Darüber sprechen.... "doch nicht trocken"

  • Hallo Ihr Lieben,
    mich beschäftigt eine Frage: ein guter Freund von mir, der sich als "nicht mehr Alkoholiker" bezeichnet hat für mich derzeit ein auffälliges Verhalten welches ich persönlich als Rückfall einstufen würde.

    Nur: es geht mich nichts an und ich kann es so und so nicht beeinflussen! Ist es also überhaupt sinnvoll ihn darauf anzusprechen? Ich persönlich frage mich nämlich ob das nicht ganz bewußt passiert, da wäre jedes Gespräch leider unnötige Energie.

    Das vermeintlich "bleifreie" Bier passte mir von Anfang an nicht - aber gut, geht mich nichts an. Aus einem "bleifreien" wurden an einem Abend mehrere. Geschockt war ich, als ich erst später auf Fotos bemerkte daß er in unser Chilli Wein füllte. Klar: 20 l Chilli auf 1/2 l Wein ... ist ja nichts ... aber für jemanden, der meint trocken zu sein ist das für mich ein zu lässiger Umgang. - edit, bitte keine Details über Dritte ins Internet schreiben, danke, Linde -

    Ich habe das Gefühl er bestimmt seinen Weg und geht ihn keinesfalls unbewußt - das darf er, das geht mich nichts an. Dennoch komme ich nicht umhin festzustellen, daß ich es schade finde daß er so nachlässig mit sich selber umgeht...

    ... aber es ihm sagen?

    Ich weiß echt nicht was ich da tun will. Vermutlich wie ich mich und meine Spontanität kenne werde ich ihn darauf ansprechen und es ihm genau so sagen, aber irgendwie denke ich halt, "Mensch, für was denn???"

    Eure Gedanken würden mich vielleicht etwas klüger machen...

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Liebe Dagmar,

    ich würde ihn darauf ansprechen und ihm meine Wahrnehmungen schildern. Und ihm sagen, dass es mir Gedanken macht.

    Warum soll er nicht wissen, warum ihn nicht ansprechen. Du weißt ja, dass du im Endeffekt nichts machen kann, wenn er es so will, dann ist es so. Aber du kannst ihm doch deine Meinung sagen, mit ihm reden darüber. Und ihm sagen, dass du es schade findest.

    Grüße von
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Weißt Du Aurora,
    ich habe eben tatsächlich diese Machtlosigkeit erkannt und bin da vielleicht schnell mit dem Thema "abschreiben" da. Einfach auch deshalb, weil ich bei Menschen, wo diese Gefahr besteht, auf meine Eigensicherung achten muss.

    Ich denke aber - wie ich mich kenne - daß ich es ansprechen werde (ich glaube, ich hätte gerne gehört: laß es, vergeudete Zeit und Energie ;) Weißt Du, egal, wie er es wirklich sieht, ich sehe da einfach jemanden losstiefeln und zwar beständigen Schrittes. Da stellt sich mir natürlich die Frage ob es dann nicht einfach besser wäre diesen Läufer oder Wanderer etwas weiter aus meinem Leben zu verbannen. Ist wohl gemerkt kein Partner - aber auch Freunde sind mir sehr wichtig, und auf eines habe ich NULL BOCK - Gespräche, verändertes Verhalten um mir zu gefallen trotz latenter Gefahr und eben die ganze Palette.

    Na ja, mal ansprechen und dann ist gut .... vielleicht setzt auch sein Denken ein ... obwohl ich da tief in mir denke "ist eh schon zu spät".

    Lieben Gruß von Dagmar

  • glück auf dagi

    Zitat von dagmar007

    wie ich mich und meine Spontanität kenne werde ich ihn darauf ansprechen und es ihm genau so sagen, aber irgendwie denke ich halt, "Mensch, für was denn???"

    sprich ihn ruhig an. ne frau wie du würde vermutlich an herzdrücken sterben wenn sie s nich macht. :wink:
    wozu? damit er weiß, dass es auffällt. ich hab immer gedacht s merkt keiner.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • >>>Na ja, mal ansprechen und dann ist gut .... vielleicht setzt auch sein Denken ein ... obwohl ich da tief in mir denke "ist eh schon zu spät".<<<

    Liebe Dagmar,

    wenn Du ihn bereits abgeschrieben hast auf Grund Deiner Beobachtungen, so kannst Du ihm auch nur noch das sagen. Dann weiß er. Woran er bei Dir ist.
    Vielleicht willst und kannst Du ihm noch erklären auf welchen persönlichen Erfahrungen Du zu dieser Feststellung gekommen bist und wie wichtig es für Dich selber ist, auf Dein inneres Fruehwarnsystem zu hören, welche Ängste Deine Beobachtungen es bei Dir um Dich selber auslöst, so in dem Sinne, "als trockene Co muss und will ich zum Selbstschutz jeden Hauch von Alkoholikerin meiden..."

  • Die Ansätze von Orlando und unserem lieben Matthias haben wirklich auch was für sich.

    Speziell "es merkt keiner" ja das stimmt - zumal ich die einzige bin, die von ihm selber weiß was da mal Sache war. Ja, lieber Matthias, genau das ist es: ich würde vermutlich daran ersticken es nicht sagen zu können....

    Na, dann werde ich wohl heute abend mal den Telefonhörer schwingen....

    lieben Gruß von Daggi

  • Hallo Dagmar007,

    wie lange ist er denn "abstinent"?

    Ich vermute unter einem Jahr und aufgrund der Verhaltensweise,
    gehe ich davon aus, daß er die Sache noch unterschätzt und es sich
    lediglich um eine "Trinkpause" handelt.

    Anrufen würd' ich dafür nicht extra, sprich ihn drauf an, wenn Du ihn persönlich mal wieder siehst.

    Die Sache ist nicht eilig. Das leben ist lang.

    Jürgen

  • hallo dagmar

    ansprechen find ich gut. geschwiegen haben wir doch lang genung und ertragen. ich würd es auf jeden fall tun. allerdings eben in der situation wenn er trinkt und ohne dabei das gefühl zu bekommen, das ich ihm da raus helfen will. ihm das auch so vermitteln.auch das zu vermitteln wie es dir im umgang mit ihm geht.dann darin liegt mein problem, das mich das eventuell ja wieder in meine corolle schlüpfen lässt.

    ich zum beispiel hätte dann ein problem damit mit ihm so weiterhin kontakt zu halten. meine freunde sind alles ausgesuchte menschen, die keine alkoholprobleme haben. einen freund der wieder anfängt zu saufen könnt ich um mich nicht mehr ertragen und würde es direkt ansprechen. für mich nicht für ihn.

    ich denke das ist wichtig zu sehen, das du nicht die position der helferin einnimmst , allerdings auch nicht die der schweigenden.

    gruß melanie

  • glück auf jürgen

    Zitat von juergenbausf

    Die Sache ist nicht eilig. Das leben ist lang.

    ??? manche alkoholiker "verrecken" ganz schnell, andere hängen sich an nen baum.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • lieber matthias,

    klar ist das so, nur was haben wir cos denn gelernt? das wir nichts tun können, ER SELBST es erkennen muss was er tut. deine aussage scheint mir sehr weit weg dafon zu sein, da nicht als helfer aktiv zu werden, wenn ich mir das so anschaue. :wink: (allerdings meine interprettation). klar ist es dringend für ihn was zu unternehmen, nur ist es an ihm wiviel zeit er dafür braucht das zu erkennen. ich kenne diese trinkpausen über jahre von meiner mutter nur zu gut. sie lebt ja immernoch obwohl sie sich jahrzentelang schon die kante gibt, mit trinkpausen in denen sich der körper ja auch wieder erholt.ich denke diese pausen haben diesen sinn, das der körper sich wieder erholen kann.allerdings auch nur meine beobachtung und interpretation.

    gruß melanie

  • Lieber Matthias,

    das kann sein, trifft aber auf den konkreten Fall nicht zu.
    Ich kann keine akute Todesgefahr oder Selbstmordabsichten erkennen.
    Nur dann wäre schnelles Eingreifen erforderlich.

    Fakten erfordern Handeln, nicht Phantasie.

    Jürgen

  • Hallo alle zusammen, besonders Dagmar 007,

    ich habe vor einiger Zeit schon mal hier im Forum gepostet und lese seitdem sporadisch eure Beiträge. Ich habe viel über die Krankheit "Alkoholismus" erfahren und gelernt. Danke erstmal euch allen dafür.

    Da es hier meist um Angehörige und Lebenspartner geht, fühl(t)e ich mich hier deplatziert. Nun schreibst du, Dagmar007, von einem guten Freund, den du wegen deiner Beobachtungen ansprechen möchtest. Dasselbe geht mir auch seit Monaten durch den Kopf. Bei mir handelt es sich um eine wirklich gute Freundin, die ich als Freundin nicht verlieren möchte. Es hat lange gedauert - zumal wir uns aufgrund großer Entfernung nur selten sehen -, bis ich erkannt habe, dass sie ein Alkoholproblem hat. Eines, das sie nicht mehr allein bewältigen kann. Ich weiß auch, dass sie es versteckt und dass sie "dicht macht", wenn ihre Angehörigen sie auf dieses Thema ansprechen. Ich als ihr guter Freund habe bislang nur aus der Ferne zugesehen, merke aber, dass es mir überhaupt nicht gut tut, im Bilde zu sein und nicht darüber reden zu können. Und wenn ich euch hier so lese, wird mir klar, dass ich mich distanzieren muss, damit es mir besser geht. Mein Verstand sagt: "Vergiss sie!" Und mein Bauch sagt: "Bevor du dich distanzierst, rede wenigstens mit ihr." So ähnlich geht es dir, Dagmar007, ja scheinbar auch. Reden? Aber nicht am Telefon! Ich sehe meine Freundin Ende des Jahres wieder und weiß, dass ich dann die Chance nutzen muss, ihr unter vier Augen zu sagen, was ich sehe und empfinde. Dass ich ihr nicht helfen kann, weiß ich. Entweder kommt sie ins Grübeln oder sie macht weiter wie bisher. Die winzig kleine Chance, sie ins Grübeln zu bringen und damit etwas bewegen zu können, kann und will ich aber nicht vorbeiziehen lassen. Nur muss mir klar sein: Wenn sie ihr Ding weitermacht - und die Wahrscheinlichkeit ist groß! - dann werde ich ihr die Freundschaft kündigen müssen, um mich selbst zu schützen. Und davor, ganz ehrlich, habe ich riesengroße Angst. Sie ist mir als Freundin nämlich sehr wichtig.

    Dagmar007, ich kann dir nur zustimmen: Rede mit deinem Freund. Dann kannst du hinterher nicht sagen, dass du es nicht wenigstens versucht hast.

  • Hallo Ihr Lieben,
    ich freue mich über Eure vielen Antworten, die viele Blickrichtungen erlauben.

    Mein guter Freund war - edit, Linde - Nun, diese bleifrei Sache, davon halte ich NULL - aber ist meine Sache, ich vermag nicht die Verantwortung und den Umgang eines anderen zu beurteilen.

    Das mit dem Wein im chilli habe ich erst gemerkt als ich an den Fotos eines gemeinsamen Abends arbeitete, und genau das nervte mich. Meine Kamera zeigt bei Nachts nicht was fotografiert wird, ich schieße also blind. Und genau das ist das was mich ärgert, sonst hätte ich gleich mit ihm geredet.

    Ich befürchte mal, weil ich ein sehr spontaner Mensch bin, dass ich das nicht hinter dem Berg halten kann und relativ schnell beim Kontakt, evtl. auch am Telefon (obwohl mir das selber so nicht gefällt) zum Punkt komme.

    Nur: und ganu das ist mein "nur" und auch so eine Sache, die evtl. auch Roloff bewegt. Es wird dann ja gesagt oder auch nichts, das Verhalten wird in unserer Gegenwart umgestellt aber die Bombe tickt unaufhörlich weiter.

    Ja Roloff, es ist sauschwer - bei einem Partner hängt man/frau direkter drin und sieht es Tag für Tag. Bei einem Freund, der mir vielleicht sogar ebenso wichtig ist wie ein Partner, weil wir schon sehr aneinander gewachsen sind und sehr viel schönes entstanden ist, ist es näher und doch gleizeitig ferner. Auch ich fände es schade ihn zu verlieren, kann es mir irgendwie gar nicht vorstellen, weil wir eine sehr schöne Freundschaft haben.

    Aber mir fiel eben auf, dass ich die eine oder andere Anspielung in diese Richtung bekam - Richtung Alk - manches mal wirkte es sogar wie ein kleines "Aufmerksamkeitsmannöver" und das nun finde ich schlimm, denn dann zwackt es ihn entweder an der Sucht oder daran etwas nicht erreichen zu können - und schon ist der Problemlöser wieder etwas näher.

    Nun Roloff, früher vor meiner Beziehung mit einem Alkoholiker, habe ich die Freunde angesprochen, unverblümt meine Meinung gesagt und mich dann entfernt sobald das Verhalten für mich nicht mehr akzeptabel war. Ich glaube, der Weg damals war richtig und ich werde diesen wieder lernen.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Ach ja, Jürgen und Silberkralle,
    das mit der akuten Gefahr ist schon ein Thema - auch wenn ich es nicht erwähnt habe, weil es jenseits meiner Verantwortung ist. Doch, dieser Mensch ist akut gefährdet - jedoch nicht wegen Alkohol.

    - edit, Linde -

    Lieben Gruß von Dagmar

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!