihr ins forum gefunden habt

    Zitat von savina

    Habe gestern einen Beitrag im Forum gelesen zum Thema, ob man sich outen soll/muss.

    zu dem thema gabs bei mir mal ne diskusion - guckstdu hier: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…p=436042#436042

    ich wünsch n schönen donnerstagnachmuttag + viele erkenntnise

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat von savina

    Denn von: "ich lebe trocken" bin ich noch weit entfernt. Viel zu sehr ist alles noch darauf ausgerichtet, Situationen zu meiden, die eine Gefahr sein könnten, mich zu beobachten, wann sich der Alk-Wunsch meldet, etc.

    Hallo,

    auf Situationen zu achten, die eine Gefahr darstellen könnten, trifft auch noch auf trockene Alkoholiker zu, die beispielsweise 8 Jahre trocken sind.

    Sehr viele Langzeittrockene, ich kenne nur derartige, meiden auch nach Jahren Diskotheken, Feiern mit Alk, Dorffeste, Weihnachtsmärkte etc.
    Für sie gehört die saufene Gesellschaft nicht mehr in deren Leben.

    Das heißt, auch wenn man "richtig" trocken ist, wird eine sensible Vorsicht und auch ein Meiden hinsichtlich Gefahrensituationen immer notwendig sein.
    Nicht nur in der Anfangszeit.

    Natürlich gibt es Ausnahmen, meine Erfahrung zeigt mir aber, dass die Ausnahmen meist rückfällig werden, weil sie es irgendwann zu locker nehmen, diejenigen, die permanent vorsichtig sind, dagegen stabil trocken bleiben.

    Gruß

  • hallo savina!

    bei mir wissen es eltern und ein paar Freunde. aber nicht alle.
    Ich denke auch, dass das eigenartig ist. Einerseits wird überall Alk zum Anstossen verwendet, andererseits schämt man sich für die daraus resultierende Krankheit und derer, die daran erkrankt sind.

  • Hallo zusammen, vielen Dank für die vielen Wortmeldungen!

    Zitat von brad

    Hab mich nur bei zwei meiner besten Freunde geoutet, wobei mir einer immer noch versichern will dass ich das alles dramatisiere.

    Ich kann das nicht ganz verstehen, dass jemand der Ansicht ist, dass man das dramatisiert. Zumal es schon sehr viel Mut braucht hinzustehen und zu sagen, man hat ein Suchtproblem und trinkt darum nicht.

    Toll, dass Du es seit 2 Monaten durchziehst.

  • Zitat von HansHa


    Ich habe bis heute versucht mir dieses Gefühl zu erhalten oder mich mindestens gut daran zu erinnern. Wenn es beginnt in den Hintergrund zu treten, dann hat das Suchtgedächtnis leichtes Spiel und kann wieder die Oberhand gewinnen. So nach dem Motto: "War doch alles nicht so schlimm."..

    Genau das war bis anhin mein Problem, dass ich immer wieder glaubte, jetzt ist es nicht mehr so schlimm, heute abend hast Du es im Griff mit der Menge, schliesslich hast Du ein paar Tage nichts getrunken. Und Tags darauf wieder mit einem Blackout aufwachen und nicht fassen können, dass ich wieder reingefallen bin :evil: . Überlegen, wie ich wohl nach Hause gekommen bin? Mit Schreck feststellen, dass das Fahrrad vor dem Haus steht - also muss ich sogar noch gefahren sein...?!?

  • Zitat von chaosimleben

    Bist du denn auch in einer SHG oder bei einem Therapeuten? Hast du dir schon überlegt eine LZT zu machen?
    Du hast deinen Blick darauf fokussiert, alle Gefahrenzonen zu meiden. Das ist prinzipiell gut, aber hast du dir auch einen Ausgleich geschaffen? Neue Hobbies, einen neuen Bekanntenkreis?

    Nein, in einer SHG bin ich noch nicht, aber bei einer Therapeutin. Morgen habe ich wieder Termin.

    Hobbies habe ich an und für sich genug, vor allem solche, die ich lange vernachlässigt habe und jetzt wieder aufgenommen habe.
    Mit dem Freundeskreis ist es etwas schwierig. Die meisten meiner besten Freunde sind sehr trinkfreudig. Da werde ich schauen müssen, wie ich das in den nächsten Wochen/Monaten mache.

    Heute abend war ich allerdings mit zwei Freundinnen weg, die eine trinkt gar nie und die andere ab und zu ein Glas Wein. Wir waren Abendessen und es war ein so gutes befreiendes Gefühl für mich, dass ich zum ersten Mal seit langem nicht überlegt habe, ob ich jetzt Wein bestelle oder nicht. Es ist jetzt ganz klar, dass es keinen mehr gibt.
    Vor kurzem noch dachte ich, heute abend darfst Du nichts trinken, und kaum war ich irgendwo, bestellte ich automatisch Wein oder Bier. Wie eine ferngesteuerte Puppe

  • Zitat von hoppegarten


    ... meine Erfahrung zeigt mir aber, dass die Ausnahmen meist rückfällig werden, weil sie es irgendwann zu locker nehmen, diejenigen, die permanent vorsichtig sind, dagegen stabil trocken bleiben.

    Ja, das ist wohl die grösste Falle, wenn man es wieder "locker" nimmt. Ich für mich weiss inzwischen sehr gut, dass ich nie zu den Leuten gehören werde, die "normal" trinken können. Einen Abend schaffe ich es sicher, nur mal 3-4 dl Wein zu trinken. Am nächsten Abend sind es 7 und am übernächsten 10. Und wieder bin ich im Jammertal angelangt.

  • Zitat von silberkralle

    zu dem thema gabs bei mir mal ne diskusion - guckstdu hier: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…p=436042#436042

    Danke für den Link Matthias! Tja, das mit dem Outing ist so ne Sache.

    Bei mir weiss es bis jetzt erst meine Therapeutin. Und ein Freund, der mich veranlasst hat, dass ich mir wirklich Hilfe suche.
    Was ich den anderen Leuten und Bekannten sagen werde, weiss ich jetzt noch nicht. Im Moment bin ich einfach mal froh, dass ich wenigstens in diesem Forum sagen kann, was Sache ist.

    Wünsche allen eine gute und erholsame Nacht!

    Savina

  • hallo savina,

    schön das du hier bist, ich komme mal aus dem anderen lager zu dir :D

    ich finde es interessant zu lesen, das man sich eine ausrede einfallen lassen will, weil man nichts trinken möchte. ich denke es ist besser und ehrlicher zu sagen, ich trinke nicht mehr oder ich brauche es nicht mehr um lustig zu sein oder so was in der form... ich bin seit jahren immer schief angeschaut worden, weil ich wie deine eine freundin kaum etwas trinke. doch ich hab es immer bei dem ersten besuch, treffen so gesagt und das speichern die leute auch so ab...

    dein freundeskreis wird sich auch noch mal ändern, denn jetzt siehst du es mit nüchternen augen, was sich da so für abgründe des menschlichen sein auftuen...sei gewiss es gibt mehr nein sager als du denkst finde sie und du kannst dich unter deines gleichen wohl fühlen, wie beim letzten treffen mit deinen freundinnen, aber lügen hilft dir nicht weiter, das ist kein guter start.

    lg janeba

  • Zitat von janeba

    ich finde es interessant zu lesen, das man sich eine ausrede einfallen lassen will, weil man nichts trinken möchte. ich denke es ist besser und ehrlicher zu sagen, ich trinke nicht mehr oder ich brauche es nicht mehr um lustig zu sein oder so was in der form...

    Hallo Janeba,

    Danke für Deinen Beitrag!

    Natürlich sage ich, dass ich nichts mehr trinke, mehr ist die Frage, was ich als Grund angebe, wenn jemand nachfragt warum.
    Weil ich trockene Alkoholikerin bin? (stimmt)
    Weil ich einen klaren Kopf behalten möchte? (stimmt)
    Weil es mir am nächsten Tag psychisch ganz mies geht? (stimmt)
    Weil ich grad erkältet bin (gelogen)
    Weil ich nicht massvoll trinken kann? (stimmt)

    Muss es die erste Antwort sein? Ich denke nicht. Ich kann bestimmen, wieviel ich von diesem Problem preisgebe und mit welcher Begründung. Mir passt die letzte Antwort für den Moment am besten.
    Ich werde auch nicht mehr sagen, dass ich nur vorübergehend nichts mehr trinke, sondern eben: "ich trinke nicht mehr, weil ich kein Mass habe. Und ich würde es schätzen, wenn man mir keinen Alkohol anbietet."

    In den nächsten Wochen/Monaten werd ich sehen, wer mich nicht ohne Alkohol erträgt und umgekehrt :)

    Liebe Grüsse, Savina

  • Hallo Savina,

    Bei mir haben sich beim Outing die wahren Freunde gezeigt.
    Als ich mich gegenüber meinen ehemaligen Trinkkumpels geoautet habe, kam nur:
    jetzt übertreibst du aber du bist doch kein Alkoholiker, dann wären wir ja alle Alkoholiker ???!
    Aber wenn du willst braucht du ja nichts trinken und kannst trotzdem bei uns sitzen.
    Das geht natürlich gar nicht.! Den Kontakt habe ich abgebrochen, ich habe sogar einen lange geplanten Angelurlaub in Norwegen mit ihnen abgesagt.
    Als ich es meinen wirklich guten Freunden gesagt habe, dass ich Alkoholiker bin erntete ich großen Respekt und Anerkennung dafür dass ich trocken leben will.
    Ich bin jetzt seit 26.01.diesen Jahres trocken und für mich ist Outing ein wichtiger Schritt in die Trockenheit.

    Gruß Steiger

  • Hallo savina!

    Ich bin auch in der Phase, wo ich sehe, wer mir ohne Alkohol den Rücken kehrt und wer trotzdem mit mir kann.
    Und ich freu mich drauf! Seinen Freundeskreis "auszusortieren" ist eigentlich ein Muß und wenn jemand die Freundschaft kündigt, weil ich keinen Alkohol trinke... na da muß ich jetzt nicht weiterschreiben.

    Bei mir läufts so ab:
    "Was trinkst du?"
    Ich: "Ein Cola bitte."
    "WAS???? Komm trink ein Bier."
    Ich: "Nein danke. Cola bitte"

    Normalerweise ists hier gut.

    Wenn nicht:

    "Komm ein Bier trink mit..."
    Ich: "Nein danke. Hast du jetzt ein Cola oder nicht?"
    "Ein Bier wird dich ja nicht umbringen."
    Ich: "Ok dann Leute, ich muß los. Viel Spaß noch! Tschüss!"

    LG der Brad

  • Zitat von brad

    Ich: "Ok dann Leute, ich muß los. Viel Spaß noch! Tschüss!"


    Hallo,

    und für mich war es das dann. Dort würde ich nie wieder auftauchen, wenn ich vorher noch nicht so schlau war.
    Da will mir jemand an mein Leben. Für mich ist ganz klar, wenn ich meine Krankheit nicht stoppen kann, werde ich daran sterben. Sucht ist die einzige Krankheit bei der ich das selbst beeinflussen kann.

    Schönen Tag

    H.

    PS: Deshalb wird ja auch immer "gepredigt", dass ich dort nichts zu suchen habe, wo es Alkohol gibt. Ich habe die Grundbausteine am Anfang konsequent eingehalten.
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…echternheit.php

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • hallo zusammen,

    ich finde es spanned hier zu lesen, wie oft man etwas angeboten bekommt und sich entschuldigen muß etwas ohne prozente haben zu wollen.... ich hab mich am anfang immer bei meinem besuch entschuldigt, das ich nichts im haus habe, fals keine feier anstand....und es ging immer.... ich hab nix mit prozenten zu hause, also bringen sie sich was mit oder sie lassen es sein.... und nun ratet mal es bringt sich keiner was mit, im gegenteil sie freuen sich auf meine säfte und es ist gut so....
    ich hoffe und wüsche euch das es auch bei euch so normal wird..

    lg janeba

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