Wie ist das mit der körperlichen Abhängigkeit?

  • Hallo zusammen,

    bin mit einem Alkoholiker verheiratet und es würde mich mal interessieren, ob es bei jedem Alkoholiker zur körperlichen Abhängigkeit kommt, wenn er nichts gegen seine Sucht unternimmt. Oder gibt es Alkoholiker, die ihr Leben lang "nur" psychisch abhängig bleiben (was natürlich schlimm genug ist!)?

    Freue mich über Eure Antworten.

    Gruß
    lawyer

  • Hallo Lawyer

    um dir gleich die Hoffnung zu nehmen es ist so. Alkohol ist Gift und wer über Jahre Gift zu sich nimmt erkrankt unweigerlich auch körperlich.

    Der eine mehr der andere weniger aber warum willst du das denn wissen?
    Willst du ihn kontrollieren inwieweit er verfällt?
    Hilft es dir dabei dich von deiner Co Abhängigkeit zu lösen?

    mal direkt aber nicht weniger herzlich nachgefragt .

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    ich finde es nicht schlimm, wenn jemand diese Frage stellt.

    Ich glaube wir reden aneinander vorbei. Dass ein langjähriger Alkoholkonsum den Körper schädigt (davon redest Du in Deinem Beitrag) , ist die eine Sache. Meine Frage ist aber die nach der körperlichen Abhängigkeit, also dass der Körper den Alkohol "braucht". Das sind m.E. zwei verschiedene Dinge. Korrigiere mich, wenn ich damit falsch liege.

    Deine Kommentare möchte ich nicht abwerten, aber ich möchte doch nicht einen Mann, den ich (noch) liebe kontrollieren, inwieweit er verfällt!!!

    Ich wüsste auch nicht, inwieweit die Erkenntnis, dass es langfristig zu einer körperlichen Abhängigkeit oder zu Gesundheitsschäden kommt, mir dabei helfen sollte, mich aus meiner Co-Abhängigkeit zu befreien.

    Gruß
    lawyer

  • Hallo Lawyer,

    was macht es fuer Dich persoenlich denn fuer einen Unterschied, ob er koerperlich oder mental abhaengig vom Alkohol ist?

    Liebe Gruesse,

    JJE

  • Hallo zusammen,

    die Frage habe ich aus reinem Interesse gestellt, nicht unbedingt einmal in Bezug auf die Abhängigkeit meines Mannes oder in Bezug auf meine Co-Abhängigkeit. Ich habe die Frage gestellt, ohne für mich persönlich irgendwelche Schlussfolgerungen aus den Antworten zu ziehen.

    LG
    Julia

  • glück auf julia

    meines wissens nach is theoretisch beides möglich körperliche und psychische abhängigkeit sowie körperliche oder psychische abhängigkeit. s is aber praktisch ohne bedeutung, für dich wie für ihn.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hi Julia,

    da stimme ich Silberkralle zu. Letztendlich ist das Ergebnis das gleiche, derjenige trinkt, egal ob koerperlich oder mentale Abhaengigkeit.

    Alkoholiker ob "mental" oder "koerperlich" muessen die Finger vom Alkohol lassen. Ich weiss, dass es mal einen Arzt oder Wissenschaftler gab, der versucht hat zu erzaehlen, dass man nicht abstinent leben muss, aber das halte ich fuer ziemlich gefaehrlich und nicht durchfuehrbar.

    Wusstest Du auch, dass wenn Du als Angehoeriger eines Alkoholikers auch keinen Alkohol trinken solltest? Gerade trockene Alkoholiker werden zusehen, dass sie keinen Alkohol im Hause haben und das deren Partner auch nicht trinkt.

    Liebe Gruesse,

    JJE

  • Hallo lawyer!

    Das ist durchaus möglich es gibt Erkrankte die bei einem Entzug in der Klinik keine bzw. kaum körperliche Entzugserscheinungen bekommen.

    Leider denken viele Alkoholiker dann so schlimm kann es doch gar nicht sein und werden schnell rückfällig.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Speranza,

    genauso ist es bei meinem Mann! Er ist lt. Aussage der Ärzte nicht körperlich abhängig, deshalb denkt er, das sei nicht so schlimm! (Vielleicht) deshalb und weil er keine körperlichen Beschwerden hat, trinkt er weiter.

    JJE : Ich trinke schon deshalb keinen Alkohol, weil er mir überhaupt nicht schmeckt. Wir haben auch keinen Alkohol zu Hause. In unserer Wohnung herrscht absolutes Alkoholverbot. Mein Mann trinkt nie zu Hause, das würde ich gar nicht dulden. Es ist schlimm genug, dass er betrunken nach Hause kommt.

    LG
    Julia

  • Hallo Lawyer!

    Das mit dem nicht körperlich abhängig traf auf mich auch zu.

    Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, kann man aber sehr wohl genau spüren, wie man sich mit jedem Mal saufen näher auf die dann zusätzlich auch noch körperliche Abhängigkeit zubewegt!

    Die Höhenangst nimmt zu. Stolpern beim Stiegensteigen zum Beispiel. Größere Erinnerungslücken. Größere Mengen an Gift die man bei einmal Saufen zu sich nimmt.
    Kurze, aber sehr heftige Depressionen.
    Schlechtere Konzentration. Schlechtere Gehirnleistung.
    Nichts, was im Entferntesten an Vergnügen erinnert also.
    Das kann man sich höchstens Vorlügen. Aber nicht für immer.
    Dann beginnt das Schämen, das Heulen, die Erinnerung an Peinlichkeiten, die Gewissheit, dass man sich selbst durch die Sauferei um viele schöne Momente gebracht hat. Dass man anderen geschadet hat.
    Diese Dinge nehmen an Lautstärke in einem zu. Grell und unerbittlich laut werden sie.

    Was dann?
    Noch mehr saufen um sie nicht mehr hören zu müssen? Verstohlen kontrollieren ob die Hände am Morgen eh noch nicht zittern und sich deswegen dann einreden, dass alles gut ist?
    Nichts ist gut solange man säuft nur weil die Hände nicht zittern.
    Das ist wirklich total egal.
    Denn am Ende wartet unausweichlich ein grausamer Tod - nach einem verschwendeten Leben.

    Liebe Grüße

  • Ich kann Schnuffigs Worten zu 100 % zustimmen, genau so empfinde ich es auch, wirklich "nichts was im Entferntesten an Vergnügen erinnert".. Das ist definitiv kein Leben mehr. Aber es geht auch anders, es geht sogar gut.

    Liebe Grüße consuela

  • Hallo Lawyer!

    Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, dass in zwei Suchtberatungsstellen die "Diagnose" gestellt wurde, dass ich "nur" psychisch abhängig sei und durchaus "KT erlernen" könnte.

    Ich freute mich und probiert es einfach aus, in dem Glauben es sei alles nur halb so wild. Aber es funktionierte nicht und endete in einem Inferno.

    Auch wenn die Hände noch nicht gezittert haben - psychische Abhängigkeit ist dennoch schlimm genug!
    Und sind nun Symptome wie Gedächtnislücken, Filmrisse, Schweißausbrüche, usw. körperliche oder psychische Probleme?

    Ich würde jedem, der merkt dass etwas nicht stimmt und die Kontrolle abhanden gekommen ist raten, sofort mit dem Trinken aufzuhören.
    Es kann ab dann nur noch bergab gehen.

    Herzliche Grüße und alles Gute
    Paula

  • Liebe Julia,

    ich wuensche Dir, die Kraft Entscheidungen zu treffen, die Dir persoenlich gut tun, damit es Dir auch wieder besser geht. Das Forum hier gibt soviele Moeglichkeiten zu sehen, was Alkoholismus und Co-Abhaengigkeit bedeutet, Du bist also nicht alleine.

    Dir alles Gute,

    JJE

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten und Zusprüche.

    Wie die meisten von Euch geschrieben haben, ist es letztendlich wirklich egal, ob jemand psychisch oder körperlich abhängig ist, da beides sehr schlimm ist.

    schnuffig : Dein Beitrag schildert sehr eindrucksvoll, dass auch eine psychische Abhängigkeit die Hölle auf Erden sein kann. Vielen Dank!

    Liebe Grüße
    Julia

  • lawyer ,

    Alkoholismus ist im wesentlichen eine psychische Krankheit.
    Irgendwann gleitet das dann bei jedem in die zusätzliche körperliche Abhängigkeit über. Man muss nur lang genug trinken.

    3 Wochen körperlicher Entzug, ggf. mit unterstützenden Medikamenten sind schnell erledigt.
    Die eigentliche Arbeit ist die jahrelange Überwindung / Umkonditionierung der eigenen Psyche.

    LG Jürgen
    -------------------------------------------------
    Meine Meinung. Keine Suchtberatung.

  • Hallo Lawyer,

    Co-Abhängigkeit oder Beziehungssucht sind auch psychische Abhängigkeiten, die irgendwann einmal körperliche Symptome zeigen können (nicht müssen) - genauso ist es auch bei der Alkoholkrankheit.

    Gruß

    BC

  • Hm, lawyer, diese Frage habe ich mir auch lange gestellt....in der Praxis ist es aber wirklich so, wie alle sagen, es macht keinen Unterschied....
    Mein XY hat z.B. nach einem Autounfall (unter Alk) lange auf der Intensiv gelegen, danach lange auf Station....insgesamt bestimmt 6 Monate.
    Als ich den Arzt auf der Intensiv auf eine moeglich Abhaengigkeit ansprach, meinte er, er koenne mir als nicht-Familien-Angehoeriger keine Auskuenfte geben, aber falls es fuer mich von Interesse sei....Herr XY haette in der Zeit seines Aufenthaltes keinerlei Entzugs-Symptomatik gezeigt...
    Doch was hilft es? Vom Unfall sind Schaeden zurueckgeblieben, FS weg, Strafverfahren, Berufsunfaehigkeit........macht es da fuer mich wirklich einen Unterschied, ob eine koerperlich Abhaengigkeit vorlag, oder nicht?
    Die Sch... ist auch so angeruehrt und gross genug!
    Lindi

  • Hallo Lawyer
    es trifft nicht unbedingt jeden das sich körperliche Symptome(Entzüge) nach jeder Trinkpause zeigen.Längerfristig trifft es jedoch jedem.(auch Mißbrauchler)das die Organe durch Alkohol frühzeitig verbraucht sind.Besonders Spiegeltrinker sind häufig betroffen.Das liegt an der langen,mitunter 30jährigen und mehr dauernden Trinkzeit.Hört man dann schlagartig auf ist ein Delireum sehr wahrscheinlich-akute Lebensgefahr!
    Gruß Kay

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