Erwartungen an einen Alkoholiker

  • Hallo,

    okay, so wie du das beschreibst, BlueCloud, das find ich auch bescheuert.

    Ich denke schon, die Gefahr ist gegeben, dass ich mich als co-abhängige Partnerin eines Alkoholikers (sowie das weitere Umfeld) irgendwie als überlegen einstufe und dann von oben herab sowas einfordere. So hört es sich für mich jedenfalls an. Ziemlich von oben runter.

    Ich glaube sogar, dass das bei mir natürlich auch einer der Gründe war, diese Beziehung zu führen. Es lenkt doch recht hübsch von eigenen Unsicherheiten ab. Im Vergleich zu meinem alkoholkranken Partner fühlte ich mich immer ziemlich souverän, weil ich im Vergleich zu ihm mein Leben wunderbar im Griff hatte. Jetzt, da ich alleine bin, fühle ich mich da nicht mehr so sicher und manchmal ziemlich klein.

    So gesehen liegt es wiederum in der Verantwortung des Partners, ganz alleine für sich die Lage einzuschätzen: Kann ich mit dem Rückfallrisiko leben oder nicht?
    Mir ist auch klar, dass ich selbst verantwortlich bin, dass ich z.B. ein Haus gekauft hab mit ihm. Ich wusste im Grunde, dass dies ein Risiko ist.

    Trotzdem war ich natürlich traurig und auch wütend auf ihn, als er wieder mit dem Trinken anfing. Aber auch auf mich selbst.

    Aber das Leben ist eh ne unsichere Kiste. Auch augenscheinlich perfekte Beziehungskonstellationen enden nicht immer fröhlich.

    Doro

  • Hallo nochmal,

    Nach der Definion, die du bringst, war ich übrigens nie co-abhängig. Ich hatte immer mein eigenes Leben. Ich habe mich nie über ihn definiert. Aber die Sucht hat mein Leben einfach sehr beeinträchtigt - Aggressionen, Unzuverlässigkeiten, usw.
    Und ich hatte das Gefühl, irgendwie für sein Schicksal große Verantwortung zu tragen. Diese gefühlsmäßige Verstrickung nenne ich co-abhängig.

    Doro

  • Hallo BC,

    ich habe über die rein praktischen Gründe "philosophiert", warum man die Alkholkrankheit wieder in den Status einer Krankheit erhoben hat.

    - Diagnostizierbarkeit durch Ärzte
    - Möglichkeit der Krankschreibung
    - Möglichkeit der Umlegung der Krankheitskosten, Therapiekosten, Kosten von Dauerfolgen auf das Sozialsystem ( Krankenversicherung, Rentenversicherung )
    - Möglichkeit, Betroffenen Schuldgefühle zu nehmen
    - Möglichkeit, Betroffene im Endstadium gegen Ihren Willen zu behandeln

    Ich habe von diesen Möglichkeiten nur von Möglichkeit 3, Therapiekosten, Gebrauch gemacht. Die anderen waren nicht nötig und ich hoffe, das bleibt auch so.
    Ich hätte Möglichkeit 3 notfalls auch selbst getragen - wenn dies nicht durch die Rentenversicherung gedeckt gewesen wäre.
    Möglichkeit 3 lässt aber erst die Behandlung mittelloser Betroffener zu.

    Die o.a. Möglichkeiten wurden zum Wohle der Betroffenen UND der Gesellschaft wieder geschaffen - aus rein praktischen Gründen.
    Weil es insgesamt die Behandelbarkeit von Alkoholabhängigkeit verbessert. Wer das als Vorwurf empfindet, hat eigene Schuldgefühle.
    Ich nicht.

    LG Jürgen
    --------------------------------------------------------
    Meine Meinung. Keine Suchtberatung.

  • Hallo Doro,

    Zitat von Doro


    Nach der Definion, die du bringst, war ich übrigens nie co-abhängig. Ich hatte immer mein eigenes Leben. Ich habe mich nie über ihn definiert. Aber die Sucht hat mein Leben einfach sehr beeinträchtigt - Aggressionen, Unzuverlässigkeiten, usw.
    Und ich hatte das Gefühl, irgendwie für sein Schicksal große Verantwortung zu tragen. Diese gefühlsmäßige Verstrickung nenne ich co-abhängig.

    Das kommt mir bekannt vor, wenn auch in der Mutter-Tochter-Beziehung. Ich hatte auch mein eigenes Leben, Schule etc. Hab meinen Abschluss gemacht, doch ich machte alles irgendwie nebenbei und immer nur das nötigste, um nicht aufzufallen, denn im Hinterkopf kreiste immer ein: Wie kommt sie da raus? Nicht, weil ich toll und selbstlos war, sondern, weil ich selbst wollte, dass der Stress endlich aufhört und weil ich mich schuldig und verantwortlich fühlte. Aber darum gehts nicht.
    Wo ist die Grenze zur Sucht? Ist es Sucht, erst wenn mein eigenes Leben zusammenbricht, weil ich alles vernachlässige und mich mit mir selbst gar nicht mehr befassen kann? Oder ist es schon Sucht, wenn ich zwar meine eigenen Dinge noch geregelt kriege, um nicht aufzufallen, mich selbst aber nicht mehr weiter entwickle, weil ich ausschließlich mit dem anderen beschäftigt bin? Wahrscheinlich gibts die Antwort im Thread schon tausendfach, ich hab sie aber noch nicht gefunden.

    Hallo BC,

    Sorry, fürs Missbrauchen deines Threads, denn eigentlich passt das hier nicht mehr so rein.


    Zu dem, was Du geschrieben hattest: Richtig, wenn das Objekt der Sucht nicht vorhanden ist, lebe ich sie auch nicht aus. Aus reinem Selbstschutz würde ich deshalb den Rückzug antreten. Das heißt natürlich nicht, dass ich mich mit dem Thema deshalb nicht befassen muss. Ich kann ganz gut einfühlen, aber sehr schlecht abgrenzen. Dieses Abgrenzen gilt es weiter zu lernen.

    Was Erwartungen angeht, so bin ich weiterhin der Meinung, dass man diese nicht abstellen kann und deshalb verstehe ich den Sinn der Frage danach, ob das angebracht oder unangebracht ist, nach wie vor nicht. Ich kann nur mein eigenes Handeln, Denken, Verhalten ändern. Nicht das der anderen.

    Dennoch finde ich den Thread sehr interessant und hilfreich. :D

    Gruß Gela

  • Hallo Doro,

    Zitat

    also, wenn ich süchtig wäre nach dieser Beziehungskonstellation, dann würde ich mir doch Ersatz suchen, oder?

    Rein theoretisch ist des auch so - es muß aber nicht mit einem Alk. weiter geführt werden. Co-Knöpfe können von jemanden gedrückt werden, der kein Alkoholiker ist, aber ähnliche Verhaltensmuster aufweist - z. B. nicht so richtig in der Lage ist, sein Leben zu meistern, sich häufig in der Opferrolle befindet etc.


    @ Gela

    Zitat

    Wo ist die Grenze zur Sucht? Ist es Sucht, erst wenn mein eigenes Leben zusammenbricht, weil ich alles vernachlässige und mich mit mir selbst gar nicht mehr befassen kann? Oder ist es schon Sucht, wenn ich zwar meine eigenen Dinge noch geregelt kriege, um nicht aufzufallen, mich selbst aber nicht mehr weiter entwickle, weil ich ausschließlich mit dem anderen beschäftigt bin?

    Bei der Alkoholsucht gibt es mehrere Stadien - kannst ja mal nach Jellinek-Modell googeln, wenn es Dich interessiert, der beschreibt es ganz verständlich. Ich denke, bei der Co-Abhängigkeit gibt es diese Stufen auch.

    Ich selber bezeichene mich als suchtkrank, obwohl ich nicht täglich oder regelmäßig trank - meinen Alltag hatte ich besser unter Kontrolle als teilweise heute :-). Aber ich brauchte den Alkohol trotzdem und hatte furchtbare Abstürze im stillen Kämmerlein. Auf diesem Level konnte ich mich ziemlich lange halten und wenn ich meinen FS (und somit meine gesamte Existenz) nicht verloren hätte, würde ich mit Sicherheit schon im nächsten Level sein. Die Grenzen bei der Sucht sind oft sehr schwammig und können ineinander fließen. Schlecht zu bestimmen, finde ich.


    Gruß

    BC

  • Hallo Jürgen,

    Die Sucht ist im Status einer Krankheit, weil soviele Menschen dran krepiert sind.

    in Ländern, wo es keine Krankenkassensysteme gibt, ist der Alkohlismus genauso eine Krankheit. Wenn einer auf Haiti Alkoholkrank ist, dann wird er genauso dran krepieren, wie in Deutschland - da sind z. B. Wegnahme von Schuldgefühle egel - krepieren ist krepieren - ob nun mit Schuldgefühl oder ohne.

    Alles was die Gesundheit einschränkt oder beeinträchtigt, ist eine Krankheit - ob nun körperlich oder seelisch. Gott sei dank sind wir heute soweit. Wenn Du aus langeweile krank wirst, dann wirst Du behandelt - egal, ob es die Langeweile-Krankehit gibt oder nicht.

    fröhlicher Sarkasmus an:
    Wenn ich dran denke, dass 1879 hier in der Nähe die letzte Hexe zum Tode verurteilt wurde, bin ich froh, dass ich nicht mit der Schuld meines Alkoholtrinkens auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde :) fröhlicher Sarkasmus aus


    Gruß

    BC

  • Nun, weil es gerade diskutiert wird: ich denke, dass die Alkoholsucht wieder als Krankheit eingestuft wurde, hat viel mit ihren körperlichen Nachfolgeschädigungen zu tun und den Kosten die daraus entstehen. Um jemanden ein Versteck für sein Fehlverhalten zu bieten, eine Krankheit zu „erfinden“ halte ich für abwegig.
    Doch zurück zum Thema Erwartungen an einen Alkoholiker.
    Ich war heute auf dem Ehemaligentreffen meiner damaligen Entwöhnungseinrichtung. Innerhalb eines Gespräches zwischen einer anderen einstigen Patientin, mir und einem Therapeuten der Klinik, lies sich letzterer zu der Äußerung „hinreisen“: „So habe ich dies von ihnen beiden auch erwartet.“ Er hätte gerne danach diese Aussage relativiert ist aber dann lieber dazu übergegangen, sich über den Wertegang der damaligen Klientin mitzufreuen. Eine derartige Aussage von einem professionellen Helfer zu bekommen, war sehr unerwartet, zeigt aber auch, dass selbst Menschen, die sich vor solchen Erwartungserwartungen schützen sollten, nicht frei davon sind (was sie als Menschen eben auch auszeichnet).
    Auf der anderen Seite ist es ein Zeichen von Wertschätzung und Anerkennung. Es ist für mich eine Bestätigung dessen, was ich tue – das mein Weg in die für mich richtige Richtung geht. Von der Erwartung zu erfahren setzt mich nicht unter Druck, sondern hat mich erfreut und macht mich für Erreichtes auch stolz.


    P.S. Noch ein paar Worte zu der Verwunderung, die bei einigen bestand, dass Angehörige und Alkoholiker in ein und derselben SHG ihre Themen behandeln.
    Ich persönlich lege Paaren in unserer realen SHG immer wieder nahe, den Veränderungsprozess zusammen zu gehen. Insbesondere der gemeinsame Besuch einer Selbsthilfe, ermöglicht eine realistische Einschätzung der Erwartungen, weil sie dort auch kommuniziert werden. Meine eigenen Erfahrungen damit sind durchweg positiv. Es ermöglicht sozusagen einen Blick „hinter den Spiegel“.
    Gruß Uwe

  • hallo zusammen,

    Zitat

    P.S. Noch ein paar Worte zu der Verwunderung, die bei einigen bestand, dass Angehörige und Alkoholiker in ein und derselben SHG ihre Themen behandeln.
    Ich persönlich lege Paaren in unserer realen SHG immer wieder nahe, den Veränderungsprozess zusammen zu gehen. Insbesondere der gemeinsame Besuch einer Selbsthilfe, ermöglicht eine realistische Einschätzung der Erwartungen, weil sie dort auch kommuniziert werden. Meine eigenen Erfahrungen damit sind durchweg positiv. Es ermöglicht sozusagen einen Blick „hinter den Spiegel“.

    ich find den ansatz hier echt gut. denn gemeinsames aufarbeiten was gewesen ist und gegenseitiges verständnis ist hilfreich für beide. sowohl für den trockenen alkoholiker als auch für den co. anschauen was passiert ist auf beiden seiten. wo sind verletzungen da, wo kann vertrauen wieder aufgebaut werden. die können nicht einfach so weggemacht werden durch die aussage alles ist geschehen aufgrund der krankheit. wenn das so einfach wäre, wären wir hier nicht dabei das aufzuarbeiten was war. denn das ging einfach tiefer. wenn ich das was ich erlebte wiedergebe bedeutet es inzwischen nicht mehr als vorwurf, es ist allerdings meine realität die ich wiedergeben möchte, um sie auf zu arbeiten. alles andere wäre schweigen und unterdrücken und verdrängen.nur im miteinander reden darüber wie derjenige es selbst wahrgenommen hat, verständnis füreinander zu haben durch das wissen es war aufgrund der krankheit gewesen und daran arbeiten ist meines erachtens hilfreich.

    Zitat

    Von der Erwartung zu erfahren setzt mich nicht unter Druck, sondern hat mich erfreut und macht mich für Erreichtes auch stolz.

    das empfinde ich auch so. warscheinlich ist das auch der grund warum ich erwartungen nicht negativ sehe, sondern positiv und hier eifrig mitdenke warum ich da anderst denke wie die anderen. jetzt weiss ichs, danke jürgen für diese zeile, damit kann ich mein mich hier einbringen jetzt mit nem guten gefühl unterbrechen und mich zurückziehen.

    lieben gruß melanie

  • Hallo melinak

    nur so am Rande .Hast du ein CO Rückfall oder woher weißt du was für wen gut ist ?


    Hallo

    ich hatte in der nassen Zeit einen Egoismus entwickelt der mir erlaubte immer und überall zu saufen und damit allen Erwartungen trotzte. Diesen Egoismus nahm ich auch für mein trockenes Leben mit und geh meinen Weg trotz aller verschiedenen Erwartungen alleine .

    Es ist für mich unerheblich , wer oder was erwartet , jedoch gestehe ich jedem Erwartungen zu , dem ich in der nassen Zeit , durch mein Saufen in Mitleidenschaft gezogen hatte.

    ich habe jedoch Erwartungen an mich, die meine Trockenheit betreffen. Sofort und ohne Umwege Hilfe zu suchen bevor ich ein Glas in die Hand nehme.

    Gruß hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Doro

    was wäre denn angemessen , bei bekennender CO Abhängigkeit ?

    nur ein kurzer Ausschnitt

    Zitat

    ch find den ansatz hier echt gut. denn gemeinsames aufarbeiten was gewesen ist und gegenseitiges verständnis ist hilfreich für beide. sowohl für den trockenen alkoholiker als auch für den co. anschauen was passiert ist auf beiden seiten. wo sind verletzungen da, wo kann vertrauen wieder aufgebaut werden. die können nicht einfach so weggemacht werden durch die aussage alles ist geschehen aufgrund der krankheit.

    sind das Erwartungen an den trocken Alkoholiker? Aber ich bin mir auch sicher das Melanie es mir beantworten kann wo eventuell mein Denkfehler ist.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    was Melanie meint, kann sie ja selbst erklären.
    Da will ich mich gar nicht einmischen.

    Ich komm mir nur ein bisschen veräppelt vor, wenn wir hier versuchen, auseinanderzuklamüsern, was genau Co-Abhängigkeit bedeutet usw., und dann kommst du und bezeichnest es als Co-Rückfall, wenn Melanie was darüber schreibt, wie sie sich Aufarbeitung in einer SHG vorstellt.
    Für mich wäre ein Co-Rückfall dann gegeben, wenn ich wieder Gefahr laufe, mich in einer Beziehung zu einem Menschen zu verlieren.
    Aber vielleicht wars ja auch nur ein Scherz, dann entschuldige meine Kleinlichkeit.

    Schöne Grüße,
    Doro

  • Hallo Doro

    ich werfe ja nichts vor . Ich stellte nur eine Frage.

    Wie immer direkt und ohne Schnörkel.

    nein und es war kein Scherz. Ist meine Frage denn nicht berechtigt wenn behauptet wird, was für beide gut ist ? Woher weiß denn ein CO was für ein Alkoholiker gut ist? Woher weiß ein CO das gegenseitiges Verständnis für den Alkoholiker auch hilfreich ist?

    Sind es nicht die Erwartungen, die ein CO in der nassen Zeit hatte und im trocken Zustand mit genommen wurde? Für mich liest es sich für ein Verhaltensrückfall an. Nur diesmal am " trocken" Suchtmittel.

    Entschuldige auch , das ich vielleicht noch kleinlicher bin. Es ist mir dabei sehr ernst.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut
    Ich finde die Einbindung beider „Parteien“ in den Prozess der Aufarbeitung als hilfreich. Allerdings gibt es darüber verschiedene Meinungen (keine Denkfehler). Meine Erfahrungen sind ungefähr die, welche Melanie beschreibt – es geht weg von gegenseitigen Vorwürfen, zum Erkennen der eigenen Verhaltensweisen. Das gelingt nicht bei jedem – ist aber auch nicht der Anspruch. Es ist ein Angebot, welches mit gelegentlichem Erfolg gewissermaßen so auch hier im Forum angeboten wird. Durch den gegenseitigen Austausch (wir sprechen miteinander und wissen so, was gut für uns ist) entsteht manchmal Einsicht. Ich verstehe eine Beziehung von Alkoholiker und Co- Abhängigkeit, (profan ausgedrückt) wie die Passform von „Faust auf das Auge“ – schmerzhaft für beide, aber es zieht sich an. Die krankmachenden Verhaltensweisen kann ich Stück für Stück, wenn ich denn will, gemeinsam auflösen. Das heißt nicht, dass danach der Weg gemeinsam weitergegangen wird. Ich erlebe es mal so und dann wieder anders.
    Genauso gibt es keine Denkfehler, (oder aus aktuellem Anlass) Denkverbote, bei den Umgang mit den Erwartungen. Ich könnte einige Meinungen hier nicht in mein Leben integrieren, das wertet sie aber nicht als Richtig oder falsch.
    Gute Nacht - Uwe.

  • Hallo Uwe

    es geht mir nicht um das gemeinsame Aufarbeiten sondern um das Wie.

    Ich bin nicht in der Lage zu wissen was für den gegenüber gut ist . Ich kann es nur annehmen. Ich habe eben aus Melanies Beitrag es so gelesen als wenn , sie es wüsste . Das sind nun mal auch Eigenschaften, die von einem "nassen" Co ausgelebt werden.

    Aber Melanie und ich , wir kennen uns auch schon sehr lange und ich nehme auch an , das sie es weiß ,wie ich es meinte , mit dem Verhaltens oder Co -Rückfall .

    Einmal mehr hin geschaut erübrigt manches Leid. :)

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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  • Hallo Uwe,

    Zitat

    Insbesondere der gemeinsame Besuch einer Selbsthilfe, ermöglicht eine realistische Einschätzung der Erwartungen, weil sie dort auch kommuniziert werden.

    Ich möchte jetzt nicht darüber streiten, ob es sinnvoll oder sinnlos ist, gemeinsam die Süchte in einer SHG aufzuarbeiten.

    Was mir halt immer wieder bei den Angehörigen auffällt: als der Alk. noch nass war, wurde erwartet, dass er trocken wird. Diese Erwartung wurde ja auch dementsprechend kommuniziert und kein Alk. kann mir erzählen, dass er es gut fand - keiner. Auch wenn es noch zum Besten gemeint war. Ein Alkoholiker wird nicht trocken durch Erwartungen aus seinem Umfeld, sondern durch seinen ganz persönlichen Tiefpunkt. Er bleibt nicht wegen der Erwartung aus seinem Umfeld trocken, sondern dadurch, dass er Trockenheitsarbeit (Therapie, SHG etc.) leistet.

    Ich höre immer wieder, dass die Angehörigen diesen Druck rausnehmen und sich lieber um sich selber kümmern sollen. Genau das ist doch ein Symptom der Co-Abhängigkeit, dass halt vom anderen erwartet wurde, dass er aufhört zu trinken. Erst wenn der Co-Abhängige diese Erwartungshaltung aufgibt, kann er selber genesen. Erst wenn der nasse Alkoholiker seinen Tiefpunkt hatte, kann er genesen.

    Jetzt gehe ich mal davon aus, dass der Alk. wirklich trocken geworden ist - was hat sich denn beim Co. geändert, wenn er jetzt wieder die Erwartungshaltung an die Trockenheit einnimmt. Eigentlich rein gar nichts - oder?


    Gruß

    BC

  • Hallo und guten Morgen,

    Zitat von BlueCloud

    was hat sich denn beim Co. geändert, wenn er jetzt wieder die Erwartungshaltung an die Trockenheit einnimmt. Eigentlich rein gar nichts - oder?

    Das sehe ich genauso!

    Natürlich würde ich mir wünschen, dass mein Alki trocken bleibt, aber ich erwarte es nicht.

    Das würde auf beiden Seiten Druck erzeugen und Druck macht unzufrieden.

    Lieben Gruss
    Speedy

    lieben Gruß

    Speedy

    Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt

  • Hallo Doro,

    Zitat

    Wenn also ein Alkoholiker einen Rückfall hat, ist das dann wie die Rückkehr eines Tumors? Also weitestgehend (abgesehen von Prophylaxe und gesunder Lebensführung) außerhalb des Verantwortungsbereichs des Alkoholikers? Spätestens da sehe ich einen Widerspruch zu a! Und da darf ich dann doch enttäuscht sein als Angehöriger?

    Genau diesen Widerspruch gibt es in der Sucht aber! Ich kann noch so viel und gut abeiten, die Sucht kann trotzdem zuschlagen. Es gibt den sogenannten unbewußten Automatismus - d. h. es kann alles abgespalten werden - von jetzt auf gleich.

    Ich habe mir z. B. meinen Stoff in bestimmten Supermärkten gekauft. Ich wußte genau, in welchem Regal, an welcher Stelle er stand. Das hatte sich in mein Gehirn eingebrannt und lief völlig automatisch ab. Als ich dann trocken war, erwischte ich mich dabei, wie ich plötzlich vor dem Regal stand und gerade zur Flasche greifen wollte. Ich weiß heute noch, wie der Boden vor dem Regal aussah (es waren Fliesen mit Kieselsteinmuster). Es muß nicht immer der vorausschaubare, nicht bearbeitete Grund sein, es kann manchmal auch nur Automatismus sein. Genau deshalb muß ich z. B. ein alkfreies privates Umfeld haben, wenn irgendwo eine Flasche in meinen 4 Wänden stände, hätte ich viel zu viel Respekt vor diesem Automatismus - dieses Abspalten des Willens. Aber genau dies ist ja ein Teil der Suchterkrankung.

    Vielleicht kennst Du auch einen Automatismus bei Dir, dass Du Dinge einfach unbewußt machst. Wenn Du z. B. spülst, Du automatisch, ohne drüber nachzudenken, das Spülmittel ins Becken gießt - genau das gibt es in dieser Form auch in der Sucht. Daher gibt es auch keine Garantie, dass es nicht zum Rückfall kommen kann. Ich habe diesen Automatismus schon selber bei mir erlebt, konnte aber im richtigen Moment gegensteuern und mir bewußt machen, welche Situationen bei mir triggern. Was aber keine Garantie für mich ist, dass ich irgendwann nicht mal wieder vor dieser Situation stehe.


    Zitat

    Und vor allem: WEnn er nach dem Rückfall den Weg zurück in die Trockenheit nicht schafft, ist es dann Krankheit oder mangelnde Verantwortung?

    Es ist die Krankheit. Ich hatte auch einen Rückfall mit schlimmen Folgen für mich. Ich war mir im Hinterkopf bewußt, dass ich süchtig bin, habe dies aber immer mit dem ersten Schluck wieder relativiert. Genau dies ist Sucht, genau dies ist die Krankheit. Obwohl die Vernunft immer wieder sagt, dass es falsch ist zu trinken, man sich ruiniert, es dann aber doch tut. Es ist ein ständiger innerlicher Kampf. Und das kann schon mit einem Schluck wieder anfangen.


    Gruß

    BC

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