kann ein coabhängiger "nasses denken" nachvollzieh

  • Hallo Melanie,

    Zitat

    ich kann den begriff "nasse gedanken" für mich auf meine coabhängigkeit nicht ableiten.

    Der Begriff "nass" steht ja im weitesten Sinne für abhängig. Man könnte grnauso gut sagen:"Ich habe gerade abhängige Gedanken oder zeige abhängiges Verhalten. Wenn ich als Alkoholiker "nasse" Gedanken habe, denke ich eigentlich in alten Verhaltensmustern, die sich auf den Drang beziehen, Alkohol zu konsumieren, damit ich mich besser fühle. Der Alkohol wird zum Lebensmittelpunkt.

    Genauso leite ich es aber auch für die von Dir beschriebenen Co.-Abhängigkeit ab:


    Zitat

    ich kenne einen inneren drang danach dinge zu tun für andere um mich wohl zu fühlen und mein helfersyndrom auf zu füllen. ein sich selbst aufopferndes verhalten wo ich den anderen menschen so in meinen mittelpunkt stelle das ich mich selbst vergesse und freiwillig leide.

    Ist für mich fast dasselbe, nur fehlt beim Co. der Stoff.

    Zitat

    ich kenne diesen saufdruck nicht dieses verhalten ist mir fremd.

    Aber Du kennst diesen unerklärlichen Drang, Dinge für andere zu tun, damit Du Dich wohl fühlst, obwohl es Dir schadet. Entzugserscheinungen (hier wird es auch Saufdruck bezeichnet) haben Co.´s doch auch - nämlich alle die, die sich noch nicht von ihrem Partner lösen konnten und sich noch in den alten abhängigen Strukturen drehen. Beispiel-Threads gibt es da ja genug. Sie können sich nicht trennen, weil sie dann erst einen Entzug mit machen müssten.

    Aber, ich denke, Dein Thread hatte einen anderen Sinn, als Begrifflichkeiten verstehen zu wollen, wenn ich Hartmuts Interpretation genauer betrachte.

    Zitat

    nun wenn du es nur zum Anlass gebraucht hast, für dich klar zu werden , was dir schon lange klar ist und den anderen CO klar zu machen, das es nicht funktioniert, dann freut es mich dich und ich habe den Sinn nun verstanden.


    Gruß

    BC

  • Zitat von Melinak

    l eine gleichsetzung under der versuch einer gleichsetzung beider suchtformen. klar kann ich das nicht.


    Liebe Melanie,

    Cos werden Alkoholiker, Alkoholiker werden Cos, was gibt es da zu verstehen? Das Gefühl das mich dazu macht? Das nasse Denken, das etwas in mir in Bewegung setzt?

    Geht es hier um die letzten gehüteten Geheimnisse kranker Hirne?
    Partner = Flasche Flasche = Partner – es geht immer nur um volle Flaschen, voll, leer, hohl.

    Jeder Alkoholiker und jeder Coabhängige ist so lange patschnass, bis er begriffen hat, dass nicht der Alkohol und nicht der Partner sein Problem ist, sondern er selbst. Egal wen von beiden Du in einer Tropfsteinhöhle an die Leine hängst, er wird meterhohe Stalagmiten produzieren, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hat.

    Übrigens hüte ich mich davor zu behaupten, keine nassen Gedanken mehr zu haben, manchmal wäre ich froh eine Windel in greifbarer Nähe zu haben, aber ich darf heute immer mehr aus den Köpfen anderer bleiben und das ist auch gut so, ich verstehe mich ja selbst kaum.

    Lieben Gruß Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo,

    es gibt bei den Indianern ein sehr gutes Sprichwort oder Zitat, welches ich hier nicht niederschreiben darf, deshalb sage ich es mal mit meinen Worten.

    Was ich Denke, Fühle oder Annehme kann nur jemand nachvollziehen der in meinen Schuhen gelaufen ist. Meine Schuhe passen niemanden so wie fremde Schuhe mir nicht passen.

    Es können nur Annahmen oder Fantasien sein. Alles nur ein "Könnte" nicht aber ein "ich weiß was in dir vorgeht, du fühlst oder denkst".

    LG
    Caroline

    Wir sind, was wir denken.

    trocken seit 01.05.2008

  • @all,

    herrlich - endlich mal wieder eine Diskussion um Dinge, in die jeder hineininterpretieren kann, was er möchte.

    LG Jürgen
    ------------------------------------------------
    Meine Meinung. Keine Suchtberatung.

  • Hallo Caroline,

    ist alles relativ, was Du da schreibst, denn wenn ich davon ausgehe, dass jemand erst einmal das mitgemacht haben muß, was ich durchgemacht habe, nur damit er mich nachvollziehen kann, dann wäre ich ja ziemlich alleine auf der Welt mit meinen Gefühlen. Dafür gibt es die Empathie, die in jedem von uns angelegt ist. Natürlich ist nicht alles 1 : 1 übertragbar und die Frage war ja:

    Zitat

    kann ein coabhängiger "nasses denken" nachvollziehen

    Nachvollziehen kann ich vieles, weil in jedem Menschen alles angelegt ist. Ich wage sogar zu behaupten, dass jeder Mensch im Hirn ein Suchtgedächtnis hat bzw. einen Bereich, der so eine Sucht steuern kann - ist halt nur verschieden stark ausgeprägt und es spielt natürlich auch eine gewisse Disposition eine Rolle.

    Wenn ich das mal auf die Co.-Abhängigkeit beziehe, dann läßt es sich auf den Mutterinstinkt zurückleiten. Der Alkoholiker wird als Kind gefühlt, welches sich nicht selber um sich kümmern kann - weil er sich im Rausch auch so verhält (nässt sich ein, brabbelt, weint, wütet, zeigt im Rausch eigentlich Emotionen eines Kindes). Und was macht Mutter mit Kind, wenn es krank ist: sie kümmert sich, fast bis zur Selbstaufgabe, auch entwickelt sich ein Kontrollverhalten - denn ein 5 Jähriger kann sich nicht um sich selber kümmern, keine Entscheidungen treffen.... Was ich damit sagen möchte: Es ist alles in uns angelegt, nur bei co.-abhängigen ist es halt stärker ausgeprägt bzw. wurde vielleicht von vorneherein falsch programmiert.

    Deshalb sage ich: nachvollziehen kann ich vieles - die Frage ist ja nur, ob es schon Co.-Verhalten ist, wenn ich als Co.-Abhängiger versuche, mich ins "nasse" Denken eines Alkoholikers reinzuversetzen. Das ist ja Gegenstand dieses Threads - soweit ich das jetzt verstanden habe.


    Gruß

    BC

  • Hallo BC,

    meine Erfahrung und Meinung nach kann nicht jeder Empathie empfinden. Ich stelle dies auch in Frage.
    Wie sollen Kinder mitfühlend sein, wenn sie es nie erlebten.
    Wäre jeder fähig Empathie zu leben, gebe es bestimmt kein Mobbing oder Gewalt oder Wegschauen.
    Aber ich will nicht abschweifen.

    Ich kann nur über mich reden. Ich bin Mutter und kannte mein Kind solange es klein war. Ich musste es jeden Tag neu kennen lernen, weil es sich entwickelte. Das geht nur solange es bei mir war. Jetzt ist mein Kind erwachsen und entwickelt sich weiter und anders und ich muss immer noch neu erkennen wer und was sie. Ich kann nur versuchen sie zu verstehen, wissen tue ich es aber nicht, nur wenn sie es zulässt und es mir mitteilt.

    Ich könnte nur versuchen, nach meinem Wissen nasse Co-Gedanken zu verstehen. Kann es aber nicht. Ich verstehe einige Verhaltensweisen überhaupt nicht, weil ich nicht so bin.

    Deshalb glaube ich auch nicht, dass ein Co-Abhängiger meine nassen Gedanken verstehen kann.
    Alles was mit Empathie zu tun hat, hat mit den Leben zu tun, mit mir persönlich und meinen Gefühlen und meinen Umgang gegenüber Anderen.

    Aber mit meine Sucht? Nein, das glaube ich nicht, dass es vergleichbar ist.
    Wenn das so ist, müsste ich mich mit dieser Krankheit auseinander setzen; aber warum sollte ich es tun? Ich habe doch mit mir genug zu tun.

    Ich habe sehr viel Mitgefühl und Liebe Anderen gegenüber. Würde auch jeden Helfen, bring mein Beruf schon mit, doch nicht bis zur Selbstaufgabe.

    Ist dies für einen Co-Abhängigen nicht genauso? Was bringt ihn den weiter, wenn er sich in meine Sucht hinein versetzten könnte?

    Sich in meine Person hinein zu versetzten, ja dass kann er wahrscheinlich, wenn er das Bedürfnis hat mich kennen zu lernen, nur in meine Krankheit; nein das bezweifle ich. Es bleibt immer eine Annahme.

    Bei einer Krankheit ist für mich das 1:1 wichtig.
    Von einander lernen können wir wohl, doch nur was mir gut tut.

    Wenn es so viel verstehen bzw. nachvollziehbar wäre, warum gehen dann die meisten Paare auseinander?

    Das ist meine Meinung und dazu stehe ich auch.

    Deine Meinung würde mir auch gefallen, habe ich so ganz selten kennen gelernt oder erlebt.

    Ich finde es auch gar nicht wichtig, dass ein Co meine nassen Gedanken nachvollziehen muss; er hat genug mit sich zu tun.

    Für mich ist Interpretation wichtig, für meinen Meinungsaustausch und ich finde es positiv. Ich gebe ja nur meine Erfahrungen weiter. Und ich lese die Meinung anderer um darüber mal nachzudenken.

    LG
    Caroline

    Wir sind, was wir denken.

    trocken seit 01.05.2008

  • liebe BC,

    Zitat

    Deshalb sage ich: nachvollziehen kann ich vieles - die Frage ist ja nur, ob es schon Co.-Verhalten ist, wenn ich als Co.-Abhängiger versuche, mich ins "nasse" Denken eines Alkoholikers reinzuversetzen. Das ist ja Gegenstand dieses Threads - soweit ich das jetzt verstanden habe.

    genau das ist es. nachvollziehen kann ich auch vieles. nur bringt mich das in meiner rolle als co nicht weiter im umgang mit meiner krankheit. ich geh mal soweit zu behaupten das ein co den drang hat aus erstmaligem nachvollziehen wollen dann anfängt sich immer mehr in dieses coverhalten zu rutschen. weil er nicht aufhören kann, vielleicht auch handlungsweisen nicht versteht und verstehen möchte. der drang nach dem nachvollziehen wollen und es schlussendlich nicht können, weil eben die erfahrung fehlt ist die sucht des cos ansich.immer der gedanke an den alkoholiker zu haben.

    um etwas nachvollziehen zu können bin ich, meiner meinung nach dann schon in der position etwas ähnliches erfahren zu haben. ich kann meine sucht in bezug auf nikotin vielleicht nehmen und da diesen druck den ich habe in verbindung bringen mit der sucht eines alkoholikers. es ist vielleicht ein versuch etwas nach vollziehen zu können.

    aber im endeffekt , so glaube ich inzischen, kann ichs nur ansatzweise nachvollziehen. was ich nicht nachvollziehen kann ist das jemand der so stark süchtig nach alkohol ist sich ne flasche spiritus einverleibt und das risiko eingeht daran zu sterben. so weit geht meine nikotinsucht nicht.so weit würde mich meine nikotinsucht nicht bringen, dann lass ichs rauchen lieber wenn ich keine habe.

    wenn ich meine coabhängigkeit darin verleiche um nachzuvollziehen wie ein alkoholiker "nass denkt" und ableite mein verhalten das ich habe, den drang danach anderen zb zu helfen werde ich nur ansatzweise dahin kommen nach zu vollziehen wie es sein muss. auch hier genau wie bei der nikotinsucht, es sind ansätze, es sind meine erfahrungen die begrenzt sind der rest ist meine phantasie sind miene vorstellungen. ob die dann wieder stimmig sind mit dem wirklichen erleben des saufdrucks eines alkoholikers kann ich nur ahnen, ansatzeise nach vollziehen aber niemals wirklich so sehen wie es ist.

  • sorry hab den absenden knopf geklickt.

    wie gesagt es ist mein eindruck den ich habe und hier vermitteln möchte. es bringt mich auch, das seh ich ein, nicht weiter mir weiter gedanken über den alkoholiker zu machen oder etwas wirklich nachvollziehen zu können. das würde mich nur wieder in die rolle des cos bringen.da möcht ich an der stelle aussteigen. soweit mein verständnis dafür und ich glaube mir selbst bringt es auch hier nichts, das weiter zu vertiefen.

    fehlt noch
    lieben gruß melanie

  • Hallo Melanie,

    klar - da gebe ich Dir absolut Recht: es bringt niemanden weiter, sich in der Sucht des anderen zu verlieren oder ihn verstehen zu wollen, nur um seine Co.-Abhängigkeit weiter (vielleicht auch unbewußt) auszuleben.

    Ich für meinen Teil finde es interessant, mich mit der Psyche des Menschen zu beschäftigen bzw. Zugang zu bekommen - der hat mir eigentlich immer gefehlt. Ist auch eine Art Schutzmechanismus für mich geworden - wenn ich weiß, wie ein Anderer tickt, dann kann ich ihn viel besser einschätzen. Auch wenn ich weiß, welche Muster da gerade ablaufen, ohne, dass ich ihn bis ins kleinste Detail analysieren muß.


    Gruß

    BC

  • Hallo BC!

    Zitat

    Ich für meinen Teil finde es interessant, mich mit der Psyche des Menschen zu beschäftigen bzw. Zugang zu bekommen - der hat mir eigentlich immer gefehlt. Ist auch eine Art Schutzmechanismus für mich geworden - wenn ich weiß, wie ein Anderer tickt, dann kann ich ihn viel besser einschätzen.

    Es ist schlicht unmöglich zu der Psyche anderer Menschen Zugang zu bekommen wenn der andere das nicht will und sich hinter einer Fassade verbirgt.

    Du kannst ihn beobachten aber wenn es ums Beurteilen geht spielt deine eigene Wahrnehmung und deine Stimmungslage eine grosse Rolle.

    Deswegen versuche ich erst gar nicht mich in die Psyche des anderen hineinzuversetzen sondern urteile nur das Verhalten das er an den Tag legt, das ist mein Selbstschutz bzw. in meinem Fall auch der Versuch den Patienten vor sich selber zu schützen.

    Natürlich kenne ich die verschiedenen Krankheitsbilder aber selbst da "ticken" die Leute verschieden da auch viele andere Einflüsse zum Tragen kommen.

    Was mich betrifft versuche ich gar nicht mich in "nasse" Gedanken oder krankhafte Gedanken hineinzuversetzen ausser in meine eigenen. Mir sind sogar manche Co-Abhängigen Gedanken fremd und ich kann es nicht mehr nachvollziehen.

    Aber das ist auch nicht nötig da es nicht meine Gedanken sind und ich mich ja nicht unnötig damit belasten muss.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo BC,

    ich möchte dir nicht zu nahe treten, habe nur eine Frage zu deinen Satz:

    Zitat

    Ich für meinen Teil finde es interessant, mich mit der Psyche des Menschen zu beschäftigen bzw. Zugang zu bekommen - der hat mir eigentlich immer gefehlt. Ist auch eine Art Schutzmechanismus für mich geworden - wenn ich weiß, wie ein Anderer tickt, dann kann ich ihn viel besser einschätzen. Auch wenn ich weiß, welche Muster da gerade ablaufen, ohne, dass ich ihn bis ins kleinste Detail analysieren muß.

    Warum möchtest du Zugang zu der Psyche eines anderen habe, wenn du dann doch nicht analysierst?

    Und ist Analysieren nicht auch eine Art von Beurteilen, weil du ja nur von Annahmen ausgehen kannst?

    Sollte nicht jeder Mensch so angenommen werden, wie er gerade ist ohne beurteilt zu werden?

    Kann es sein, dass dein Schutzmechanismus eine Art Kontrolle ist?

    Sind doch mehr Fragen geworden als ich eigentlich dachte. Ich würde dich gerne besser Verstehen wollen, deshalb meine Fragen. So richtig kann ich es nicht einschätzen.

    Du musst nicht antworten, kannst es auch so stehen lassen. Es ist ja mein Unverständnis. :)

    LG
    Caroline

    Wir sind, was wir denken.

    trocken seit 01.05.2008

  • hallo caroline,

    eigendlich ist das nicht thema und gegenstand dieses austauschs hier. ich fände es besser wenn das nicht hier als thema weitergeführt werden würde.

    wenn dann könntet ihr das ja bei BC im tread weiter ausführen, wenn sie das möchte oder einen neuen tread zum beispiel über das thema kontrolle oder analyse eröffnen. die gedanken sind nachvollziehbar.

    lieben gruß
    melanie

  • Hallo Caroline,

    ich nehme mal Deinen Post mit in meinen Thread und antworte Dir da.


    Gruß

    BC

  • Nasses Denken verstehen zu wollen ist meiner Meinung nach ein Teil einer Aufgabe, die wir uns als Coabhängige selber stellen. Wir sind eine Kampf angetreten, einen Kampf gegen die Sucht eines anderen. Da ist es logisch, dass man versucht die Mechanismen des anderen studieren zu wollen, um ihn dann möglicherweise austricksen zu können. Jetzt war ja die Frage: Können andere ( auch Nicht-Coabhängige) nasses Denken 'verstehen'.
    Gedanken können ja erst dann überhaupt verstanden werden, wenn sie ausgesprochen werden. Nasse gedanken sind speziell die süchtigen gedanken eines Alkoholikers - die werden daher nass genannt - also nicht die süchtigen Gedanken eines Coabhängigen. Die lauten sicher ganz anders. Würde ich meine coabhängigen Gedanken zu formulieren versuchen , dann wären das Sätze wie: Es muß doch einen Weg geben, wie ich ihm helfen kann. Warum schafft er es nicht aufzuhören? Wie kann ich ihm nur helfen? Gemeinsam schaffen wir das bestimmt. Was fehlt ihm nur, erhält er nicht genug Liebe, hat er Sorgen, braucht er Hilfe, hat er schreckliche Erlebnisse in der Kindheit gehabt? usw.

    Die Gedanken des nassen Alkoholikers sind mit Sicherheit ganz andere.
    Man kann sie nicht verstehen, es sei denn man kann Gedanken lesen.

    Wenn man sie dann verstehen würde ist es noch eine Frage, ob man sie nachvollziehen kann. Wenn ein gesunder meine Gedanken hören würde, würde er vielleicht denken: Nun ist aber mal gut. jetzt geh mal lieber mit deine Kindern spazieren und genießt die Sonne.

    So etwas habe ich nie gehört ( ausser hier im Forum) . Meine Gedanken hat also auch niemand verstanden und wollte es wohl auch nie.
    Freundinnen, die ich dichtgequatscht hatte haben mir dann irgendwann den Rücken zugedreht, weil sie es nicht mehr hören konnten.

    Nasse Gefühle, so würde ich jetzt den 'Saufdruck' betiteln, kann man wohl noch weniger nachempfinden, zumindest nicht dessen Ausmaß.
    Das kann nur jeder für sich. Selbst Coabhängige Gefühle unterscheiden sich bestimmt voneinander.

    Das gefühl der 'Sucht' an sich, kennen wir alle hier, jeder auf seine Art und in seinem individuellen Maß.

    Auch ich habe lange versucht die Suchtgedanken des Alkoholikers zu verstehen. Wie schon erwähnt, mit dem Hintergedanken, wenn ich sie verstanden habe, dann ein entsprechendes Heilmittel entwickeln zu können. Auf dieser Suche habe ich dann erfahren und erkannt, dass das übermäßige Trinken meines Partners eine Sucht ist, eine unheilbare krankheit. Das wußte ich anfangs nicht so 100%ig.
    Dieses 'Verstehen wollen' der nassen Gedanken hat mir aber auch immer wieter die Augen geöffnet, dass ich da keine Chance habe einzugreifen. Ich kann diese Gedanken nicht abstellen. Nur meine eigenen, und die auch nur schwer. Sich mit den Gedanken auseinader setzen wollen war für mich - anders als geplant- ein Abnabelungsprozess. Ich kann nicht wissen, was ein anderer Mensch denkt, habe aber durch das Zusammensetzen einzelner Puzzleteile, die ich von anderen Forenteilnehmern erhalten habe, erlernen können wie ein Alkoholiker 'tickt'.

    Ich nenne da mal ein Beispiel. Ich glaube jede Coabhängige stellt sich häufig die frage: warum überhaupt trinkt mein Partner. Hier erfahren habe ich: Ein Alkoholiker trinkt wenn er Probleme hat. Wenn nicht, sucht/schafft er sich auch welche. Dies zu erkennen war ein großer Schritt. Für mich bedeutete das doch, dass egal wie sehr ich mich bemühe, mein gegenüber immer wieder einen Grund zum Trinken findet und finden will. Auch habe ich erkannt, dass nicht mein Handeln der Grund zum Trinken ist. Ich habe nichts falsch gemacht und ich habe keine Schuld daran. Und zum schluß dann die Einsicht: ich kann da auch nichts dran ändern. Ich rede gegen die Wand. ich mühe mich ab bis zum Umkippen. Ich vergeude meine zeit.
    Und - ich könnte ihn noch so sehr verstehen - es liegt nicht in meiner Macht etwas daran zu ändern.

    In Threads, wo es um Alkohol geht habe ich von Kapitulation gelesen. Auch als Coabhängige muß man kapitulieren. Einsehen , dass man machtlos ist gegen die Sucht des Partners.

    ich würde sagen: Man kann nasse Gedanken kaum verstehen und nachvollziehen. Jedes bißchen nachvollziehen ist ein schritt aus der eigenen Abhängigkeit, ist eine Einsicht, ein Akzeptieren, ein eigenes Loslassen. Sich mit den Gedanken des anderen auseinanderzusetzen war für mich aber ein Teil meines weges aus meiner Sucht und daher empfehlenswert. Das klingt jetzt vielleicht wiedersprüchlich.
    ich wollte die Gedanken verstehen, um sie mit anderen Gedanken, also mit Diskussionen, mit der Vernunft, mit gutem Zureden, Mut machen etc. in eine andere Bahn lenken. Den Vergleich mit Mutterinstinkt finde ich sehr passend. Tief in mir verspür(t)e ich einen starken 'Beschützerisntinkt', der mich dazu trieb und es nicht lassen wollte. Muster wie in der Erziehung der Kinder schwebten mir schon vor. Jemand in der Familie hat ein problem und man bemüht sich gedanklich dieses Problem zu erfassen und sich etwas auszudenken, wie man dem in Zukunft entgegenwirken kann. Dieses Prinzip ist ja im Grunde nicht falsch.
    Das Kind, was den Rat der Mutter sucht ist aber bereit sich zu ändern.
    iat es umgekehrt: Die Mutter sieht das Problem beim Kind - wird es schon schwieriger. Das kennt wohl jeder. Aber Kinder lassen sich vielleicht noch einfach überzeugen. Wenn nicht, gibt es noch die Möglichkeit der Bestrafung, Konsequenzen usw.

    Ist Sucht im Spiel wirkt dieser Mechanismus aber nicht mehr (oder nur sehr begrenzt). Weder bei Kind ( bzw Jugendlichen) noch bei Erwachsenen. Die Bereitschaft des anderen, etwas annehmen zu wollen von der angebotenen Hilfe ist nicht da. Das muß man auch erstmal verstehen als Coabhängige.

    Seine eigenen Gedanken zu verstehen, zu deuten ist dabei eine wichtige Begleiterscheinung aus dem Weg der Abhängigkeit:
    Nämlich dass man permanent versucht gegen den Willen des anderen etwas zu ändern, aber mit dem Gefühl, dass man helfen will, etwas gutes dabei tut, es sogar seine Pflicht ist, es zu tun.

    Wenn ich nun lese, dass ein trockener Alkoholiker schreibt, er könne das ( coabhängige Denken) nicht nachvollziehen glaube ich das nicht ganz. Vielleicht irre ich mich. Aber ich kann mir vorstellen dass auch ein Alkoholiker genau so (denken und) handeln würde, wenn beispielsweise das eigene Kind von einer schweren sucht betroffen ist. Mir ist beim Lesen einiger threads von Alkoholikern aufgefallen, dass, obwohl sie selber doch die Erfahrung gemacht haben, dass jeder seinen eigenen Weg aus der Sucht finden muß bei nahestehenden Angehörigen dann auch coabhängiges Verhalten an den Tag legen.

  • Interessantes Thema!

    Für mich kam der Wendepunkt, als ich die Motivation meiner Mutter verstand.
    Bis dahin war mir klar, dass sie krank ist. ABER ich ging davon aus, wie, wenn ich eine Krankheit habe, dass man auch als Alkoholkranker gesund werden möchte. Meine Erklärung, warum sie wohl nicht zum Arzt ging, war, dass sie sich des Problems nicht bewusst war und sich vielleicht schämte, zum Psychiater zu gehen.
    Man verzweifelt schon ein wenig, wenn man sieht, wie das eigene Elternteil wie ein Lemming zur Klippe läuft. Es war sehr heilsam, als ich erkannte, dass Lemminge zur Klippe laufen dürfen, ich daran nichts ändern kann und sie sich ihres Tuns voll bewusst sind, aber nicht aufhören wollen.
    Ich möchte nicht vollständig nachvollziehen und wissen, was meine Mutter denkt.
    Mir reichte jedoch die Erkenntnis, dass sie mit auf der Seilseite des Alkohols steht, gegen den ich ziehe und ich somit nur gegen ihren Willen agiere.

    Natalie

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