Körperliche Gewöhnung?

  • Hallo,

    ich stell die Frage jetzt mal hier ein, weil ich nicht weiß, in welchen Bereich sie gehören könnte:

    Tritt eine körperliche Gewöhnung an den Alkohol bereits ein, wenn täglich am Abend für einige Stunden, und nur am Abend, getrunken wird?

    Und als Folge davon, wenn ja, müsste dann eine Entgiftung sein?

    Würden körperliche Entzugserscheinungen auftreten?

    Was sagen die Fachleute unter euch?

    Da ich noch nicht in einer SHG angekommen bin, wüsste ich nicht, wen ich sonst fragen sollte.

    Vielen Dank schon mal

    FRÜHLING

  • Hallo Frühling!

    Die Tageszeit spielt keine Rolle beim Alkoholkonsum, es gibt Alkoholiker die nur alle paar Wochen dann aber bis zur Besinnungslosigkeit trinken. Es gibt verschiedene Einteilungen von Alkoholikern ich finde den Bereich hier im Forum gerade nicht.

    Es ist schwer zu sagen ob jemand der jeden Abend stundenlang trinkt bereits körperlich abhängig ist aber der Verdacht liegt schon nahe. Es spielt auch keine Rolle ob er nun psychisch oder körperlich abhängig ist oder beides.

    Ob eine Entgiftung notwendig ist muss ein Arzt entscheiden auf keinen Fall alleine versuchen da keiner voraussagen kann was passieren wird und es kann lebensgefährlich werden.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Ergänzung:

    Zitat

    es kann lebensgefährlich werden.

    wenn eine Entgiftung zuhause durchgeführt wird da es viele Komplikationen geben kann, die in der Klinik aber frühzeitig erkannt werden.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Früling,

    Zitat

    Tritt eine körperliche Gewöhnung an den Alkohol bereits ein, wenn täglich am Abend für einige Stunden, und nur am Abend, getrunken wird?

    Kommt wohl kaum auf die Zeit, sondern eher auf die Menge an. Wenn man drei Stunden an einem Bier nuckelt, wird es wohl nicht so tragisch sein.

    Gruß Gollum

  • Moin Frühling!
    Wie meine Vorschreiber schon sagten, auf die Tageszeit kommt es nicht an. Die wird immer genannt als mildernden Umstand. Aber die ist echt total egal. Wenn jeden Tag getrunken wird, dann sicherlich nicht nur ein Glas Bier oder Wein, sondern schon mehr. Die Experten sagen ja, ab 2 Gläser Wein täglich bei einer Frau kanns gefährlich werden, beim Mann darfs noch ein Glas mehr sein.
    Wenn man mal bedenkt, welche Veränderungen der tägliche Alkoholkonsum im Gehirn verursacht, würde ich sagen, dass man durch solch ein Trinkverhalten sich eine Abhängigkeit nahezu antrainiert. Und die körperliche und psychische Abhängigkeit, die habe ich z.B.bei mir gar nicht so unterschieden, denn es geht fliessend ineinander über. Und auch die Disposition, ob jemand Entzugserscheinungen hat oder nicht, ist sehr individuell. Ich hatte bei kleineren Mengen Alkohol am nächsten Tag zitternde Hände, bei mehr Alkohol dann Gleichgewichtsstörungen, Konzentrationsstörungen etc.
    Ich hoffe, Du kannst jetzt mir Deiner Frage etwas weiter kommen.
    Schönen Abend Dir!
    drybabe

    never give up

  • Moin, Moin,

    eine Entgiftung oder sonstetwas in der Hinsicht steht bei uns hier nicht an.

    Und nee, gemeint waren schon Folgen von tüchtigem täglichem Alkoholmissbrauch. Die verschiedenen Typen kenne ich, das ist aber erstmal kein praktisches Wissen für mich. Das war eine Frage, die ich mir stellte, um etwas Klarheit in die Perspektiven zu bekommen, was überhaupt sein könnte, um gedanklich damit umgehen zu können.

    Eben die Frage danach, ob regelmäßig abwechselnde Phasen mit und ohne Alkohol - täglich - bereits zu körperlichen Entzugserscheinungen oder Symptomen führen.

    Hat sich ja jetzt geklärt, kann oder kann nicht. Je mehr ich weiß, desto besser ist es für mich. Um VERSTEHEN zu können.


    VIelen Dank erstmal für die ANtworten

    Schönes Wetter und ein feines WE wünscht

    Frühling

  • Hallo Frühling,


    Genau so hab ich meinen Weg auch begonnen... Mit dem verstehen wollen worum es geht. Bis zum Punkt wo ich merkte, dass ich mit dem wissen die Situation nicht berechenbarer mache. Nicht erträglicher. Ab da fragte ich mehr, was will ich, was nicht. Ich finde aber auch, dass diese Antworten Nötig waren, und hilfreich.

    Die die Hilfe und Rat braucht

  • glück auf

    s kommt weder auf die zeit, noch auf die menge an - s kommt drauf an ob ichs lassen kann oder nich.
    und jeder ! schluck alk macht irgendwas kapput. alk is n gift!

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • hallo frühling

    praktisch gesehen ist die gewöhnung an alkohol da, wenn es jeden abend sein muss und derjenige keinen abend ohne sein gläschen oder fläschchen aushällt. ich verniedliche das mal etwas. denn auch die niedliche form ist eine form der gewöhnung. aus gläschen und fläschen werden eben im laufe der jahre gläser und flaschen und die menge erhöht sich mit der gewöhnung. auch wochenendens trinken müssen auf party gehört schon zur gewöhnung. wer nicht ohne alkohol sein kann kann sich darüber gedanken machen ob es wertvoller ist mal ohne alkohol zu sein.auch nur ein glas alkohol am abend das sein muss gehört in den bereich der gewöhnung. gewöhnung ist noch nicht sucht. sucht wird daraus, schleicht sich langsam und stetig ein meisst unbemerkt.wann derjenige dann süchtig ist kann keiner wirklich so richtig sagen weils fliessend ist diese grenzen. wenn es dann sucht ist, konzentriert der alkoholiker sich wohl nur noch auf alkohol, so habe ich das beobachtet.

    meine mutter ist jemand, die sich zwischenrein lange trinkpausen einräumt. es sind pausen, da reduziert sie die menge alkohol sehr stark und wirkt wie ohne alkohol, da der spiegel runter gefahren wird. dann erholt sich auch der körper von den strapazen, macht das ganze allerdings langwieriger. sie macht das seint jahrzenten so und in den erholungsphasen schöpften wir EKs eben immer wieder hoffnung das sie aufhört damit. eine kleinigeit belastung mehr von aussen an sie, einen grund zum saufen, schon ist sie wieder "oben".

    drum ist es für mich wichtig gewesen mich von ihr und ihrem alkoholkonsum zu distancieren. wichtig für mich. ich habe erkannt das ganze hört nicht einfach so auf, nicht wenn sie mal für ein paar wochen nichts oder nur wenig trinkt. sie ist seit bald 30 jahren alkoholikerin.das sich das mit den jahren gesteigert hatte habe ich beobachtet und mit erlebt. was es bedeutet wenn dann ein mensch im fast endstadium der leiter sich befindet auch.

    das beste ist wirklich sich auf sich zu konzentrieren und dafon zu lösen, denn helfen kann ihnen keiner, auch nicht mit dem wissen was man sich aneignet. wenn du erkennen willst was auf dich zukommen wird dann lese die erfahrungsberichte der alkoholiker, da steht ganz viel drin was dir klar machen kann wohin deine reise gehen wird, was du dir anschauen werden musst wenn du dich weiterhin in dieser beziehung befindest.dann kannst du es verstehen.verstehen und dann eventuell dann auch gehen.:wink:

    gruß
    melanie

  • Grüß dich, Frühling!

    Deine Frage bzg. der körperlichen Abhängigkeit wird im Angehörigen-Bereich oft gestellt.
    Auch ich habe sie mir gestellt, es gab da Anzeichen, die ich in diese Richtung deutete, aber wer weiß es denn schon; er sagte, dass er keine habe, er ist ja kein "richtiger" Alkoholiker und das war/ist eben seine Wirklichkeit - ich kann seine Sicht nicht ändern. Das äußerste, was er kurz vor meiner Trennung sich und mir eingestand war, dass er psychisch sicher abhängig sei.

    Mich trieb auch der Wissensdurst um, das Verlangen, mehr zu verstehen... aber was ändert alles Wissen daran, dass es in meiner Beziehung unerträglich geworden ist?

    Folgender Antwort von Karsten konnte ich früher nicht ganz folgen, aber heute sehe ich die Wahrheit, die darin liegt. Alles theoretische Wissen, das ich mir erwerbe, ist für die Katz - es ändert nichts am Wissen meines Mannes, da er aufgrund seiner Erkrankung die Schoten dichtmacht und nichts dergleichen an sich herankommen läßt. Das ist eben der Unterschied dieser Suchterkrankung zu anderen Erkrankungen. Da kann ich mich informieren und das Wissen, das und jenes ist gut, hilft oder ist schlecht wird aufgenommen werden.
    Ich habe mir lange Zeit überlegt, was könne ich zu Mittag kochen, ohne dass dazu von ihm unbedingt Alkohol getrunken werden müsse - verlorene Liebesmüh - ein sinnloser und ergebnisloser Erziehungs- und Kontrollversuch meinerseits, der mir mehr schadete als es ihm nutzte.

    Zitat

    Wo liegt für dich der Unterschied, welche Form der Abhängigkeit eventuell besteht.
    Er trinkt und du fühlst dich dabei nicht gut.
    Also wäre es doch für sich eher die Frage, was du tun kannst, damit es dir besser geht oder?
    Was hast du davon, wenn du weist, ob er körperlich oder psychisch abhängig ist?

    Klar kann man solche Fragen stellen, aber es hat eben nichts mit deiner eventuellen Co-Abhängigkeit zu tun und wie glaubst du, dass dir eine Antwort bei deinem eigenen Leben helfen kann? (Zitat Karsten)

    LG Oldie

  • Moin, Moin, melinak und oldie,

    hm, muss ich länger drüber nachdenken.

    frage und überlegung entsteht sicher aus meiner alten eingeübten haltung des sichsorgens und sichkümmerns, alle informationen bereithaltens.

    andererseits kann es nicht schaden, soviel zu wissen, wie irgendmöglich.

    trennung oder nicht, diese entscheidung steht zurzeit nicht an, dafür bin ich nicht bereit. ich muss meinen weg erst finden, schauen, verändern und entwickeln. was daraus wird, werde ich dann ja sehen. möglich ist alles. und das ist ein gutes gefühl. ohne klammern daran denken: alles ist möglich, wenn es gut tut. Ich werde schon, wenn es soweit ist, das richtige finden. (im augenblick bin ich in einer zuversichtlichen, ruhigen und positiven stimmung, und das ist auch gut so)


    herzliche grüße

    FRÜHLING

  • hallo frühling,

    eine einfache frage stell ich dir, wie vielen anderen auch: was wünscht du dir hier im forum für dich? nach was suchst du?

    gruß
    melanie

  • Hallo Frühling!

    Zitat

    andererseits kann es nicht schaden, soviel zu wissen, wie irgendmöglich

    Da stimme ich dir zu mir hat es auch geholfen zu wissen wie ein nasser Alkoholiker so "tickt" und die Erfahrung dass ich ihm nicht helfen kann sondern nur für mich etwas tun kann war sehr lehrreich.

    Den Weg den jemand einschlägt um sich aus dieser Situation zu befreien kann ganz verschieden sein - Hauptsache es ist ein Weg der dir guttut.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • liebe frühling
    ich habe gelesen was du in dem anderen tread über hoffnung geschrieben hast. öffnung schreibst du.

    nun ich war über dreissig jahre in hoffnung und bangen immer wiederkehrenden schlimmen situationen. ich hab da den eindruck wenns mal einige tage gut läuft verdrängt zu haben, dann wars leben auch leicht auch mit dem alkoholiker zusammen. vielleicht geht es dir noch nicht so, das du leidest. pass auf dich auf.

    gruß
    melanie

  • oh, manno, melinak,

    wir haben hier wirklich alle was an der backe. wie hast du das nur überstanden?

    und na klar leide ich, was meinst du warum ich burnout und depressionen bekommen habe, sicher nicht, weil es zu Hause so schön erholsam ist. sondern vermutlich, weil auch dort die entspannung fehlt und die kraftreserven nach dem beruflichen wahnsinn nicht aufgetankt werden konnten...

    liebe grüße und dank für dein mitfühlen!

    FRÜHLING

  • liebe frühling,

    ja wir können alle was berichten.leicht wars nicht. überstanden habe ich es dadurch das ich nicht mehr verstehen wollte was den alkoholiker treibt, die sucht macht, ich habs ja gesehen. verstehen werd ichs nie. warum? weil ich niemals in der lage bin das erleben eines alkoholikers nach zu vollziehen. ich bin es nicht. ich kann nur mein erleben weitergeben. das was ich höre, lese, sehe . das was ich erlebte an geschichten.

    ich habs begriffen das es um mich geht, nicht um ihn. wie ich reagiere nicht wie er reagiert. kümmer ich mich um meins, dann bleib ich bei mir. dann gelingt es mir auch mich dafon zu distancieren und mich nicht mehr auf solches ein zu lassen.ich habe akzeptiert das die menschen die ich liebe sich entschieden haben den weg der sucht und den missbrauch von alkohol zu leben. sie sind erwachsen und in der lage, das lesen wir hier im forum auch oft, dann wenn sie ihren tiefpunkt haben um sich zu kümmern. wenn nicht ist es ihrs, dann ist ees ihrs und ich werde diese entscheidung akzeptiern. weil es mir weh tut zu sehen, zu erleben wie sich ein mensch kaputt säuft halte ich mich fern von ihm.das ist egoistisch und selbstschutz. was anderes bleibt mir nicht übrig.

    gruß
    melanie

  • Lieber Frühling,

    Gestern fiel mir ein Buch in die Hand, das ich als das augenöffnendste von allen Büchern, die ich bisher gelesen habe, ansehe. Ruth Morgan Raffaeli "Wenn die Liebe zur Hölle wird". Es ist darin sehr wenig von Liebe die Rede, sondern davon wie eine zerstörerische Beziehung entsteht, wobei sehr wichtige Fragen zur Selbstbeantwort gestellt werden, und wie Frauen ihr entkommen bzw. schützen können.
    Nur einige Seiten handeln vom Alkohol (was aber den Erkenntniswert um ken bißchen schmälert), es wird insbesondere körperliche Gewalt angesprochen und ihre Vorstufen und Begleiterscheinungen, die psychische Gewalt. Es gibt hilfreiche Infos, was psychische Gewalt überhaupt ist, wie ich sie erkennen kann und ganz besonders wichtig, was sie mit mir macht. -
    paßt zum Thema "Prinzip Hoffnung" und zur Aussage "Ich liebe ihn doch immer noch".

    Ich habe dieses Buch noch nicht ganz fertiggelesen. Es wird aber mein Dauerbegleiter in nächster Zukunft sein.

    Alles Liebe und mach es gut
    Oldie

  • Nochmals zum Buch, das mich so fasziniert.

    Es handelt vor allem mit den als fast regelhaft zu bezeichnenden Strukturen, wieso ein "Deckel" zum "Topf" passt - oder von anders gesagt, von einem Zugang zu meiner Co-abhängigkeit, der mehr zur meiner Selbsterkenntnis beiträgt, als alles, was ich bisher darüber gelesen habe.

    Und davon, wie der Deckel (also ich) sich ändern kann und muß, welche Fragen, ich mir stellen muß , auch wenn sie weh tun, damit der Deckel nicht mehr passt.
    Es zeigte mir nochmals ganz klar die Mechanismen der Verdrängung auf und bestätigte meine bisher gefundenen Selbsterkenntnisse. Es ließ mich nochmals klar erkennen lassen, was mich bisher vor dem Verlust meines Lebenstraumes (das war bei mir der wesentliche Punkt), geschützt hat.
    Wenn ich nicht erkenne, dass ich ein besseres, runderes und selbstständigeres Selbstwertgefühl brauche, sondern die Trockenlegung eines Partners genüge, werde ich weiterhin in einem angstbesetzten, sinnentleertem, erstarrtem Leben verharren, gleich ob mit diesem Partner oder mit einem anderen oder allein lebend.
    LG oldie

    und das hat schon mit der Frage zu tun "ob körperliche" oder "nur psychische" Abhängigkeit bei meinem Partner besteht oder ob es sich "nur" um "Alkoholmißbrauch" handelt. Mein Wissen darüber kann nur wenig daran ändern, wie es mir in dieser Beziehung geht bzw. was ich an mir ändern kann und muß, wenn ich in Zukunft ein zufriedeneres, selbstbestimmtes Leben leben möchte.

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