Und noch ein Kind. Erkenntnis - und nun?

  • Hallo Chamäleon

    Dein posting schreit vor Verzweiflung.
    Ich möchte Dir hier auch ein Paar Gedanken dalassen.

    Du hast die Ursachen und Auswirkungen erkannt. Das ist doch schon ein Gewaltiger Fortschritt. Viele kommen nicht mal an diesem Punkt.
    Du hast Hilfe in Anspruch genommen, auch das ist ein wichtiger Schritt in richtiger Richtung.

    Was mir als problematisch erscheint ist, dass Du so verbissen bist. Kann es sein, dass Du zu sehr willst?
    Du könntest z.B. erstmal versuchen, Dich so anzunehmen wie Du jetzt bist. Mit all den Defiziten, die Du jetzt hast. Du hast schlimme Erfahrungen gemacht und Du hast recht darauf SO zu sein.

    Lass es ein bisschen laufen, nimm Dich so an wie Du jetzt bist, "ein Mann der seine Identität verloren hat"

    Vielleicht wenn Du es nicht so verkrampft nimmst, wird sich langsam das ganze in Bewegung setzen.

    So, meine Gedankengänge zu Dir.

    Liebe Grüße
    Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Hallo Chamäleon!
    Ich frage mich immer wieder wie wichtig es überhaupt ist,sich bis ins Detail an seine Kindheit zu erinnern.
    Ich habe zeitweise Erinnerungen und kann mir dann auch erklären woher meine Ängste kommen,aber ganz ehrlich,viel nützt es mir nicht.Tatsache ist einfach daß sie da sind.
    Meine Mutter hat mich als Kind mal beim Einkaufen vergessen.Sie hat mich einfach stehen lassen.Ich sollte warten,sie wollte nur noch eben Brot holen.Ich stand natürlich brav da,sah sie dann aber durchs Fenster mit zwei Einkaufstüten nach Hause gehen.
    Ich weiß,daß ich ihr dann hinterherlief, und sie mir erklärte,ich hätte alles nur geträumt,sollte Papa aber nichts sagen.
    Na,warum wohl?!
    Heute reicht es mir teilweise einfach nur zu wissen,daß ich die ganze Kindheit über getäuscht wurde,die Details sind mir da egal.
    Da kommt es einem vielleicht zugute,wenn man eher ein "Kopfmensch" ist.
    Ich versuche mich heute mit meinen Ängsten auseinanderzusetzen wie sie da sind,egal woher sie kommen.
    LG Ragna

  • Zitat von Chamäleon

    Hallo!

    Nicht nur das, aber vor allem das, hat mich wohl sehr geprägt, auf allen Ebenen. Ich habe viele Ängste, leider unter starker Aufschieberitis und Ablenkerei, die mich (neben den Ängsten) praktisch alle (theoretischen) „Karrierechancen“ gekostet hat, was auch immer das sein mag. Ich kenne meine Wünsche und Bedürfnisse kaum, bin sehr stark von der Reaktion „der anderen“ abhängig; das Ausmaß dieser im weiten Sinne Co-Abhängigkeit wird mir immer klarer: Ein Lächeln einer Frau kann mich für Stunden großartig fühlen lassen, einen Tag später sterbe ich schier vor Verlassenheit und Angst vor Einsamkeit. Und so weiter. Nichts hält, alles rieselt durch mich durch. Was ist das Meine, was ist meine Identität, wer bin ich? Was fühle ich denn da überhaupt, wenn es mir wieder die Kehle zuschnürt oder den Brustkorb abklemmt? Ich VERMUTE Verlassenheit, Einsamkeit etc. Aber WISSEN tue ich es nicht. Differenziertere Gefühle habe ich nicht oder kann sie nicht erkennen/benennen.

    Interessant, wie sich die Symptome gleichen ...wie empfindest Du diesen Identitätsverlust?

    LG

  • Hallo Chamäleon. Der Name kann schon sehr treffend sein für einen EKA. Der Meister der Tarnung, sozusagen. Und das ist gleichzeitig auch die große Schwierigkeit. Wenn ich mich tarne bin ich nicht authentisch. Ich zeige etwas anderes als ich mich nach innen hin fühle.

    Ich kenne dieses Graben in Details. Ich kenne natürlich auch fehlende Stücke vom „Film“. Das ist wohl EKA-typisch. Es gibt auch Erklärungen dafür, doch ist das wirklich wichtig?

    Gibt dir vielleicht etwas Zeit und Ruhe die vielen Gedanken und Gefühle in dir zu sortieren. Habe etwas Geduld mit dir, der Prozess vom Erkennen in die Umsetzung braucht Zeit und kann nicht erzwungen werden.
    Du bist mit Literatur zu diesem Thema beschäftigt, das löst viel aus und mitunter auch Verwirrung, weil man aus einem völlig neuen Blickwinkel mit seinem Leben konfrontiert wird.
    Vielleicht gibt es etwas, dass du so richtig gerne machst, dann tue es – gönn dir etwas Gutes.

    Viele Grüße
    sunwalker

  • Hallo Chamäleon!
    Ich glaube auch,daß es kein Identitätsverlust ist,sondern Identitätslosigkeit.Man hat uns ja nie etwas "werden" lassen,also wonach sollen wir da suchen?
    Heute himmelhochjauchzend,morgen zutodebetrübt-dieses Gefühl kenne ich nur zu gut.
    Oft ist es sogar so,daß je schöner ein Tag war,desto schlechter geht es mir am nächsten.Ich schaffe es nicht eine positive Stimmung zu halten,spätestens über nacht geht sie verloren.Manchmal möchte ich gar nicht schlafen gehen,hoffe,daß der Tag nicht endet,weil ich weiß was mich am nächsten Morgen erwartet.
    Ich wünschte mir einfach mal unbeschwert aufzuwachen und mit Freude in den neuen Tag zu gehen.
    Dieses ewige Rätselraten um die eigenen Gefühle raubt einem so viel Kraft,daß man eben nur Stück für Stück voran kommt.Man kann gar nicht "dranbleiben" um sich zu sortieren,ich denke das würde die Seele einfach überfordern.
    Ich habe aufgehört mit mir zu schimpfen,das habe ich als Kind oft genug ertragen,mein Bedarf an Tadel ist gedeckt.
    Leider scheint es da kein Patentrezept zu geben,ich hätte es gerne,und wenn ich es finde,werde ich es sofort veröffentlichen!
    LG Ragna

  • Es gibt ein Buch mit dem Titel „Das Leben annehmen“. Es schafft interessante Sicht- und Umgehensweisen mit Gefühlen und Gedanken, irgendwie fällt mir das als Erstes zu deinem Thread ein. Nicht, dass damit alles paletti wäre, für mich als EKA. Die Verletzungen sind tief und prägend gewesen, wie vermutlich bei uns allen. Es ist vorbei und nicht mehr änderbar. Heute sind wir zunächst mal so wie wir sind.

    Doch das Buch hat mir sehr geholfen. Es hilft sich Gefühlen und Gedanken beobachtend gegenüber zu sehen und diese nicht sofort zu bewerten und sich auch nicht sofort davon vereinnahmen zu lassen. Vor allem nicht von den „negativen“. Es geht da auch um Achtsamkeit, finde ich persönlich einen ganz wichtigen Ansatz.
    Manchmal hilft es mir zu Fragen: Was ist denn da noch? - neben der Angst, oder neben der Wut. Wo ich Angst habe, ist da immer auch ein Wunsch nach etwas. Angst vor dem neuen Job doch gleichzeitig auch der Wunsch etwas Neues zu mache, etwas Neues zu lernen.
    Ich werde wütend auf meiner Arbeit, weil der Mist da nicht funktioniert. Ich habe da aber auch nicht nur Wut in mir, da ist auch das Bedürfnis etwas zu ändern. Wenn ich das in meinem Job dauerhaft nicht kann, das System so angelegt ist, brauche ich einen anderen usw. Und genau da fängt es für so einen EKA wie mich an schwierig zu werden.
    Genau an diesem Punkt muss ich einen Schritt, einen Weg selbst gehen. Und dann am Ball bleiben (fällt mir echt schwer). Doch weiß ich auch, es gibt keinen anderen Weg aus diesen Mustern raus zu kommen. So war ich z. B. bei Al-Anon für EKAs gerade wegen aller Zweifel und Ängste, um zu schauen ob es etwas für mich sein könnte.
    Ich kann 100 Bücher zum Schwimmen lesen und doch nützt es mir absolut gar nichts wenn ich es nicht selbst versuche. Eigentlich ganz simpel, aber ist es natürlich nicht. Und das ist aus meiner Sicht der Punkt.

    Kein Mensch, der mich kennt würde annehmen, dass ich eben nur innerlich, so kaputt bin, mich so kaputt fühle. Weder sehe ich so aus, noch verhalte ich mich so. Und dennoch ist es momentan so. Ich kann es hassen und bekämpfen, damit hadern und zaudern. Dann geht es mir definitiv noch schlechter. Ich kann aber auch versuchen mich so zu akzeptieren (mit diesen Macken, die ich mir nicht ausgesucht habe), dann habe ich zumindest eine Chance gut mit mir selbst umzugehen. Quasi mit dem viel zitierten „inneren Kind“.
    Zum Sortieren habe ich mir etwas angewöhnt was bei mir ganz gut funktioniert. Das klappt (da ist es wieder) aus der Ruhe heraus, nach einem Tag im Saunabad z.B. oder
    nach einem autogenen Training, wenn ich mich entspannt fühle.
    Was ist als Nächstes ganz oben auf der Liste, was mir hilft mich besser um mich zu kümmern? Welche Idee, welcher Schritt, welcher grundsätzliche Gedanke ist es? Ich schreibe jeweils nur 2-4 Stichpunkte auf. So habe ich quasi einen roten Faden. Wenn sich mal wieder alles in mir verwirrt greife ich darauf zurück....

    So nun ist´s aber mal genug.

    LG sunwalker

  • hallo chamäleon,

    schöner name...sie nannte ich mich auch häufiger
    und fühlte/fühle mich auch so...

    ich bin gerade auch erst (seit einem jahr) am eintauchen
    in das thema eka...und ich merke ich bin auf einem weg,
    wohin der führt und was noch so kommt - keine ahnung

    würde meine genesung (wenn es die denn gibt)
    sehr gerne voran treiben - aber wie es schon hieß hier
    mit druck & zwang kommt man da glaub nicht weit...

    ich wünsch dir alles gute
    so_anders

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

  • Hallo Chamäleon,

    so wie Du diese Zeilen geschrieben hast, fühlt man direkt mit Dir.
    Ich bin selbst erst seit Kurzem hier angemeldet...
    Unglaublich, wie sich die Gefühle die man jahrelang so unter Kontrolle hatte, plötzlich ihren Weg suchen.
    Ich war 3 Wochen krank geschrieben, auf der Arbeit unglaublich viel los und ich mit Vollgas mitten rein... Kopfschmerzen und Migräneattacken- dennoch saß ich auf der Arbeit. Bis es nicht mehr ging. Eigentlich DACHTE ich, es ginge Richtung "Burn out" doch irgendwie (ich weiß nicht warum) bin ich auf dieser Seite gelandet. Instinktiv!? Das Buch das Du gelesen hast, habe ich vor 2 Wochen durchgelesen. Ich kann nicht sagen, wie oft ich geweint habe... Seite um Seite musste ich schlucken...und gerade der Satz den Du genannt hast : " Ich freue mich schon auf mich selbst" hat es mir ebenfalls angetan...
    Seitdem bin ich innerlich permanent damit beschäftigt, Erinnerungen hervorzuholen ...
    Ich lag vor Kurzem in der Badewanne, entspannt....mein Freund kam herein, setzte sich und es schoß förmlich aus mir heraus. Ich lag heulend in der Wanne und redete und redete ...und zum ersten Mal Fluchte ich laut über meine Eltern (bei mir tranken beide...) und das ich sie dafür hasse, das sie mir meine Kindheit kaputt gemacht haben....
    Klar, nach Aussen hin "Vorzeigefamilie" ... sicher... ich bekam vieles, es gab Urlaube und und und....doch all dies ist dennoch immer mit negativen Erinnerungen verbunden...
    In einem Urlaub habe ich mir vor Wut das Handgelenk mit einem Messer aufgeritzt, so wütend war ich...mein Vater brüllte nachts quer durchs Urlaubsgebiet,....gegen mich, wie schlecht ich doch sei, das ich nichts kann etc etc.... es gab Momente, da wollte ich einfach nicht mehr sein....
    Ich habe kommende Woche einen Termin bei einer Therapeutin und bin sehr gespannt...
    Eigentlich bin ich mehr eine Kämpferin, in allen Bereichen...immer für alle da...jemand braucht Hilfe !? Ich bin da....doch bislang kam ich immer zu kurz....
    Beziehungen !? Durch die ständigen Verlustängste und dieser Drang zum Perfektionismus ging alles kaputt.... ich nahm mir 4 JAhre eine Auszeit und jetzt habe ich das Gefühl "endlich jemand der mich versteht"....und vor allem, meine MAcken mitmacht...
    Erst seid Kurzem merke ich, ich werde entspannter....je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, umso trauriger werde ich- erkenne mich aber in so vielen berichten und Büchern wieder...
    Man ist tatsächlich nicht allein....
    Ich versuche das "innere Kind" zu finden.... das gelingt mir nicht... aber ich hoffe, das ich mit hilfe, zu mir selbst finde und MICH wieder lieben lerne -
    und das wünsche ich Dir auch !!!!
    Ein Satz hat mich völlig aus den Fugen geworfen (in dem Buch)
    Da stand " ich hab ihn trotzdem lieb" (da war es der Vater der trank)
    Das ist denke ich das schmerzvollste an allem, man ist wütend,...hat unglaubliches erlebt...es begleitet einen ständig und dennoch ist man innerlich zerrissen.... es sind eben die Eltern....
    hassen.abschließen!? lieben. den "verfall" weiter beobachten !?
    Meine Eltern geben bis heute nicht zu, Alkoholkrank zu sein. ich denke, sie reden sich das schön,...
    was sagen !? schwierig.... ich habe nach wie vor Angst vor der Reaktion...
    aber eines Tages....werde ich den Mund aufmachen ....

    VG
    Bridget

  • Grüss Dich Bridget

    Du schreibst:

    Zitat

    Man ist tatsächlich nicht allein....

    Chamäleon hat hier im Forum fünf Beiträge
    geschrieben, den letzten am 21. August 2011.
    Da du dich mit deinem Beitrag direkt
    an den Threadinhaber gewendet hast,
    ist es mehr als wahrscheinlich das
    du tatsächlich ohne Antwort bleibst.
    Vielleicht hast du das übersehen.
    Nichts für ungut.

    Schönen Abend / gute Nacht noch

    OF

  • Hallo!

    Bei mir ist es ähnlich bzw in manchen Dingen sogar gleich.
    Ich habe auch das Gefühl, dass ich keine wirkliche Identität hatte.
    Meine Großeltern waren mir gegenüber zwar immer nett, herzlich und interessiert- aber ich fürchte, meinem Vater gegenüber nicht. Sie wären heute schon sehr alt, beide zwischen 100 und 120 Jahren, wenn sie noch leben würden und haben die typischen Charaktermerkmale der Kriegsgeneration. Abgesehen davon, hätte mein Vater nicht geboren werden dürfen, da es der Gesundheitszustand meiner Oma eigentlich nicht mehr zuließ.
    Mein Vater kann keine Gefühle aufbauen bzw zeigen und so hatten wir auch keine wirkliche Tochter-Vater-Beziehung. Er hat sich aus unserer Erziehung komplett rausgehalten, war wenn nur fürs Strafen zuständig oder erklärte uns, wie wir uns Mama gegenüber zu verhalten haben. Wir sollten aufpassen, dass sie nicht trinkt und Rückmeldung geben, ob sie getrunken habe und vor allem lieb und brav sein. Dass auch vor anderen Menschen- die sollten nichts schlechtes denken.
    Auf die Entfaltung meiner Persönlichkeit oder meine Perspektiven wurde keinen Wert gelegt. Ich war eigentlich immer nur die Projektionsfläche für meine Eltern und sollte mich so verhalten, wie sie es wünschen. Frech oder selbstbestimmt durfte ich nicht sein, sondern immer fein angepasst und ruhig und bloß keinen Kummer machen. Ansonsten gaben meine Eltern die Verantwortung an alle möglichen Leute ab- aufs Gymnasium kam ich, weil die Grundschullehrerin das empfahl. Hätte sie Hauptschule gesagt, wäre ich dahin gekommen. Der Lateinlehrer hat mich richtig fertig gemacht, mich auflaufen lassen und runtergeputzt- meine Eltern gingen zusammen zum Elternsprechtag und sprachen das an- mein Vater sagte hinterher: Es wird schon stimmen, wenn Sie es sagen. Ergebnis: Der Lehrer drückte mir genüsslich eine 5, obwohl meine schriftlichen Noten eine 4 vorsahen und ich mündlich immer mitgemacht hätte, hätte er mich drangenommen. Rückhalt bekam ich nicht von ihnen und vor "höher gestellten" wurde gekuscht. Es gab keine Gespräche, was ich nach der Schule machen könnte- nichts. Ich hatte keine Ahnung. Ich war die erste mit Abi in der Familie und kenne nur Arzthelferinnen, Verkäuferinnen und Hausfrauen. Meine Eltern legten mir Ausbildungsanzeigen aus der Zeitung hin, auf die ich mich bewerben sollte- aber dafür war ich viel zu überqualifiziert. Also entschied ich mich für ein Studium- bloß schnell weg. Ich wusste gar nicht, ob ich für den Beruf geeignet bin- ob ich Interesse hätte- aber es klang gut, eine Freundin begann es auch- und weg.
    Da war ich dann an der Uni- total eingeschüchtert, unbewusst der eigenen Person, Wünsche und des Selbstwertes und wurde von anderen "in die Tasche gesteckt". Zu Hause wurde nicht diskutiert, sondern gemacht, was der Vater sagte. Gingen ihm in Diskussionen die Argumente aus, was häufig und schnell passierte, gabs Schläge und danach waren wir ruhig.
    Wenn mich jemand fragte, wie ich mich einschätzte, hätte ich gesagt, dass ich schlechter bin als die anderen, dümmer als sie.. gut zuhören kann ;) und mich ansonsten unterzuordnen hätte. In den ersten Semestern traute ich mich nicht, eine Klausur zu schreiben oder eine Hausarbeit abzugeben und hänge jetzt natürlich hinterher. Prokrastination, also Aufschieberitis, habe ich ganz schlimm- ich habe Angst, dass meine Arbeit nicht gut genug ist und die Dozenten etwas schlechtes von mir denken. Das war ja immer die Furcht meines Vaters- niemand sollte etwas schlechtes denken, aber weil wir alle minderwertig sind, bliebe das ja nicht aus.

    Tja... Ich entdecke mich momentan auch neu. Eigentlich schon seit 2 Jahren, als mir schmerzlich bewusst wurde, dass ich mich selbst kaputt mache mit der Co-Abhängigkeit. Ich habe an mir gearbeitet, gönne mir Entspannung und Pause und quäle mich nicht mehr damit, dass ich mich stresse. Das betreibt meine Mutter in Perfektion- keine Ruhe, keine Entspannung, keine Pausen- nur Leistung. Gut gehts ihr, wenn sie abends erschöpft ist und im Sessel einschläft.
    Daher mein Nik- Zimttee ist das, womit ich Entspannung und Genuss gelernt habe. Meistens habe ich ihn getrunken, wenn ich gelesen habe.
    Hätte ich das zu Hause gemacht, hätte Mutter mich als faul bezeichnet.

    Kennt ihr Entscheidungsschwierigkeiten?
    Am besten tut es mir, hier im Forum zu lesen und festzustellen, dass ich kein schlimmer Mensch bin und, dass es normal ist, dass ich unter dieser Situation diese Merkmale und Probleme ausgebildet habe. Ich fühlte mich bisher immer als Versagerin, die gegenüber anderen immer schlechter abschneidet und für alles mehrere Versuche braucht.
    Aber grad überlege ich, ob es nicht eine besondere Leistung ist, es soweit gebracht zu haben, wie ich? Schlechtes Abi, Studium mit Bestnoten, wenn auch zu lange studiert.. Festanstellung, gute Beziehung und im gewissen Maße Unabhängigkeit.. Zudem 20kg abgenommen und das Nägelkauen lege ich grad auch ab. Eigentlich ist es doch soetwas, was uns ehrt, da wir es mit unseren "familiären Verhältnissen" dorthin geschafft haben, wo der ein oder andere mit besserem Hintergrund nicht hinkommt?
    Das ist grad echt das erste Mal, dass ich nicht denke, dass ich minderwertig bin.. oder schlecht, oder eine Zumutung oder sonstwie negativ behaftet.
    Puh!
    Was habt ihr noch für Merkmale? Wie stehts um eure Entscheidungsfreudigkeit? Wie geht ihr mit anderen um?

  • @ Bridget: Meine Arme und die Arminnenseite habe ich auch früher vor Wut aufgeschnitten- ich war so wütend über das Verhalten meiner Eltern.
    Dieses hin und her zwischen "ich liebe sie doch irgendwie" und "ich bin so unendlich wütend" kenne ich auch. Sie sind keine guten Eltern, beide nicht, auch wenn nur Mutter die Trinkerin ist. Sie würden beide behaupten, dass sie immer nur unser bestes wollten, uns immer helfen würden- haben sie aber nicht. Ihr Verhalten war uns gegenüber schädlich und bis auf ein, zwei Phasen haben sie nie wirklich geholfen. Dabei hätte ich sie zwischendurch doch dringend gebraucht. Also, sind sie nun gute Eltern, weil das Beste wollten- oder schlechte, weil sie dies nie wirklich umsetzen konnten und uns mit dem Verhalten schädigten? Jemand im Forum schrieb, Vater hätte mich schützen müssen vor ihren Exzessen- da hat er versagt.
    Tja, er sagt immer, er habe immer alles für uns getan. Naja, ich weiß schon, irgendwann wird der Tag kommen, an dem Mutter stirbt- dann wird er darauf bauen, dass jemand seiner Kinder ihn zu sich nimmt, weil er alleine nicht klar kommt. In einer eigenen Wohnung würde er untergehen. Dann heißt es, er wäre immer da gewesen, hätte immer alles getan- aber wir sind undankbar. Aber ich weiß genau, dass ich einen verantwortungslosen Choleriker wie ihn eigentlich nicht mehr in meinem Haus, meiner Wohnung haben möchte. Prinzipiell müssten Kinder vor ihm geschützt werden, weil ich Angst habe, dass er sie genauso beeinflussen würde, wie er micht prägte und manipulierte.
    Ich stoße nun auch auf taube Ohren, auch wenn das Problem allen bekannt ist. Ich weiß nicht, ob es etwas bringt, die Energie aufzubringen, um mit den Eltern zu reden?
    Habt ihr viel Kontakt?

  • @ Zimttee -

    Wir haben noch Kontakt, ja.... aber als ich weiter von zu hause weg wohnte (ca 4 Std) habe ich irgendwie mehr Kontakt gehabt. Tel und auch besuche waren häufiger....jetzt wohne ich eine halbe Stunde an Ihnen dran und bin kaum dort. Vielleicht malzum "essen gehen" , oder so...aber auch telefonisch hört man sich kaum noch....ich denke, meine Mutter weiß eigentlich ganz genau was los ist...man muss ja bedenken, es trinken beide,.... immer die heile Welt aufrecht erhalten...
    ich kann gar nicht sagen wie oft und vorallem wie lange und intensiv ich mich mit "inneren Gesprächen" beschäftige....Dinge, die ich meinen Eltern so gern sagen würde, in der Hoffnung auf verständnis und im besten Falle, das sie ZACK "trocken" wären,...aufgrund des schlechten Gewissens.... ich weiß,....sehr naiv...und nein, dies wird nicht passieren.......
    Die größte Angst ist das mein VAter ausrastet.... er hat ja IMMER alles getan,...einen unterstützt, finanziell,...blaaaaaaaa........
    DANKE ! und was bekomm ich nun für all das Erlebte von Ihnen !???? SIE haben mir gefehlt, das persönliche,das "auch mal seine Meinung sagen" ,...nicht spät in der Nacht mit Herzklopfen im Auto vorm Haus stehen weil noch Licht brennt und man AHNT schon, er "wartet" und fängt einen ab und seinen Frust loszuwerden...
    Diese gebrülle und all die fiesen Worte und Anschuldigungen, die gehen mir heute noch nicht aus dem Kopf....
    Ich liebe meine Eltern....die nüchternen,...sie wären perfekt gewesen ! Aber eben nur fast.... die betrunkenen, abhängigen Eltern, die hasse ich....die haben alles wieder kaputt gemacht und das ist so traurig....
    Hast du denn noch viel Kontakt zu deinem vater !????
    Sie im Alter "aufnehmen".... ich denke, das werde ich nicht...ich werde michkümmern, aber INS Haus !??? NEIN. Das habe ich für mich beschlossen, das würde ich nicht ertragen....

  • @Chamäleon - Hallo zurück,
    das beruhigt mich doch sehr,...ich hatte den Hinweis auch nicht Recht verstanden, denn , wenn mich etwas interessiert, lese ich ja ALLES in diesem "Gespräch" und nicht nur die "Einleitung", sondern auch, was an Erfahrungen anderer berichtet wird.... und mit @soundso bezieht man sich ja nur direkt auf manch Geschriebenes...

    Schade, das Du nicht "weiter gekommen" bist mit Dir und Deinem Selbst und irgendwie auch mit der "inneren Ruhe"... so in "Echt" eben.... im Prinzip hast du dich ja wieder gut versteckt,...mit allem drum und dran eingeigelt... vielleicht ist es aber auch manchmal das Einzige was hilft,...nicht umsonst funktioniert die Psyche auf ihre eigene Art und Weise.... aber ich hoffe, auch Dir wird es irgendwann richtig gut gehen...

    therapie ...jaaa.... ich war heute das "erste Mal da" ...sprich, eine Art Vorstellungsgespräch und sie ist sehr nett! Es ist eine Hypnotherapie und die zahle ich selbst....entsprechend skeptisch war ich....
    jedoch hat sie mich überzeugt.... und im Gegensatz zu "herkömmlichen" therapien werden 8 Sitzungen in Angriff genommen,... eine sehr rasante Art und Weise an sich und mit sehr guten Erfolgschancen....
    so ein bischen die Hammer-Methode denke ich....durch die Hypnose wird ja alles freigelegt... so ungefähr...und indirekt verankern sich alle Lösungswege direkt in einem und man hat die Chance wieder "man selbst" und glücklich zu sein...

    Drück die Daumen.... ich werde ganz sicher berichten !

  • Guten Morgen Chamäleon

    Licht und Frieden durch Raum und Zeit.

    Liebe Grüsse

    OF

  • Das spricht mir aus der Seele.ist bei mir auch so ich habe oft das gefuehl ich habs nicht verdient wenn ein Tag mal gut war.nur mein Verstand sagt mir dann bist Du doof?warum machst du das?es ist nicht zu erklären warum ich so fuehle.es ist bei mir auch so ich kletter aus dem bett und das negative gefuehl ist da und es kostet mich viel muehe damit ich positiver werde.

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