Gefühle wie betäubt

  • Hallo, Zusammen

    ich habe bisher immer im Bereich der EKA´s gelesen und auch mal geschrieben, da ich eine kleine Tochter mit einem Alkoholiker habe und mich die Sicht der Kinder interessiert.

    Anscheinend wird mir jetzt erst richtig bewusst, wie sehr ich selber "drinhänge" und schon allein das Lesen hier im Co-Bereich hilft mir sehr. Ich glaube ich bin jetzt endgültig soweit, den Absprung zu schaffen. Wir leben Gott sei Dank nicht zusammen und ich habe ihm letzte Woche gesagt, daß er die Wahl hat und hatte zwischen uns und dem Alkohol. Er leugnet ausgerechnet vor mir, daß er ein Problem mit Alkohol hat. Seine Mutter beschimpft mich, ich hätte wohl ein Problem, ich würde rigoros Alkohol ablehnen. Was gar nicht stimmt und sie auch gar nicht behaupten kann, da sich mich kaum kennt und auch meine Einstellung zu Alkohol überhaupt nicht kennt. Das Gespräch mit der Mutter hat mir natürlich klar gemacht, wie schlimm dieses gesamte Umfeld ist und mein Freund wunderbar alles aufrecht erhalten kann. Das macht mich Alles so stinkewütend! Er leugnet und leugnet und dreht mir die Worte im Mund rum, Schuld haben immer die Anderen und er ist der bemitleidenswerte Papa, der seine Tochter ja nur Donnerstags besuchen kann. Was kotzt mich dieses Verhalten an... Bei der letzten Verabschiedung hieß es von ihm: Wir telefonieren oder mailen...was natürlich im Klartext heißen sollte, meld Du Dich. Ich habs nicht getan....er allerdings auch nicht. Normalerweise liefen an der Stelle "Filme" bei mir ab und ich habs nicht ausgehalten mich nicht zu melden. Sofort hab ich riesen Angst, er hat ne Neue. Ist in der Vergangenheit schon mal passiert, nachdem er für mich völlig aus der Luft gegriffen Schluß gemacht hat. Aber all diese Gefühle hab ich nicht mehr oder nur noch sehr sehr schwach ausgeprägt. Er hat so auf meinen Gefühlen rumgetrampelt, daß ich die Liebe, die ich für ihn hatte nicht mehr sprüen kann.
    Donnerstag wird er wieder kommen, seine Tochter besuchen. Ich bin mir noch nicht klar, wie ich mit ihm umgehen soll. Ich schwanke zwischen normal freundlich, reserviert oder doch meine Wut rauslassen? Die einzige große Sorge die ich sonst noch habe ist, daß er Ansprüche stellt, von wegen die Kleine übers Wochenende etc.. Ich habe allerdings schon mit dem JA gesprochen, da er in der Vergangenheit mehrfach mit Fahne vor der Türe stand und ich mit ihm eine Absprache diesbezüglich hatte....Soweit erst mal.
    Ich kanns selbst nicht fassen...sollte ich es wirklich geschafft haben? Krieg ich die Vollkrise wenn ich ihn mit ner Neuen sehe? Aber was die dann bekommt, weiß ich ja.Hat er mich jemals geliebt oder immer nur benutzt? Weiß nicht welches Resümee ich ziehen soll unter die ganze Geschichte...Alles ein bißchen wirr, oder?
    Wäre schön, der eine oder andere sich meldet.

    LG
    Faithfully

  • Hallo Faithfully,

    nicht wirr. Vertrau auf deine Wahrnehmung. Eine alkoholkranke Familie funktioniert u. a. dadurch, daß auf subtile Weise versucht wird, die Wahrnehmungen der Beteiligten Personen zu verdrehen. So wird das kranke System aufrechterhalten. Wer hinschaut und die Dinge benennt ist eine Gefahr für das kranke System. So kommen solche Reaktionen wie die seiner Mutter zustande.

    Vertrau auf deine Wahrnehmung!

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Faithfully,

    Zitat von Faithfully


    Anscheinend wird mir jetzt erst richtig bewusst, wie sehr ich selber "drinhänge" und schon allein das Lesen hier im Co-Bereich hilft mir sehr.

    Du fängst gerade an, deiner eigenen Wahrnehmung zu trauen und behauptest deine Position. Ein erster und wichtiger Schritt! Je mehr zeitlichen Abstand ich zu der Ehe mit dem Vater meiner Kinder gewann, und je mehr ich meine eigenen Anteile am Verlauf dieser Beziehung entdecken und eingestehen konnte, desto mehr gewann ich auch an Sicherheit, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

    Zitat von Faithfully

    Die einzige große Sorge die ich sonst noch habe ist, daß er Ansprüche stellt, von wegen die Kleine übers Wochenende etc.. Ich habe allerdings schon mit dem JA gesprochen, da er in der Vergangenheit mehrfach mit Fahne vor der Türe stand und ich mit ihm eine Absprache diesbezüglich hatte

    Gut, dass du deine Sorgen mit dem Gang zum JA "öffentlich" gemacht hast. Wenn du dort an einen kompetenten Mitarbeiter geraten bist, wird er/sie dir entsprechende Wege aufgezeigt haben, wie du mit der Problematik Umgang-Vater-Alkohol-Kind umgehen kannst.

    Zitat von Faithfully

    sollte ich es wirklich geschafft haben? Krieg ich die Vollkrise wenn ich ihn mit ner Neuen sehe?

    Auch die ein oder andere Vollkrise gehörte zu meinem persönlichen Ablösungsprozess dazu, besonders weil gemeinsame Kinder im Spiel sind! Ansonsten gilt:

    Zitat von Faithfully

    Aber was die dann bekommt, weiß ich ja


    Zitat von Faithfully

    Hat er mich jemals geliebt oder immer nur benutzt?

    Ich für meinen Teil habe mit dem emotionalen Abstand, den ich heute habe, festgestellt, dass ich ein sehr gut geöltes Teil in einem perfekt ineinander greifenden, dysfunktionalen System war, das, von beiden Seiten betrachtet, mit gesunder Liebe nur wenig zu tun hatte. Und das war schon vor dieser Ehe so.


    Lieben Gruß
    Nina

    Lieben Gruß
    Nina

  • Vielen Dank Ihr Beiden!

    Tja, das mit der Wahrnehmung ist so eine Sache...meine ist mittlerweile so übersensibilisiert, daß ich ihm schon Manipulation oder Dinge unterstelle wo gar keine sind. Hatte ich nicht geschrieben, daß er sich nicht meldet ? Gestern rief er an, und sagte er habe mehrfach versucht, mir eine Mail zu schicken, mein Postfach sei wohl voll. Das wollte ich erstmal nicht glauben und dachte wieder, er versucht mir "Schuld" zuzuschieben. Aber nee...er hatte Recht. Aber gut ist das wohl nicht. Sobald er sich so verhält, wie ich das auch von jedem anderen Partner erwarten würde, fangen meine Grenzen an aufzuweichen, schon alleine deshalb, weil ich in dem Moment einfach nur froh und dankbar für jede "Normalität" im Sinne meiner Tochter bin. Morgen kommt er also, na supi, mal sehen wie ich das auf die Reihe kriege. Letztes Mal hab ich mir schon nen riesen Berg Wäsche zum Bügeln bereit gelegt, damit ich in der Zeit wo er hier ist, ihm möglichst lange aus dem Weg gehen kann. Er hat halt eine Sog-Wirkung auf mich und bloß keine Nähe entstehen lassen. Er hat aber selbst diese Zeit nicht wirklich gut mit der Kleinen hingekriegt...hat sie mir laufend runter gebracht, in den Keller, weil er ja Rauchen mußte oder zur Toilette. Mir ist schon geraten worden, ihm ganz aus dem Weg zu gehen und zu fahren, wenn er kommt. Ihm also die Kleine hier zu überlassen, aber das bring ich nicht, vielleicht noch nicht. Da gerate ich ja in den Zwiespalt auch bzgl. Jugendamt, die auch meinen, daß "betreuter" Umgang die beste Lösung sei. Nur mir machts das natürlich unendlich schwer mich von diesem Mann zu lösen, seh ihn 1x die Woche und er hat halt seine Wirkung insbesondere wenn er nüchtern vor mir sitzt und alles scheinbar so normal und wunderbar ist. Mann, drückt mir die Daumen für Morgen....

    LG
    Faithfully

  • Hallo Faithfully,

    einen schönen guten Morgen ( auch wenn es regnet wie aus Kübeln).

    Bleib stark und versuche den morgigen Tag in einigermassen Normalität ablaufen zu lassen.

    Alleine schon wegen dem Kind. Keinen Streit vor dem Kind. Wenn er dir das Kind schon andauernd bringt, sei auf der Hut: Rauchen oder in den Keller müssen, kann auch bedeuten:

    Ich hol mir mal nen Schluck.

    Lass ihn nicht an dein Kind oder auch an dich heran, wenn du meinst, er hat getrunken oder er war gerade im Keller zum trinken.

    Bitte ihn, zu gehen.

    Er wird von allen Seiten gestützt in der Familie und du bist die böse. Lass das nicht an dich ran. Vertraue deiner Wahrnehmung. Wenn der Alkohol zum Problem wird, ist der Alkohol das Problem.

    Bekomme keine Selbstzweifel, denn du kannst viel besser wahrnehmen, was mit deinem Mann los ist als er selbst.

    Und seine Familie weiss auch schon längst was los ist, sie sind nur nur feige es sich einzugestehn.

    Ich bin in eine ähnlichen Situation und wir muessen beide da durch. Aber es wird uns stärken und auch das Leben und die Qualität werden im Nachhinein steigen.

    Sei stolz auf deine bis jetzt erreichte Stärke und du hast ja schon einmal gespürt, wie auswechselbar du bist. ( Schluss machen - sofort etwas Neues )

    Ich druecke dir die Daumen für DO.

    LG

    Thomas

  • Danke Thomas!

    Du sprichst mir aus der Seele...

    Ja, bloß kein Streit und keine Diskussionen (mehr) vor der Kleinen. Sie ist zwar erst 17 Monate aber auch die Kleinsten kriegen ja alles mit.

    Das hab ich mir fest vorgenommen, das nächste Mal ne Fahne und ich schick ihn nach Hause...ja, und das Umfeld...ich kann nur sagen, daß erschüttert mich. Das hat/haben er und die Betreffenden sich ganz toll eingerichtet. Ja, und ich bin die Böse. Aber was solls, Hauptsache ich komm zusammen mit meiner Tochter und vor Allem meine Tochter irgendwie heil aus der Sache raus bzw. können damit umgehen.

    Ich kann nur hoffen, Du hast Recht und man ist irgendwann gestärkt und die Sache hat irgendeinen Nutzen für mein Leben. Bis jetzt kann ich da noch nicht viel sehen. Habe schon mit diesen Selbstzweifeln und auch vielen Schuldgefühlen zu kämpfen und verurteile mich sehr und kann nicht verstehen wie ich mich auf diesen Mann einlassen konnte. Habe viel an mir, meiner Vergangenheit und auch immer an meinen aktuellen Problemen gearbeitet um möglichst bewußt mit allem umzugehen und dann passiert mir sowas...Für mich selbst kaum nachvollziehbar, obwohl ich dieses Co-Muster aus meiner Familie kenne.

    Dankbar bin ich für meine kleine Maus, weniger ihm, als dem Schicksal und für Sie werde ich kämpfen und auch morgen alle Klarheit und "Nüchternheit" aufbringen die ich kann.

    Danke fürs Lesen

    Faithfully

  • Hallo, Thomas

    bin gerade auf Deine "Geschichte" gestoßen.

    Erübrigt sich fast, Dir zu sagen, daß ich sehr mit Dir fühle???

    Sind wir ja tatsächlich fast in derselben Situation, nur hast Du mit Deiner Frau ja wesentlich mehr "durch". Mein Freund (wir sind nicht verheiratet) ist scheinbar Lichtjahre davon entfernt überhaupt einzusehen, daß er ein Problem hat.

    Ich denke unsere Kinder müssen wir schützen, schützen, schützen. Vater oder Mutter hin- oder her. Den Tipp zum JA, Dir nen Rechtsanwalt suchen etc. kann ich Dir auch nur wärmstens ans Herz legen. Mein Freund kam mir nämlich auch schon mit RA, als ich den Besuchskontakt ausgesetzt habe, aufgrund mehrfachen Erscheinens mit Fahne. Das war ein Hammer für mich und spätestens da hab ich auch sämtliche Hebel und Instanzen in Bewegung gesetzt um mich bzw. die Kleine zu schützen. Ich kann aber auch verstehen, daß jeder die Zeit braucht, die er eben braucht. Aber wie gesagt, die Kinder sollten Motiviationsfaktor Nr. 1 sein und dann gibts da eigentlich ja kein Vertun mehr.

    Drück Dich mal feste

    Faithfully

  • liebe Faithfully,

    ich kann dir eins sagen: es lohnt sich den weg da raus zu machen. leider schreiben hier relativ wenige weiter, wenn sie den absprung geschafft haben brauchen sie hier keine hilfe mehr und viele gehen. doch einige haben ihre erfolgsgeschichten weiter geschrieben, weil sie mut machen wollen, diesen schritt zu gehen. das diejenigen die sich momentan entscheiden, welchen weg sie gehen wollen erkennen können: es gibt ein leben nach dem alkohol, es gibt ein leben auch für cos danach, das wesendlich leichter zu leben ist und angenehmer ist als das was du gerade so erzählst.vertraue darauf. ich denke in einigen monaten wirst du das alles ganz anderst sehen können wie jetzt im moment. gib dir und deiner tochter diese chance, da raus zu gehen aus dieser beziehung.

    ich weiss wie schwierig es ist als kind gross zu werden, wenn ein elternteil alkoholiker ist. ich bin selbst nicht nur co sondern auch EK. wichtig ist für dein kind, das sie geschützt wird. das du nun die verantwortung für sie übernimmst und das allein. denn er ist nicht in der lage es zu tun. kontakte mit nem angetrunkenen vater müssen nicht stadtfinden. das schadet dem kind mehr als das es ihm nützt. darum sei da konsequent. wenn er trinkt bekommt er das kind nicht. nicht weil du es nicht willst. weil er es in diesem zustand nicht betreuen kann. weil du diejenige bist, bei dem das kind wohnt hast du diese entscheidung zu treffen zum wohle des kindes.

    was du noch machen kannst ist das du bestimmte beratungsstellen anläufst, wo du dich hinwenden kannst. das JA ist schon ganz gut. doch es gibt zum beispiel alleinerziehendentreffs, wo du dann dich mit frauen treffen kannst die in ähnlicher situation sind wie du. was dir sicher auch gut tun wird, wenn du erkennst, du bist nicht allein in einer solchen situation. es gibt bei der charitas beratungsgespräche wie du den umgang mit ihm handhaben willst. es gibt dann auch den betreuten umgang, wo er die tochter sehen kann, im beisein einer fachkraft die das dann überwacht, speziell für den fall, wenn dafon auszugehen ist, das sich der vater da nicht richtig ums kind sorgen kann. informier dich da einwenig. denn solche hilfen sind gut, die geben dir halt und sicherheit das auch durchzuziehen. die stärken dich nämlich.

    lieben gruß melanie

  • Danke auch an Dich Melanie!

    Ja, das kann ich Dir versichern ich werde alles in meiner Macht stehende dafür tun, daß meine Tochter ein glücklicher Mensch wird und werden kann.
    Mit den Schuldgefühlen, daß ich mich auf einen alkoholkranken Mann und damit Vater für Sie eingelassen habe, damit werde ich leben müssen. Ich kann jetzt nur alles dafür tun, daß sie möglichst behütet, beschützt, geliebt aufwächst. Ich möchte alles daran setzen, daß sie selbst keine Sucht entwickelt oder eben selber Co. wird. Ich werde dafür sorgen, daß sie soviel wie eben möglich ist, von ihrem Papa nehmen kann. Er ist ja nicht nur Alkoholiker. Er ist sehr gebildet, Künstler, mit vielen Talenten, sehr liebevoll und liebt eben auch seine Tochter so sehr er das denn eben kann.
    Das ist ja gerade das Traurige...das so wertvolle Menschen sich zugrunde richten und wir das noch machtlos mitansehen müssen. Das schmerzt so sehr...

    Faithfully

  • liebe faithfull,

    ich weiss die kraft einer liebenden mutter, die da entsteht. das selbe wie du es beschrieben hast habe ich für meine drei auch gemacht. diese kraft ist nützlich und schaffts dann auch aus dem teufelskreis rauszugehen. ich bin mienen drei deswegen auch unsagbar dankbar, das sie mir dabei geholfen haben aus dem teufelskreis rauszukommen.

    deine süsse ist noch so klein. wenn du als mutter da vorbild bist, ihr vorlebst, das du nicht alles mit dir machen lasst, sie sieht, das du dich bemühst, dir hife suchst und annehmen kann bist du ein starkes vorbild für sie. sie lernt dadurch auch selbst auf sich zu achten, für sich einzustehen und die eigenen bedürfnisse wahrzunehmen. daraus wächst ein gesundes kind. meine sind soweit inzwischen, das sie abschätzen können, welchem vorbild sie nacheifen wollen. dem vater, der noch säuft und kaum noch kontakt pflegt, weil er nicht in der lage war eine richtig tiefe beziehung aufzubauen. oder der mutter, die sich inzwischen so stabilisiert hat, sich hilfen sich, sich durchsetzt, für sich selbst dasteht. die kinder entscheiden schlussendlich dann wohin sie wollen.was ich erkenne ist, das meine sich hilfe holen, wenn sie hilfe brauchen, nicht alles mit sich machen lassen, sich wehren, durchsetzen. das sind gute gesunde vorraussetzungen fürs spätere erwachsen werden. ich weiss die ersten jahre hatte ich auch angst, sie kommen ins gleiche fahrwasser rein wie ihr vater. nun habe ich alles gemacht, was wichtig ist, das es soweit nicht kommt. den rest werden sie dann selbst entscheiden.

    lieben gruß und kopf hoch du hörst dich stark und voller energie an.

    lieben gruß melanie

  • Er war also gestern hier...

    Ich bin ihm erst mal aus dem Weg gegangen und er hat sich um die Kleine gekümmert. Da hat er schon ziemlich komisch geguckt...

    Nachher als die Kleine schlief, hab ich es dann doch nicht fertig gebracht, ihn alleine auf der Terasse sitzen zu lassen. Gespräche sind oft kaum möglich..er sitzt dann da und starrt Löcher in die Luft bzw. vor sich hin. Da mach ich mir direkt Gedanken, wie schlecht es eigentlich um ihn bestellt ist. Er isst kaum...hat nachts Krämpfe..schon ne OP gehabt wegen einem Geschwür im Nasen-Rachen-Raum, was bei Alkoholikern wohl auch nicht ungewöhnlich ist, da die Schleimhäute stark angegriffen werden, zumal er auch noch starker Raucher ist. Einen Großteil der Zeit, die er hier ist, verbringt er eh mit Rauchen, Kaffee oder Wassertrinken und zur Toilette rennen. Super-effektiv verbrachte Zeit für seine Tochter.
    Das ihm all das nicht schon zu denken gibt, also seine körperlichen Beschwerden, ist für mich weiterhin unbegreiflich.
    Tja und er hat oder will wohl nicht begreifen, daß die Sache mit uns für mich gelaufen ist. Er meinte, ich solle doch mein Postfach wieder in Ordnung bringen, damit er mir mailen kann. Ich war nicht in der Lage, zu sagen, daß er sich das sparen kann und unsere Kommunikation sich nur noch aufs Wesentlichste beschränkt sprich was unsere Tochter angeht. Zum Abschied krieg ich dann nen Kuss, den ich so gar nicht haben wollte. Die Nähe zu ihm tut mir nicht gut, ich gerate, obwohl ich so fest wie nie bin, tendenziell wieder ins Wanken und hab doch wieder ein bißchen Angst, daß ich in ein paar Wochen wieder umkippe. Ihn wieder an mich ranlasse, körperlich wie emotional. Wenn er so am Ball bleibt, glaube ich wohl, daß das was mit Liebe zu tun hat und es vielleicht ja doch ne Chance gibt, er irgendwann sein Problem einsieht etc...
    Ich muß mir wirklich tibetisch vorbeten, daß er die Wahl hatte, das Alles keinen Sinn hat und ich das Fünkchen Liebe, daß ich für ihn habe, nur retten kann, indem ich jetzt die Grenze setze. Einmal um die Elternbeziehung einigermaßen auf die Reihe zu kriegen und ich auch nicht den totalen Hass auf ihn schieben möchte. Er ist doch neben der Tatsache, daß er Alkoholiker ist, ein liebenswerter Mensch und vielleicht will ich dieses Fünkchen eben auch bewahren um nicht den letzten Rest Hoffnung sterben zu lassen. Oh, Mann...

    Danke fürs Lesen

    Faithfully

  • glück auf faithfully

    Zitat von Faithfully

    Wenn er so am Ball bleibt, glaube ich wohl, daß das was mit Liebe zu tun hat

    nönönönönö! solang er nich trocken is, hat das garnischt mit liebe zu tun. er versucht lediglich, mit einfachen und erprobten mitteln seine "co" wiederzubekommen, die ihm im bedarfsfall "n A.... abwischt".

    Zitat von Faithfully

    und es vielleicht ja doch ne Chance gibt, er irgendwann sein Problem einsieht etc...

    die chance kann es tatsächlich geben, nachdem er sein problem erkannt und was unternommen hat. die chance kann es geben, wenn er trocken ist!

    schöne zeit - sorge dafür, dass es dir gut geht

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hast wohl Recht Silberkralle...

    war ja bisher auch verdammt einfach, die Co wiederzubekommen.

    bin nur mal gespannt, wie die Reaktion ausfällt, wenn er merkt, daß ich das durchziehe. Ist er ja nicht gewohnt von mir...

    Der Gedanke, daß es zumindest theoretisch ne Chance gibt, ist schwer auszuhalten für mich. Ehrlich gesagt gehts mir besser, wenn ich ihn als hoffnungslosen Fall abstempel. Ziemlich krass, was? Aber wie soll ich auch was anderes denken können, wenn jemand so weit davon entfernt ist, sein Problem sehen zu wollen..wie gesagt trotz all der körperlichen Beschwerden, aber die scheinen noch nicht schlimm genug zu sein. Ich merke aber, daß er da angreifbar ist, nimmt gegen die Krämpfe Magnesium, puscht sein Immunsystem mit Zink und wirft sich sonstige Vitaminpillchen ein. Seine Gesundheit scheint ihm also prinzipiell nicht egal zu sein...

    Ich rede aber kaum mit ihm darüber, weil sein Leugnen und sich alles Schönreden mich nur fertig macht. Ich weiß nicht mehr, was ich da noch tun oder sagen sollte. Oder sollte ich ihm doch jedes Mal, wenn er von seinen Beschwerden erzählt, ne klare Ansage machen?

    Faithfully

  • guten morgen

    nun ich kann das auch nur unterstreichen. hier handelt ein mensch dessen bewusstsein durch den alkoholeinfluss dahinführt, dich als co zu behalten um weiter zu machen. ein kuss ist nicht immer zeichen von liebe. ein kuss kann ganz dolle druck ausüben. wenn du spürst in dir, das dir diese nähe nicht gut tut, weise ihn darauf hin, das er sowas in zukunft nicht bringen soll.

    das fünkchen hoffnung das du ansprichst, das du nicht verlieren möchtest wird dir unter umständen irgendwann zu verhängnis. dann wenn er schafft dich wieder um den finger zu wickeln, dir honig ums maul zu schmieren, versprechungen abgibt was zu ändern, aber keinerlei ansätze zeigt was gegen die sucht zu unternehmen und sich hilfe sucht.viele versprechungen habe ich schon gehört, viele solcher mich wieder zurrückholender momente hat es gegeben. inzwischen ist die hoffnung weg. damit lebe ich ENDLICH frei, weil meine gedanken sich nicht mehr um die alkoholsucht dieser menschen drehen, sondern aussschliesslich um mich wie ich damit in zukunft umgehen kann, um nicht auf so einer ausgelegten "schleimspur" auszurutschen die da heisst: ich liebe dich!

    weisst du diese worte bewirken immer was in dem anderen. meissten, das man sich darauf einlässt. manche menschen benutzen diese worte einfach nur um für sich zu erreichen, das der andere wieder funtioniert. ich denke diese worte sind auch worte der mannipulation. oft gesagt, nicht so gemeint wie du sie verstehen möchtest. eines der gemeinsten co knöpfe überhaupt.

    dahin zu schauen, was in dir ist, was dich bewegt. sind es die schönen worte, die du hörst, die in dir was auslösen? was löst es in dir aus wenn dir gesagt wird:ich liebe dich? eine hoffnung, ein bild das du siehst. eine phantasie, ein wunschgedanke. was sagt die realität denn dazu zu dem was du siehst. stimmt dein bild das du hast mit dem überein, was du mit ihm noch leben kannst?

    lieben gruß melanie

  • Nö, Melanie, da stimmt nix mehr überein und hat es auch noch nie. Das Sprechen, Schreiben und das Handeln. "Ich liebe Dich" hat er nur einmal über die Lippen gebracht, sonst nur schriftlich und das kann ich an einer Hand abzählen in über drei Jahren. Da hat er sich immer dran vorbeigedrückt, aber vielleicht war das ja ehrlich und ich sollte froh darüber sein. Er hat mir nie versprochen, was zu ändern. Er leugnet ja fleißig und schiebt mir noch Schuld zu. Ich würde das alles zu einseitig sehen und hätte ein festgefahrenes Bild was sein Trinken angeht etc. und ich hätte mich ja schon längst gegen ihn entschieden. Ne,ne er hat sich gegen mich/uns und seine Tochter entschieden!!!
    Und ja, diese Küsse machen Druck...aber sie werden mich nicht mehr beeinflussen!!!! Und ja, das krieg ich noch nicht hin, mich da deutlich genug abzugrenzen.. aber beim nächsten Mal. Aber während ich das hier schreibe spüre ich die Angst, die mir den Nacken hochkriecht, ich glaube Angst vor dem vermeintlichen "Liebesentzug", der Reaktion, wenn er realisiert, daß die Co nicht mehr will.

    Faithfully

  • Hallo Faithfully

    willkommen auch von mir.

    Zitat

    Er ist doch neben der Tatsache, daß er Alkoholiker ist, ein liebenswerter Mensch


    Genau das war einer der Grunde, weshalb ich 2 Jahrzehnte bei meinem Ex augehalten und gelitten und gehofft habe. Jetzt weiss ich: "er ist Alkoholiker ABER trotzdem ein Liebenswerter Mensch" - das ist falsch, richtig ist : "Er ist ein Liebenswerter Mensch ABER Alkoholiker" - und das macht die Beziehung unmöglich.
    Das zu verinnerlichen lohnt sich allemal und ich hoffe Du verstehst was ich meine.

    Zitat

    merke aber, daß er da angreifbar ist, nimmt gegen die Krämpfe Magnesium, puscht sein Immunsystem mit Zink und wirft sich sonstige Vitaminpillchen ein. Seine Gesundheit scheint ihm also prinzipiell nicht egal zu sein...


    Meiner meinung nach, hat es nur mit dem "Nicht sehen wollen/müssen" was wirklich das Problem ist. Es hat mit Sorge um die Gesundheit nichts zu tun.

    Zitat

    hab ich es dann doch nicht fertig gebracht, ihn alleine auf der Terasse sitzen zu lassen

    Zitat

    Zum Abschied krieg ich dann nen Kuss

    Zitat

    Wenn er so am Ball bleibt, glaube ich wohl, daß das was mit Liebe zu tun hat


    Das alles ist Manipulation, damit Du wieder "fugig" bist. ich habe lange das nicht glauben wollen, aber es ist leider so. Sollte es nicht funktionieren kommen andere Geschütze.

    Das einzige was Du tun kannst, Dich zu schützen, das machen was DIR gut tut, willst Du wniger Kontakt - sag es, willst Du kein Kuss - sag es. Sei für Dich mehr wert als er.

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • ich kann die angst sehr gut verstehen. habe ich ja auch erlebt, wie dann, wenn ich als co dann den alkoholikern den rücken zudrehte und anfing mein leben zu ändern, dann das klammern anfing. das mannipulieren, das mich wieder zurück haben wollen. nicht weil ich geliebt wurde, weil ich benutzt werden konnte. weil ich co bin. das zu erkennen fällt oft richtig schwer. ich habe mich ausnutzen lassen, es zugelanen, das ich missbraucht wurde zum zwecke für den nächsten rausch. zum grund wurde,das sie trinken konnten, was ich nicht wollte. ich wollte ihnen nicht den grund geben, das es ihen schlecht geht. darum war ich lieb, nett, brav, angepast mannipulierbar, sie hatten mich damit in der hand. mit dem schlechten gewissen dann noch, ds ich schuldig bin.

    ich bins nicht. heute nicht und wars nie, auch damals nicht. es waren viele lügen dabei, die ich nicht erkannt hatte. es waren viele vorhaltungen da, die eben in mir dann was auslösten.

    ich bin nie schuld gewesen, hatte nie die verantwortung, war niemals grund für das handeln und saufen des anderen.

    heute kann ichmich dafon distancieren. kann sie machen lassen. leb mein leben.

    gegen das küssen würd ich mich wehren. das ist eine grenzüberschreitung. ich wär da ganz klar in der aussage mit "NEIN lass das sein ich will das nicht mehr, geh!".

    und liebesentzug hin oder her, was brauchst du für dich denn an liebe, damit du wachsen kannst?

    lieben gruß melanie

  • Toll, daß ihr mich versteht...Hab sonst nur meine beste Freundin, mit der ich darüber reden kann, die steckt aber selber in ner Co-Kiste, der Partner hat zwar kein erkennbares Alkoholproblem, aber er betrügt, benutzt Frauen und tut meiner Freundin auch alles andere als gut und das seit 16 Jahren!!! Ist also schwer sich gegenseitig zu helfen, mal kippt die Eine dann die Andere.
    Er ist ein liebenswerter Mensch ABER Alkoholiker, dass triffts so gut, Grazia.
    Ein be- und merkenswerter Satz!!!

    Und trotz der Angst, merk ich doch gleichzeitig Ansätze von freier Fühlen und das es mir mit der Klarheit besser geht. Hab wieder angefangen Sport zu machen, der Anfang ist schwer, meine Gesundheit will noch nicht so mitmachen. Vielleicht mach ich auch zu viel. Denke auch ein Co. muß sein "Suchtmittel" mit irgendwas kompensieren. Ich hab mich für Sport entschieden :) Bin dabei, meine Ernährung umzustellen, möchte endlich die Kilos von der Schwangerschaft wegbekommen. In absehbarer Zeit werde ich ja auch wieder Arbeiten gehen. Ich hab mir vorgenommen alle Energie auf mich zu verwenden und mich selbst glücklich zu machen.
    Ihr seid mir eine riesen Hilfe auf dem Weg dahin und eben nicht mehr umzukippen.

    Danke!!!

    Faithfully

  • Hallo, Ihr Lieben...

    HIIILLLFFFEE!!!

    Ich bin hier gerade in der Krise...kurz davor, mich bei ihm zu melden.

    Ich vermisse ihn, hab dolle Sehnsucht. Entzugserscheinungen...

    Er meldet sich nicht, und ich renn ihm hinterher. Wie immer.

    Muß mich versuchen schwerst abzulenken.

    Warum ist das nur so schwer??

    Eine verzweifelte Faithfully

  • Liebe faithfully,

    tu es nicht und schreib dir lieber hier die Finger wund.
    Wie oft stand ich an diesem Punkt und auch ich hab mich selten aber auch einige male wieder gemeldet und....jedesmal danch hab ichs zutiefst bereut.

    Bleib bei dir und bei uns.
    LG

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