Wann schaffe ich endlich den Absprung?

  • Hallo Blumenwiese,

    das krankhafte Lügen ist ein Symptom des nassen Alkoholismus, wie die roten Punkte bei den Masern. Die meisten lügen, solange sie saufen, würd ich behaupten.

    Ich glaube, es ist auch relativ sinnlos, da von ihm die Wahrheit zu fordern - zumindest was sein Trinkverhalten angeht (irgendwelche Seitenssprünge oder so sind was anderes, denk ich). Hab ich auch viel Energie drauf verwendet, immer wieder dieses Spiel, von dem Alkoholiker die eigene Wahrnehmung bestätigt bekommen zu wollen. Da kommt nix bei raus. Entweder leugnet er oder er beichtet weiter, auch das bringt dich nicht weiter. Es verfestigt nur das Beziehungsmuster. Dann lag er heulend in meinem Schoß und gelobte Besserung, die er dann aber nicht durchziehen konnte.

    Schöne Grüße,
    Doro

  • Er lügt sich auch in die eigene Tasche. Meinte ja, er hätte seinen Bierkonsum reduziert und würde unter der Woche gar nicht mehr trinken. Geglaubt habe ich das nicht. Nun war er in dieser Woche mal einen Abend zuhause und ... ja klar .... reduziert .... er hat genauso viel getrunken wie sonst auch. Gestern Abend das gleiche. Aber gesagt habe ich nichts mehr weil er weiß, wie ich darüber denke. Gestern hat er auch meinen Blick bemerkt, mein Blick zur Bierdose. Was ich so gucken würde. Er weiß genau, dass ich das nicht mag wenn er immer und jeden Abend trinkt. Naja, er hat mir gesagt, er würde es reduzieren und das muss reichen. So denkt er wohl. Er hat damit seinen guten Willen gezeigt. Dass er es dann doch nicht einhält ... wen stört es?!?! Er wird es mit Sicherheit nicht mehr ansprechen und solange ich nichts sage ist für ihn doch alles in Ordnung. Und ich sage nichts mehr, da es keinen Sinn macht. Darüber wurde alles besprochen, wenn er nun so weiter trinken will soll er das tun und ich überlege, ob ich dabei zusehen möchte weiterhin oder nicht. Eines mache ich aber nicht mehr: ihm das Zeug auch noch kaufen, da muss er selber los.

    Die anderen Lügen betreffen auch eine andere Frau. Da wird alles abgestritten und anders erzählt, ich weiß nicht mehr was da noch stimmt und was nicht. Das beschäftigt mich momentan auch mehr als seine Trinkerei.

    Lieben Gruß von Blumenwiese

  • Was von mir sollte ich hier schreiben? Ich bin hier um diese Dinge, die mich momentan sehr beschäftigen, zu bewältigen. Um andere Meinungen zu hören bzw. zu lesen, Denkanstöße zu bekommen.

    Ja, mein Leben besteht momentan nur aus meinen Gedanken um diese Beziehung. Darum bin ich hier. Wenn ich zurzeit nur von diesen Dingen schreiben kann dann darum, weil es mich beschäftigt!

    Mich gibt es sehr wohl. Nur findet mein Leben gerade nur am Rande statt. Und das finde ich schlimm. Morgen werde ich einen Ausflug machen mit einer guten Freundin. Versuchen, auf andere Gedanken zu kommen. Aber spätestens wenn ich wieder alleine hier zuhause bin kommt alles wieder.

  • Hallo Blumenwiese,

    ich nehme an, dass er eben schon so abhängig ist, dass er nicht mehr ohne Stoff auskommt. Insofern ist es sinnlos von ihm zu fordern, dass er nichts mehr trinkt. Er müsste eben professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, einen Entzug machen unter ärztlicher Aufsicht.
    Alles andere wird wohl nicht mehr funktionieren (oder höchstens vorübergehend).

    Bei mir jedenfalls war es so, dass ich mich jahrelang ihm gegenüber so verhielt, als könne er seinen Alkoholkonsum irgendwie mithilfe seines Willens steuern, aber über diesen Punkt war er längst hinaus. Der wütende Blick auf die Bierdose - da erkenne ich mich wieder. Aber er braucht das Zeug wahrscheinlich, um nicht in die Entzugserscheinungen zu rutschen, ganz zu schweigen von der psychischen Abhängigkeit.
    Er ist krank und müsste professionelle Hilfe zulassen. Und solange er das selbst nicht einsieht, brauchst du deine Energie darauf nicht mehr zu verschwenden, was natürlich leichter gesagt als getan ist.

    Willst du nun eigentlich die Trennung oder weißt du es noch nicht?

    Liebe Grüße,
    Doro

  • Nachtrag:

    Meiner Meinung nach führt der WEg aus der Co-Abhängigkeit über Abstand - bewusstes Abwenden.

    Wenn man darauf wartet, dass einem der andere von selbst irgendwann egal wird, kann man lange warten.
    Ich musste mich zwingen, mich meinem Leben zuzuwenden, nur so konnte ich mich lösen.

    Doro

  • Ich möchte die Trennung. War auch so kurz davor. Aber wenn er mich dann fragt, ob ich die Beziehung nicht mehr will, dann kann ich nicht sagen: ja, und es ist aus. Ich kann es nicht sagen! Der Gedanke, dass diese Beziehung zuende ist, ist mir unerträglich. Aber der Gedanke, immer weiter mit seinen Lügen und seinem täglichen Bierrationen zu leben ist auch unerträglich. Was will ich also? Im Prinzip will ich, dass alles wieder so ist wie am Anfang. Aber das geht nicht, es wird nie wieder so sein. Diese Erkenntnis habe ich ja schon mal erlangt. Erster Schritt.

    Dass er nicht aufhören will mit dem Bier und dass er überhaupt nicht einsieht, dass er krank ist, weiß ich. Darüber rede ich auch nicht mehr mit ihm. Aber ich kann mir meinen Blick oder meinen Ärger darüber, dass er schon ne Dose in der Hand hat, kaum das er zuhause ist, einfach nicht verkneifen.

    Ich ertappe mich nur immer mal wieder bei dem Gedanken: vielleicht ist es gar nicht so schlimm, vielleicht tue ich ihm Unrecht. Vielleicht sehe ich alles zu eng.

    Außerdem hat er seit zwei Wochen einen neuen Spruch: bei ihm wäre der Groschen gefallen. Er will sich ja ändern (was genau alles hat er dabei nicht erwähnt). Ich muss ihm nur Gelegenheit geben, dass er was ändern kann. Ansatzweise bemerke ich eine Veränderung in seinem Verhalten mir gegenüber, nicht aber im Alk-Konsum. Ansatzweise - aber reicht das? Mir kommt es vor, als wenn er mir einen Köder vorwirft, damit ich an der Angel bleibe. Und so Sätze wie: "wenn Du das und das nicht gemacht hättest dann hätten wir doch dieses und jenes schön machen können". Dann kommen wieder meine Gedanken: lag das wirklich an mir? Siehste, hättest dich nur anders verhalten müssen, dann wäre alles nach deinen Wünschen gelaufen.... So denke ich dann. Ist doch voll Co, oder?

    Mir ist das alles bewusst. Wenn ich hier schreibe habe ich sowas von einen Durchblick! Alles Theorie. Wenn er dann vor mir steht oder auch nur mit mir telefoniert und so redet wie früher, so lieb und dann sagt, dass er mich braucht ... dann ist alles wieder in Frage gestellt. Dann werde ich wieder unsicher, ob ich mich tatsächlich trennen soll.

    Ich schreibe hier fast nur über ihn. Ich sollte danach gucken, dass es MIR gut geht. Und ich bemerke, dass es mir nicht gut geht wenn ich weiß, dass er nach Hause kommt. Wenn mir in früheren Beziehungen etwas gegen den Strich ging und ich merkte, dass es mir nicht gut tat mit dem Anderen zusammen zu sein - dann habe ich einen Schlußstrich gezogen. Warum kann ich das in meiner jetzigen Beziehung nicht??? Das ist mir echt ein Rätsel, dass ein Mensch so viel mit mir veranstalten kann und ich bleibe immer noch treu und brav bei ihm.

  • Hallo Blumenwiese,

    Zitat

    Außerdem hat er seit zwei Wochen einen neuen Spruch: bei ihm wäre der Groschen gefallen. Er will sich ja ändern (was genau alles hat er dabei nicht erwähnt). Ich muss ihm nur Gelegenheit geben, dass er was ändern kann. Ansatzweise bemerke ich eine Veränderung in seinem Verhalten mir gegenüber, nicht aber im Alk-Konsum

    .

    Solch ähnliche Sprüche habe ich ungefähr 5435 mal gehört. "Du wirst schon sehen; warts ab; gib mir Zeit. usw.
    Alles Hinhaltetaktik, dass ich wieder lieb bin :roll: , dass er seine Ruhe hat. Vielleicht hat er es selber geglaubt. Nein, er hat mir später (trocken) erzählt, dass er gedacht hat, es nicht mehr zu schaffen und aufgegeben hat.
    Irgendwann kamen immer wieder so Sprüche, dass ich ihn nur kontrollieren, ihn fertigmachen will, oder dass es ihn nicht interessiert, oder was ich von ihm will.

    Auch wenn du ihn liebst, so kannst du nicht glücklich mit ihm werden. Und er wird es nicht ändern. Es sei denn du wendest dich von ihm ab. Oder er wird krank. Wenn er dich liebt, und weiß, dass er dich verlieren wird, vielleicht wird er dann einlenken. Dazu muss er aber auch spüren, dich wirklich zu verlieren.

    Meiner ist erst aufgewacht, als ich ihn nicht mehr beachtet habe, ihm nicht mehr in die Augen sehen konnte, weil ich unfreiwillig Gefühle für jemand anderen entwickelt habe und er es rausgefunden hat. Wenn das nicht gewesen wäre, würde er wahrscheinlich noch heute saufen.

    LG Eklisee

  • Hallo Blumenwiese,

    selbst,wenn er dich liebt,kann er nicht einfach aufhören.
    Er ist suchtkrank und dazu braucht es erstmal die Einsicht.

    Natürlich kann es sein,dass er seinen Tiefpunkt hat,wenn du dich abwendest...muss aber nicht.

    Du bist ebenfalls krank...und hast wohl deinen Tiefpunkt auch noch nicht erreicht.

    Susanne

  • Hallo Blumenwiese,

    ich kann das sehr gut nachfühlen, was du schreibst. Das ging mir bei meiner ersten Trennung auch so. Es erschien mir unerträglich, ihm das anzutun. Ich habs dann nur geschafft, weil ich anfing, Angst um mein eigenes berufliches Leben zu bekommen. Ich steckte in der AUsbildung und merkte, dass ich den Anforderungen nicht mehr gewachsen war mit der Hölle zu Hause.

    Meine Strategie:
    - Hab mir aufgeschrieben, warum ich die Trennung durchziehen muss, und den Zettel immer mit mir rumgetragen und immer wieder gelesen
    - Hab mir heimlich eine Wohnung besorgt. Ich hab ihm zwar gesagt, dass ich mich trennen werde, aber ich hab dann nicht weiter mit ihm darüber geredet, sondern ihn dann, als ich den Mietvertrag hatte, vor vollendete Tatsachen gestellt. Weil ich es sonst einfach nicht geschafft hätte, da zu einer Wohnungsbesichtigung hinzugehen. Er hätte es mir immer wieder ausgeredet..

    So gings, so hab ich es dann geschafft. Er war wie ein Magnet, wenn man erstmal aus dem Magnetfeld raus ist, dann ist es plötzlich leicht.

    Versuch nicht mehr, das mit ihm zu klären. Mach es mit dir selbst aus, was du willst und setz es um. Zur Not sagst du es ihm gar nicht, gehst einfach. Manchmal erfordern besondere Umstände besondere Mittel.

    Bei meiner zweiten Trennung hab ich die Schlösser auswechseln lassen, von unserem gemeinsamen Haus. Hat sich auch nicht grad fair angefühlt, aber anders gings nicht, er hätte mich sonst nicht in RUhe gelassen.

    Mach dein Ding. Es ist notwendig für dich.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo Blumenwiese

    Ich habe nur deine letzten Beiträge hier gelesen,und hätte denken könne ich wäre auf meiner Seite......
    Du weisst genau was du willst,aber immer wenn er ein wenig auf dich zugeht,dir irgentwas Gutes tut oder sagt,denkst du so schlimm ist es ja gar nicht
    Ist es aber doch,er hat dich dadurch gleich wieder in der Hand,er weiss genau wie du tickst

    Ich kann dich sehr gut vertehen,weil ich ähnlich ticke wie du
    :(
    Mein Mann ist gestern auch mit uns auf ein Turnier gefahren.....Hurra schreit da die Kinderseele,aber ich bin dieses Mal kalt geblieben
    das hat er ja nur gemacht damit er mir sage kann,ich gebe mir so viel Mühe,aber dir ist ja nichts recht !!!!

    Kennst du diese Sätze ?

    wünsche dir viel Kraft :)
    Joanne

  • Liebe Blumenwiese,

    ich habe jetzt ein paar Tage gebraucht um alles zu lesen... habe viel geweint zwecks Wiedererkennung... auch ab und an Mal gelacht...

    Ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen... dein Partner weiß ganz genau wann er wie an deinen Co-Knöpfchen drehen muß, damit du wieder auf ihn anspringst.

    Und noch etwas anderes ist mir aufgefallen. Wenn er bei dir ist, scheint ihr euch mehr oder weniger aus dem Weg zu gehn. Aber wenn er unter der Woche weg ist, ist er wieder sehr einfühlsam... sogar liebevoll?? Ich habe da einen sehr starken Bezug zu meiner eingenen nun Ex-Beziehung. Als ich noch 150 km entfernt von ihm gelebt habe, war er der allerliebste Mann. Brachte mir meistens eine Kleinigkeit mit, wenn er am Wochenende zu mir kam... und ich hielt ihn für den Mann, der mich absolut glücklich machen würde, der mir das Leben zu bieten hat, von dem ich schon soooooo lange träume.
    Leider war das eben NUR Träumerei... denn als ich hierher zog und der Alltag einsetzte verlor er sehr schnell das Interesse an mir. Ich war eben nur interessant und aufregend, solange er nicht frei über mich verfügen konnte, wann immer er wollte.

    Ich lebte fast 1,5 Jahre in diesem Schwebezustand, bevor mir endlich ein Licht aufging. Aber nicht, daß du jetzt denkst ich hätte dann einen Schlußstrich gezogen...Nein. Es folgten noch weiter knapp 4 Monate. Den Schlußstrich hat er dann gezogen, als er mein Genöhle nicht mehr ertragen konnte und hat sich eben eine andere gesucht.
    Vermutlich würde ich heute noch auf ihn einreden und versuchen ihn zu meinem Traumleben zu erpressen...

    Das ist jetzt 2 Wochen her... ich stehe also auch noch ganz am Anfang meines Neuen Weges. Auch ich lebe eigenständig, habe meine eigene Wohnung, Einkommen etc. Was mich fertig macht ist meine Sucht nach ihm. Er war mein Mittelpunkt, mein ganzes Leben hat sich nur um ihn gedreht. Ich lebte hier quasi in fölliger Isolation. Jeden Tag denke ich x-Mal an ihn. Möchte ihn oft wegen jeder Kleinigkeit anrufen.

    Meine Therapeutin hat mir dafür den Tipp gegeben, genau in mich hinein zu horchen, welcher Art Gefühl hinter dem Gedanken an ihn steckt. Und ich muß zugeben, Liebe war es nicht. Alles war, und ist noch immer, da, aber keine Liebe.

    Ich wünsche dir für das nun kommende Wochenende viel Kraft.
    Verena

    Ab heute ist Schluß mit der Selbstaufgabe!!

  • Liebe Blumenwiese,
    wie so oft hier in diesem Forum erkenne ich mich in Deinem Thread selbst wieder, so, wie ich früher war.
    Und am liebsten würde ich Dich packen und schütteln, vermutlich so, wie Du Deinen XY und ich meinen Ex gern gepackt hätten.


    Diese Beziehung zerstört dich! Du hast doch keine Lebensqualität mehr, oder?
    Du lebst in ständiger Angst und Unbehagen, und das ist absolut NICHT NOTWENDIG!

    Die einzige Lösung für Dich ist:
    Beende es FÜR IMMER und richte eine Kontaktsperre ein, an die Du Dich hälst, und zwar 100%ig.
    Er wird niemals aufhören zu saufen, davon kannst Du ausgehen. Du verpasst also nichts, wenn Du Dich abwendest.
    Du bist süchtig nach dieser Beziehung. Dein XY ist Dein Alkohol, und wie Du selber weißt: Kontrolliertes Trinken FUNKTIONIERT NICHT!

    Zitat von lottemotte

    Keiner hat das Recht Dich so zu behandeln.

    ... wie Du Dich SELBST behandelst!!!
    Niemand zwingt Dich, an diesem Menschen festzuhalten!
    Du musst nicht unglücklich sein, wenn Du es nicht willst.

    Also: Warum tust DU DIR das an?

  • Danke für Eure Beiträge. Ja, ich kenne dieses Gefühl, dass man beim Lesen den anderen schütteln möchte. Ich habe in dem Thread von Maggixxx gelesen und bei fast allem, was sie schreibt, geht es mir so. Als wenn mir ein Spiegel vorgehalten wird. Als wenn ich als Außenstehender meine Situation betrachte! Und dann frag ich mich wieder: warum ist das so schwer, warum lebe ich in einer Traumwelt und denke mir die Beziehung schön???? Nein, aus der Phase des Schöndenkens bin ich raus. Ich sehe die Fakten und da ist keine rosarote Brille mehr, dass es vielleicht doch wieder besser wird. Mein XY ist zuhause, krank, und wartet auf einen OP-Termin. Diese Zeit des Wartens ist für mich fast unerträglich, sein Alk-Konsum ist auch gestiegen. Klar, er ist ja den ganzen Tag zuhause. Das Bier wird mittlerweile heimlich gekauft, denn er hat mir ja erzählen wollen, dass er seine tägliche Trinkmenge auf 3 Flaschen reduziert hat. Es ist so traurig, am Ende glaubt er das selber noch.

    Er hat kein Problem mit Alkohol. Er hat es unter Kontrolle. Er trinkt ja nur Bier und keinen Schnaps und Bier ist nicht so schlimm. Wenn ich diese Phrasen höre dann schalte ich auf Durchzug. Gestern bat er mich, auf ihn zu warten, er würde sich ändern. Auf meine Frage, wann das sein würde, wusste er aber auch keine Antwort.

    So, meine Eltern sind auch schon bedient weil ich immer noch mit ihm zusammen bin. Halten seine Krankheit auch nicht für einen Grund, diese Beziehung noch aufrechtzuerhalten. Aber (und da kommt mein Co wieder durch) kann ich ihn rauswerfen, wenn er eine OP vor sich hat? Meine Freundin meinte ganz treffend, ich hätte zu lange gewartet. Jetzt habe ich den kranken Mann zuhause. Aber kann ich so herzlos sein? Nein, so bin ich nicht.

    Ich erkenne mich so oft hier wieder. Auch ich habe um die Anerkennung meiner Eltern, speziell die meines Vaters, gekämpft. Mein Vater hat früher übrigens auch getrunken, das hat mich geprägt. Er hat mit seinem Verhalten vieles in meiner Kinderseele kaputt gemacht. Immer habe ich gedacht, ich müsste besser sein und alles noch besser machen, damit ich die Anerkennung bekomme. Und eines wollte ich NIE: mit einem Alkoholiker zusammen sein! Tja, hat nicht so ganz geklappt :-(.

    Verena, danke für Deine Nachfrage. Ich arbeite momentan lange, gehe wieder zum Sport, treffe mich mit Freundinnen und versuche eben, mir Gutes zu tun. Ich gestalte meinen Tagesablauf weitgehend so, als wenn er nicht zuhause wäre. Was ich aber trotzdem noch mache, und darauf bin ich nicht stolz, ist das Kontrollieren. Ich muss einfach wissen, wieviel er so am Tag trinkt. Das konnte ich mir noch nicht abgewöhnen.

    Lieben Gruß von
    Blumenwiese

  • Liebe Blumenwiese,
    was Du schreibst, kenne ich - wie immer ;) - auch.

    Zitat

    Gestern bat er mich, auf ihn zu warten, er würde sich ändern. Auf meine Frage, wann das sein würde, wusste er aber auch keine Antwort.

    Genau das habe ich wortwörtlich von meinem Ex an die 1000 Male gehört.
    Warte auf mich, ich will ja was ändern.
    Ich weiß noch, dass er mir, als ich endlich den Schlussstrich gezogen hatte, etwas schrieb in der Art: Ich wollte mich ja ändern, aber Du willst ja immer alles SOFORT.
    Lachhaft.
    Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon 1,5 Jahre gewartet und ihn von einem Absturz zum nächsten begleitet, und jedes Mal hat er mir versprochen, aufzuhören / zu reduzieren.
    Aber nach spätestens 5 Tage MUSSTE er dann wieder saufen. Die Gründe waren vielfältig. Stress, Trauer, Geldnöte, Psychoattacken, Freude oder einfach, weils schmeckt.

    Ich glaube, dass diese Phrasen einfach nur dazu dienen, uns die Füße stillhalten zu lassen.
    Bis dann der nächste Knall kommt und wieder unter Tränen gejault wird, dass er sich doch JETZT WIRKLICH ändern will.

    Liebe Blumenwiese,
    empfindest Du noch etwas wie Liebe für Deinen XY?


    Code
    Meine Freundin meinte ganz treffend, ich hätte zu lange gewartet.


    Falsch. Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun.


    Zitat

    Jetzt habe ich den kranken Mann zuhause. Aber kann ich so herzlos sein? Nein, so bin ich nicht.


    Dieser Mann ist krank. Alkoholkrank. das kann man nicht operieren.
    Gib ihm die Chance, seinen Tiefpunkt zu erreichen. Nur so hat er die Chance, trocken zu werden.
    Wieso kannst Du ihn nicht vor die Tür setzen? Was ist das für eine OP?
    Weißt Du, dass es sehr viele Alleinstehende gibt, die sich einer OP unterziehen müssen?
    Er ist alt genug, um da alleine zurecht zu kommen.
    Das ist definitiv kein Grund, um Dein Leben zu ruinieren.


    Zitat

    Ich gestalte meinen Tagesablauf weitgehend so, als wenn er nicht zuhause wäre.


    Das ist gut. Aber die letzte Konsequenz fehlt noch.
    Warum?
    Viel wird sich doch dann auch nicht mehr ändern, ausser, dass Du endlich Deine Ruhe hast?!

    Zitat

    Was ich aber trotzdem noch mache, und darauf bin ich nicht stolz, ist das Kontrollieren. Ich muss einfach wissen, wieviel er so am Tag trinkt. Das konnte ich mir noch nicht abgewöhnen.


    Ich weiß, hier liest man immer wieder, dass man nicht kontrollieren soll.
    Aber ich sehe das aus zwei Blickwinkeln:
    Kontrollieren zeigt, dass Du Dir immer noch seinen Kopf zerbrichst, aber es kann auch unterstützend wirken, denn wenn Du schwarz auf weiß siehst, wieviel er säuft, geht Dir vielleicht irgendwann das Licht auf, dass Du ihn davon nicht abhalten wirst. Und dass Du endgültig die Schnauze voll davon hast....

    Ich wünsche Dir, dass dieser Tag sehr bald kommt!

  • Hallo desperateS,

    Zitat

    Genau das habe ich wortwörtlich von meinem Ex an die 1000 Male gehört.
    Warte auf mich, ich will ja was ändern.

    Das finde ich einerseits erschreckend aber andererseits auch amüsant, dass auch Du die gleichen Worte gehört hast. Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr sich hier die Geschichten gleichen. Und genau wie bei Dir, wenn ich dann wieder moserte wegen seinem Verhalten kam von ihm: "du willst immer alles so schnell, so schnell kann ich mich nicht ändern."

    Diese Versprechen zu reduzieren sind in der letzten Zeit öfter gekommen. Und NIE wurden sie eingehalten! Wahrscheinlich glaubt er selber daran, dass er auf dem Wege ist zu reduzieren. In Wirklichkeit trinkt er mehr als vorher. Die Kontrolle hilft mir tatsächlich, so wie Du schon schreibst, die Wahrheit schwarz auf weiß zu sehen. So komme ich gar nicht erst ins Grübeln, dass es dieses Mal vielleicht wirklich so ist wie er sagt. Nein, ich sehe die Wahrheit. Und wenn ich bemerke, wie und wann er sein Bier kauft (immer heimlich und dann auch den Kasten nicht mehr so offen stehen sondern immer was darauf gelegt) dann kommt mir die Galle hoch!

    Zitat

    Liebe Blumenwiese,
    empfindest Du noch etwas wie Liebe für Deinen XY?

    Nein, Liebe ist nicht mehr da.

    Zitat

    Falsch. Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun.

    Richtig, das meinte meine Freundin auch nicht mit dem Satz, ich hätte zu lange gewartet. Es ist nur wegen seiner OP, dass ich ihn jetzt längere Zeit zuhause habe.

    Zitat

    Dieser Mann ist krank. Alkoholkrank. das kann man nicht operieren.
    Gib ihm die Chance, seinen Tiefpunkt zu erreichen. Nur so hat er die Chance, trocken zu werden.
    Wieso kannst Du ihn nicht vor die Tür setzen? Was ist das für eine OP?
    Weißt Du, dass es sehr viele Alleinstehende gibt, die sich einer OP unterziehen müssen?
    Er ist alt genug, um da alleine zurecht zu kommen.
    Das ist definitiv kein Grund, um Dein Leben zu ruinieren.

    Da hast Du Recht: kein Grund MEIN Leben zu ruinieren. Es ist eine Knie-OP und natürlich gibt es viele Alleinstehende, die operiert werden müssen. Nur, wo soll er hin? Könnte mir auch egal sein, sicher. Denn er trampelt ja auch auf meinen Gefühlen herum. Aber ich mag ihn nicht so mittellos vor die Tür setzen. Er kennt hier niemanden, wüsste auch nicht wohin. ...... Oh je, ich glaub, wenn ich dieses bei jemand anderen lesen würde .... ich würde auch nur den Kopf schütteln und denjenigen nicht verstehen, warum er so handelt und den XY nicht raussetzt.

    Zitat

    Das ist gut. Aber die letzte Konsequenz fehlt noch.
    Warum?
    Viel wird sich doch dann auch nicht mehr ändern, ausser, dass Du endlich Deine Ruhe hast?!

    Die letzte Konsequenz fehlt noch aber nur aus dem o. g. Grund. Und der ist nicht vorgeschoben weil ich mich im Grunde genommen doch nicht trennen will. Ich denke oft daran, wenn ich nach Hause fahre, wie schön es wäre jetzt zuhause anzukommen und er ist NICHT da. So gesehen wird sich viel ändern - zum Positiven.

    Lieben Gruß von Blumenwiese

  • Hallo,

    mittlerweile bin ich alleine zuhause weil er im Krankenhaus liegt wegen der angekündigten OP. Die zwei Wochen vorher waren schwer für mich. Er hat immer mehr getrunken, war sicher auch Aufregung wegen dem Eingriff. Aber Ausreden zählen bei mir nicht mehr. Es gibt definitiv keinen Grund sich jeden und jeden Tag zahllose Bierflaschen in sich reinzukippen! Der erste Morgen alleine war schön! Kein Zwang mehr, die Flaschen zu zählen. Wenn ich heimkomme weiß ich, er ist nicht da. Es ist schade, dass man so denkt. Aber er hat sogar im Krankenhaus noch einen Scherz auf den Lippen in punkto Bier. Nur, dass ich darüber echt nicht lachen kann.

    Ich habe mich entschieden, dass ich in meinem Leben keinen Alkohol mehr möchte. Ob er seinen Konsum reduziert interessiert mich nicht mehr. Denn für ihn ist jede Flasche zuviel, weil er doch früher oder später wieder in diesen Sprudel reinkommen würde. Und wie oft hat er mich belogen und manipuliert? Wie sollte ich da glauben können, dass er wirklich weniger trinkt? Nein, diesem Stress möchte ich mich nicht mehr aussetzen.

    So klar habe ich ihm das noch nie gesagt. Weil ich nichts androhen wollte, was ich danach nicht halten kann. Jetzt bin ich aber soweit. Nur leider geht es ihm jetzt natürlich total schlecht. Ich frage mich, ob er etwas ahnt und wieder auf Mitleid hofft.

    Mit meinem Vater hatte ich ein sehr interessantes Gespräch und er hat mir ein paar Dinge aus seiner nassen Zeit erzählt, die ich noch nicht wusste. Hat mir sehr geholfen und ich habe gemerkt, dass ich ihm wichtig bin. Als Kind habe ich da immer Zweifel gehabt.

    Lieben Gruß von
    Blumenwiese

  • Hallo Blumenwiese!

    Zitat

    So klar habe ich ihm das noch nie gesagt. Weil ich nichts androhen wollte, was ich danach nicht halten kann. Jetzt bin ich aber soweit. Nur leider geht es ihm jetzt natürlich total schlecht. Ich frage mich, ob er etwas ahnt und wieder auf Mitleid hofft.

    Es mag ja sein dass es ihm durch deine klaren Worte schlecht geht aber den Schlüssel dass es ihm besser geht hat er alleine in der Hand. DIR ging es auch schlecht das hat ihn auch nicht gekümmert.

    Du hast den Weg gefunden dass es dir wieder besser geht und das ist gut so.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

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